Moody’s sichert sich Künstliche Intelligenz für ESG und KYC in China
Von Dr. Oliver Everling | 5.November 2020
Moody’s Corporation (NYSE: MCO) hat eine Minderheitsbeteiligung an MioTech erworben. Damit ist ein führender Anbieter von alternativen Daten und Erkenntnissen für die Umwelt-, Sozial-, Governance- sowie KYC-Märkte (ESG) aus der Volksrepublik China in der Hand von Moody’s. Die Investition spiegelt Moodys Engagement wider, in den sich entwickelnden Finanzmärkten Chinas innovative ESG- und KYC-Lösungen anzubieten.
MioTech verwendet Künstliche Intelligenz (KI), um alternative Datenquellen in Bezug auf ESG- und KYC-Faktoren, Lieferketten und Finanzinformationen für über 800.000 öffentliche und private Unternehmen in China zu verfolgen und zu scannen. Die Analysetools des Unternehmens dienen dazu, unstrukturierte Datensätze in Erkenntnisse für Portfoliomanager, Research-Analysten und Risikomanager umzuwandeln. Die KI-Algorithmen erkennen die Schwachstellen von Unternehmen, indem sie Nachrichten, soziale Medien, Offenlegung und andere Formen alternativer Daten in Echtzeit überwachen.
„Die führende Technologieplattform von MioTech sammelt und analysiert eine beeindruckende Reihe von Unternehmens-, Branchen-, ESG- und KYC-Daten aus verschiedenen öffentlichen Quellen, um Kunden relevante Informationen bereitzustellen“, sagte Min Ye, Managing Director und Head of International bei Moody’s. „Unsere Partnerschaft wird wertvolle Daten, Analysen und Einblicke in Chinas heimische Risiko- und Investmentmärkte liefern.“
Moody’s und seine Tochterunternehmen werden versuchen, die alternativen Daten- und Produktangebote von MioTech zu integrieren, um Analyseprozesse zu rationalisieren, Portfolios zu überwachen, über Risikobewertungen zu informieren, Produktentwicklungen zu beschleunigen und die Abdeckung Chinas zu vertiefen.
„MioTech freut sich auf eine aufregende Partnerschaft mit Moody’s“, sagte Jason Tu, CEO und Mitbegründer von MioTech. „Das umfassende Branchen-Know-how von Moody’s wird die Daten und Technologien von MioTech in verschiedenen Sektoren und Regionen weiter stärken.“
MioTech wird weiterhin als unabhängige Einheit operieren, kündigt Moody’s an. Die Investition wurde mit Bargeld finanziert und wird voraussichtlich keine wesentlichen Auswirkungen auf die Finanzergebnisse von Moody für 2020 haben.
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DEFAMA bleibt verlässlich
Von Dr. Oliver Everling | 28.Oktober 2020
Über die ersten neun Monaten 2020 berichtet die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) bei einem Umsatz von 10,3 (Vj. 8,1) Mio. € über ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 6,5 (4,9) Mio. €. Dabei wurde ein Ergebnis vor Steuern von 2,5 (1,9) Mio. € erwirtschaftet. Das Nettoergebnis betrug 1,8 (1,4) Mio. €. Dies entspricht einem Gewinn von 0,42 (0,36) € je Aktie. Die Funds From Operations (FFO) erreichten 4,2 (3,3) Mio. € entsprechend 0,96 (0,83) € je Aktie und erhöhten sich somit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 30%.
In den Zahlen enthalten sind die Erträge von 38 Bestandsobjekten. Zu beachten ist, dass aufgrund des laufenden Umbaus in Radeberg deutlich niedrigere Erträge als im Vorjahreszeitraum und zugleich erhöhte Finanzierungskosten enthalten waren. Bereinigt um diesen Effekt wäre der FFO um 42% gestiegen. Mit der für den 5.11. geplanten Wiedereröffnung des „Silberberg Center“ und dem per 1.10. erfolgten Nutzen-Lasten-Wechsel des Objekts in Anklam sowie ersten Ergebnisbeiträgen der Objekte Heidenheim, Michelstadt und Ochsenfurt wird es im Schlussquartal zu einem Ertragssprung kommen.
Die Ziele für das Gesamtjahr 2020 belässt der Vorstand trotz der guten Entwicklung unverändert bei einem FFO von rund 5,7 Mio. € bzw. 1,30 € je Aktie und einem Nettogewinn nach HGB von rund 2,5 Mio. € bzw. 0,56 € je Aktie. Zwar zeichnet sich weiterhin ab, dass diese Werte insbesondere beim FFO als zentraler Steuerungsgröße übertroffen werden könnten. Da aufgrund der sich aktuell wieder verschärfenden Corona-Krise jedoch erhöhte Unsicherheiten bestehen, verzichtet DEFAMA auf eine Prognoseanhebung.
Einschließlich der jüngst vermeldeten Zukäufe liegt der annualisierte FFO des aktuellen Portfolios bei 6,9 Mio. €, entsprechend 1,56 € je Aktie. Der Vorstand geht davon aus, den annualisierten FFO mit den vorhandenen liquiden Mitteln noch weiter steigern zu können. Per Ende 2020 soll diese Kennzahl bei mindestens 7 Mio. Euro liegen. Derzeit befinden sich etliche weitere Immobilienkäufe und mehrere bedeutende Vermietungsmaßnahmen in weit fortgeschrittenen Verhandlungen.
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Ratingagentur ohne chinesische Beteiligung in China zugelassen
Von Dr. Oliver Everling | 26.Oktober 2020
Meinungsfreiheit gewinnt in der Volksrepublik China in kleinen Schritten an Boden. So ist es als Erfolg anzusehen, dass in China erstmals Ratings von einer Agentur anerkannt werden, die ohne chinesische Mitgesellschafter direkt aus dem Ausland kontrolliert wird.
