Ohne Verbriefung geht es nicht
Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2009
Würden strukturierte Finanzierungen als Methode zur Refinanzierung einfach wegfall, würden diese ein riesige Lücke in der Finanzierung auch für Europa reißen. Zum Thema „Future of Structured Finance in Europe“ sprach Ian Bell, Managing Director Structured Finance Ratings, Standard & Poor’s London, auf S&P’s Forum „Perspektiven für die Finanzmärkte 2010″ in Frankfurt am Main.
Allerdings müsse man sich klar machen, dass strukturierte Finanzierungen nur auf Märkten zustande kämen, wo es Anbieter und Nachfrager gebe. Die Produkte müssten interessant genug sein, um Anleger zum Investment zu motivieren, auch auch kostengünstig, um Emittenten zu veranlassen, sich des Marktes zu bedienen. „Wir haben die brutalste Neubewertung von Krediten erlebt, die sich je vollzogen hat“, sagt Bell. Die Neubewertung strukturierter Finanzierungen habe alle Bereiche erreicht, aber wurde gestoppt nach der Lehman-Insolvenz.
Zurzeit sei eine große Diskrepanz zwischen den Bedingungen zu beobachten, unter denen sich Banken refinanzieren könnten, und den Bedingungen, zu denen Kreditnehmer Liquiditätszugang erhalten. Bell ist sich aber sicher, dass es zu einer Anpassung der Preise kommen werde. Nach dieser Anpassung werde man auch wieder Investoren sehen. Alte Investoren seien gegangen oder nicht zur Anlage bereit.
Nur hinsichtlich des Zeitpunktes, zu dem der Markt für strukturierte Finanzierungen wieder anspringen werde, will ich Bell nicht festlegen. Hier seien die zusammenwirkenden Faktoren zu zahlreich, um genaue Prognosen abzugeben. Im komme auf die langfristigen Prognosen an. „Kurzfristig lag ich zu oft falsch, um mich auf den genauen Ablauf des nächsten Jahres festzulegen“, räumt Bell ein. An der langfristigen Prognose der Wiederbelebung des Marktes will er jedoch keinen Zweifel lassen.
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Wieviel Staat braucht die Wirtschaft?
Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2009
„Wieviel Staat braucht die Wirtschaft?“ Das ist das Thema der Paneldiskussion auf dem S&P Forum Frankfurt zu den „Perspektiven für die Finanzmärkte 2010″ mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik, Universität und Finanzwirtschaft unter der Moderation von Claus Döring, Chefredakteur der Börsen-Zeitung (http://www.boersen-zeitung.de/). Döring richtet an Christine Scheel von der Partei der Grünen die Frage, „braucht die Wirtschaft so viel Staat?“
Scheel war Vorsitzende des Finanzausschusses des Bundestages. Es sei das verbreitete Ärgernis von Bürgern, bei Kreditbedarf Probleme zu haben, während anderen der Staat als Retter zur Verfügung stehe. Es sei aber Aufgabe des Staates, sich ein gewisses Regularium zu geben, was den Markt nicht verhindere, aber reguliere. Das wirtschaftliche Geschehen dürfe nicht behindert werden. Das Hauptproblem sei immer noch das Vertrauen, auch die Vertrauenskrise der Bevölkerung in das System. „Wenn wir über ein gemeinsames Europa reden, brauchen wir auch Vertrauen in die Marktteilnehmer, die das Geschehen lenken“, sagt Scheel.
„War der massive Ad-hoc-Eingriff des Staates der bessere Eingriff als der etwas zögerliche hier in Deutschland?“ Döring hinterfragt die Rolle von Staaten in der Finanzkrise im internationalen Vergleich. „Innerhalb von 8 Tagen“, erinnert Edgar Meister, vormals Vorstand der Deutschen Bundesbank, „konnten die Gesetze zusammengebaut werden.“ Das Finanzmarktstabilisierungsgesetz wurde in kürzester Zeit verabschiedet. Das Beispiel von Lehman habe gezeigt, was es bedeutet, wenn eine Bank dieser Bedeutung und Ausmaßes insolvent werde. Beim „too big to fail“-Problem müsse man mehr ins Detail gehen. Der Staat habe kein Interesse dabei zu sein. „Das bad bank-Gesetz läuft im Januar aus“, so Meister. Es bestehe keine Absicht, die Beteiligungen fortzuführen.
Prof. Dr. Michael H. Grote von der Frankfurt School of Finance & Management unterstreicht, dass man „so viele Beobachtungen bezüglich globaler Finanzkrisen“ nicht habe. „Die Anzahl der Krisen, von denen wir lernen können, ist sehr klein“, fügt Grote hinzu und warnt vor vorschnellen Schlussfolgerungen. Die Kosten der Krisen liegen zurzeit in den Bankbilanzen, später kämen noch die Belastungen auf den Staat hinzu, wenn von staatlichen Garantien Gebrauch gemacht werden müsse. Das so genannte schwedische Modell sei gerühmt worden, weil der Staat gekauft und möglicherweise mit Gewinn wieder verkauft habe. Es gebe keine klare Antworten, wann man den Exit machen solle. Grote warnt vor dem „dünnen Eis“, mitten in der Krise bereits mit wissenschaftlichem Anspruch Rezepte zu verkünden.
