Feri sieht Beschäftigungsprognose skeptischer

Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2010

Die Ergebnisse des Feri-Ansatzes im Branchenrating gelten jeweils für gesamte Branchen, nicht nur für Marktausschnitte, betont Dr. Eberhard Weiß, Vorstand der Feri EuroRating Services AG in Bad Homburg (http://www.feri.de/). Weiß sprach zum Thema „Kreditausfallraten nach Branchen – was kommt auf die Banken noch zu?“ unter der Moderation von Dr. Udo A. Zietsch der avocado rechtsanwälte (http://www.avocado-law.com/) im MontagsMeeting des Europäischen Finanz Forums (http://www.eff.de/) in Frankfurt am Main.

Die Ergebnisse basieren auf Fundamentalanalyse, d.h. auf ausführlicher und detaillierter Branchenprognose. Es handelt sich nicht um eine (vergangenheitsorientierte) bloße Trendfortschreibung. Die Insolvenzzahlen z. B. decken nur einen kleineren Teil der Kreditausfälle ab und sind daher nicht aussagekräftig. Das Feri-Konzept trägt dem dynamischen Entwicklungsprozess Rechnung, dem die PDs im Zeitverlauf unterliegen. Es erfolgt keine statische Einordnung der Kreditnehmer in Ratingklassen. Die hohe Signifikanz der Ergebnisse ergibt sich durch Verwendung aktueller Prognosen. Vierteljährliche Aktualisierungen der Prognosen sind die Regel, so dass jederzeit sinnvolle und zuverlässige Ergebnisse abrufbar sind.

Die meisten Nutzer des Feri Branchenratings finden sich in der Kreditwirtschaft. Im Kreditrisikomanagement dient das Rating der Steuerung des Kreditportfolios nach spezifischen Branchenrisiken. Zur Vermeidung bzw. für das aktive Steuern von (Branchen-) Konzentrationsrisiken (MARisk) sind Branchenratings ebenso geeignet wie für die Kalkulation von Rückstellungen für erwartete Kreditwertberichtigungen, zeigt Weiß als Beispiele für die vielfältigen Nutzenaspekte auf.

Die Welt nach der Rezession ist durch eine gefährdete Erholung gekennzeichnet. Das Ende der Konjunkturprogramme, die Straffung der Geldpolitik und eine restriktivere Kreditvergabe betreffen Industrieländer wie auch „Rising Countries“. Die direkten Folgen der Wirtschaftskrise sind im schwachen privaten Verbrauch (wegen Arbeitslosigkeit, Wohlstandsverluste) sowie in der schwachen Investitionstätigkeit (wegen Überkapazitäten, Liquiditätseinschränkungen) zu suchen. Weiß warnt vor den langfristigen Folgen der öffentlichen Verschuldung: Die Sanierung der öffentlichen Haushalte (Ausgabenkürzungen, Steuererhöhungen) sind dann ebenso unvermeidbar wie Inflationsgefahren.

„Wir sehen die Beschäftigung etwas skeptischer“, sagt Weiß. Die Kurzarbeit habe einiges gerettet, jedoch werde ein weiterer Rückgang kaum vermeidbar sein. Daher werde auch der private Verbrauch weiter belastet. „Im Baugewerbe läuft nichts“, bringt Weiß die Situation auf den Punkt, daher würden die Ausfallraten in der Branche wieder steigen, wenn die Konjunkturprogramme auslaufen. In anderen Branchen würden sich die Ausfallraten dagegen eher stabilisieren, so die Erwartung der Ratingagentur. Weiß gibt detaillierte Informationen zu einzelnen Branchenperspektiven.

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Deutsch-Schweizer Certified Rating Analyst

Von Dr. Oliver Everling | 10.Mai 2010

Die beiden größten Anbieter universitärer Rating-Ausbildungen, das Schweizerische Institut für Banken und Finanzen der Universität St. Gallen und das Zentrum für Weiterbildung und Wissenstransfer (ZWW) der Universität Augsburg, bieten erstmals gemeinsam den Zertifikatskurs Certified Rating Analyst an. Nach Abschluss des 19-tägigen Ausbildungsprogramms erhalten die Teilnehmer ein Schweizer-deutsches Doppelzertifikat. Start des neuen Ausbildungsprogramms ist der 17. Juni 2010.

