Keine Bewegung! Daten her oder das Leben!

Von Dr. Oliver Everling | 2.Oktober 2020

Für viele Menschen ist es Realität geworden: Das Leben wird komplett überwacht. Daher ist es keine Frage mehr, ob das Leben von Fremden beobachtet wird, werden kann oder werden soll. Es geht nur noch um das Wie, nach welchen Regeln, und darum, von wem, mit welchen Folgen.

Wer in der Nacht eine Smartwatch trägt, übermittelt seine Daten noch vor Erwachen an Apple, Google, Huawei oder andere Dienstleister, die die Bewegungen und wenigstens auch den Puls erfassen. Einmal aufgewacht, zeigt der Griff zum Smartphone auch schon ohne Apple Watch am Arm, wann der Tag begann. Gleich welche App benutzt wird, die Datenströme erreichen Fremde.

Wer bei der Zubereitung des Frühstücks in der Küche mit Alexa kommuniziert, gibt nicht nur seine Anwesenheit in der Küche preis. Dass E-Mails zumindest vom Provider mitgelesen werden können, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Nur Verschlüsselungen schützen noch ein wenig davor, die Inhalte auf WhatsApp und anderen Plattformen wie bei Postkarten jedem (virtuellen) Briefträger offenzulegen.

Weniger bedacht wird jedoch, dass auch praktisch alle Telefonate über das Internet geführt, also digitalisiert werden. So wird Fremden auch der Zugriff auf die Gespräche gewährt. Im Interesse der Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union werden Gespräche ins außereuropäische Ausland besonders sorgfältig analysiert.

Bei Einkäufen offline listen die Kassenzettel alle Produkte auf und ordnen sie Kreditkarten oder anderen Zahlungsinstrumenten zu, so dass auch hier die Identität und Transaktion nachvollzogen werden kann. Bei Einkäufen und Dienstleistungen online sind die Identität von Käufer und Verkäufer zwangsläufig bestimmt.

Restaurantbesuche sind zu dokumentieren und Adressen anzugeben. Wer sich mit Geschäftspartnern im Café trifft, musste auch schon vor der Corona-Krise dem Finanzamt den genauen Verzehr, den Grund des Zusammentreffens und die beteiligten Personen exakt offenlegen.

Angestellte haben ihren Tagesablauf ihren Arbeitgebern zu dokumentieren und sich der Leistungsbeurteilung zu stellen. Selbständige müssen in ihren Steuererklärungen umfassend ihre Aktivitäten darlegen.

Wer aus Gründen der Pandemie das Haus oder seine Wohnung nicht verlässt, also aus dem Home Office arbeitet, sich durch Bringdienste beliefern lässt und seine Freunde online trifft, gibt – mit der Smartwatch am Arm – sein Leben komplett in die Beobachtung von Fremden. Beim Spaziergang durch die frische Luft werden die Schritte mitgezählt, die Route erfasst und der Puls ausgewertet.

Wie wenig dies alles die meisten Menschen stört, beweist, dass der Missbrauch der so preisgegebenen Daten offenbar eher die Ausnahme als die Regel ist. Die Weitergabe der Daten hat für die meisten Menschen keine spürbar negativen Konsequenzen.

Das politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Manipulations- und Missbrauchspotential braucht angesichts vieler einschlägiger Medienberichte nicht erläutert zu werden. Wohl aber muss die Frage diskutiert werden, welche Rolle Social Credit Systems in Zukunft spielen werden. Das Buch „Social Credit Rating“ sucht darauf Antworten.

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I-CV sieht Finanzwelt entkoppelt

Von Dr. Oliver Everling | 1.Oktober 2020

Das Schweizer Kreditresearch-Unternehmen Independent Credit View (I-CV) analysierte in ihrer jährlichen Länderstudie 2020 die fundamentale Kreditqualität von 51 Staaten. Vor dem Hintergrund, den größten Schock für die Weltwirtschaft seit 75 Jahren zu verkraften, wurden die Länder einer vielschichtigen Bonitätsprüfung unterzogen mit dem Ziel, die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf die Länderbonitäten zu verifizieren.

Die Dauer und die Tiefe der Rezession sowie Auswirkungen auf die Bonität hängt von der individuellen Ausgangslage und Widerstandsfähigkeit der einzelnen Staaten ab. Bereits vor der Krise überstrapazierte Bilanzen – gleich ob von Staaten, Unternehmen oder Haushalten – und trotz positivem Wirtschaftsumfeld nicht erfolgte Reformen bieten dabei vielerorts eine prekäre Ausgangslage. Tiefere Steuereinnahmen und massive Ausgaben der Staaten zur Entschärfung der wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen führen zu hohen Staatsdefiziten, steigenden Schulden und damit schwächeren Finanzprofilen.

„Die erfolgreiche Bewältigung der Krise erfordert rigorose Anpassungen bei überschuldeten Unternehmen, Haushalten und Staaten zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit nach der Krise. Die Flexibilität sowie die Glaubwürdigkeit der Notenbanken und Regierungen wird auf die Probe gestellt und schwelende politische Risiken drohen zu eskalieren. Eine wohlüberlegte Exitstrategie, welche insbesondere eine ‚Zombifizierung’ der Wirtschaft verhindert, ist zentral für eine nachhaltige Gesundung. Allerdings haben sich die Finanzmärkte derzeit komplett von der realen Welt entkoppelt. Viele Investoren glauben, dass sie in Krisensituationen stets von Notenbanken und Regierungen gerettet werden und gehen deshalb höhere Risiken ein. In diesem Umfeld war der Blick unserer Länderstudie 2020 auf die Entwicklungen herausfordernder denn je und führte zu zehn Downgrades“, so René Hermann, Lead-Autor der I-CV Länderstudie.

