Ratingtransparenz bei Emerging Markets Rentenfonds

Von Dr. Oliver Everling | 30.April 2010

Die Bad Homburger Feri EuroRating Services AG (http://www.fonds-rating.de/) strukturiert ihre Fondskategorien für Schwellenländeranleihen um und führt eine 22 Fonds umfassende Vergleichsgruppe für Anleihen auf lokale Schwellenländerwährungen ein.

„Feri EuroRating Services reagiert damit auf das Bedürfnis der Anleger nach mehr Transparenz in diesem Bereich“, so Vorstand Dr. Tobias Schmidt. „Dadurch wird die Vergleichbarkeit der Fonds erhöht und die Auswahl des jeweiligen Produktes vereinfacht. Gleichzeitig schaffen wir mit diesem Schritt die Grundlage für die Bewertung dieser noch neuen Fondskategorie mit Hilfe des Feri Fondsratings.“

In den vergangenen Jahren haben Anleihen aus Schwellenländern, die auf lokale Währungen lauten, bei internationalen Investoren an Bedeutung gewonnen. Die Gründe waren vor allem die Diversifikationsmöglichkeiten der Schwellenländeranleihen sowie ihre vergleichsweise höheren Renditen, Kursgewinne bei sinkenden Zinsen bzw. Spreads sowie eventuellen Zusatzerträge bei Aufwertung der lokalen Währung.

Feri EuroRating Services AG bezieht in die Peergroup „Renten Emerging Markets Lokale Währungen“ solche Investmentfonds mit ein, die mindestens 90 Prozent des Fondsvermögens in Staats- und/oder Unternehmensanleihen der Emerging Markets investieren. Der Anteil von Anleihen, die auf lokale Währungen denominiert sind, muss dabei höher als 50 Prozent sein. Darüber hinaus gibt es eine weitere Peergroup für „Renten Emerging Markets“, die vornehmlich Fonds mit Fokus auf Hartwährungsanleihen umfasst, sowie die Vergleichsgruppe „Renten Emerging Markets EURO-Hedged“.

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Gratisliquidität heizt Spekulationen an

Von Dr. Oliver Everling | 30.April 2010

Erste Anzeichen für eine Konjunkturerholung mindern die Risiken für Unternehmen nicht, da sich diese noch längst nicht auf alle Länder und Branchen erstrecken – so das Urteil des Kreditversicherers Coface Deutschland (http://www.coface.de/). Wie der internationale Forderungsspezialist mitteilt, komme insbesondere die für die deutschen Unternehmen enorm wichtige Euro-Zone nicht so schnell voran. „Wir werden weiter mit großen Problemen zu tun haben“, sagte Franz J. Michel, Vorstandssprecher von Coface Deutschland, beim Kongress Länderrisiken in Mainz. Zusätzlich zum Forderungsausfallrisiko müssten sich die Unternehmen auf der Finanzierungsseite auf Probleme einstellen. Viele Banken stünden weiter vor eigenen Problemen. Und da auch die staatlichen Impulse an ihre Grenzen stießen, stelle sich die Frage: Wer finanziert den Aufschwung?

Die antizyklischen staatlichen Konjunkturprogramme hatten in Verbindung mit einer expansiven Haushaltspolitik einen großen Anteil an der Überwindung der Wirtschaftskrise, sagte Michel. Dadurch seien aber auch die Staatsschulden explodiert. Nun gelte es, den richtigen Moment für eine Sparpolitik zu finden, die die Staatsverschuldung begrenzt, ohne die Konjunktur zu bremsen.

