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Monopol der Ratingagenturen erhöht Volatilität

Von Dr. Oliver Everling | 3.November 2008

„In Bullmärkten reduzieren sich die von Investoren geforderten Risikoprämien“, sagt Prof. Mordecai Kurz. Im Rahmen einer CFS Lecture sprach Mordecai Kurz, Joan Kenney Professor of Economics an der Stanford University in den USA, über „The Role of Diverse Beliefs in Market Dynamics“. Wenn eine Mehrheit der Marktteilnehmer an steigende Kurse glaube, würden diese die Erträge aus steigenden Kursen in ihren Renditeerwartungen einkalkulieren. Damit schrumpft die Marge zusammen, die für die Kompensation von Risiken kalkulatorisch zur Verfügung steht.

Die Analyse von Kurz führt zu dem paradoxen Ergebnis, dass die Erwartungen auf Kursveränderungen bei steigenden Kursen nicht auch zu steigenden Risikoprämien wegen der höheren Volatilität führen. Umgekehrt steigen nämlich die Risikoprämien, wenn die Mehrheit der Marktteilnehmer sinkende Kurse erwartet, da der gleiche Effekt auch in die entgegengesetzte Richtung wirken muss.

Kurz zeigt auf, dass gerade eine hohe Übereinstimmung von Erwartungen der Marktteilnehmer zu mehr Volatilität führen muss. Wenn am Markt sehr heterogene Erwartungen zu Marktaktivitäten der Marktteilnehmer führen, kompensieren sich die unterschiedlichen Effekte. Glauben aber alle an einen Bull- oder einen Bear-Markt, dann steigt das Risiko extremer Kursentwicklungen. Die Öffentlichkeit, die Markterwartungen von Meinungsführern und Analysten genießt, trägt zur Gleichgerichtetheit des Verhaltens der Marktteilnehmer bei.

Steigende Differenzen in den Erwartungen dürften zu zusätzlichen Marktaktivitäten führen, denn die Marktteilnehmer müssen dann ihre Portfolien anpassen. Diese Anpassungen an veränderte Erwartungen gehen mit Transaktionen einher, die sich in Umsätzen an den Börsen abbilden.

Kurz hält die Markterwartungen fr so wichtig wie die Fundamentaldaten. Die Markterwartungen seien zentral für jeden politischen Eingriff. Die dominanten Risiken in Finanzmärkten seien die Risiken über zukünftige Markterwartungen. Rationale Agenten machen korrlierte Fehler, die systemische Risiken verursachen. Diese seien nicht mit exogenen Schocks zu verwechseln.

Ratingagenturen, zumal monopolisiert durch wenige Ratingagenturen wie Moody’s und Standard & Poor’s, addieren Konsensus im Markt. Kurz vermutet daher, dass im Rahmen seiner Theorie die Monopolisierung des Ratingmarktes zur Erhöhung der Volalität der Finanzmärkte beiträgt. Kurz denkt aber über weitere Evidenz nach und betrachtet das Beispiel kalifornischer Municipal Bonds zur Zeit der Krise. Diese Kommunalanleihen waren hoch geratet. Zwischen gerateten und nicht gerateten Anleihen gab es damals aber kaum Unterschiede. Die Preisdifferenzen seien sehr eng gewesen, zumal sie versichert waren. Kurz sieht im Einfluss der Ratingagenturen daher eine offene Frage, die weiterer Erforschung bedürfe.

Kurz ist sich sicher, dass durch das Rating tendenziell eine höhere Korrelation der Markterwartungen bewirkt werde. Rating erhöht die Korrelation der Erwartungen der Marktteilnehmer. Kurz verallgemeinert diesen Punkt, da auch durch sonstigen Medien eine Homogenisierung von Erwartungen bewirkt werde. Wenn Marktteilnemer auf dieser Basis Entscheidungen treffen, habe dies nichts mit Irrationalität oder Psychologie zu tun, sondern sei vielmehr mit der Vorstellung eines rationalen Entscheiders vereinbar.

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