Einer der am meisten fehlbewerteten Märkte der Welt

Von Dr. Oliver Everling | 30.Oktober 2023

In Zeiten multipler Krisen und instabiler Asset-Märkte suchen Anleger nach langfristig rentablen Investmentmöglichkeiten. Dabei werden Aktien aus Schwellenländern oft übersehen – und dies, obwohl sie gegenüber ihren Pendants aus den Industrieländern zahlreiche Vorteile bieten. James Donald, Leiter der Emerging Markets-Plattform von Lazard Asset Management, plädiert dafür, diese aktuell deutlich unterbewertete Assetklasse wegen des hohen zu erwartenden Wachstumspotentials nicht außen vor zu lassen.

„Die derzeitige Stagnation des MSCI Emerging Markets Index sowie der Rückgang des MSCI China Index um mehr als 25 % seit dem Hoch im Januar sollten nicht über das außerordentliche Potential dieser Anlageklasse hinwegtäuschen“, erklärt James Donald. „Dieses Potential zeigt sich beispielsweise im starken Wachstum des MSCI Emerging Market Small Cap Assets Index, der in diesem Jahr den MSCI World Index übertroffen hat. So konnte der MSCI EM Small Cap Index im August 2023 ein Year-To-Date Wachstum von 13,7 % verzeichnen, während das des MSCI World Index bei 11,0 % lag.“

Ein Grund für die aktuelle Stagnation des Emerging Markets Index sei die Schwäche Chinas (und insbesondere des chinesischen Immobiliensektors), die das Wachstum der gesamten Assetklasse bremse. Aktuelle politische Entwicklungen würden jedoch auf eine Besserung hindeuten. „Die Zeichen für eine Stabilisierung des chinesischen Marktes stehen gut. Durch die Anpassung der Zinssätze und einen erleichterten Zugang zu Hypotheken könnte der chinesische Markt bald wieder auf Wachstumskurs gelangen, ohne dass eine expansive Investitionspolitik der Regierung notwendig wäre“, so Donald.

Beim EPS-Wachstum (Earnings per Share) würden die Emerging Markets den entwickelten Ländern zwar noch hinterherhinken. Der Blick in die Zukunft verspreche jedoch deutliche Wachstumschancen. Analysten prognostizieren für das kommende Jahr einen starken Anstieg des Gewinnwachstums pro Schwellenländeraktie von 19 %. Damit hätten EM-Aktien einen Vorsprung von 9 Prozentpunkten gegenüber Aktien aus den Industrieländern, deren Prognose bei 10 % liegt.

„Der Treiber dieses Wachstums ist eindeutig Südkorea. Analysten erwarten hier mehrheitlich ein EPS-Wachstum von knapp 70 %. Mit seiner starken IT-, Automobil- und Telekommunikationsbranche hat Südkorea auf die richtigen Karten gesetzt und seine Wirtschaft zukunftsfähig gemacht“, sagt James Donald. Auch in anderen Schwellenländern könne man hohe Wachstumsraten erwarten: Für Taiwan, die Türkei, Ägypten und Indien würden EPS-Wachstumsraten von 20 % prognostiziert. Obwohl China bei den Aktienrenditen hinterherhinke, werde auch hier ein EPS-Wachstum von rund 15 % prognostiziert, angetrieben durch die Sektoren Gesundheit, Rohstoffe, Basiskonsumgüter und zyklische Konsumgüter. Insgesamt biete der IT-Sektor in den Emerging Markets die größten Wachstumschancen, gefolgt von Utilities und Healthcare. Das Schlusslicht bilde der Energiesektor.

„Aktien aus Schwellenländern sind im globalen Vergleich nach wie vor deutlich unterbewertet. Der MSCI Emerging Markets Index ist rund 30 bis 35 % niedriger bewertet als der MSCI World Index, auch wenn sich seine Bewertung seit ihrem Tiefpunkt im vierten Quartal 2022 wieder stabilisiert hat“, sagt James Donald. Der Rückstand werde sich voraussichtlich verringern, angetrieben durch das EPS-Wachstum, die höhere Rentabilität der Anlageklasse und das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern. „Seit der Finanzkrise 2007/2008 verläuft das einst synchron-erfolgende globale Wirtschaftswachstum asynchron. Heute können wir beobachten, dass das Wirtschaftswachstum der Industrieländer deutlich von dem der Schwellenländer übertroffen wird“, so James Donald.

Trotz dieser sehr positiven Prognose würden Emerging Market-Aktien weiterhin vernachlässigt. Viele Investoren hätten ihr Investment aufgrund der aktuellen Stagnation zurückgezogen. Das Motto der Stunde laute jedoch: Investiert bleiben! Es gebe viele Indikatoren, die auf eine positive Entwicklung der Anlageklasse hindeuteten. „Schwellenlandaktien dürften in den kommenden Jahren sehr attraktive Renditen abwerfen. Dafür spricht unter anderem ihr hohes Wirtschaftswachstum. Gepaart mit der aktuellen Unterbewertung der Assetklasse bieten Schwellenländeraktien eine hochprofitable Anlagemöglichkeit“, resümiert Donald.

