TikTok als Talentschmiede – Social Media als Recruitingkanal der Zukunft?
Von Dr. Oliver Everling | 2.Juli 2025
Die Sparkasse Dortmund wagt sich auf neues Terrain – und das mit beachtlichem Erfolg. In seinem Vortrag auf der Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft Retail Banking 2025“ berichtete Sebastian Junker, Privatkundenvorstand der Sparkasse Dortmund, über die Nutzung von TikTok als Instrument zur Ansprache junger Talente. Auch wenn TikTok nicht die inhaltlich stärkste Reichweite biete, sei die Plattform aus strategischer Sicht ein relevanter Baustein im Employer Branding geworden.
Junker schilderte offen, dass die Resonanz auf TikTok „online gut, offline durchwachsen“ sei. Dennoch überwiegen für ihn die Chancen: Sichtbarkeit, Interaktion in Echtzeit und die Möglichkeit, Markenbindung dort aufzubauen, wo sich die Generation Z informiert und austauscht. Mit über 537.000 Videoaufrufen, mehr als 5.100 Profilaufrufen und über 6.600 Likes allein im letzten Monat zeigen die Zahlen, dass das Experiment Früchte trägt. Dabei setzt die Sparkasse auf ein multiprofessionelles Team: Die Unternehmenskommunikation koordiniert, eine externe Agentur unterstützt, ein Social-Media-Manager steuert – und die Inhalte stammen zum großen Teil direkt von den Auszubildenden der Sparkasse selbst, die als Content Creators aktiv sind.
Gerade dieser authentische Zugang ist entscheidend, um auf TikTok nicht als verstaubte Institution, sondern als attraktive Arbeitgeberin aufzutreten. Die Herausforderung liegt laut Junker in der Balance zwischen Authentizität und Professionalität – eine Gratwanderung, die auch durch den Umgang mit wechselnden Trends und die Begrenztheit der internen Ressourcen zusätzlich erschwert wird. Doch wer diese Dynamik strategisch klug nutzt, kann Vertrauen in die Marke Sparkasse aufbauen und gleichzeitig Bewerbungen auslösen.
Kritik aus dem Kundenbereich gab es bislang nicht – wenn überhaupt, dann Rückmeldungen aus dem Inneren der Organisation, in denen sich die traditionelle Sparkassenkultur noch mit der neuen Kommunikationsrealität anfreundet. Der Austausch mit benachbarten Volksbanken zeigt jedoch: Die Branche bewegt sich. TikTok mag nicht der universelle Hebel sein – aber es ist ein Kanal mit Potenzial, wenn er ernst genommen, gut orchestriert und als Teil einer breiteren Social-Media-Strategie gedacht wird.
Der Vortrag von Sebastian Junker macht deutlich: Wer junge Talente erreichen will, muss sich dahin bewegen, wo diese Talente ihre Aufmerksamkeit bündeln. TikTok ist kein Selbstzweck – aber ein Türöffner für Gespräche, Sichtbarkeit und möglicherweise den nächsten Auszubildenden. Recruiting wird zunehmend zur Kommunikationsaufgabe – und diese beginnt nicht erst bei der Stellenanzeige, sondern beim ersten Swipe.
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Vom Taschengeld bis zur Rente: Finanzbildung als lebenslanger Begleiter
Von Dr. Oliver Everling | 2.Juli 2025
Finanzwissen ist keine Frage des Alters – das war der gemeinsame Nenner der Diskussionsrunde „Vom Taschengeld bis zur Rente: Finanzbildung als lebenslanger Begleiter“ auf der Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft Retail Banking 2025“. Jan-Erik Burkard (VR Bank RheinAhrEifel), Selina Haupt (moneten) und Dr. Sally Peters (iff – Institut für Finanzdienstleistungen) diskutierten unter der Moderation von Prof. Dr. Christiane Weiland, wie Finanzbildung zielgerichtet, praxisnah und digital für verschiedene Zielgruppen vermittelt werden kann.
Dr. Sally Peters kritisierte gleich zu Beginn die unzureichende Verankerung des Themas im Schulunterricht. Einmalige Projektwochen mit 15 Jahren reichten nicht aus, um junge Menschen auf die finanziellen Herausforderungen des Lebens vorzubereiten. Es gehe nicht nur darum, den Umgang mit Geld zu lernen, sondern auch darum, Informationen einordnen zu können – gerade in einer Welt, in der Finanzentscheidungen zunehmend digital getroffen werden. Für Peters ist klar: Finanzbildung beginnt zwar früh, muss aber als kontinuierlicher Prozess gedacht werden, der bis ins hohe Alter reicht. Besonders vulnerable Gruppen – etwa Menschen mit geringem Einkommen oder in instabilen Lebensverhältnissen – bräuchten gezielte Angebote, die ihre Lebensrealität berücksichtigen.
Jan-Erik Burkard berichtete aus der Praxis einer Genossenschaftsbank. In seinem Geschäftsgebiet habe die VR Bank RheinAhrEifel mit rund 40 Schulen Kooperationsverträge geschlossen, die auch Bildungsvorträge umfassen. Dafür erhält die Bank keine Bezahlung – es ist Teil ihres genossenschaftlichen Selbstverständnisses. Burkard betonte, dass man aktiv auf die Schulen zugehe, um junge Menschen frühzeitig mit Finanzthemen in Kontakt zu bringen. Neben klassischen Themen wie Kontoeröffnung oder Budgetplanung gehe es auch um das Genossenschaftswesen selbst – als Wertefundament, das Verantwortung, Solidarität und Mitbestimmung vermittelt. Für Burkard ist die Verbindung von regionaler Identität, Kommunikation und Bildung ein zentrales Element seiner Arbeit.
