DCGI favorisiert FDP-Position
Von Dr. Oliver Everling | 25.August 2017
Das Deutsche Corporate Governance Institut (DCGI) nennt es eine steile These: „Nein, ich sehe keinen Interessenkonflikt“, antwortete Stephan Weil in dieser Woche im Handelsblatt-Interview auf die Frage nach seiner Doppelrolle als niedersächsischer Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat.
„Wir sehen das bekanntlich anders und begrüßen deshalb einen Vorschlag der FDP, über den die FAZ exklusiv berichtet hat“, heißt es beim DCGI. Die Forderung nach Public Governance: Experten statt Minister.
Die Liberalen wollen „keine Mitglieder der Landesregierung“ mehr in das VW-Kontrollgremium entsenden – und gehen damit einen Schritt weiter als die CDU, die auch künftig ein Mandat für den Ministerpräsidenten reservieren will. Lediglich der zweite Posten, der dem Land Niedersachsen zusteht, soll nach dem Willen der Konservativen an einen externen Experten gehen.
Die Experten des DCGI empfehlen allen Beteiligten die Lektüre der VARD-Berufsgrundsätze, wonach Aufsichtsräte ihr Mandat „ausschließlich zum Wohle des Unternehmens“ ausüben. Dass dies mit der Verantwortung eines Politikers kollidieren kann, habe Dieselgate derart deutlich gezeigt, dass „wir uns zweierlei fragen: Ist Weils Aussage wirklich ernst gemeint? Und warum schlägt die CDU eine halbherzige Lösung vor?“
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Berliner A10-Center in der Hand von DEFAMA
Von Dr. Oliver Everling | 23.August 2017
Erklärtes Ziel der Deutsche Fachmarkt AG (DEFAMA) ist es, langfristig einer der größten Bestandshalter von kleinen Fachmarktzentren in Deutschland zu werden. Die DEFAMA-Aktie ist im Freiverkehr der Börse München gelistet.
Auf dem Weg zu diesem erklärten Ziel hat die DEFAMA nun einen Kaufvertrag über ein Nahversorgungszentren in Wildau bei Berlin geschlossen, das direkt gegenüber dem A10-Center liegt. Der Kaufpreis beläuft sich auf 1,8 Mio. €. Die jährlichen Nettomieterträge werden künftig bei knapp 200 T€ liegen. Die Nutzfläche des 2007 gebauten Objekts beträgt insgesamt 1.450 qm. Mieter sind Penny und Getränke Hoffmann. Direkt nebenan liegen weitere Fachmärkte wie Fressnapf, TEDi und KiK.
Mit Abschluss dieses Kaufes steigt nach Angaben der Gesellschaft die annualisierte Jahresnettomiete der DEFAMA-Gruppe auf mehr als 6 Mio. €. Das Portfolio umfasst 21 Standorte mit gut 80.000 qm Nutzfläche, die zu 97% vermietet sind. Zu den größten Mietern zählen ALDI, EDEKA, LIDL, Netto, NORMA, Penny, REWE, Coop/Sky, Dänisches Bettenlager, Deichmann, Takko, Hammer und toom. Auf Basis des aktuellen Portfolios liegt der annualisierte FFO nun bei 3,1 Mio. €, entsprechend 0,87 € je Aktie.
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Risikofaktor US-Zentralbank
Von Dr. Oliver Everling | 23.August 2017
Zentralbanken wird die Rolle zugesprochen, die Finanzmärkte mit einer klugen Geldpolitik zu stabilisieren. In der Praxis ist das Gegenteil offenbar der Fall.“Ein Risikofaktor bleibt weiterhin eine offensivere Geldpolitik seitens der Fed, die den Dollar stärken und Finanzierungsmöglichkeiten erschweren könnte. Dabei könnte auch die Volatilität von staatlichen Hypothekenanleihen auf den Kreditbereich übergreifen. Letztlich könnten vor allem steigende Löhne zu erhöhter Inflation führen. Angesichts der momentanen Marktlage ist davon auszugehen, dass selbst eine geringfügig höhere Inflation große Marktauswirkungen haben könnte“, analysiert Andrew Wilson, CEO für EMEA und Co-Head des Global Fixed Income und Liquidity Management Teams bei Goldman Sachs Asset Management.