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Deutsche Wirtschaftspolitik verliert Wirtschaft aus den Augen

Von Dr. Oliver Everling | 30.Oktober 2023

Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der ODDO BHF SE, kommentiert wöchentlich was die Märkte bewegt. Heute titelt er: „Deutsche Wirtschaftspolitik sollte die Wirtschaft nicht aus den Augen verlieren“. In dieser Ausgabe beleuchtet er anlässlich der am Dienstag vorgestellten Industriestrategie die Herausforderungen des Wirtschaftsstandorts Deutschland:

„In der Diskussion um den Wirtschaftsstandort Deutschland sollte über einen Punkt Klarheit herrschen: Es mag viele gute Gründe für eine Energiewende geben, doch sie wird unweigerlich die Energiepreise in die Höhe treiben. Das verändert jetzt schon den Industriestandort…Doch auch der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat erkannt, dass sich Deutschland eine Abwanderung von Unternehmen, die für Wohlstand und Steuereinnahmen sorgen, nicht leisten kann. Die Industrie sei nicht nur wirtschaftlich bedeutend, sagte Habeck am Dienstag bei der Vorstellung seiner Industriestrategie. Sie trage entscheidend zum sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei und auch zu ihrer demokratischen Stabilität. Auch hat er sich Steuererleichterungen und Subventionen für Investitionen von Privatunternehmen sowie allgemein eine Verbesserung der Angebotsbedingungen vorgenommen. Zentraler Punkt der neuen Strategie ist das Ziel, energieintensive Branchen wie die Chemie, die Zementherstellung und die Glasproduktion im Land zu halten. Eine endgültige Bewertung der Strategie wird noch von der konkreten Ausgestaltung dieser Eckpunkte abhängen.

Auch wenn diese Strategie grundsätzlich ein Schritt in die richtige Richtung ist, so stellt sich doch die Frage, ob die Industrie mit einer weiteren Wende in der Energiepolitik noch im Land gehalten werden kann. Lässt sich ein Geist, wenn er einmal der Flasche entwichen ist, wieder in sein Gefäß zurückzwängen? … Mit dem Artikel 194 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union haben sich Mitgliedstaaten darauf geeinigt, die Energiepolitik in Europa „im Geiste der Solidarität“ zu verwirklichen. Tatsächlich aber hat sich Deutschland einseitig ohne hinreichende Absprache mit den anderen Ländern in Europa dazu entschlossen, sich gleichzeitig aus der Nuklearenergie und aus der Kohle zu verabschieden. Auch hier gilt: Mehr Europa würde unserer Wirtschaft und dem einheitlichen Binnenmarkt nützen.

… Doch auch wenn Habeck nun eine neue Industriepolitik ausruft, so meiden viele Aktieninvestoren – auch wir – Branchen in Deutschland, die unter dem Einfluss der Energiepolitik stehen. Wir investieren derzeit bewusst nicht in energieintensive Unternehmen in Deutschland, da Strom Unternehmen hierzulande derzeit mehr als dreimal so viel kostet wie in den USA. Deutschland ist im globalen Wettbewerbsranking des renommierten Instituts IMD zuletzt deutlich auf den 22. Platz abgestürzt. Einer von vielen Gründen ist die geringe Effizienz der öffentlichen Hand. Deutschland leidet nicht nur unter dem Fachkräftemangel, sondern auch unter zu viel Bürokratie. Die Kapitaleffizienz in den USA ist deutlich höher als in Deutschland – gemessen am Return on Equity (Eigenkapitalrendite) und am Return on Invested Capital (Gesamtkapitalrendite) …

Ein zentraler Fehler von Anlegern wird als „Home Bias“ bezeichnet. Damit ist die Neigung von Anlegern gemeint, überproportional stark in den Heimatmarkt zu investieren. Für Anleger, die hohe risikoadjustierte Erträge erzielen wollen, macht es grundsätzlich immer Sinn, das Vermögen breit über Sektoren und Länder zu streuen. Hinzu kommt, dass sich die Wirtschaftspolitik in Deutschland derzeit nicht ausreichend an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientiert. Das sollte für deutsche Anleger ein weiterer Grund sein, nicht überproportional stark in Deutschland zu investieren, sondern international zu diversifizieren.“

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Datengetriebene Lösungen für Wohn- und Industrieimmobilien

Von Dr. Oliver Everling | 30.Oktober 2023

IndustrialPort, ein führendes Unternehmen im Bereich der Industrieimmobilien, und PriceHubble, ein renommiertes Unternehmen für datengetriebene Immobilienanalysen, freuen sich, ihre strategische Kooperation bekannt zu geben. Diese Partnerschaft ermöglicht es beiden Unternehmen, ihre Stärken in den Bereichen künstliche Intelligenz (KI), Algorithmen und Datenanalyse zu bündeln, um einen erweiterten Service anzubieten und Kundinnen und Kunden im Bereich gemischt genutzter Portfolios optimal zu bedienen.

In der heutigen digitalen Ära, in der datengetriebene Lösungen den Immobilienmarkt revolutionieren, erkennen IndustrialPort und PriceHubble die Bedeutung von Zusammenarbeit und Synergieeffekten. Beide Unternehmen sind bestrebt, ihre umfangreichen Erfahrungen und Fachkenntnisse zu nutzen, um ihren Kundenstamm noch breiter zu gestalten und maßgeschneiderte Lösungen für Wohn- und Industrieimmobilien anzubieten.

Durch die Kombination der Expertise von IndustrialPort im Bereich Industrieimmobilien und von PriceHubble im Bereich Wohnimmobilien werden neue Möglichkeiten für gemischt genutzte Portfolios geschaffen. Die Nutzung von KI-Algorithmen und fortschrittlichen Analysetechnologien ermöglicht es Kundinnen und Kunden, umfassende Einblicke in den Wert, die Leistung und die Optimierungsmöglichkeiten ihrer Immobilien zu erhalten.

„Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit PriceHubble“, sagt Peter Salostowitz, Geschäftsführer von IndustrialPort. „Durch die Verbindung unserer Stärken werden wir in der Lage sein, unseren Kunden eine noch breitere Palette von datengetriebenen Lösungen anzubieten, um den sich ständig verändernden Anforderungen an ein gemischtes Portfolio gerecht zu werden.“

Auch Christian Crain, Geschäftsführer von PriceHubble Deutschland, zeigt sich begeistert über die Zusammenarbeit: „Die Partnerschaft mit IndustrialPort ermöglicht es uns, unseren Kundinnen und Kunden fortschrittliche Analysewerkzeuge und Algorithmen im Bereich Industrieimmobilien zur Verfügung zu stellen. Wir sind überzeugt, dass unsere kombinierten Fähigkeiten eine bedeutende Auswirkung auf die Immobilienbranche haben werden und unseren Kundinnen und Kunden helfen werden, bessere Entscheidungen zu treffen.“

Die strategische Kooperation zwischen IndustrialPort und PriceHubble unterstreicht die Bedeutung von datengetriebenen Lösungen in der heutigen Immobilienlandschaft. Beide Unternehmen sind davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit der Schlüssel ist, um Kundinnen und Kunden einen Mehrwert zu bieten und sie in einer dynamischen und anspruchsvollen Umgebung zu unterstützen.

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Von Künstlicher Intelligenz über Gold bis Auferstehung

Von Dr. Oliver Everling | 27.Oktober 2023

Die fortschreitende Entwicklung der künstlichen Intelligenz hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit von Investoren und der breiten Öffentlichkeit auf sich gezogen. Dieser Technologiesektor steht nun vor einer Phase, in der Fusionen und Übernahmen (M&A) im Mittelpunkt stehen könnten, so die neueste Episode von Goldman Sachs Exchanges.

Allerdings sind für diesen Prozess bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, wie aus einem neuen Bericht mit dem Titel „Navigating the AI Era“ von Goldman Sachs Global Banking & Markets hervorgeht. Zunächst muss die Adoption von generativen KI-Lösungen durch Unternehmen weiter voranschreiten, weg von der reinen Konzepterprobung hin zur tatsächlichen Produktion. Dies wird zum Teil durch eine klarere Zukunftsperspektive für Basis-Modelle ermöglicht, die auf enormen Datensätzen trainiert sind und für vielfältige Anwendungen genutzt werden können. Auch die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen müssen weiter ausgereift sein.

In diesem Jahr hat es bereits erhebliche strategische Aktivitäten gegeben, bei denen große etablierte Technologieunternehmen in generative KI-Start-ups investiert oder diese übernommen haben, teilweise aus Gründen der Talentförderung.

Für die meisten Unternehmen ist jedoch immer noch unklar, welche Bedeutung KI für ihre Branche haben wird, sodass es bisher nur wenige M&A-Aktivitäten gibt. Dennoch gibt es in Bereichen wie der Rechtsforschung und dem Kundensupport, die weitgehend textbasiert sind und gut mit Chatbot-Schnittstellen funktionieren, einige M&A-Aktivitäten. Ein weiterer Bereich, der M&A-Aktivitäten verzeichnet, sind Unternehmen, die Technologien entwickeln und somit direkt im Zentrum des generativen KI-Phänomens stehen.

In den relativ wenigen M&A-Transaktionen, die stattgefunden haben, bieten öffentliche Investoren in der Regel höhere Aktienkurse für den Käufer als für das Zielunternehmen, so Jung Min von Goldman Sachs Global Banking & Markets. „Ihre Investoren sagen im Grunde: ‚Mir gefällt, dass Sie proaktiv sind'“, so Min.

Parallel dazu verzeichnet Gold im Zusammenhang mit den jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten einen Anstieg. Der Preis dieses Edelmetalls hat sich erhöht, da es zusammen mit anderen sicheren Anlagen als sicherer Hafen betrachtet wird. Dies geschah, nachdem Israel in diesem Monat angegriffen wurde, und die geopolitischen Spannungen zugenommen haben. Die Marktpreise deuten auf eine wachsende Wahrscheinlichkeit für höhere Renditen bei Gold hin, aber nicht in dem Maße, wie es in den ersten Wochen nach der russischen Invasion in die Ukraine im Jahr 2022 der Fall war, so Goldman Sachs Research. Dies könnte unter anderem daran liegen, dass steigende reale (inflationsbereinigte) Renditen für Schuldverschreibungen in diesem Jahr einen Druck auf den Goldpreis ausübten (Investoren erhalten keine Erträge aus Rohstoffen wie Gold).

Goldman Sachs Research hat festgestellt, dass die implizierte Volatilität (die Markterwartungen an Preisschwankungen) für sichere Anlagen zusammen mit der Volatilität von Aktien gestiegen ist, aber im Vergleich zu früheren Hochs, als geopolitische oder rezessionsbedingte Sorgen besonders akut waren, immer noch niedrig ist. Dies gilt insbesondere für Gold, dessen Volatilität im März 2022 1,8-mal höher war.

Ein weiteres Thema, das die Aufmerksamkeit von Goldman Sachs Research auf sich zieht, ist die Transformation der saudischen Wirtschaft. Saudi-Arabien unternimmt Anstrengungen, um weniger abhängig von fossilen Brennstoffen zu sein, und diese Bemühungen zeigen laut Goldman Sachs Research erste Fortschritte. Im Jahr 2021 startete die saudische Regierung die National Investment Strategy (NIS), ein geschätztes 3,3 Billionen Dollar umfassendes Programm zur Diversifizierung der Wirtschaft. Dieses Programm soll die Innovation unterstützen, Anreize zur Steigerung des Beitrags des privaten Sektors schaffen und gezielte Maßnahmen zur Entwicklung strategischer Sektoren ergreifen.

