Scope übernimmt EU-anerkannte Ratingagentur PSR

Von Dr. Oliver Everling | 25.Januar 2012

Mit der vollständigen Übernahme der PSR Rating hat die Ratingagentur Scope das Geschäftsfeld Credit Rating als drittes strategisches Geschäftsfeld der Unternehmensgruppe aufgestellt. „Damit setzt Scope die Bedürfnisse seiner institutionellen Kunden um,“ heißt es dazu aus Berlin, „das Leistungsspektrum der Gruppe auf dem Anleihesektor auszubauen und abzurunden. Rund 900 institutionelle Kunden nutzen die Scope Analysesysteme bereits bei der Auswahl und der Prüfung sowie bei dem Monitoring und der Risikokontrolle von Investments. Gegenstand des Geschäftsfelds Credit Rating sind zum einen die Bewertung der Bonität von Unternehmen und der Ausfallrisiken von Unternehmensanleihen sowie das Rating von Covered und Structured Bonds.“

Mit den drei Geschäftsfeldern Investment Rating, Management Rating und Credit Rating, in denen aktuell Vermögenswerte im Volumen von über 1,2 Billionen Euro bewertet werden, ist Scope als führende von Banken und Rückversicherern unabhängige Ratingagentur in Europa aufgestellt. Das Unternehmen beschäftigt aktuell an den Standorten in Berlin, Frankfurt, im Raum Stuttgart, Amsterdam und Luxemburg 70 Mitarbeiter.

Die übernommene PSR Rating mit Sitz im Großraum Stuttgart ist auf die Analyse der wirtschaftlichen Stabilität und der Ausfallrisiken von deutschen mittelständischen Unternehmen mit dem Schwerpunkt Automobilindustrie spezialisiert. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen die Bonität von 80 Unternehmen mit einer Bilanzsumme von 22,7 Mrd. Euro bewertet. Innerhalb der Scope Group wird die PSR Rating GmbH künftig als Scope Credit Rating GmbH mit der Scope Holding als alleinige Gesellschafterin weitergeführt. Sie ist eine gemäß EU-Verordnung registrierte Europäische Rating Agentur. Geschäftsführer der Scope Credit Rating GmbH ist Thomas Morgenstern, der die Agentur bereits in den vergangenen fünf Jahren geführt hat.

„Scope wie auch PSR sind in ihren jeweiligen Geschäftsfeldern etablierte und renommierte Ratingagenturen. Beide zeichnen sich durch hohe Professionalität im Umgang mit Ratings aus und ergänzen sich in ihren Kernkompetenzen ideal“, bewertet Florian Schoeller, Chief Executive Officer der Scope Group die rückwirkend zum 1. Januar 2012 erfolgte Übernahme der PSR und ihre Eingliederung in die Scope Group. Beide Unternehmen blicken auf eine über 10-jährige Historie in ihren jeweiligen Segmenten zurück. „Durch die Übernahme erhalten wir Zugang zu großen, international agierenden institutionellen Investoren. In Zukunft werden wir unsere Stärken bei der Bewertung von Kreditrisiken auf einer wesentlich breiteren Plattform zum Einsatz bringen“, bewertet der Geschäftsführer der Scope Credit Rating, Thomas Morgenstern, die neu geschaffenen Perspektiven.

In der neuen Konstellation wird die Scope Credit Rating ihre Geschäftstätigkeit auf das gesamte mittelständische verarbeitende Gewerbe ausdehnen. „Vor allem mittelständische Unternehmen schließen ihre durch die Zurückhaltung der Banken entstehenden Finanzierungslücken mittels Begebung von Corporate Bonds“, so Florian Schoeller. „Bei Bondemissionen mittelgroßer Unternehmen greifen institutionelle Investoren nur zu, wenn Ratings als unabhängige Bonitätsprüfungen vorliegen.“ Darüber hinaus wird die Scope Credit Rating auch Covered Bonds bewerten. „Scope verfügt seit jeher über eine nachgewiesene Expertise in der Bewertung von Real Assets wie z.B. Immobilien. Damit haben wir eine starke Basis für das Rating von Bonds aufgebaut, die mit solchen Assets als Sicherheiten unterlegt sind“, so Schoeller.

