Autozulieferer investieren wieder
Von Dr. Oliver Everling | 11.August 2015
Erstmals seit vier Jahren erhöhen kleine Autozulieferer aus Europa wieder ihre Investitionen, übertrumpfen dabei teilweise sogar deutlich größere Konkurrenten. Durchschnittlich mehr als zehn Prozent des Umsatzes, berichtet die Ratingagentur Scope aus Berlin, flossen in Erweiterungsinvestitionen für den Auf- und Ausbau von Produktionsanlagen sowie in Forschung und Entwicklung, zeigen Zahlen von Scope Ratings.
In den Jahren zuvor waren Autozulieferer mit einem Jahresumsatz von weniger als 1,5 Milliarden Euro bei Investitionen wesentlich zurückhaltender und haben damit auf die Probleme der Branche nach der Finanzkrise reagiert: Zwischenzeitlich hatte die durchschnittliche Investitionsquote nur noch bei rund sieben Prozent des Umsatzes gelegen. „Auf Dauer wäre das zu wenig gewesen, um dem Anspruch der Autohersteller nach globalen Produktionskapazitäten und nach zunehmenden Produktinnovationen nachkommen zu können“, sagt Timo Schilz, der zuständige Analyst bei Scope Ratings. Zum Vergleich: Große Zulieferkonzerne hatten ihre Investitionsquote nahezu konstant bei rund neun Prozent gehalten. Nun haben die Kleinen aufgeholt und im Jahr 2014 sogar mehr investiert als große Unternehmen der Branche. „Die kleinen Zulieferer senden damit das Signal, dass sie wieder im Rennen sind“, sagt Schilz.
Autozulieferer stehen in einem scharfen Konkurrenzkampf. Ihre wichtigsten Kunden – die großen Autohersteller – verhandeln hart. Die Verhandlungsposition kleiner Zulieferer ist traditionell schwächer als die großer Zuliefer-Konzerne. Mit Ausbruch der Finanzkrise waren viele kleine Autozulieferer zusätzlich unter Druck geraten, weil Kredite nur noch spärlich flossen und im Sog der Krise der weltweite Pkw-Markt eingebrochen war. Viele Firmen mussten Restrukturierungsprogramme starten, um zu überleben. Darunter litten auch die Investitionen.
Zwischenzeitig hat sich der Absatzmarkt für Pkws wieder erholt. „Viele kleine Unternehmen konnten davon bislang allerdings nur relativ wenig profitieren, weil sie sich erst neu aufstellen mussten“, sagt Schilz. „In der Folge ist ihr Marktanteil in den vergangenen Jahren gesunken.“
Nun haben die Unternehmen ihre Restrukturierung erfolgreich beendet und die Investitionsquoten wieder hochgefahren. „Viele Zulieferer aus der zweiten Reihe sind gestärkt aus der Krise hervorgegangen“, sagt Schilz. „Die Chancen stehen gut, dass sie verlorenes Terrain zurückerobern.“
Der deutsche Autoelektronik-Zulieferer Paragon AG etwa hat seine Wachstumsinvestitionen von 3,2 Prozent im Jahr 2013 auf 13,7 Prozent im vergangenen Jahr massiv gesteigert, unter anderem, um seine Position im Markt für Elektroautos auszubauen.
Analyst Schilz sieht die Entwicklung positiv, auch wenn die gestiegenen Investitionen viele Finanzkennzahlen aktuell schlechter aussehen lassen: Die frei verfügbare Cash-Flows-Marge der Firmen ist von durchschnittlich 1,1 Prozent im Jahr 2013 auf minus 2,5 Prozent gesunken. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Verschuldung gestiegen: Sie beträgt aktuell das Vierfache des EBITDAR (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Leasingzahlungen). „Für uns ist das kein Grund für Rating-Herabstufungen“, sagt Schilz. „Der Ausbau der Fertigungskapazitäten und das Lancieren neuer, innovativer Produkte wird die Kennzahlen der Unternehmen mittelfristig deutlich verbessern. Zudem könnten die Gewinnmargen wachsen, weil viele Zulieferer nach absolvierter Restrukturierung kostengünstiger produzieren als früher.“
Spätestens für das Jahr 2016 erwartet Schilz einen spürbaren Anstieg des frei verfügbaren Cash Flows und aus Investorensicht ein insgesamt deutlich verbessertes Risikoprofil der Unternehmen. „Dann werden die Investitionen Früchte tragen“, ist der Scope-Analyst überzeugt. Denn die weltweite Autoproduktion zeigt sich nach wie vor robust – auf wichtigen Wachstumsmärkten wie China genauso wie auf etablierten Märkten in Europa und in den USA. „Wir erwarten, dass die kleinen Zulieferer mit ihren jetzt getätigten Investitionen auch über 2016 hinaus wachsende Free Cash-Flows erwirtschaften sollten und damit mittelfristig finanziell gut aufgestellt sind“, sagt Schilz.
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SmartCard statt Kartenhäuser
Von Dr. Oliver Everling | 11.August 2015
Bankenkunden können aus den zahlreichen Karten ihrer Banken ganze Kartenhäuser bauen. Die Fidor Bank präsentiert sich dagegen als Innovationsführer mit der neuen Fidor SmartCard: ein einzigartiges Kartenprodukt, das drei Bezahlformen in sich vereint. Die neue Karte beinhaltet eine MasterCard Kreditkarten-Funktion, eine Maestro Girokonto-Kartenfunktion sowie eine kontaktlose Bezahlfunktion.
