Führungslos durch ETFs

Von Dr. Oliver Everling | 18.August 2017

Passives Investieren ist auf dem Vormarsch; in Europa werden bereits annähernd 600 Mrd. Euro in ETFs verwaltet. Während die ETF-Branche Absatzrekorde feiert, warnen die Verfechter aktiven Managements vor Marktverzerrungen und Governance Problemen. Ebenfalls geteilter Meinung sind die im DVFA e.V. organisierten Investment Professionals in Deutschland: Sie erkennen an, dass ETFs das bessere Preis-/Leistungsverhältnis haben (74 Prozent). Gleichzeitig sehen sie aber, dass der Siegeszug des passiven Investierens das Potenzial hat, die Stabilität der Finanzmärkte zu beeinträchtigen (62 Prozent).

Vorstandsvorsitzender Stefan Bielmeier kommentiert: „Sollte der Anteil von Indexprodukten weiter zunehmen und tatsächlich zu Anzeichen von Fehlbewertungen führen, würde dies im Gegenzug die Chancen für aktive Fondsmanager wieder erhöhen. So könnte die Effizienz der Märkte bei der Preisfindung wiederhergestellt werden“.

Indem für ETFs unterschiedslos Aktien eines Index aufgekauft werden, unterlaufen sie die Korrekturfunktion freier Märkte so lange, bis die dysfunktionale Kapitalallokation von aktiven Managern für Überrenditen ausgenutzt werden kann. Würden im nur theoretisch denkbaren Fall alle Aktien durch ETFs gehalten und alle Anleger lediglich in ETFs investieren, gäbe es für die Unternehmensführungen keine Anreize mehr, Unternehmenswerte zu erhalten und zu steigern.

Die überwältigende Mehrheit der Analysten, Fondsmanager, Banker und Berater (90 Prozent) rechnet damit, dass der ETF-Markt weiter wachsen wird; sogar noch schneller als bisher (41 Prozent). Das liegt ihrer Ansicht nach vor allem daran, dass die meisten aktiv gemanagten Fonds zu stark am Index klebten (76 Prozent) und ETFs das bessere Preis-/Leistungsverhältnis hätten (74 Prozent). Die oft angeführte Begründung, aktives Management bringe in den seltensten Fällen Outperformance, teilen hingegen nur 57 Prozent der Befragten; 38 Prozent sind dezidiert anderer Meinung.

Die großen Marketinganstrengungen der ETF-Anbieter halten dementsprechend fast drei Viertel der Befragten (72 Prozent) für ein wichtiges Erfolgskriterium. Außerdem erhalte der Vertrieb von ETFs Rückenwind von der Regulatorik – etwa durch die Mifid II (50 Prozent). Dass das Wachstum der Branche neue Anbieter auf den Plan rufen werde, erwarten allerdings nur 35 Prozent der Befragten; eher sehen sie eine Konsolidierung des Marktes (50 Prozent).

Was die Rolle der ETFs als treuhänderische Eigentümer von Unternehmen angeht, ist die Meinung der Investment Professionals ebenfalls geteilt. Zwar glaubt die Hälfte von ihnen, dass durch einen immer höheren Anteil passiver Investoren die Corporate Governance bei den investierten Unternehmen leide. Aber 23 Prozent sind in dieser Frage unentschieden, und 27 Prozent sehen dieses Problem nicht. Jedenfalls wachse der Einfluss der ETF-Anbieter auf die von ihnen gehaltenen Unternehmen (72 Prozent).