Analysten schätzen, dass bis zum Ende des Jahrzehnts etwa 1 Billion Dollar der 3,3 Billionen Dollar für Vorinvestitionen in bestimmte Sektoren ausgegeben werden könnten, darunter saubere Technologien, Metalle und Bergbau sowie Transport und Logistik.

Die NIS-Strategie soll die Vision 2030 der saudischen Regierung ermöglichen, ein langfristiger Plan zur Transformation der Wirtschaft des Landes. „Seit der Einführung von Vision 2030 im Jahr 2016 hat Saudi-Arabien bedeutende Fortschritte bei der Entwicklung der nicht-öligen Wirtschaft durch verschiedene Entwicklungsmaßnahmen und Investitionen in strategische Wirtschaftssektoren gemacht“, schreibt Faisal AlAzmeh, Analyst von Goldman Sachs Research, in einem Bericht des Teams. „Investitionspläne dürften sich im Einklang mit dem technologischen Fortschritt und der Verfügbarkeit im Laufe der Zeit weiterentwickeln, wenn Sektorstrategien finalisiert werden.“

In einer völlig anderen Sphäre arbeitet das Unternehmen Colossal Biosciences an der sogenannten „De-Extinktion“. Das Ziel des Unternehmens ist es, ausgestorbene Arten mithilfe von Genbearbeitungstechnologien wiederzubeleben, um sie widerstandsfähiger zu machen. Das Unternehmen hat jedoch größere Ziele im Auge.

Ben Lamm, Mitbegründer von Colossal Biosciences, erklärt, dass sie die globale Biodiversitätskrise lösen wollen. „Wir stehen vor einer massiven Biodiversitätskrise, die wir zu bewältigen versuchen“, sagt Lamm. Er betont jedoch, dass die Wiederbelebung von Dinosauriern nicht auf ihrer Agenda steht. Stattdessen plant das Unternehmen die Wiederbelebung von Arten wie dem Wollhaarmammut, dem Tasmanischen Tiger und dem Dodo. Sie glauben, dass die „De-Extinktion“ im Kampf gegen den Klimawandel eine entscheidende Rolle spielen kann.

Die Pariser Vereinbarung, ein völkerrechtlich bindendes internationales Abkommen zum Klimawandel, betont das Potenzial von naturbasierten Lösungen. Lamm sieht die Arbeit seines Unternehmens als Beitrag zu diesen Bemühungen, zusammen mit anderen Maßnahmen wie dem Pflanzen von Bäumen, der Schaffung von städtischen Feuchtgebieten und der Umstellung auf regenerative Landwirtschaftspraktiken.

Insgesamt zeigen diese Entwicklungen, dass sowohl die künstliche Intelligenz als auch der Rohstoff Gold weiterhin im Fokus von Investoren und Forschern stehen. Die Auswirkungen dieser Trends auf Wirtschaft und Umwelt sind von großer Bedeutung und werden weiterhin aufmerksam verfolgt.

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Geldpolitische Fehlleistungen zeigen Wirkung

Von Dr. Oliver Everling | 27.Oktober 2023

Das unabhängige Schweizer Kreditresearch-Unternehmen Independent Credit View (I-CV) beurteilte in der Länderstudie 2023 die fundamentale Kreditqualität von 49 Staaten. Dabei zeigt sich, dass steigende Finanzierungskosten das Wachstum (Investitionen und Konsum) beeinflussen und zu einer Korrektur bei Anleihen-, Aktien- und Immobilienpreisen führen. Vor diesem Hintergrund verlangen Investoren wieder eine adäquate Risikoprämie und die Ratingpflege rückt zurück in den Fokus.

Die Schuldenquoten der Staaten haben sich unter dem Einfluss des „Inflationszaubers“ etwas entspannt. Die Verschnaufpause ist jedoch von kurzer Dauer. Denn die Kosten steigen verzögert an und entpuppen den vermeintlichen Spielraum im Haushalt als Illusion. „Mit fiskalischer Großzügigkeit soll die Wirtschaft beflügelt werden. Allerdings mit wenig Aussicht auf Erfolg, jedoch auf Kosten der Sparer, Steuerzahler sowie zukünftiger Generationen. Der inflationäre Druck bleibt hoch, während die restriktive Geldpolitik nur langsam ihre Wirkung entfaltet. Fiskal- und Geldpolitik arbeiten zunehmend gegeneinander: Die Schwergewichte USA und China gehen mit schlechtem Beispiel voran und treiben die Schulden weiter in die Höhe. Und in Europa verlagern sich die Probleme in den Kern und in den Osten“, sagt René Hermann, Lead-Autor der I-CV Länderstudie.

Weiter meint Hermann: „Eine positive Ratingdynamik ist in der europäischen Peripherie, mit Ausnahme Italiens, zu erkennen. Dies zeigt, dass Fiskaldisziplin langfristig zum Erfolg führt. Eine Verdüsterung der Bonitäts-Aussichten attestieren wir den großen Volkswirtschaften Deutschland und Großbritannien. Ausgewählte Schwellenländer in Südamerika und Asien bieten dank proaktiver Notenbankpolitik interessante Alternativen für Investoren. Die hohe Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Haushalten stellt weiterhin die Achillesferse der Länderbonität dar. Es zeigt sich auch, dass das höhere Zinsniveau nur langsam den Weg ins System findet, aber zunehmend Mittel absorbiert und zu weniger Konsum, Investitionen, sinkenden Margen sowie steigenden Ausfällen führen wird. Wir erwarten in der Folge weitere Rating-Downgrades und ein Wiederaufflammen der Diskussion um die Nachhaltigkeit der vielerorts überhöhten Staatsverschuldung.“