„Die Anleihemärkte machen auf uns nach Jahren enttäuschender Wachstums- und Inflationszahlen und massiven Eingriffen durch die Zentralbanken einen eher gesättigten Eindruck. Die US-Zinsen sind für eine geplante geldpolitische Straffung gleichwohl noch zu niedrig.“ Es scheint ihm zudem, dass die Märkte unterschätzen, wie sich eine Bilanzreduzierung der Fed und ein schrittweiser Ausstieg aus dem QE-Programm auswirken dürften.
„Wir stehen Staatsanleihen und insbesondere US-Treasuries skeptisch gegenüber,“ warnt Wilson, „setzen nichtsdestotrotz auf Relative-Value-Investments. In anderen Ländern – im Gegensatz zu den USA – wird eine mögliche geldpolitische Straffung eher überbewertet. So preist der Markt beispielsweise in Kanada trotz der niedrigeren Inflation, des geringen Lohnwachstums und des erneut schwächelnden Ölpreises mehr Zinserhöhungen ein als in den USA. Um von diesen Unterschieden zu profitieren, setzen wir auf Relative-Value.“
Spreadrisiken schätzen die Experten bei Goldman Sachs überwiegend neutral ein, bei Assets mit starkem Exposure auf eine geldpolitische Straffung durch die Fed sind sie eher zurückhaltend. Hierzu zählen beispielsweise Mortgage-Backed Securities (MBS) und Unternehmensanleihen. Verbriefte Kredite einschließlich MBS ohne Staatsgarantie und Collateralized-Loan-Obligations mit AAA-Rating haben mehr Wertpotenzial.
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Neues Magazin „komplex“
Von Dr. Oliver Everling | 22.August 2017
Weshalb eine weitere Zeitschrift? Nun, der Herausgeber dieses neuen Magazins „komplex“, die Gesellschaft für Vernetztes Denken und Komplexitätsmanagement (GVDK), hat es sich als gemeinnütziger Verein zur Aufgabe gemacht, das Vernetzte Denken in unserer Gesellschaft auf breiter Basis bekannt zu machen und zur Anwendung zu bringen.
„Wenn wir uns mit dem Thema ‚Komplexität‘ näher befassen wollen, vernetzt denken, umsichtig entscheiden und handeln, so können wir dies sinnvoll nur interdisziplinär, d.h. gemeinsam mit anderen angehen“, sagt Andreas Fornefett von der Gesellschaft für Vernetztes Denken und Komplexitätsmanagement e.V.
Dafür möchte der GVDK e.V. möglichst vielen Menschen die in unserer Gesellschaft bereits vorhandenen Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse in leicht verständlicher Form für Beruf und Alltag nutzbar machen, nicht zuletzt von Persönlichkeiten wie Frederic Vester, Jay Wright Forrester, Norbert Wiener, Heinz von Foerster, Stafford Beer, Niklas Luhmann, Dietrich Dörner u.v.a. Ideen von Künstlern, die sich in ihren Werken darüber Gedanken machen, Erfahrungen von Praktikern aus Unternehmen, Institutionen oder Organisationen, die von zunehmender Komplexität betroffen sind, und von Wissenschaftlern, die auf diesem Gebiet forschen, bis hin von all jenen, die sich vielleicht privat mit diesem Thema beschäftigen.