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Fonds sichern Wohnraum für alle

Von Dr. Oliver Everling | 17.August 2017

Jede Nachfrage schafft sich ihr Angebot – so verhält es sich auch bei kleinteiligem und bezahlbarem Wohnen. Lässt man Investoren freie Hand, sind im Wettbewerb unter marktwirtschaftlichen Bedingungen erschwingliche Mieten die Konsequenz. Das Team der Catella Real Estate AG hat den offenen Immobilien-Publikumsfonds „Catella Modernes Wohnen“ aufgelegt. Dieser investiert in kleinteiliges und damit bezahlbares Wohnen mit dem Fokus auf alle Ein- und Zweipersonenhaushalte in deutschen Agglomerationszentren.
„Über 75 % der Haushalte in Deutschland sind Ein- und Zweipersonenhaushalte, jedoch nur 3 % des Wohnungsbestandes in Deutschland sind 1-Zimmer-Wohnungen inkl. der 2-3-Zimmerwohnungen sind es nur knapp über 30 %. Die im Neubau durchschnittlich realisierten 95 m² Wohnfläche gehen am Bedarf vorbei. Mit unserem neuen Fonds werden wir in kleinteiligen und damit bedarfsgerechten, bezahlbaren Wohnungsbau investieren. Neben Studenten sprechen wir hierbei ebenso die enorm große Gruppierung der Pendler, Berufseinsteiger und vor allem auch Senioren an. Da sprechen wir über ca. zehn bis zwölf  Millionen Haushalte, die städtisch bezahlbar Wohnen wollen. Das funktioniert nicht auf  80 bis 100  m², sondern muss auf  20 bis 50 m² realisiert werden, um die Gesamtmiete erschwinglich zu halten. Der Catella Modernes Wohnen zielt darauf ab, die größte Nutzergruppe im Bereich Wohnen, die immer weiter steigende Zahl der Ein- und Zweipersonenhaushalte in Deutschland mit leistbarem Wohnraum zu versorgen“, so Michael Keune, Portfolio Manager bei Catella.
Als erstes Investment hat der Fonds EUR 25 Mio. in ein Apartmentobjekt in Mainz, fußläufig zum Hauptbahnhof, investiert. Das Objekt wird im September fertiggestellt und umfasst 77 Einzel- und 65 Doppelapartments. Das Investment ist Teil eines Micro-Living Komplexes mit weiteren Serviced Apartments und Studentenapartments welche ebenso durch weitere durch Catella betreute Fonds erworben sind. In Summe hat Catella damit an dem Standort Mombacher Straße in Mainz in ca. 900 Apartments für Studenten, Berufseinsteiger und Pendler investiert.
Weitere Projekte für Mikrowohnen, Studentenwohnen, Seniorenwohnen und temporäres Wohnen (Boardinghouse) befinden sich bereits in der Ankaufsprüfung. Der Fonds hat ein Zielvolumen von ca. EUR 500 Mio. und eine BVIGesamtzielrendite von 3,5-4,5% p.a..

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Unabsichtlich die nächste Krise geschürt

Von Dr. Oliver Everling | 16.August 2017

Ein Jahrzehnt nach der historischen Diskontsatzsenkung der amerikanischen Notenbank am 17. August 2007 sieht sich James Athey, Senior Investment Manager bei Aberdeen Standard Investments, zu einem Kommentar veranlasst. Damals hatte die FED den Diskontsatz um einen halben Prozentpunkt auf 5,75 % gesenkt. Dies war die erste bedeutende Reaktion der Fed auf die Finanzkrise.

Athey kommentiert in diesem Zusammenhang: „Der Schnitt war tatsächlich der Beginn der Fed, die aufkeimende Krise zu bekämpfen. Es ist sinnvoll, sich daran zu erinnern, wie unvorbereitet wir damals für das waren, was passieren sollte. Die Fed hatte schnell ihre konventionellen Mittel verbraucht und machte innerhalb eines Jahres mit dem Einleiten des QE den Schritt in unkonventionelles geldpolitisches Terrain.“

Während dessen waren nach Ansicht von Athey viele Investoren völlig kurzsichtig in Bezug auf das, was im Gang war. Statt Warnschuss wurde ein positives Signal gesehen, denn der S&P schloss über 2,5 % im Plus trotz Schwierigkeiten an den Kreditmärkten. Das Problem bei US Immobilienkrediten sei aber schon evident gewesen.