Noch nicht viel zu spüren sei von der angekündigten, strengeren Regulierung der Finanzmärkte. „Noch immer gibt es große Mengen von Liquidität, die nach wie vor unreguliert Akteuren zur Verfügung steht“, erklärte Michel. Hieraus könnten sich wieder die klassischen Spekulationsblasen bilden. „Denn Anleger, die – anders als viele Unternehmen – über Liquidität verfügen, wissen nicht, wohin damit. Sie können die Spekulationen anheizen.“

Zwischen der Entwicklung der Börsen und dem nun allmählich einsetzenden Aufschwung bestehe eine große Diskrepanz. Franz J. Michel warnt: „Wenn die Akteure an den Finanzmärkten der Realwirtschaft zu weit voraus eilen, besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft erneut unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück geholt wird.“ Der CEO von Coface Deutschland kritisiert auch die Regulierung der Ratingagenturen. Hier sei man offensichtlich zur Tagesordnung übergegangen, ohne die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen. „Die Regulierung der Ratingagenturen hat versagt.“

„Die Banken haben noch eigene, nicht zu unterschätzende Risikopakete vor der Brust“, erwartet Franz J. Michel auf der Kreditseite keine deutliche Entspannung. „Die noch nicht restlos bewältigten Probleme mit den Giftpapieren, eine insgesamt noch längst nicht wieder rund laufende Wirtschaft mit drohenden Kreditausfällen: Das führt, in Verbindung mit den verschärften Eigenkapitalanforderungen, wahrscheinlich zu einer restriktiven Kreditpolitik“, sagte Michel.

Für Unternehmen sei es deshalb unerlässlich, auch alternative Finanzierungen zu prüfen und die eigenen Potenziale zu heben. „Wir wissen, dass diejenigen Unternehmen besser durch die Krise gekommen sind und dass die Unternehmen die Probleme des Aufschwungs besser bewältigen werden, die sich rechtzeitig mit den existenziellen Fragen des Risikomanagements beschäftigt haben. Für die anderen wird es höchste Zeit“, so der Vorstandssprecher. Er rät den Unternehmen, im Bereich der Finanzierung und im Kreditmanagement das Know-how von professionellen Partnern stärker zu nutzen, etwa durch Factoring oder durch die Absicherung von Forderungen mit einer Kreditversicherung.

Auch wenn die Kreditversicherer in der Krise von einigen Industrieverbänden kritisiert wurden, so habe Coface Deutschland am Ende der Krise sogar mehr Risiken gezeichnet als zuvor. „Wir reden hier immerhin über eine Summe von 114 Milliarden Euro in der Kreditversicherung. Dazu kommen 25 Milliarden im Factoring“, erklärte Michel. Im Vergleich dazu nehme sich der so dringend geforderte staatliche Unterstützungsrahmen mit 7,5 Milliarden Euro, von denen nur rund 35 Millionen Euro in Anspruch genommen worden seien, eher bescheiden aus.

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Eurozone ohne Schwung

Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2010

Das Länderrating misst das durchschnittliche Risiko eines Zahlungsausfalls bei Unternehmen in einem bestimmten Land. Es umfasst drei Bausteine, den Einfluss der wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Aussichten des Landes auf die finanziellen Verpflichtungen eines Unternehmens, die Coface-Zahlungserfahrungen mit den Unternehmen dieses Landes und das dort vorzufindende Geschäftsumfeld (Finanztransparenz, Gläubigerschutz, institutionelle Rahmenbedingungen) mit sieben Ratingstufen.

Lieferantenkredite sind in China und Indien jetzt gängige Praxis, berichtet Langenbach über die gebräuchlichen Zahlungsziele. Fast 20 % geben in China schon mehr 90 Tage oder mehr als Zahlungsziel, ähnlich in Indien; während man in Indien an die Zahlungsziele stärker halte, müsse man in China noch mit deutlichen Überziehungen rechnen.

Ausfälle sind in den USA noch sehr häufig, während das Zahlungsverhalten 2010 in Kanada weit unter dem Weltniveau angesiedelt ist, also sich von den USA abgekoppelt hat. In Brasilien gab es keinen Bedarf zur Anpassung des Ratings A4. Bulgarien und Rumänien entwickelten sich aus dem A-Bereich ins B binnen des letzten Jahres. Kasachstan, Russland, Aserbaidschan, Ukraine und Usbeksitan bleiben allesamt außerhalb der Investmentgrades.