Es soll ein Magazin werden, in dem Erfahrungen, Erkenntnisse und Ideen in der Handhabung von komplexen Herausforderungen geteilt werden. Auch Buch-, Film- oder Musikrezensionen die zum Rahmen des Magazins passen, werden veröffentlicht. Alles rund um Komplexität und vernetztes Denken soll und wird einen Platz in diesem Magazin finden. „Wenn Sie mit einem Artikel oder Werk dazu beitragen und schildern möchten,“ so Fornefett, „wie Sie schon von der Komplexität herausgefordert worden sind, was Sie in Bezug auf diese beobachtet haben oder auch berichten möchten wie Sie oder andere diese handhaben oder damit umgehen, schauen Sie gerne auf der folgenden Seite vorbei: www.magazin-komplex.com.“
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fintego im Robo Advisor Test
Von Dr. Oliver Everling | 22.August 2017
Der Robo Advisor fintego ist einer der Sieger im Test des EXtra-Magazins. Im Rahmen der breit angelegten Untersuchung wurden 15 am deutschen Markt aktive Robo Advisor-Angebote umfangreich analysiert. fintego erzielte dabei als einer von nur drei sogenannten Full Service Robo Advisorn, welche als Vermögensverwalter umfangreiche Aufgaben für den Kunden übernehmen, eine der Top-Platzierungen als „Testsieger“.
Im Rahmen des Tests des EXtra-Magazins wurden die Robo Advisor-Angebote in den Kategorien Angebot, Kosten, Sicherheit sowie Service detailliert untersucht. fintego verbuchte dabei in allen Kategorien gute bis sehr gute Ergebnisse. „Die Auszeichnung als „Testsieger“ freut uns sehr. Sie bestätigt uns im Bestreben, fintego seit dem Start vor mehreren Jahren kontinuierlich in allen Bereichen im Sinne der Kunden weiterzuentwickeln“, so Franz Linner, Leiter Finanzportfolioverwaltung der ebase.
Neben dem insgesamt sehr positiven Eindruck überzeugten die Juroren bei fintego besonders die niedrigen Kosten. Hier wurde die transparente Gebührenstruktur aufgrund des Anlageverwaltungsentgelts hervorgehoben, welches das Depotführungsentgelt sowie die Transaktionskosten enthält. Zudem wurde das nach Anlagevolumen gestaffelte Gebührenmodell gewürdigt, das für Anleger insbesondere bei etwas größeren Anlagevolumen im Wettbewerbsvergleich sehr günstig ist. „Eine unserer Stärken ist es, dass ebase für fintego zugleich depotführende Bank als auch Finanzportfolioverwalter ist“, ergänzt Linner. Dadurch ist es möglich, die Kosten für den Anleger gering zu halten.
Zudem wurde die Sicherheit des Angebotes im Test sehr positiv bewertet. Dabei wurde der bereits vergleichsweise frühe Markteintritt und damit der lange Track Record hervorgehoben. „Vielfach herrschte am Markt die Meinung vor, dass digitale Finanzdienstleistungsangebote ein Thema für FinTech-Start-ups wären und Banken diesen Trend verschlafen hätten. Mit fintego ist es uns aber gelungen, dies erfolgreich zu widerlegen und als traditionelle Bank als einer der Pioniere am Markt aufzutreten“, erläutert Rudolf Geyer, Sprecher der Geschäftsführung der ebase.
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T. Rowe Price verlangt Ratings in Anlagequalität
Von Dr. Oliver Everling | 22.August 2017
Schon der Name des neuen Fonds macht den Anspruch klar: T. Rowe Price lanciert den T. Rowe Price Funds SICAV – Dynamic Global Investment Grade Bond Fund (ISIN LU1653972239) in Deutschland. Der VAG-konforme Anleihenfonds wird in Euro begeben und zielt auf eine Rendite von zwei Prozentpunkten über dem Geldmarkt (3-Monats-Libor, auf Jahressicht)1. Ziel des Fonds ist es, eine gleichbleibende Performance zu zeigen, vor steigenden Zinsen zu schützen und Kapital zu erhalten. Außerdem hat die Strategie zum Ziel, nur geringste Korrelationen zu risikobehafteten Investmentbereichen wie Aktien- oder Kreditmärkten aufzuweisen.