„Die US Wirtschaft ist heute zweifellos in einer besseren Verfassung, aber die Munition der Fed,“ warnt Athey, „um die Rezession zu bekämpfen, wurde seit der Krise nicht mehr erneuert. Ihre übertriebene Vorsicht bei der Umkehr ihres geldpolitischen Kurses begünstigt jene Art der Kredit-Akkumulation, welche für die letzte Krise so charakteristisch war. Die Ironie dabei ist, dass die Fed unabsichtlich die nächste Krise schüren könnte, gerade weil sie die Mittel, diese zu bekämpfen, nicht hat.“

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Krieg garantiert keinen Kursgewinn

Von Dr. Oliver Everling | 16.August 2017

MARS Research von MARS Asset Management befasst sich angesichts der verbalen Attacken aus den USA und Nordkorea mit den möglichen Implikationen eines Kriegsausbruchs auf die Aktienmärkte. „Die Wertentwicklung war vor und nach Beginn einer militärischen Auseinandersetzung in der Vergangenheit im Durchschnitt positiv. In dieser historisch langfristigen Auswertung sind selbstverständlich Ereignisse mit sehr negativen Aktienrenditen bei Kriegsausbruch (z.B. Korea 1950) sowie Ereignisse mit sehr positiven Aktienmarktbewegungen (z.B. Libyen 1986) enthalten. Im Mittel ziehen Militäraktionen außerhalb des eigenen Territoriums die Aktienmärkte nicht nach unten – weder in den Monaten davor noch danach“, schreiben die Experten aus Bad Homburg.
Eine sehr ausgiebige Kriegshistorie hat auch Frankreich. Einen heftigen Schock versetzte nach Recherchen der Analysten die Revolution von 1848 den Aktienmärkten. „Den Ersten Weltkrieg überstanden Aktien ebenfalls nur mit einer Halbierung und den Zweiten Weltkrieg mit einem Absturz von 60%. Dennoch stiegen französische Aktien seit 1800 während Kriegszeiten häufiger als sie fielen.“
Das Fazit der Experten von MARS: „Aktien haben sich in den Monaten vor und nach Kriegsbeginn im Durchschnitt gut behauptet. Die Auswirkungen während der Kriegszeiten sind dagegen nicht ganz klar und hängen von zahlreichen Einflussfaktoren (z.B. regionaler Begrenzung, eigenes/fremdes Territorium, Inflation, Währungsreform) ab. Werterhalt durch Aktien in Kriegszeiten ist deshalb eher ein Münzwurf als eine Strategie.“

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Neuer Dienst von SchreiberDohms

Von Dr. Oliver Everling | 16.August 2017

Aus dem bekannten Journalistenbüro SchreiberDohms gibt es einen neuen Dienst, Initiator Heinz-Roger Dohms beschreibt ihn wie folgt: „Finanz-Szene.de ist ein Newsportal für die deutsche Banken- und Fintech-Branche. Den Kern unseres Angebots bildet der Finanz-Szene.de-Newsletter, der nach Möglichkeit viermal wöchentlich – dienstags bis freitags immer gegen 6 Uhr morgens – kostenlos an Professionals und sonstige Interessierte versandt wird.“

Der Newsletter erscheint in zwei Varianten, nämlich einmal mit dem Themenfokus Banking und einmal mit dem Themenfokus Fintech. „Beide Fassungen enthalten allerdings auch die wichtigsten Themen aus dem jeweils anderen Bereich“, verspricht Dohms und lädt dazu ein, sich auf http://finanz-szene.de/newsletter/ kostenlos anzumelden. „Und wenn Sie mit unserem Angebot nicht zufrieden sind, können Sie sich hier auch wieder abmelden.“

Entsprechend dem Claim wollen die Journalisten ihre Leser gleich nach dem Aufstehen mit den „Top-Stories aus der deutschen Banken- und Fintech-Branche“ versorgen. „Dafür screenen wir alle für die Branche wesentlichen Tageszeitungen, Magazine, News-Sites und Blogs – darunter das Handelsblatt, die Börsenzeitung, die FT, manager-magazin.de, capital.de, reuters.com, bloomberg.com, die FAZ, die SZ, gruenderszene.de, finextra.com, das IT-Finanzmagazin und Paymentandbanking. Analysen, Karriere-Themen, Lese-Tipps und exklusive ‚Scoops‘ runden unser Angebot ab.