Griechenland befindet sich mit einem Rating A3 auf Beobachtung für eine mögliche Abwertung. In Griechenland sehe die Coface sehr hohe Zahlungsausfallrisiken. Die Staatsverschuldung werde ich Griechenland auch Auswirkungen auf die Unternehmen haben. Daher müssen auch die Unternehmen sorgfältig überprüft werden, ob sie für die nächsten 12 Monate überlebensfähig sind.

In Griechenland waren die Zahlungsausfälle noch im Juli 2009 etwa auch weltdurchschnittlichem Niveau. „Dies wird sich nach extremen Verschlechterung jedoch weiter ändern“, warnt Langenbach. Die Aussichten für 2010 sind durch einen Aufschwung mit hohem Risiko gekennzeichnet, denn „der Eurozone fehlt der Schwung“, so Langenbach.

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Länderratings sind Ansichtssache

Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2010

„Die Größe der Spieler ist ein Problem“, analysiert Jérôme Cazes, CEO der Coface aus Paris auf dem Coface Kongress Länderrisiken 2010 in der Rheingoldhalle Mainz die Entwicklung der Finanzkrise. Die in der Kritik stehenden Verbriefungen und die daraus geschöpften Wertpapieren wurden von nur wenigen großen Investmentbanken kreiert. Cazes befasst sich aber nicht nur mit der Konzentration unter den Investmentbanken, sondern auch mit der unter den Ratingagenturen.

„Ich habe mich seit Jahren für die Regulierung der Ratingagenturen ausgesprochen“, sagt . „Hat aber die Regulierung einen Effekt auf die jüngsten Probleme mit den Ratingagenturen?“, fragt Cazes. Die Regulierung betrifft Agenturen, nicht Ratings. „Wir alle nehmen Medikamente“, daher gebe es eine Regulierung für Medikamente, um Nebenwirkungen oder Schäden zu begrenzen. Die Regulierung betrifft hier aber die Medikamente und nicht nur die Produzenten. Anders beim Rating: Ratingagenturen werden zwar nach der neuen EU-Verordnung über Ratingagenturen überwacht, Ratingagenturen müssen sich registrieren zu lassen.

Die Eckpunkte der Regulierung sind die unabhängige Besetzung des Aufsichtsrats, die Rotation der Analysten, die alle vier Jahre zu wechseln haben usw. Aber die Ratings werden selbst keiner Kontrolle unterworfen. Ratingagenturen haben eine größere Macht als die Parlamente in vielen Ländern, da von ihren Entscheidungen Kauf- und Verkaufsentscheidungen von Zentralbanken abhängig gemacht werden, nicht nur von zahllosen institutionellen und privaten Investoren.

Zu privaten Institutionen sei daher eine ungeheure Macht delegiert worden. „Wir brauchen Ratingagenturen, aber wir brauchen auch eine Regulierung der Ratingagenturen und ihrer Ratings“, macht Cazes klar. „Man kann in einer Sache sehr gut sein, sehr schlecht in einer anderen“, warnt Cazes und unterstreicht: „Welche Art von Statistik können auf 20 oder 30 Erfahrungen gestützt werden? Keine!“ Cazes macht klar, dass Länderratings von den US-Agenturen nichts anderes als Meinungen sind, die nicht durch eine große Anzahl von statistischen Beobachtungen abgesichert seien.

Jérôme Cazes diskutierte mit Hans-Joachim Otto, Parlamentarischer Staatssekretär, BMWi, Dr. Andreas Möhlenkamp, Hauptgeschäftsführer, Wirtschaftsvereinigung Stahl- und Metallverarbeitung, unter der Moderation von Lars Hoffmann, Managing Editor, Dow Jones News GmbH. Möhlenkamp macht auf Unterschiede im deutschen und französischen Rechtssystem aufmerksam, die auch die Beziehungen und damit auch die Risiken zwischen Kunden und Lieferanten betreffen. So gebe es beispielsweise den Eigentumsvorbehalt in Frankreich nicht. Möhlenkamp lobt die Politik, die dafür gesorgt habe, dass für nicht-börsennotierte Unternehmen IFRS nicht kommen werde, und ermutigt Hans-Joachim Otto, den eingeschlagenen politischen Weg weiter zu gehen.