Scope wird das bisherige und im Bereich des Investment Rating bewährte Geschäftsmodell auf den Bereich Credit Rating übertragen. Dem Unternehmensgrundsatz der Transparenz und Nachvollziehbarkeit folgend, werden die Credit Ratings grundsätzlich veröffentlicht. Im Unterschied zu Wettbewerbern fußt das Finanzierungsmodell der Scope Credit Rating vorrangig auf institutionellen Investoren und nicht ausschließlich auf Emittenten. Mit diesem Konzept stellt Scope die Unabhängigkeit und Objektivität der Ratings nachhaltig sicher.

Den Eintritt von Scope in das Geschäftsfeld Credit Rating bewertet Florian Schoeller als Initiative zur Belebung der europäischen Ratingkultur auf privatwirtschaftlicher Basis. Die Idee einer politisch motivierten europäischen Agentur, ob als Behörde oder in Form einer Stiftung, hält er für realitätsfremd. „Nicht alles, was politisch gewollt ist, wird am Finanzmarkt akzeptiert. Ein Rating, das eine ideologische Bewertungskomponente beinhaltet, verliert seinen Wirkungsgrad und wird die Kapitalströme nicht wesentlich beeinflussen können“, urteilt der CEO der Scope Group. Ratingagenturen, die Glaubwürdigkeit am Markt erlangen wollten, müssten flexibel auf neue Marktentwicklungen reagieren, ihre Bewertungsansätze ständig weiterentwickeln und in der Lage sein, Haftung zu übernehmen. Eine Ratingagentur, die wie eine Behörde aufgestellt sei, könne dies nicht leisten. Von den politischen und regulatorischen Instanzen Europas fordert Schoeller vielmehr, den geeigneten Rahmen für Wettbewerb im europäischen Ratingmarkt zu schaffen.

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Assekurata mit erster Finanzprüfung für Krankenkassen

Von Jian Ren | 23.Januar 2012

Die Schwenninger Krankenkasse erhält als erste gesetzliche Krankenkasse eine starke Beurteilung in der Assekurata-Finanzprüfung. Mit diesem neuen Bewertungsverfahren bietet Assekurata den Versicherten künftig eine verlässliche Aussage zur finanziellen Stabilität der Kassen.

Aufgrund fehlender Zahlungsfähigkeit mussten seit Sommer 2011 bereits zwei gesetzliche Krankenkassen schließen. Dies sorgte sowohl bei den knapp 300.000 direkt betroffenen Kunden als auch bei den übrigen Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für große Verunsicherung. „Viele befassten sich dabei nicht nur mit der finanziellen Situation ihrer eigenen Kasse, sondern auch mit der Frage, welche der zahlreichen gesetzlichen Kassen finanziell unbedenklich aufgestellt sind“, beschreibt Guido Leber, Bereichsleiter Analyse bei der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur GmbH, die Situation. „Aufgrund der hohen Intransparenz gibt es jedoch bislang wenig belastbare Informationen hierzu“, bemängelt er. Um diese Lücke zu schließen, hat Assekurata gemeinsam mit unterschiedlichen Marktteilnehmern eine Finanzprüfung für gesetzliche Krankenversicherer entwickelt.

Den Schwerpunkt der Analyse bilden Finanzkennzahlen, wie beispielsweise die Einnahmerendite. Um diese sachgerecht zu interpretieren, berücksichtigt Assekurata zusätzlich interne Informationen zur Unternehmensführung, der finanziellen Steuerung und dem Risikomanagement. Diese Themengebiete sind für die zukünftige Entwicklung einer Krankenkasse von besonderer Bedeutung und werden in dem Bewertungsbereich Management beurteilt. Darüber hinaus untersucht und bewertet Assekurata die Wachstumslage einer Kasse.