Gründer von Finanz-Szene.de ist der selbständige Finanzjournalist Heinz-Roger Dohms. Er war von 2007 bis zur Einstellung Ende 2012 knapp sechs Jahre Redakteur bei der Financial Times Deutschland. Anschließend startete er gemeinsam mit seiner ehemaligen FTD-Kollegin Meike Schreiber, die inzwischen als Banken-Redakteurin für die SZ arbeitet, das Journalistenbüro SchreiberDohms.

In den vier Jahren seit der Gründung sind weit mehr als 500 Artikel von SchreiberDohms unter anderem in der SZ, der Zeit, dem Handelsblatt, dem Manager Magazin und Capital erschienen. 2016 gewann das Büro den PSD Journalistenpreis. Zudem war SchreiberDohms für den Ernst-Schneider-Preis, den State-Street-Preis sowie mehrfach für den Deutschen Journalistenpreis  nominiert.

Finanz.Szene.de verspricht unabhängig zu sein, rein journalistisch und will bis auf weiteres kein anderes Ziel verfolgen, als möglichst viele Leser zu begeistern. „Aufgrund von Krankheit oder anderer besonderer Umstände wird ab und zu mal eine Ausgabe ausfallen. Wir bitten um Verständnis – unsere Ressourcen sind begrenzt.“ Gestartet ist das Portal Mitte August 2017.

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Setzt EuGH der EZB Grenzen?

Von Dr. Oliver Everling | 15.August 2017

„Der Europäische Gerichtshof muss der Europäischen Zentralbank jetzt klare Grenzen setzen“. Das fordert Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chief Investment Officer von FERI. Mit seiner Entscheidung, das laufende Anleihen-Kaufprogramm der EZB vom Europäischen Gerichtshof überprüfen zu lassen, habe das Bundesverfassungsgericht heute ein starkes Signal gesetzt.

In der Vergangenheit habe sich der EuGH in geldpolitischen Fragen allerdings immer sehr tolerant gegenüber der EZB positioniert. „Mit seiner eher politisch motivierten Rechtsprechung ließ der EuGH der Europäischen Zentralbank bislang eine viel zu lange Leine“, so Rapp. 2015 hatte Europas höchstes Gericht frühere Staatsanleihen-Käufe durch die EZB für rechtens befunden. Demnach überschritt das damalige Programm nicht die währungspolitischen Befugnisse der EZB und verstieß auch nicht gegen das Verbot der monetären Finanzierung von Mitgliedstaaten. Nicht geklärt wurde jedoch bis heute, ob das derzeitige, sehr viel umfassendere Q.E.-Programm der EZB mit ihrem Mandat im Einklang steht. Die nun anstehende Prüfung durch den EuGH müsse hier eindeutige Aussagen und Grenzen schaffen.

„Was bis heute fehlt, ist ein klarer Kriterienkatalog, der der EZB auch für die Zukunft Grenzen setzt“, so Rapp. Sonst könne die unkontrollierte Ausweitung der Geldpolitik irgendwann zu einer „offenen“ Finanzierung staatlicher Defizite bzw. zu einer „offenen“ Übernahme staatlicher Schulden durch die Notenbanken führen – von Experten als „Overt Monetary Financing (OMF)“ bezeichnet. „Das wäre dann die nächste geldpolitische Bombe und eine neue Dimension monetärer Verwässerung“, sagt Rapp.
Wozu es führt, wenn Zentralbanken unlimitiert neues Geld schaffen und welche Auswirkungen OMF auf die zugrundeliegenden Wirtschafts- und Finanzsysteme hätte, analysiert das FERI Cognitive Finance Institute unter dem Titel „Overt Monetary Finance (OMF) and its Implications – Blessing or Curse?“. Die Studie gibt es zum Download auf der Website des FERI Cognitive Finance Institute: http://www.feri-institut.de/media-center/studien/.