Selina Haupt, Mitgründerin des FinTechs moneten, stellte die Bedeutung digitaler, interaktiver und zielgruppenspezifischer Ansätze in den Mittelpunkt. Für sie beginnt effektive Finanzbildung bei der Vermittlung grundlegender Konzepte, etwa Sparen, Investieren oder Konsumverzicht. Doch es gehe um mehr: lebenslanges Lernen, angepasst an Lebensphasen wie Berufseinstieg, Familiengründung oder Ruhestand. Ihr Unternehmen verfolgt einen Journey-basierten Ansatz, der Nutzerinnen und Nutzer dort abholt, wo sie stehen – mit verständlicher Sprache, personalisierten Lernpfaden und konkreten Handlungsempfehlungen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Schließung finanzieller Gender Gaps. Finanzwissen solle nicht belehren, sondern befähigen und Selbstvertrauen schaffen.
Alle drei Diskutierenden waren sich einig: Finanzbildung muss niederschwellig, alltagsnah und kanalübergreifend erfolgen. Dabei kommt digitalen Tools eine zentrale Rolle zu. Interaktive Lernplattformen, Banking-Apps mit integrierten Bildungsmodulen oder spielerische Formate wie Gamification können helfen, Wissen nachhaltig zu verankern. Wichtig sei, dass Banken nicht nur informieren, sondern den Bezug zur eigenen Produktwelt herstellen – ohne in platte Werbung abzurutschen. Wenn etwa eine Bank in der App erklärt, was ein ETF ist, und zugleich einen passenden Sparplan anbietet, sei das im besten Fall eine sinnvolle Verbindung von Bildung und Produkt.
Die Diskussion zeigte deutlich: Finanzbildung endet nicht mit der Volljährigkeit – sie ist ein lebenslanger Prozess, der sich an der Biografie und den Bedürfnissen der Menschen orientieren muss. Von der ersten Spardose über das erste Gehalt bis hin zur Altersvorsorge – wer Finanzbildung ernst nimmt, begleitet seine Kundinnen und Kunden über Jahrzehnte. Und leistet damit einen Beitrag, der weit über die Bilanz hinausgeht.
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MOONROC Retail Banking Kompass 2025: Zeitenwende im digitalen Verdrängungswettbewerb
Von Dr. Oliver Everling | 2.Juli 2025
Auf der Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft Retail Banking 2025“ stellte Dr. Torsten Stuska, Managing Partner von MOONROC Advisory Partners, die aktuellen Ergebnisse des MOONROC Retail Banking Kompass 2025 vor – Deutschlands größter Bankenstudie. In einem ebenso pointierten wie faktenreichen Vortrag präsentierte Stuska zentrale Trends, Herausforderungen und strategische Optionen für Banken im Zeitalter nach der Zinswende.
Die Studie zeigt, dass der lange Zeit totgeglaubte Zinsüberschuss den Banken in den vergangenen zwei Jahren ein beispielloses Ertragswachstum beschert hat. Institute wie DKB, ING, Commerzbank oder auch einige Sparkassen konnten ihre Zinserträge teils drastisch steigern. Besonders auffällig ist die DKB, der mit einem Zuwachs von 98 Prozent eine nahezu Verdopplung ihrer Bankerträge gelang. Für Stuska ist klar: Fast jeder Aufstieg jeder Bank kommt aus dem Zinsüberschuss. Der Rückenwind aus der geldpolitischen Wende sei jedoch endlich – und wer ihn nicht genutzt habe, könne den Rückstand kaum noch aufholen. Banken wie Deutsche Bank, HVB oder Santander hätten strategische Chancen verpasst – Fehler, die nicht mehr korrigierbar seien.
Mit dem absehbaren Ende des „free lunch“ durch Zinserträge rückt die Frage nach neuen, margenträchtigen Ertragspools in den Vordergrund. Das Massengeschäft allein reicht nicht mehr aus – Banken müssen sich neu ausrichten. Im Fokus stehen affluente Kundengruppen, also vermögendere Privatkunden, die sowohl im Aktiv- als auch im Passivgeschäft überdurchschnittliches Ertragspotenzial bieten. Gleichzeitig bleibt eine andere Gruppe höchst attraktiv: die passiven Bestandskunden, die zwar selten wechseln, aber dennoch stabile Erträge liefern. Gerade Kunden über 55 Jahre seien extrem treu – nur jeder Zwanzigste plant einen Kontowechsel. Wer diese Loyalität pflegt und gezielt anspricht, kann daraus langfristig Kapital schlagen.
Ein zentrales Thema des Kompasses ist die digitale Kundenschnittstelle – und hier verschärft sich der Wettbewerb deutlich. Zwar sind viele Kunden mit einfachen Banking-Apps zufrieden, doch die Zukunft gehört laut MOONROC den hochintegrierten Super-Apps. Klassische Institute drohen den Anschluss zu verlieren, während digitale Wettbewerber – teils international wie Revolut oder Nubank – bereits Zweitdepots und Zusatzservices bei jungen und digital affinen Kunden etablieren. Die Sparkassen verlieren im Wertpapiergeschäft weiter Marktanteile, profitieren allerdings noch von hohem Vertrauen und Kundenträgheit. Der Trend ist jedoch eindeutig: Die Kundenschnittstelle wird zum Spielfeld eines digitalen Verdrängungswettbewerbs.
Technologisch verschieben sich die Kräfteverhältnisse zunehmend zugunsten der großen Plattformanbieter. Banken müssen sich mehr und mehr den Spielregeln von BigTechs und Technologiepartnern unterordnen. Stuska spricht von einer Ära der „smarten Abhängigkeit“, in der Technologieanbieter Takt und Tempo vorgeben – vom Cloudbetrieb über App-Entwicklung bis zur KI-gestützten Kundeninteraktion. Die Banken, die sich proaktiv als Orchestratoren intelligenter Services aufstellen, könnten sich hier strategische Vorteile verschaffen.