Mit dieser Kombination will die Fidor Bank die weltweit größtmögliche Akzeptanz sowohl im Einzelhandel als auch im Internet sicherstellen. „Nicht umsonst nennen wir diese Karte SmartCard, denn eine Karte wie diese hat es in Deutschland noch nicht gegeben“, sagt Fidor-Chef Matthias Kröner. „Der Wunsch nach einem weiteren Kartenprodukt war in unserer Community immer sehr groß. Mit der SmartCard sind wir uns sicher, diesen Wunsch gemäß unserer Devise ‚smarter banking for a smarter world‘ zu erfüllen. Mit 0 EUR Jahresgebühr unterstreichen wir diesen Anspruch auch preislich.“ In Kombination mit dem gebührenfreien und gut verzinsten Fidor Smart Girokonto kann die Fidor SmartCard weltweit für Bargeldabhebungen, das Bezahlen im Laden oder Discounter sowie im Internet – dort beispielsweise für Mietwagen-Buchungen – genutzt werden.
Kommt die Karte zum Einsatz, ist der erste Schritt des Bezahlvorgangs die sogenannte Autorisierung. Es handelt sich hierbei schlicht um eine automatische Anfrage bei der Bank, ob der zu bezahlende Betrag über die vorgelegte Karte erfolgen kann. Der Kartenherausgeber genehmigt die Anfrage oder lehnt sie ab – z.B. im Falle einer gestohlenen Karte oder mangelnder Bonität. Bei der Fidor SmartCard werden Autorisierungen über MasterCard oder Maestro abgewickelt. Wird MasterCard als Bezahlform am Point of Sale nicht unterstützt, erfolgt die Abwicklung der Zahlung automatisch über Maestro. An zahlreichen Akzeptanzstellen ist es darüber hinaus möglich, dass der Karteninhaber auswählen kann, ob die Zahlung über MasterCard oder Maestro abgewickelt werden soll.
Der große Vorteil der MasterCard ist die globale Verbreitung mit mehr als 1,6 Millionen angeschlossenen Geldautomaten. Da in Europa auch die Maestro Bezahlfunktionalität – umgangssprachlich EC-Kartenfunktion – stark verbreitet ist, unterstützt die Fidor SmartCard jedoch auch diese Bezahlweise. Darüber hinaus garantiert die Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens schnelle und reibungslose Bezahlvorgänge. Zahlungen mit der Fidor SmartCard können in Sekundenschnelle an den entsprechenden Terminals ausgeführt werden: Einfach die Kreditkarte an das Kontaktlos-Symbol des Terminals halten und fertig! Bei Beträgen unter 25 Euro ist in der Regel keine Unterschrift oder PIN erforderlich.
„In Europa sind Kreditkarten wie die Fidor SmartCard noch die große Ausnahme; vergleichbare Angebote gibt es aktuell nur in Belgien, Italien, Frankreich und Schweden. Mit der Einführung des neuen Kartenproduktes durch die Fidor Bank stehen Verbrauchern zwei der weltweit besten Bezahlmöglichkeiten aus dem Credit- sowie Debitbereich zur Verfügung“, so Pawel Rychlinski, Divisionpresident Germany & Switzerland bei MasterCard.
Die Kombination mit den mobilen und innovativen Angeboten der Fidor Bank macht die Karte unter Ertragsgesichtspunkten auch für die Bank attraktiv. So können Kunden der Fidor Bank beispielsweise per APP einen Mini-Notfallkredit abrufen, der innerhalb von Sekunden ausbezahlt und über die Karte im Ladengeschäft eingesetzt werden kann. Dies ist besonders hilfreich, wenn man am Freitagabend oder am Wochenende noch wichtige Einkäufe tätigen muss und dabei feststellt, dass der Guthaben-Rahmen gerade nicht ausreicht. „Wer als Bank die Kombination aus Karte, App und Bankprodukt richtig versteht, kann eine Finanzdienstleistung schaffen, die den Menschen auch tatsächlich im täglichen Leben hilft. Genau das ist das Ziel der Fidor Bank“, ergänzt Fidor-Chef Kröner.
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Jobnomanden bevölkern Serviced Apartments
Von Dr. Oliver Everling | 10.August 2015
Die für Immobilienwirtschaft und Regionalökonomie bekannte Georg Consulting stellt die Ergebnisse einer neuen Studie vor. Demnach stellen heute in den Metropolen und Wirtschaftszentren vor allem die internationalen „Jobnomaden“ und Berufspendler die Hauptnachfrager nach Serviced Apartments dar. Großunternehmen als Impulsgeber sind sowohl für die Metropolen als auch für die Sekundärstandorte außerordentlich wichtig – für die Sekundärstandorte tendenziell sogar noch bedeutender (z. B. SAP für Mannheim).
„Jobnomaden finden sich vor allem unter den Beschäftigten in den wissensintensiven Wirtschaftszweigen. Daher dürfte das Potenzial für Serviced Apartments in Städten mit einem hohen Beschäftigtenanteil in diesen Wirtschaftszweigen tendenziell höher sein,“ schätzt Achim Georg, „als in Städten mit einem entsprechend niedrigen Anteil. Auch etablierte Messe- und Kongressstandorte bieten ein entsprechendes Marktpotenzial für Serviced Apartments.“
Messe- und Kongressbesucher, die Kreativwirtschaft, Freiberufler und Selbstständige haben in den Metropolen erwartungsgemäß eine höhere Relevanz für die Nutzung von Serviced Apartments als an den Sekundärstandorten. „Die generelle Entwicklungsdynamik des Übernachtungsgewerbes in den jeweiligen Städten wirkt sich ebenfalls positiv auf die Marktpotenziale für Serviced Apartments aus. Insbesondere für die Mischkonzepte stellen Städtetouristen eine wesentliche Zielgruppe dar. Der Anteil von Übernachtungen in Serviced Apartments an den gesamten Übernachtungen schwankt in den ausgewählten Städten deutlich“, sagt Georg und verweist dazu auf die Statistik seiner Studie.