Die oft behauptete und auch von I-CV herangezogene These von der „Entkoppelung“ der Finanzmärkte von der „realen Welt“ ist nicht unumstritten. Noch nie agierten Notenbanken rund um den Globus so gleichgerichtet wie heute, indem sie durch Geldflutung der Märkte für Liquidität sorgen. Die „heilsame“ Wirkung der Liquidität wird mit einer Verunsicherung der Anleger über die langfristige Geldwertentwicklung erkauft – gleich, ob US-Dollar, Euro, Yen oder andere Währungen, die durch aufblähende Zentralbankbilanzen geschaffen werden.

So betrachtet haben sich die Finanzmärkte nicht von der „realen Welt“ entkoppelt, sondern spiegeln lediglich die Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich der künftigen Geldwertentwicklung. Früher wurde dafür der Goldpreis als Indikator herangezogen. Da dieser aber unter dem Damoklesschwert der Regulierung und Manipulation durch Zentralbanken steht, ist der Goldpreis kein zuverlässiger Indikator mehr für die Erwartungsbildung der Finanzmarktteilnehmer. Steigende Aktienkurse und steigende Verschuldung sind daher ebenso zum Ausdruck dafür geworden, dass der Wert der Assetklasse „Geld“ in Relation zu anderen Assetklassen wie Aktien sinkt.

Die I-CV Länderstudie 2020 weist Nordeuropa mit Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden als Safe Havens aus. Diese Staaten gingen mit einer niedrigen Verschuldung in die Krise und die Aussichten auf eine rasche Rückkehr zu Wirtschaftswachstum sind intakt. „Deutschland kratzt an diesem Status, aber der starke Schuldenanstieg, hohe Eventualverpflichtungen und eine lediglich moderate Wirtschaftserholung verhindern ein zu positives Bild. Das AAA-Rating wie bei der Schweiz bleibt derweil erhalten. Der dritte im Bunde der D-A-CH-Region, Österreich, ist unverändert mit AA geratet. Erwartungsgemäß verzeichnen wir in diesem Umfeld kein Upgrade, während zehn Staaten eine Abstufung erhielten. Darunter beispielsweise Kanada, Mexiko sowie die Türkei, welcher wir schon letztes Jahr eine problematische Entwicklung attestierten“, so Hermann.

Zur Beurteilung und Überwachung der Kreditqualität von Staaten setzt I-CV seit 2009 ein bewährtes 4-Phasen Sovereign-Modell ein. Aufgrund von mehr als 50 Bewertungsfaktoren wird zuerst die fundamentale Stärke der Staaten evaluiert. Dabei misst das quantitative Modell die Bonitätsstärke respektive -schwäche aufgrund aktueller Daten und Prognosen (IWF, OECD, etc.). Im Anschluss werden die individuellen Staatsbilanzen einem Deleveraging Szenario unterzogen. Die Ergebnisse werden dann zu einem I-CV Rating konsolidiert. Abschließend werden wichtige Trends und Entwicklungen, welche die Ratings zukünftig beeinflussen können, untersucht (beispielsweise ESG Faktoren) und abhängig von der Materialität mitberücksichtigt.

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KI-Standort Deutschland im Rating

Von Dr. Oliver Everling | 30.September 2020

Prof. Dr. Florian Stahl fragt im Rahmen der vom FORUM Institut für Management GmbH veranstalteten Online-Konferenz „Big Data & AI in Financial Services Big Data & AI in Financial Services“ in der von ihm moderierten Panel-Diskussion: „KI-Standort Deutschland – Schlusslicht oder Weltspitze? Status Quo und wie können wir noch mehr erreichen?“ Vanessa Cann, Prof. Dr. Wolfgang Maaß, und Andreas Hartl geben darauf Antworten.

Vanessa Cann ist seit dem 1. Mai 2020 Geschäftsführerin im KI Bundesverband e.V. Zu ihren Verantwortungsbereichen gehören das Mitglieder- und Partnermanagement sowie die Verbandsentwicklung. Die Politikwissenschaftlerin leitete zuvor die Plattformen Künstliche Intelligenz und Future Mobility beim Bundesverband Deutsche Startups e.V., wo sie Startups mit etablierten Unternehmen und Investoren zusammenführte. Ihr Interesse für Künstliche Intelligenz entwickelte Vanessa Cann in der Politikberatung, wo sie Fortune500-Unternehmen in ihrer Digitalpolitik beriet. Sie engagiert sich als Mentorin für Startups und bei Women in AI.

Wolfgang Maaß ist Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insb. Wirtschaftsinformatik im Dienstleistungsbereich, Professor für Informatik (kooptiert) an der Universität des Saarlandes, wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und außerordentlicher Professor für Biomedical Informatics an der Stony Brook University, NY. Er studierte Informatik an der RWTH Aachen und promovierte in Informatik (DFG-Stipendium). Er habilitierte sich in Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen, Schweiz. Er war Gast-Professor an der University of Texas und Stony Brook University, NY. Zusammen mit Univ.-Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (WZL, RWTH Aachen) leitet er das Cognitive Manufacturing Laboratory (CML). Aktuell leitet er das KI-Leuchtturmprojekt SPAICER, dass durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird.