Ein weiterer Befund des MOONROC Kompasses betrifft die zunehmende Marktkonzentration: Fusionen reduzieren die Zahl der Kreditinstitute, während die verbleibenden Institute an Bilanzsumme, Skaleneffekten und Marktmacht gewinnen. „Big is beautiful“, lautet eine der Thesen – unterfüttert durch Entwicklungen der letzten Jahre. In dieser neuen Landschaft kommt es auf klare, segmentierte Strategien an. MOONROC beschreibt das als „The Gameplay 2025“ – ein Spiel, das nicht mehr nach alten Regeln funktioniert. Ob durch Cherry-Picking bei hochprofitablen Produkten oder differenziertes Kundenmanagement im Vermögensaufbau: Banken müssen den Modellwechsel aktiv gestalten.
Fazit des Retail Banking Kompass 2025: Die Zinswende hat den Banken Luft verschafft – doch die wahre Herausforderung beginnt jetzt. Erträge entstehen nicht mehr durch Masse, sondern durch intelligente Positionierung, digitale Stärke und strategische Fokussierung. Die Zeit des passiven Mitlaufens ist vorbei. Wer bestehen will, muss aktiv gestalten.
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Von der Nische zum Mainstream: Wie ETFs und digitale Angebote den Vermögensaufbau neu definieren
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2025
In der Diskussionsrunde „Mit wenigen Klicks zum Vermögensaufbau: Von der Nische zum Mainstream?“ auf der Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft Retail Banking 2025“ diskutierten Christian Bimüller (BlackRock), Katharina Lüth (Raisin) und Dr. Gabriele Widmann (DekaBank) unter der Moderation von Prof. Dr. Christiane Weiland (DHBW Karlsruhe) über die veränderten Rahmenbedingungen und Perspektiven für den Vermögensaufbau in Zeiten digitaler Selbstbestimmung und wachsender Produktvielfalt.
Im Zentrum der Diskussion standen ETFs – börsengehandelte Indexfonds – als Paradebeispiel für ein Produkt, das den Nerv der Zeit trifft. Für Dr. Gabriele Widmann sind ETFs „klassische Selbstentscheider-Produkte“, die nicht nur im Privatkundengeschäft, sondern auch im institutionellen Bereich stetig an Bedeutung gewinnen. Die einfache Struktur, geringe Kosten und hohe Transparenz haben sie zu einem bevorzugten Mittel der Kapitalanlage gemacht. Gleichzeitig äußerte sie Bedenken über die wachsende Dominanz passiver Produkte, da diese Informationen nicht aktiv verarbeiten und Marktineffizienzen nicht ausgleichen können.
Christian Bimüller von BlackRock widersprach dem direkt – für ihn steht das Vehikel ETF nicht zwingend im Gegensatz zu aktiven Strategien. Vielmehr könnten ETFs auch Teil aktiv gemanagter Lösungen sein. Er hob die Wandelbarkeit, steuerlichen Vorteile und Transparenz des Produkts hervor. Auch in der Honorarberatung sei das Management von ETF-Portfolios längst etabliert. Für Bimüller ist klar: „Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung.“ Insbesondere jüngere Kundinnen und Kunden würden durch ETFs überhaupt erst den Zugang zum Kapitalmarkt finden – einfach, verständlich und vertrauenswürdig.
Katharina Lüth, Chief Client Officer bei Raisin, betonte die Bedeutung von Kosten als Renditetreiber. Digitale Modelle ohne persönliche Beratung und mit schlanker Kostenstruktur könnten ETFs einem breiteren Publikum zugänglich machen. Die Pandemie habe dabei als Beschleuniger gewirkt – viele Menschen, die sich zuvor nicht mit digitalen Anlageformen beschäftigt hätten, seien in dieser Zeit in Online-Modelle eingestiegen. Lüth beschrieb unterschiedliche Kundengruppen: Von Skeptikern, die dennoch an der Marktentwicklung teilhaben wollen, bis hin zu Digital Natives, die ganz selbstverständlich mit ETF-Sparplänen starten – ohne je in eine Bankfiliale gegangen zu sein.
Ein weiteres Thema war das Spannungsverhältnis zwischen Self-Directed Investing und persönlicher Beratung. Während Bimüller den Trend zur Eigenverantwortung unterstreicht, sieht Lüth weiterhin eine Nachfrage nach Orientierung – nicht notwendigerweise durch klassische Beratung, aber durch kuratierte Angebote und digitale Hilfestellungen. Dr. Widmann warnte davor, die Rolle der Beratung vorschnell abzuschreiben – gerade bei langfristigen Entscheidungen oder bei hoher Komplexität spiele sie weiterhin eine zentrale Rolle.
Auch Kryptowährungen wurden diskutiert – allerdings mit deutlich mehr Zurückhaltung. Widmann sieht hier eine kleine, renditegetriebene Klientel, die hohe Risiken bewusst in Kauf nimmt. In der langfristigen Vermögensplanung spiele Krypto bislang nur eine marginale Rolle. Auch Lüth bestätigte, dass Raisin wenig Nachfrage in diesem Bereich sehe – als Beimischung sei es denkbar, für ein tragfähiges Portfolio aber kaum entscheidend.
Zum Abschluss betonte Bimüller noch einmal die Relevanz von breiter Diversifikation, während Widmann daran erinnerte, dass Aktien langfristig die höchsten Renditeerwartungen bieten – ein hoher Aktienanteil sei daher auch für junge Menschen sinnvoll. Einigkeit herrschte in einem Punkt: Bildung ist der Schlüssel. Banken und Finanzdienstleister müssten mehr tun, um finanzielle Bildung in den Alltag zu integrieren – niedrigschwellig, digital, zielgruppengerecht.
Die Diskussionsrunde zeigte: Der Vermögensaufbau befindet sich im Wandel – weg von elitären Produkten, hin zu offenen Plattformen, die es jedem ermöglichen, mit wenigen Klicks zu investieren. ETFs sind dabei nicht nur Finanzprodukte, sondern Symbole einer neuen Anlagementalität: transparent, selbstbestimmt, digital – und zunehmend alltäglich.