S&P Global (China) Ratings gab kürzlich bekannt, dass die Registrierung bei der China Securities Regulatory Commission (CSRC) abgeschlossen wurde. Dies ist das erste Mal, berichtet S&P, dass eine Credit Rating Agency (CRA) in vollständig ausländischem Besitz auf dem chinesischen Markt für Börsenanleihen Ratings erstellen kann.
Bei der Registrierung kann S&P Global (China) Ratings diejenigen Anleihen und Asset-Backed Securities bewerten, die bei CSRC registriert sind und zur Übertragung auf dem chinesischen Markt für Börsenanleihen gehandelt oder notiert werden, sowie Rating-Emittenten, Originatoren, Unternehmen und andere von CSRC spezifizierte Positionen, aber ohne Staatsanleihen.
„Die CSRC-Anmeldung ist ein wichtiger Meilenstein in unserem langfristigen Engagement für den chinesischen Kreditsektor“, sagte Hongshan Chen, Präsident und CEO von S&P Global (China) Ratings. „Es verbessert unsere Fähigkeit, dem zweitgrößten Anleihemarkt der Welt transparente, global verstandene Ratings und Researchs zu liefern.“
Diese Registrierung bedeutet, dass S&P Global (China) Ratings, den breitesten Aufgabenbereich einer vollständig in ausländischem Besitz befindlichen Ratingagentur in China hat. Anfang 2019 erhielt das Unternehmen die einzigartige Genehmigung, Ratings auf dem Interbankenanleihenmarkt zu veröffentlichen. Das Unternehmen hat im Juli letzten Jahres sein erstes Rating veröffentlicht.
„Seit Beginn unseres Geschäfts in China haben uns die Begeisterung der Marktteilnehmer für unser Angebot zutiefst ermutigt. In diesem Markt besteht ein echter Appetit auf granulare, unabhängige Kreditratings. Wir glauben, dass wir diesen Bedarf auch erfüllen können. Ratings spielen eine Rolle bei der Weiterentwicklung der chinesischen Kapitalmärkte und bieten Investoren auf der ganzen Welt etwas, das ihnen vertraut ist und dem sie vertrauen“, sagte Frau Chen.
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Intrum mit starkem Wachstum
Von Dr. Oliver Everling | 23.Oktober 2020
„Ich bin stolz und bescheiden, meine neue Rolle als President und CEO von Intrum zu übernehmen, einem Unternehmen, das ich in den letzten sechs Jahren in verschiedenen Führungspositionen sehr gut kennengelernt habe. Zunächst möchte ich meinem Vorgänger Mikael Ericson für seinen großartigen Beitrag zu Intrum in den letzten 4 Jahren danken, wo das letzte Quartal eines der stärksten in den letzten Jahren ist“, sagt Intrums President and CEO Anders Engdahl.
Intrum ist ein branchenführender Anbieter von Kreditmanagementdiensten mit einer Präsenz in 24 Märkten in Europa. Intrum hilft Unternehmen, erfolgreich zu sein, indem es Lösungen zur Verbesserung des Cashflows und der langfristigen Rentabilität anbietet. Es ist ein wichtiger Teil der Mission des Unternehmens, sicherzustellen, dass Einzelpersonen und Unternehmen die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um schuldenfrei zu werden. Intrum hat ca. 10.000 engagierte Fachkräfte, die rund 80.000 Unternehmen in ganz Europa bedienen. Im Jahr 2019 belief sich der Umsatz auf 16,0 Mrd. SEK. Intrum hat seinen Hauptsitz in Stockholm, Schweden, und die Intrum-Aktie ist an der Nasdaq Stockholm Exchange notiert.
„Wir sind äußerst zufrieden mit unserer starken Leistung im dritten Quartal, obwohl wir für das letzte Quartal des Jahres eine Verlangsamung erwarten, da das Geschäftsvolumen aus neuen Verkäufen begrenzt bleibt. Vor diesem Hintergrund behalten wir unsere optimistische Sicht auf die Geschäftsmöglichkeiten für 2021 und darüber hinaus bei, die unter anderem durch Megatrends im Verbraucherverhalten, die Digitalisierung, die fortgesetzte Regulierung des Finanzsektors sowie das Volumen nach der Pandemie unterstützt wird“, so Anders Engdahl weiter.
Die Arbeit an „One Intrum“ habe sich im Laufe des Quartals intensiviert. Zusammen mit dem Management und de Mitarbeitern werde es seine Priorität sein, diese Arbeit mit der Entwicklung eines neuen effizienteren Betriebsmodells fortzusetzen, das es der Gesellschaft ermöglicht, die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern und den Kunden ein verbessertes Angebot zu ermöglichen. „Auf diese Weise schaffen wir weitere Möglichkeiten für langfristiges organisches Wachstum und Rentabilität.“
Obwohl Intrum natürlich von der Pandemie betroffen ist, blickt Anders Engdahl mit Stolz und Zuversicht auf die ersten drei Quartale des Jahres zurück und ist stolz darauf, wie gut die Organisation in einer herausfordernden Welt die Bedürfnisse der Kunden erfüllen konnte. „Am 18. November werden wir einen digitalen Kapitalmarkttag veranstalten. Ich freue mich darauf, weitere Informationen über unseren weiteren Weg zu liefern und aktualisierte Finanzziele vorzustellen“, heißt es bei Intrum.
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Moody’s Analytics übernimmt Acquire Media
Von Dr. Oliver Everling | 21.Oktober 2020
Moody’s Corporation (NYSE: MCO) gab heute die Übernahme von Acquire Media (AM) bekannt, einem Aggregator und Vertreiber von kuratierten Echtzeitnachrichten, Multimedia, Daten und Warnungen. Verkäufer ist die Naviga, Inc., einem führenden Anbieter von Content-Engagement-Lösungen für die globale Medienindustrie. Die Akquisition stärkt die Position von Moody’s Analytics (MA) als führender Anbieter von Know Your Customer (KYC)-Lösungen, indem die Fähigkeit gestärkt wird, Marktteilnehmern Frühwarnung und Echtzeitinformationen zu bieten.