Sowohl das Schweizerische Institut für Banken und Finanzen als auch das ZWW können auf eine jahrelange Erfahrung in der Rating-Ausbildung zurückblicken. Durch die vielversprechende Kooperation, in deren Rahmen der Zertifikatskurs Certified Rating Analyst stattfindet, profitieren die Teilnehmer deshalb gleich von zwei erstklassigen Weiterbildungsanbietern und erhalten ein universitäres Doppelzertifikat (http://www.zww.uni-augsburg.de/rating/).

Der Zertifikatskurs Certified Rating Analyst, der sich an Personen mit einer beruflichen Tätigkeit im Rating- und Finanzierungsumfeld wendet, besteht aus fünf aufeinander aufbauenden Modulen, die auch einzeln belegt werden können. Dabei werden die Teilnehmer zehn Kurstage am ZWW der Universität Augsburg und neun am Schweizerischen Institut für Banken und Finanzen der Universität St. Gallen absolvieren. Der Schwerpunkt der Module liegt auf der Vermittlung von ratingspezifischem Wissen und dessen praktischer Anwendung. Jedoch kommen auch die für das Unternehmensrating notwendigen allgemeinen Grundlagen in Volks- und Betriebswirtschaft sowie rechtliche Grundlagen nicht zu kurz.

Bei erfolgreich bestandener Zertifikatsprüfung erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat der Universität St. Gallen und der Universität Augsburg, mit dem sie über einen anerkannten Nachweis ihrer fachlichen Kompetenzen verfügen. Die Gebühr für die Teilnahme an allen Modulen inklusive Seminarunterlagen sowie Pausensnacks und Getränken beträgt nach Angaben der Veranstalter 8.500 € bzw. 12.750 CHF.

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Mit Rating zur Finanzstabilität in Europa

Von Dr. Oliver Everling | 7.Mai 2010

Die Aufweichung der Stabilitätskriterien der Europäischen Währungsunion unter der rot-grünen Bundesregierung war in Deutschland ein entscheidender Fehler, in dessen Folge letztendlich der Euro in Gefahr geraten ist. Nun ist eine effektivere Überwachung der Haushalts- und Finanzpolitiken der Mitgliedsstaaten durch unabhängige europäische Institutionen notwendig geworden. Kern der Präventionsmaßnahmen ist die Stärkung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes.

Die Sanktionen gegen Sünder müssen beispielsweise mit der Sperrung von EU-Zahlungen und der Suspendierung der Stimmrechte verschärft werden, heißt es in einem Papier der FDP im Deutschen Bundestag. „Sanktionen sollen soweit möglich automatisch ausgelöst werden,“ so die Forderung der Liberalen, „die politische Einflussnahme gegen Sanktionen soll begrenzt werden.“ Für den Fall der drohenden Zahlungsunfähigkeit muss die geordnete Insolvenz eines Euro-Staates möglich sein, bei der die Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten müssen (Umschuldung).

Die aktuelle Krise hat verdeutlicht, dass im Finanzmarktsystem Änderungen dringend erforderlich sind, um dessen Krisenresistenz zu stärken. Vor allem Spekulationen gegen einzelne Länder und Währungen müssen zukünftig unterbunden werden. Kein Finanzmarkt und kein Finanzmarktprodukt dürfen ohne Regulierung, Aufsicht und Haftung bleiben.

Mit der Schaffung einer unabhängigen europäischen Ratingagentur und der Regulierung bestehender Ratingagenturen sollen Ratings vollständig transparent gemacht werden. Damit soll beispielsweisekünftig ausgeschlossen werden, dass Beraten und Bewerten in einer Hand liegen.