„Indem wir diese verschiedenen Dimensionen zusammenführen, ist es uns möglich, eine konkrete Aussage zur Finanzsituation einer Krankenkasse zu treffen“, erläutert Guido Leber das Verfahren. „Wir teilen die untersuchten Aspekte in die drei Kategorien stark, stabil und schwach ein. Dies ist leicht verständlich und ermöglicht einen schnellen Überblick über die Finanzlage einer Krankenkasse.“

Die Schwenninger Krankenkasse hat sich als erste gesetzliche Krankenkasse dieser Untersuchung gestellt. In der differenzierten Betrachtung bewertet Assekurata das Management der Kasse mit stark. Die Analysten heben besonders die professionelle Unternehmens­führung und die hohe Sensibilität für finanzielle Risiken hervor. Diese bilden nach Auffassung der Experten die Grundlage für die gute Ertrags- und Finanzsituation des Unternehmens, welche auf Basis der Kennzahlenanalyse ebenfalls in die höchste Bewertungs­kategorie eingestuft wird. Die beiden Vorstände Siegfried Gänsler und Thorsten Bröske haben ihr erfolgreiches Finanz­management bereits unter Beweis gestellt. Sie übernahmen die Führung, als sich die Kasse in einer schwierigen finanziellen Situation befand und brachten das Unternehmen in den vergangenen Jahren wieder in die Erfolgsspur. Während noch 2006 eine Überschuldung vorlag, verfügt die Schwenninger heute über eine überdurchschnittliche Finanzmittelausstattung. Zum Jahresende 2010 kann die Kasse ihre Ausgaben für 22,71 Tage aus vorhandenen Betriebsmitteln und Rücklagen decken, während der Marktdurchschnitt nur über Finanzmittel in Höhe von 12,27 Tagesausgaben verfügt.

Darüber hinaus zeichnet sich die Schwenninger durch eine stabile Wachstumssituation aus. Hier zeigt sich eine positive Entwicklung des Neugeschäfts, welche die Attraktivität der Kasse belegt. So konnte die Schwenninger ihren Versichertenbestand im Jahr 2010 um 0,73 % ausbauen, während der Gesamtmarkt schrumpfte (-0,39 %). „Im Gesamtergebnis bestätigt Assekurata der Schwenninger eine starke Finanzsituation“, fasst Guido Leber zusammen.

Außer der Schwenninger haben sich bereits weitere Kassen der Prüfung gestellt. „Die bisher positive Resonanz auf unsere Finanzprüfung zeigt uns, dass wir mit diesem Modell auf dem richtigen Weg sind, die Finanztransparenz im GKV-Markt zu fördern“, erläutert Guido Leber.

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European Rating Network im Aufbau

Von Dr. Oliver Everling | 23.Januar 2012

Die Creditreform Rating AG mit Sitz in Deutschland und die bulgarische BCRA Credit Rating Agency haben ein europäisches Ratingnetzwerk gegründet. Damit wollen die beiden Agenturen “einen schlagkräftigen Gegenpol zur Dominanz der US-amerikanischen Ratingagenturen schaffen und eine führende Rolle auf dem europäischen Ratingmarkt übernehmen”, so der Text einer gemeinsamen Presseerklärung der beiden anerkannten Agenturen.

Das „European Rating Network“ stehe europäischen Ratingagenturen offen, die sich erfolgreich der Zulassung durch die European Securities and Markets Authority (ESMA) gemäß EU-Verordnung 1060/2009 unterzogen haben und ebenfalls eine wichtige Position in europäischen Märkten einnehmen. Gespräche mit weiteren potenziellen Partnern werden bereits geführt, heißt es dazu aus Neuss, dem Sitz der Creditreform Rating AG.

Mit der Gründung des Netzwerks setzen die Agenturen das erklärte Ziel der Europäischen Union um, durch einen starken Anbieter aus Europa mehr Wettbewerb auf dem internationalen Ratingmarkt zu schaffen. “Die Netzwerkmitglieder bieten ab sofort europaweit die Durchführung von Ratings an und werden mit ihren auf europäische Besonderheiten abgestimmten Ratingansätzen künftig einen wichtigen Beitrag für eine höhere Qualität der Einschätzung von Kreditrisiken liefern.”