MinRat Andreas Hartl leitet seit August 2017 das Referat KI 1 (Strategie Künstliche Intelligenz, Datenökonomie, Blockchain) im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Das Referat ist mit wirtschafts- und digitalpolitischen Gesichtspunkten der Künstlichen Intelligenz, der Blockchain-Technologie, der Politik offener Daten (Open Data) sowie weiterer Fragestellungen der Datenökonomie befasst. Es ist unter anderem zuständig für die Strategie Künstliche Intelligenz sowie die Blockchain-Strategie der Bundesregierung. Zudem ist es Koordinator für die Free-flow-of-Data-Verordnung der EU und federführend für die Umsetzung der PSI-Richtlinie in nationales Recht. Andreas Hartl studierte Rechtswissenschaften an der Universität Marburg und bestand 2004 das Zweite Juristische Staatsexamen. Von 2004 bis 2011 war er in der Bundesnetzagentur tätig. Anfang 2012 wechselte er in das BMWi und war bis August 2017 Referent für Grundsatzfragen der Telekommunikation sowie wettbewerbliche und regulatorische Fragen der Digitalisierung. Dort betreute er u.a. die Erstellung zunächst des Grünbuchs und im Jahr 2017 des Weißbuchs Digitale Plattformen.

Der Moderator der Panel-Diskussion, Prof. Dr. Florian Stahl, ist seit 2013 Professor für Quantitatives Marketing und Consumer Analytics an der Mannheim Business School und Co-Director des Mannheim Center for Data Science. Er forscht seit mehreren Jahren über die Anwendung von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz zur Optimierung und Neuausrichtung des digitalen Marketings. Als akademischer Direktor des Mannheim Masters in Managament Analytics verantwortet er zudem die Ausbildung der nächsten Generation von Managern für die digitale Transformation von Unternehmen und Industrien.

Wolfgang Maaß spricht über die Attraktivität und den Bekanntheitsgrad der Arbeitgeber im Bereich KI. Deutsche Studenten wählen tendenziell den bequemeren Weg, so seine Wahrnehmung der Lebensläufe von Absolventen, die eher einen sicheren Job in einem Großunternehmen annehmen würden, als – wie in anderen Ländern – mutig eigene Firmen gründen würden.

Wolfgang Maaß sieht jedoch auch bei denjenigen, die als KI-Experten den Schritt in die Selbständigkeit wagen, Defizite in der betriebswirtschaftlichen Ausbildung. Viele KI-Experten würden die kaufmännische Führung des Unternehmens eher als Nebensache sehen, so dass sie von den Realitäten des Geschäftslebens überrascht werden.

Bei Sparkassen und Volksbanken und Raiffeisenbanken habe man schon vor zehn Jahren kontaktloses Bezahlen diskutiert. Es wurden jedoch rasch zu viele Hürden aufgebaut, um die damaligen Ideen umzusetzen und die Möglichkeiten zu nutzen. Nun, bemerkt Wolfgang Maaß, wird mit Apple Pay bezahlt. „Wozu braucht dann der Endkunde noch diese Banken. In meiner Hosentasche kommt für mich als Bürger nichts an.“ Begeisterung komme durch neue Entwicklungen, nicht durch bloße Fortschreibung der Services aus der Vergangenheit, warnt Wolfgang Maaß.

„Früher war fließendes Wasser und Strom aus der Steckdose nur für die Könige und reiche Leute“, sagt Wolfgang Maaß: So müsse es auch mit den Finanzdienstleistungen kommen. „High-End Services, die bisher nur für die Reichen verfügbar sind, sind zu kommoditisieren.“ Das wäre mit KI möglich. „Wir brauchen Bewegung in den Köpfen“, fordert Wolfgang Maaß.

Andreas Hartl lobt den vergleichsweise hohen Einsatz von KI bei Finanzdienstleistungsinstituten. In der Chemie und anderen Branchen sei der Einsatz von KI zwar auch im Vormarsch, aber noch nicht so weit wie im Finanzdienstleistung. Die deutsche Wirtschaft stehe sich selbst im Wege, da deutsche Unternehmen Wert darauf legen würden, sich auf eigene, deutsche Erfindungen zu stützen. Im Ausland sei man in dieser Hinsicht flexibler.

Andreas Hartl nennt ein Beispiel, wie die Ausschreibungspraxis KI-Entwicklungen behindere: Bei einer Ausschreibung von Flugstunden für Waldbrandlöschung fielen beispielsweise Drohnen durch, da unbemannt. Andreas Hartl sieht daher Chancen, die öffentliche Beschaffung zugunsten von KI zu verbessern.

Florian Stahl fragt nach den Implikationen der Forderung der chinesischen Regierung, bei TikTok nicht die Algorithmen offenzulegen. Andreas Hartl zeigt die Komplexität der Fragestellungen auf, die sich mit dem Einsatz von KI verbinden. Sicherheit und Verteidigung seien auch betroffen.

Vanessa Cann glaubt im Wettbewerb mit den USA, China und anderen Staaten, dass sich Europa durch andere Werte differenzieren wird. „Unsere Werte werden bestimmend sein“, sagt Vanessa Cann und macht ihrem Diskussionspunkt am Beispiel eines ihrer Mitgliedsunternehmen deutlich. Das Verpixeln von Gesichtserkennung erlaube es hier, den Anforderungen des Datenschutzes gerechtzuwerdne. Wichtig ist für Vanessa Cann, der Innovation Spielraum zu lassen. Aus öffentlichen Kassen gehen 5 Mrd. € für KI an die großen Konzerne, bei Start-ups komme davon wenig an, mahnt Vanessa Cann an.