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Destabilisierendes „Währungsunion-Finanzstabilitätsgesetz“

Von Dr. Oliver Everling | 7.Mai 2010

Was am 7. Mai 2010 vom Bundesratg und im Deutschen Bundestag in 2./3. Lesung über das Währungsunion-Finanzstabilitätsgesetz (WFStG) beschlossen und von Bundespräsident Horst Köhler bereits unterzeichnet wurde, ist zwar ein Hilfsprogramm für Griechenland. Die darin zum Ausdruck kommende Absicht Deutschlands ist nicht grundsätzlich zu verurteilen, mit diesem Gesetz einen Beitrag dazu leisten, die Zahlungsfähigkeit eines Mitgliedsstaates der EU zu erhalten. Fraglich erscheint aber, ob die Stabilität der Europäischen Währungsunion als Ganzes auf diese Weise zu wahren ist. „Der EURO ist das Symbol der Europäischen Einigung“, heißt es dazu aus dem Bundesministerium der Finanzen, „und somit viel mehr als eine gemeinsame Währung. Zusammen mit der Stabilität des Euro wird auch die europäische Idee schlechthin verteidigt.“

Mit den von den Ratingagenturen erwarteten und nun umgesetzten Unterstützungsmaßnahmen wird genau das weiter gefördert, was angeblich bekämpft werden soll: Die zügellosen Spekulationen über staatliche Eingriffe zur Stützung der Bonität von Emittenten, Banken und ganzen Staaten. Das Rating von Staatspapieren koppelt sich immer weiter von fundamentalen Daten ab, da aus den wirtschaftlichen, politischen, sozialen und weiteren Indikatoren des betreffenden Landes nicht mehr auf die Zahlungsfähigkeit geschlossen werden kann. Die genaue Kenntnis der Zahlungsbilanzen, Handelsbilanzen und Währungsreserven trägt unter den Bedingungen des WFStG kaum noch zur Prognose der Wahrscheinlichkeit bei, dass ein EU-Staat seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen vermag. Rating gerät dann zur Spekulation darüber, mit welcher Wahrscheinlichkeit Finanzminister bereit sind, ihre Kollegen in Nachbarländern zu stützen und in ihren Ämtern zu halten.

Das „Finanzstabilitätsgesetz“ destabilisiert die Währungsunion, da es den wichtigsten Konsens einer stabilen Währung in Frage stellt. Die Zahlungsfähigkeit der Europäischen Zentralbank für in Euro denominierten Verbindlichkeiten erreicht die Bestnote AAA unabhängig davon, ob einzelne Schuldner innerhalb des Eurowährungsraumes in Zahlungsschwierigkeiten geraten, denn die Zentralbank kann stets ihr eigenes Geld schöpfen. Um die Wertstabilität einer Währung zu sichern, bedarf es nicht der Rettung von Politikern, die mit immer neuen Wahlgeschenken auf Stimmenfang gehen, statt die staatlichen Funktionen verantwortungsvoll auf ihren Kern zu beschränken.

„Die Vereinbarungen vom 11. Februar, 25. März und 11. April 2010 der Staats- und Regierungschefs und der Finanzminister des Euro-Raumes zerstören diese Solidarität und brechen die gemeinsamen Regeln“, urteilt Frank Schäffler von der FDP im Deutschen Bundestag. Kerngedanke des Stabilitätspaktes war es, die Regierungen auf eine solide Haushalts- und Finanzpolitik zu verpflichten, indem jeder Staat eigenverantwortlich Einnahmen und Ausgaben in ein ausgewogenes Verhältnis bringt. Dieser Konsens ist durch das WFStG in Frage gestellt. Die Bezeichnung „Währungsunion-Finanzstabilitätsgesetz“ ist ein gefährlicher Euphemismus, mit dem sowohl die keimende Destabilisierung als auch die Tragweite des Gesetzes verbrämt werden, denn das Gesetz wirkt nicht in erster Linie auf die Währungsunion, sondern auf die Haushaltspolitik von Staaten.