„Es wäre sehr wünschenswert, wenn wir eine europäische Finanzaufsicht hätten“, sagt Scheel und unterstreicht das Erfordernis, international weiterzukommen. Es dürfe sich kein Land und kein Produkt der Aufsicht entziehen – „wir sprechen hier auch von den so genannten Steueroasen“, fügt Scheel hinzu und verurteilt auch die Boni, die im Investmentbereich als Brandbeschleuniger gedient hätten. „Wir nehmen an, dass im nächsten Jahr bei einem Wachstum der Wirtschaft mehr Betriebsmittelkredite notwendig werden“, sagt Scheel. Es sei immer noch eine schwierige Situation, dass den Banken nicht genügend Eigenkapital zur Verfügung stehe, zumal die Ratings ungünstig seien. Wie solle hier nicht der Staat wieder in Vorleistung gehen, fragt Scheel. Der Deutschlandfonds sei konzipiert worden, um 40 Mrd. € kleinen und mittleren Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Nur 15 Mrd. € davon seien beantragt. Scheel skizziert die Problematik, dass zwar Kredite zur Verfügung gestellt werden sollen, es dafür aber auch Kriterien geben müsse. Auch in Zukunft werde es Insolvenzen geben und geben müssen, unterstreicht Scheel.
Scheel tritt dafür ein, dass man auch international zu Regelungen komme bezüglich der Finanzaufsicht. Wenn man aber versuche, sich erst international zu koordinieren, könne viel Zeit verloren gehen. Niemand habe zum Beispiel den Auftrag gehabt, sich bestimmte Finanzprodukte anzuschauen. Der Auftrag der Aufsicht sei zwar „ganz nett“ gewesen, aber die Risiken seien nicht wirklich abgeprüft worden.
In Basel gebe es bereits einen Konsens, wie man Eigenkapital definieren sollte, aber ohne Deutschland. Es gebe einen Konsens darüber, auch das systemische Risiken präventiv in den Griff zu bekommen. Das könne man einerseits durch das Eigenkapital der Banken – dafür gibt es aus Deutschland keine Zustimmung -, andererseits durch die Regulierung jedes Produktes und jeder Finanzinstitution. „Wir sprechen hier über Arbitrage“, sagt Meister. Wenn Banken reguliert würden, Hedgefonds aber nicht, ergibt sich ein „window of opportunity“. Wann man über die Regulierung der Banken spreche, rede man auch über Kosten. Die Engländer hätten ihren Banken zum Beispiel aufgegeben, Staatstitel zu halten. Die Staatsfonds würden aber relativ niedrig verzinst, so dass auch dieses Vorgehen Kostenauswirkungen habe.
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Bonität europäischer Banken
Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2009
„Bei Sparkassen und Volksbanken, auch aufgrund des hohen Anteils wohnwirtschaftlicher Finanzierungen, erwarten wir eher niedrigeren Risikovorsorgebedarf“, sagt Stefan Best, Director und Team Leader Financial Institutions Ratings, Standard & Poor’s Frankfurt. Große deutsche Banken unterscheiden sich aber nicht so stark, abgesehen von der Hypo Real Estate und der HSH Nordbank. Viele Banken vermeiden die Verwertung von Sicherheiten, da diese im gegenwärtigen Marktumfeld nicht günstig wäre.
Ertragslage und Kapitalausstattung der europäischen Banken sei dadurch gekennzeichnet, dass jetzt wieder ein leichter Gewinn zu verzeichnen sei. Handelsgewinne hätten dazu beigetragen. Das alles habe geholfen, die Risikovorsorge zu absorbieren. Die guten Ratings werden aber nach wie vor in erster Linie von der staatlichen Unterstützung getragen.
„Wir haben gewisse Zweifel, was die Nachhaltigkeit der Erträge betrifft angesichts der unerwartet kurzfristigen Erholung der Märkte“, sagt Best und schildert die verfügbaren Ertragsquellen der Banken.
„Wir glauben, dass Basel II die Risiken tendenziell unterschätzt“, begründet Best die Vorgehensweise seiner Ratingagentur, die Eigenkapitalberechnung selbst vorzunehmen. Die regulatorisch akzeptierten Hybridinstrumente hätten gezeigt, dass sie in der Krise eben doch bedient werden müssten. Daraus resultiert ihre Behandlung als Fremdkapital. „Nachrangige Verbindlichkeiten haben wir noch nie als Eigenkapital akzeptiert, da diese auf Going-Concern-Basis keinen Wert haben“, zeigt Best auf.