Die I-CV Länderstudie 2023 vergibt bei 49 untersuchten Volkswirtschaften sechs Mal die höchste Einstufung Triple-A. Mit Dänemark, Norwegen und Schweden sind wieder drei skandinavische Staaten darunter, die wie die Schweiz, Singapur und die Niederlande AAA geratet sind. Deutschland dagegen verliert die Bestnote, während Österreich unverändert mit AA eingestuft wird. „Deutschland wird momentan von den Medien gerne als ‚kranker Mann Europas‘ bezeichnet. Auch wir erwarten eine anhaltende Schwächephase und einen zähen Reformverlauf, was in einer graduellen Abschwächung der Kreditkennzahlen resultiert. Folgerichtig gehört Deutschland zurzeit nicht mehr zum elitären AAA-Kreis“, sagt Hermann. In der diesjährigen Studie gibt es neben Deutschland auch für Großbritannien und Ungarn Downgrades. Demgegenüber stehen vier Upgrades für Griechenland, Irland, Island und
Portugal.

Für Anleiheninvestoren bleibt das wirtschaftliche und geopolitische Umfeld herausfordernd. Sie sollten sich bewusst sein, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht vorbei ist („higher for longer“) und die Notenbanken verlorenes Vertrauen zurückerobern müssen. Lose Fiskalpolitik sowie Deglobalisierung (Near- und Friendshoring) verstärken den Inflationstrend. Die Transmission der Geldpolitik auf die Realwirtschaft dauert länger als angenommen und wird schmerzhafte Einschnitte erfordern. Zudem erschwert die hohe Verschuldung bei Staaten, Unternehmen sowie Haushalten die Schuldendienstfähigkeit und Tragbarkeit.

„Durch den starken Zinsanstieg haben die lang verschmähten Staatsanleihen gegenüber den Aktien wieder an Attraktivität gewonnen. Beispielsweise erreichten die Renditen von US-Treasuries und niederländischen Staatspapieren aktuell ein 15- beziehungsweise 11-Jahreshoch. In den USA bewegt sich die zehnjährige Treasury Rendite über der Gewinnrendite der Aktien (S&P 500), was in den letzten 20 Jahren nur in der Finanzkrise vorkam.

Wir empfehlen Anleihen von Staaten mit Fiskaldisziplin und positivem Schuldentrend (zum Beispiel Niederlande, Irland oder Dänemark) und in der EU-Peripherie bevorzugen wir Spanien. Schwellenländer zeigen sich proaktiver und abgeklärter bei der Bekämpfung der Inflation als Industrienationen, hier favorisieren wir Staaten aus Südamerika (Peru und Chile) und Asien (Indonesien und die Philippinen) – raten jedoch zur Vorsicht bei Staaten mit hohem China Exportanteil“, so Hermann abschließend.

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EZB-Zinserhöhungen und die drohende Deflation: Ein Blick in die Zukunft

Von Dr. Oliver Everling | 26.Oktober 2023

„Zinshoch erreicht, als nächstes kommen Zinssenkungen“, schreibt Dr. Thorsten Polleit, Honorarprofessor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth. Ebenso äußert e sich in seinem YouTube-Kanal.

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat kürzlich eine Entscheidung getroffen, die in wirtschaftlichen Kreisen aufmerksam verfolgt wurde: Die Leitzinsen bleiben unverändert. Mit einem Hauptrefinanzierungszins von 4,50 %, einem Spitzenrefinanzierungszins von 4,75 % und einem Einlagenzins von 4,0 %, bleiben die Zinssätze auf einem scheinbar konstanten Niveau.

In einer Pressekonferenz, die erneut von vielen Worten geprägt war, wurde jedoch eine bemerkenswerte Erkenntnis offenbart: Der EZB-Rat erkennt nun eine deutliche Abschwächung der Euro-Konjunktur. Doch die tatsächlichen Auswirkungen dieser Abschwächung könnten seiner Meinung nach noch immer unterschätzt werden.

Ein bedeutender Faktor, der zu dieser Abschwächung beiträgt, ist das Schrumpfen der Euro-Geldmengen M1 bis M3. Diese Geldmengen sind rückläufig, vor allem aufgrund der Zinserhöhungen der EZB und der nachlassenden Kreditnachfrage, die eine direkte Folge der Leitzinserhöhungen ist. Die zögerliche Kreditvergabe der Banken trägt ebenfalls dazu bei.

Die Kontraktion der Geldmengen und die sich abschwächende Kreditvergabe könnten erhebliche deflationäre Auswirkungen auf die Güterpreise im Euroraum haben. Dies bedeutet, dass die Preise für Konsum- und Produktionsgüter in den kommenden Monaten wahrscheinlich weiter sinken werden, was zu einer tatsächlichen negativen Inflation führen könnte, und zwar bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2024.

Trotz der Beteuerungen des EZB-Rats, dass die Leitzinsen noch für längere Zeit hoch bleiben werden, ist es wahrscheinlich, dass die Öffentlichkeit und die Finanzmärkte überrascht sein werden, wenn die EZB in absehbarer Zukunft ihren Kurs ändert. Dies liegt angesichts der deflationären Effekte und der schrumpfenden Geldmenge nahe.

Ein weiterer Druckfaktor für die EZB ist der Anstieg der Zinskosten für viele Euro-Regierungen. Dies könnte den Druck auf den EZB-Rat erhöhen, die Kreditkosten wieder zu senken.