Die patentierte Technologieplattform von AM erfasst Informationen aus über 18.000 globalen Inhaltsquellen, einschließlich Medien, Blogs, Websites, behördlichen Aufsichtskommissionen und sozialen Medien, und verteilt dann kuratierte Echtzeit-Feeds und Warnmeldungen an Kunden aus den Bereichen Finanzdienstleistungen, Unternehmen und Medien.
„Acquire Media spielt eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Nachrichten und Informationen in Echtzeit“, sagte Stephen Tulenko, President von Moody’s Analytics. „Die Akquisit
Die Transaktion ergänzt sowohl die Übernahme von Unternehmensdaten und Analysesoftware Bureau van Dijk (BvD) durch Moody im Jahr 2017 als auch die Übernahme von Regulatory DataCorp (RDC), einem Anbieter von Lösungen zur Bekämpfung von Geldwäsche (AML) und KYC-Daten und Due Diligence, im Januar 2020.
Moody’s wird die Echtzeit-Infrastruktur für die Aggregation und Verteilung von Inhalten von AM mit den Informationsportfolios, Datensätzen und Analysetools von BvD und RDC kombinieren, kündigt das Unternehmen an. Zusammen bieten die integrierten Produkte und Dienstleistungen den Kunden ein verbessertes KYC- und Kontrahenten-Screening und -Überwachung, wertvollen Echtzeitkontext und Horizontscan-Lösungen. AM wird in den Geschäftsbereich Research, Data & Analytics von MA integriert.
Was viele andere Ratingagenturen finanziell überfordern würde, zahlt Moody’s aus der „Portokasse“: Die Investition wurde mit Bargeld finanziert und wird nach Ansicht des Managements von Moody’s keine wesentlichen Auswirkungen auf die Finanzergebnisse von Moody’s für 2020 haben.
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Verkannte Grundlagen der Ökonomie
Von Dr. Oliver Everling | 15.Oktober 2020
Das Geleitwort eines Prominenten kann Fluch und Segen zugleich sein. So verhält es sich auch bei diesem Buchtitel, der mit einem Geleitwort von Ernst Ulrich von Weizsäcker ins Thema einführt. Damit ist zunächst einmal klar, dass hier nicht „irgendeine“ Autorin schreibt. Während dies einerseits für den Verlag verkaufsfördernd ist, führt es andererseits dazu, dass das Buch – politisch koloriert – Vorurteile weckt. Dadurch wird das Buch insbesondere in den Zielgruppen, in denen es Denkanstöße liefern könnte, vielleicht nicht die gewünschten Effekte haben.
Für den Büchner Verlag übersetzte Ulrike Brandhorst das Buch der Amerikanerin Riane Eisler: „Die verkannten Grundlagen der Ökonomie – Wege zu einer Caring Economy“. Es ist ein typisch amerikanisches Buch, einer selbstbewussten Autorin, die nicht lediglich den Anspruch erhebt, einen bescheidenen Diskussionsbeitrag zu den bisher ungelösten Problemen von Sozialismus und Kapitalismus zu leisten, sondern die dem Leser gleich den Begriff liefert, unter dem die Zukunft der Menschheit zu gestalten ist: „Caring Economy“, herbeigeführt durch die „Care-Revolution“.
Die Autorin stellt sowohl Kapitalismus als auch Sozialismus als Versuche da, „eine Dominanz geprägte Wirtschaft hinter uns zu lassen, die uns den Großteil der überlieferten Geschichte begleitet hat – angefangen von der Top-Down-Wirtschaft der Stammesführer über die der chinesischen Kaiser und nahöstlichen Scheichs bis hin zu den europäischen Feudalherren.“
„Allerdings“, hebt Riane Eisler hervor, „schenken weder die kapitalistische noch die sozialistische Wirtschaftslehre der Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen oder der essentiellen Bedeutung des Umweltschutzes in irgendeiner Form Beachtung. In beiden Theorien wird die Natur lediglich als Objekt betrachtet, das es zu beherrschen und auszubeuten gilt.“
An der Wurzel jeder Ökonomie, die Ungleichheit, Armut und Zerstörung produziert, sieht Riane Eisler eine Gesellschaft, die Frauen und die ihnen überantwortete Care-Arbeit abwertet. Für Kapitalismus und Sozialismus war die Sichtbarmachung dieser Frauenarbeit kein Thema, denn diese sollte umsonst in von Männern kontrollierten Haushalten geleistet werden.
Die von Riane Eisler kritisierten Theoretiker des 18. und 19. Jahrhunderts befassten sich allerdings schlicht nur mit den politisch und gesellschaftlich relevanten Beziehungen zwischen Haushalten und Unternehmen sowie dem Staat. Unter den damaligen Bedingungen konnte sich eben keiner vorstellen, dass sich eines Tages Amerikaner vom Frühstück bis zum Abendessen in – fossile Brennstoffe verbrauchende – Autos setzen würden, statt Mahlzeiten zu Hause zuzubereiten und einzunehmen. Der hohe Anteil häuslicher Wertschöpfung war selbstverständlich. Es ging den Vordenkern damals darum zu verstehen, wie Menschen mit Fremden umgehen und mit ihnen Geschäfte machen, und erkannten den Eigennutz als Triebfeder.