Die zugrundeliegende Strategie ist eine Schwesterstrategie des Dynamic Global Bond Fund2 (ehemals Global Unconstrained Bond Fund), der ähnliche Anlageziele verfolgt. Die jetzige Strategie setzt auf ausschließlich Investment-Grade-Anleihen mit etwas weniger Rendite und dafür auch weniger Risiko und richtet sich vorrangig an institutionelle Anleger, vor allem Versicherungen und Pensionsfonds. Dementsprechend verfolgt der Fonds aktuell eine defensive Ausrichtung.
„Wir freuen uns, unser Rentenangebot nun durch ein VAG-konformes Fondskonzept erweitert zu haben“, sagt Carsten Kutschera, Head of Relationship Management Germany & Austria bei T. Rowe Price. „Viele institutionelle Investoren, die aufgrund ihrer Anlagerichtlinien auf Anlagen mit hoher Bonität angewiesen sind, haben signifikante Allokationen in Unternehmensanleihen und befürchten nach einer jahrelangen Credit-Rallye zunehmend eine Spread-Korrektur. Genau hier setzt die Dynamic Global Bond Strategie an: als Portfoliobaustein bietet sie dank smarten Absicherungsstrategien ein natürliches Gegengewicht zu risikobehafteten Märkten.“
Den größten Anteil des Dynamic Global Investment Grade Bond Fund bilden zurzeit mit 73 Prozent Staats- und Quasistaatsanleihen. Unternehmensanleihen machen 15 Prozent aus, Verbriefungen 7 Prozent und liquide sowie liquiditätsnahe Mittel 5 Prozent. Die Duration-Bandbreite liegt zwischen minus einem und plus sechs Jahren. Die Auflegung des Fonds fand am 3. August statt.
Der Fonds wird von Arif Husain, Head of International Fixed Income bei T. Rowe Price, gemanagt. „Mit dem Dynamic Global Investment Grade Bond Fund investieren wir in den globalen Fixed-Income-Markt und setzen dabei auf ein ausgeglichenes Chancen-Risiko-Profil aus Staats-, Kredit- und Devisenmärkten“, so der Fondsmanager.
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Hoffnung auf Frontier Markets
Von Dr. Oliver Everling | 21.August 2017
Sogenannte Frontier Markets zeigen langfristig großes Wachstumspotential: „Die Kombination der ökonomischen wie politischen Faktoren erinnert an die Situation heutiger Schwellenländer in den 1990er Jahren“, sagt Oliver Bell, Portfoliomanager des Frontier Markets Equity Fund von T. Rowe Price. „Das legt nahe, dass die Frontier Markets eine ähnliche Entwicklung nehmen können.“
Wenn man die Situation vor etwa zwanzig Jahren in den Schwellenländern genauer beobachte, entdecke man viele Parallelen zu den heutigen Frontier Ländern. „Der Entwicklungsstand des demokratischen Systems, das Investitionsniveau, die Demographie, die zunehmende Urbanisierung, das Bruttoinlandsprodukt nominal und per Capita sowie die überaus geringe Marktkapitalisierung – all diese Faktoren wiesen auch Schwellenländer damals auf“, sagt Bell. „Wir sehen eine Verbesserung dieser Aspekte und rechnen daher damit, dass über die nächsten Jahre Frontier Markets deutlich an Marktpräsenz gewinnen werden“, sagt Bell.
Insgesamt sei es bei Frontiers wichtig, einen genauen Blick auf mögliche Risiken zu haben, erklärt Oliver Bell, da sich die Wirtschaften noch in einem frühen Entwicklungsstadium befinden würden. Nur wenige Analysten verfügten über eine detaillierte Expertise im Bereich der Frontier Markets. Zudem sei allgemein der Kenntnisstand über Chancen und Möglichkeiten in diesem Bereich sehr gering.
