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Monetäre und fundamentale Treiber für Aktien positiv

Von Dr. Oliver Everling | 10.März 2021

Die Weltwirtschaft wird die vor einem Jahr begonnene Erholung im Laufe dieses Jahres fortsetzen. Dabei dürfte es zu größeren Unterschieden zwischen den einzelnen Regionen kommen: Bisher lag China beim Wachstum vorne. Die bisherige Entwicklung sei von deutlichen Unterschieden in den Entwicklungen der verschiedenen Länder geprägt, berichtet Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe.

Im ersten Halbjahr könnten die USA die Führung übernehmen, danach dürfte dann auch Europa deutlich aufholen. FERI gehe derzeit noch davon aus, dass sich die Schwierigkeiten beim Impfen in Europa überwinden lassen werden. Das Aufbauprogramm in Europa sieht Angermann durchaus in einer relevanten Größenordnung, so dass er sich von diesem positive Impulse verspricht.

In den USA sei durch den massiven Fiskalstimulus mit einem deutlichen Wachstumsschub zu rechnen. „Mit Blick auf China interessiert uns, dass hier eine Rückführung der massiven fiskalischen Stimuli zu erwarten ist.“ Der Wachstumstreiber in China werde der private Konsum und die private Investition sein. „Beim hundertjährigen Bestehen der Kommunistischen Partei Chinas wird man nicht mit negativen wirtschaftlichen Nachrichten konfrontiert sein wollen“, spekuliert Angermann.

„Wenn der private Konsum in den USA in den kommenden Monaten anzieht, trifft er auf begrenzte Kapazitäten, weil viele Unternehmen sich von der Corona-Krise noch nicht ausreichend erholt haben oder ganz aufgeben mussten. Steigende Preise sind dann sehr wahrscheinlich. Das ist bereits ansatzweise sichtbar“, so Angermann.

Noch werde ein starker Anstieg der Inflation durch die gedämpfte Preisentwicklung im Dienstleistungssektor verhindert. Doch das könne sich in absehbarer Zeit ändern. „Die Inflationserwartungen an den Kapitalmärkten sind bereits gestiegen, und auch die Zinsstrukturkurve zeigt mittlerweile einen deutlich steileren Verlauf als vor der Pandemie“, erläutert Angermann. Sogar Ökonomen, von denen man es nicht erwartet, würden sich inzwischen mit Sorgen melden.

„Wir halten es für wahrscheinlich, dass die Inflationsrate in den USA im nächsten Jahr über 3 % liegen wird. Es sind aber auch Entwicklungen denkbar, dass die Inflationsrate über 4 % gehen könnte“, analysiert Angermann. Die Anleihemärkte bleiben entsprechend schwach.

Die Aussicht auf steigende Inflationsraten setzt vor allem die Anleihemärkte unter Druck. Insbesondere bei Staatsanleihen ist mit weiteren Kursverlusten zu rechnen. Die Aktienmärkte profitieren einerseits von einem weiterhin günstigen fundamentalen und geldpolitischen Umfeld, könnten aber unter dem Eindruck weiter steigender Zinsen zunehmend in die Defensive geraten.

Vor diesem Hintergrund rechnet Angermann in den kommenden Monaten mit einem fragilen „Risk on“-Szenario. Das Marktumfeld für Risikoaktiva wie Aktien und Rohstoffe bleibt dabei grundsätzlich positiv, dennoch kommt es für den Anlageerfolg entscheidend auf eine stärkere Steuerung innerhalb der einzelnen Anlagesegmente an. Zyklische Aktien sind in diesem Umfeld gegenüber Wachstumswerten klar zu bevorzugen, speziell der Technologiesektor könnte deutlich korrigieren, gibt Angermann zu bedenken. „Sorglosigkeit hat Rekordniveau erreicht. Zunehmend fließt spekulatives Geld in die Märkte.“

Mit Blick auf Aktien sei die Verbesserung der Gewinntrends 2021 positiv, aber durch Zinsanstieg ergeben sich steigende Marktrisiken. Renten erwarten Kursverlustrisiken, da ein deutlicher Zinsanstieg 2021 kaum zu vermeiden sein wird. Industriemetalle sieht Angermann noch im Aufwärtstrend, wie auch Öl mit einer deutlichen Belebung. Vorerst stehe Gold noch durch den Zinsanstieg unter Druck. Strategisch werde Gold aber durch die Geldpolitik unterstützt. Bei den Immobilien sieht Angermann den Beginn von Korrekturen in einzelnen Märkten, so dass Trends nur noch selektiv attraktiv seien. Private Equity treffe auf ein günstiges Umfeld, jedoch seien hier adverse Zinseffekte zu beachten. Ebenso sind bei Hedge Funds zunehmend Überraschungspotentiale zu berücksichtigen. Der Dollar bleibe vorerst robust.

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