Möhlenkamp skizziert den Kaskadeneffekt der Warenkreditversicherung. Es handle sich um die Versicherung, die einen Dritten betrifft. Der Kunde verliert möglicherweise seinen Lieferanten. Die Position des Dritten, dessen Bonität geprüft werde, müsse in das Versicherungsvertragsrecht integriert werden. „Bei den Investmentbanken haben wir ein Oligopol, aber bei den Warenkreditversicherungen auch“, kritisiert Möhlenkamp. Cazes zeigt auf, dass der wichtigste Wettbewerber der Kreditversicherer die Selbstversicherung sei. Die meisten Unternehmen machen immer noch von der Selbstversicherung Gebrauch, so dass es die Kreditversicherer mit einer harten Konkurrenz zu tun habe.

Otto macht klar, dass nach dem Subsidiaritätsprinzip überall da private Lösungen Vorrang haben, wo diese effizienter seien. In der Finanzkrise habe sich gezeigt, dass in einigen Bereichen der Staat gefordert gewesen sei. Im Krisenjahr 2009 wurden 8 % zusätzliche Warenkreditgarantieren ausgereicht, insgesamt rund 22,4 Mrd. €, berichtet Otto. Das sei der historisch bisher höchste Wert. Die Warenkreditversicherung sei ein privates Geschäft, der Staat springe nur dort ein, wo dies zwingend erforderlich sei.

Cazes legt dar, dass der Staat als Folge der Finanzkrise keine Hilfen an die Kreditversicherer geleistet habe. Im Ergebnis sei der Effekt neutral. Es gebe keinen Kannibalismus zwischen „öffentlich“ und „privat“, macht Otto dazu klar.

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Zertifikatemarkt teilt sich in zwei Richtungen

Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2010

Die Bad Homburger Feri EuroRating Services AG zeichnet in ihrer aktuellen Umfrage unter Zertifikateemittenten ein positives Stimmungsbild. So ist die Branche im April 2010 ähnlich zuversichtlich wie bei der letzten Befragung im Oktober vergangenen Jahres. Die große Mehrheit der Anbieter erwartet steigende Absätze. Besonders attraktiv seien dabei Aktienanleihen, Garantiezertifikate sowie Produkte auf Deutsche Aktien, Aktienindizes, Gold und Öl. An der April-Umfrage nahmen im 19 Zertifikateemittenten teil, deren Produkte in Deutschland notiert sind.

„Bei den Emittenten herrscht weiterhin gute Stimmung. Im Jahresvergleich steigen nicht nur die Börsenumsätze, sondern auch die Zahl der emittierten Produkte wächst. Die Branche könnte also das Krisentief hinter sich gelassen haben“, so Andreas Köchling, Senior Analyst Fonds & Zertifikate bei der Feri EuroRating Services AG.

Insgesamt sind mehr als 83 Prozent der Befragten der Ansicht, das Absatzpotenzial von Zertifikaten werde 2010 gegenüber 2009 zunehmen oder gar stark zunehmen. Als die aussichtsreichsten Produktarten gelten die sicherheitsorientierten Aktienanleihen und Garantiezertifikate. 89 bzw. 67 Prozent der Befragten sehen hier gutes bzw. sehr gutes Absatzpotenzial.

„Daran sehen wir, dass der Markt offenbar in zwei Richtungen marschiert“, kommentiert Zertifikateexperte Köchling. „Eine hohe Nachfrage erwarten die Emittenten für Produkte mit Puffern und Garantien. Demgegenüber werden aber auch volatile Zertifikate nachgefragt, die durch ihre Hebelwirkung hohe Chancen, aber auch hohe Risiken besitzen.“

Stagnieren würde dagegen die Zahl der Basiswerte, auf die Zertifikate angeboten würden. Hier sehen 72 Prozent der Befragten eher eine Seitwärtsbewegung. Derselbe Anteil erwartet auch, dass die Zahl der Anbieter gleich bleibt. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Produktvielfalt: Nur 22 Prozent der Befragten erwarten hier eine Zunahme, während 70 Prozent diese als stagnierend ansehen.