Eine Fülle von Produkten und Dienstleistungen ließen sich nennen, von der Kindererziehung bis zur Altenpflege, die heute auf „Märkten“ nachgefragt und nicht mehr als interne Angelegenheit von Haushalten angesehen werden, in denen einst mehrere Generationen zusammenlebten. Der Staat zwingt die Kinder in die Schule, was wohl unumstritten auch eine Errungenschaft der Menschheit ist; der Staat zwingt aber auch jeden Bürger zur Teilnahme an dem vom Staat vorgegebenen Wirtschaftssystem, indem der Staat von seinen Bürgern auch dann Rundfunkbeiträge, Steuern wie Grundsteuern und sonstige Abgaben verlangt, die unabhängig von der Frage erhoben werden, wie das zur Leistung der Abgabenlast erforderliche Geld beschafft wird. Dadurch zwingt der Staat jeden Bürger auf den Markt, sich bzw. seinen Besitz zu verkaufen und sich mit jeder erdenklichen Methode Geld zu beschaffen.
„Die aktuellen Wirtschaftskennzahlen wie z.B. das Bruttoinlandsprodukt (BIP) machen deutlich, dass auch der Schutz und die Pflege unserer natürlichen Lebensgrundlagen allgemein immer noch als irrelevant für die Wirtschaftsleistung betrachtet werden. Aus diesem Grund werden auch von Unternehmen verursachte Umweltschäden im Wirtschaftsjargon als ‚Externalitäten‘ bezeichnet, obwohl es ohne die natürlichen Lebensgrundlagen überhaupt keine Wirtschaft gäbe. Gleiches gilt für Schäden, die Menschen, darunter auch zukünftige Generationen, durch Aktivitäten entstehen, die im BIP als ‚produktive Aktivitäten‘ betrachtet werden.“
Riane Eisler verkennt hier, dass den alten Wirtschaftstheoretiker die Rolle privater Haushalte durchaus bewusst war. Nur gab es keinen Anlass, die haushaltsintern geleisteten Arbeiten wirtschaftstheoretisch zu modellieren. Die Prinzipien der Marktwirtschaft und des Kapitalismus dienen nicht dazu, Arbeit innerhalb eines privaten Haushalts zu organisieren oder gar bestimmte Konsumgewohnheiten vorzuschreiben. Die Idee der Marktwirtschaft resultiert vielmehr aus Antworten auf die Fragen danach, wo Menschen auf Märkten zusammentreffen, was sie dort tun und wie Menschen Fremden gegenüber sich zwar auch altruistisch, aber eher egoistisch verhalten. Meist sind sie nur dann zur Erbringung von Leistungen bereit, wenn sie nicht nur für den anderen, sondern auch für sich persönlich einen Vorteil sehen.
Zahlreiche politische Aktivisten von Links- bis Rechtsaußen zeugen beispielsweise davon, wie selbst spektakuläre, vordergründig altruistisch erscheinende Aktionen mit dem Streben nach sozialer Anerkennung, Status in der Peergruppe, Berühmtheit über die sozialen Medien hinaus bis hin zu verbesserten Bewerbungschancen bei staatlichen Stellen oder NGOs motiviert sein können.
Die inzwischen 83jährige Autorin glaubt ihre Ansichten mit populären Veröffentlichungen jüngerer Buchschreiber wie Thomas Piketty belegen zu können, ohne sich kritisch mit deren Kassenschlagern auseinanderzusetzen. So gibt sie ihrem Buch durch ihren Rundumschlag ein modisches Gewand aus Ökologie und Kapitalismuskritik und entwertet damit ihre beachtenswerteren Thesen, die der Leser erst später zu lesen bekommt.
Riane Eisler will zwischen Dominanz- und Partnerschaftssystemen unterscheiden. „In Dominanzsystemen gibt es in Beziehungen nur zwei Möglichkeiten: man ist übergeordnet oder untergeordnet.“ In einem Partnerschaftssystem dagegen will Riane Eisler Beziehungen gestärkt sehen, die von gegenseitigem Respekt und Fürsorge geprägt sind: „Obwohl es große Unterschiede zwischen kapitalistischen und kommunistischen Wirtschaftssystemen gibt, werden in beiden sowohl die natürlichen Ressourcen als auch die Produktionsmittel von ‚den Oberen‘ kontrolliert – was auf Mensch und Natur gleichermaßen negative Auswirkungen hat.“
Riane Eisler entdeckt in den Religionen, aber auch in den Wissenschaften die Wurzeln verfehlter Denkweisen: „Der in Dominanzsystemen verbreitete Mythos, dass Menschen grundsätzlich böse und selbstsüchtig seien und daher einer strikten hierarchischen Kontrolle unterworfen werden müssen, gehört zu den Grundpfeilern des dominanzgeprägten Denkens. Er findet sich sowohl in der religiösen Vorstellung der Erbsünde als auch in den soziobiologischer Theorien über egoistische Gene wieder.“ Riane Eisler sieht im Kapitalismus nicht das Ungeheuer, sondern in den ihm zugrundeliegenden „dominanzgeprägten Überzeugungen Strukturen und Gewohnheiten, die wir aus früheren Zeiten übernommen haben.“
„Da Marx und Engels alles, was Frauen betraf, als zweitrangig betrachteten, schenkten sie auch der stereotypisch mit Frauen assoziierten Fürsorge und Care-Arbeit wenig Aufmerksamkeit und erkannten daher auch nicht, wie stark die Wirtschaft, die sie doch menschlicher machen wollten, durch die Abwertung von Fürsorge und Care-Arbeit entmenschlicht wurde“, schreibt Riane Eisler und betont, „dass wirtschaftliche Ungleichheit kein Alleinstellungsmerkmal des unregulierten Kapitalismus ist, sondern vielmehr ein generelles Merkmal von dominanzgeprägten Wirtschaftssystemen.“ In stark dominanzgeprägten Kulturen sieht Riane Eisler die Bestechung auf sämtlichen Regierungsebenen – vom niederrangigsten lokalen Amtsträger bis zum obersten Staatsbeamten – als eine oft noch akzeptierte Praxis. Die Substitution von privatem durch öffentliches Eigentum, der Ersatz von Unternehmern durch Beamte oder von Marktpreisen durch staatliche Gebühren machen also nicht den entscheidenden Unterschied. „Ein weiteres Kennzeichen streng dominanzgeprägter Regime sind unverhohlene Enteignungen.“ Riane Eisler schreibt aus persönlicher Erfahrung des Sozialismus, in ihrem Fall des Nationalsozialismus, vor dem sie als Kind mit ihren Eltern fliehen musste.
