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Warum stuft S&P’s eigentlich nicht England oder die USA herunter?

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 30.April 2010

Die allseits mächtige Ratingagentur Standard & Poor`s (S&P) hat am Dienstag sowohl Griechenland um drei Notches auf „BB+“ und damit auf ein „Non-Investment-Grade und Portugal um zwei Notches auf „A-“ heruntergestuft. Zugleich erteilte die Agentur Griechenland ein „Recovery-Rating“ von „RR4“. Dies bedeutet, dass die Agentur im Falle eines Zahlungsausfalls Rückzahlungen von 30-50 % erwartet.

Mit dieser Abstufung droht sich nicht nur die Haushaltslage in dem von der Pleite bedrohten Land zu verschärfen, sondern auch die Lage der heimischen Institute, denn mit dem Downgrade droht den griechischen Banken der Verlust der EZB-Fähigkeit, wenn sie in den Bereich unter „Investmentgrade“ fallen und dann dem Bankensystem die besicherte Refinanzierung im Ausland unmöglich gemacht wird.

Trotz der sich zuspitzenden Lage in Griechenland und Portugal stellt sich für mich die Frage, warum S&P nicht zeitgleich auch England und die USA herunterstuft? Denn mit Blick auf die Verschuldungslage sehe ich keine große Differenz zwischen den Staaten aus der Eurozone und den angelsächsischen Ländern. Ferner drängt sich mir der Verdacht auf, dass die Aktionen der Ratingagenturen um die Griechenland-Krise und auch die Krise der südeuropäischen Staaten nur ein Ablenkungsmanöver der wirklich schuldigen ist: das sind England und die USA.

Wie gerade erwähnt, sind die Haushalte in England und den USA nicht besser als die der südeuropäischen Staaten. So soll laut den Prognosen des britischen Schatzkanzlers Alistair Darling die Neuverschuldung für den Zeitraum 2010/11 rund 12 % des BIP`s betragen – und damit oberhalb von Portugal (-9,4%) und nur leicht unter dem von Griechenland (-13,6 %). Und wie sieht es in den USA aus? Nach einem Defizit im Haushaltsjahr 2009 von 1,4 Billionen Dollar rechnet die US-Administration für das laufende Haushaltsjahr mit einem Fehlbetrag von 1,5 Billionen Dollar, was zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts entspricht.

Um von den Problemen der Angelsachsen abzulenken, hat man also schnell PIIGS erfunden, um dort die Diskussion zu eröffnen, und wenn dann gegen ein Land spekuliert wird, sucht man natürlich sich das kleinste und schwächste aus – das war in dem Fall Griechenland -, und jetzt raten auch noch die angelsächsischen Ratingagenturen prozyklisch die Finanzen hinunter und erhöhen damit den Druck sowohl auf die betroffenen Länder als auch auf die „wackeligen“ deutschen Politiker.

Das ist pure Interessenpolitik. Die Ratingagenturen sind angelsächsisch und haben auch das Desaster mit verursacht und lenken jetzt gerne die Aufmerksamkeit auf neue Krisen und hoffen, dass da die Diskussion entsteht und nicht im eigenen Land, und das scheint ja auch bislang gut zu funktionieren.

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