Hinsichtlich der Komplexität der Produkte bestätigte sich der bereits vor einem halben Jahr ermittelte Trend. Die eine Hälfte der Umfrageteilnehmer erwartet eine gleichbleibende, die andere Hälfte gar eine abnehmende Komplexität.

Auch für die Nachfrage nach risikobehafteten Zertifikaten erkennt die Feri EuroRating Services einen Trend. Trotz der hohen Renditechancen dieser Papiere erwarten nur noch 12 Prozent der Anbieter, dass künftig mehr Hebel- als Anlagezertifikate nachgefragt werden. Im Oktober 2009 waren noch 31 Prozent dieser Meinung, berichten die Analysten der Ratingagentur aus Bad Homburg.

„Kein Einziger Anbieter erwartet komplexere Produkte, und auch die Zahl derer nimmt ab, die auf den Risikoappetit der Anleger setzen. Für uns klare Zeichen dafür, dass die Entwicklung hin zu einfacheren und weniger riskanten Produkten geht. Dies sollte sich bald in der angebotenen Produktpalette niederschlagen“, so Köchling abschließend.

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Gottgläubigkeit für S&P’s Ratings

Von Dr. Oliver Everling | 29.April 2010

Selbst der Workhshop zum „Internen Rating“ auf dem Coface Kongress Länderrisiken 2010 (http://www.laenderrisiken.de/) kommt an der Diskussion der Herabstufungen der Staatsanleihen Griechenlands durch die führenden US-Agenturen nicht vorbei. „Mit welcher Gottgläubigkeit die Bewertungen von Standard & Poor’s hingenommen werden,“ darüber wundert sich Prof. Dr. Helmut Roedl vom Verband der Vereine Creditreform. Für Rödl ist es en Widerspruch, wie heftig in der Finanzkrise die Ratings der US-Agenturen kritisiert wurden, wie unkritisch aber andererseits die Märkte dennoch den Urteilen der US-Agenturen weiterhin folgen.

Der Einfluss von Ratings und von Agenturen, die diese Urteile erstellen, ist daher unverkennbar. Auch kleine und mittlere Unternehmen müssen sich darauf einstellen, sich weiterhin den Fragen im Rating stellen zu müssen – insbesondere aber Fragen der Banken, die durch ihre bankinternen Ratingsysteme gezwungen sind, Im Kreditgeschäft jedes relevante Risiko zu klassifiizieren. „Wir haben Eskalationsverfahren, die sich bis in den Vorstand ziehen können“, sagt Rolf Büchsenschütz von der Deutschen Bank. Dadurch werde erreicht, dass die Ergebnisse der Ratingsysteme gegebenenfalls kritisch reflektiert werden.

Wenn man die heute bereits bestehenden Finanzierungsmöglichkeiten besser kommunizieren würde, wäre aus Sicht von Prof. Roedl schon viel gewonnen: Oft würden Fragen gestellt, wie man beispielsweise KfW-Kredite erlangen könnte. „Die Bank hat gewisse Vorurteile“, berichtet Roedl, zum Beispiel würden viele Banker annehmen, dass Familienunternehmen keine gute Planung hätten.

Büchsenschütz spricht als Leiter Rating Advisory Firmenkunden Deutschland für die Ratingberatung durch die Deutsche Bank. Büchsenschütz zeigt auf, dass es die organisatorischen Vorkehrungen sind, die es auch der Deutschen Bank eine unabhängige Ratingberatung ermögliche, selbst wenn die Bank eigene Ratingsysteme einsetzt und selbst Kreditgeber ist. „Wenn das Rating dazu führt, dass der Kredit abgelehnt wird, wird man sich eine andere Bank suchen müssen, das ist wohl die zwangsläufige Konsequenz“, sagt Büchsenschütz.

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Herbert Walter entwirft Bankenszenario

Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2010

„Was heute an Informationen im Internet kostenlos zur Verfügung gestellt wird, ist sensationell“, sagt Dr. Herbert Walter mit Blick auf die Herausforderungen im Bankgeschäft. Walter, ehemaliger Vorstand der Allianz SE und Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank AG, sprach im Rahmen der „ttt – tough task talk“ im Hause der Delbrück Bethmann Maffei AG in Frankfurt am Main zum Thema „Free, Perfect, and Now – Das Ende traditioneller Geschäftsmodelle“.