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Cognitive Banking: Mit Künstlicher Intelligenz zu mehr Relevanz und Kundenbindung
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2025
Thomas Friedrichkeit, Head of Sales DACH bei Personetics, eröffnete seinen Vortrag auf der Handelsblatt Jahrestagung mit einer eindringlichen Erkenntnis: „Wir sind bei einem Prozent Digitalisierung angekommen, 99 Prozent haben wir noch vor uns.“ Mit über 25 Jahren Erfahrung in Banken und Banksoftware, davon zehn Jahre in London, leitet der Österreicher seit Anfang 2025 das Business Development bei Personetics, einem führenden Anbieter im Bereich „Cognitive Banking“.
In seinem Beitrag mit dem Titel „Cognitive Banking – Wie 150 Millionen Bankkunden monatlich 1,2 Milliarden relevante Insights bekommen“ gab Friedrichkeit Einblicke in die aktuelle Entwicklung und die Möglichkeiten der datengestützten Personalisierung im Finanzsektor. Personetics betreibt eine Plattform, die bereits von über 100 Banken in mehr als 30 Ländern genutzt wird. Sie verknüpft „Financial Wellbeing“ mit „Need-Based Digital Upsell“ und bietet damit eine KI-gestützte Customer Experience, die sowohl aktuelle als auch zukünftige Kundenbedürfnisse analysiert und bedient.
Friedrichkeit betonte, dass der Finanzsektor einer massiven Disruption unterliegt. Das veränderte Verhalten der Konsumenten zwinge Banken zu Innovationen – oder sie würden vom Markt verdrängt. Studien belegen diese Dynamik: So haben in den letzten zwölf Monaten 59 Prozent der Bankkunden ein Finanzprodukt von einem neuen Anbieter erworben, bei der Generation Z sind es sogar 82 Prozent. Gleichzeitig planen 13 Prozent der Privatkunden, innerhalb eines Jahres ihre Bank zu wechseln.
Diese Entwicklungen werden unter anderem durch den Aufstieg der Neobanken und den regulatorischen Rahmen von Open Banking (etwa durch PSD2) befeuert. Gleichzeitig stellen alte Legacy-Systeme eine große Herausforderung dar und erschweren Innovationen. Hier setzt „Cognitive Banking“ an: Mithilfe von Künstlicher Intelligenz analysieren die Systeme Kundentransaktionen in Echtzeit, erstellen ein detailliertes Kundenprofil und erkennen sowohl gegenwärtige als auch zukünftige Bedürfnisse. Darauf basieren gezielte, bedarfsgerechte Maßnahmen, die Kunden personalisiert und kanalübergreifend angeboten werden.
Die Personetics-Plattform ermöglicht es Banken, „actionable insights“ zu generieren – also umsetzbare Erkenntnisse, die echten Mehrwert bieten und das Engagement der Kunden fördern. Vorgefertigte interaktive Funktionen erleichtern die Umsetzung dieser Strategien und helfen Banken dabei, Kunden besser zu verstehen und individuell zu bedienen.
Fazit von Friedrichkeit: Trotz erster Erfolge stehe die Branche erst am Anfang der Digitalisierung. Nur wer jetzt auf innovative, datengetriebene und kundenorientierte Lösungen setzt, kann im Wettbewerb bestehen und die Zukunft des Bankings aktiv mitgestalten.
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Perspektiven auf das Banking von morgen – Drei Stimmen zur Zukunft der Branche
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2025
Im Rahmen der Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft Retail Banking 2025“ traten nicht nur CEOs großer Banken auf, sondern auch Vordenkerinnen und Strategen, die im Hintergrund die kulturelle und technologische Transformation der Branche gestalten. In drei separaten Interview-Formaten – Fireside Chat, Thesen-Talk und Best Practice – gaben Holger Sachse (Boston Consulting Group), Bianca Zwart (bunq) und Meike Keber (TARGOBANK) jeweils tiefgreifende Einblicke in ihre Perspektiven auf den Wandel des Bankings. Ihre Beiträge verdeutlichten, dass Banking heute weit über Produkte und Prozesse hinausgeht – es geht um Haltung, Kultur und Vertrauen.
Im Fireside Chat sprach Holger Sachse, Managing Director & Partner bei The Boston Consulting Group, über das neue Kundenverhalten und die sich verändernden Marktmechanismen. Für ihn ist klar: Das Wechselverhalten der Bankkundschaft hat sich nachhaltig verändert. Kunden seien nicht mehr so träge wie früher – sie sind neugieriger, kritischer und deutlich offener gegenüber Innovationen. Nicht zwangsläufig werde heute die Hauptbankverbindung gewechselt, wohl aber einzelne Produkte – insbesondere wenn sie relevant, digital und einfach zugänglich sind. Das erklärt laut Sachse auch, warum einige Neobanken wieder vom Markt verschwunden sind: Es fehle ihnen schlicht an einem echten Mehrwert. Innovation sei eben nur dann erfolgreich, wenn sie sichtbar, spürbar und gut kommuniziert sei. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal erfolgreicher Fintechs sei heute ihre Marketingstärke.
Sachse analysierte zudem die aktuelle Marktdynamik aus internationaler Perspektive: Deutschland sei aufgrund seines hohen Einlagenvolumens ein besonders attraktiver Markt für ausländische Banken. Die Offensive der spanischen BBVA mit 3 % Tagesgeldzins wertet er nicht als kurzfristige Lockaktion für „Zinshopper“, sondern als gezielten Versuch, Einlagen strukturell aus Deutschland abzuziehen. Dass BBVA beispielsweise nicht ins Baufinanzierungsgeschäft einsteige, sei strategisch sinnvoll – denn dies würde den Vorteil der leichten Mobilisierung von Einlagen aushebeln. Sachse sieht einen klaren Trend zur Verlagerung der Kostenstrukturen: In Brasilien oder China erledigen viele Menschen Bankgeschäfte längst nicht mehr in der Banking-App, sondern über Chat-Plattformen wie WhatsApp oder WeChat. Diese Entkopplung vom klassischen Interface werde auch Europa erreichen. Seine These: Die Bank der Zukunft wird in ihrer Architektur viel fluider und ihre Kostenbestandteile radikal verschoben sein.
