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Island, Dubai – Welches Land löst die nächste Krise aus?

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 28.November 2009

 Die Finanzkrise zieht immer weitere Länder mit in den Abgrund. Während die Inselrepublik Island nur durch den Internationalen Währungsfonds vor dem Staatsbankrott gerettet wurde, dürfte die Zahlungsunfähigkeit des einstmaligen Boom-Emirats Dubai das Nachbarland Abu Dhabi sicherstellen. Beide Länder wurden durch eine übertriebene Spekulation in den Abgrund gerissen. Waren es in Island die Banken, die das Land in den Nahe-Bankrott getrieben haben, hat in Dubai der Immobilienboom dazu geführt, das viele Unternehmen, darunter auch staatseigene, ihre Kredite nicht mehr bedienen können.

Die Ähnlichkeiten der Krise zeigen sich auch an dem Missverhältnis der kriselnden Branchen gemessen am Bruttoinlandsprodukt. Während in Island der Finanzsektor im krassen Missverhältnis zur ökonomischen Stärke des Landes gestanden hat, steht der Immobilienmarkt inkl. des Bausektors in Dubai für rund 25 % des BIPs. Der Anteil des Ölsektors am BIP beträgt dagegen nur noch rund 6 %. Da die überdimensionalen Immobilienobjekte größtenteils fremdfinanziert wurden, war es nur eine Frage der Zeit, wann die Blase platzen würde.

Dass der Immobilienmarkt überhitzt war und die Preise seit über einem Jahr nur eine Richtung kannten, nämlich nach unten, hätte eigentlich jedem Banker in Dubai auffallen müssen. Doch weit gefehlt. Vielmehr zeigten sich viele Banker in den letzten Monaten noch optimistisch, was die wirtschaftliche Entwicklung der Region angeht, obwohl die Ratingagenturen schon frühzeitig Warnsignale aussendeten.

Es war unter den Finanzprofis fast Konsens, dass Dubai die in diesem Jahr fälligen Schulden auch begleichen könne. Auch die Regierung sendete wie immer positive Signale – Business-as-usual. Ähnlich wie in Island kannte offenbar auch in Dubai keiner alle Fakten, was wiederum den Schluss zulässt, dass die Finanz-Gemeinschaft von vollkommen falschen Annahmen ausgingen. Jetzt wo die Krise nicht mehr verleugnet werden kann, hat das Emirat Dubai einen schweren Schaden genommen. Davon wird sich auch der Finanzsektor nur schwerlich erholen.

Das Vorhaben, Dubai als zentrales Finanzzentrum für den gesamten Nahen und Mittleren Osten zu installieren, dürften damit vorerst ausgeträumt sein. Dabei wollte die im Aufbau befindliche Finanzmetropole eine vergleichbare Rolle einnehmen wie die Wall Street, die City of London oder Hongkong. Doch wie in den USA war der Immobilienmarkt der Auslöser der Krise. Satt Investitionen einzudämmen, wurden immer mehr Projekte auf dem Markt gebracht. Angeblich sollen bis 2010 Projekte im Wert von knapp 2 Bio. Dollar auf den Markt kommen.

Noch Mitte November sagte Mohammed Alabbar, Regierungsvertreter und Vorsitzender von Emaar Properties, dass das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bekannt sei. Alabbar wies gegenüber dem Fernsehsender Al-Arabija zugleich Berichte zurück, das Emirat sei auf Hilfe der Zentralregierung in Abu Dhabi angewiesen. Obwohl inzwischen zahlreiche Vorzeige-Projekte storniert oder verschoben wurden, gingen Branchenexperten von einer Verdopplung des Angebots von Büroflächen bis 2011 aus. Davon dürfte nun keine Rede mehr sein. Der Poker ist vorbei.

Derzeit beläuft sich die Summe der Verbindlichkeiten von dem in Schieflage geratenen Unternehmen „Dubai World“ auf rund 60 Mrd. Dollar mit einem 40 %-Anteil von Auslandskrediten. In Ermangelung weiterer Detailinformationen verbanden die Kapitalmärkte die Ankündigung vor allem mit der am 14. Dezember 2009 fälligen Sukuk-Anleihe von „Nakheel“ mit einem Volumen von 3,5 Mrd. Dollar.

Mit Blick auf die sich an die Fälligkeit anschließende 14-tägige Zahlungsfrist werden die Inhaber der „Nahkeel“-Anleihe erst Ende Dezember 2009 sicher wissen, ob ein „default“ vorliegt. Für die genannte Schuldverschreibung der „Nakheel“ gibt es eine Garantieerklärung der „Dubai World“. Indes fehlt faktisch eine Haftungsverpflichtung des Emirats Dubai für die „Dubai  World“. Das bedeutet, dass für das Emirat keine unmittelbare Verpflichtung besteht, für die  Schulden der „Dubai World“ einzustehen. Es ist jedoch fraglich, ob es sich  der Nettoschuldner Dubai mit Blick auf künftige Finanzierungsvorhaben leisten kann, Investoren im Regen stehen zu lassen.

Die Suppe auslöffeln werden zumeist jene Banken, die im Emirat stark exponiert sind, darunter viele aus Europa. Laut der Emirates Bank Association sind davon besonders HSBC (17 Milliarden Dollar), gefolgt von Standard Chartered (7,8 Milliarden Dollar) und Barclays (3,6) betroffen.

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