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Bei Chatbots geht es nicht nur um Q&A

Von Dr. Oliver Everling | 30.September 2020

Das FORUM Institut für Management GmbH lädt erneut zur Konferenz „Konferenz: Big Data & AI in Financial Services“ ein – diesmal aufgrund der aktuellen Situation als Online-Version. Eine Panel-Diskussion widmet sich dem Thema „Chatbots 2.0 – Jenseits von Fragen und Antworten: Conversational AI – Die Zukunft der Kommunikation mit Kunden?“

Moderator Thomas Wind gelingt es, konkrete Perspektiven aufzuzeigen und die Panelisten Pranay Jain, Sascha Poggemann und Benjamin Gebauer in eine lebhafte Diskussion zu bringen. Alle Panelisten bringen eine Menge praktische Erfahrung in die Erörterung eines Themas, für das noch vor wenigen Jahren wenig praktische Relevanz gesehen wurde.

Heute stehen Chatbots dagegen oft im Mittelpunkt der Kundenverbindung. Ohne Chatbots lässt sich die Kommunikation mit Kunden bei vielen Unternehmen kaum noch zeitgemäß gestalten. Kunden erwarten Chatbots mit den neuesten Funktionen. Je mehr Chatbots im Einsatz sind, desto mehr Erfahrungen sammeln Kunden mit Chatbots und bilden Erwartungen an die die Möglichkeiten, die ihnen durch Chatbots geboten werden.

Die Panelisten befassen sich mit verschiedenen Use Cases. Oft würden Unternehmen zwar mit dem Wunsch nach einem Chatbot an die Experten herantreten, jedoch sich über die Einbettung in die Kommunikationsstrategie nicht im Klaren sein. So genüge es bei Kreditinstituten beispielsweise nicht, nur den Kontostand abzufragen.

Benjamin Gebauer erläutert, dass über den gesamten Verlauf eines Dialogs nachgedacht werden muss. So könne sich beispielsweise ergeben, dass der Kunde eine Adresse suchen oder Öffnungszeiten erfahren muss. Hier könne man den Kunden nicht einfach auffordern, selbst in Google danach zu suchen, obwohl Google diese Informationen sofort liefern könnte. Der Kunde kann erwarten, dass elementare Angaben über das Unternehmen auch im unternehmenseigenen Chatbot abfragbar sind.

Die Effizienzmessung der Kommunikation ist in Chatbots wesentlich genauer möglich. Werden traditionelle Telefonate aufgehangen, bleibe von diesen oft nur die Erkenntnis, dass es zu einem Kundenkontakt kam. Ob aber das Telefonat zur gewünschten Lösung führte, lässt sich im Nachhinein schwer analysieren. Die Kommunikation in Chatbots liefert dagegen wesentlich genauere Angaben, der Dialog kann komplett nachvollzogen und durch Künstliche Intelligenz analysiert werden.

Telefonate sind zudem oft viel langatmiger, auch von Kundenseite her weniger effizient. Im Chatbot bringen Kunden ihre Anliegen konkreter zum Ausdruck und reduzieren ihre Eingaben aufs Wesentliche.

Das Kommunikationsverhalten ändert sich schnell, sind sich die Panelisten einig. Daher bedarf es ständiger Pflege und Weiterentwicklung von Chatbots. Außerdem seien Technologien im Auge zu behalten, die wie Chatbots funktionieren, aber nicht über Smartphone oder PC gesteuert werden.

Sascha Poggemann spricht von Alexa im Auto: Diese erlaube noch mehr Effizienz und kurze Diskussionen. Er warnt jedoch: „Amerikanische Anbieter versprechen zu viel“. In jedem Fall sieht er aber eine Fülle von Anwendungen, die sich allein schon aus der aktuellen Situation mit Home Offices ergeben. Alltagssituationen mit Kindern im Hintergrund zum Beispiel ließen sich mit Alexa und anderen sprachgestreuerten Technologien in Chatbots viel einfacher bewältigen.

Chatbots machen Vorgänge so einfach, dass sie sogar möglicherweise das Geschäftsmodell verändern, sieht Pranay Jain voraus. Indem Geschäftsvorfälle auf Chatbots verlagert werden, wird die Wertschöpfung des Unternehmens neu überdacht.

Thomas Wind ist Gründer und Inhaber von Wind Consulting, einer auf Business Development, Customer Experience und Digital Transformation spezialisierten Unternehmensberatung. In seinen Beratungsschwerpunkten verfügt er über 20 Jahre Erfahrung in unterschiedlichen Branchen sowohl im Corporate- als auch im Management Consulting-Umfeld. Vor Wind Consulting war er in verschiedenen Management-Positionen bei LivePerson, Inc., der Deutschen Telekom AG und davor als Partner und Managing Director bei TellSell Consulting, heute Teil der KPMG, tätig. Herr Wind ist über seine Beratertätigkeit hinaus auch Co-Founder eines auf Conversational AI fokussierten Start-ups in Berlin.

Pranay Jain ist Gründer und CEO von Enterprise Bot mit Fachkenntnissen in den Bereichen Finanzen, NLP und Aritificial Intelligence. Seit 2014 beschäftigt er sich mit Fragen der Verarbeitung natürlicher Sprache und der Prozessautomatisierung im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz. Pranay war persönlich an AI / NLP-Automatisierungsprojekten beteiligt, bei denen Generali, PWC, SIX (Schweizer Börse) und viele andere Organisationen praktische Erfahrungen in das Thema einbrachten.

Sascha Poggemann ist der Mitbegründer und COO von Cognigy – dem Unternehmen, das künstliche Intelligenz nutzt, um die Automatisierung von Self-Service Unternehmensprozessen zu verbessern. In seiner Funktion konzentriert er sich darauf, praktische Anwendungen für den digitalen und interaktiven Kundenservice in wachsende und etablierte Unternehmen zu bringen. Er ist ein erfahrener Redner zu den Themen neuer Technologien, künstliche Intelligenz und Unternehmertum. Er ist eine führende Stimme in der Human + AI-Bewegung und konzentriert sich auf die nahtlose Interaktion zwischen Mensch und Maschine in Unternehmensanwendungen.