Die Übernachtungszahlen wurden auf Basis der erfassten bzw. geschätzten Apartmentzahl, einer relativ optimistischen Auslastungsquote und einem Belegungsfaktor von 1,05 hochgerechnet. Demnach erreicht München mit knapp 1,5 Mio. Übernachtungen in Serviced Apartments den höchsten Wert gefolgt von Berlin mit rund 1,2 Mio. Übernachtungen. An dritter Stelle folgt Hamburg mit rund 0,6 Mio. Übernachtungen in Serviced Apartments. Hinsichtlich der relativen Betrachtung rangiert die Messestadt Hannover an erster Stelle. Hier erreicht der Anteil der Übernachtungen in Serviced Apartments an den gesamten Übernachtungen 13,2 Prozent. Nach Hannover nimmt München mit einem Anteil von rund 11,1 Prozent den zweiten Platz ein. Nürnberg erreicht mit rund acht Prozent den dritten Platz. In Düsseldorf liegt der Marktanteil bei über sechs Prozent. Das Ruhrgebiet erreicht einen Anteil von knapp sechs Prozent. In den westdeutschen Wirtschaftsmetropolen Hamburg, Frankfurt und Stuttgart werden relative geringe Marktanteile beobachtet. Übernachtungsanteile zwischen acht bis zehn Prozent können mit einem entsprechenden Ausbau der Angebote durchaus realistisch sein. Insofern ist in den meisten Städten von einem Nachholbedarf auszugehen.
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Rich Dad’s Investment Guide
Von Dr. Oliver Everling | 10.August 2015
„Rich Dad’s Investment Guide“ von Robert T. Kiyosaki ist ein Klassiker unter den populären Investmentbüchern. Kaum erstaunlich daher, dass dieses Buch auch eine deutsche Übersetzung findet. Erstmals im FinanzBuch Verlag aus der Münchner Verlagsgruppe (ISBN Print: 978-3-89879-903-4) erscheint das Buch nun in deutscher Sprache mit dem Untertitel „Wo und wie die Reichen wirklich investieren“.
Der amerikanische Titel ist so geschickt gewählt, dass sich auch der FinanzBuch Verlag erst gar nicht um eine Übersetzung bemüht. Diese Anleitung eines „reichen Vaters“ versteht jeder, denn Kiyosaki führt den Leser mit einfachen, aber entscheidenden Fragen an die Thematik heran: „Sind Sie mental darauf vorbereitet, ein Investor zu sein? Welcher Typ von Investor möchten Sie werden? Wie baut man ein starkes Unternehmen auf? Wer ist ein finanziell gebildeter Investor?“ Aus diesen vier Fragen entwickelt Kiyosaki vier Phasen bis schließlich zur Phase V mit dem Titel „Zurückgeben“.
Zum Glück sind nicht alle Regeln, mit denen sich amerikanische Leser der Originalausgabe konfrontiert sehen, auch schon in Deutschland anwendbar. Die amerikanische Wertpapieraufsichtsbehörde Securities and Exchance Commission (SEC) verlangt von Investoren eine Akkreditierung. Wie Kiyosaki in seiner Einführung schreibt, setzt diese ein Individualeinkommen von 200.000 US$, ein Gesamt-Ehepaareinkommen von Minimum 300.000 US$ oder ein Nettovermögen von mindestens einer Million US$ voraus. Im angeblichen Land des Kapitalismus, den Vereinigten Staaten von Amerika, ist daher die Masse der Bevölkerung per Gesetz von der Beteiligung an den ertragreichsten Geldanlagen ausgeschlossen. Kaum erstaunlich daher, dass Kiyosaki „die 90/10-Regel des Geldes“ – angelehnt an die schon 1897 formulierte 80/20-Regel des italienischen Wirtschaftswissenschaftlers Vilfredo Pareto – bestätigt sieht: So berichte das Wall Street Journal davon, dass 90 % aller Unternehmensaktien in den Vereinigten Staaten von nur 10 % der Bevölkerung gehalten werden.
DIe Ungleichverteilung der Vermögens in der Bevölkerung wird durch solche Regeln zementiert. Die „gute Absicht“, unerfahrene Bevölkerungskreise vom Kapitalmarkt fernzuhalten, wäre auch der Linkspartei und der Großen Koalition in Deutschland zuzutrauen. Statt auf Bildung setzt man auch in Deutschland immer mehr auf Verbote.
Die Übersetzung des Buches von Kiyosaki zeigt, dass man auch in deutscher Sprache das notwendige Wissen zur Beteiligung an den Finanzmärkten einfach, prägnant und dazu noch unterhaltsam vermitteln kann. Nur so erklärt sich auch der millionenfache Erfolg der englischen Ausgabe.
Das Buch von Kiyosaki ist vielleicht deshalb so beliebt, weil es das vermittelt, was vielen Lesern in ihrer Jugend fehlte: Ein reicher Vater, der die wichtigsten, über Jahrzehnte gewonnenen Lebenserfahrungen im Umgang mit Geld und Investitionen in ehrlicher und verständlicher Form weitergibt. „Mein reicher Vater begann, mir freundlich die Prinzipien seines Denkens zu erklären“, berichtet Kiyosaki von einem Strandspaziergang als Jugendlicher. Kiyosaki strebt mit seinen Darstellungen keine wissenschaftlichen Ehren an, sondern schließt in der Literatur mit seinem Ausgangspunkt geschickt eine Lücke.
