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Länder im Boot der Weltwirtschaft

Von Dr. Oliver Everling | 21.Januar 2009

Anfang 2008 glaubten viele, dass zwar die US-Krise sehr gravierend wäre, aber Europa die gravierendsten Konsequenzen der Krise erspart bleiben könnten. Dies beeinflusste die weitere Entwicklung und auch die Beurteilung der Kreditwürdigkeit von Staaten. In 2008 drehte sich das Rating von Ländern ins Negative, mehr Herabstufungen als Heraufstufungen sind die logische Konseqeunez der Krise.

Nun stehe man in der schwerwiegendsten Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg, begründet Brian Coulton, Head of Global Economics von Fitch Ratings, die Herabstufungen beim Fitch Ratings Seminar Sovereign Hotspots 2009. In den letzten 25 Jahren hätten auch die Schwellenländer keinen schwerwiegenderen Schock erlebt als in der gegenwärtigen Krise. Viele Länder seien sehr nah an den Faktoren, die die Krise treiben würden. Das Fremdwährungsrisiko sei in vielen Schwellenländern im privaten Sektor nicht gut gemanagt worden.

„Ich will nicht vollständig negativ sein“, sagt Coulton. Hätte die Finanzkrise die Schwellenländer auch nur fünf Jahre früher erfasst, wären diese Länder noch schlechter vorbereitet gewesen und die Konsequenzen wäre noch tiefgreifender gewesen, urteilt Coulton. Deutlich zeigt sich aber heute die Gleichförmigkeit der weltweiten Wirtschaftsentwicklung. Während noch Anfang der 1990er Jahre sich die Wachstumsraten in verschiedenen Ländern voneinander abkoppeln konnten, so liegen heute die Wachstumspfade praktisch auf Parallelen, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau.

Die Kreditcrunch sei nun klar in der Realwirtschaft erkennbar, belegt Coulton. Kredite für den privaten Sektor seien klar rückläufig, nicht nur in den USA, sondern auch in Großbritannien und in Europa. In den 1990er Jahren sei die Sparquote in den USA zusammengebrochen und die Nettoverschuldung nahm rasch zu. In den letzten drei Quartalen sei in den USA ein dramatischer Umschwung vollzogen worden. Erstmals würden amerikanische Haushalte netto Kredit zurückbezahlen und beginnen, im Durchschnitt auch Ersparnisse zu bilden.

„Man kann sich nirgends verstecken“, überschreibt Coulton seine Darstellung zum Einbruch der Industrieproduktion. In allen G7-Staaten gehe die Beschäftigung zurück. Die hohe Liquidität, die von den Zentralbanken zur Verfügung gestellt werde, wie auch die rückläufigen Rohstoffpreise entlasten zurzeit die Krise. Das Refinanzierungsproblem der Banken sei nach den staatlichen Garantieren nicht mehr in derselben Dramatik zu sehen wie noch vor wenigen Monaten.

Coulton weist auf die hohen externen Refinanzierungsrisiken des privaten Sektors hin, angefangen bei den hohen Volumina in Russland, die 2009 zur Refinanzierung anstünden. Coulton weist auf die Problematik hin, Zahlungsbilanzdefizite durch Exporte zu schließen. Wenn dieser Anteil gering sei, wäre es umso schwieriger, ein vergleichsweise hohes Defizit abzubauen. Eine besondere Herausforderung stelle sich für diejenigen Länder, die ein hohe „Dollarisierung“ in dem Sinne aufweisen, dass ein hoher Anteil der Einlagen in Fremdwährungen gehalten würden. Dazu zählen nach Erhebungen von Fitch Ratings zum Beispiel Serbien, Ukraine und Rumänien, wo die Hälfte oder mehr der Einlagen in Fremdwährungen denominiert seien.

Der Markt könne sehr gut zwischen öffentlichen und privaten Emittenten unterscheiden. Daher sei die Emissionstätigkeit der öffentlichen Emittenten nicht in gleichem Maße betroffen gewesen wie die privater Emittenten. Im Durchschnitt halten sich die 30 wichtigsten Schwellenländer noch auf dem Niveau der Anlagequalität („investment grade“) und damit besser als noch im Zeitraum 1998 bis 2003, als sie im Durchschnitt nur BB+ erreichten.

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