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Zwischen “information deficit” und “information overflow”

Von Dr. Oliver Everling | 22.Januar 2012

Abgesehen von den Nachteilen, die ein „information deficit“ bei externen Investoren erzeugen kann, ist es auch von Bedeutung zu wissen, dass eine „information overflow“ – also zu viel Informationen – auch dazu führen kann, dass der Investor „den Wald vor lauter Bäumen“ nicht sehen kann, schreibt Metehan Sen im Buch “Transparenzrating – Wege zur effizienten Analyse und Bewertung der Rechnungslegung von Unternehmen“ (herausgegeben von Dr. Oliver Everling, Peter Schaub und Rolf Stephan, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, www.gabler.de, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8349-3365-2).

Dies gelte insbesondere dann, führt Sen in seinem Artikel weiter aus, “wenn die Wettbewerber zielgerichtet und verwertbare Information liefern und das eigene Unternehmen Informationen produziert und liefert, die eine Bewertung des Unternehmens erschweren.” Metehan Sen ist Vorstandssprecher der Franconofurt AG (www.franconofurt.de) und dort zuständig für die Verantwortungsbereiche Finanzen, Investor Relations, Controlling und Steuern. In seinem Urteil stützt er sich auf Kapitalmarkterfahrung bei Sal. Oppenheim, Credit Suisse und Barclays BZW. Er ist außerdem Aufsichtsratsvorsitzender des Tochterunternehmens OperaOne AG.

Um überflüssige und unnütze Informationen zu vermeiden, ist nach Ansicht von Sen ein offener Dialog mit externen Investoren notwendig, der darauf abzielt, dass ein Anforderungskatalog an notwendigen Informationen definiert wird. “Zusätzliche Informationen außerhalb des Anforderungskatalogs machen nur dann Sinn,” so Sen, “wenn Investoren auf Rückfrage diese Informationen als nützlich betrachten.”

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Family Offices setzen auf Immobilien

Von Dr. Oliver Everling | 20.Januar 2012

Dr. Jürgen Schäfer von der CORESIS GmbH & Co. KGaA aus Bad Homburg stellt auf dem 22. Jahresauftaktkongress der Immobilienwirtschaft CIMMIT in Frankfurt am Main zwei „exquisite Vertreter der Vermögensverwalterbranche“ vor: Riflef von Schüssler von der Feri Wealth Management GmbH, Bad Homburg, und Jens Spudy von der Spudy & Co. Family Office GmbH, Hamburg.

„Nur um die 20 % der verwalteten Vrrmögen sind in Immobilien investiert, das ist viel zu wenig“, sagt von Schüssler. Spudy empfiehlt, 25 % bis 30 % des Vermögens in Immobilien anzulegen. „Man darf nicht nur das liquide Vermögen betrachten, sondern man muss auch alle anderen Assetklassen einbeziehen.“

Bei der Feri beschäftigen sich 20 Personen mit Immobilien. Von Schüssler hebt die Bedeutung des Researchs hervor, auf das sich das Feri Wealth Management stützen könne. „Da haben sich Experten zusammengefunden, die aus Wealth Management nicht eine One-Man-Show machen, sondern eine ganze Band darstellen.“

Von Schüssler erläutert, warum bei der Feri institutionelles Geschäft und Family Office Funktionen zusammengefasst sind. „Die privaten Familien haben inzwischen institutionelle Ansprüche“, berichtet von Schüssler. Die Wege gingen erst bei einzelnen rechtlichen Anforderungen auseinander.

Spudy weist darauf hin, dass die Renditeansprüche der „älteren Semester“ nicht mehr erfüllt werden können, wenn die Renditen insgesamt relativ niedrig seien. 4 % vor Kosten – das sei heute Realitität, wenn Risiken vermieden werden sollen.

Von Schüssler warnt davor, die Rendite in Asien zu suchen. Immobilien seien komplex. „Wenn zu spitz finanziert wird, muss nachgeschossen werden. Viele Mandanten suchen aber nur regelmäßige Einkünfte.“

Spudy spricht von der nachsten Generation, der Erbengeneration mit deutlichen Unterschieden zu ihrer Elterngeneration. „Das war der Grund, warum wir in unsere Immobilienfirma investiert haben. Die Expertise für die Immobiilen zu haben, das war unser Motiv dafür.“ Spudy weist auf die Bedeutung von Schnittstellen zum Family Office Reporting hin.

