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oekom Impact-Studie

Von Jian Ren | 20.Mai 2013

Mehr als 10 Billionen Euro legen nachhaltigkeitsorientierte Investoren aktuell mit verschiedenen SRI-Strategien weltweit an. Der Marktanteil nachhaltiger Kapitalanlagen liegt damit bei knapp 22 Prozent. Viele Investoren verbinden mit der Berücksichtigung von sozialen und umweltbezogenen Kriterien bei ihren Investitionen in Aktien und Anleihen von Unternehmen das Ziel, diese zu einem verstärkten Engagement für eine nachhaltige Entwicklung zu motivieren. Um zu analysieren, inwiefern dieser Hebel funktioniert, hat oekom research in Kooperation mit den Principles for Responsible Investment (PRI) und dem Deutschen Global Compact Netzwerk 750 Großunternehmen weltweit zu den Wirkungen von nachhaltigen Kapitalanlagen und Nachhaltigkeitsratings befragt. 199 Unternehmen aus knapp 30 Ländern und 34 Branchen haben sich an der Befragung beteiligt. Die Studie wurde durch die HypoVereinsbank und die SGSS Deutschland KAG sowie weitere institutionelle Investoren und Vermögensverwalter unterstützt.

„Die Studie zeigt klar, dass der Hebel funktioniert“, fasst Robert Haßler, CEO von oekom research, die Ergebnisse der Studie zusammen. So waren bei 61,3 Prozent der befragten Unternehmen die Anforderungen von Nachhaltigkeits-Ratingagenturen ein ausschlaggebender Faktor, sich überhaupt mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Größere Bedeutung hatten hier nach Aussage der Unternehmen nur die Forderungen von Kunden.

Beinahe jedes dritte Unternehmen gibt an, dass die Anfragen von Nachhaltigkeitsanalysten die Gesamtstrategie des Unternehmens beeinflussen. Einen Einfluss auf die eigene Nachhaltigkeitsstrategie bestätigen 60,3 Prozent der Unternehmen, auf konkrete Maßnahmen im Rahmen des Nachhaltigkeitsmanagements sogar 68,9 Prozent. Mehr als 60 befragte Unternehmen nennen konkrete nachhaltigkeitsbezogene Aktivitäten, die sie unmittelbar auf entsprechende Anfragen aus dem nachhaltigen Kapitalmarkt zurückführen: 25 Beispiele beziehen sich dabei auf die Erhebung von Daten sowie Umfang und Terminierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bemerkenswerte 14 Mal werden Aktivitäten im Bereich des Zuliefermanagements genannt, sieben Mal das Thema Menschenrechte.

Für fast neun von zehn Unternehmen (87,9 Prozent) ist es wichtig oder sogar sehr wichtig, ein gutes Nachhaltigkeitsrating zu erhalten bzw. in Nachhaltigkeitsindizes und 
-fonds aufgenommen zu werden. 97 Prozent der Unternehmen versprechen sich von einem guten Nachhaltigkeitsrating einen positiven Effekt für die eigene Reputation. Bei knapp jedem dritten Unternehmen hat das Abschneiden im Nachhaltigkeitsrating auch Einfluss auf die Vergütung der Führungskräfte. Bei 8,5 Prozent der Unternehmen gilt dies flächendeckend, bei weiteren 21,6 Prozent für ausgewählte Führungskräfte.

Unter den im nachhaltigen Investment angewendeten Strategien bescheinigen die Unternehmen dem Best-in-Class-Ansatz den größten Einfluss. Bei diesem Ansatz werden jeweils die in Sachen Nachhaltigkeit führenden Unternehmen einer Branche zum Investment ausgewählt. Als zweitwichtigste Strategie sehen die Unternehmen das Shareholder Engagement an, d. h. den direkten Dialog zwischen Investoren und Unternehmen. Dem großen Einfluss des Best-in-Class-Ansatzes gegenüber steht ein vergleichsweise geringer Marktanteil der auf Basis dieser SRI-Strategie angelegten Gelder. Weniger als zehn Prozent des weltweit nachhaltig angelegten Kapitals werden auf Basis dieses Ansatzes investiert. Die überwiegende Mehrheit der nachhaltigen Investments erfolgt auf Basis von Ausschlüssen.

„Wer als Investor Einfluss auf die Nachhaltigkeitsleistung der Unternehmen nehmen will, ist gut beraten, auf den Best-in-Class-Ansatz und den Dialog mit den Unternehmen zu setzen,“ ordnet Robert Haßler diese Ergebnisse ein. „Das nachhaltige Investment könnte insgesamt noch viel wirkungsvoller sein, wenn diese beiden Strategien bei den nachhaltigen Anlegern eine größere Rolle spielen würden.“

Die Studie „Der Einfluss nachhaltiger Kapitalanlagen auf Unternehmen“ – kurz oekom Impact-Studie – dokumentiert die Ergebnisse der Befragung von weltweit 199 Unternehmen und wird anlässlich des 20. Geburtstages von oekom research veröffentlicht. Ziel der Studie ist es zu analysieren, inwiefern die Anforderungen nachhaltiger Investoren die Gestaltung von Strukturen, Leistungen und Prozessen in den Unternehmen beeinflussen. Die Dokumentation dieser Ergebnisse wird ergänzt durch umfassende und aktuelle Zahlen und Fakten zum Stand des nachhaltigen Investments im deutschsprachigen Raum, in Europa und weltweit. Die Studie steht zum Download zur Verfügung unter http://www.oekom-research.com/index.php?content=studien

Themen: Nachhaltigkeitsrating | Kein Kommentar »

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