Insgesamt gesehen, so die Prognose von Thorsten Polleit, scheint das Zinshoch erreicht zu sein, und die nächste Zinsbewegung der EZB wird wahrscheinlich nach unten zeigen. Dies könnte bereits im ersten Quartal 2024 der Fall sein, selbst wenn die Inflation der Konsumgüterpreise zu diesem Zeitpunkt noch deutlich über der 2-Prozent-Marke liegt.

Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen auf die wirtschaftliche Stabilität der Eurozone auswirken werden, und wie die EZB auf die Herausforderungen der abschwächenden Konjunktur und der drohenden Deflation reagieren wird.

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Europäische Aktienmärkte verdienen mehr Aufmerksamkeit, sagt Lazard Asset Management Experte

Von Dr. Oliver Everling | 26.Oktober 2023

Maximilian Weidler, Client Portfolio Manager im europäischen Aktienteam bei Lazard Asset Management, unterstreicht die Bedeutung europäischer Aktienmärkte und ruft dazu auf, diesen Sektor genauer zu betrachten. Seiner Meinung nach hat sich Europa in jüngster Zeit positiv entwickelt und präsentiert sich ertragsstark, wachstumsorientiert und global ausgerichtet. Allerdings spiegelt sich diese Transformation noch nicht ausreichend in den Bewertungen wider.

Weidler erläutert sein Vertrauen in europäische Aktien: „Während wir bei unseren unmittelbaren Aussichten für die europäische Wirtschaft und europäische Aktien vorsichtig bleiben, glauben wir, dass die Region aus Sicht der Vermögensallokation weiterhin relativ attraktiv ist. Wir sind der Meinung, dass Europa mehr Interesse bei den Anlegern verdient, als es bekommt.“

Die häufige Assoziation europäischer Aktienmärkte mit Sektoren, die als alt und wachstumsschwach angesehen werden, wird nach Weidlers Ansicht der aktuellen Realität nicht gerecht. Er betont: „Europa hat einen größeren Schwerpunkt auf Wachstumssektoren mit einer globalen Ertragsdimension entwickelt. Dies führt zu einer höheren Finanzproduktivität und einem widerstandsfähigeren Ertragsprofil.“ Dennoch sind die Aktienmärkte in der Region in absoluten Zahlen und im Vergleich zu anderen entwickelten Märkten nach wie vor zurückhaltend bewertet. Weidler ist jedoch optimistisch, dass sich dies bald ändern wird.

Die Geldpolitik der großen westlichen Zentralbanken, darunter die Europäische Zentralbank (EZB), hat durch zahlreiche Zinserhöhungen zu einem Rückgang der Inflation und einer Abkühlung der Wirtschaft geführt. Weidler weist jedoch auf die Nebenwirkungen hin: „Angesichts des Ausmaßes der geldpolitischen Straffung durch die EZB und des raschen Rückgangs der Geldmenge war eine deutliche Verlangsamung der europäischen Wirtschaftstätigkeit unvermeidlich.“

Die Experten von Lazard Asset Management sehen eine wirtschaftliche Abkühlung als wahrscheinlich an, insbesondere aufgrund der höheren Zinssätze, die europäische Unternehmen stärker betreffen, da sie vermehrt auf variabel verzinsliche Bankkredite angewiesen sind. Der Anstieg der Renditen europäischer Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt verstärkt diese Einschätzung, was auf möglicherweise schwierigere wirtschaftliche Zeiten hindeutet.

In makroökonomischer Hinsicht bietet sich jedoch ein gemischtes Bild. Die Inflation ist in vielen europäischen Ländern deutlich zurückgegangen, wie der jüngste Rückgang der deutschen Verbraucherpreise von 6,4 % im August auf 4,3 % im September zeigt. Dieser Rückgang war stärker als erwartet und der langsamste jährliche Preisanstieg seit September 2021. Auch die Inflationsrate in der Eurozone ist rückläufig und erreichte im September mit 4,3 % den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren.

Trotz dieser ermutigenden Inflationsdaten bleibt Weidler vorsichtig, insbesondere angesichts des Anstiegs der Ölpreise im Sommer aufgrund von Lieferkürzungen aus Saudi-Arabien und Russland. Die jüngsten Zinssenkungen der Fed und der Bank of England, begleitet von den sanfteren Tönen der EZB, lassen jedoch darauf schließen, dass der Höhepunkt des aktuellen Zinserhöhungszyklus erreicht oder sehr nahe ist.

Für Europa könnte dies bedeuten, dass es früher als die USA die Auswirkungen der Zinserhöhungen spürt, aber auch eine der ersten Regionen sein könnte, in denen im nächsten Jahr Zinssenkungen möglich sind. Weidler schließt mit der Bemerkung: „Europa scheint die Auswirkungen der Zinserhöhungen früher zu spüren als die stärkere US-Wirtschaft, aber das deutet darauf hin, dass es auch die erste der beiden Regionen sein könnte, in welcher Zinssenkungen im nächsten Jahr möglich sind.“

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Fusion von Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg und Frankfurter Volksbank Rhein/Main: Ein Gewinn für das Rating und die Region

Von Dr. Oliver Everling | 24.Oktober 2023

Die Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg (RVAB) und die Frankfurter Volksbank Rhein/Main (FVB) haben einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, der die Verschmelzung beider Institute im Geschäftsjahr 2024 vorsieht. Diese Pläne wurden von den Aufsichtsratsgremien beider Genossenschaftsbanken mit überwältigender Mehrheit gebilligt. Vorbehaltlich der Zustimmung der Vertreterversammlungen im kommenden Jahr wird dies die 22. Fusion für die Frankfurter Volksbank Rhein/Main seit 1990 sein, während die RVAB erst kürzlich mit der Raiffeisenbank Waldaschaff-Heigenbrücken fusionierte. Die aggregierte Bilanzsumme beider Genossenschaftsbanken zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2022 beträgt beeindruckende 19,2 Milliarden Euro.