Benjamin Gebauer ist verantwortlich für das Digital Business Development bei der infinit.cx. Er ist schon seit über 15 Jahren als Berater im Bereich Kundenservice tätig und die Digitalisierung ist sein Steckenpferd. Die neuen, künstlich intelligenten Chancen des Zusammenspiels von Mensch und Maschine faszinieren ihn. Dabei hat er immer den Mehrwert für den Endkunden im Fokus, denn nur so werden Digitale Services ein Erfolg.

Chatbots gewinnen für Scoring- und Ratingprozesse an Bedeutung, da sie die strukturierte und standardisierte Sammlung von Informationen in kundenfreundlicher Form erlauben. Valide und reliable Ergebnisse sind die Folge.

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Multifunktionales Monitoring- und Überwachungssystem zur Einhaltung von Corona-Hygieneschutzmaßnahmen

Von Dr. Oliver Everling | 29.September 2020

Die artec technologies AG (ISIN DE0005209589) bietet ab sofort ein multifunktionales Monitoring- und Überwachungssystem zur Einhaltung von Corona-Hygieneschutzmaßnahmen mit Namen MULTIEYE OverCrowding Watch App an. Die Software basiert auf vorhandenen und in der Praxis bewährten artec-Produkten mit Unterstützung KI-basierter Softwarekomponenten. So entwickelt das börsennotierte Softwareunternehmen aus Diepholz seit dem Jahr 2000 unter dem Markennamen MULTIEYE Software- und Systemlösungen für den Sicherheitsbereich.

Die MULTIEYE OverCrowding Watch App erkennt das Nichttragen von Masken, misst und kontrolliert die Einhaltung der maximalen Personendichte in Geschäften, Restaurants, Bars, bei Veranstaltungen oder auch in Bussen, Bahnen etc., verfügt über eine Personen-Richtungsdetektion bei Ein- und Ausgängen sowie weitere Features. An das System können mehrere Sensoren angeschlossen werden, so dass größere Objekte wie Einkaufcenter bis hin zu Veranstaltungsgelände mit vielen Ein- und Ausgängen kontrollierbar sind. 

Die Software signalisiert akustisch wie auch visuell auf Informationsdisplays und auf Kontrollmonitoren, sobald sich ein Kunde ohne Maske dem Zutrittsbereich nähert oder die maximal zulässige Personendichte überschritten wird. Die OverCrowding Watch App ermöglicht darüber hinaus auch statistische Auswertungen, um die Umsetzung von Hygienemaßnahmen zu analysieren. Die OverCrowding Watch App wird nach Vorschriften der DSGVO betrieben.

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Mehr Einkommen verpufft in höherer Sparquote

Von Dr. Oliver Everling | 23.September 2020

In „Normalzeiten“ folgt nach Erfahrung der Analysten im DZ BANK RESEARCH die Sparquote privater Haushalte in Deutschland einem saisonalen Muster: „Im ersten Quartal – nach Weihnachten und vor der Urlaubssaison – legen die Bürger mit durchschnittlich gut 14 Prozent einen hohen Teil ihres Einkommens auf die hohe Kante, während die Sparrate in den nachfolgenden Quartalen mit rund 9 bis 10 Prozent deutlich niedriger ausfällt.“ Als Folge der Corona-Krise beobachten die Analysten jedoch, dass das übliche Muster in diesem Jahr jedoch „ordentlich durcheinandergewirbelt“ wird, so wörtlich.

„Bereits im ersten Quartal fiel die Sparquote mit 16,5 Prozent deutlich höher aus als in den Vorjahren und im zweiten Quartal schoss sie gar auf 20,1 Prozent.“ Die Gründe hierfür sehen die Experten der DZ BANK in der Angst vor Einkommenseinbußen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit, an Lockdown und Reisebeschränkungen, die vor allem in der ersten Hälfte des zweiten Quartals den privaten Verbrauch massiv behinderten, sowie an der Ende des zweiten Quartals für die zweite Jahreshälfte angekündigten Mehrwertsteuersenkung. Dass die Sparquote dermaßen stark anstieg, hängt aber auch damit zusammen, dass die Einkünfte der Privathaushalte angesichts der Ausmaße der anhaltenden Corona-Krise bisher erstaunlich stabil blieben: „Verglichen mit Q2/2019 fiel das verfügbare Einkommen im Q2/2020 gerade mal 0,8 Prozent niedriger aus. Dagegen ist der private Verbrauch nominal um 11,7 Prozent eingebrochen.“

Auch in der zweiten Jahreshälfte erwartet die DZ BANK, dass die Sparquote hoch bleibt und im Gesamtjahr auf rund 16 Prozent steigt, verglichen mit 10,9 Prozent in 2019. „Gerade das zweite Quartal 2020 zeigt sehr deutlich, dass einkommensstützende Maßnahmen im Kontext der Corona-Krise zwar erfolgreich die verfügbaren Einkommen der Privathaushalte stabilisieren konnten, die Sparquote aber trotzdem stark anstieg und der Konsum einbrach.“

Die vom Bundeskabinett beschlossene Verlängerung der großzügigen Regelungen zur Kurzarbeit bis Ende 2021 muss daher kritisch gesehen werden. Der wirtschaftliche Strukturwandel wird behindert und die Volkswirtschaft verliert immer weiter an Effizienz, weil Fachkräfte in kriselnden Unternehmen gehalten werden, während andere Firmen mit erfolgreichem Geschäftsmodell händeringend qualifiziertes Personal suchen.