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Amazon-Rating dient Produktverkauf

Von Dr. Oliver Everling | 11.August 2017

Die Aufnahme von Kundenrezensionen zu fast allen angebotenen Produkten gehört zu den ältesten Prinzipien, nach denen der Online-Händler Amazon seit den 1990er Jahren Empfehlungen entwickelt. Kunden werden nach wenigen Mausklicks in die Lage versetzt, ihr Urteil über Produkte mit Sternen preiszugeben – im günstigsten Fall mit fünf Sternen, im ungünstigsten mit nur einem Stern. Das ordinale Klassifizierungssystem sorgt schnell für Orientierung.

Um Kundenrezensionen oder Kundenantworten erstellen zu können, müssen Rezensenten über ihr Amazon-Konto Artikel für mindestens 50 EUR eingekauft haben. Die Mitgliedschaft bei Amazon Prime und die Nutzung von Aktionsgutscheinen zählen nicht dazu. Bis zu 5 Rezensionen pro Woche können von Kunden auch dann verfasst werden, wenn diese von Amazon nicht mit dem Zusatz „Verifizierter Kauf“ versehen werden können. Die Berechnung der Anzahl erfolgt dabei nach strengen Regeln, von Sonntag 00:00 Uhr bis Samstag, 23:59 Uhr. Die Richtlinie bezieht sich allerdings nicht auf Vine Kundenrezensionen oder Rezensionen zu digitalen oder physischen Büchern, Musik und Videos.

Darüber hinaus müssen Kunden verständlicherweise einige weitere Richtlinien einhalten (http://www.amazon.de/review-guidelines). So dürfen keine Inhalte eingestellt werden, die bedrohend, beleidigend, diffamierend, belästigend, obszön, pornografisch oder anstößig sind. Obszöne oder vulgäre Ausdrücke sind ebenso verboten wie Hass auf oder Intoleranz gegenüber Menschen auf der Grundlage von Rasse, Ethnie, Nationalität, Geschlecht oder Geschlechtsidentität, Religion, sexueller Orientierung, Alter oder Behinderung aus – auch nicht durch die Bewerbung von Organisationen mit solchen Ansichten.

Das Erstellen, Ändern oder Veröffentlichen von Inhalten zu Produkten oder Dienstleistungen von Mitbewerbern, im Austausch für jegliche Art von Vergütung (einschließlich kostenfreie oder vergünstigte Produkte) oder im Auftrag einer anderen Person wie auch das Anbieten oder Verlangen einer Vergütung (einschließlich kostenfreier oder vergünstigter Produkte) für das Erstellen, Ändern oder Veröffentlichen von Inhalten sind ebenso untersagt. Weitere Details ergeben sich aus den genannten Richtlinien (http://www.amazon.de/review-guidelines).

Schließlich sind die Rezensenten aufgefordert, auch auf Nützlichkeit und Relevanz zu achten. Hier fragt sich allerdings, nützlich für wen? Offenbar folgt Amazon hier eigenen Maßstäben. Im Einzelfall weist Amazon die Rezension eines Produktes selbst dann zurück, wenn der Rezensent es mit vier Sternen beurteilt. Da hilft auch kein auf Amazon hochgeladenes Produktfoto, durch das ein Mangel erkennbar und der zur Bestnote fehlende fünfte Stern begründet werden.

Amazon lehnt Rezensionen ohne genaue Angaben von Gründen ab: „Danke, dass Sie eine Kundenrezension an Amazon.de gesendet haben. Ihre Rezension konnte in der gegenwärtigen Form nicht auf der Website veröffentlicht werden. Wir anerkennen Ihren Zeitaufwand und Ihre Kommentare, doch die Rezensionen müssen den folgenden Richtlinien entsprechen.“ Gegen welche Richtlinie im konkreten Fall verstoßen sein sollte, erfahren Kunden nicht. Diese Vorgehensweise eröffnet Amazon Gestaltungsmöglichkeiten. Schließlich vertreibt Amazon eigene, wie auch fremde Produkte.