Eine andere, aber nicht weniger visionäre Perspektive bot Bianca Zwart, Chief Strategy Officer der niederländischen Neobank bunq, in einem separaten Thesen-Interview. Ihre Mission ist es, bunq zu einer globalen Bank zu machen, die Menschen wirklich gern nutzen. Das zentrale Prinzip: „User first“. Für Zwart bedeutet das nicht nur gute Usability, sondern ein tiefes Verständnis dafür, wie, wo und warum sich das Leben ihrer Nutzer verändert – sei es durch einen Umzug, einen Jobwechsel oder eine neue Lebensphase. Genau dort will bunq präsent sein. Als Bank für Expats, Vielreisende und digitale Nomaden verfolgt bunq einen konsequent internationalen Ansatz. Live, love, work across countries – dieser Leitsatz spiegelt sich in jedem Aspekt des Produktdesigns.
Zwart betonte, dass Nutzerfeedback bei bunq nicht nur erwünscht, sondern integraler Bestandteil der Produktentwicklung sei. Marktakzeptanz werde nicht durch Marktforschung simuliert, sondern durch reale Nutzung getestet. Gleichzeitig zeigte sie ein hohes Maß an Pragmatismus: In Deutschland etwa bleibe Bargeld trotz aller Digitalisierung „King“ – entsprechend passe sich bunq dem Verhalten seiner Nutzer an. Zwart beschrieb auch die Herausforderungen eines globalen Angebots: Die Regulierungslandschaften in Europa seien noch immer extrem heterogen. Was für Kunden unsichtbar bleibe, sei für Banken ein immenser Koordinationsaufwand. Dennoch sei es machbar – wenn die Perspektive stimmt: nicht vom Produkt, sondern vom Nutzer aus denken. Ihre Rolle als Chief Strategy Officer umfasst bei bunq auch die Verantwortung für PR, Kommunikation und User Operations – ein Zeichen dafür, wie eng Strategie, Marke und Kundeninteraktion bei bunq verzahnt sind.
Einen sehr praxisnahen und zugleich kulturell fundierten Blick auf die Transformation des Bankings gewährte Meike Keber, B2C Transformation Lead der TARGOBANK, in ihrem Best Practice Interview. Sie sprach nicht über aktuelle Akquisitionen wie die Übernahme der OLB – sondern über das, was eine erfolgreiche Transformation im Kerngeschäft ausmacht: Struktur, Haltung und kulturelle Führung. Die TARGOBANK, traditionell stark im Konsumentenkredit verankert, befindet sich aktuell auf dem Weg von einem Monoliner zu einer Universalbank. Keber sprach von „vielen parallelen Wachstumspfaden“: Die Erweiterung des Angebots um Baufinanzierung, die Integration von Gruppenleistungen wie Versicherungen, der Markteintritt in Österreich über Check24, aber auch neue Vertriebspartner wie Joe Broker.
Diese Transformation sei nur durch eine klare Governance möglich: mit Roadmaps, Dashboards, einem Purpose Office und einem dedizierten B2C Management Team. Transformation dürfe kein Zufallsprodukt sein, sondern müsse bewusst priorisiert und gesteuert werden. Dabei betonte Keber vor allem die kulturelle Seite des Wandels. Ihr Bild: Die TARGOBANK sei heute eher ein Monokultur-Wald – das Ziel sei ein diverser Mischwald. Das bedeute nicht nur mehr Produktvielfalt, sondern auch eine veränderte Denkweise. Transformation brauche Begleitung – systemisch, psychologisch, menschlich. Ihre akademische Herkunft aus der Wirtschafts- und Positiven Psychologie spiegelt sich in ihrem Führungsstil wider: Veränderung beginne im Kopf, nicht im System. Sie zog die Analogie zum deutschen Wald – fragmentiert, aber zunehmend datengetrieben bewirtschaftet. So müsse auch eine Bank heute denken: komplex, langfristig, wachstumsfähig.
Drei Stimmen, drei Perspektiven – und doch ein gemeinsames Ziel: Banking neu denken. Nicht aus Sicht von Produkten, sondern aus Sicht der Menschen, die sie nutzen. Nicht als reine Digitalisierung, sondern als Transformation im kulturellen, technologischen und strategischen Sinne. Die Gespräche mit Holger Sachse, Bianca Zwart und Meike Keber zeigten, wie vielfältig, anspruchsvoll und chancenreich dieser Wandel ist.
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Zwischen Zöllen, Schulden und Zinssorgen: Amerikas Wirtschaftspolitik vor dem Stresstest
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2025
Die vorübergehende Entspannung im Nahen Osten rückt wirtschaftspolitische Themen in den Fokus zurück, die zuletzt zu Unrecht in den Hintergrund getreten waren. Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe, warnt insbesondere vor den Folgen einer zunehmend protektionistischen Handelspolitik der USA sowie einer fiskalischen und geldpolitischen Entwicklung, die Unsicherheit an den Finanzmärkten schürt. „Das generelle Zoll-Niveau auf US-amerikanische Importe wird letztlich mindestens dreimal so hoch sein wie vor dem Amtsantritt Trumps“, konstatiert Angermann. Daraus resultierten Risiken für die Preisstabilität: „Die absehbare unmittelbare Folge sind steigende Importpreise und damit wieder anziehende Inflationsraten.“ Zwar sei dies in den aktuellen Inflationsdaten noch kaum sichtbar, doch Angermann warnt: „Im Hintergrund droht Ungemach.“ Als Warnsignal verweist er auf den Anstieg der Preiskomponente des Einkaufsmanagerindex auf den höchsten Stand seit drei Jahren.