„Unter anderem deshalb glauben wir, dass aktuell ein besonders guter Zeitpunkt ist, in Frontier Markets zu investieren“, sagt Bell. „Noch ist die Investmentabdeckung eher gering.“ Zusätzlich führten die zunehmend stabileren politischen wie ökonomischen Rahmenbedingungen vermehrt zu ausländischen Investitionen und der bessere wirtschaftspolitische Hintergrund fördere die Entwicklung und den Erfolg heimischer Unternehmen. „Die Wirtschaft insgesamt und einzelne Unternehmen aus den Frontiers dürften in den nächsten Jahren, ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau, deutlich wachsen“, sagt Bell. „Das in Kombination mit der politischen Entwicklung ist eine hervorragende Ausgangslage für Anleger mit einem langfristigen Ansatz.“
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Demokratie im Sinkflug
Von Dr. Oliver Everling | 21.August 2017
Im Länderrating sind solche Staaten im Vorteil, die eine stabile, gelebte Demokratie zeigen. Umstritten ist allerdings der Ansatz US-amerikanischer Agenturen, das US-amerikanische Vorbild zum Maßstab für solche Staaten zu machen, denen ein Rating in der obersten Kategorie zuteil werden soll. In jedem Fall muss aber ein Buchtitel aufschrecken, der die Demokratie im Sinkflug sieht, und das Buch auch noch von einem Autor oder – im vorliegenden Fall – Autorin stammt, der man ein Urteil darüber zutraut.
Prof. Dr. Gertrud Höhler ist seit der Zeit des Höhepunktes der Machtentfaltung der Deutschen Bank in Europa jedem Top-Manager ein Begriff. Von 1987 bis 1990 entwickelte sie die strategische Kommunikation der Großbank und genoss bis zu seiner Ermordung 1989 das Vertrauen von Alfred Herrhausen.
Das Buch „Demokratie im Sinkflug – Wie sich Angela Merkel und EU-Politiker über geltendes Recht stellen“ ist kein Buch der Rechtswissenschaften, in dem Paragraph für Paragraph mit vielen Fußnoten nachgewiesen würde, welchen Rechtsbrüchen sich die deutsche Bundeskanzlerin und EU-Politiker wie Claude Juncker schuldig machen. Die Literaturwissenschaftlerin Höhler lehrte von 1972 bis 1993 an der Universität Paderborn Germanistik.
Mit ihrem neuen Buch liefert Höhler ein Werk ab, das dem Leser in einer Zeit kurzsilbiger Twitter-Nachrichten in Erinnerung ruft, dass Literatur eine Gattung der Kunst sein kann. So dürfte die Lektüre ihres Buches selbst denen ein literarischer Genuss sein, die am liebsten schon heute Straßen und Plätze den Namen der deutschen Bundeskanzlerin geben und der großen Politikerin Denkmäler errichten würden.
Das Buch handelt von der über Deutschland hinausreichenden Demontage der Demokratie. Angela Merkel wurde für ganz Europa, sogar über Europa hinaus eine bedeutende Persönlichkeit der Geschichte durch ihren Einfluss auf den Abbau von Demokratie und Rechtsstaat. Höhler skizziert den Weg von Angela Merkel, die als Skeptikerin der Volksbewegung der DDR und „Dilettantin“ in der Politik begann und im Systemwechsel weg von Demokratien hin zur Autokratie zu enden droht.
Das Buch gewinnt seinen Spannungsbogen wie auch seine Stringenz aus der Konzentration auf die Hauptperson Angela Merkel, die im Rollenspiel mit Wladimir Wladimirowitsch Putin, Donald Trump, Recep Tayyip Erdoğan und anderen Kontur erhält. Höhler identifiziert Gemeinsamkeiten der Autokraten, die sich nicht in Ideen von „gelenkten“ Demokratien und Rechtsbrüchen im „Rettungsgeschäft“ erschöpfen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt: Wie aus einem Akt der Verzweiflung fügt Höhler ihrem Buch gleich in ihrem ersten Kapital „Wenn die Sonne sinkt“ einen Abschnitt „Das Medium ist die Message“ im Umfang von vier Seiten über den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz ein. „Er ist die Alternative“, beschwört Höhler den Leser und verstört damit jeden, der sich mit der roten Spur von Martin Schulz in Europa befasst hat.