„Nicht die Spekulanten sind das Problem,“ sagt Schäffler, „sondern der Bail-Out ist das Problem. Nur durch den Bail-Out lohnt es sich für Geschäftsbanken, griechische Anleihen zu kaufen, weil diese dann wissen, dass dieses Geschäftsmodell nicht zusammenbrechen kann. Das pervertiert die marktwirtschaftliche Ordnung und es setzt Anreize für einzelne Staaten, sich weiter zu verschulden.“ Das Währungsunion-Finanzstabilitätsgesetz ist ein Geschenk für solche Spekulanten aus Banken, Versicherungen und anderen, die zu Wertberichtigungen ihrer Anlagen gezwungen gewesen wären. Im Kern enthält es eine Umverteilung vom Steuerzahler zu den Spekulanten, die bei fallenden Kursen griechische Staatspapiere aufkauften und nun Kursgewinne realisieren dürfen. Ein internationales Insolvenzrecht für Staaten gibt es nicht, im Unterschied zu Privatunternehmen werden Staaten nicht aufgrund ihrer Zahlungsunfähigkeit aufgelöst; nur würden Spekulanten eben ihre erhofften Gewinne nicht realisieren können, wenn der Staat die Zahlungen auf seine Papiere einstellt.

Nur durch die Staatsverschuldung wird Bürgern die Illusion vermittelt, der Staat brauche sich nicht auf seine Kernfunktionen zu beschränken, sondern könne auch eine Vielzahl sonstiger Wohltaten übernehmen, die dem Bürger das Geld nicht wert wären, wenn er sie selbst bezahlen müsste. Nur wer die Konsequenzen seiner Misswirtschaft nicht selbst zu tragen hat, braucht sich über sein Rating keine Gedanken zu machen. „Nach Artikel 125 AEUV haften weder die Union noch einzelne Mitgliedsstaaten für Verbindlichkeiten eines Mitgliedsstaates und treten auch nicht für dessen Verbindlichkeiten ein. Ein Bail-Out Griechenlands“, stellt Schäffler fest, „widerspricht dieser Klausel. Er widerspricht der Stabilitätsorientierung des Euros.“

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Vermögensverwalter im Rating

Von Dr. Oliver Everling | 7.Mai 2010

Die Informations- und Networkingplattform für vermögende Privatkunden MyPrivateBanking.com eröffnet ein Büro in Frankfurt und baut die Online- und Researchangebote für Deutschland aus. Das Schweizer Unternehmen mit Hauptsitzsitz bei Zürich bietet neu eine deutschsprachige Website sowie Studien und Leitfäden zur Vermögensverwaltung mit Fokus auf Deutschland an. Desweiteren wurden die Informationsangebote und Kundenbewertungen zu Anbietern in Deutschland stark ausgebaut.

„Kunden von Vermögensverwaltern in Deutschland haben ein hohes Bedürfnis nach unabhängigen Informationen zu Anbietern und Anlegestrategien“, erläutert Steffen Binder, Research-Direktor von MyPrivateBanking.com, anlässlich der Eröffnung des neuen Büros in Frankfurt. „Dies zeigt die Vielzahl von Anfragen, die wir über unsere internationale Website erhalten und mit dem Ausbau des Angebotes für Deutschland möchten wir dieser Nachfrage entsprechen.“

Noch im Mai will MyPrivateBanking zwei Studien mit Fokus auf den deutschen Markt der Vermögensverwaltung veröffentlichen. Auf den „Kundenmonitor Vermögensverwaltung“, für den die Zufriedenheit vermögender Privatkunden mit ihren Vermögensverwaltern erhoben und analysiert wird, soll eine Studie zu den Chancen und Risiken der Honorarberatung in Deutschland folgen. Der Online-Ratgeber zur Vermögensverwaltung soll einen verstärkt nationalen Fokus haben, und die Online-Angebote für das Networking von Vermögensverwaltungskunden und Vermögensverwaltern werden in Deutschland ausgebaut.

„Der internationale Erfolg unserer Website hat uns ermutigt auch deutschsprachigen Kunden anzubieten, sich in ihrer Muttersprache über Vermögensverwalter zu informieren und mit anderen Kunden ihre Erfahrungen, Strategien und Portfolios auszutauschen. Aber auch Vermögensverwalter und Banken sind eingeladen, sich dem Kunden zu präsentieren, solange sie auf Schleichwerbung verzichten.“ fasst Christian Nolterieke, Geschäftsführer MyPrivateBanking.com Schweiz, die Ziele für das deutsche Angebot zusammen (http://www.myprivatebanking.com/).