Walter argumentiert, dass die neuen Technologien zu neuen Herausforderungen für die Qualitätsanforderungen im Bankgeschäft führen. „Wenn man es ultimativ aus Kundensicht sieht, ist es für Kunden ganz schwer, Qualität zu beurteilen.“ Daher fragt sich Walter, welche Rolle der Kundennutzen künftig im Wettbewerb spielen werde.

Der Pendelschwung sei dramatischer als gedacht: Banken testen die „tiefen Taschen“ der Staaten. „Dass wir auch im Bankgeschäft geradezu naturgesetzmäßig in Phasen kommen, in denen wir von den Staaten abhängig sind, war uns so nicht bewusst“, räumt der ehemalige Vorstandschef kritisch ein. Kapitalgeber der Banken fordern kräftig erhöhte Renditen. Die unregulierten Hedge Funds entwickelten sich deutlich robuster als die hoch regulierten Banken. Walter vermutet einen „eingebauten Risikotreibsatz“.

Ist eine radikale Reform des Bankensektors wie nach der „Großen Depression“ die richtige Konsequenz aus der Krise? Besseres Sicherheitsnetz oder neue Bankengeschäftsmodelle nach dramatischem Bankenwachstum und gigantischem Vertrauensverlust in der Krise sind mögliche Antworten. Revolutionäre Geschäftsmodelle sind bei Hedgefonds und „agilen Kundenbanken“ zu suchen, während traditionelle Geschäftsmodelle mit den Schlagworten „Geldmaschinen“ (z.B. Goldman Sachs) und „Kundenanwalt“ charakterisiert werden können.

Walter zeigt auf, wie die Produzenten für Kunden voraus gedacht haben – Investmentbanken, Asset Manager, Kreditproduzenten, Versicherungen – und damit die ganzheitliche Lösung für den Kunden in den Hintergrund drängten. Produktproduzenten können wesensgemäß nur Teillösungen liefern, die nach einem ganzheitlichen Konzept erst zu integrieren sind. Kunden erwarten günstige und transparente Preise, so zeigen es Befragungsergebnisse. Außerdem erhofft sich der Kunden, dass die Bank keine riskanten Geschäfte mache – entsprechend hoch fallen die Enttäuschungen aus.

Die Deutschen wünschen sich eine Kundenbank, die staatlich kontrolliert ist (67 %), die gut, günstig und sicher ist (59 %) und die in inländischer Hand ist (57 %). Damit sei man recht schnell bei den Sparkassen, stellt Walter fest. Neue, agile Kundenbank sieht Walter als nachhaltig, langfristig orientierte Institute, die ökologisch und fair agieren, Einfachheit als Erfolgsprinzip kultivieren, Filialen in Nachbarschaftsforen transformieren, Advokaten-Banking mit sozialen Netzwerken anbieten.

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Deutsche Bank profitiert vom unregulierten Kapitalmarktgeschäft

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 27.April 2010

Keine Frage, die Deutsche Bank hat im ersten Quartal ein außerordentliches Ergebnis erzielt. Mit einem Vorsteuergewinn von 2,8 Mrd. Euro hat der deutsche Branchenkrösus nicht nur die Analystenschätzungen übertroffen, sondern auch eine Milliarde mehr verdient als im Vorjahreszeitraum. Nicht unterschlagen werden soll, dass das abgelaufene Quartal das zweitbeste in der Geschichte der Bank war, nur im Q1 2007 hatte die Deutsche noch mehr verdient.

Bei so einem deutlichen Gewinnanstieg drängt sich zwangsläufig die Frage auf, wie der Gewinn- und Ertragsanstieg zustande gekommen ist? Ein Rückblick auf die Ergebnisse der US-Investmentbanken genügt, um zu der Feststellung zu kommen, dass die Wachstumsschübe aus dem Investmentbanking kommen müssen.