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Günstig eingekauft, bieten Fachmärkte Potenzial

Von Dr. Oliver Everling | 22.September 2020

Die Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) hat Kaufverträge über drei Fachmärkte in Süddeutschland geschlossen. Es handelt sich dabei um die Standorte von Dänisches Bettenlager in Heidenheim (Baden-Württemberg), Michelstadt (Hessen) und Ochsenfurt (Bayern).

Die Immobilien in Heidenheim und Michelstadt wurden 2009 nach den Plänen von Dänisches Bettenlager erbaut und verfügen über jeweils rund 950 qm vermietbare Fläche. Der 1979 erbaute Standort in Ochsenfurt war früher ein Supermarkt und hat gut 1.200 qm vermietbare Fläche. Die saldierten Kaufpreise belaufen sich auf effektiv 3,3 Mio. € und bringen der DEFAMA zusätzliche Erträge von rund 300 T€ p.a. ein.

Mit Abschluss dieser Transaktionen steigt die annualisierte Jahresnettomiete der DEFAMA auf mehr als 14 Mio. €. Das Portfolio umfasst nunmehr 42 Standorte mit 178.000 qm Nutzfläche, die zu gut 96% vermietet sind. Zu den größten Mietern zählen ALDI, EDEKA, Kaufland, LIDL, Netto, NORMA, Penny, REWE, Getränke Hoffmann, Dänisches Bettenlager, Deichmann, KiK, Takko und toom. Auf Basis des aktuellen Portfolios liegt der annualisierte FFO bei 6,9 Mio. €, entsprechend 1,56 € je Aktie.

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Märkte mit Branchenstandards zum Kreditrating

Von Dr. Oliver Everling | 16.September 2020

Mit CRX Markets gewinnt der Verband deutscher Kreditplattformen (VdK) ein Neumitglied hinzu, erstmals im Bereich der Working-Capital-Finanzierung. Das in München ansässige Fintech bietet auf seinem digitalen Marktplatz Lösungen zur Working-Capital-Finanzierung an, u.a. Factoring.

Der VdK versteht sich für CRX Markets als Interessenvertretung. Als junger Verband für die Online-Fremdfinanzierungsbranche sucht der VdK seit Anfang des Jahres zahlreiche neue Mitglieder für sich und will damit seine Relevanz gegenüber Öffentlichkeit und Politik ausbauen.

CRX Markets schließt sich als Assoziiertes Mitglied an. Das Münchner Fintech bietet seit 2012 einen digitalen Marktplatz an, auf dem Unternehmen Verbindlichkeiten und Forderungen über eine Vielzahl von Finanzierungspartnern (Institutionelle Investoren, Factoring-Gesellschaften, Banken) finanzieren können. So können Unternehmen ihr Umlaufvermögen auf beiden Seiten der Bilanz optimieren und frühzeitig vor Ablauf des Zahlungsziels auf Liquidität zugreifen. Die Prüfung der Bonität der auf CRX Markets aktiven Unternehmen erfolgt durch die Finanzierungspartner außerhalb der Plattform.

Der VdK arbeitet intensiv an Branchenstandards. Diese sollen Orientierung für die junge Branche geben und schließlich für Markttransparenz und Vertrauen in die Online-Kreditmarktbranche sorgen. Sie umfassen die Hauptkategorien Integrität, Qualität, Professionalität und Transparenz. Unter anderem wird beim Thema Qualität auch das Risikomanagement aufgeführt, in der verantwortungsvolles und sorgfältiges Kreditrating vorgegeben wird.

Die Vorstände von CRX Markets Frank H. Lutz (CEO), Alexei Zabudkin (CFO) und Thomas Brusa (CIO) freuen sich auf die gemeinsame Arbeit im Verband. Lutz erklärt: „Der CRX Marktplatz gewinnt mit seinen Lösungen im Bereich Receivables und Payables Finance immer mehr an Relevanz. Wir zählen viele renommierte internationale Unternehmen zu unseren Kunden. Dank über 30 aktiver Finanzierungspartner auf der Plattform steht unseren Kunden ein großer Liquiditätspool zur Verfügung. Im Zuge der fortschreitenden Expansion unseres Geschäfts ist es wichtig, eine Interessensvertretung zu haben, die sich mit dem Nischenthema Working-Capital-Finanzierung auskennt. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem Verband deutscher Kreditplattformen.“

Auch Geschäftsführer des VdK, Constantin Fabricius, freut sich über den Neuzugang: „CRX Markets ist unser erstes Mitglied, das Factoring auf einem digitalen Marktplatz anbietet. Und genau solche innovativen Lösungen sind es, die wir im Verband unterstützen und sichtbarer machen möchten.“

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Moody’s neue Unternehmenseinheit ESG Solutions Group

Von Dr. Oliver Everling | 15.September 2020

Moody’s Corporation (NYSE: MCO) gab die Gründung einer neuen Unternehmenseinheit für ESG (Environmental, Social and Governance) bekannt, um der wachsenden globalen Nachfrage nach Erkenntnissen über ökologische, soziale und ethische Fragen gerecht zu werden. Moody’s ESG-bezogene Angebote, einschließlich seiner verbundenen Unternehmen, umfassen jetzt Über 5.000 ESG-Bewertungen von Unternehmen, Kontroversen-Screening für 7.900 Unternehmen, 1 Million Klimarisikowerte, Über 250 nachhaltige Anleihen- und Kreditprüfungen
Über 70 ESG-Spezialindizes, Kreditratings, die ESG-Risikoüberlegungen berücksichtigen,

Die Gruppe nutzt die Daten und das Know-how von Moody’s in den Bereichen ESG, Klimarisiko und nachhaltige Finanzen und arbeitet mit Moody’s Investors Service (MIS) und Moody’s Analytics (MA) zusammen, um eine umfassende, integrierte Suite von ESG-Kundenlösungen bereitzustellen.