„Wir empfehlen Ihnen, Ihre Rezension zu überarbeiten und erneut einzusenden“, ermutigt Amazon schreibfreudige Kunden im Falle der Ablehnung einer Rezension. Tatsächlich ist jedoch nicht in jedem Fall vorgesehen, auf neue Versuche von Kunden einzugehen, die ihre Rezensionen überarbeiten oder ihre Urteile revidieren. Gemäß Amazon-Richtlinien können diese Kunden „keine weitere Rezension zum selben Artikel abgeben, selbst wenn diese einen anderen Inhalt hat“ (http://www.amazon.de/review-guidelines).

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Abbau der Kassenkredite gefordert

Von Dr. Oliver Everling | 11.August 2017

Für den FDP-Bundestagskandidaten, Dr. Ralf-Rainer Piesold (FDP), steht fest, dass „der Abbau der Kassenkredite oberste Priorität haben muss“. Da es sich, wie die jüngste Bertelsmann-Studie offenlege, um ein bundes- und landespolitisches Problem handele, müssen überregionale Lösungen geschaffen werden. Was durch die Bertelsmann-Studie für Deutschland dokumentiert wird, lässt sich vor Ort in der Praxis der Kommunen am Beispiel des Main-Kinzig-Kreises illustrieren.

In Hessen sei die Offensive „Hessenkasse“ ein Schritt in die richtige Richtung, aber einige Fragen seien noch ungeklärt, meint der Liberale. Deshalb habe er eine Diskussion über die Maßnahmen der Landesregierung und deren Folgen für den Main-Kinzig-Kreis angeregt.

Der ehemalig stellvertretende Ministerpräsident Hessens und langjährige Landtagsabgeordnete, Dr. Jörg-Uwe Hahn (FDP), informierte daraufhin seine Parteifreunde vor Ort, über das geplante zweite Entschuldungsprogramm der Landesregierung. Alexander Noll (FDP) bemängelt, „dass die Kassenkredite in den letzten Jahren inflationär angewendet wurden.“ Grund sei ein Fehler der Kommunalaufsicht gewesen, der die Kassenkredite nicht streng genug bewertet hatte. Dadurch hätten einige Kommunen Kassenkredite in 9-stelliger Höhe aufgenommen. Offenbach sei mit 385 Mio. € Spitzenreiter, aber auch der Main-Kinzig-Kreis 240 Mio. € oder die Stadt Hanau 245 Mio. € hätten hohe Altlasten. Selbst die kleine Kommune Großkrotzenburg habe mit 17,5 Mio. € eine erhebliche Summe angehäuft, die sie kaum aus eigenen Mitteln tilgen könne.

Dabei waren die Kassenkredite ursprünglich als Überziehungs- oder Dispositionskredite vorgesehen. Aber aufgrund des niedrigen Zinsniveaus und der Negativzinsen hätten sogar einige Kämmerer geprahlt, dass man mit Schulden Geld verdienen könne, für Noll eine „Lizenz zum Schuldenmachen“, die leider bei einigen Kommunalpolitiker dankend angenommen worden sei.

Wie Hahn nun erläuterte, beabsichtigt das Land, diese Kassenkredite zu übernehmen, wenn sich die Kommune verpflichtet, für eine Laufzeit von maximal 30 Jahren die Kreditsumme mit 25 € pro Einwohner und Jahr zu tilgen. Das Land gebe jährlich noch einmal 25 € pro Einwohner dazu. Bei den meisten Kommunen könnten so diese Kredite getilgt werden. Bei den „höchst“ verschuldeten Kommunen würde das Land den Rest nach 30 Jahren vollständig tilgen. Dieses Angebot sei deswegen so verlockend, da die hoch verschuldeten Kommunen bei steigenden Zinsen leicht in eine Kreditklemme kommen könnten, so Dr. Hahn.