„Offene Immobilienfonds sind für uns kein Investment mehr“, sagt von Schüssler. Demgegenüber hebt Spudy hervor, relativ viel Geld bei KanAm investiert zu haben. „Mache aus ganz lang ganz kurz – das kann nicht funktionieren“, sagt Spudy und zeigt die Bedingungen auf, unter denen Investments in offene Immobilienfonds erfolgreich sein können. Bei Neuanlangen werden offene Immobilienfonds aber nicht mehr gekauft.

„Geschlossene Immobilienfonds sind bei professioneller Verwaltung eine gute Sache“, sagt von Schüssler. „Wir müssen aber sehr genau darauf achten, was in den geschlossenen Fonds stattfindet:“ Er berichtet von Fällen, in denen selbst einst gute Namen schließlich recht dilletantisch agiert hätten.

Spudy beobachtet bei „seinen“ Familien, dass der geschlossene Fonds dort oft nicht mehr gewünscht werde. „Noch lieber machen sie das alleine und schauen sich die Immobilie an und beurteilen, was an dieser gemacht werden könne.“

Schäfer kommt auf den offenen Immbiliendachfonds zu sprechen. So habe DJE Dr. Jens Erhardt großen Zulauf gehabt. Inzwischen scheine der Markt dafür tot. „Im besten Fall werden ein oder zwei übrig bleiben“, urteilt von Schüssler. „Ich sehe das ähnlich“, sagt Spudy, „man würde den Dachfonds viel zu teuer erwerben, denn man kann die enthaltenen Fonds viel günstiger an der Börse erwerben:“ Die Zukunft offener Immobilienfonds in Dachfonds sei daher begrenzt.

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Aktualität versus Vollständigkeit der Information

Von Dr. Oliver Everling | 19.Januar 2012

Der Erfolg eines Unternehmens ist eng an die Bedürfnisse verbundener Gruppen geknüpft. Im Rahmen des Stakeholder-Ansatzes sind Entscheidungen demzufolge nicht isoliert, sondern unter Berücksichtigung von unternehmensübergreifenden Interessen zu treffen, schreibt Andreas Dahmen in seinem Beitrag zum Buch “Transparenzrating – Wege zur effizienten Analyse und Bewertung der Rechnungslegung von Unternehmen“ (herausgegeben von Dr. Oliver Everling, Peter Schaub und Rolf Stephan, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, www.gabler.de, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8349-3365-2). Dahmen ist Vorstand der vwd group, vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste AG in Frankfurt am Main (www.vwd.com). Dahmen geht in seinem Beitrag speziell auf die Verhältnisse bei Fremdkapitalgebern, insbesondere Banken, sowie Anteilseigner ein.

Sofern Banken einem Antrag zur Fremdkapitalaufnahme zustimmen, sei davon auszugehen, dass vorangestellte Analysen die Werthaltigkeit ihres Engagements absichern. “Diese Analysen lassen sich typischerweise unter dem Begriff des internen Ratings zusammenfassen,” so Dahmen, “an dessen Ende die Beurteilung der Kreditwürdigkeit des Antragstellers steht. In erster Linie sind hierfür vom Bewertungsobjekt dem Kreditinstitut die erforderlichen Unterlagen, die eine valide Bewertung ermöglichen, vorzulegen.”

Während die Auswertung quantitativer Daten zur Vermögens- und Finanzlage des Unternehmens durch maschinelle Rechenschritte unterstützt werden, müssen qualitative Merkmale das vorläufige Ratingurteil ergänzen, schreibt Dahmen. Sofern in beiden Fällen ausschließlich die vom Unternehmen bereitgestellten Informationen verwendet werden, bestehe die Gefahr, unter anderem Mängel, zum Beispiel bei den Finanzkennzahlen, zu übernehmen und Unzulänglichkeiten in der Informationstiefe und -qualität nicht identifizieren zu können.