Kiyosaki macht klar, dass Werte nur von Unternehmen geschaffen werden, weil „alles, in das wir investieren, ein Unternehmen ist. Wenn Sie Aktien kaufen, investieren Sie in ein Unternehmen. Wenn Sie eine Immobilie kaufen, etwa ein Mietshaus, ist dieses auch ein Unternehmen.“ Kiyosaki öffnet dem Leser daher die Augen dafür, dass hinter den Oberflächlichkeiten von Rechtsformen stets die Grundprinzipien erfolgreicher Unternehmungen stehen.
Kiyosaki setzt sich intensiv mit den Grundhaltungen von Arm und Reich auseinander und zitiert seinen „reichen Vater“: „Je höher das Sicherheitsbedürfnis einer Person ist, desto weniger Gelegenheiten wird sie erkennen. Solche Menschen sehen lediglich die eine Seite der Münze und niemals die andere.“ Ihr eigenes Sicherheitsbedürfnis steht vielen Menschen selbst im Wege.
„Mein reicher Vater pflegte zu sagen“, schreibt Kiyosaki, „Investieren bedeutet für jeden etwas anderes. … Es gibt keine einzige Person auf der ganzen Welt, die wirklich alles über das Investieren weiß.“
„Investieren ist so verwirrend,“ schreibt Kiyosaki, „weil es ein breitgefächertes Thema ist. Wenn du dich umsiehst, wirst du erkennen, dass Leute in viele unterschiedliche Dinge investiert haben. Sieh dir deine Haushaltsgeräte an. Dies sind alles Produkte von Unternehmen, in die Menschen investiert haben. Du bekommst Strom von einem öffentlichen Versorgungsunternehmen, in das Menschen investiert haben. Sobald du das verstanden hast, sieh dir dein Auto an: das Benzin, die Reifen, die Sitzgurte, die Scheibenwischer, die Zündkerzen, die Straßen, die Straßenmarkierung. Aber auch deine Softdrinks, deine Möbel zu Hause, dein Shoppingcenter, dein Lieblingsgeschäft, das Bürogebäude, die Bank, die Hotels, das Flugzeug über dir, den Teppich im Flughafen und so weiter. Alle diese Dinge gibt es, weil jemand in die Unter nehmen investiert hat, die solche Produkte bereitstellen, die dir das Gefühl geben, in einem zivilisierten Land zu leben. Das ist es, worum es beim Investieren eigentlich geht.“
Leider ist nur ein Bruchteil von diesen Unternehmen auch für jedermann „investierbar“. Grund für diesen Misstand ist u.a. die Regulierung, die in den USA schon mit der Einrichtung der SEC in den 1930er Jahren begann. Die gutgemeinte Regulierung ist daher zweischneidig, so Kiyosaki: „Weil sie einerseits zwar die Öffentlichkeit vor den schlimmsten Fehlern schützt, ihr andererseits aber auch die besten Investments vorenthält.“
Kiyosaki macht das Problem mentaler Einstellungen anhand von ganz praktischen Fragen deutlich: „Wenn Sie momentan in einer Welt des Geldmangels leben, erkennen Sie dann eine Möglichkeit für sich selbst, in einer Welt des Überflusses an Geld zu leben?“
Das Buch von Kiyosaki hilft zum Beispiel zu verstehen, warum Aktienhandel nicht mit Investieren zu verwechseln ist. Viele Anleger konzentrieren sich nach Kiyosaki auf bestimmte Vehikel der Geldanlage, z.B. Aktien, und damit „eher auf das Vehikel anstatt auf den Plan. Obwohl sie eine Menge Geld verdienen, indem sie Investmentprodukte kaufen, halten und verkaufen, wird sie das Geld nicht dorthin bringen, wo sie stehen wollen.“
Kiyosaki hört „sorglosere Gemüter“, die gerne behaupten würden, „ich brauche nicht zu planen. Ich werde eine Rente und eine betriebliche Versorgung bekommen.“ Das Problem mit dieser Einstellung ist nach Kiyosaki, dass es weit entfernt von jedem Plan liegt. „Zu einem Investmentplan gehört viel mehr als nur Investments und Geld. Bevor man überhaupt anfängt zu investieren, müssen viele verschiedene finanzielle Bedürfnisse mit in den Finanzplan einbezogen werden.“
Das Buch von Kiyosaki ist für jeden eine Empfehlung, der eine unterhaltsame Einführung in die Grundlagen der Vermögensbildung sucht. Da es sich bei dem Buch aus dem FinanzBuch Verlag um eine Übersetzung handelt, darf nicht übersehen werden, dass sich manche Ausführungen auf amerikanische Verhältnisse beziehen. So lastet auf Eltern in Deutschland mit Blick auf das Studium ihrer Kinder längst nicht eine so große finanzielle Herausforderung wie in den USA.
Das Buch zeigt aber auch im Kapitel über den Aufbau eines eigenen Unternehmens Unterschiede zwischen Deutschland und den USA. In Deutschland gibt es keine vergleichbare Gründerkultur, wie auch eine Insolvenz es jedem deutschen Unternehmer wesentlich schwerer als in den USA macht, wieder auf die Beine zu kommen. Schließlich sind auch Unterschiede im Steuersystem und in der deutschen Privilegierung des Fremdkapitals zu beachten. Wer in Deutschland aus eigenen Mitteln erfolgreich ist, dem wird sein Erfolg nicht nur durch Steuern und Abgaben gleich wieder genommen.
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Wandel zum mobilen Girokonto
Von Dr. Oliver Everling | 5.August 2015
Keine Kontoführungsgebühren, bis zu 100 Euro Startguthaben, individueller Service und weitere Extras – wenn es um das attraktivste Girokonto geht, wetteifern Banken derzeit um die Gunst der Kunden. Das Fachportal Kostenloses-konto.net hat in seinem jährlichen Girokonto-Test erneut 28 Girokonten auf den Prüfstand gestellt und jetzt die besten Anbieter ausgezeichnet. Den 1. Platz in der Gesamtwertung verteidigte das DAB Bank Girokonto mit 78 von 100 Punkten. Dahinter wechselten die Consorsbank (74 Punkte) und die ING-DiBa (72 Punkte) ihre Plätze aus dem Vorjahr – so der Girokonto Test 08/2015.