Auch fiskalpolitisch droht eine weitere Verschärfung. Sollte Trump erneut Präsident werden, will er pünktlich zum 4. Juli den „One Big Beautiful Bill Act“ unterzeichnen. Angermann sieht in dem Gesetzespaket eine Gefahr für die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen: „Die jährlichen Defizite des US-Haushalts werden aller Voraussicht nach auf jeden Fall groß bleiben – und den Schuldenstand weiter steigen lassen.“ Während die Aktienmärkte sich zunächst über die enthaltenen Steuersenkungen freuen dürften, erwartet er am Rentenmarkt eine gegenteilige Reaktion: „Ihre Kollegen am Rentenmarkt [dürften] auf die weiter erodierende Tragfähigkeit der staatlichen Verschuldung mit höheren Zinsforderungen für US-Staatsanleihen reagieren.“ Die Folgen höherer Zinsen seien bereits spürbar: „Man sieht es an der Entwicklung der Häusermärkte und der Bautätigkeit“, so Angermann. Auch die Konsumdaten signalisierten, „dass die Kauflaune der US-Amerikaner nicht mehr uneingeschränkt positiv ist.“
Vor diesem Hintergrund sieht Angermann die US-Notenbank Federal Reserve in einem Dilemma. „Mit Blick auf die absehbare Inflationsentwicklung verbieten sich Zinssenkungen, angesichts der voraussichtlichen Konjunkturentwicklung wären sie hingegen durchaus wünschenswert.“ Die Notenbanker hielten sich nach außen hin zwar beide Optionen offen, doch intern gebe es erbitterte Diskussionen darüber, „inwieweit man zollbedingte Inflationseffekte als ‚vorübergehend‘ ansehen soll – was den Weg zu Zinssenkungen frei machen könnte.“ Gleichzeitig werde die politische Unabhängigkeit der Fed zunehmend untergraben: „In aller Öffentlichkeit beschimpft der Präsident derweil den von ihm selbst eingesetzten Notenbankchef in einer Weise, die für die künftige Unabhängigkeit geldpolitischer Entscheidungen das Schlimmste befürchten lässt.“ Für Angermann ist klar: „Die Politisierung der Fed in den Diensten der MAGA-Bewegung hätte das Potenzial, die Kapitalmärkte ganz grundlegend zu erschüttern.“ Bereits die Andeutung, „knapp ein Jahr vor dem Ende der Amtszeit von Powell eine Art Schattenpräsidenten zu installieren, hat die Nervosität an den Märkten bereits steigen lassen.“
Angesichts dieser Entwicklungen rechnet Angermann nicht mit einer Ruhephase an den Märkten: „Eine echte Sommerpause ist an den US-Märkten eher nicht zu erwarten.“ Und weil die Vereinigten Staaten mit ihren Aktien, Staatsanleihen und ihrer Währung weiterhin global prägend seien, gilt dies laut Angermann „auch für Europa und andere Regionen weltweit.“
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René Babinsky: Banking zwischen App und Begegnung – die neue Balance im Kundenerlebnis
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2025
Auf der Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft Retail Banking 2025 – Wettbewerb und Wandel: Wie Banken morgen erfolgreich bleiben“ stellte René Babinsky, Geschäftsführer Privatkundengeschäft der HypoVereinsbank, seine Vision eines hybriden Kundenerlebnisses vor – ein Banking, das zwischen digitaler Selbstbestimmung und persönlicher Nähe den richtigen Takt findet. In seinem Vortrag mit dem Titel „Hybride Kundenerlebnisse – zwischen App und Filiale die richtige Balance finden“ machte Babinsky klar: Es geht nicht mehr um entweder-oder, sondern um ein intelligentes sowohl-als-auch.
Babinsky betonte, dass Kunden nicht in starren Zielgruppen denken, sondern sich im Laufe ihres Lebens kontinuierlich weiterentwickeln – vom ersten Konto über Heirat und Hauskauf bis hin zur Vermögens- oder Nachfolgeplanung. Daraus leitet die HypoVereinsbank ein differenziertes Omnikanal-Verständnis ab: Nicht der Kanal entscheidet, sondern der Kunde. Ob App, Telefon, Videoberatung oder Filiale – die Wege müssen vernetzt, bruchfrei und vor allem situationsgerecht sein. Das Ziel ist ein digitales Angebot, das sich nicht in Einzellösungen verliert, sondern als durchgängige Erlebniswelt verstanden wird.
Mit dem Konzept des „Smart Banking“ verfolgt Babinsky eine klare Linie: flexibel, einfach, modern und zugleich persönlich. Dabei kommen zunehmend auch Technologien wie KI-gestützte Chatbots zum Einsatz – sowohl im Kundenservice als auch als digitale Assistenz für Mitarbeiter. Doch er warnt vor Überschätzung: „KI ist kein Allheilmittel für die 360-Grad-Beratung.“ Gerade bei sensiblen und komplexen Themen wie Geldanlage oder Nachfolgefragen bleibe der persönliche Kontakt unverzichtbar. Beratung sei Vertrauenssache – und Vertrauen entsteht durch Beziehung, nicht durch Algorithmen.
Die Rolle der Filiale erfährt in diesem Modell eine tiefgreifende Neuausrichtung. Sie ist nicht länger Ort der Transaktion, sondern Ort der Begegnung. Es gehe nicht mehr um die Reduktion von Standorten, sondern um deren qualitative Weiterentwicklung. Smarte Filialen sollen künftig emotionale Anker sein – für Gespräche, Orientierung und Bindung. Persönliche Beratung erfolgt dabei nicht nur vor Ort, sondern nahtlos auch per Video oder Telefon. Ziel ist eine Omnikanalstruktur ohne Medienbrüche, in der alle Kanäle gleichwertig eingebunden sind.