“Zunächst ist dies auf die Tatsache zurückzuführen,” analysiert Dahmen, “dass Banken von der Richtigkeit der ihnen vorgelegten Informationen ausgehen. Dass das Datenmaterial jedoch unpräzise oder unvollständig sein kann, lässt sich auf unterschiedliche Gründe zurückführen.” Neben den durch fehlende Ressourcen oder fehlende adäquaten Planungs- und Kontrollsystemen hervorgerufenen Mängeln, sei auch die vom Unternehmen bewusst gewählte Qualität und Quantität der bereitgestellten Informationen als mögliche Ursache in Betracht zu ziehen.

In Bezug auf das Verhältnis zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer wirke sich dieses Verhalten unweigerlich negativ auf die gemeinsame Vertrauensbasis aus. Es sei eine Kombination aus der Aktualität der vorgelegten Informationen sowie ihrer Vollständigkeit und Transparenz, welche die Beziehung zwischen den beiden Parteien maßgeblich bestimmt. “Ungeachtet der Integrität des Geschäftspartners und des Vertrauens in selbigen, ergänzen Banken ihren Informationszufluss jedoch durch Eigenrecherche und, sofern vorhanden, möglicherweise auch durch Analysen Dritter. Innerhalb von Interviews und Managementgesprächen werden vertrauliche Informationen erhoben, die anschließend in das Rating miteinbezogen werden.” Darüber hinaus könne eine Börsennotierung aufgrund der einhergehenden Publizitätspflichten, dem Kreditinstitut die Plausibilisierung der erhaltenen Informationen erleichtern, schreibt Dahmen und geht darauf in seinem Beitrag zum Buch “Transparenzrating” ausführlicher ein.

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Lebenszyklus-orientierte Lösungen aus einer Hand

Von Dr. Oliver Everling | 19.Januar 2012

Klaus Raps beklagt die mangelnde Berücksichtigung des Lebenszyklusgedankens in der Immobilienwirtschaft. Klaus Raps ist Mitglied des Vorstands der Bilfinger Berger SE und spricht auf der CIMMIT 20012 in Frankfurt am Main. Die Immobilienwirtschaft beeinflusst auch eine Reihe von Megtrends: Steigende Energiepreise, steigender CO2-Ausstoß, Verknappung von Ressourcen und neue rechtliche Rahmenbedingungen. Raps: „Nachhaltige Immobilien nehmen eine zentrale Rolle beim Klimaschutz ein. Weltweit wird die Nachhaltigkeit von Gebäuden mit Hilfe von Zertifizierungen belegt und somit ein ‚GREEN‘ Image geschaffen.

Für Investoren steht im Mittelpunkt des Nachhaltigkeitstrends bei Immobilien jedcoch primär die Wertschaffung und Kostensenkung. Nachhaltigkeit bedeutet für Raps: Senkung der Bewirtschaftungskosten, Wertsteigerung und Senkung der Energiekosten rund um eine Betrachtung der Immobilie über den gesamten Lebenszyklus. In der immobilienwirtschaft sei die langfristige Kostenbetrachtung von besonders großer Bedeutung dank „zweiter Miete“. Rund drei Viertel der Lebenszykluskosten bestünden aus Betriebskosten, so Raps, und nur ein Viertel aus Baukosten. Energiesimulationen seien hierbei ein wertvolles Tool zur Prognose von Energieverbräuhen. Dazu wird die Liegenschaft in Zonen eingeteilt und das Gebäude real abgebildet mit Bauteilen und Fenstern, Verschattungen, Nutzerverhalten und TGA sowie genauer Energiebedarfsrechnung.

Die interne Navision-Datenbank von Bilfinger Berger umfasse Kosten- und Verbrauchsbenchmarks von mehr als 6.600 Liegenschaften. Seit 10 Jahren seien die Kennzahlen im Einsatz für 2.300 User und für über 6.600 Liegenschaften in Deutschland, Östereich, Schweiz, Spanien und Luxemburg. Ein zentrales System erlaube den Zugriff in jeder Region und bei jedem Standort mit monatlich ca. 20.000 wiederkehrenden und 21.000 ereignisorientierten Einzelaufträgen. Zu den Funktionen zählen Stammdatenverwaltung, Angebotswesen, Auftragswesen, Kapazitätsplanung, Einkauf (Bestellwesen), Bonus/Malus Funktion, Verkauf, Berichtswesen, Leistungscontrolling und Dokumentation.

