Bargeldverbot – Bargeldabschaffung
Von Dr. Oliver Everling | 5.Juni 2015
Wenn Josef Wissarionowitsch Stalin und Adolf Hitler den Fortgang der Weltgeschichte beim Absitzen ihrer gerechten Höllenstrafen beobachten müssen, wird ihre Seelenqual mit der heutigen Digitalisierung der Gesellschaft noch um ein Vielfaches gesteigert. Beide dürfte der Gedanke quälen, zu früh geboren worden zu sein, um ihre totalitären Regime mit den modernen Möglichkeiten digitaler Überwachung zu perfektionieren. Denn gleich, ob Sozialismus oder Nationalsozialismus – jede Art von Sozialismus hat letztlich die heilsversprechende, perfekte Bevormundung aller Bürger zum Ziel. Wie schön wäre es für beide gewesen, durch digitales Geld auch noch die kleinste wirtschaftliche Bewegung ihrer Genossen und Volksgenossen unter ihre Herrschaft zu stellen!
Ganz im Gegensatz zum libertären Konzept einer freien Gesellschaft, in der Menschen aus eigenen Produktionsmitteln mit Tauschgütern in einen fairen Handel miteinander treten und Märkte Produzenten wie Konsumenten freie Wahl erlauben, wird im Sozialismus unter den mehr oder weniger enteigneten Menschen „Kameradschaftlichkeit“ (lateinisch: „socialis“) durch Appell und Kontrolle erreicht. Sozialismus und Nationalsozialismus setzen auf den Überwachungsstaat. Jeder Misstand wird durch noch detailliertere Gesetze und Maßregelungen beantwortet. Abweichungen werden streng geahndet.
Stalin und Hitler hätten sicherlich die Machtfülle erkannt, die ihnen durch Abschaffung des Bargeldes im (bis heute fortwährenden) staatlichen Zwangsgeldsystem zugewachsen wäre. Noch heute sind die Zentralbanken staatlich monopolisiert, so dass es zur Abschaffung des Bargeldes nicht viel bedarf. Nach wie vor wird in der EU und vielen anderen Staaten streng bestraft, wer in einer Alternativwährung Guthaben entgegen nimmt oder Kredite gewährt – das ist verbotenes Bankgeschäft, denn dieses ist staatlich kontrollierten Instituten vorbehalten, die nur nach staatlich vorgegebenen Regeln Zentralbankgeld verwenden dürfen.
Während die Ideen von Stalin und Hitler als lange tot erachtet werden, lauern heute die Gefahren in der Kombination konservativer Absichten, alte Gesellschafsstrukturen in Europa zu bewahren, mit den Absichten, soziale Gerechtigkeit staatlich zu verordnen.
Negativzinsen auf Sparkonten, dauerhaft drohende Staatspleiten nicht nur auf fernen Kontinenten, sondern auch in Europa und im Eurowährungsraum: einmal im Urlaub im südlichen Europa von einem Bank-Run-Szenario überrascht zu werden, ist für Europäer immer wahrscheinlicher geworden. „Diese Situation macht ein generelles Bargeldverbot für Banker und Politiker äußerst attraktiv. Seitens der EU soll es sogar bereits für 2018 konkrete Pläne für eine vollständige Bargeldabschaffung geben“, warnen die Buchautoren Ulrich Horstmann und Gerald Mann. Aber welche Auswirkungen hätte ein solches Bargeldverbot? Ist ein Bank Run damit wirklich vollständig zu vermeiden?
Mit diesen Fragen beschäftigen sich Ulrich Horstmann und Gerald Mann in ihrem neuen Buch „Bargeldverbot. Alles, was Sie über die kommende Bargeldabschaffung wissen müssen“ aus dem FinanzBuch Verlag. Als erfahrene Rechercheure der Finanzbranche liefern sie detailliertes Hintergrundwissen über dieses elementare Thema und informieren die Leser über die möglichen Szenarien. Außerdem beleuchten sie die durchaus drastischen Folgen eines Bargeldverbots auf die wirtschaftliche Gestaltungsfreiheit der Bürger und zeigen auf, wie man sich als Sparer schützen kann.
Das Buch spart die vielen Argumente nicht aus, die für eine Bargeldabschaffung aus unterschiedlichen Erwägungen sprechen: Bekämpfung der Kriminalität, Beseitigung von Gefahren durch Übertragung von Bakterien auf Geldscheinen und Münzen usw. Die Autoren zeigen dann aber, dass die entscheidenden Impulse hin zur Abschaffung des Bargeldes aktuell durch das Bedürfnis des Staates geprägt sind, Steuereinnahmen zu sichern und konjunkturelle Wachstumsimpulse zu setzen.
