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Nachhaltigkeit nach Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden

Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2014

„Nachhaltige Geldanlagen verdanken ihre Existenz der Nachfrage ehtisch orientierte Investoren und dem Angebot von Unternehmen“, führt Prof. Dr. Johannes Hoffmann, Emeritus der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main, Lehrstuhl für Katholische Moraltheologie, in seinen Vortrag auf der Theodor-Heuss-Akademie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit im Seminar zum Theman „Nachhaltigkeitsrating“ ein.

Hoffmann gilt als einer der Köpfe des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens (FHL). Der FHL gilt als Grundlage der Bewertung mit einem Wertebaum besehend aus drei Dimensionen mit zahlreichen Ebenen: Kulturverträglichkeit, Naturverträglichkeit und Sozialverträglichkeit. Die erste Ebene sind die grundlegenden Dimensionen, die zweite Ebene die Handlungsbereiche innerhalb einer Dimension und schließlich die dritte Ebene sind die Bewertungsobjekte innerhalb eines Handlungsbereichs.

Hoffmann skizziert, wie aus dem FHL 1996 ein Werksvertrag an die oekom GmbH wurde. Die Anschubfinanzierung wurde durch Kirchen und Ordensgemeinschaften geleistet, erinnert sich Hoffmann und erwähnt neben den kirchlichen Trägern auch die Bundesstiftung Umwelt.

„Wirtschaftliches Handeln ist funktioonal auf die Anerkennung von moralischen Normen angewiesen“, macht Hoffmann klar und richtet den Blick auf wichtigte historische Stationen, warum heute Kriterien der Bewertung benötigt werden. So wurzelt der heutige Bedarf z.B. in der Charter für Unternehmen, die 1628 King Charles I. von England gab und die einen Rechtsrahmen für die Massachusetts Bay Company schuf. Es formte sich ein Gesellschaftsrecht, das eine gemeinwohlorientierte Unternehmensphilosophie „über den Haufen warf“, wie Hoffmann formuliert.

So seien auch ganz unterschiedliche Regeln für den Fernhandel und den Binnenhandel formuliert worden, die Ethik des Handelns in fremden Ländern sei eine ganz andere gewesen als in den Heimatmärkten. Hoffmann gibt zu bedenken, dass eine Automatik der gleichmäßigeren Verteilung des Reichtums im Regime des Kapitalismus historisch nicht nachzuweisen sei. „In den Ländern mit größerer Ungleichheit gibt es mehr Mordfälle“, zeigt Hoffmann und zeigt weitere Zusammenhänge zu Drogen, Kriminalität usw.

Nach Hoffmann wird durch das Primat der Kapitalakkumulation und dem resultierenden Zwang, Kosten zu reduzieren und Erlöse zu stiegern, wirklich wertschaffenden Kosten nicht im Interesse der Wohlfahrt der Gesellschaft angemessen Rechnung getragen. Bisher sei allerdings auch noch kein einheitlicher Nachhaltigkeitsbegriff gefunden worden.

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