Der Ausblick 2010 ist für die 50 größten Banken bei der Hälfte negativ aufgrund der schwachen Ertragsperspektiven und der hohen Kreditverluste. Die Unterstützung der Regierungen habe natürlich den Abwärtstrend gebremst oder gestoppt. „Diese Situation habe aber nur eine begrenzte Lebensdauer“, sagt Best. Die Herausforderung für die Banken sei, sich von der staatlichen Unterstützung unabhängig zu machen.
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S&P’s sieht Aktien als Gewinner voraus
Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2009
Viele lernten Standard & Poor’s (S&P’s) als Kreditratingagentur kennen. Tatsächlich begann S&P’s aber mit der Analyse von Eigenkapital, erinnert Robert Quinn, CFA, Chief European Equity Strategist von Standard & Poor’s auf dem S&P Forum Frankfurt „Perspektiven für die Finanzmärkte 2010″. In den 1930er Jahren wäre ein Stabilisierung des Finanzsystems nicht so schnell gelungen wie heute. Stabile Inflationserwartungen sind ein Ergebnis davon.
Die Evidenz für Deflation sei nicht stark genug. Umgekehrt gebe es aber wenige Hinweise auf eine problematische Inflation. Die globale Erholung würde an Momentum gewinnen, zeigt Quinn anhand verschiedener Statistiken. Schon für das nächste Jahr erwartet S&P’s wieder Wachstum, auch in Deutschland. Europäische Unternehmen haben heute eine bessere geografische Streuung ihrer Umsatzquellen als früher, zeigt Quinn.
„Das Schlimmste ist vorüber“, ist sich Quinn sicher. Die Krise sei eine Finanzkrise, daher dürfen die guten realwirtschaftlichen Faktoren nicht übersehen werden. „Arbeitslosigkeit werde ihren Höhepunkt eher früher als später erreicht haben“, sieht Quinn voraus.
„Meine Präferenz sind ganz klar Aktien“, sagt Quinn. Bis Ende 2010 müsse damit gerechnet werden, dass Aktienkurse im Durchschnitt etwa um 15 % steigen würden. Der Immobilienmarkt habe immer noch seine eigenen Probleme, verzinsliche Finanztitel liefern zurzeit nur eine niedrige Rendite. Energie und Informationstechnologie werde weiterhin zu den Gewinnern gehören. Komplizierter stelle sich die Analyse nur beim Finanzsektor dar. Aber auch hier verbreitet Quinn positive Nachrichten, denn immerhin hätten die Banken im Retail-Geschäft in den stark wachsenden Volkswirtschaften der Welt recht gute Aussichten.
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Rückkehr zur Verbriefung schafft Wachstum
Von Dr. Oliver Everling | 4.Dezember 2009
Die Verhältnisse von Kapitalmarktfinanzierung und Bankenfinanzierung haben sich nahezu umgekehrt, berichtet Torsten Hinrichs, Niederlassungsleiter von Standard & Poor’s, angesichts eines Bondemissionsvolumens von 1,3 Billionen US$ (global) in 9 Monaten, das seien über 20 % mehr als das Kreditvolumen an Nichtbanken. Bankkredite seien ein Drittel unter dem Niveau von 2006, Bonds dagegen 40 % über dem Volumen von 2007. „Keine Form der Verbriefung hat ähnliche Probleme aufgewiesen wie in den USA“, sagt Hinrichs, daher dürfe man die Idee der Verbriefung nicht mystifizieren. Hinrichs glaubt an die Zukunft der Kapitalmärkte.
Stichworte Originator, Arranger, Ratingagentur, Investor und Regulator/Legislator: Datenqualität und moralisches Risiko stehen am Anfang beim Originator. Es dürfe kein „originate to distribute“ geben; risikogerechtes Pricing sei wichtig. Arranger haben für die Transparenz der Strukturen zu sorgen und sich an dem realwirtschaftlichem Nutzen zu messen. Transparenz, Governance und analytische Qualität sind die Eckpunkte der Maßnahmen, die bei der Ratingagentur ergriffen würden. „Wir haben eine Art Modell-TÜV eingeführt“, sagt Hinrichs.
„Wir wollen what-if-Szenarien zur Verfügung stellen, so dass Sie kontrollieren können, welche Auswirkungen abweichende Annahmen haben würden“, sagt Hinrichs zu den mehr als 200 Gästen des S&P Forums. Hinrichs unterstreicht die eigenverantwortliche Analyse aller Risiken durch Investoren. Die Verantwortung, nicht nur Bonitätsrisiken, sondern auch alle anderen Risiken bei jeder Anlageentscheidung zu berücksichtigen, die nicht durch Ratings erfasst werden, liegt beim Investor.