Die DAB Bank sicherte sich den Gesamtsieg insbesondere durch die niedrigen Kosten für den Zahlungsverkehr im In- und Ausland. Lediglich die Consorsbank hält in dieser Hinsicht mit. Das ING-DiBa Girokonto erweist sich hingegen als absolut günstigstes Produkt bezüglich der Grundgebühren. Das Bewertungsschema des Girokonto-Tests umfasst die fünf Kategorien Grundgebühren, Zinsen, den Zahlungsverkehr, Service & Erreichbarkeit sowie die Sicherheit der einzelnen Girokonten.
„Bemerkenswert sind speziell die fünf Neueinsteiger in unseren Test, die sich gezielt an die Generation Smartphone richten. Diese Konten sind für die mobile Nutzung optimiert, was vor allem junge Kunden anspricht“, erläutert Daniela Hegner, Fachredakteurin von Kostenloses-konto.net.
Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen sowie eine optimierte Usability des Mobile Bankings rücken mit diesen Anbietern stärker in den Mittelpunkt. Entsprechend erhalten diese Aspekte eine stärkere Gewichtung im Test. Um welche Konten es sich handelt, verrät der Girokonto-Test 08/2015. Neben dem jährlichen Girokonto-Test, der 2015 zum dritten Mal durchgeführt wurde, bietet das Fachportal eine dynamische Variante. Jede Veränderung der Konditionen fließt automatisch in die Bewertung ein.
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Mehr Eigenkapital durch Alternative Investmentfonds
Von Dr. Oliver Everling | 4.August 2015
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) hat im zweiten Quartal 2015 insgesamt elf Publikums-AIF (Alternative Investmentfonds) nach KAGB zum Vertrieb zugelassen. Dies sind drei AIF mehr als im ersten Quartal 2015, in dem acht AIF von der BaFin die Vertriebszulassung erhalten haben. Darüber hinaus hat die BaFin im zweiten Quartal 2015 die jeweiligen Verkaufsprospekte für insgesamt zehn Fonds nach dem Vermögensanlagengesetz (VermAnlG) gestattet. Für fünf dieser Fonds liegt kein auswertbares Datenmaterial vor. Vier davon sind jedoch Bürgerwindparks, für die üblicherweise keine Informationen veröffentlicht werden. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Quartalsanalyse Investmentvermögen/geschlossene Beteiligungen der FERI EuroRating Services AG.
Für zehn der elf im zweiten Quartal 2015 neu zugelassenen Publikums-AIF liegen auswertbare Daten vor. Diese kommen zusammen auf ein prospektiertes Eigenkapital in Höhe von 357,2 Millionen Euro und auf ein prospektiertes Fondsvolumen von insgesamt 442,9 Millionen Euro. Im Vergleich zum ersten Quartal 2015, in dem ein prospektiertes Eigenkapital von 236,3 Millionen Euro zugelassen worden ist, kam es somit zu einem Zuwachs um 51 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist sogar eine Steigerung um 519 Prozent zu verzeichnen, da im zweiten Quartal 2014 lediglich drei AIF, alle aus der Assetklasse Immobilien, mit einem prospektierten Eigenkapital von 57,8 Millionen Euro zugelassen wurden.
Sieben der zugelassenen AIF stammen aus der Assetklasse Immobilien, darunter auch der AIF ohne auswertbare Daten, schreibt die FERI EuroRating Services. Die übrigen sechs Immobilien-AIF kommen gemeinsam auf ein prospektiertes Eigenkapital von 262,8 Millionen Euro, was fast drei Viertel des gesamten prospektierten Eigenkapitals ausmacht.
Die weiteren Zulassungen entfielen nach Feststellungen der Analysten aus Bad Homburg auf je einen AIF aus den Assetklassen New Energy, Flugzeuge, Schiffe und Spezialitäten. Das prospektierte Eigenkapital dieser verteilt sich wie folgt: New Energy mit Fokus auf Photovoltaikanlagen in Japan (16,3 Millionen Euro), Flugzeuge AIF mit zwei Turbopropflugzeugen (17,5 Millionen Euro), Flusskreuzfahrtschiff (8,1 Millionen Euro) und Spezialitäten AIF mit Investition in mehrere Assetklassen (52,5 Millionen Euro). „Zwar dominiert nach wie vor die Assetklasse Immobilien das Angebot, jedoch ist in diesem Quartal auch jeweils ein Angebot aus vielen anderen Assetklassen zum Vertrieb zugelassen worden“, kommentiert Christian Michel, Direktor und Leiter Fonds bei FERI EuroRating.
Auf Grundlage der fünf Fonds, für die auswertbares Zahlenmaterial vorliegt, beträgt im zweiten Quartal 2015 die Höhe des prospektierten Eigenkapitals 138,3 Millionen Euro, was einem deutlichen Zuwachs von 387 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2015 entspricht. Auch im Vergleich zum Vorjahresquartal bedeutet dies einen deutlichen Zuwachs von 531 Prozent, da im Vorjahresquartal acht Vermögensanlagen mit einem prospektierten Eigenkapital von zusammen 21,9 Millionen Euro gestattet wurden. Vier der im zweiten Quartal 2015 nach dem VermAnlG gestatteten Fonds mit auswertbaren Daten entfielen auf die Assetklasse New Energy mit einem prospektierten Eigenkapital von 122,4 Millionen Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von 331 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Quartal.