Konkret bedeutet das für den Main-Kinzig-Kreis, dass die 240 Mio. € Schulden in ca. 12 Jahren abgebaut werden könnten, wobei der Kreis 10,3 Mio. € jährlich tilgen, er müsste also ca. 120 Mio. € zahlen. Für den Kreisvorsitzende Kolja Saß (FDP) trotzdem ein gutes Geschäft, da die Hälfte vom Land käme und die Summe aufgrund der aktuell guten Einnahmen im Haushalt auch darstellbar sei. Schwieriger wäre die Situation bei einigen Kommunen im Main-Kinzig-Kreis. Während Gelnhausen seine 5,5 Mio. € in 5 Jahren tilgen könne, brauche Großkrotzenburg 47 Jahre und Hanau sogar 53 Jahre.

In Großkrotzenburg habe man eine proKopf-Verschuldung an Kassenkredite von 2334 € und in Hanau 2644 Mio. €. Nur das „arme“ Offenbach liege mit 3099 € deutlich drüber. Da die Kassenkredite nur ein Teil der gesamten Verschuldung sei, könne man unschwer erkennen, wie komplex die finanzielle Situation in diesen Kommunen sei. Wie Hahn weiter darlegte, belaufe sich die Tilgungsrate in Großkrotzenburg jährlich auf ca. 187.425 € und in Hanau auf ca. 2,3 Mio. €. In 30 Jahren müssten diese Kommunen also ca. 5,6 Mio. € bzw. fast 70 Mio. € tilgen. Trotzdem wäre das für diese beiden hoch verschuldeten Kommunen ein gutes Geschäft, da Großkrotzenburg über 6 Mio. € und Hanau sogar 106 Mio. € vom Land abgenommen bekäme.

Dr. Hahn geht aber davon aus, dass dies mit Auflagen verbunden sei, die noch nicht vollständig bekannt seien. Denn das Gesamtprogramm habe nicht nur „Freunde“. Der Maintaler FDP-Fraktionsvorsitzende, Thomas Schäfer (FDP), hat da schon seine eigene Meinung angemeldet. Seine Kommune habe überhaupt keine Kassenkredite und bekäme so vom Land Hessen aufgrund seiner soliden Finanzpolitik nichts. Schäfer wörtlich: „Es kann nicht sein, dass die dreiste Parole „Schuldenmachen lohnt sich“ nun auch noch honoriert werde“. D

ies gelte auch für Seligenstadt; wo ebenfalls keine Kassenkredite vorhanden seien. Auch dort habe der Bürgermeister Daniel Bastian (FDP) gut gewirtschaftet. Selbst die Großstadt Frankfurt habe nur 32 Mio. € Kassenkredite, was einem proKopfAnteil von 44,08 € entspräche. Gerade hier könne man sehen, wie eine Kommune, die immerhin 1,77 Mrd. € Gewerbesteuereinahmen im Jahr 2015 erzielte, angemessen mit Dispositionskrediten umgeht. Sie dienten eben nur zur Vermeidung kurzfristiger „Liquiditätsengpässe“ und sollten keine langfristige Ersatzfinanzierungsquelle darstellen, meint Dr. Hahn. Einig sei man sich bei den Liberalen dahingehend, dass man eine gerechte Lösung schaffen muss, die dem Prinzip folgt, „wer sparsam haushalte muss Vorteile erhalten und nicht umgekehrt“.

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Nach Ergebnis des Bankenrating fragen

Von Dr. Oliver Everling | 10.August 2017

Kleine Unternehmen mit bis zu 40 Mitarbeitern schätzen ihre Finanzierungs- und Banken-Situation wesentlich schlechter ein als größere Unternehmen. Das ist zentrales Ergebnis des KMU-Banken-Barometer 2017. Der Verband „Die KMU-Berater – Bundesverband freier Berater e. V.“ hat diese Umfrage unter Unternehmen jetzt zum vierten Mal durchgeführt. Alle Ergebnisse und Handlungsempfehlungen für die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) stehen im Internet unter www.banken-barometer-2017.kmu-berater.de zur Verfügung.

