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ETF-Forum im Zeichen des Putin-Effekts

Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2014

„Der ETF-Markt wird erwachsen“, führt Michael Krogmann, Head of Cash Market Development, Deutsche Börse AG, ins ETF-Forum der Deutschen Börse in Frankfurt am Main ein. „Das bedeutet aber nicht, dass die Dynamk nachlässt.“ Renminbi-Zentrum, grenzüberschreitender ETF-Handel, Zulassung im Clearinghouse und Wertpapierleihe mit ETFs sind Beispiele für Impulse, die das Investment in ETFs für eine breite Zielgruppe von Anlegern weiterhin attraktiv bleiben wird.

Nur 3 % der Deutschen haben bisher in ETFs investiert, berichtet Krogmann, viel weniger als in anderen Ländern. Daher bleiben die Wachstumsfaktoren erhalten. „Wir bieten Ihnen ein außergewöhnliches Programm“, sagt Krogmann mit Blick auf die Agenda des ETF-Forums.

Corinna Wohlfeil, n-tv Moderatorin wie auch Moderatorin des ETF-Forums, bemerkt die einzigartige Besetzung schon des ersten Panel mit Dr. Holger Schmieding der Joh. Berenberg, Gossler & Co., Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus & Burkhardt und Dr. Ulrich Kater von der DekaBank Deutsche Girozentrale, alle drei Chefvolkswirte ihrer Banken.

„Wenn Putin seine Panzer stoppt, ist der Ausblick auch für Europa nicht schlecht“, sagt Schmieding, nachdem er weltweit einen eher positiven Wirtschaftsausblick gab. „Die US-Haushalte geben wieder normal Geld aus“, berichtet Schmieding, „deshalb wird die Konjunktur in den USA weiterlaufen.“ In China dagegen seien die öffentlichen Investitionen starken Schwankungen unterworfen, da diese massiv zur konjunkturellen Stabilisierung eingesetzt würden.

„Deutsche Exporte nach Russland sind in freien Fall“, warnt Schieding. „Aber wie weh tut das? 0,3 % aufs Jahr gerechnet.“ Schmieding will den rechnerischen Effekt nicht bagatellisieren, aber der eigentliche Schock liege in einem Krieg in unserer Nachbarschaft. Der Putin-Effekt treffe Deutschland besonders hart, in Spanien, eigentlich in der gesamten Peripherie laufe es besser als in Deutschland. Bei den fünf Krisenstaaten sei die Eurokrise vorbei, die Schuldenkrise überwunden.

„Seit Jahren blamieren sich viele deutsche Akademiker, die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank würden bald zu Inflation führen“, sagt Schmieding und hält die Diskussion für völlig falsch. Der Preisauftrieb folge oftmals der Konjunktur. Da die EUro-Konjunktur sit dem Frühjahr 2013 wieder leicht zugelegt habe, werde sich die Inflationsrate wohl bald stabilisieren.

Deflation sei ein akademisch interessantes Thema, aber bei minus 2 % gehe die Welt nicht unter. Niedrigere Energiepreise seien für die Konjunktur nicht schlecht. Entscheidend seien vielmehr die geopolitischen Risiken.

„Vor Gott und dem Stau sind alle Menschen gleich, abgewandelt gesagt, vor der Geopolitik sind alle Analysten gleich“, führt Kater in seinen Vortrag ein. „Der DAX ist in diesem Jahr ein Seismograph der Geopolitik.“ Die Zinsen und Zinserwartungen werden offenbar stark von der Erwartung einer niedrigen Inflation geprägt. Sicht- und Spareinlagen sind bei Inflation unattraktiv, umgekehrt aber in einer Phase der Deflation. „Nicht weil die Wahrscheinlichkeit so groß ist, sondern weil die Konsequenzen so groß wären“, argumentiert Kater, „deshalb muss man sich auch eingehend mit der Möglichkeit der Deflation beschäftigen.“

Schilbe tut sich schwer, ein „übermäßiig bearisches Bild zu zeichnen“. China stehe vor langsamere Wachstumsraten, so seine Prognose zum Wachstum in China. Deutsche Volkswirte sehen schon seit fast zwei Jahrzehnten jeweils niedrigere Wachstumsraten für China voraus, so auch Schilbe auf dem ETF-Forum. „Ja, die Frühindikatoren haben sich gefangen“, räumt Schilbe ein. Die Kreditschöpfung in China sei etwas schwächer ausgefallen.

Der Anteil des privaten Konsums sei bislang relativ niedrig. Schilbe skizziert den Zusammenhang zwischen dem chinesischen Hukou-System und der Sparneigung: Durch das Meldesystem sei die Ersparnis der Chinesen sehr hoch. In der Lockerung des Hukou-Systems sieht Schilbe daher einen Impuls für mehr privaten Konsum in China. „Zig-Millionen werden weiterhin in die Städte drängen“, urteilt Schilbe. 70 % der Millionenstädte in China haben noch gar keine U-Bahn, illustriert Schilbe das Potential.

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