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Beratungsrobotor suchen Freunde
Von Dr. Oliver Everling | 4.August 2015
Robo Advisors sind Finanzdienstleister der nächsten Generation par excellence. „Sie haben den Anspruch, Vermögensberater und -verwalter aus Fleisch und Blut zu ersetzen“, schreibt Hartmut Giesen, Geschäftsführer der NextFin GmbH, in seinem Beitrag zum Buch „Finanzdienstleister der nächsten Generation“, das in Kürze im Frankfurt School Verlag in einer neuen Ausgabe erscheint.
Giesen skizziert das grundsätzliche, individuell variierte Kundenversprechen der Robo Advisors: „durch die intelligente Automatisierung von Beratungsprozessen Anlagestrategien für jedermann umsetzbar machen, die bisher nur Reichen bis Superreichen offenstanden; zu Kosten und ab Anlagesummen, die weit unter denen von Privatbanken oder Vermögensverwaltern liegen. Dabei greift der Begriff Robo Advice im Sinne von automatisierter Beratung eigentlich zu kurz: Zum Standardmodell des Robo-Advice-Startups gehört nicht nur die Beratung, sondern auch der Anlageprozess, der je nach technischer Reife ebenfalls mehr oder weniger automatisiert ist.“
In Deutschland startete der erste Robo Advisor namens Yavalu in 2012, berichtet Giesen in seinem Artikel. „Bereits 2013 wurde Yavalu, der zunächst ein reiner Berater war, an FinanceScout 24 verkauft. 2013 starteten die Sutor Bank und Quirin Bank (Quirion) Robo-Advice-Angebote, 2014 folgten Vaamo, Easyfolio und Cashboard. Inzwischen ist der Markt unübersichtlich geworden und neue Robo Advisors poppen im Wochentakt hoch. Für alle diese Angebote gilt: Keines konnte den Erfolg der Vorbilder aus den USA, wo das Robo Advising „erfunden“ wurde, nur annähernd wiederholen; weder gemessen am verwalteten Vermögen (Asset under Management = AuM) noch am eingesammelten Risikokapital.“
Weltweit sieht Giesen den Robo-Advice-Markt in einer widersprüchlichen Situation: „Vor allem in den USA und in Großbritannien gelingt es den Fintech-Startups, viele Anleger zu überzeugen. Von den 14 Milliarden Dollar, die Robo Advisors Ende 2014 verwaltet haben, sind 87 Prozent in der Obhut von US-Startups. Die erfolgreichsten von ihnen, vor allem die US-Vorreiter Betterment und Wealthfront, haben die Milliarde AuM überschritten. Noch erfolgreicher sind sie beim Einsammeln von Wagniskapital: Betterment und Wealthfront sind jeweils mit über Hundert Millionen Euro finanziert und auf dem besten Wege, Unicorns mit Bewertungen jenseits der Milliarden zu werden. Ihr UK-Pendant Nutmeg ist inzwischen auch mit über 30 Millionen Euro finanziert.“
Mehr von Hartmut Giesen zum Thema „Robo Advisors“ sowie zu weiteren aktuellen FinTech-Themen gibt es im Buch „Finanzdienstleister der nächsten Generation“ demnächt im Frankfurt School Verlag.
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Social Impact Bonds
Von Dr. Oliver Everling | 30.Juli 2015
Die Integration von Migranten, die Qualifizierung von Kindern mit Lernschwächen oder die Resozialisierung wiederholt straffällig gewordener Jugendlicher sind Beispiele von immer neuen gesellschaftlichen Herausforderungen. In vielen Ländern fehlen hierzu „staatliche Auffangnetze“. Aber auch in Deutschland, einem der letzten verbliebenen Sozialstaaten in der Welt, tut man sich immer schwerer, hier die passenden Leistungen anzubieten. Kreativität und Innovation werden in diesem System aber kaum finanziert. Hier soll der Social Impact Bond Abhilfe schaffen. Kurz gesagt, zahlt der staatliche Träger von Sozialmaßnahmen an private Geldgeber das von ihnen überlassene Kapital nebst einer Zinsen, sofern ein bestimmter vorher festgelegter Mindesterfolg nachgewiesen wird. Wird das Ziel nicht erreicht, müssen die Anleger mit Ertragseinbußen rechnen oder völlig auf eine Rendite verzichten. Das Prinzip soll die Effizienz der Umsetzung von Sozialleistungen erhöhen und zu innovativen Leistungsangeboten anregen. Dass diese in vielen Ländern wie den USA, Großbritannien oder Israel zunehmend beliebter werdende Anlage- und Finanzierungsform manche Überraschungen in sich trägt, hat die Forschung eines Teams um Prof. Dr. Henry Schäfer von der Universität Stuttgart zu Tage gefördert.
„Social Impact Bonds haben mit einer herkömmlichen Anleihe wie beispielsweise einer Bundesanleihe nichts gemeinsam. Es handelt sich vielmehr um eine öffentlich-private Partnerschaft und ist für Anleger nicht auf den ersten Blick zu durchschauen“, erklärt Prof. Dr. Henry Schäfer. Es handelt sich um sehr komplexe Vertragsgebilde mit vielen darin eingebundenen Parteien, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Chancen und Risiken von Social Impact Bonds haben darüber hinaus hohe Ähnlichkeiten mit Derivaten, vor allem Optionen.