Seit Jahrzehnten wird Wirtschaftspolitik vorgeblich nach den Ideen von John Maynard Keynes betrieben, so dass die Anhänger dieser Politik nicht zögern, zum konjukturstimulierenden Zweck der Erhöhung der staatlichen Investitionsquote eine überbordende Staatsverschuldung in Kauf zu nehmen. Um nach dem Prinzip des „Josephspfennigs“ vorhersehbaren, utopischen Zinsbelastungen des Staatshaushaltes zu entkommen, werden die Zinsen für Staatspapiere auf Null gedrückt und die Inflation zur Entwertung der Gläubigeransprüche angekurbelt. Da auch bei Nullzinsen die Volkswirtschaften nicht zum Wachstumspfad nach Keynes’scher Theorie zurückfinden, richtet sich manche Hoffnung auf die Digitalisierung des Geldes, das dann nach Gesell zum „Schwundgeld“ umgewandelt und zur massenhaften Enteignung eingesetzt werden könnte.
Schon heute machen sich viele Politiker für eine „Finanztransaktionssteuer“ stark. Folgerichtig könnte in einer bargeldlosen Gesellschaft „unsoziales“ Verhalten mit einer „Konsumverweigerungssteuer“ belegt werden. Digitales Geld würde es möglich machen, jeden zu identifizieren, der durch seinen Konsumverzicht nicht zu weiterem Wachstum und nicht zur Steigerung von Beschäftigung zu Mindestlöhnen beiträgt.
„Die Freiheit der Bürger steht gegen die Interessenlagen der Banken und Regierungen. Die Kontrolle aller wirtschaftlichen Vorgänge mag nur am Rande ein Ziel sein,“ räumen die Autoren ein, „wird aber für das gesellschaftliche Leben eine entscheidende Rolle spielen.“
Die zwangsweise Abschaffung von Bargeld würden jedem Bürger letzte Wahlmöglichkeiten bezüglich des Einsatzes von Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmitteln nehmen. Die Alternative zum heutigen, Staatsgeldsystem wäre die freie Wahl von privaten wie auch öffentlichen Währungen, gleich, ob diese in Münzen geprägt oder – wie Bitcoin – digital codiert werden. Das Buch befriedigt den Leser nicht nur mit Antworten auf die vielen praktischen Fragen, sondern auch durch Antworten auf Fragen nach den hinter dem Abschaffungsvorhaben stehenden Theorien, die die Freiheit der Menschen bedrohen.
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FWW geht an Asset International
Von Dr. Oliver Everling | 2.Juni 2015
Die FWW Group, einer der führenden Spezialisten für Fondsdaten -Verarbeitung, -Veredelung und -Distribution in Deutschland, veräußert ihr operatives Geschäft mit Wirkung zum 31. Mai 2015 an das New Yorker Unternehmen Asset International, Inc. (AI), einen führenden Anbieter von Daten, Informationen und Marketinglösungen für die globale Vermögensverwaltungsbranche.
Gegenstand der Transaktion sind drei Tochterunternehmen der FWW Holding GmbH, die FWW Fundservices GmbH, die FWW Media GmbH sowie die FWW Systems GmbH. Die beiden Gründer der FWW Group, Frederik Garnies und Torsten Iben, werden den veräußerten Gesellschaften zunächst weiter als Geschäftsführer erhalten bleiben um sich anschließend neuen Tätigkeitsfeldern zuzuwenden. „Wir übergeben ein hervorragend aufgestelltes Haus. Dennoch: Ein global agierendes Unternehmen wie Asset International eröffnet unseren Kunden und Mitarbeitern neue Horizonte, die jenseits der bisherigen Möglichkeiten eines nationalen Mittelständlers liegen“, so Frederik Garnies. Torsten Iben erläutert: „Aus den intensiven Gesprächen mit Asset International wissen wir, dass wir unser Unternehmenswerk in verantwortungsvolle Hände geben. Gleichzeitig sind wir ausgesprochen zuversichtlich, dass beide Seiten stark von der Transaktion profitieren werden.“
Matthias Rothe, Geschäftsführer der FWW Fundservices GmbH, wird konkreter: „Durch die Unterstützung von Asset International haben die FWW-Unternehmen nun die Möglichkeit, ihre Dienstleistungen auch außerhalb der traditionellen Märkte anzubieten. Außerdem profitieren deutsche Kunden von den erstklassigen AI Produkten und Dienstleistungen, die wir nach und nach vorstellen werden.“
Der Betrieb und das gesamte Personal der veräußerten FWW-Unternehmen verbleiben am Standort München und werden als eigenständige Geschäftseinheit von Asset International fortgeführt. Ab September befinden sie sich dann unter der Leitung der Geschäftsführer Matthias Rothe, Marc Bonnet und Stephan Jakoubek. Rothe, Bonnet und Jakoubek werden an John Lee, Managing Director Europe, Asset International, berichten, der mit den FWW-Unternehmen eine weitere Übernahme nach der jüngst akquirierten Firma LiquidMetrix betreut.