Statt die aussichtslose Kandidatur von Martin Schulz zum Beweis zu nehmen, wie weit sich Deutschland bereits von einem funktionierenden demokratischen Wettbewerb entfernt hat, wo die Liberalen über eine Legislaturperiode hinweg entsorgt wurden und mit der AfD nur neue Dilettanten, wie Höhler sie nennt, in die Parlamente drangen, glaubt Höhler in Martin Schulz einen ernstgemeinten Kanzlerkandidaten zu sehen. Sozialdemokraten hätten ihn wohl kaum einstimmig zum Kandidaten gewählt, wenn die Delegierten in ihm ernsthaft den nächsten Kanzler gesehen hätten – denn dann hätte der interne Streit um hochdotierte Beamten- und Ministerposten usw. ihm längst auch frustrierte Widersacher im eigenen Lager eingebracht. Erfahrungsgemäß kostet einem künftigen Kanzler das Gezänk der Genossen um Ämter immer auch Delegiertenstimmen.
Höhler erkennt zwar korrekt, dass sich Europa mit Angela Merkel auf dem Weg in eine sozialistische Planwirtschaft befindet, sieht aber nicht den Unterschied zu China oder anderen sozialistischen Staaten, in denen Pläne in einem geordneten Verfahren entstehen. Deutschlands Problem ist doch gerade die planlose Planwirtschaft, die aus einer unübertroffenen Fülle von Verboten und Maßregelungen besteht, aber kein im Konsens herbeigeführtes Ziel kennt. Die von Höhler ausführlich diskutierten Beispiele wie die unvorhergesehene Verstaatlichung der Energiewirtschaft sowie die von der Bundeskanzlerin aufgelösten Grenzen ihrer Macht, beispielsweise in der Flüchtlingspolitik, liefern dafür doch genügend Evidenz.
Das Buch von Höhler verhindert den Wahlsieg von Angela Merkel nicht. Gerade deshalb ist es aber auch noch nach der Wahl zum Deutschen Bundestag 2017 eine klare Literaturempfehlung: Höhlers Buch bleibt weit über den Wahltag hinaus von politischem, literarischem und historiographischem Wert.
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Etikettenschwindel in der Heilpraxis
Von Dr. Oliver Everling | 21.August 2017
Im deutschen Gesundheitswesen existieren zwei Parallelwelten – die Welt der akademischen Medizin und die Welt der Heilpraktiker. Während die akademische Medizin auf wissenschaftlichen Fakten beruhe und nach begründetem Fortschritt strebe, seien Heilpraktiker in der sogenannten „Komplementären und Alternativen Medizin (KAM)“ verankert, sagt eine auf Initiative von Bettina Schöne-Seifert, Professorin für Medizinethik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), ins Leben gerufene 17-köpfige Expertengruppe („Münsteraner Kreis“).
Auch der Ausbildungsgang ist verschieden: Während Mediziner ein langes Studium absolvieren, ist die Ausbildung zum Heilpraktiker kurz und weitgehend unreguliert. Da Heilpraktiker gleichwohl das Etikett „staatlich anerkannt“ bekämen, könnten Patienten leicht den Eindruck gewinnen, dass es sich bei Medizinern und Heilpraktikern um gleichwertige Alternativen handele.
Seit vielen Jahren gibt es immer wieder teilweise intensiv geführte Diskussionen um das Thema Komplementäre und Alternative Medizin. Zu den hunderten von Verfahren wurden zahlreiche klinische Studien durchgeführt, deren Qualität allerdings häufig sehr gering ist. Überzeugende Belege für eine Wirksamkeit fehlen meist. Zudem widersprechen die tradierten Krankheitskonzepte und Interventionen oft fundamentalen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.