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In Deutschland zum Glück

Von Dr. Oliver Everling | 19.Januar 2012

„2011 war ein gutes Jahr für die deutsche Immobilienwirtschaft“, berichtet Andreas Quint, Head of Corporate Finance EMEA von Jones Lang LaSalle GmbH, auf dem 22. IIR Jahresauftaktkongress der Immobilienwirtschaft CIMMIT 2012 in Frankfurt am Main. Seit Herbst 2011 zeigt sich aber eine Abschwächung aller Vertrauensindikatoren in Europa, obwohl es keine wirklich wesentlich neuen Fakten gebe.

Die Verbraucherstimmung in Deutschland trotze der Wirtschaftskrise: Individuelle Einkommenserwartungen, Konsumpläne und Stimmungen seien immer noch gut. Die meisten Menschen würden zwar eine Krise befürchten, aber nicht für sich selbst. „Dazu passen die harten Fakten“, sagt Quint mit Blick auf BIP und Arbeitslosenquote,denn diese gehe in Deutschland ständig zurück. Die Arbeitslosenquote sei eine der wichtigsten Kennziffern zur Beurteilung des Bedarfs an Büroimmobilien.

„Aus unserer Sicht spricht nichts dagegen, dass 2012 ähnlich stark wird wie 2011″, unterstreicht Quint. Der Anteil der Einzelhandelsimmobilien bei den Immobilientransaktionen sei so hoch wei noch nie. Darunter schlagen Shopping Center mit 45 % zu Buche, gefolgt von Geschäfts- und Warenhäusern mit 31 %. 2010 und 2011 wurden zusammen rund 11 Mrd. € in einzelhandelsgenutzten Immobilien außerhalb der BIG 7 investiert.

„In Deutschland gibt es 695 Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern. Mögliche Investitionsstandorte lassen sich u.a. identifizieren durch die Anzahl der Einwohner und Prognose der Bevölkerungsentwicklung, Transaktionsvolumen und -anzahl auf dem Investmentmarkt, Verhältnis des Mietpreises zur Passantenfrequenz, Beschäftigungsentwicklung im Handel, Gästeankünfte und 15 weitere Indikatoren“, listet Quint auf.

Die Nachfrage nach „Core“ drücke insbesondere bei Büroimmobilien die Renditen. Die Schere zwischen „Prime-“ und „Secondary-„Renditen öffne sich wieder, jenach Lage- und Objektqualität auf 80 bis 200 Basispunkte. „Risikovermeidung bestimmt das Handeln aller Akteure“, so der Ausblick von Quint auf 2012 und fasst zusammen: Die Renditelücke zu „secondary“ öffent sich wieder; der Nachfrageüberhang für „Prime“ und „Core“ bleibt; moderate Wertzuwächse sind nur im Spitzensegment zu erwarten; der Einzehandel steht weiter im Fokus; Vermietungsaktivitäten gehen leicht zurück; Refurbishments und Developments rücken mehr in den Blickpunkt. Quint: „Deutschland bleibt für ausländische Investoren attraktiv. Relativ gesehen können wir uns freuen, dass wir im ‚deutschen Haus‘ aktiv sind.“

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Steigende Immobilienpreise, dann Immobilienblase

Von Dr. Oliver Everling | 19.Januar 2012

In den letzten dreißig Jahren gab es etwa genauso viele Jahre, in denen der Immobilienindex über oder unter der Inflationsrate lag. Konkrete Daten dazu stellt Hartmut Bulwien von der BulwienGesa AG aus München auf der CIMMIT, vor dem 22. Jahresauftaktkongress der Immobilienwirtschaft in Frankfurt am Main. Ein differenziertes Bild ergibt sich erst bei Betrachtung der verschiedenen Immobilienarten wie Wohn- oder Gewerbeimmobilien. Mit diesen und weiteren Bemerkungen führt Bulwien in die Podiumsdiskussion mit Stefan Brendgen von der Allianz Real Estate Germany GmbH aus Frankfurt am Main und Stefan Schilbe von HSBC Trinkaus aus Düsseldorf ein, moderiert von Dr. Georg Allendorf von der RREEF Management GmbH aus Frankfurt am Main.