„FWW wird uns helfen unsere Präsenz in Kontinentaleuropa zu erweitern, die uns zum Aufbau und zur Stärkung unserer Kundenbeziehungen dient „, sagt Jim Casella, Chairman und CEO von Asset International. Er fügt hinzu, „Mit den FWW Produkten und Dienstleistungen stellen wir die entscheidende Verbindung zwischen Fondsgesellschaften sowie deren Vertriebspartnern her, und wir glauben, dass AI in der Lage ist, diese Produkte weltweit für seine Kunden anzubieten.“
John Lee, Managing Director – Europe, Asset International, ergänzt: „FWW ist Marktführer für Fondsdaten in Deutschland mit exzellenten Kundenbeziehungen. Wir verfolgen ein weiteres Wachstum im FWW FundListing®-Geschäft neben der gleichzeitigen Erweiterung der FWW Dienstleistungen und Produkte durch die vollständige Palette der Analyse-Tools von AI.“
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VEDES gestärkt im Spielwarenmarkt
Von Dr. Oliver Everling | 1.Juni 2015
FERI EuroRating Services AG hat das Rating der Unternehmensanleihe der VEDES AG (WKN: A11QJA / ISIN: DE000A11QJA9) um eine Ratingnote auf „BB+“ herauf gestuft. Nach Ansicht von FERI hat das Unternehmen die Übernahme von Hoffmann Spielwaren GmbH & Co. KG und die damit verbundene Integration in das bestehende Geschäftsmodell bislang gut umgesetzt. Die Übernahme erfolgte Anfang 2014 im Rahmen eines Asset-Deals und dient in erster Linie der Erweiterung des Kundenstamms der VEDES AG sowie der Erzielung von Skaleneffekten und Kosteneinsparungen. VEDES konnte dadurch den Großhandelsumsatz von 52 Mio. EUR (2013) auf 127 Mio. EUR (2014) mehr als verdoppeln.
Zu Beginn des Jahres 2015 hat VEDES zudem eine strategische Kooperation im Bereich der Zentralregulierung mit der Bielefelder Mehrbranchenverbundgruppe EK/servicegroup begonnen. Im Rahmen der Kooperation bündeln beide Verbundgruppen sämtliche Einkaufs- und Vertriebsaktivitäten im Bereich Spielwaren bei VEDES in Nürnberg über das gemeinsame Joint-Venture, die ToyPartner VEDES/EK GmbH. Diese Kooperation hat für die VEDES-Mitglieder u. a. den Vorteil, dass sie über die ToyPartner VEDES/EK GmbH auf ein breiteres Warensortiment zugreifen können. Für die VEDES AG können aus dem Geschäftsbesorgungsvertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren zusätzliche deutliche Ertragsimpulse erwartet werden.
Nach FERI-Einschätzung hat das Unternehmen durch beide Schritte seine Position und Leistungsfähigkeit auf dem Spielwarenmarkt noch einmal erheblich gestärkt. Den im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich erhöhten Umsatz- und Ertragszahlen standen aber Einmalkosten aus der Übernahme der Hoffmann Spielwaren GmbH & Co. KG. gegenüber. Darüber hinaus haben sich aber auch durch die Übernahme des operativen Großhandelsgeschäftes einige Aufwandspositionen strukturell erhöht (vor allem Materialkosten und Personalaufwand). Insgesamt lag das Periodenergebnis 2014 für die VEDES AG mit -4.0 Mio. EUR jedoch im Plan, berichtet die Ratingagentur aus Bad Homburg.
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Digitale Spaltung Deutschlands
Von Dr. Oliver Everling | 27.Mai 2015
Mobile Banking spaltet die deutschen Bankkunden in überzeugte Nutzer oder aber besorgte Skeptiker, schreibt die IND-DiBa: Während Smartphone- und Tablet-Nutzer einen Mehrwert von Banking Apps feststellen, begründen Nicht-Nutzer ihre ablehnende Haltung vor allem mit Sicherheitsbedenken. Laut einer repräsentativen Umfrage von Ipsos im Auftrag der ING-DiBa nutzen 47 Prozent der Besitzer eines mobilen Geräts dieses für die Verwaltung ihrer Finanzen, 17 Prozent planen es für die kommenden Monate. Ein Drittel der Befragten (36 Prozent) lehnt die Nutzung bis auf weiteres ab.
Durch die Nutzung von Mobile Banking haben 43 Prozent mehr Kontrolle über ihre Finanzen, 23 Prozent verpassen keine Zahlungen auf ihrer Kontoübersicht und 20 Prozent zahlen ihre Rechnungen pünktlicher. Einige Bankkunden gaben auch an, mehr zu sparen und weniger häufig ihr Girokonto zu überziehen (Mehrfachnennungen waren möglich). Lediglich 23 Prozent stellten keinerlei Verhaltensänderungen durch das mobile Banking-Angebot fest.
Mangelndes Vertrauen in die Sicherheit ist der Hauptgrund auf Mobile Banking zu verzichten (70%), gefolgt von einem von den Kunden nicht gesehenen Mehrwert der mobilen Applikation (17%). Acht Prozent der „Verweigerer“ halten es schlichtweg für zu kompliziert.