„Wir haben unsere Lehren aus der Krise gezogen“, sagt Hinrichs und ist zuversichtlich, dass durch die Rückkehr zu den Methoden der Verbriefung es möglich sein wird, für funktionierende Kapitalmärkte und Wachstum zu sorgen.
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Feri trumpft mit Unabhängigkeit
Von Dr. Oliver Everling | 2.Dezember 2009
„Wie kommt man als unabhängiger Berater durch so eine Krise?“ Michael Stammler, CEO der Feri Finance AG, nimmt zur Beantwortung dieser Frage vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise den Rückblick auf die Gründung 1987 zum Ausgangspunkt, heute werden 220 Familienmandate und ca. 1.000 institutionelle Kunden betreut, mit 12,5 Mrd. verwalteter Assets im Konzern. Ausbau und Internationalisierung mit einer klaren Wachstumsstrategie sind die Eckpunkte der strategischen Zielsetzungen. Ergebnisrückgänge in der Vermögensverwaltung aufgrund der hohen Abhängigkeit der Vergütung von den verwalteten Vermögen (geschätzter Rückgang der Marktvolumina 25 – 35 %) waren die Konsequenz der Krise.
Überraschend sei festzustellen, dass gegen Ende 2008 die Abgeltungssteuer nicht die erwarteten Effekte brachte, wie auch wenig Impulse für das Vermögensverwaltungsgeschäft aus der Frustration von Kunden über die Krise ausgingen. Anleger verabschiedeten sich aus dem Markt, viele brauchten ihr Geld „zu Hause“ in ihren Firmen, berichtet Stammler. Mit Ausnahme z.B. der Feri gibt es von unabhängigen Vermögensverwalter wenig öffentliche Ergebnisse und Zahlen. Die Feri konnte der Krise nicht ausweichen, „hat sie aber gemeistert“, so Stammler: AuM heute seinen größer als Ende 2007, und trotz unterjähriger Verluste konnte das Gesamtjahr positiv abschließen.
Unabhängigkeit bedeutet für Stammler eigenständiges und unabhängiges Research, langfristige Denkmodelle („out-of-the-box“) und frühes Erkennen globaler Veränderungen, objektive Beratung ohne eigene Produkte und Honorarmodelle ohne versteckte Gebühren und Provisionen (Retrozessoinen gehen an den Mandanten). Die Feri sei in einem wieder wachsenden Markt gut positioniert.
„Alle Assetklassen sind Richtung Süden gegangen“, erläutert Dr. Matthias Klöpper von der Feri die Marktbewegungen. Aus dem Jahr 2008 bleibe die Erfahrung, dass Marktbewegungen alle negativen Erfahrungen und Erwartungen übersteigen können. Die simple, grobe Assetaufteilung hat nicht vor Verlusten bewahrt, zeigt Klöpper auf. „Es braucht ein Risikomanagement, das über die Assetklassen gelegt wird“, so die Quintessenz von Klöpper. Die großen Privatvermögen seien ganz wesentlich von der Erfahrung geprägt worden, dass auch die Streuung des Vermögens nicht vor Verlusten bewahrt hat.
Institutionelles Gedankengut greift zunehmend auch bei privaten Investoren: Einhalten vorgegebener Verlustgrenzen, Kontrolle und aktive Steuerung von Risikobudgets, Analyse von Investmentrisiken, Einbeziehn von Feri-Langfristprognosen in Asset-Optimierungsüberlegungen sowie strategische Präferenz für Sachwertanlagen müssen sich mit der Auswahl der besten Manager je Anlageklasse verbinden.
„Unsere Empfehlungen und Maßnahmen in der Feri Family Trust daher: Betonung des Risikotragfähigkeitsansatzes, Etabilierung des Risiko-Overlay-Managements bei sehr großen und komplexen Mandaten, Ausbau des Leistungsangebots mit Studien zur Optimierung Strategischer Asset Allokation (ALM-Studien), robustere Portfolios und Ausrichtung auf Sachwerte sowie“, macht Klöpper klar, „Unsetzung des Multi-Asset und Multi-ManagerAnsatzes.“
Dr. Helmut Knepel, CEO der Feri EuroRating Services AG, geht der Frage nach, ob man nach der Finanzkrise überhaupt noch Ratings braucht. „Ja, öffentlich-rechtlich: Der Standardansatz nach Basel II beruht auf externen Ratings, die Aufsicht über Versicherer usw. bedient sich der Ratings in zahlreichen Rechtsnormen weltweit. Ja, privatrechtlich: Anleiheverzinsungen und Kündigungsrechte sind an Ratings gekoppelt, Sicherungsklauseln in Kreditverträgen nehmen auf Ratings Bezug oder Anlagestatuten sehen Ratings vor.“
Knepel will das Erfordernis von Ratings für Europa jedoch nicht alleine mit rechtlichen Zwängen begründen. Auch politisch müsse man sich klar machen, dass Ratings in mehr als 100 Ländern etabliert seien. Ohne europäischem Ansatz würde das Feld dem Einfluss anderer überlassen.