Diese Strategie zeigt Wirkung: Der Net Promoter Score (NPS), ein zentraler Indikator für Kundenloyalität und Weiterempfehlungsbereitschaft, konnte seit 2019 um beeindruckende **50 Punkte** gesteigert werden. Für Babinsky ist das ein klarer Beleg dafür, dass Kunden digitale Kompetenz schätzen – aber nicht auf persönliche Nähe verzichten wollen. Banking müsse digital überzeugen und persönlich verbinden.
René Babinsky, seit März 2024 Geschäftsführer für das Privatkundengeschäft der HypoVereinsbank, steht für eine starke Verbindung aus Vertriebsnähe und strategischem Wandel. Seit 2008 in verschiedenen Führungspositionen bei UniCredit tätig, begann er seine Laufbahn im Firmenkundengeschäft und war unter anderem Leiter für Corporates in Berlin. 2020 wechselte er ins Privatkundensegment, wo er zunächst die Verantwortung für den Regionalbereich Ost übernahm. Zwei Jahre später kam die Region Norddeutschland hinzu, bevor er 2024 an die Spitze der Privatkunden Bank der HVB aufstieg – einem Bereich, der Retail, Wealth Management, Privatkunden sowie Geschäftskunden umfasst.
Sein Vortrag auf der Handelsblatt-Jahrestagung zeigte klar: Der Wandel im Retail Banking ist nicht nur technologisch, sondern vor allem kulturell. Kunden wollen mehr Selbstbestimmung, aber sie wünschen sich auch echte Verbindlichkeit. Die Zukunft liegt in einer neuen Balance – zwischen App und Begegnung.
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Dr. Dominik Hennen: Mit Daten, Dialog und Dynamik zur Zukunft des Retail Bankings
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juli 2025
Auf der Handelsblatt Jahrestagung „Zukunft Retail Banking 2025 – Wettbewerb und Wandel: Wie Banken morgen erfolgreich bleiben“ in Frankfurt am Main präsentierte Dr. Dominik Hennen, Head of Personal Banking der Deutschen Bank, die digitale Transformationsstrategie des Hauses. In seinem Vortrag mit dem Titel „Kunden im Mittelpunkt: Datengetriebener Omnikanal-Ansatz als Schlüssel der Transformation“ zeigte Hennen eindrucksvoll, wie die Deutsche Bank ihr Privatkundengeschäft neu ausrichtet – technologiegestützt, kanalübergreifend und strikt kundenorientiert.
Ein zentrales Element der Strategie ist die effiziente Verbindung physischer Vertriebswege. Besonders hervorgehoben wurde die reibungslose Zusammenarbeit zwischen den stationären Beratern und den Maklern von Deutsche Bank Immobilien. Über 10.000 Leads wurden im vergangenen Jahr erfolgreich zwischen beiden Einheiten vermittelt. Dabei zahlt sich ein datengetriebener Ansatz doppelt aus: Objektinteressenten mit Baufinanzierungsbedarf werden gezielt identifiziert und weitergeleitet, ebenso wie Hausverkäufer, die über signifikantes Anlagepotenzial verfügen. Diese „Tippings“ erhöhen nicht nur die Relevanz der Angebote, sondern auch deren Abschlusswahrscheinlichkeit.
Auch im digitalen Vertrieb verzeichnet die Bank deutliche Fortschritte. Mit der neuen Adobe-Plattform konnte die Zahl der hochwertigen Neukundenleads bereits um nahezu 50 Prozent gesteigert werden. Die Grundlage dafür bildet eine immer präzisere Segmentierung der Zielgruppen und eine personalisierte Ansprache über Social Media. Ergänzt wird dieser Ansatz durch intelligentes Nachfassen bei Kunden, die Online-Antragsstrecken nicht abgeschlossen haben. So wird aus Abbruchverhalten eine neue Chance zur Konversion.
Ein weiterer Hebel liegt in der Verbindung von digitalem Einstieg und physischer Beratung. Kunden, die über die digitalen FreshMoney-Kampagnen angesprochen werden, werden zunehmend in stationäre Beratungskanäle überführt. Automatisierte Customer Journeys ermöglichen dabei eine deutliche Effizienzsteigerung. Laut Hennen konnten dadurch Terminquoten und Cross-Selling-Raten verdoppelt werden – ein Beleg für die Wirksamkeit intelligenter Verzahnung von Kanälen und Prozessen.
Besonders im Fokus steht dabei das Prinzip „Next Best Offer“: Kunden erwarten heute relevante, personalisierte Angebote – und reagieren positiv darauf. Auf Basis des individuellen Nutzerverhaltens erstellt die Bank passgenaue Vorschläge für Produkte oder Services. Die Erfolgsquote spricht für sich: Im vergangenen Jahr konnte die Zahl der aktiven Transaktions-Opt-Ins um 60 Prozent gesteigert werden. Der Weg führt weg vom Standardangebot, hin zu situativ passenden Lösungen in Echtzeit.
Für die nahe Zukunft kündigte Hennen weitere Innovationen an: Mehr Gamification-Elemente sollen das Banking-Erlebnis emotionalisieren und Kunden spielerisch aktivieren. Zudem plant die Deutsche Bank neue Partnerschaften, darunter mit Miles & More, um ihren Kunden zusätzliche Mehrwerte zu bieten. Herzstück der nächsten Entwicklungsstufe wird eine „Next Level Digital Platform“ sein, die alle Kanäle noch nahtloser vernetzen und datenbasierte Kundeninteraktionen auf ein neues Niveau heben soll.