Die in 14 weiteren Ländern durchgeführte Umfrage zeigt, dass die Sicherheitsbedenken bei Nicht-Nutzern in keinem anderen Land so stark ausgeprägt sind wie in Deutschland. Die Mobile Banking-Nutzungsrate liegt mit 47 Prozent im internationalen Mittelfeld. Führend sind die Türkei (65 Prozent), die USA (63 Prozent) sowie Spanien und die Niederlande (61 Prozent).
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Qualitätskriterien zur Wahl des Maklerhauses
Von Dr. Oliver Everling | 26.Mai 2015
Die FERI EuroRating Services AG hat die wichtigsten Kriterien identifiziert, auf die Käufer bzw. Verkäufer einer Immobilie bei der Auswahl eines geeigneten Maklers achten sollten. Die Marktkenntnis des Maklers steht dabei an erster Stelle. Der Internetauftritt des Maklerhauses und insbesondere die ausgewiesenen Referenzobjekte sollten daher genau unter die Lupe genommen werden. „Das Objekt des Auftraggebers muss zum vorhandenen Angebot des Maklers passen“, erklärt Dr. Felix Schindler, Senior Analyst Real Estate bei der FERI EuroRating Services. Auch sollte geprüft werden, ob das Maklerhaus Städteberichte und Studien zum lokalen Markt bzw. Marktsegment herausgibt. „Je detaillierter die zum relevanten Markt online zur Verfügung gestellten Informationen sind, desto größer ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Expertise des Maklers“, so Dr. Schindler weiter.
Die Erfahrungen des Maklerhauses sind ein weiteres wichtiges Kriterium bei der Maklerauswahl. Je länger ein Makler bereits am Markt aktiv ist und je mehr Abschlüsse er vorweisen kann, desto größer sind die Erfolgsaussichten für weitere Aufträge. „Die persönlichen Qualifikationen der Geschäftsführung und der einzelnen Mitarbeiter sind ebenfalls entscheidend“, erklärt Robin Haber, Senior Analyst Real Estate bei der FERI EuroRating Services.
Auftraggeber sollten auch auf die Professionalität des Maklers achten. Diese offenbart sich unter anderem beim Blick auf die Exposés, insbesondere bei einem geplanten Verkauf. „Ist die grafische Aufbereitung ansprechend, sind Fotos und Grundrisse enthalten und in guter Qualität? Ebenfalls relevant sind die aufgeführten Informationen“, so Dr. Schindler. In einem guten Exposé sollten darüber hinaus Objekt- und Lagebeschreibungen sowie Angaben zu Vergleichsmieten und Nebenkosten, zum Zustand von Küche und Bad sowie zur Sanierungssituation bzw. zu einem etwaigen Instandhaltungsrückstau enthalten sein. Letztlich bietet ein gutes Maklerhaus auch gewisse Zusatzleistungen wie die Vorbereitung des und die Begleitung zum Notartermin an.
Die Seriosität von Maklerhäusern kommt als weiteres wichtiges Auswahlkriterium hinzu. Als geeignetes Indiz hierfür nennen die FERI-Experten den Maklervertrag. Die Frage der Provision muss hierbei eindeutig geklärt sein, damit nicht mehrere Makler gleichzeitig provisionsberechtigt sind. Der Vertrag sollte auch eine Versicherung im Schadensfall oder bei einer Falschberatung beinhalten. „Grundsätzlich gilt: Je definierter und umfassender ein Vertragswerk ist, desto weniger böse Überraschungen drohen“, so Dr. Schindler. Mitgliedschaften in Maklerverbänden sind nicht per se ein Qualitätsmerkmal. Auftraggeber sollten hier prüfen, welche Zugangsvoraussetzungen der Makler für eine Mitgliedschaft erfüllen muss. „Wenn die Aufnahme mit gewissen Hürden oder Verpflichtungen verbunden ist, lässt sich daraus ein Qualitätsmerkmal ableiten“, erklärt Dr. Schindler.
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Erste China Focus Conference in Frankfurt
Von Dr. Oliver Everling | 26.Mai 2015
„Jeden Monat werden Unternehmen in Europa von chinesischen Unternehmen gekauft“, führt Ulrich Bierbaum, General Manager der Ratingagentur Dagong Europe Credit Rating in die „1st Dagong Euroope China Focus Conference“ ein. Er ist verantwortlich für die Geschäfte der von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA registrierten Ratingagentur mit Sitz in Mailand, Italien, die inzwichen vollständig in der Hand der chinesischen Muttergesellschaft liegt. Bierbaum gibt einen Einblick in das Interesse, das sich für China allein schon anhand der Besucherzahlen der Website von Dagong Europea im Internet zeigen lässt.
Bernd Meist, Managing Director der Bank of China Frankfurt Branch, berichtet in der „Dagong Europe China Focus Conference“ über die Entwicklung der finanziellen Beziehungen zwischen Deutschland und China. Allerdings habe ihm die rasch zugenommene Regulierung der Banken schon graue haare wachsen lassen, scherzt Meist.