„Die Lücken im Rating sind zu schließen, indem jeder Anbieter von Finanzprodukten verpflichtet wird,“ zitiert Knepel ein Mitglied des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages, Frank Schäffler, „mindestens zwei Ratings unabhängiger Agenturen einzuholen und jedem Anleger mitzuteilen. Ebenso müssen Berater haften, die ohne Aufklärung über erteilte Ratings Anleger zu Käufen von zwielichtigen Finanzprodukten bewegen. Wie die Finanzkrise zeigt, kann hier nicht auf US-Agenturen gewartet werden,“ so dass Zitat von Schäffler weiter, „sondern ist Europa gefordert, eigene Ratingansätze zu entwickeln und zu fördern.“
Entscheidend sind die volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Vorteile von Ratings: Erhöhung der Informationseffizienz und Transparenz von Finanzmärkten, Unterstützung der Transformationsfunktionen der Märkte nach Risiken, Fristen, Losgrößen sowie Transaktionskosten- und Komplexitätsreduktion sind Beispiele. Aus der Praxis der Ratingagentur illustriert Knepel zudem die Spezialisierungsvorteile der Ratingagenturen und Ausnutzung ökonomischer Skaleneffekte, Bündelungseffekte Management und Knowhow. Schnellere Erfahrungskurveneffekte durch Lernen aus verschiedenen Segmenten sowie Synergieeffekte aus der Kenntnis von Emittenten und Emissionen, Märkten und Produkten kombinieren sich in der Tätigkeit der Ratingagentur mit der Mehrfachverwertung von Wissen (Länder, Branchen, Unternehmen). Ratings bieten die entscheidende Unterstützung bei der Kapitalaufnahme und –anlage.
Für institutionelle Anleger ist Rating ein Instrument zur Bewertung von Produkten, es bietet Markttransparenz, Überblick und Vergleich und ist ein Werkzeug zur Portofolioanalyse, Selektion, Strukturierung und Steuerung. Knepel spricht von den Singal-, Indikator- und Warnfunktionen des Ratings, die Rolle des Ratings als zweite Meinung („second opinion“) sowie die Unterstützung von Reporting und Dokumentation für Entscheidungen. Rating bedeute Rationalisierung und Beschleunigung von Investmentprozessen, Professionalisierung des Researchs und Kosteneffizienz und –reduktion.
Privaten Anlegern bietet Rating ein beraterunabhängiges Anlageurteil. Wer einen raschen Überblick über vergleichbare Anlageofferten, einen Informationsfilter und eine Prüffunktion sucht, greift zu Ratings. Leicht verständliche Ratingskalen statt Fachjargon und Informationsüberflutung, ein einheitliches Bewertungsprinzip durch Symbole für alle Vermögensklassen (Assets) zeichnen Ratings als kostenloses Informationsinstrument durch aktuelle Verfügbarkeit über das Internet aus. Beratern helfen Ratings, anlagegerechten Rat (vgl. WpHG, MiFID) zu geben. Privaten Anlagen bieten Ratings einen einzigartigen Zugang zu professionellem Research („Investieren wie Profis“).
Hinsichtlich der Positionierung der Feri EuroRating Services sieht Knepel mit Blick auf die Frage, welche Produkte überhaupt die Finanzkrise „überleben“ würden, beste Chancen für Produkte, bei denen Feri traditionell im Rating stark ist. Fragliche Aussichten für Produkte, die das Wachstum der US-Agenturen trugen.
Knepel kommt auf die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen für Ratingagenturen zu sprechen. „Zielsetzungen der Verordnung sind die Sicherstellung der Unabhängigkeit und Vermeidung von Interessenkonflikten, die Verbesserung der Qualität der Ratings durch Schaffung von mehr Wettbewerb der Agenturen, die Einführung von Angabe und Transparenzpflichten und die Schaffung eines Registrierungs- und Aufsichtsrahmens.“
„Rating“ ist nach der EU Verordnung ein Bonitätsurteil in Bezug auf ein Unternehmen, eine Kreditzusage, einen Schuldtitel oder schuldtitelähnliches Instrument oder den Emittenten derartiger Verpflichtungen, das anhand eines etablierten, genau festgelegten Einstufungsverfahrens für Ratingkategorien abgegeben wird. Knepel kritisiert die Verordnung deshalb, weil sie nur diese Ratings reguliert, nicht aber auch alle anderen Ratings, die für Finanzprodukte verantwortet werden müssen.