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Nicht überall steigen Länderrisiken

Von Dr. Oliver Everling | 6.Mai 2010

Coface zeigt sich verhalten optimistisch bei der Einschätzung der Länderrisiken. Zwar neige sich die seit zwei Jahren andauernde globale Wirtschafts- und Finanzkrise dem Ende zu. Doch während viele Schwellenländer bereits zu einem kräftigen Aufschwung ansetzen, kehren die Industrieländer 2010 zunächst nur zu schwachem Wachstum zurück. Vor allem der für die deutschen Unternehmen enorm wichtigen Euro-Zone fehlt der Schwung. „Das Risiko für Zahlungsausfälle und -verzögerungen ist nach wie vor ausgesprochen hoch“, warnt Norbert Langenbach, Vorstandsmitglied von Coface Deutschland.

Der neue Vorstandssprecher Franz Michel warnt: „Die Überwindung der Kreditkrise bedeutet keineswegs, dass alle Risiken verschwunden sind“. Auf dem Kongress Länderrisiken 2010 sagte Michel: „Wir erwarten einen eher verhaltenen Konjunkturverlauf, das heißt einen sehr langsamen Aufschwung, denn sowohl öffentliche Haushalte als auch Unternehmen werden lange brauchen, um Verbindlichkeiten zurückzuführen.“ Zusätzlich zum Forderungsausfallrisiko sei auch die Liquiditätsversorgung längst nicht für alle gewährleistet und werde vielen Unternehmen Probleme bereiten. Viele Banken stünden weiter vor eigenen Problemen.

Der internationale Forderungsspezialist stuft zwar Australien, Neuseeland und Kanada im Länderrating seit April wieder auf A1, womit die drei Länder wieder die Bewertung bekommen, die sie vor der Krise hatten; auch das Rating A2 der USA versieht Coface mit positivem Ausblick. Aber gerade für die westeuropäischen Länder reicht es noch nicht zu einer weiteren Verbesserung. Im Januar war das Rating einiger Staaten, darunter Deutschland und Frankreich (beide A2), bereits unter Beobachtung für eine Aufwertung genommen worden.

Von der Ausbreitung des Abschwungs bereits zu Beginn der Krise waren primär die Industriestaaten betroffen. Viele Länder, die zu den wirtschaftlich starken und Haupthandelspartnern deutscher Exporteure zählen, verloren Anfang 2009 ihre A1-Bewertung oder wurden unter negative Beobachtung gestellt. Dies vor allem deshalb, da sich weltweit das Zahlungsverhalten der Unternehmen verschlechterte. Auch in Deutschland hätten sich die Ausfälle im ersten Halbjahr 2009 verdoppelt, bedingt durch den rasanten Einbruch des Exportgeschäfts, erläutert Norbert Langenbach. „Erst in der zweiten Jahreshälfte ließ die dramatische Entwicklung nach. Ab dem dritten Quartal 2009 hat sich die Zahlungsmoral oder Zahlungsfähigkeit der Unternehmen wieder verbessert, ganz besonders gegen Jahresende.“ Weiterhin, so Norbert Langenbach, seien die Ausfälle und Verzögerungen aber in vielen Ländern ausgesprochen hoch.

Vorstandssprecher Franz Michel erklärte: „Für Unternehmen ist es deshalb unerlässlich, auch alternative Finanzierungen zu prüfen und die eigenen Potenziale zu heben. Wir wissen, dass diejenigen Unternehmen besser durch die Krise gekommen sind und dass die Unternehmen die Probleme des Aufschwungs besser bewältigen werden, die sich rechtzeitig mit den existenziellen Fragen des Risikomanagements beschäftigt haben. Für die anderen wird es höchste Zeit“. Er rät den Unternehmen, im Bereich der Finanzierung und im Kreditmanagement das Know-how von professionellen Partnern stärker zu nutzen, etwa durch Factoring oder durch die Absicherung von Forderungen mit einer Kreditversicherung.