Von den 2,8 Mrd. Euro Gewinn stammen allein 2,6 Mrd. aus den Kapitalmarktaktivitäten der Bank. Auch bei den Erträgen zeigt sich die Abhängigkeit vom Investmentbanking: Von den 9 Mrd. Nettoerträgen steuerte die CB&S-Division 6 Mrd. bei. Davon wiederum 4,7 Mrd. Euro aus dem Segment Sales & Trading, und davon wiederum 3,8 Mrd. Euro aus dem Anleihegeschäft.

Wenn man sich die Zusammenstellung der Erträge anschaut, kann man durchaus zu der Erkenntnis gelangen, dass die Deutsche eine „Zockerbude“ ist, gut vergleichbar mit US-Pendent Goldman Sachs, der im Q1 auch den Großteil seiner Gewinne im „FICC“-Segment generierte. Aber immerhin kann Goldman noch darauf verweisen, ansehnliche Erträge im M&A-Geschäft erzielt zu haben, was man von der Deutschen Bank nicht gerade behaupten kann, obwohl fairerweise festzuhalten ist, dass das Institut die Erträge im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen im Vergleich zu den vorherigen Quartalen gesteigert hat.

Gleichwohl ändert sich nichts daran, dass die Deutsche Bank zu einer „puren“ Investmentbank mutiert ist, und dass der Anteil der Gewinne und Erträge aus dem Massengeschäft vernachlässigbar sind. Gleiches trifft auf das Asset & Private Wealth Management zu. Vielleicht ist noch zu erwähnen, dass Sal Oppenheim 148 Mio. Euro an Erträgen im Q1 beisteuerte, was kaum auffällt im Zahlenwerk der Bank. Auch die 9 Mrd. Euro  an Net New Money sind nur ein Bruchteil dessen, was die Credit Suisse (aller Voraussicht nach) im Q1 generieren wird.

Ich kann mich noch gut an einer Analystenkonferenz mit CEO Ackermann erinnern wo er darauf verwies, dass die Bank beabsichtige, die Gewinne stärker diversifizieren zu wollen. Diese Absicht ist jedoch im Ansatz stecken geblieben. Nach dem Motto was interessiert mich mein Geschwätz von gestern, investiert die Deutsche vor allem in jene Bereiche, wo viel Geld zu verdienen ist, dabei vor allem im unregulierten Derivategeschäft.

Ähnlich wie die US-Investmentbanken profitiert die Deutsche von den außerordentlich guten Bedingungen an den Kapitalmärkten, der durch die Notenbanken ausgelösten Geldschwemme und von der Tatsache, dass sich die beabsichtigten Regulierungen als Rohrkrepierer erwiesen haben. Solange die Politik die Finanzwirtschaft am langen Zügel lässt, solange keine Gesetze für eine schärfere Bankenregulierung beschlossen werden, solange werden die Banken Milliardengewinne ausweisen, während die Realwirtschaft an Krücken geht und das Taktieren der (deutschen) Politik um die Finanzhilfen für Griechenland den ganzen Euroraum in die Knie zwingen könnte.

Dass die Börse heute die Zahlen mit deutlichen Abschlägen quittierte, mag als Indiz dafür herhalten, dass die Investoren was die weitere Entwicklung der Banken im Allgemeinen und der Deutschen Bank im Besonderen angeht, skeptisch sind. Damit könnten sie recht haben, denn Nachhaltigkeit war noch nie eine Stärke der Banken.

Wenn schon der deutsche Steuerzahler wohl als der große „Loser“ aus der Krise hervorgehen dürfte, werden zumindest die Banken an der Krise weiter kräftig mitverdienen – denn Leistung aus Leidenschaft muss sich lohnen.

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Verdrehter Beratungsprozess

Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2010

Bei der Anlageberatung durch Banken oder Finanzvermittler laufen Beratungsgespräche oftmals in der falschen Reihenfolge ab. Das beobachten die Finanzexperten von Berater-Lotse.de, dem Online-Portal für Finanz-, Steuer- und Rechtsexperten. Im Mittelpunkt steht häufig zunächst ein bestimmtes Anlageprodukt wie beispielsweise ein neues Anlagezertifikat oder ein Bausparvertrag. Erst nach der Schilderung der Produktvorteile wird dann versucht herauszufinden, wo die neue Anlageofferte im Vermögensmix des Kunden Platz finden könnte.