Die ESG Solutions Group entwickelt Tools und Analysen, die die Auswirkungen von ESG-bezogenen Risiken und Chancen identifizieren, quantifizieren und darüber berichten. Die ESG-Funktionen von Moody’s wurden nach verschiedenen Investitionen erweitert. Darunter die Investion in Vigeo Eiris (VE), neben ISS ESG ein weltweiter Pionier in den Bereichen ESG-Bewertungen, Daten und Tools sowie nachhaltige Finanzen, und Four Twenty Seven, ein führender Anbieter von Klimarisikoanalysen. Im Jahr 2019 erweiterte Moody’s bereits die von Moody’s Investors Service angebotenen Ratings und Researchs um ESG-Betrachtungen. ESG wird in eine Reihe von Moody’s Analytics-Risikomanagementlösungen, Research-, Daten- und Analyseplattformen integriert.

„Die ESG Solutions Group von Moody’s vereint Fähigkeiten aus dem gesamten Unternehmen, um den Marktteilnehmern dabei zu helfen, ihre strategische Widerstandsfähigkeit, ihren verantwortungsvollen Kapitalismus und die Ökologisierung der Wirtschaft zu verbessern, indem sie Risiken und Chancen identifizieren und aussagekräftige Leistungsmessungen und Erkenntnisse liefern“, sagte Rob Fauber, Chief Operating Officer von Moody’s.

Die ESG Solutions Group wird von Andrea Blackman geleitet, die über 30 Jahre Erfahrung in der Nutzung von Finanz- und Technologieinnovationen in Führungspositionen bei Banken, Vermögensverwaltern und Finanztechnologieanbietern verfügt. Zuvor leitete sie Moody’s CreditView und baute es zur weltweit führenden Forschungs-, Daten- und Analyseplattform für Kreditmarktprofis aus.

VE und Four Twenty Seven werden angesichts der starken Nachfrage nach ihren innovativen Produkten weiterhin eigenständige ESG- und Klimarisikolösungen anbieten. VE hat kürzlich die Dienste erweitert und Second Party Opinions für Nachhaltigkeitsanleihen veröffentlicht, die Aspekte des EU-Standards für Taxonomie und Green Bond integrieren. Four Twenty Seven kündigte die Aufnahme eines Waldbrandrisikos in seine On-Demand-Real-Asset-Scoring-Anwendung für die voraussichtliche Exposition einer Immobilie oder Einrichtung gegenüber Auswirkungen des Klimawandels an.

In Sachen ESG bemüht sich Moody’s, mit gutem Beispiel voranzugehen: Zum fünften Mal in Folge wurde Moody’s in die Liste der 100 besten Unternehmen der berufstätigen Mutter und zum dritten Mal in Folge in die Liste der besten Unternehmen für Väter aufgenommen. In diesen Listen werden US-Organisationen anerkannt, die Maßnahmen ergreifen, um Eltern am Arbeitsplatz durch Richtlinien für Elternurlaub, Leistungen, Kinderbetreuung, Aufstiegsprogramme, Flexibilität und mehr zu fördern.

„Moody’s engagiert sich stark für Richtlinien und Programme, die die Entwicklung und Förderung von Eltern am Arbeitsplatz unterstützen“, sagte DK Bartley, Chief Diversity Officer bei Moody’s. „Wir fühlen uns geehrt über unsere fortgesetzte Anerkennung unter den besten Unternehmen der berufstätigen Mutter und sind stolz darauf, eine integrative Kultur geschaffen zu haben, in der Eltern über die Werkzeuge, Ressourcen und Flexibilität verfügen, um zu führen und zu gedeihen.“

Der Preis würdigt Moody’s Fokus auf Diversitäts- und Inklusionsstrategien, die Eltern, insbesondere Frauen, für Führungsrollen entwickeln und einen Arbeitsplatz fördern, an dem alle Menschen ihr authentisches Selbst sein können. Moody’s punktete besonders mit Flexibilität am Arbeitsplatz, geschlechtsneutralem Elternurlaub und Phase-Back-Programmen.

Zusätzlich zu den Arbeitsplatzrichtlinien hat Moody’s mehrere Schlüsselprogramme für Eltern, insbesondere Frauen und Mütter, aktiviert oder erweitert. In diesem Jahr startete Moody’s das TIDE-Programm, eine Diversity-Initiative, die darauf abzielt, Frauen und farbige Menschen mit hohem Potenzial in Führungspositionen zu befördern, und stärkte das Senior Women Leadership Forum, ein zwölfmonatiges Entwicklungsprogramm für hochrangige Frauen. Das Unternehmen kündigte auch Pläne an, sein RE-IGNITE-Programm 2021 von den USA auf die EMEA-Region auszudehnen. RE-IGNITE ist Moodys bezahlte zwölfwöchige Rückkehr zur Arbeit, die für Einzelpersonen, insbesondere Mütter, konzipiert ist, die ihre Karriere nach einer Pause von mindestens zwei Jahren wieder aufnehmen möchten. In diesem Jahr jährt sich auch der 11. Jahrestag von Moody’s Employee Resources Groups (ERGs), einschließlich der ERG für Frauen und des Unterstützungsnetzwerks des Working Parents Circle.