Knepel begründet, warum eine europäische Alternative im Rating bei globalen Finanzmärkten notwendig ist: Berücksichtigung spezifischer Produkte (beispielsweise geschlossene Fonds, offene Immobilienfonds), Berücksichtigung kultureller, gesellschaftlicher und institutioneller Unterschiede, Stärkung des Wettbewerbs der Ratingagenturen, Unabhängigkeit von politischer Einflussnahme auf Ratingagenturen und auch politischer Rückenwind.
Übertragung der im deutschsprachigen Raum erfolgreichen Aktivitäten zur Bewertung von Anlagemärkten und Anlageprodukten auf weitere europäische Länder, Ausweitung der Ratingaktivitäten im Bereich der Bewertung von Emittenten von Fonds, Zertifikaten und Immobilienprodukten sowie Aufbaue eines Bereichs Kredit- und Unternehmensrating durch strategische Partnerschaften in einzelnen europäischen Ländern – diese Punkte machen die Positionierung der Feri EuroRating Services als europäische Ratingagentur aus. Eine europäische Alternative zu den angelsächsischen Ratingagenturen durch Erweiterung, um neue Themen und Ausbau der internationalen Reputation.
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Expertenforum „Risikoprofiling von Anlegern“
Von Dr. Oliver Everling | 1.Dezember 2009
Die Finanzkrise ist ein Härtetest für die Risikobereitschaft von Anlegern. Risikoeinstellung und Risikotragfähigkeit werden auf die Probe gestellt. Das erste Expertenforum „Risikoprofiling von Anlegern“ brachte mit bisher einmaligem Anspruch Experten u.a. aus der Augsburger Aktienbank AG, BCA AG, B | M | S Rechtsanwälte, Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, EVERS & JUNG GbR, FutureValue Group AG, MLP Finanzdienstleistungen AG, Union Asset Management Holding AG, Wegelin & Co. Privatbankiers und der WIZARD Financial Consulting GmbH zusammen, um zukunftsweisende Fragen zum Risikoprofiling von Anlegern zu diskutieren.
Die Experten sind sich einig, dass sich Risikoprofiling nicht in der Erfüllung gesetzlicher Vorschriften erschöpfen darf. MiFID (Markets in Financial Instruments Directive, deutsch: Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente) setzt Mindeststandards. Die bloße Einhaltung von Mindestanforderungen bietet Finanzdienstleistern jedoch keine Differenzierungsmerkmale, die sie im Wettbewerb um die Gunst des Kunden nutzen könnten. Daher können sich die Anbieter nur dadurch unterscheiden, dass sie über die gesetzlichen Minimalnormen hinaus Verfahren und Prozesse implementieren, mit denen sie ein Risikoprofiling ihrer Kunden unterstützen.
Das unabhängige Expertenforum wird künftig bankengruppenübergreifend aktuelle Entwicklungen zum Risikoprofiling von Anlegern aufgreifen und unter Beteiligung namhafter Kapazitäten vertiefen. Die in der deutschen Beratungspraxis zum Einsatz kommenden Tools werden ebenso hinterfragt wie die Instrumente, die international gebräuchlich sind, oder wissenschaftlich erarbeitet wurden. Mit den Ansätzen werden Standards identifiziert, die für jede Vermögensberatung und Anlagevermittlung maßgeblich sein können.
Die Experten des Forums sind Autoren im Buch von Oliver Everling und Monika Müller (Herausgeber): „Risikoprofiling von Anlegern – Kundenprofile treffend analysieren und in der Beratung nutzen“ (Bank-Verlag Medien GmbH, Köln, http://www.bank-verlag.de/, 1. Auflage 2009, 534 Seiten, Art.-Nr. 22.443-0900, ISBN 978-3-86556-222-7). Das Expertenforum „Risikoprofiling von Anlegern“ wurde neutral unter der Leitung von Monika Müller von FCM Finanz Coaching organisiert (http://www.monika-mueller.de/).
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Asset Management organisiert sich neu
Von Dr. Oliver Everling | 1.Dezember 2009
Der Markt für institutionelles Asset Management ist derzeit im Begriff, sich neu zu sortieren. Dieser Wandel bringt für einzelne Anbieter große Wachstumschancen mit sich, birgt für andere dagegen die Gefahr, Kunden zu verlieren. Dies geht aus einer breit angelegten Marktstudie der Feri EuroRating Services AG zum Thema Wertpapiermanagement hervor, die die Feri alle zwei Jahre durchführt. „Einzelnen Gesellschaften ist ein erfolgreicher Einstieg in den deutschen Markt gelungen“, sagt Dr. Tobias Schmidt, Vorstand bei der Feri EuroRating Services AG. „Einige etablierte Gesellschaften müssen dagegen ihr Leistungsangebot aufbessern, wenn sie unter den veränderten Rahmenbedingungen ihre Marktstellung halten wollen.“ Der Grund: Zahlreiche institutionellen Investoren sähen aktuell die kleinen, spezialisierten Gesellschaften im Vorteil, da diese zum Beispiel eher auf die individuellen Bedürfnisse der Investoren eingingen. Insgesamt dürften sie den großen Gesellschaften daher Marktanteile streitig machen.