„Das erste und grundlegendste Element“ der Alternative zu Dominanzsystemen sieht Riane Eisler in demokratischen und egalitären Strukturen sowohl in Familien als auch in der Gesellschaft insgesamt. „Das zweite Grundelement eines Partnerschaftssystems besteht darin, dass Missbrauch und Gewalt kulturell nicht akzeptiert sind, was zu mehr Vertrauen und gegenseitigen Respekt führt.“ Das dritte Grundelement, nämlich Gleichberechtigung und Partnerschaftlichkeit zwischen Frauen und Männern, soll dazu führen, „dass Eigenschaften und Verhaltensweisen wie Friedfertigkeit und Fürsorge, die in Dominanzsystemen als weibisch abgewertet werden, für Männer wie Frauen als gleichermaßen wünschenswert gelten und in der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik Wertschätzung erfahren.“
Riane Eisler widerspricht Kritikern, die häufig die Industrialisierung für zunehmende Umweltprobleme verantwortlich machen: „aber Umweltprobleme gibt es nicht nur in einer Industriewirtschaft. Die Ausbeutung unserer Mitwelt ist charakteristisch für Dominanzsysteme und reicht weit zurück – bis hin zu den prähistorischen Herden, die durch Überweidung die Böden auszehrten und so Knappheit verursachten, was wiederum die Entwicklung dominanzgeprägter Beziehungen vorantrieb.“
Indem die Autorin historischen Betrachtungen breiten Raum gibt, erhält der Leser immer wieder Gelegenheit, aus Beispielen der Menschheitsgeschichte zu lernen. Außerdem liest sich das Buch stets interessant, da Riane Eisler eine Fülle historischer Details bereithält, die selbst einen geschichtskundlich gebildeten Leser überraschen können. Hinsichtlich der Genauigkeit wird der Leser nur dadurch verunsichert, dass Riane Eisler den Verfasser der „Bibel“ der kapitalistischen Lehre, Adam Smith, mit dem Geburtsjahr 1923 angibt – ein Typo.
„Mit seiner Ablehnung gegenüber staatlicher Einmischung stellte Smith indirekt die Kontrolle der Oberklasse über die Wirtschaft in Frage. Es hätte ihn schockiert, wenn er erfahren hätte, dass seine Wirtschaftstheorie einmal zur Rechtfertigung von Raublust und Gier genutzt werden würde – Verhaltensweisen, die er streng verurteilte.“ Smith habe weder behauptet, dass der Staat keine Rolle spiele, noch setzte er sich für eine Privatisierung von staatlichen Dienstleistungen ein. Riane Eisler lässt keinen Zweifel daran, dass im Vergleich zu den früheren feudalen und merkantilen Wirtschaftssystemen, in denen Adlige und Könige den Großteil der Wirtschaftsressourcen besessen hatten, der Kapitalismus mit Sicherheit ein Fortschritt war. Die Hoffnung aber, nun auch die Schattenseiten des Kapitalismus durch Sozialismus beseitigen zu können, wurden nicht nur durch „Stalins brutales autokratisches Regime“ zerschlagen, wie Riane Eisler an Beispielen vor Augen führt.
Die Autorin wird nach dem Kollaps der Sowjetunion allerdings zu stark von den US-amerikanischen Verhältnissen geblendet. „Im Ideologiewettstreit zwischen Kapitalismus und Sozialismus wurde der Kapitalismus zum Sieger erklärt. Doch während dies zunächst als großer Segen für das Wirtschaftswachstum gepriesen wurde, stellte es sich bald heraus, dass es sich hierbei um einen Pyrrhussieg handelte – zumindest für die große Mehrheit der Weltbevölkerung. Denn während die Aktienmärkte stiegen, die Unternehmensprofite in die Höhe schnellten und die CEO-Gehälter astronomische Summen erreichten, wurden die Bedingungen für den Großteil der Bevölkerung immer schlechter.“
Hier ignoriert die Autorin, dass die Volksrepublik China nach Einführung der Marktwirtschaft mehr Menschen aus der Armut geholt hat als je ein anderer Staat in der Menschheitsgeschichte zuvor, gleich nach welchem Maßstab gerechnet, ob relativ oder absolut, hunderte Millionen. Auch in Europa, insbesondere auch in Deutschland, waren die obersten und die untersten Einkommensquantile noch nie so eng beieinander wie heute. Die Zahl börsennotierte Unternehmen ist rückläufig. Viele Flaggschiffe der europäischen Wirtschaft kämpfen nicht erst seit der Corona-Krise ums Überleben. Selbst afrikanische Flüchtlinge kommen schon mit eigenen Smartphones nach Europa und erwarten selbstverständlich Zentralheizung, Fernseher und Kühlschrank – alles Produkte, die für ihre Großeltern noch unerschwinglich waren. Von „immer schlechter“ kann also nicht die Rede sein.
Die Kritikpunkte an den Wirtschaftssystemen im Westen wie im Osten sind dennoch zahlreich und lassen sich auf vielen Seiten zusammentragen. Sieht man von einzelnen Übertreibungen einmal ab, ist die Kritik berechtigt. Während die Bestandsaufnahme in einem Buch wie dem von Riane Eisler zur „Pflicht“ gehört, liegt die „Kür“ im Aufzeigen einer Alternative. Hierzu bietet die Autorin den Begriff „Caring Economy des Partnerismus“ an, der sicherlich positive Assoziationen weckt.
