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Egan-Jones Ratings Company sieht begrenzte Risiken im Data-Center-Boom
Von Dr. Oliver Everling | 29.Oktober 2025
Der globale Ausbau von Rechenzentren verschlingt gewaltige Summen, und viele fragen sich, ob dieses Kapital sinnvoll eingesetzt ist und ob Investoren mit einer angemessenen Rendite rechnen können. Nach Einschätzung der RatingagenturEgan-Jones Ratings Company sei diese Frage „ungenau oder unvollständig gestellt, da einige der stärksten Unternehmen weltweit die Hauptschuldner sind und damit die meisten, wenn nicht alle, der inhärenten Risiken abmildern“. Der Boom der Künstlichen Intelligenz ist zum entscheidenden Treiber geworden: „Wenn Artificial Intelligence (AI) auch nur einen Bruchteil ihres Versprechens einlöst, wird sie die Welt für immer verändern.“ Die Geschwindigkeit der Entwicklung zwingt Unternehmen dazu, ihre Infrastruktur rasch auszubauen, um nicht von effizienteren Wettbewerbern überholt zu werden.
Gleichzeitig bleiben Parallelen zu früheren Technologiewellen nicht aus. Egan-Jones erinnert an den „Dot Com Bust“ im Jahr 2000, als überzogene Erwartungen zu massiven Kursverlusten führten. Dennoch sei der Bedarf an Rechenzentren robust, auch wenn neue Modelle wie das chinesische „Deep Seek“ oder Elon Musks „Grok“ die Branche überraschten. Die Herausforderungen liegen weniger im technologischen Fortschritt als in den Rahmenbedingungen: „Ein weiteres Problem für Branchenakteure besteht darin, geeignete Standorte für Rechenzentren zu finden und die Stromversorgung sicherzustellen.“ Der wachsende Energiebedarf bringe Versorgungsnetze an ihre Grenzen, weshalb „stabile und leicht skalierbare Energiequellen, insbesondere nukleare, benötigt werden“. Während China hier Kostenvorteile hat, bleiben für US-Standorte Regionen mit reichlich Erdgas – etwa Texas oder Pennsylvania – attraktiv.
Auch der Engpass bei Chips, noch vor einem Jahr ein dominierendes Thema, habe sich laut Egan-Jones entschärft: „Dieses Problem wurde gemildert, da Nvidia die Produktion hochgefahren und tragfähige Alternativen entstanden sind.“ Entscheidend bleibt aus Kreditsicht jedoch, dass die großen Schuldner – die Tech-Giganten – über außergewöhnliche Bonität verfügen. „Aus Sicht der Gläubiger wird die Diskussion über die Aussichten der Rechenzentren von der Tatsache überlagert, dass die typischen Schuldner in der Lage sind, ihren Verpflichtungen unabhängig von den Projektaussichten nachzukommen.“
Der Markt für Rechenzentren sei daher in einer paradoxen Lage: enorme Nachfrage trifft auf begrenztes Angebot, was bestehende oder geplante Projekte begünstigt. „Vielleicht ist dies ein Bereich, in dem das Risiko begrenzt ist – aufgrund der Stärke der Schuldner und der starken Nachfrage nach dem Vermögenswert im Verhältnis zum Angebot“, so das Fazit der Egan-Jones Ratings Company. Damit zeigt sich, dass Technologie, Energiepolitik und Kapitalmärkte zunehmend ineinandergreifen – und dass die wahren Risiken weniger in den Datenleitungen als in den Stromleitungen liegen dürften.
Themen: Anleiherating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Egan-Jones Ratings Company sieht begrenzte Risiken im Data-Center-Boom
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