Viele Asset Manager haben in den Augen ihrer institutionellen Investoren in der Krise versagt: Als die am häufigsten angekündigten Konsequenzen aus der Finanzkrise nennen Institutionelle deshalb – neben der Überarbeitung des hausinternen Risikomanagements (57%) und der Erhöhung der Rentenquote (45%) – klar den Austausch der Asset Manager (28%). So wird für neu zu vergebende Mandate nach Spezialisten Ausschau gehalten. Inländische „Investmentboutiquen“ erhalten daher insgesamt gute Einschätzungen von institutionellen Anlegern hinsichtlich des künftigen Marktpotenzials. Die in dieser Kategorie gut positionierten Asset Manager haben somit sehr gute Marktaussichten im aktuellen Wettbewerbsumfeld.
Doch auch unter den großen, etablierten Kapitalanlagegesellschaften genießen einige aufgrund ihrer Größe und Marktstärke weiterhin das Vertrauen. Denn hier sehen die Institutionellen vor allem Stabilität und Kontinuität gewährleistet. Dennoch: Einzelne Gesellschaften sind von den Investoren deutlich „abgestraft“ worden und in der Gunst der Anleger gegenüber der letzten Markterhebung deutlich gesunken. Darunter befinden sich auch viele ausländischen Gesellschaften. Allerdings gibt es vereinzelt Anbieter angelsächsischer Herkunft, die ihre Marktreputation stärken konnten. Insgesamt geht der Trend klar in Richtung Master-KAG. Die auf Fondsadministration und -buchhaltung spezialisierten Gesellschaften verzeichnen hohe Mittelzuflüsse und werden von den Investoren hinsichtlich der Kundenbetreuung im Ganzen äußerst positiv bewertet.
Auch im Anlageverhalten der Institutionellen hat sich Einiges getan: Die Aktienquote ist aufgrund der derzeit niedrigeren Risikoneigung gegenüber 2007 von 11,4 auf 5,9 Prozent der Gesamtanlagen deutlich gesunken. Festverzinsliche Titel dominieren mit 79,9 Prozent die Portfolios der institutionellen Investoren (2007: 67,6 %). Bei Fondsanlagen wird bis Ende 2012 ein Zuwachs von insgesamt 19,7 Prozent erwartet. Hauptprofiteure dieser Entwicklung werden vor allem Anbieter Alternativer Anlagen (Rohstoffe, Währungen, Hedge-Fonds und Private Equity; insgesamt +20,6 %), sowie Aktienfonds (+10,9 %) sein. Bei Rentenfonds wird dagegen nur ein unterdurchschnittliches Wachstum von 0,2 Prozent erwartet, da viele Investoren beabsichtigen, ihre Rentenanlagen in Zukunft in Eigenregie zu verwalten.
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Ranking im Fuchsreport 2009
Von Dr. Oliver Everling | 1.Dezember 2009
Der inhabergeführte und bankenunabhängige Vermögensverwalter Flossbach & von Storch hat bei dem diesjährigen Ranking von Fuchsreport/First Five nach 2008 wieder als bester Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum abgeschnitten. Die Kölner setzten sich damit gegen mehr als 117 Banken und unabhängige Vermögensmanager durch.
Die Juroren hoben bei Flossbach & von Storch besonders die Interessenidentität bei der Beratung von Unternehmer zu Unternehmer sowie Ehrlichkeit und Offenheit als Fundament für eine langfristige Vertrauensbeziehung hervor. „Vor dem Hintergrund der Top-Platzierungen der vergangenen Jahre ein Musterbeispiel an Kontinuität. Der nachhaltige Erfolg basiert auf klaren Leitlinien und deren konsequenter Umsetzung“, kommentiert Jürgen Lampe, Vorstand der firstfive AG. Flossbach & von Storch sicherte sich seinen Titel durch die herausragende Performance seiner Portfolios über alle drei getesteten Risikoklassen hinweg.
„Der Schlüssel unseres Erfolges liegt im unabhängigen Denken und Handeln sowie in unserem Kapitalmarkt-orientierten Beratungsansatz“, so Kurt von Storch, Vorstand bei Flossbach & von Storch. „Besonders in einer Zeit, die durch die Bankenkrise und die Unsicherheit vieler Vermögensinhaber geprägt ist, empfinden wir diese Auszeichnung als eine Bestätigung unserer Philosophie, welche den Kunden in den Mittelpunkt unserer Tätigkeit stellt. Das hohe Interesse an unseren Dienstleistungen und die steigende Zahl unserer Kunden zeigen, dass unsere Kontinuität in der Betreuung wie auch unsere nachhaltige Performance honoriert wird.“
Das Ranking des Fuchs Reports (http://www.fuchsbriefe.de/) wird jährlich vom Wirtschafts- und Finanzverlag Fuchsbriefe in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Rankinginstitut firstfive AG mit dem Ziel durchgeführt, ein qualitatives Ranking der Vermögensmanager im deutschsprachigen Raum zu erstellen. Basis der Auswertung sind ausschließlich reale Depots.