Die Bank of China fungiert als der erste Renminbi Clearing Hub in Europa mit RMB Produkten und RMB Dienstleistungen. Damit etabliere sich die Bank of China las Brücke zwischen deutschen und chinesischen Unternehmen. Meist berichtet von Untersuchungen, nach denen viele deutsche Unternehmen die Möglichkeiten, die sich in China für sie eröffnen, noch nicht in ihre Unternehmensstrategien integriert haben.
Meist lobt die Zusammenarbeit mit seinen chinesischen Kollegen. „Oft öffnen mir diese die Augen für noch bessere Lösungen“, berichtet Meist aus der Praxis. Meist folgert daher nicht nur aus den volkswirtschaftlichen Daten, sondern auch aus seinen persönlichen Erfahrungen, dass der gegenseitige Respekt zum Nutzen beider Seiten bleiben wird. Meist heißt daher auch die chinesische Ratingagentur willkommen, die einen Beitrag zu den Beziehungen zwischen Deutschland und China leiste.
Guan Jianzhong, President von Dagong Europe sowie President und Chairman von Dagong Global, zeigt auf, wie Ratings eine Brücke für die Entwicklungen in Europa sein können. Die westlichen Theorien über Ratings seien in wichtigen Punkten falsch, daher sei eine neue Theorie benötigt. Die Finanzkrise von 2008 habe gezeigt, wie das Ratingsystem in den westlichen Staaten nicht in der Lage war, die Verantwortung zu übernehmen.
Die globalen Ratingagenturen haben das doppelte Ratingsystem übernommen. Guan zeigt auf, welche Fehler für die Krise verantwortlich waren. Eine neue Governance sei erforderlich. Russische, amerikanische und chinesische Ratingagenturen haben sich daher zusammengetan, um mit einem neuen System zu beginnen. Guan wirbt für Verständnis für die Notwendigkeit, im Rating umzudenken und mit einem neuen System zu beginnen.
Credit Rating erfordere, die Zusammenhänge zwischen Schuldnern zu verstehen. Das Ratingergebnis sei das Ergebnis der Theorie und der Beobachtungen, die in das Rating einfließen. „Wir haben daher zu den Wurzeln zu gehen“, fordert Guan. Ratingtheorie sei vielen fremd. Die „Zutaten“ seien vielen geheimnisvoll. Daher sei es nicht erstaunlich, wenn oft das Wissen fehle, Ratingentwicklungen angemessen zu beurteilen.
Die nächste Krise sei vorprogrammiert, wenn es nicht zu einem Umdenken komme. Die äußeren Phänomene der Krise seien verschwunden, aber die zugrundeliegenden Ideen seien unverändert. Man dürfe daher nicht zur Normalität übergehen, wenn nicht auch ein neues system installiert sei. Kreditbeziehungen seien eine Grundlagen menschlicher Beziehungen, von Bedeutung für die Menschheit insgesamt. Die Beudeutung eines angemessenen Ratingsystems sei daher nicht zu unterschätzen.
Studien zeigen nach Ansicht von Guan, dass die westlichen Ratingsysteme einer fundierten Theorie ermangeln. Die Ergebnisse seien in diesem Sinne daher „oberflächlich“. Wo keine fundierte Theorie vorhanden sein, könne es nicht zu einem tieferen Verständnis kommen. Einfach nur verbreitete Meinungen aufzugreifen, helfe nicht zu einem besseren Rating.
Guan greift die These an, dass die USA niemals zahlungsunfähig werden könnten. Die Länderratings seien die Obergrenzen für mögliche Ratings der Unternehmen in den jeweiligen Staaten. Die amerikanische Perspektive verletze daher den Anspruch der Objektivität. „Wir sprechen hier nicht von einer Ideologie. Länderratings dürfen nicht mit Unternehmensratings gleichzusetzen. Ausfallhäufigkeiten dürfen nicht mit Ausfallwahrscheinlichkeiten gleichgesetzt werden.“
Westliche Ratingideologie sei aber die treibende Kraft der Verbreitung von Ratings in den westlichen Ländern. Guan kommt auf das enorme Wachstum der Verschuldung in den USA in den letzten Jahrzehnten zu sprechen. Ratings würden durch die Medien kommuniziert, daher würden sie die Gedanken und Meinungen beeinflussen. Entsprechend tangieren Ratings die Kreditbeziehungen.
Guan betont, wie die von Unternehmen zukünftigen Leistungen nach entsprechenden Prämissen die Ratings beeinflussen. 2008 habe sich gezeigt, wie der Zusammenhang zwischen Krediten und Wirtschaftsleistung verloren ging. Die amerikanische Wirtschaft sei durch „virtuelle“ Kreditbeziehungen gekennzeichnet. Die Verlässlichkeit des Ratingsystems sei daher schwach und Blasenbildung unausweichlich.
Guan analysiert, dass bis 2007 ein unverhältnismäßig großer Anteil aller Kredite solchen Volkswirtschaften zuzuordnen waren, die AAA geratet wurden. Das Kreditvolumen stand aber nicht in einem angemessenen Zusamenhang zur Wirtschaftsleistung dieser Volkswirtschaften. Reichtum sei dadurch „produziert“ worden, dass Gläubiger neue Schuldner fanden. Guan prangert die schwerwiegenden Missverhältnisse an, die zwischen Verschuldung und Wirtschaftskraft besteht.