Wie ernüchternd liest sich dann aber ihr Satz: „Diese Theorie befindet sich derzeit in der Entwicklungsphase und benötigt den Beitrag und die Kreativität von vielen von uns.“ Riane Eisler weiter: „Darüber hinaus benötigen wir dringend eine Wirtschaftstheorie, die der Politik vor Augen führt, dass sie nicht nur auf der Grundlage kurzfristiger Überlegungen entscheiden darf.“ Im Klartext: Problem erkannt, Lösung noch nicht gefunden.
Vielen statisch denkenden, meist linken, grünen oder auch rechten Utopisten hat Riane Eisler in ihrer Forschungsmethode die „Analyse von Beziehungsdynamiken“ voraus. Ausgerechnet in ihrem Kapitel „Wie können wir Wirtschaft neu denken?“ wird aber recht wenig neu gedacht, denn die Vorschläge reichen von Kindergeld über Elternzeit bis preisreduzierten Tickets und ähnlich beliebten Wünschen.
Viele ihrer Vorschläge sind zwar nicht in den USA, aber in anderen Staaten schon Realität, ohne dass sich daraus ein signifikant anderes Wirtschaften im Sinne einer „Caring Economy“ ergeben hätte. Wer auf die positive Wirkung einer Fülle von Subventionen, Zuschüssen und einem Dickicht aus Regulierung hofft, überschätzt Wissen und Weisheit jeder Regierung und unterschätzt die Komplexität der Beziehungen zwischen Wirtschaftssubjekten.
Auch in weiteren Kapiteln kommt Riane Eislers Hoffnung zum Ausdruck, zu Lasten des Steuerzahlers all die Anreize setzen zu können, dass „Care-Arbeit in Privathaushalten und im Non-Profit-Bereich finanziell belohnt wird“. Indem sie vom Staat finanzielle Belohnungen einfordert, wird nicht klar, worin die Abkehr vom Profitdenken bestehen soll.
Im Abschnitt „Technologische Fantasien und globale Realitäten“ gibt die Autorin ihre Hoffnung auf, dass neue Technologien Probleme wie wirtschaftliche Ungleichheit und Gewalt lösen könnten. Ihr Blick richtet sich daher im folgenden Kapitel darauf, wie mit Spendengeldern in Norduganda ein Brunnen gebohrt wurde usw., nicht aber auf die technologischen Durchbrüche, die in Afrika und Asien zur finanziellen Inklusion, sozialen Integration und zu mehr Sicherheit verhalfen. „Die Evolution hat uns Menschen neurochemisch so ausgestattet, dass wir Freude empfinden, wenn wir uns um andere kümmern. Diese Freude kennen wir alle. Wir erfahren sie, wenn wir uns um ein Kind, einen Liebespartner oder Freunde kümmern – und sogar bei der Pflege unserer Haustiere.“
Diese Freude wurde gerade durch neue Technologien zu einem wahren Feuerwerk entfacht: Während Riane Eisler ihre Bücher verkauft, stellen Millionen namenloser Autoren ihr Wissen auf Wikipedia bereit. Weitere Millionen schreiben Blogs und laden Videos hoch, mit denen sie nicht nur ihren Spaß und ihre Freude, sondern auch zahllose nützliche Tipps mit Milliarden Menschen teilen. Oder geben eine Buchbesprechung.
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Patent-Fonds jetzt auch für Privatanleger
Von Dr. Oliver Everling | 8.Oktober 2020
Die Münchner Investment-Boutique Quant IP startet für ihren Aktienfonds Quant IP Global Innovation Leaders Fund eine neue Tranche für Privatanleger. Damit erhalten Anleger die Möglichkeit, in den Fonds bereits mit kleinen Summen zu investieren oder einen Sparplan abzuschließen. „Wir wollen Selbstentscheidern die Möglichkeit geben, in unsere erfolgreiche Strategie zu investieren und ein Angebot schaffen, mit dem Berater auch Kunden mit Sparplänen erreichen“, meint Lucas von Reuss, Gründer und Geschäftsführer von Quant IP.
Die neue Tranche kommt 15 Monate nach dem Start des Quant IP Global Innovation Leaders Fund. Der global anlegende Aktienfonds konnte in diesem Zeitraum eine Wertentwicklung von knapp 12 Prozent erzielen und damit seinen Vergleichsindex MSCI World um rund 6 Prozentpunkte übertreffen*. Der Fonds erreichte dies bei im Vergleich geringeren Schwankungen und bestätigte damit die guten Ergebnisse aus dem Backtest.
Bisher sind im Fonds hauptsächlich unabhängige Vermögensverwalter investiert. „Wir sind überzeugt, dass unser Ansatz auch Privatanleger überzeugen wird – wer will nicht in die innovativsten Unternehmen der Welt investieren?“, fasst von Reuss die Grundidee des Fonds zusammen. Identifiziert werden diese bei Quant IP anhand von Patentdaten, die quantitativ ausgewertet werden. Die Aktienauswahl und Portfoliokonstruktion erfolgt regelbasiert auf Basis des Quant IP Innovation Score, der mehrere Indikatoren, die Innovationswachstum, -qualität und -effizienz messen, zusammenfasst.
Die Schwerpunkte im breit diversifizierten Portfolio bilden strukturell die Sektoren IT und Gesundheit. Tendenziell ist der Fonds in japanischen Aktien übergewichtet und hält weniger US-Titel als in der Benchmark. Schwergewichte bilden derzeit die Aktien des japanischen Online-Konzerns Z Holdings, der Google-Mutter Alphabet und des Computerherstellers HP.