Diese Fusion verspricht, auf verschiedene Arten das Rating und die Stärke der neuen Bank zu verbessern, und dazu bieten die beteiligten Vorstandsmitglieder interessante Einblicke.

Eine der Hauptgründe, warum diese Fusion voraussichtlich zu einer Verbesserung des Ratings führen könnte, ist die Tatsache, dass die Frankfurter Volksbank Rhein/Main und die Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg auf dynamische Wachstumsmärkte abzielen. Eva Wunsch-Weber, die Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank Rhein/Main, betont: „Mit der jetzt bevorstehenden Fusion erweitern wir das Geschäftsgebiet der Frankfurter Volksbank Rhein/Main um den dynamisch wachsenden Markt Bayerischer Untermain. Eine Region, die ähnlich einkommens- und wachstumsstark ist, wie die Metropolregion Frankfurt. Wir sehen erhebliche Wachstumschancen in diesem dynamischen Umfeld.“

Claus Jäger, Vorstandssprecher der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg, stimmt dem zu und hebt hervor, dass die Fusion „vor allem Finanzdienstleistungen für Privat- und Firmenkunden rund um das Zukunftsthema Nummer 1 Nachhaltig Leben, Arbeiten und Wirtschaften sowie leistungsstarke digitale Lösungen beitragen“ wird.

Beide Banken betonen die Bedeutung von Kundennähe und betonen: „Unser Leistungsversprechen ist klar: Beratung auf Augenhöhe und bestmögliche Kundennähe! Auf dieser Basis können wir unsere Erträge und unsere Finanzkraft kontinuierlich steigern. Wir nutzen unsere vorhandenen Kompetenzen und werden gemeinsam schlagkräftiger.“

Die Fusion wird auch Arbeitsplatzsicherheit und den Erhalt des bestehenden Filialnetzes gewährleisten. Die unterzeichnete Kooperations-Vereinbarung sieht eine Beschäftigungsgarantie für alle Mitarbeiter der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg für die kommenden fünf Jahre vor und sichert den Fortbestand der Filialen unter der bisherigen Marke. Darüber hinaus wird im Rahmen der Kooperation festgelegt, welche Standorte zur „Filiale der Zukunft“ aufgewertet werden.

Die Einbeziehung der vier Vorstände der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg in den Vorstand der Frankfurter Volksbank Rhein/Main wird den nahtlosen Übergang unterstützen.

Die Tatsache, dass die Aufsichtsgremien beider Banken die Kooperationsvereinbarung mit überwältigender Zustimmung unterstützt haben, unterstreicht das Vertrauen in die Fusion. Peter Andreas Müller, Aufsichtsratsvorsitzender der Frankfurter Volksbank Rhein/Main, erklärt, dass der geplante Zusammenschluss „richtungsweisend“ ist und sich für Mitglieder, Kunden und Mitarbeiter auszahlen wird. Dr. Hans-Georg Florig, Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg, betont die regionale Ausrichtung, die erhalten bleibt.

Die Fusion bietet auch die Möglichkeit, die Resilienz des zukünftigen Instituts in einem herausfordernden Marktumfeld zu erhöhen. Die Partnerbanken planen, ihre erfolgreiche Omnikanalstrategie weiter auszubauen und verstärkt in Beratung und nachhaltige Angebote zu investieren.

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Anleger spekulieren auf günstige Saisonalität

Von Dr. Oliver Everling | 23.Oktober 2023

In den vergangenen Wochen hat der spürbare Zinsdruck die Stimmung an den globalen Börsen belastet. „Mittlerweile haben die wegweisenden Renditen der zehnjährigen US-Treasuries das höchste Niveau seit der Finanzkrise erreicht“, sagt Dr. Eduard Baitinger, seit 2015 Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe. „Solange die US-Wirtschaft nicht abkühlt – und die erstaunlich robusten Makrodaten sprechen momentan dagegen – dürfte es nahezu ausgeschlossen sein, dass die US-Notenbank die Leitzinsen senkt.“

Die damit verbundene Sorge vor einer „higher for longer“-Politik der großen Notenbanken trägt signifikant zum Zinsdruck bei, nicht nur in den USA, sondern weltweit. Verstärkend hinzu kommt das hohe Angebot an neuen US-Staatsanleihen. Die sogenannten Anleihen-Auktionen sind zuletzt immer holpriger verlaufen. Damit die Märkte die Papiere annehmen, müssen die USA höhere Zinsen bieten. Die prozyklischen schuldenfinanzierten Ausgabenprogramme der US-Regierung dürften die Märkte also ebenso bewegen wie die Zinspolitik der US-Notenbank.

„Trotz der Unruhen am Anleihemarkt tendieren die Aktienmärkte überwiegend stabil. Hintergrund ist zum einen, dass die übergeordnete Konsolidierungsphase bereits fortgeschritten ist. Zum anderen überwiegt bei vielen Investoren derzeit die Angst vor deutlicheren Kursrückgängen. Dies lockt wiederum antizyklische Käufer in den Markt,“ so Eduard Baitinger, „die für eine Stabilisierung der Kurse sorgen. Darüber hinaus spekulieren die Märkte auf die günstige Saisonalität, die sich in der Regel – insbesondere in guten Aktienmarktjahren – ab Oktober zeigt und als Vorbote für eine mögliche Jahresendrallye gilt. Da sich die saisonalen Trends in der Vergangenheit stets als relativ zuverlässig erwiesen haben, spekulieren die Marktteilnehmer auf die Fortsetzung dieses Phänomens. “

