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Die Prinzipien des Erfolgs

Von Dr. Oliver Everling | 18.Juli 2019

Der US-amerikanische Unternehmer, Hedgefondsmanager und Philanthrop Ray Dalio hat sich nicht erst kurz vor seinem 70. Geburtstag am 8. August 2019 besonnen, „Die Prinzipien des Erfolgs“ niederzuschreiben. Der Text ist vielmehr über Jahre hinweg gereift und aus seinen Notizen entstanden. Nach der Veröffentlichung in englischer Sprache – die ersten Publikationen reichen bis zum Jahr 2010 zurück – liegt nun im FinanzBuch Verlag die deutsche Version vor, übersetzt von Sascha Mattke.

Das Buch besteht aus drei Teilen. Im ersten, autobiografischen Teil lernt der Leser den Web von Ray Dalio von der Gründung seines Hedgefondsunternehmens Bridgewater Associates bis zum Status als einem der reichsten Amerikaner kennen. Im zweiten Teil werden Prinzipien für das Leben, im dritten Prinzipien für die Arbeit vorgestellt.

Seine Autobiografie wird limitiert durch den Wunsch seiner Frau nach Privatsphäre, so dass Ray Dalio doch allzu tiefe Einblicke in sein Privatleben vermeidet. Sein Bemühen, dem Leser dennoch möglichst viel Verständnis seines Lebensweges mitzugeben, wirkt jedoch sehr glaubhaft, zumal er auch den tiefen Fall eines Sohnes und die Wende zum Besseren offen anspricht. Ferner wird klar, dass auch Ray Dalio nicht ohne Rückschläge sein Unternehmen aufbauen konnte, denn mit Anfang 30 wurde er auf eine Ein-Mann-Firma zurückgestutzt.

Die Staffelübergabe lief bei Bridgewater Associates bei nahendem Pensionsalter von Ray Dalio nicht so reibungslos, wie man es sich bei einem Unternehmen dieser Größenordnung wünschen würde. Der Bekanntgabe seines Rücktritts als CEO im Jahr 2011 folgte ein „Übergangsplan für bis zu zehn Jahre“. Ray Dalio setzt sich mit Gestaltern der Wirtschaft und der Politik auseinander, so dass sein Buch auch für diejenigen lesenswert ist, die mehr über seine Gesprächspartner wie Bill Gates, Elon Musk, Reed Hastings, Mohammad Yunus, Geoffrey Canada, Jack Dorsey, u. a. erfahren wollen.

Ray Dalio sieht sein Leben in drei Phasen von der Jugend, dem Aufbau von Brigewater Associates und ab 2017, das letzte Jahr seines „Übergangs von der zweiten in die dritte Phase“ seines Lebens: „Bald werde ich mein Wissen, das ich auf meinem Weg gesammelt habe, vollständig weitergegeben haben“. Inzwischen sei sein Wunsch, selbst Erfolg zu haben, dem Wunsch gewichen, anderen bei ihrem Erfolg zu helfen. „Mittlerweile ist mir klar, dass mein Sinn, Ihr Sinn und der Sinn von allem anderen darin liegt, sich weiterzuentwickeln und einen kleinen Beitrag zur Evolution zu leisten. Ich habe das nicht von Anfang so gesehen – ich habe einfach das verfolgt, was ich wollte.“

Im Lebensweg von Ray Dalio dürften viele Leser den „amerikanischen Traum“ erblicken: Ein Vermögen aufbauen – und dann genießen und weitergeben. Ray Dalio hinterfragt nicht, ob es für ein erfolgreiches Leben überhaupt einer doch recht deutlichen Trennung von Lebensphasen bedarf, die erst gegen Lebensende eine philanthropische Phase erlaubt.

Auch seine Sicht auf Arbeit folgt klassischen Vorstellungen, sich selbst und seine Mitarbeiter „in die Pflicht“ zu nehmen. Ray Dalio entwirft kein neues Modell aus Arbeit und Leben, des Wirtschaftens unter den Bedingungen der begrenzten Ressourcen unseres Planeten usw., sondern zeigt, auf welchen Prinzipien sein Erfolg in den letzten vier Dekaden gründete.

Die Stärken des Buches liegen in den Denkanstößen, die Ray Dalio durch Offenlegung seiner Biografie sowie Argumentation seiner Prinzipien für das Leben gibt, sowie insbesondere in den Prinzipien für die Arbeit, deren Bewährung in der Praxis unverkennbar sind.

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