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Klammheimliche Kreditklemme

Von Dr. Oliver Everling | 13.Juli 2010

„Der Schurke ist immer der Banker?!“ Das fragt Rainer Langen von Rainer Langen & Partner anlässlich seines Vortrags im Europäischen Finanz Forum in Frankfurt am Main. Langen sprach zum Thema „Kreditklemme – Versorgen die Banken den Mittelstand ausreichend mit Krediten?“ im MontagsMeeting des Vereins (http://www.eff.de/), der in Frankfurt von avocado Rechtsanwälte und der DZ BANK gesponsort wird.

Filialen im In- und Ausland, bargeldlose Zahlungen, Jumbo-Kredite, „hochspekulative Papiere für Zocker“, kommerzielle Großmacht – das alles sind Stichworte, die schon Lorenzo de Medici im Florenz des 15. Jahrhundert im „Medici-Konzern“ beschäftigten. Schon damals mussten Banker herbe Kritik einstecken.

Langen unterstreicht, dass in der politischen Diskussion es bei der Verwendung des Begriffs „Mittelstand“ drunter und drüber gehe. Am Ende erhalte man Durchschnittszahlen, die eigentlich wertlos seien. Denn zum Mittelstand werden auch noch Unternehmen gerechnt, die Milliardenumsätze erreichen.

„Jeder zweite mittelständische Unternehmer hat mit seinem Kreditinstitut in den vergangenen zwölf Monaten negative Erfahrungen gemacht“, so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter BVMW-Mitgliedern 06/2010. Es werden mehr Sicherheiten verlangt, Zinsen erhöht, Kreditwünsche abgelehnt, insbesondere Laufzeiten und Kreditvolumina nicht wie benötigt bereitgestellt.

Langen analysiert die Jahresdurchschnittsvolumina der Kredite an Unternehmen, 2005: 798 Mrd. €, 2006: 825 Mrd. €, 2007: 852 Mrd. €, 2008: 933 Mrd. € und 2009: 971 Mrd. € deuten auf Steigerungen. Betrachtet man aber jeweils das erste Quartal, so zeigen sich für Q1 2008: 909 Mrd. €, Q1 2009: 985 Mrd. € und für Q1 2010: 943 Mrd. €.

Langen warnt vor den Durchschnittszahlen, nach denen sich die Kreditkrise relativiert habe. Tatsache sei eine schärfere Vergabepraxis der Banken, verringerte Wettbewerbssituation unter Banken, deutlich geringere EK-Quoten der Banken, so dass deren Fähigkeit zur Vergabe von Krediten schon quantitativ eingeschränkt sei, weitere Verschärfung regulatorischer Vorgaben, klare Verschlechterung der Firmenratings 2009, anhaltende, immer neue Krisensituationen und zu geringe Risikobereitschaft.

Der Abschreibungsbedarf der Banken im Euro-Raum beträgt 2010 rd. 250 Mrd. € (bisher realisiert € 415 Mrd seit 2007). Daher, so Langen, seinen nur gute Bonitäten gefragt, nur gute Zinsmargen gewollt, nur niedrige Risikokosten erlaubt, keine Problemfälle und keine Existenzgründungen. Langen zeigt das Problem „Hausbankprinzip“ in der Zusammenarbeit mit der KfW auf.

Am Ende zählt nach Lagen immer die Bonität: Auch Factoring- und Leasinggesellschaften erstellen Ratings. Wer ins Risiko geht, will auch die Mehrheit. Mezzanine „alter Prägung“ ist tot, so Langen (http://www.ikme.de/).

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