„Die schockierenden Ereignisse in Israel haben zur Überraschung vieler Experten die Finanzmärkte bislang kaum tangiert“, beobachtet Eduard Baitinger. „Allerdings birgt der Nahost-Konflikt nicht unerhebliche Risiken für die Kapitalmärkte. Die USA stehen an der Seite Israels, während die mutmaßlich mittelbare Konfliktpartei Iran von Russland und China unterstützt wird. Im weiteren Umkreis der Region liegen entweder bedeutende Ölförderländer oder Länder, die Zugriff auf die Öltransportrouten haben. Daher ist im Falle einer Eskalation und Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten das Risiko einer nachhaltigen Störung der globalen Erdölversorgung hoch. Professionelle Anleger sollten vor diesem Hintergrund eine temporäre geopolitische Absicherung ihres Portfolios mit Energieaktien oder Rohölinvestments in Erwägung ziehen.“

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Chancen bei Anleihen mit Investment-Grade-Rating

Von Dr. Oliver Everling | 19.Oktober 2023

Schwellenländeranleihen mussten zuletzt einen Teil ihrer Gewinne aus den vorangegangenen Quartalen wieder abgeben. Und auch die nächsten Monate könnten für die Anlageklasse schwierig werden, sagt Denise Simon, Co-Head im Emerging Market Debt-Team bei Lazard Asset Management. Die Expertin sieht jedoch auch Chancen.

„Der beträchtliche Anstieg der Renditen für US-Staatsanleihen im dritten Quartal war ein Schock für Schwellenländeranleihen“, sagt Simon. „Ein Grund für den Anstieg waren die starken Wirtschaftskennzahlen, insbesondere aus den USA. Sie hatten Befürchtungen geschürt, dass die Zinssätze länger auf hohem Niveau bleiben könnten.“

Der deutliche Anstieg der US-Treasury-Renditen habe sich negativ auf die gesamte Kapitalstruktur von EM-Schuldtiteln ausgewirkt: Staatsanleihen von Schwellenländern mit guter Bonität (Investment Grade) seien zwar nur einem geringeren Kreditrisiko ausgesetzt, aber die Auswirkung der Duration habe aufgrund ihrer hohen Korrelation mit den Renditen von US-Staatsanleihen zu Marktwertverlusten geführt.Bei den High Yield-Emittenten unter den Schwellenländern habe der Anstieg der Treasury-Renditen zur Folge gehabt, dass immer mehr Länder keinen Zugang mehr zum Primärmarkt haben. „Das hat bei etwa 15 % der Emittenten in unserem Anlageuniversum zu einem Anstieg des Kreditrisikos geführt“, so Simon.

Die lokalen Zinssätze der einzelnen Schwellenländer würden in der Regel nur eine geringere Korrelation zu den Renditen von US-Staatsanleihen aufweisen. Allerdings trügen starke und schnelle Aufwärtsbewegungen bei den Renditen tendenziell zu höheren Korrelationen bei, ähnlich wie während des Taper Tantrums im Jahr 2013.

Zudem hätten die Währungen der Schwellenländer eine Korrektur erfahren, die in erster Linie auf den stärkeren US-Dollar zurückzuführen gewesen sei.

„Bei Fremdwährungsanleihen sind die Creditspreads aus unserer Sicht derzeit zu eng“, sagt Simon. „Wir erwarten in naher Zukunft eine Ausweitung, sodass Anleger wieder angemessen für das eingegangene Kreditrisiko entschädigt werden. Diese Ausweitung der Spreads dürfte im Investment-Grade-Bereich bei 25 bis 50 Basispunkten liegen und im High-Yield-Bereich bei mehr als 100 Basispunkten. Angesichts dieser neuen Niveaus werden wir vermutlich von einer Untergewichtung der Spreads für EM-Staatsanleihen zu einer neutraleren Haltung übergehen.“

„Attraktive Chancen bieten aus unserer Sicht derzeit die Renditen von EM-Unternehmen und -Staatsanleihen mit Investment Grade-Rating. In beiden Fällen ist das Creditrisiko begrenzt und somit von einer Spread-Ausweitung abgeschirmt“, so Simon. „Zudem ermöglichen die hohen Renditen von US-Staatsanleihen, dass Anleger rekordverdächtige Carry-Erträge erzielen.“

Bei EM-Anleihen in Lokalwährung hätten Simon und ihr Team das Risiko hingegen reduziert. „Lokalwährungsanleihen sind das Segment der Schwellenländeranleihen-Kapitalstruktur, das am stärksten vom potenziellen negativen Tail-Risiko steigender US-Treasury-Renditen betroffen ist, was die Kapitalströme weiter einschränken könnte“, sagt die Expertin. „Aus diesem Grund konzentrieren wir uns bei lokalen Schuldtiteln in erster Linie auf eine Handvoll idiosynkratischer Chancen.“

Mit Blick auf das vierte Quartal 2023 geht die Anleiheexpertin davon aus, dass das Marktumfeld schwierig bleiben wird. „Die Konsensschätzungen gehen von einer Verlangsamung des Wachstums in den USA und China sowie einer Rezession in Europa aus. Diese Kombination aus rückläufigem Wachstum und restriktiven monetären Bedingungen in den USA und Europa lässt wenig Spielraum für Fehler durch innerstaatliche Ereignisse oder globale makroökonomische Schocks. Deshalb behalten wir in Bezug auf das Gesamtrisiko eine konservative Haltung bei“, erklärt Simon. „Wir erwarten allerdings auch, dass wir in naher Zukunft Chancen bei Schwellenländeranleihen aufgrund attraktiverer Bewertungen nutzen können.“

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