„Nach 2008 wurden die westlichen Ratingagenturen heftig kritisiert. Niemand habe aber sein Verhalten entsprechend geändert.“ Die Faktoren, die zum Zusammenbruch 2008 führten, sind nach Feststellung von Guan nach wie vor vorhanden.
Dagong habe sich daher der Entwicklung einer neuen Theorie des Ratings gewidmet. Dagong hat dazu vier Prinzipien entwickelt. Kreditbasierte Volkswirtschaften seien heute durch Widersprüche gekennzeichnet: Produktion und Kredit laufen auseinander, außerdem seien Kredite und Ratings auseinandergelaufen. Es müsse die Frage nach der Kreditkapazität gestellt werden.
Die „Seele des Systems“ sei die Profitabilität des Kreditnehmers. „Woher kommt aber diese Profitabilität?“ Guan fragt nach den Faktoren, die zur Beantwortung dieser Frage führen. Die Relation zwischen Verschuldung und Quellen der Rückzahlung sei zu analysieren. Guan meint zu sehen, dass in den westlichen Ratingsystemen die wahren Quellen der Fähigkeit von Schuldnern, ihre Kredite zurückzuzahlen, nicht erkannt werden.
„Die USA verlassen sich ganz auf den Bubble-Effekt, um Wachstum zu erreichen“, warnt Guan. Natürliches Wachstum sei so nicht zu erreichen, sondern nur astronomisch hohe Verschuldung. Die Profitabilität des Schuldners sei aber von zentraler Bedeutung. Guan spricht daher vom AAA-Rating Russlands. Alle realen Faktoren würden für Russland sprechen. „Alle amerikanische Agenturen verlassen sich dagegen auf sehr verzogenes Datenmaterial und schauen durch eine ideologische Brille auf Russland“, meint Guan und kritisiert, dass zu oft allein von der Vergangenheit auf die Zukunft von Ratings geschlossen werde. Es reiche nicht, Trends einfach fortzuschreiben.
Guan kommt auch auf Ratingsymbole zu sprechen. Diese müssten Vergleichbarkeit sicherstellen. Guan räumt ein, dass mansche Überlegungen theoretisch oder sehr komplex klingen mögen. Auch Basel stütze sich auf fehlerhafen Annahmen. „Einmal im Jahr eine Ausfallwahrscheinlichkeit zu berechnen, macht keinen Sinn“, greift Guan die Bürokraten an, die ohne tiefes theoretisches Fundament Banken die Verwendung interner Ratings vorschreiben.
Guan unterstreicht, dass zwar ständig von Ratings geredet werde, ohne sich aber mit den theoretischen Grundlagen zu befassen. „Wir sollten uns mehr Zeit nehmen, sich mit neuen Ratingideen zu befassen“, schließt Guan.
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Scope Vorstand um Dr. Stefan Bund erweitert
Von Dr. Oliver Everling | 21.Mai 2015
Dr. Stefan Bund, Chief Analytical Officer von Scope Ratings AG, wurde zusätzlich in den Vorstand der Berliner Ratingagentur berufen. Bund weist eine langjährige, internationale Erfahrung im Rating und der Analyse von Finanzinstrumenten mit Stationen in London, Tokio und New York auf. So arbeitete er mehr als acht Jahre bei Fitch Ratings in London. Bund unterrichtet auch regelmäßig als Dozent an internationalen Hochschulen zum Thema Rating und Finanzierung.
In seiner Funktion als Chief Analytical Officer verantwortet Bund das Rating und die Analyse in den vier Bereichen, in denen Scope Ratings bisher tätig ist: in der Bewertung von Banken, Unternehmensanleihen, strukturierten Finanzierungen und alternativen Investmentfonds (AIF).
Scope verfolgt den Anspruch, führend in der analytischen Qualität zu sein. Dabei berücksichtigt Scope dezidiert die Lehren aus der Finanzkrise, verbunden mit einem tiefgreifenden Verständnis für die Anforderungen von Investoren sowie den Besonderheiten europäischer Emittenten.
Ziel von Scope ist es, einen analytischen Mehrwert zu bieten, der über die reine Veröffentlichung von Ratingnoten hinausgeht. So beruht die Methodik von Scope darauf, die Analysten mit ihrer Erfahrung und ihrer Expertise in den Vordergrund zu stellen und den Investoren Prognosen über das künftige Verhalten von Finanzinstrumenten zu bieten. Dazu besteht das Analystenteam heute nicht nur aus Kreditanalysten, sondern ist um Investmentbanker und Aktienanalysten erweitert worden. Diese Vielfalt in den unterschiedlichen Sichtweisen der Analysten will Bund noch weiter vorantreiben. Mit dieser Ernennung erweitert Scope Ratings den Vorstand, dem seit August 2014 CEO Torsten Hinrichs vorsteht.