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Duldung von bislang verbotenem Online-Glücksspiel im Rating
Von Dr. Oliver Everling | 8.Oktober 2020
Am 1. Oktober 2020 gab GVC Holdings PLC (Moody’s Rating Ba2-negativ) bekannt, dass die Übergangsbestimmungen für Online-Spiele und Sportwetten in Deutschland das EBITDA des Unternehmens im Jahr 2021 um etwa 70 Mio. GBP oder 10% der EBITDA-Prognose für 2020 senken werden.
Die Vorschriften, die am 15. Oktober 2020 vor einem neuen Vertrag der deutschen Staats- und Senatskanzleien der 16 Bundesländer im nächsten Jahr in Kraft treten, werden für die etablierten Betreiber GVC und in viel größerem Umfang für die Tackle Group S.a.r.l. (Tipico, Moody’s Rating B2 stabil) in den nächsten 12 bis 18 Monaten. Das Management von Tipico schätzt, dass die Einhaltung der neuen Regeln 2021 zu einem Rückgang des EBITDA um rund 85 Mio. € oder 21% bis 22% des prognostizierten EBITDA unserer Gruppe von 380 Mio. € bis 400 Mio. € führen wird.
Infolgedessen erwarten Moody’s Analysten, dass der von Moody’s angepasste Leverage von Tipico von geschätzten 4,0x im Juli 2020 auf das 4,6-4,9-fache steigen könnte. Der höhere Leverage entspricht immer noch dem B2-Rating.
Moody’s geht davon aus, dass Tipico im Jahr 2021 einen Free Cashflow zwischen 100 und 150 Millionen Euro erwirtschaften wird, obwohl das Niveau letztendlich von der Dividendenpolitik des Unternehmens und den Investitionen auf dem US-Markt abhängen wird. Dieser Cashflow unterstützt das Rating von Tipico. Tipico ist am stärksten von den Übergangsbestimmungen für Online-Spiele in Deutschland betroffen.
Die Bestimmungen verlangen von bestehenden Betreibern, keine Online-Casino-Tischspiele wie Blackjack und Roulette mehr anzubieten, die sowohl Tipico als auch GVC anbieten, und strengere Regeln für andere Online-Aktivitäten aufzuerlegen. Spielautomaten und Poker sind die Segmente, die am stärksten von diesen größeren Beschränkungen betroffen sind. Dazu gehören unter anderem ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 € für Spielautomaten und Poker sowie ein Einsatzlimit von 1 € für Spielautomaten. Im Gegensatz dazu ist das Sportwetten-Segment weitgehend unberührt, da die Beschränkungen auf In-Play-Wetten beschränkt sind.
GVC dürfte von den Vorschriften viel weniger betroffen sein, da es von einem großen globalen Umfang und einer starken Diversifizierung außerhalb Deutschlands profitiert. Das Unternehmen erzielte 2019 in Deutschland einen Online-Netto-Gaming-Umsatz (NGR) in Höhe von 326 Mio. GBP, was nur 15% seines gesamten Online-NGR entspricht. Im Vergleich dazu hat Tipico 2019 in Deutschland mehr als doppelt so viel Online-NGR generiert (769 Millionen Euro).
Trotz der Größenunterschiede im Land sind die Leitlinien der beiden Unternehmen für die Auswirkungen auf das EBITDA weitgehend ähnlich. Der Hauptgrund dafür ist der Produktmix, bei dem sich Tipico weniger als GVC auf Online-Spiele konzentriert, das Segment, das am stärksten von den Vorschriften betroffen ist. Tipico konzentriert sich mehr auf Sportwetten.
In der Zwischenzeit bieten die Vorschriften neuen Betreibern die Möglichkeit, in den Online-Markt einzutreten. Dies wird den Wettbewerb um etablierte Betreiber erhöhen und wahrscheinlich die Margen senken. Der Arcade-Betreiber Safari Beteiligungs GmbH (Lowen Play, B3 negativ) wird von den neuen Bestimmungen nicht betroffen sein, da er vorerst nicht im deutschen Online-Segment engagiert ist.
Die Bundesländer haben am 10. September 2020 die Übergangsfrist vereinbart. Betroffen sind Online-Produkte, sofern sie den Bestimmungen des überarbeiteten zwischenstaatlichen Vertrags entsprechen, der am 1. Juli 2021 in Kraft treten soll. Die Übergangsbestimmungen sind im Wesentlichen eine frühzeitige Anwendung des Vertrags für das Online-Segment. Online-Betreiber, die die Anforderungen bis zum 15. Oktober nicht erfüllen, können möglicherweise keine Lizenz gemäß dem überarbeiteten Vertrag beantragen. Moody’s Analysten erwarten, dass GVC und Tipico beide die Frist einhalten.
Obwohl die etablierten Betreiber aufgrund der Umsatzrückgänge zunächst negativ bewertet wurden, gehen Analysten von Moody’s davon aus, dass der Vertrag der Staats- und Senatskanzleien der 16 Bundesländer in den nächsten Jahren für das gesamte Online-Segment positiv sein wird, da er einen stabilen Rechtsrahmen bietet und erhebliche Unsicherheiten beseitigt. „Dies wird auch das Wachstum des Sektors in Deutschland unterstützen, der von den Betreibern im Vergleich zu anderen Schlüsselmärkten wie Großbritannien und Italien erheblich unterversorgt wird“, urteilt Moody’s.