Schilbe geht auf die Frage ein, wie die Eurostabilität die Immobilienbranche beeinflusst. „Die Konjunkturrisiken nehmen rapide zu“, sagt Schilbe. Die Frühindikatoren zeichnen für die Eurozone ein düsteres Bild. „Gemeinsam gen Süden“, zeigt Schilbe die Tendenz auf seinem Diagramm vom Economic sentiment indicator der EU-Kommission an. Auch Deutschland befinde sich im Abschwung. Die Exporterwartungen fallen spürbar zurück, so dass die Schuldenkrise auch bei den Unternehmen ankomme. „Das Drama in der Peripherie nimmt kein Ende“, so Schilbe und lenkt den Blick auf die Arbeitslosenquoten, die nicht nur in Griechenland in den Höhe schnellen.

Das Problem der Ungleichgewichte sei nicht gelöst. Auch in Deutschland dürfe die Dynamik am Arbeitsmarkt auslaufen, jedoch halte sich die Konsumstimmung in Deutschland ausgezeichnet, urteilt der Volkswirt. Reale Hypothekenzinsen sind auf sehr niedrigem Niveau. Die Banken der Eurozone planen unterdessen restriktivere Kreditstandards: Noch sei die Kreditklemme nicht wirksam, aber das Risiko steige. In Deutschland sei eine Kreditklemme nicht in Sicht, „Die Immobilienpreise steigen an“, so das Fazit von Schilbe, Chefvolkswirt, Direktor und Leiter Treasury Research bei der HSBC Trinkaus & Burkhardt AG.

Mehr  als 90 % der Teilnehmer der CIMMIT glauben an weiter steigende Immobilienpreise.Alarmiernede gut 50 % davon gehen aberzugleich davon aus, dass es zu einer Immobilienblase kommen wird, so das Ergebenis der Befragungsaktion unter den mehr als 100 versammelten Experten: Interessant auch die Wirkung des Kongresses, denn das Votum fiel nach der Diskussionsrunde noch deutlicher aus als vorher.

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Bertelsmann Stiftung denkt über Länderrating nach

Von Dr. Oliver Everling | 17.Januar 2012

„Deutsche Stiftung will mit internationalen Experten neues Modell für Finanz-Ratingagenturen erarbeiten“ – so die Schlagzeile der Pressemeldung der Bertelsmann Stiftung. Ziel sei eine unabhängige Non-Profit-Agentur mit transparenten Kriterien.

Zur Begründung sagte Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung: „Die Eurokrise hat gezeigt, dass die bestehenden Ratingagenturen Akzeptanzdefizite aufweisen. Den Agenturen mangelt es an Legitimität und Transparenz, und ihre Kriterien zur Bewertung von Ländern sind zu eng gefasst.“ Um vor allem die Unabhängigkeit und Akzeptanz dieser neuen Ratingagentur zu erhöhen, soll sie als Non-Profit-Institution operieren. Die von ihr erarbeiteten Länder-Ratings sollen dabei – neben den klassischen Kennzahlen zur Wirtschafts- und Finanzkraft – weitere Kriterien umfassen, die die politischen Gestaltungsleistungen mit Blick auf Reformbereitschaft und Umsetzungsfähigkeit von Regierungen messen.

Der Offenlegung von Bewertungskriterien, der Transparenz und Nachvollziehbarkeit von qualitativen Bewertungen und der Verfügbarkeit aller zu Rate gezogenen Daten und Informationen kommt dabei nach Auffassung der Stiftung entscheidende Bedeutung zu. Politische Bewertungen würden auch von den klassischen Ratingagenturen vorgenommen, allerdings oft auf Grundlage schwer nachvollziehbarer Informationen.

Angesichts der weitreichenden Kritik an der Arbeit der internationalen Finanz-Ratingagenturen hat vor diesem Hintergrund die deutsche Bertelsmann Stiftung die zügige Entwicklung eines Modells für eine Non-Profit-Ratingagentur angekündigt. Mit einem Kreis internationaler Experten will sie dazu in den kommenden Monaten eine Studie für eine neue Agentur erarbeiten, die sich ausschließlich auf die Bewertung von Staaten konzentrieren soll.

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