Dr. Dominik Hennen steht für diese Transformation wie kaum ein anderer: Seit Oktober 2023 leitet er als Head of Personal Banking das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank in Deutschland über alle Marken und Vertriebskanäle hinweg – von Deutsche Bank über Postbank bis hin zu digitalem, mobilem und Partnervertrieb. Zuvor war er über zehn Jahre in leitenden Funktionen bei der HDI/Talanx-Gruppe tätig, unter anderem als Vorstandsmitglied der HDI Versicherung und Chief Transformation Officer HDI Deutschland. Seine akademische Laufbahn führte ihn von einem Diplom in Betriebswirtschaftslehre an der Goethe-Universität Frankfurt über einen MBA in Finance an der University of Iowa bis hin zur Promotion zum Thema „The portfolio performance of household investors on the stock market“. Beruflich geprägt durch seine Zeit als Engagement Manager bei McKinsey, bringt Hennen über 15 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche mit – mit einem klaren Fokus auf Kunden, Vertrieb und digitale Transformation. Bemerkenswert ist auch seine Vergangenheit als Profisportler: Zwischen 2000 und 2004 spielte er in der 1. Basketball-Bundesliga für die Frankfurt Skyliners und war Mitglied der deutschen Junioren- und A2-Nationalmannschaft.
Mit analytischer Tiefe, strategischer Klarheit und spürbarem Veränderungswillen präsentierte Hennen auf der Jahrestagung nicht nur den Status quo, sondern einen ambitionierten Ausblick auf die Zukunft des Retail Bankings – datenbasiert, kundenzentriert und konsequent vernetzt.
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China baut seine technologische Vorreiterrolle weiter aus
Von Dr. Oliver Everling | 25.Juni 2025
Laut des Anfang Juni veröffentlichten Berichts der Internationalen Energieagentur (IEA) zum weltweiten Investitionsaufkommen im Energiebereich floss 2024 eine Rekordsumme von 2.200 Mrd. USD in die Energiewende (erneuerbare Energien, Kernenergie, Netze, Speicherung, Biokraftstoffe). Das ist doppelt so viel wie in fossile Energieträger (Öl, Gas, Kohle), heißt es in einem aktuellen Marktkommentar von ODDO BHF Asset Management. Wurde das rasante Wachstum der Investitionen in die Energiewende in den letzten fünf Jahren zunächst durch die nach der Corona-Pandemie aufgelegten Konjunkturprogramme befeuert, entwickelten sich bald andere Faktoren wie Technologie, Reindustrialisierung und Energieversorgungssicherheit zu treibenden Kräften. „Die Elektrifizierung der Wirtschaft dürfte auch in den kommenden Jahren dynamisch voranschreiten und die Energienachfrage hochhalten“, erwartet Nicolas Jacob, Fondsmanager des Aktienthemenfonds ODDO BHF Green Planet. Grüne Technologien seien unverzichtbar und würden zu den großen Gewinnern zählen.
Der IEA zufolge sind etwa 70% des Anstiegs der Investitionen in die Energiewende auf die Länder mit den höchsten Nettoimporten an fossilen Brennstoffen zurückzuführen. An der Spitze steht China, das sich ehrgeizige Ziele gesetzt hat und entschlossen ist, bei grünen Technologien weltweit eine Führungsrolle zu übernehmen. Auch Europa hat seine Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz deutlich ausgebaut. Auslöser waren hier die russische Invasion der Ukraine und der Stopp der Gasimporte. Die USA tragen etwa 20% zum Investitionsplus bei. Für Schub sorgten hier zum einen Infrastrukturprogramme und der Inflation Reduction Act. Fondsmanager Jacob weist darauf hin, dass die Folgen der Kehrtwende der Trump-Regierung aktuell noch nicht spürbar seien. Ein weiteres Anliegen war, Chinas Vormachtstellung im Bereich der grünen Technologien etwas entgegenzusetzen.
„Noch vor zehn Jahren flossen 30% mehr Investitionen in fossile Brennstoffe als in Stromerzeugung, -netze und -speicherung. Mittlerweile haben sich die Verhältnisse umgekehrt: Im Jahr 2024 beliefen sich die Investitionen in den Stromsektor auf 1.500 Mrd. USD und lagen damit etwa 50 % über den Gesamtausgaben für die Vermarktung von Erdöl, Erdgas und Kohle,“ hebt der Experte von ODDO BHF AM hervor. Ein Großteil davon – 800 Mrd. USD – entfiel auf die zunehmende Elektrifizierung, sei es in der Industrie oder für Kühlsysteme, Elektromobilität, Rechenzentren und künstliche Intelligenz. Dies habe die Nachfrage nach Strom deutlich steigen lassen. Zugleich summierten sich die Investitionen in Stromnetze bzw. Speicher im Jahr 2024 auf jeweils 390 Mrd. USD bzw. 66 Mrd. USD. Nicht zuletzt erlebte auch die Kernenergie einen Aufschwung. Hier stiegen die Investitionen in den letzten fünf Jahren um mehr als 50% und lagen 2024 bei rund 70 Mrd. USD.
China investierte 2024 rund 630 Mrd. USD in die Energiewende und unterstrich damit seine Spitzenposition in diesem Bereich vor den USA und Europa, die jeweils ca. 500 Mrd. USD investierten. „China dominiert die Wertschöpfungsketten in den Bereichen Solarenergie, Energiespeicherung und Elektromobilität. Darüber hinaus verfügt das Land mit dem Batteriehersteller CATL* und dem Automobilhersteller BYD* über zwei Konzerne, die weltweit am meisten für Forschung und Entwicklung im Energiebereich ausgeben“, konstatiert Nicolas Jacob. „Der Rückzug der USA aus der Förderung grüner Technologien könnte Chinas Dominanz weiter stärken, auch wenn das erwartete starke Wachstum von Rechenzentren und künstlicher Intelligenz bis 2030 zu zusätzlichen Investitionen in saubere Energieerzeugungs-, Netz- und Speicherkapazitäten führen dürfte.
Themen: Aktienrating, Fondsrating, Länderrating | Kommentare deaktiviert für China baut seine technologische Vorreiterrolle weiter aus
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