Zu diesem Schluss kommt der Forschungsbericht „Social Impact Bonds – Vertrags- und Transaktionsstrukturen sowie eingebettete Optionen“ eines Forschungsteams um Prof. Dr. Henry Schäfer von der Universität Stuttgart. Es wurden 14 in den USA und Großbritannien eingeführte Social Impact Bonds unter den „wissenschaftlichen Röntgenschirm“ gelegt. Ans Tageslicht gefördert wurden vielversprechende neue, unterschiedliche Ansätze um vor allem die Wirksamkeit von Sozialleistungen bei den adressierten Zielgruppen zu erhöhen. Trotz aller Vielfalt gelang es, zwei Obergruppen von Social Impact Bonds auszumachen, worunter verschiedene am Finanzmarkt vorfindbare Bonds eingeordnet werden konnten. Im nächsten Schritt wurde erhoben, auf welche Chancen und Risiken sich Anleger beim Erwerb solcher Bonds einlassen. Die Analyse förderte etliche versteckte Eigenschaften zu Tage, die exotischen Derivaten aus dem Optionsbereich ähneln. Vor allem wurden Strukturen entdeckt, die auf eine enge Verwandtschaft von Social Impact Bonds zu sog. Digitaloptionen schließen lassen. Bei solchen Optionen gewinnt der Anleger entweder einen bestimmten Geldbetrag oder verliert seinen Einsatz (zumindest teilweise). Ferner wurde deutlich, dass Social Impact Bonds ganz spezielle Risikoanfälligkeiten haben, wenn die unter dem Dach des Bonds arbeitenden Partner wie die öffentliche Hand einzelne Sozialdienstleister, Datenmanager etc. nicht optimal miteinander zusammenarbeiten.
„Insgesamt sind solche Anlagen nur etwas für professionelle Anleger, die sich zudem ein „Quäntchen Verlust“ leisten können, wenn die Risiken über Hand nehmen und nachteilige finanzielle Konsequenzen für den Anleger haben“, so Prof. Schäfer. Die Analysen zeigen auch, dass man dem Phänomen Social Impact Bond aus Anlegersicht noch genauer auf die Spur kommen muss, um seine wahre Gestalt als Anlageform offen zu legen und letztendlich auch seinen wahren wirtschaftlichen Wert zu ermitteln – denn auf einer Börse werden solche Anlagen bisher nicht gehandelt.
Der vollständige Bericht findet sich hier.
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Dauerthema „Banken im Umbruch“
Von Dr. Oliver Everling | 29.Juli 2015
Der Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble beobachtet die gegenwärtigen Entwicklungen der Finanzmärkte mit zunehmender Sorge, berichtet die EUROFORUM Deutschland SE in einer Pressemitteilung. „Er ist der Auffassung, dass nachhaltiges Wachstum nur durch konsequente Strukturreformen auf den Arbeits- und den Produktmärkten, eine solide Finanzpolitik – die das staatliche Ausgabenwachstum unter dem jeweiligen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts hält – sowie eine vorausschauende Finanzmarktpolitik erreicht werden kann.“
Aber wie wird die Welt und das Banking der Zukunft überhaupt aussehen? Welche Geschäftsmodelle funktionieren in Zeiten von Niedrigzinsphase und Digitalisierung? Und ist der FinTech-Boom eine Bedrohung für die Banken? Über diese und weitere Themen diskutieren die führenden Köpfe der internationa-len Politik, Aufsicht und Bankenwelt auf der 20. Handelsblatt Jahrestagung Banken im Umbruch am 2. und 3. September 2015 im Marriot Hotel in Frankfurt am Main. Dazu zählen Top-Referenten wie Jürgen Fitschen (Co-CEO, Deutsche Bank), Jens Spahn (Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium), Martin Blessing (Vorstandsvorsitzender, Commerzbank), Prof. Dr. Axel Weber (Verwaltungsratspräsident, UBS Group), Felix Hufeld (Präsident, BaFin) und Querdenker wie Richard David Precht (Philosoph und Autor).
Wie er die Bankenwelt von morgen sieht, erläutert Dr. Nils Beier (Managing Director, Accenture Strategy) in seinem Impulsvortrag am ersten Konferenztag. Wie sein Kollege Frédéric Brunier (Managing Director, Head Accenture Strategy in Financial Services (DACH)) ist er der Überzeugung, dass „sich die Banken ernsthaft fragen müssen, wohin sie mit ihrem Geschäftsmodell wollen. Ob Sie sich entweder reduzieren auf eine reine Infrastrukturdienstleitung und das Feld der Mehrwertdienstleistungen größtenteils den Spielern der Start-up-Szene mit ihren singulären Angeboten oder Technologiegiganten wie Google überlassen wollen? Oder Teil des Ecosystems innerhalb des Gesamtmarktes werden wollen.“ Start-Ups sollten die Banken seiner Meinung nach nicht als Bedrohung sehen, sondern sich im Gegenteil deren Innovationskraft zu Nutze machen und Kooperationen zu beiderseitigem Vorteil eingehen.
In einer Diskussionsrunde am zweiten Konferenztag steht die Frage im Mittelpunkt, wo momentan die Herausforderungen im Corporate Banking liegen. Teilnehmer des Panels sind Kai Böringschulte (Geschäftsführender Gesellschafter, Compeon), Dr. Martin Reitz (Vorsitzender der Geschäftsführung, Rothschild Deutschland), Armin von Falkenhayn (Country Executive Deutschland und Leiter Corporate & Investment Banking Deutschland, Österreich und Schweiz, Bank of America Merrill Lynch), Helene von Roeder (Managing Director und Chief Executive Officer für Deutschland, Österreich und Zentraleuropa, Credit Suisse) und Régis Monfront (Deputy Chief Executive Officer, Crédit Agricole Corporate and Investment Bank). Monfront meint: „Der Wettbewerb um die Firmenkunden ist in vollem Gang. Die Banken müssen sich eindeutig positionieren und Erfolgsfaktoren wie die Steigerung des Kundenvertrauens, den insgesamt klaren Fokus auf die Kunden sowie ein konsequentes Risiko- und Portfoliomanagement in den Mittelpunkt stellen.“
Außerdem können auf der 20. Handelsblatt Jahrestagung Banken im Umbruch Start-Ups bei den FinTech-Pitches im Pecha-Kucha-Stil ihre Ideen der Banking-Community präsentieren. Bei Pecha-Kucha-Vorträgen sind maximal 20 Bilder erlaubt, die wiederum maximal 20 Sekunden angezeigt werden. Das reduziert die Gesamtzeit eines Pitches auf sechs Minuten und 40 Sekunden. In der Future Banking Lounge treffen FinTech-Startups auf traditionelle Banken, um neue Kontakte zu knüpfen, Kooperationen zu schmieden und neue Geschäftsmodelle zu diskutieren. Außerdem zeichnet EUROFORUM in Kooperation mit dem Handelsblatt herausragende digitale Innovationen im Banking in verschiedenen Kategorien mit dem Digital Banking Award aus.