Auf Initiative von Bettina Schöne-Seifert von der WWU wurden nun durch die Expertengruppe („Münsteraner Kreis“) erste Vorschläge erarbeitet, wie das Heilpraktikerwesen zum Nutzen der Patienten reformiert werden sollte. Der Appell der Experten richtet sich gegen die ihrer Einschätzung nach „unangemessene Ausbildung und die meist unhaltbaren Krankheitskonzepte“ der Heilpraktiker.
Der Münsteraner Kreis hat jetzt das „Münsteraner Memorandum Heilpraktiker“ verabschiedet und im „Deutschen Ärzteblatt“ veröffentlicht. Darin werden zwei Lösungsvorschläge skizziert: 1. Der Heilpraktikerberuf wird abgeschafft 2. Der Heilpraktikerberuf wird abgelöst durch die Einführung spezialisierter „Fach-Heilpraktiker“ als Zusatzqualifikation für bestehende Gesundheitsfachberufe.
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Trotz leichter Zielverfehlung AA+
Von Dr. Oliver Everling | 18.August 2017
TELOS hat den Stadtsparkasse Düsseldorf Absolute Return Fonds geratet. Der Fonds erfüllt nach Ansicht der Ratingagentur aus Wiesbaden sehr hohe Qualitätsstandards und erhält die Bewertung „AA+“ auf einer Skala von A bis AAA (höchste Qualitätsstandards).
„Der Stadtsparkasse Düsseldorf Absolute Return Fonds ist ein aktiv gemanagtes Produkt,“ heißt es im TELOS-Kommentar, „das auf die Erzielung einer stabilen, positiven Rendite auf Kalendarjahrbasis ausgerichtet ist. Angestrebt wird eine jährliche Wertentwicklung, die mindestens den durchschnittlichen 1-Monats-Euribor+2% p.a. übertrifft. Die Wertschwankungen sollen dabei gering gehalten werden. Der Fonds enthält seit seiner Auflage 2005 Seed-Money der Stadtsparkasse Düsseldorf (SSKD) in signifikanter Höhe. Dieses bleibt als langfristige Beteiligung weiterhin im Fondsvermögen als Commitment enthalten, wodurch die Interessenidentität mit den Investoren bestehen bleibt.“
Innerhalb der Anlagestrategie liege ein starker Fokus auf dem Kapitalerhalt. Um diesen sicherzustellen, sei im Rahmen des aktiven Managements, wozu auch die Pflege des Investmentprozesses gehört, 2009 das Wertsicherungskonzept als Reaktion auf die Marktbewegungen der Finanzkrise konkretisiert worden. Im April 2014 – nach den hochkorrelierten Marktbewegungen im Juni 2013 – erfolgte eine Adjustierung der VaR-Obergrenze von vormals 3% auf 5% (sinnvolle Erweiterung des Handlungsspielraums im gegebenen volatilen Umfeld).
„Basis, Ausgangspunkt und wichtigste Quelle der Performancegenerierung ist die als Kernreputation des Hauses festgestellte strategische Asset Allocation, in der die richtige Einschätzung mittel- bis langfristiger Trends in verschiedenen Märkten erfolgen soll. Die Einzeltitelselektion spielt als Performancetreiber zwar eine sekundäre Rolle, findet aber sehr wohl, z.B. in der Wahl geeigneter Assetgruppen (s. z.B. Direkt-, Fonds-, Zertifikateanlagen), ihren besonderen Einfluss.“
Das oberste Ziel der Verlustvermeidung konnte in 2016 leider nach Kosten nicht ganz erreicht werden. Trotz breiter Diversifikation (kein Positionierungszwang gegenüber einer Benchmark) konnte sich der Fonds dem negativen Kapitalmarktumfeld nicht entziehen. „In Phasen einer Unsicherheit und hoher Korrelationen zwischen den Assetklassen kam es zu kleineren Verlusten. Das Risiko des Fonds liegt mit einer annualisierte Volatilität unter 4% in allen Betrachtungszeiträumen im angestrebten niedrigen Bereich. Der Stadtsparkasse Düsseldorf Absolute Return Fonds hat auf 10-Jahressicht eine positive annualisierte Performance von 1.91% erzielt.“
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