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Dilemma des KMU-Ratings

Von Dr. Oliver Everling | 14.September 2020

Kleine und mittlere Unternehmen haben Schwierigkeiten, ihre Bonität glaubwürdig zu kommunizieren. Anerkannte Ratingagenturen konzentrieren ihre Dienste auf Unternehmen, die einen komiteebasierten Ratingprozess durchlaufen. Dazu gibt der Rechtsrahmen in der Europäischen Union (EU) keine Alternative. Als Ratingagentur kann nur anerkannt werden, wer alle Anforderungen der EU Verordnung über Ratingagenturen erfüllt. Diese Anforderungen sehen einen von Analysten verantworteten Beurteilungprozess vor, der in einer Entscheidung eines Ratingkomitees mündet. Entsprechend sind auch Überwachungs- und Kontrollorgane der Agentur zu besetzen. Anerkannte Ratingagenturen müssen in der EU ihren Board mit mindestens zwei Independent Non-Executive Directors besetzen, eine Review Function vorsehen usw.

Als Ratinganalysten kommen nur Persönlichkeiten mit langjähriger Berufserfahrung, akademischer Ausbildung und charakterlicher Eignung in Frage. Analysten dürfen nicht zugleich auch Vertriebsfunktionen für die Ratingagentur wahrnehmen. Daher bedarf es der Bestellung weiterer Mitarbeiter, die für die Geschäftsentwicklung zuständig sind. Alle diese Anforderungen führen dazu, dass der Betrieb einer anerkannten Ratingagentur mit erheblichen Kosten verbunden ist. Entsprechend verlangt die in der EU zuständige Aufsichtsbehörde, die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA, eine ausreichende Kapitalausstattung der Ratingagentur, die den Bestand der Agentur auf Dauer sichert. Alle diese Anforderungen führen dazu, dass der Ratingprozess nach traditioneller Art, wie er gesetzlich erzwungen ist, für kleine und mittlere Unternehmen zu teuer ist.

Der Ratingprozess ist für kleine und mittlere Unternehmen zu teuer, da im Vergleich zu Großkonzernen der Finanzbedarf wesentlich geringer ist. Das ergibt sich schon aus der Definition kleiner und mittlerer Unternehmen. Mithin müssen die Kosten des Ratingverfahrens auf ein wesentlich kleineres Finanzierungsvolumen gerechnet werden.

Der Ratingprozess ist bei kleinen und mittleren Unternehmen jedoch nicht unbedingt einfacher als bei großen Unternehmen. Manchmal gilt sogar das Gegenteil: Große Unternehmen sind oft ähnlich als Kapitalgesellschaften organisiert, haben diversifizierte Geschäftsaktivitäten und konkurrieren mit ihren Produkten mit vergleichbaren Unternehmen.

Unter kleinen und mittleren Unternehmen gibt es dagegen oft Spezialisten, die einzigartige Produkte für einen relativ kleinen Markt anbieten. Oft handelt es sich um „hidden champions“, die eine Marktnische besetzen. Ihre besondere Expertise schützt sie gegen Konkurrenten. Der Spezialisierung und besonderen Expertise wegen sind oft gerade die bonitätsmäßig besten kleinen und mittleren Unternehmen nicht einfach zu erkennen. Für Ratingagenturen, die gemäß den Einschränkungen nach der EU-Verordnung über Ratingagenturen arbeiten, können daher kaum Analystenteams haben, die auf allen Fachgebieten das notwendige Fachwissen aufweisen.

Im Warenverkehr mit Kunden und Lieferanten schalten sich daher Kreditauskunfteien ein. Diese sammeln Daten aus Gerichtsregistern und anderen öffentlichen Quellen. Aufgrund der geltenden Offenlegungspflichten in der EU sind diese Daten jedoch von begrenzter Aktualität. Entsprechend veraltet sind Ratings, die anhand solcher Daten kalkuliert werden. Ratings werden oft anhand von Jahresabschlüssen des vorletzten Jahres ermittelt. Außerdem sind kleine Unternehmen, unter denen sich durchaus auch börsennotierte Unternehmen finden können, nicht zur Offenlegung ihrer Gewinn- und Verlustrechnung verpflichtet.

Diese widrigen Bedingungen schränken die Möglichkeiten ein, unter Nutzung der gesetzlichen Pflichtveröffentlichungen geeignete Ratingmodelle für kleine und mittlere Unternehmen auf rein mathematisch-statistischer Basis zu entwickeln.

Aus diesem Dilemma führt nur eine Ratingagentur heraus, die zwar modellbasiert arbeitet, aber im Auftrag des beurteilten Unternehmens tätig wird. In diesem Fall hat nämlich das Unternehmen die Möglichkeit, gezielt aktuellere und umfassendere Daten bereitzustellen, die speziell dem Zweck der Bonitätsklassifizierung dienen. Die bilanzrechtlich vorgeschriebenen Jahresabschlüsse haben viele Adressaten. Außerdem besteht eine Abhängigkeit von der Steuerbilanz. Aus diesen Gründen sind gesetzlich vorgeschriebene Jahresabschlüsse nicht optimal, um Ratings zu erstellen.

Ratings auf der Grundlage eines Scoringmodells unterliegen nach der EU Verordnung über Ratingagenturen nicht der Genehmigungspflicht durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA. Da diese Ratings nicht der Aufsicht unterliegen, dürfen sie allerdings auch nicht für bestimmte Anwendungen genutzt werden. Dies betrifft Banken, Versicherungen und andere institutionelle Anleger.

Die genannten Aspekte verdeutlichen die Schwierigkeiten, denen sich kleine und mittlere Unternehmen in der EU zum Rating ausgesetzt sehen.

Themen: Mittelstandsrating, Unternehmensrating | Kommentare deaktiviert für Dilemma des KMU-Ratings

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