Doch diese Vorgehensweise wird den Interessen des Anlegers nicht gerecht. Denn: An erster Stelle des Beratungsgesprächs muss die neutrale Analyse der Finanzstruktur stehen, und im Anschluss daran folgt die Ermittlung der kurz bis langfristigen Anlageziele. Erst dann lässt sich erkennen, ob überhaupt Änderungsbedarf besteht und – falls ja – welche Anlageformen am ehesten in Frage kommen.

Dass in vielen Fällen bei der Anlageberatung das Pferd von hinten aufgezäumt wird, liegt nach Feststellungen der Experten an der Vertriebspolitik von Banken und Finanzvermittlungsfirmen. Rigide Verkaufsvorgaben, nicht selten sogar in Bezug auf konkrete Einzelprodukte, sind im Privatkundengeschäft von Banken und Finanzvermittlern an der Tagesordnung. Oft bekommt der Berater mit den Vorgaben noch die passenden Argumentationshilfen mitgeliefert, damit möglichst viele Kunden unterschreiben. Genau den umgekehrten Weg beschreiten hingegen provisionsunabhängige Honorarberater: Hier wird die Beratung nicht durch Abschlussprovisionen, sondern durch das Honorar des Klienten finanziert – und damit steht die Finanzplanung des Kunden und nicht der Verkauf von Anlageprodukten im Vordergrund.

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Verbundrating Aa2 stärkt Sparkassen

Von Dr. Oliver Everling | 27.April 2010

Die US-Ratingagentur Moody’s bestätigt das Verbundrating für die Sparkassen-Finanzgruppe. Damit attestieren die Amerikaner allen Sparkassen, Landesbanken und Landesbausparkassen eine gute Bonität und würdigen insbesondere die dominante Marktstellung der Sparkassen-Finanzgruppe. „Mit dem Verbundrating von Aa2 wird die wirtschaftliche Stärke der Sparkassen-Finanzgruppe trotz des weiterhin schwierigen Marktumfeldes bestätigt“, sagte Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) in Berlin.

Moody’s stuft die Kreditwürdigkeit der Sparkassen-Finanzgruppe mit Aa2 ein. Das Verbundrating für die Sparkassen-Finanzgruppe wurde im Rahmen der turnusmäßig durchgeführten Ratingüberprüfung erstellt, berichtet der Spitzenverband der Sparkassen in Deutschland. Das Verbundrating ist ein kapitalmarktfähiges Rating für die Sparkassen-Finanzgruppe, erlaubt also die Emission von Wertpapieren, für die Ratings benötigt werden. Jedem Institut ist es auch weiterhin, macht Dr. Thomas Keidel klar, Leiter Financial Market Relations des Deutscher Sparkassen- und Giroverbands, freigestellt, ein Individualrating zu beantragen, welches aber in der Regel nicht mehr als zwei Notches unterhalb des Verbundratings liegen sollte.

Die Ratingagentur stellte keine Obergrenzen für die Individualratings fest, so dass sich jedem Institut weiterhin die Möglichkeit bietet, selbst ein noch besseres Ratingergebnis zu erzielen. Darüber hinaus vergab Moody’s ein Bank-Finanzkraftrating (BFSR) von C+ für die Sparkassen-Finanzgruppe. Der BFSR bewertet die eigenständige oder intrinsische Finanzkraft der Gruppe ohne mögliche externe Unterstützungsleistungen. Damit wurde die Stärke der Sparkassen-Finanzgruppe untermauert.

Ausschlaggebend für das sehr gute Rating seien unter anderem die gute Stellung der Gruppe im Markt, die Solidarität und Kooperation der Mitglieder untereinander sowie die Unterstützung der Landesbanken durch ihre Eigentümer bzw. Träger. Darüber hinaus werde mit dem Rating die Stabilität der Sparkassen-Finanzgruppe auch vor dem Hintergrund der aktuellen Marktsituation dokumentiert.

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