Seit Ausbruch der weltweiten Krise könne Coface immerhin Industrieländer im Länderrating wieder aufwerten, sagte das Vorstandsmitglied Norbert Langenbach. Europa habe allerdings noch mit größten Schwierigkeiten zu kämpfen. Im vierten Quartal 2009 habe das Wachstum in Deutschland stagniert, in Spanien und Italien sei es rückläufig geblieben. Für 2010 erwarten die Analysten von Coface lediglich ein Wachstum von 0,8 Prozent in der Euro-Zone. In Ländern wie Spanien liege das Risiko von Zahlungsausfällen nach wie vor deutlich über dem Weltdurchschnitt und auf einem historischen Höchststand.

Verhaltener wirkte sich die Krise in den Schwellenländern aus. Indien und China erzielten sogar hohe Wachstumsraten in 2009. Somit haben sich die beiden Wirtschaftsriesen außergewöhnlich erfolgreich gegen die Krise gestemmt. Aber nicht nur sie, die Schwellenländer gehen insgesamt gestärkt aus der Krise hervor. Asien zeigte die frühesten Anzeichen einer Erholung. Auch viele andere Länder, darunter Brasilien, die früher nach einem derartigen Einbruch der Weltkonjunktur noch in eine schwere Finanzkrise gestürzt wären, haben den Turbulenzen überraschend gut widerstanden.

Im Oktober letzten Jahres konnte bereits der negative Ausblick für China und Südkorea wieder aufgehoben werden. Mittlerweile haben viele Länder der Region wieder positive Aussichten. Das Rating A3 von Indien blieb seit Dezember 2004 unverändert. Die Wirtschaft des Landes wuchs selbst im Krisenjahr 2009 stärker als zuvor. Doch auch in Asien bestehen Risiken fort. In China beispielsweise, weil die Überkapazitäten in der Industrie durch Konjunkturprogramme in Form von erleichterten Krediten aufrechterhalten bleiben. Das expansive Kreditwachstum und der starke Anstieg der Immobilienpreise dort geben Anlass zur Sorge.

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Initation beginnt Geschäftsmodellerweiterung

Von Dr. Oliver Everling | 5.Mai 2010

Die in Frankfurt am Main gelistete Initation Enterprises Company Ltd., Hong Kong, betreibt ihre Betriebsstätten in Dongguan, Guangdong. Es ist ein OEM-Unternehmen (Original Equipment Manufactoring) für die Entwicklung und Herstellung von Spritzgussprodukten (injection molded) aus Kunststoff und Harz. Sie beliefert ausschließlich japanische Markenhersteller wie Toshiba, National, JVC, Honda, Mitsubishi, Sharp etc. für die Herstellung ihrer hochwertigen Markenprodukte.

„Initation hat einen starken, stetig wachsenden Kundenstamm mit japanischer Herkunft“, sagt Nanyan Ding, Chief Representative Germany, die die Gesellschaft bei der General and Entry Standard Conference in Frankfurt am Main repräsentierte. In Guangdong finden sich für Initation auch die meisten Kunden, zum Teil wird auch direkt nach Japan geliefert.

Der Absatzmarkt befindet sich zurzeit ausschließlich in China und Japan, Hersteller oder Zulieferer im Automobil- und Elektronikbereich sowie Angelbedarf. In der südchinesischen Provinz Guangdong befinden sich viele Fabriken von japanischen Elektro-Herstellern, für diese sind Spritzgussprodukte aus Kunststoff wichtige Ausgangkomponenten.

Künftig sollen deutsche Markenhersteller sollen künftig als Abnehmer gewonnen werden, da diese ähnliche Qualitätsansprüche und eine vergleichbare Mentalität haben. Initation hat bereits einen ersten deutschen Kunden gewonnen (Matabo, Hersteller von Handwerkermaschinen).