Die KMU-Berater weisen besonders auf drei Bereiche hin, die die kleineren Unternehmen am negativsten einschätzen: Nur sechs Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer werden von ihren Banken vollumfänglich über das Ergebnis des Bankenrating für ihr Unternehmen informiert. Ebenfalls nur sechs Prozent erleben, dass ihre Banken und Sparkassen ihnen öffentliche Förderkredite positiv und aktiv anbieten. Und nur drei Prozent stimmen voll der Aussage zu, dass Sicherheiten bei der Kreditgewährung nicht die entscheidende Rolle spielen.

„Damit wird deutlich, dass die Verhandlungsposition der kleineren Unternehmen im Kreditgespräch relativ schwach ist“ betont Andreas Glandorf, Mitglied in der Fachgruppe Finanzierung-Rating der KMU-Berater. Denn die Ratingnote als wesentliche Grundlage jeder Kreditentscheidung müsse ein Unternehmen kennen, um seine Verhandlungsposition einschätzen zu können. Ebenfalls wichtig seien die Ergebnisse der Kapitaldienstfähigkeitsberechnung und die Bewertung der gegebenen Sicherheiten durch die Bank. „Unternehmen, die diese drei Bestimmungsfaktoren für die Kreditbereitschaft ihrer Bank kennen, können die eigene Verhandlungsposition realistisch einschätzen und gehen damit gut vorbereitet in ihre Kreditverhandlungen“ erläutert Glandorf. Die KMU-Berater empfehlen daher den Unternehmerinnen und Unternehmer, ihre Bankbetreuer beharrlich nach dem Ergebnis des Bankenrating, der Kapitaldienstfähigkeitsberechnung und der Sicherheitenbewertung zu fragen.

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Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 entkoppelt das Banking von den Banken

Von Dr. Oliver Everling | 10.August 2017

Die europäische Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 entkoppelt das Banking von den Banken. Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Cofinpro zeigt: Viele Banken haben es nicht eilig, ihr Geschäftsmodell zukunftsfest zu machen. Sie warten erst einmal ab, was PSD2 bringt. 54 Prozent von 138 befragten Experten meinen, die Institute hätten bislang weder die von der Richtlinie ausgehenden Bedrohungen ausreichend erkannt, noch deren Chancen. Eine riskante Strategie, zeigen sich doch viele Kunden ihrer Hausbank gegenüber inzwischen wenig treu, wie eine ergänzende bevölkerungsrepräsentative Cofinpro-Studie unter 2.000 Bundesbürgern zeigt.

Anfang 2018 verlieren die Institute ihr Monopol auf die Kontodaten. Überlässt der Kunde seine Daten Drittanbietern, ist seine Bank dazu verpflichtet, ihre Schnittstellen offenzulegen. Die Institute könnten damit ihre Rolle als engste Partner des Kunden in Geldgeschäften verlieren. 87 Prozent der von Cofinpro und dem IT Finanzmagazin befragten Bank-Experten rechnen mit erheblichen Folgen für das Geschäft der Institute.

„Unsere Studie zeigt: Die Banken haben sich noch nicht ausreichend mit PSD2 beschäftigt“, sagt Christine Naber, Vorstand bei Cofinpro. „Das birgt Risiken und öffnet Konkurrenten die Tore. Denn auch auf Seiten der Kunden nimmt die Treue zur Hausbank ab.“ Das belegt das ergänzend erhobene FinWeb Barometer 2017 der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung. Die nach Angaben der Gesellschaft bevölkerungsrepräsentative Studie zum Thema digitales Banking ergibt: Mindestens jeder zweite Deutsche kann sich vorstellen, Produkte und Leistungen anderer Anbieter zu nutzen. Bei Akademikern liegt der Anteil deutlich höher als bei Befragten ohne Hochschulabschluss.

Auch Bank-Experten sind davon überzeugt, dass die Hausbank an Bedeutung verlieren wird. 68 Prozent rechnen künftig mit mehr Kontoeröffnungen pro Kunde. Die Konkurrenten von morgen lauern nach Einschätzung der Teilnehmer abseits der Bankenwelt: Es sind vor allem Internetunternehmen (85 Prozent), aber auch bankfremde Zahlungsdienstleister, Händler und Fintechs.

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