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Indirekte Ratingverfahren im Nachteil

Von Dr. Oliver Everling | 11.Oktober 2011

Für die Anwendung eines statistischen, indirekten Ratingverfahrens müssen eine Reihe von Prämissen erfüllt sein: Ein Unternehmen muss bezüglich der wesentlichen Insolvenz verusachenden Gesetzmäßigkeiten für die Grundgesamtheit sein usw. Die klassischen Ratings befassen sich zwar mit Mehrjahresbetrachtungen, sind aber nicht an Planwerten orientiert.

Dr. Werner Gleißner, Vorstand der Future Value Group AG, zeigt anlässlich seines Vortrags im Bundesverband der Ratinganalysten und Rating Advisor die Bedeutung einer an Planszenarien orientierten Prognose von Ausfallwahrscheinlichkeiten auf. „Wenn alles planmäßig läuft, kann in einem Unternehmen nichts Schlimmes passieren, denn das würde ja logischerweise nicht geplant“, sagt Gleißner. Es könne daher nur um den Fall gehen, dass unplanmäßige Ereignisse zu verarbeiten sind.

Gleißner empfiehlt daher die Betrachtung von Stressszenarien, in denen Annahmen variiert und unterschiedliche Variablenausprägungen berücksichtigt werden. Konjunktur, Umsatzeinbruch usw. können so berücksichtigt werden. „Aus der Krisenforschung wissen wir, dass in der Regel nicht nur ein einziger Faktor für eine Unternehmenskrise verantwortlich ist, sondern die Kombination ungünstiger Einflüsse“, warnt Gleißner.

Simulationsbasierte Ratingprognosen berücksichtigen Planungsunsicherheiten und beseitigen Scheingenauigkeiten, macht Gleißner klar. „Der Computer informiert über die Prognosen, die zu ungünstigen Ergebnissen führen würden“, so Gleißner, so dass die Unternehmensleitung durch Ratingprognosen Sanierungssituationen erkennen und rechtzeitig eingreifen kann. „Wir müssen die Ratings stärker auf die Zukunft ausrichten. Wir haben nicht die Kristallkugel, aber wir können Bandbreiten angeben für die wahrscheinlichsten Entwicklungen.“

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