Hinsichtlich der Wettbewerber produziert Initation auf Augenhöhe mit japanischen Herstellern, aber mit ca. 10 % Kostenvorteil, berichtet Ding. Da Initation sich auf japanische Kunden fokussiert, sind Tochterunternehmen japanischer Konzerne, die ebenfalls Kunststoffspritzgussprodukte in China herstellen, die Hauptkonkurrenten von Initation. Kostenvorteile, stabile Kundenbeziehungen, fortschrittliche Technologie, Anwendung moderner Informationstechnologie, Tailor-Made-Philosophie sind Wettbewerbsvorteile von Initation, die sich mit hoher Qualität, kulturelle Kompetenz und gutem Service zu günstigen Preisen vereinen.

Die Ausweitung der Produktionskapazität ist für Initation die Perspektive: Innerhalb der nächsten 2 bis 3 Jahren sollen neue Geschäftsfelder erschlossen werden, wie z.B. die Montage von Fertigprodukten. Ein Teil der Produktionskapazitäten in Dongguan soll zu einem billigeren Standort verlegt werden, um Lohn- und Stromkosten zu reduzieren. Das Geschäftsmodell soll von OEM zu ODM erweitert werden, kündigt Ding an.

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Zeit für Wandelanleihen

Von Dr. Oliver Everling | 3.Mai 2010

„Die Zeit der Hauptversammlungen ist auch die Zeit für Ermächtigungsbeschlüsse für die Begebung von Wandel- und Optionsanleihen. Die Schaffung einer solchen Ermächtigung für Vorstand und Aufsichtsrat bietet sich in der Hauptversammlungssaison an, um den Finanzierungsspielraum von börsennotierten Gesellschaften zu erweitern, sagt Dr. Laurenz Wieneke, LL.M., Rechtsanwalt bei Noerr (http://www.noerr.com/). Er spricht auf der Entry und General Standard Konferenz zum Thema Wandelanleihen.

Der Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat zur Ausübung dieser Ermächtigung legt das Emissionskonzept fest und muss eine Reihe von Bestimmungen enthalten: Nennwert und Stückelung, Ausgabebetrag, Zinskupon und Zinszahlung, Laufzeit, Wandlungszeiträume bzw. Nichtausübungszeiträume, Wandlungspreis mit Anpassungsklauseln bezüglich Kapitalmaßnahmen und Verschmelzungen, Dividendenzahlungen etc.

Rückkauf und vorzeitige Rückzahlung durch die Gesellschaft, Negativverpflichtungen und andere financial covenants, Kündigungsrechte und die Anwendbarkeit des Schuldverschreibungsgesetzes sind weitere Punkte, die klar geregelt werden sollten.

Bei Wandelanleihen ist das Bezugsrecht der Aktionäre zu beachten, d.h. die Gesellschaft muss die Wandelschuldverschreibungen grundsätzlich erst einmal ihren Aktionären zum Bezug anbieten. Ein Wertpapierprospekt ist dafür nicht erforderlich, solange kein öffentliches Angebot stattfindet und nicht bezogene Papiere ausschließlich an institutionelle Investoren gehen. Auf der Basis einer Ermächtigung der Hauptversammlung kann das Bezugsrecht ausgeschlossen werden; dann ist eine kurzfristige Privatplatzierung möglich.

Veröffentlichung einer Ad-hoc Mitteilung nach § 15 WpHG, Verbriefung und Einbuchung bei Clearstream, Mandatsvereinbarungen mit der Emissionsbank (sog. Engagement Letter mit Fee Vereinbarung), Übernahmevertrag (mit Katalog von Zusicherungen und Regelungen über Legal Opinions, Management Certificates), Hinterlegung beim Handelsregister und Bekanntmachungen etc. sind weitere Meilensteine bei der Emission einer Wandelanleihe.

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Nur die Volatilität bleibt sichere Prognose

Von Dr. Oliver Everling | 3.Mai 2010

Die langsame Erholung in den Industrieländern nach einer nicht durch konjunkturelle Überhitzung, sondern durch „Balance-sheet-recession“ verursachten Wachstumseinbruch ist eines der wichtigen Themen auf der Entry und General Standard Konferenz in Frankfurt am Main. Die Konjunkturdaten überzeichnen (durch „staatliches Doping“) und die Stimmungsindikatoren übertreiben.