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Zwangsvollstreckung, Insolvenz und Prävention
Von Dr. Oliver Everling | 29.November 2009
Der Titel „Forderungsmanagement“ (ISBN 978-3940913012) aus dem Frankfurt School Verlag (http://www.frankfurt-school-verlag.de/) könnte ein betriebswirtschaftlich ausgerichtetes Buch erwarten lassen, bei dem es um eine dem Rechnungswesen des Unternehmens zugeordnete Funktion gehen würde, bei der es um die aus Lieferungen und Leistungen resultierenden Fragen des Debitoren- und Konditionenmanagements geht. Das Forderungsmanagement leitet, gewährt und verwaltet die aus der Einräumung von Zahlungszielen resultierenden Kredite. Das Forderungsmanagement zielt darauf ab, Forderungsausfälle so gering wie möglich zu halten und die notwendige Liquidität des Unternehmens jederzeit zu wahren. Hieraus resultiert ein betriebswirtschaftliches Optimierungsproblem, das u. a. mit Hilfe von Ratingsystemen modelliert werden kann.
Das von Dr. Thomas Thöne von der GenoRechtAnwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH aus Neu-Isenburg herausgegebene Buch zielt jedoch mehr auf die Fragen der Zwangsvollstreckung, der Gesellschafterhaftung, das Insolvenzverfahren und mögliche Wirtschaftsstraftaten, bankrechtliche Besonderheiten und fügt auch im Kapitel zu den Handlungsempfehlungen für Unternehmer eher weitere rechtliche Aspekte hinzu. Informationsgewinnung, Forderungsinkasso, EDV für mittelständische Unternehmen, Forderungsausfallversicherung, Factoring, Zentralregulierung, Asset Backed Securities (ABS) und schließlich Mobilienleasing kommen allesamt ausreichend zur Sprache.
Der Untertitel „Zwangsvollstreckung, Insolvenz und Prävention“ umreisst die Themenbereiche, die Thöne insbesondere unter juristischen Aspekten mit seinen Autoren erarbeitet. Als Lehrbeauftragter der Frankfurt School of Finance & Management (http://www.frankfurt-school.de/) bietet Thöne mit seinem Buch eine hervorragende Lernhilfe, die sich von einem Lehrbuch nur durch das Fehlen von Lernzielen, Übungsaufgaben, Merksätzen oder Zusammenfassungen unterscheidet. Das Buch ist lernfreundlich durchstrukturiert und sprachlich auf Kürze und Prägnanz getrimmt.
Mit 23 Autoren aus unterschiedlichen Häusern, insbesondere Anwaltssozietäten und Banken, gelingt es Thöne erstaunlich gut, trotz des divergierenden Hintergrunds seiner Autoren dem Sammelband einen einheitlichen Zuschnitt zu geben. So spürt der Leser schon beim ersten Beitrag über die Grundlagen der Zwangsvollstreckung, dass das Buch schnörkellos zur Sache kommt. Tabellen, Checklisten, Schaubilder, Ablaufdiagramme usw. helfen, sich schnell über Zusammenhänge und Vorgehensweisen zu informieren.
„Gesellschafterhaftung in der Krise“ lautet der Titel eines Beitrags (von Philipp Casse), der nicht nur die konjunkturelle Krise, sondern auch die der rechtlichen Ausgestaltung des Themas erkennen lässt: So wird in der Rechtsprechung noch immer von „Kreditunwürdigkeit“ gesprochen, also ein Dualismus von „kreditwürdig“ oder „kreditunwürdig“ aufgebaut. Kreditunwürdigkeit liegt demnach vor, wenn ein wirtschaftlich vernünftig denkender, außenstehender Dritter keinen Kredit mehr gewährt oder wenn die Gesellschaft am Markt keinen Kredit zu marktüblichen Konditionen mehr erhält.
Die Rechtsprechung klammert hier die Relativität des Bonitätsrisikos, wie es in einem Rating zum Ausdruck kommt, immer noch aus, denn es gibt auch für hochgradig insolvenzgefährdete Unternehmen in den Ratingkategorien CCC, CC oder C durchaus noch „marktübliche“ Konditionen, nur dass diese eben für Kreditnehmer sehr ungünstig sind. Würde sich die Rechtsprechung der Logik des Ratings bedienen, könnte die Frage nach dem Eigenkapitalersatz betriebswirtschaftlich genauer beantwortet werden.
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