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Moody’s neue Agentur für öffentliche Emittenten
Von Dr. Oliver Everling | 21.Mai 2015
Moody’s Investors Service (Moody’s) gibt die Gründung einer neuen Gesellschaft, Moody’s Public Sector Europe (MPSE), bekannt. Diese neue Ratingagentur ist die erste ihrer Art in Europa, die sich gezielt an den wachsenden europäischen Markt für Schuldverschreibungen des öffentlichen Sektors richtet.
„MPSE vereint globale Reichweite mit maßgeschneiderten Dienstleistungen und lokalem Sachverstand unter Verwendung der rigorosen Ratingmethodiken von Moody’s zur Erteilung weltweit vergleichbarer Ratings. Mit seinem internationalen Team aus erfahrenen Branchenexperten wird MPSE transparente, unabhängige Kreditanalysen erstellen,“ heißt es in der Meldung von Moody’s, „sich dabei verstärkt auf emittentenspezifisches Research in der jeweiligen europäischen Landessprache konzentrieren und dadurch seine Meinungsführerschaft in Bezug auf bonitätsrelevante Entwicklungen in diesem Bereich unter Beweis stellen.“
Die Bemühungen des Deutschen Städtetags richteten sich bisher darauf, Bonitätsklassifizierungen durch Rating möglichst zu vermeiden und ein Ausscheren einzelner Kommunen oder öffentlicher Unternehmen zu verhindern. MPSE kündigt nun aber an, für einen zusätzlichen Fokus auf die besonderen Eigenschaften und Anforderungen öffentlicher Stellen zu sorgen. „Gleichzeitig können die weltweite Vergleichbarkeit und Anerkennung der von MPSE erteilten Ratings dazu beitragen,“ so Moody’s, „den öffentlichen Dienstleistern in Europa, wie regionale und kommunale Gebietskörperschaften, Universitäten, Kliniken und Wohnungsgesellschaften, ein breiteres Spektrum an Finanzierungsoptionen zu bieten und ihnen den Zugang zu den internationalen Fremdkapitalmärkten zu erleichtern.“
„Die Gründung von Moody’s Public Sector Europe ist Ausdruck unserer Verpflichtung, die Weiterentwicklung der öffentlichen Stellen in Europa zu fördern und ihren Zugang zu neuen Finanzierungsquellen zu verbreitern“, so Michel Madelain, President von Moody’s Investors Service.
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Erfolgsgeschichten im Spezialfondsmarkt
Von Dr. Oliver Everling | 20.Mai 2015
Zm Thema „Strukturen, Erfolgsgeschichten und Trends im deutschen Spezialfondsmarkt“ spricht auf der Jahrestagung Kapitalverwalter 2015 der WM Datenservice Clemens Schuerhoff, Vorstand der Kommalpha AG aus Hannover. Der Spezialfondsmarkt ist ein vergleichsweise intransparenter Markt, ist das deutlich größere Marktsegment im Vergleich zu Publikumsfonds und kann seit über 20 Jahren auf jährliche Nettozuflsse zurückblicken, bierchtet Schuerhoff.
Das Nettomittelaufkommen per Ende März 2015 summiere sich aschon auf 43,8 Mrd. €, während 2014 insgesamt 91 Mrd. € zu verzeichnen waren. Nach Schuerhoff sind bereits mehr als 1,3 Billionen € in Spezialfonds investiert, einem typisch deutschen Produkt. Schuerhoff stützt sich auf Zahlen der Deutschen Bundesbank.
„In den letzten Jahren verzeichnen immer noch auch Rentenfonds deutliche Zuwachsraten“, bemerkt Schuerhoff, der Spezialfonds nach Fondskategorien aufgliedert: Hedgefonds, Geldmarktfonds, Immobilienfonds, Dachfonds, Aktienfonds, gemischte Fonds, gemischte Wertpapierfonds, Rentenfonds und sonstige Fonds. Die Versicherungen sind die größte Anlegergruppen, gefolgt von nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften und Altersvorsorgeeinrichtungen. Ansonsten machen von Spezialfonds auch private Organisationen ohne Erwerbszweck, sonstige Finanzintermediäre, öffentliche und kirchliche Zusatzversorgungseinrichtungen, Sozialversicherungen, Gemeinden, Kredit- und Versicherungshilfsinstitutionen sowie Ausländer Gebrauch. Insbesondere Versicherungen gaben den Spezialfonds einen Wachtumsschub.
„Spezialfonds werden auch in Zukunft das beliebteste Vehikel für indirekte Kapitalanlagen institutioneller Investoren bleiben“, analysiert Schuerhoff. „Das Mittelaufkommen wird langfristig auf hohem Niveau bleiben.“ Die Kommalpha-Prognose beziffert das Marktvolumen für Spezialfonds auf zwei Billionen € in zehn Jahren.