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Der Finanzcoach für alle Anlageklassen
Von Dr. Oliver Everling | 29.Juli 2015
„Der Finanzcoach für alle Anlageklassen – Kurs halten in stürmischen Zeiten“ heißt das neue Buch von Antonio Sommese im FinanzBuch Verlag der Münchner Verlagsgruppe (ISBN 978-3-89879-026-0). Es hält, was es verspricht: Sommese präsentiert seinen Ansatz als Finanzstratege.
„Ohne Wünsche keine Ziele“, so der Ausgangspunkt des Buches, dem Kapitel über „Wissen ist Macht“, „Was erfolgreiche Investment-Manager richtig machen“, „Das Gelernte anwenden“ und „Ihr Vermögen gegen Kursstürze sichern“ folgen. Seine Schlussbemerkung widmet Sommese dem Thema „Kein Vertrauen ohne Kontrolle“.
Wie oft werden Fachleute aus dem Finanzbereich von Ihren Freunden, Verwandten oder Bekannten nach Anlageratschlägen gefragt! Solche Fragen und – noch schlimmer – Antworten mit „heißen Tipps“ übersehen, dass Geldanlage stets eine ganzheitliche Betrachtung erfordert. So stellt auch Sommese seinen Ausführungen die Fragen nach den Anlagezielen sowie nach dem Anlegertyp voran, wie auch die Aufforderung, systematisch Einnahmen und Ausgaben zu erfassen.
Für den Anfang reicht seine Typenunterscheidung von „konservativen“, „ausgewogenen“ und „dynamischen“ Anlegertypen. Wer es genauer wissen will, wird sich aber eines unabhängigen Riiskoprofilings unterziehen wollen, denn eigene und fremde Wahrnehmung im statistischen Vergleich können weiter auseinanderklaffen (vgl. Buch „Risikoprofiling von Anlegern“).
Um den eigenen „Geldtyp“ zu bestimmen, bringt Sommese einen Test von Nadine Oberhuber zum Selbstauswerten. Mit Karin Schenk von der Anwaltskanzlei Kunz Rechtsanwälte führt Sommese ein Interview über die Aspekte, auf die ein Anleger bei der Beratung achten sollte.
Sommese kommt wieder einmal auf seinen alten Arbeitgeber, der Deutschen Bank, zu sprechen: Die Strategie der Deutschen Bank ändert sich so schnell, dass möglicherweise seine Ausführungen schon nicht mehr aktuell sind, wenn der Leser das Buch in der Hand hält. So hat die Deutsche Bank das Zusammenspiel von Postbank und Deutsche Bank selbst schon wieder in Frage und die Postbank zum Verkauf gestellt.
Sommese warnt im Gespräch mit Björn Drescher von Drescher & Cie GmbH vor der Abhängigkeit der Medien von Auflagen und Einschaltquoten. „Grundsätzlich sollten Anleger auf der Suche nach Wirtschaftsnachrichten zudem beachten, dass die Medien ihrem Auftrag, möglichst objektiv und sachlich über Wirtschaft und Börse zu berichten, meist nur bedingt und häufig genug auch nur prozyklisch nachkommen.“
„In Märkten mit nur wenigen Anbietern geht der Wettbewerb verloren, die Kraft der wenigen ist somit stark“, warnt Sommese vor dem Oligopol der US-amerikanischen Ratingagenturen. „Damals wie heute“, blickt Sommese auf die Finanzkrise zurück, „bin ich der Meinung, dass gekaufte Ratings eine äußerst intransparente Sache sind.“
Sommese spricht allerdings bei Griechenland von angeblichen AAA-Ratings. Bei Fitch Ratings z.B. schaffte es Griechenland nur bis September 2004 in der Spitze auf ein A+ Rating, Watch negative. Von AAA war also nicht zu reden. Ferner wird bei der Kritik an der Ratinghistorie übersehen, dass auch langfristige Ratings sich auf einen Prognosezeitraum von vier bis fünf Jahren beziehen. Von 2004 bis zur Finanzkrise gab es auch bei Griechenland noch keine akuten Gefahren des Zahlungsausfalls, trotz chronischer Leiden des Staatssektors.
An der Rolle und Bedeutung des Ratings und der Ratingagenturen lässt Sommese keinen Zweifel. Jedoch beklagt auch Sommese, dass es in Europa keine Alternativen gibt. Die Poliitk auf europäischer Ebene klage seit Jahren über die einseitge Betrachtung der Ratingagenturen und habe schon vor Jahren eine europäische Alternative gefordert. „So müssen wir unseren Politikern heute vorwerfen, dass sie 2008 die große Chance verpassten, eine neue Agentur aufzubauen und somit die Dominanz der angelsächsischen Anbieter zu brechen. Abgesehen von lauten Sprüchen ist seinerzeit nichts passiert.“
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