Während der Markt mit neuen Marktteilnehmern wettbewerbsfähiger wird, erwarten die Analysten, dass Tipico von seiner derzeit beherrschenden Stellung, seiner hohen Markenbekanntheit und seinem großen Einzelhandelsnetzwerk profitieren wird, um einen hohen Marktanteil aufrechtzuerhalten: „Wir gehen davon aus, dass Lowen Play seinen Umsatz in Online-Betriebe diversifizieren wird, was dazu beitragen wird, eine Verschlechterung des Retail-Gaming-Segments aufgrund der erwarteten Verringerung der Anzahl der Automaten in seinem Retail-Netzwerk ab 2021 zu mildern.“
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Comgest mit Sauren Golden Awards
Von Dr. Oliver Everling | 8.Oktober 2020
Die internationale Fondsgesellschaft Comgest ist im Rahmen der Sauren Golden Awards 2020 erneut mehrfach ausgezeichnet worden. Wie bereits im Vorjahr erhielt Franz Weis, Fondsmanager des Comgest Growth Europe (ISIN: IE0004766675), für ausgezeichnetes Fondsmanagement in der Kategorie Aktien Europa zwei Goldmedaillen und damit die diesjährige beste Bewertung in dieser Kategorie. Chantana Ward und Richard Kaye, Fondsmanager des Comgest Growth Japan (ISIN: IE0004767087), wurden dagegen für ihr sehr gutes Fondsmanagement in der Kategorie Aktien Japan mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Der Kölner Dachfondsmanager Eckhard Sauren verfolgt bei dem gleichnamigen Fondsmanager-Rating einen qualitativen Ansatz, bei dem besondere Managementleistungen und erfolgversprechende Fondsmanager prämiert werden. Dabei werden neben der Plausibilität der Anlagephilosophie und der Konsequenz bei deren Umsetzung insbesondere auch persönliche Fähigkeiten der Fondsmanager qualitativ beurteilt.
Zwei Goldmedaillen erhält derjenige, bei dem die Chancen groß sind, künftig bessere Ergebnisse als der Index zu erzielen. Mit einer Goldmedaille werden diejenigen Fondsmanager bedacht, deren Leistung überzeugt, wobei die Chancen einer Outperformance in der Zukunft günstig sind.
Bei den diesjährigen Sauren Golden Awards verliehen die Kölner an 128 Manager oder Managementteams eine der begehrten Auszeichnungen. Sechs Mal vergaben sie dabei die Spitzenbewertung von drei Goldmedaillen, 73 Mal zwei und 49 Mal eine Medaille.
„Uns freut es, im Rahmen der Sauren Golden Awards wiederholt ausgezeichnet worden zu sein und damit in unserer Arbeit bestätigt zu werden. Die Auszeichnung ist einmal mehr ein Beleg für die besondere Qualität und Stabilität unseres auf Qualitätswachstum fokussierten Investmentstils und unseres Fondsmanagements als Ganzes“, so Thorben Pollitaras, Deutschland-Geschäftsführer von Comgest.
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Moody’s zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren
Von Dr. Oliver Everling | 7.Oktober 2020
Die internationale Ratingagentur Moody’s veröffentlichte einen Research Report mit konkreten Antworten auf drängende Fragen, die viele Investoren beschäftigen. Hier die wesentlichen Punkte, von denen manche primär den US-Markt betreffen, aber auch global von Bedeutung sind (aus Moody’s „Corporates – Cross Region: Top of Mind: Frequently asked questions about top global sectors°):
Einzelhandel: Die meisten Ausgabenverschiebungen werden nach COVID-19 wieder normal. Die anhaltende Verlagerung in Richtung Online-Shopping und Abholung am Straßenrand (Drive In usw.) wird fortgesetzt. Die meisten Ausgabenänderungen zwischen den Produktkategorien sind vorübergehend, einige bleiben jedoch bestehen.
Autos: Die Erholung des Absatzes und der Rentabilität wird langwierig sein. Bei Autoherstellern, die mit starken Betriebsprofilen, gesunden Produktpipelines und soliden Positionen in Schlüsselmärkten in den Abschwung eingetreten sind, werden sich die Gewinne bis Ende 2021 normalisieren.
Arzneimittel: Änderungen der Arzneimittelpreise sind wahrscheinlich unabhängig davon, wer die US-Wahlen gewinnt. Die Eindämmung der Arzneimittelpreise wird von beiden Parteien unterstützt. Von Demokraten unterstützte Vorschläge erweitern jedoch tendenziell die Rolle der US-Regierung bei der Finanzierung des Gesundheitswesens und werden daher im Laufe der Zeit wahrscheinlich zu einem höheren Preisdruck führen.
Metals & Mining: Die Pandemie beschleunigt die Umstellung auf sicherere, automatisiertere Methoden. Änderungen, die zur Aufrechterhaltung des Betriebs während der Pandemie erforderlich waren, führten zu höheren Kosten und geringeren Produktionsmengen. Die Unterstützung lokaler Kommunen durch Bergbauunternehmen verringert jedoch das soziale Risiko.
Verbraucher: Für Getränkehersteller bestimmen Märkte, Produkte und das Engagement vor Ort die Leistung während der Pandemie. Die besten Performer sind in Märkten tätig, in denen Produktions-, Vertriebs- und Vertriebsaktivitäten nie vollständig eingestellt werden, und sie sind weniger Bars, Restaurants, Sportarenen und anderen Kanälen ausgesetzt, die nicht unmittelbar die Haushalte erreichen.
Öl & Gas: Eine Regierung unter Joe Biden in den USA würde zu bedeutenden Veränderungen führen. Öl- und Erdgasproduzenten mit erheblichen Abbauflächen- und Entwicklungsplänen auf Bundesstaatenebene und in Offshore-Gewässern würden die größten unmittelbaren Auswirkungen sehen.
Bau & Wohnungsbau: Die chinesischen Aufsichtsbehörden werden weiterhin die Hebelwirkung der Immobilienentwickler kontrollieren. Ziel ist es, die Stabilität des Immobiliensektors des Landes aufrechtzuerhalten, was seine Bedeutung für das Wirtschaftswachstum Chinas widerspiegelt.
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