Die zentralen Risikofaktoren sind der fragliche Exit der Notenbanken und Regierungen, die ungewisse Entwicklung der Banken und der Auslauf der Finanzkrise sowie die Staatsverschuldung (Griechenland und die anderen). Daher fragt Dr. Jürgen Pfister, Chefvolkswirt der BayernLB, wie das ihm für seinen Vortrag vorgegebene Thema zu verstehen sei: „Ist das Eis gebrochen?“

Pfister weist darauf hin, dass Aktien schon seit letztem Jahr wieder gefragt seien, so dass nicht der Frost gemeint sein könne, der sich über das Land durch die Finanzkrise erstreckte. Gefährlicher sei es daher, sich weit ab vom sicheren Ufer auf dem Eis zu bewegen und Anzeichen für ein Einbrechen zu erkennen.

Die Quintessenz von Pfister: Eine volatile Seitwärtsentwicklung auf Sicht von drei bis sechs Monaten ist für ihn das wahrscheinlichste Szenario.

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Warum stuft S&P’s eigentlich nicht England oder die USA herunter?

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 30.April 2010

Die allseits mächtige Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) hat am Dienstag sowohl Griechenland um drei Notches auf „BB+“ und damit auf ein „Non-Investment-Grade und Portugal um zwei Notches auf „A-“ heruntergestuft. Zugleich erteilte die Agentur Griechenland ein „Recovery-Rating“ von „RR4“. Dies bedeutet, dass die Agentur im Falle eines Zahlungsausfalls Rückzahlungen von 30-50 % erwartet.

Mit dieser Abstufung droht sich nicht nur die Haushaltslage in dem von der Pleite bedrohten Land zu verschärfen, sondern auch die Lage der heimischen Institute, denn mit dem Downgrade droht den griechischen Banken der Verlust der EZB-Fähigkeit, wenn sie in den Bereich unter „Investmentgrade“ fallen und dann dem Bankensystem die besicherte Refinanzierung im Ausland unmöglich gemacht wird.

Trotz der sich zuspitzenden Lage in Griechenland und Portugal stellt sich für mich die Frage, warum S&P nicht zeitgleich auch England und die USA herunterstuft? Denn mit Blick auf die Verschuldungslage sehe ich keine große Differenz zwischen den Staaten aus der Eurozone und den angelsächsischen Ländern. Ferner drängt sich mir der Verdacht auf, dass die Aktionen der Ratingagenturen um die Griechenland-Krise und auch die Krise der südeuropäischen Staaten nur ein Ablenkungsmanöver der wirklich schuldigen ist: das sind England und die USA.

Wie gerade erwähnt, sind die Haushalte in England und den USA nicht besser als die der südeuropäischen Staaten. So soll laut den Prognosen des britischen Schatzkanzlers Alistair Darling die Neuverschuldung für den Zeitraum 2010/11 rund 12 % des BIP`s betragen – und damit oberhalb von Portugal (-9,4%) und nur leicht unter dem von Griechenland (-13,6 %). Und wie sieht es in den USA aus? Nach einem Defizit im Haushaltsjahr 2009 von 1,4 Billionen Dollar rechnet die US-Administration für das laufende Haushaltsjahr mit einem Fehlbetrag von 1,5 Billionen Dollar, was zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht.

Um von den Problemen der Angelsachsen abzulenken, hat man also schnell PIIGS erfunden, um dort die Diskussion zu eröffnen, und wenn dann gegen ein Land spekuliert wird, sucht man natürlich sich das kleinste und schwächste aus – das war in dem Fall Griechenland -, und jetzt raten auch noch die angelsächsischen Ratingagenturen prozyklisch die Finanzen hinunter und erhöhen damit den Druck sowohl auf die betroffenen Länder als auch auf die „wackeligen“ deutschen Politiker.

Das ist pure Interessenpolitik. Die Ratingagenturen sind angelsächsisch und haben auch das Desaster mit verursacht und lenken jetzt gerne die Aufmerksamkeit auf neue Krisen und hoffen, dass da die Diskussion entsteht und nicht im eigenen Land, und das scheint ja auch bislang gut zu funktionieren.

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