„Kapitalgedeckte Altersvorsorge und Umschichtung von direkten in indirekte Anlagen sind die stärksten Treiber in der Zukunft“, glaubt Schuerhoff. „Das KAGB und die Einbeziehung von Sachwerten – Real Assets – als spezialfondsfähige Vermögensgegenstände produzieren zusätzlich Rückenwind für Spezialfonds. Die langfristigen Effekte der Vielzahl investoren- und anbieterseitiger Regulierungsvorhaben sind aktuell kaum greifbar und stellen eine große Herausforderung dar.“
Schuerhoff sieht voraus, dass sich die operationelle Praxis des Spezialfondsgeschäftes sowie Zusatzservices gemäß regulatorischer und technischer Möglichkeiten konstant weiterentwickeln werden.
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Credit Suisse wagt im digitalen Private Banking den Quantensprung
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 20.Mai 2015
Europas Banken stehen mitten im Transformationsprozess. Der Großteil der Institute ist durch die stärkeren regulatorischen Anforderungen und dem damit einhergehenden Profitabilitätsdruck gezwungen ihr Geschäftsmodell zum Teil massiv zu ändern. Da viele Institute noch damit beschäftigt sind ihre jüngere Vergangenheit aufzuarbeiten wurden Investitionen in die Digitalisierung des Geschäfts vernachlässigt. Mit ihrer neuen digitalen Initiative will die Credit Suisse nunmehr aufzeigen, dass die digitale Welt viele Möglichkeiten bietet, die Effizienz und Rentabilität in Segmenten wie dem Private Banking zu erhöhen. Denn anders als im Retailbanking, das durch die Vielzahl der neuen Wettbewerber im Zahlungsverkehr unter massiven Druck steht, gibt es in der gehobenen Vermögensverwaltung nur wenige Player die das Geschäftsmodell der Privatbanken bedrohen können. Denn im Geschäft mit der vermögenden Klientel geht es in erster Linie um persönliche Beziehungen.
„Digitalisierung zwingt Banken zur größten Transformation ihrer Geschichte“, sagt Holger Spielberg, Head of Innovation der Digital Private Bank der Credit Suisse auf der Konferenz zum Thema “Finanzdienstleister der nächsten Generation“, die im Mai zum fünften Mal vom Frankfurt School Verlag durchgeführt wurde. „Was Banken kennen wird künftig wenig relevant sein“, betont Spielberg. Seine Vision ist, dass Banking sich relevanter und mit hohem Maß an Vertrauen in das Leben seiner Kunden einbettet. Für die Banken bedeutet dies auch, klug in neue strategische Fähigkeiten wie Partnering zu investieren.
Um wirklich etwas zu bewegen, muss die ursprüngliche Vorangehensweise geändert werden. Das beginnt bereits beim Team, das die Digitale Private Banking-Unit mit Talenten aus anderen Bereichen der Bank sowie Industrien und Start-ups ergänzt. Spielberg selbst versucht die Impulse zu setzen, die auf seiner Erfahrung von 15 Jahren Silicon Valley beruhen. Die Transformation erfasst auch die Räumlichkeiten, um ein enges Zusammensitzen von Banker- und Entwickler-Team zu ermöglichen, wobei man auf positive Erfahrungen in ihrer Singapur-Location verweisen kann. Verändern will Spielberg auch die Art und Weise wie mit den Kunden kommuniziert werden soll. Rund 1.700 Finanzprodukte bietet die Schweizer Großbank an, wobei nur 18% der Relationship-Manager (RM`s) „einen fit mit dem Kunden haben“. Künftig soll der Kundenberater daher eine wichtigere Rolle spielen dessen Aufgaben sich jedoch ändern muss, um die Kundschaft effizienter bedienen zu können. Daher wird der Berater eher als eine Art Coach gesehen. Der RM mutiert quasi zum Life Coach, um alle Bedürfnisse des Kunden abzudecken zu können.
Für ihre neue digitale Private-Banking-Plattform hat die Credit Suisse Singapur als Testmarkt ausgewählt. Der asiatische Markt wurde deshalb ausgewählt weil dieser von der Kundenseite her schon sehr digital ist und das ganze Umfeld dort – was das digitale Verhalten angeht – sehr fortgeschritten ist. Der zweite Grund war, dass die Core-Banking-Plattform in den letzten Jahren renoviert wurde. Die Grundlagen, um ein neues digitales Angebot draufzustellen, waren dort bereits gegeben. Ferner gelte Asien als Wachstumsmarkt, wo die die Großbank präsent sein will. Laut Spielberg sollen 200 Mitarbeiter ein Jahr an der Entwicklung gearbeitet haben. Bis der erste User auf der Plattform war, habe es nur sechs Monate gedauert, bis zum eigentlichen „roll-out“ neun Monate. Die Schweizer Nutzer sollen im kommenden Jahr auf die neue Plattform zugreifen können. Für die Zeit nach 2020 sollen Innovation Labs in Zürich und im Silicon Valley entstehen. Von diesen Labs sollen auch Impulse ausgehen, dass Banking neu zu definieren. Mit der Digital Private Bank scheint die Credit Suisse am Beginn der Transformation ihres Bankgeschäfts zu stehen.
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