Experten zur Finanzmarktkrise in der THA

Von Dr. Oliver Everling | 23.März 2009

Am ersten März-Wochenende ging die Theodor-Heuss-Akademie den Ursachen und Folgen der gegenwärtig global zu beobachtenden wirtschaftlichen Rezession nach. Im Rahmen der Tagung „Die Finanzmarktkrise und die Folgen für Konjunktur, mittelständische Wirtschaft und Kapitalmarkt“ fanden sich zahlreiche Experten und Gäste aus ganz Deutschland in Gummersbach ein, berichtet Klaus Füßmann, Leiter des Veranstaltungsprogramms der Theodor-Heuss-Akademie .

Aus Berlin war der liberale Finanzexperte Frank Schäffler MdB angereist. Auch der geschäftsführende Vorstand des Deutschen Derivate Verbandes, Dr. Hartmut Knüppel, kam aus der Bundeshauptstadt. Vom renommierten Walter-Eucken-Institut aus Freiburg konnte Dr. Michael Wohlgemuth als Referent gewonnen werden. Rudolf Schüller von der „ISM International School of Management“ in Dortmund und Tagungsleiter Dr. Thorsten Lange, Dozent für Politikwissenschaft aus Worms, komplettierten das Referenten-Team. Im Folgenden – als Ergebnis der Veranstaltung – 10 Thesen zur Finanzmarktkrise und den Erfordernissen der Politik.

Die Ursachen der Krise sind nicht in neoliberaler Deregulierung der Finanzmärkte und maßloser Gier bestimmter leitender Angestellter in der Finanzbranche zu suchen, sondern in einem doppelten Staatsversagen. In den letzten Jahren hat überhaupt gar keine Deregulierung des Banken- und Finanzsektors stattgefunden, und die weniger regulierten Institutionen wie Hedge-Fonds und Private Equity-Firmen haben mit der aktuellen Krise zum einen nichts zu tun und sind zum anderen von ihr auch noch weniger betroffen als die traditionell stark bis überregulierten.

Als die eigentlichen Ursache für die Blase am US-amerikanischen Immobilienmarkt und den nachfolgenden Zusammenbruch des Interbankenmarktes ist vielmehr eine falsche Ausrichtung der Sozialpolitik unter der Clinton-Administration verantwortlich, die mit Hilfe ihres „Community Investment Act“ aus dem Jahr 1999 die Bonitätserfordernisse für private Immobilienfinanzierungen so weit herabsetzte, dass ein eigentlich nicht kreditwürdiger Personenkreis in den Genuss von Haus- und Grundbesitz kommen konnte.

Als dann noch die Federal Reserve, die amerikanische Notenbank, im Gefolge des Platzens der „dot.com“-Blase 2000/2001 die Notenbankzinsen dramatisch absenkte, um entsprechend ihres politischen Auftrags eine Rezession in den USA abzuwehren, wurde die Spirale am Immobilienmarkt aus zu niedrigen Zinsen und explosionsartig steigenden Häuserpreisen in Gang gesetzt.

Da die Dimension der Überschuldung, die heute die Realwirtschaft bedroht, erst durch Aufspaltung, Synthetisierung, Verbriefung und internationalen Handel der privaten Hypotheken erreicht werden konnte, stellt sich die Frage nach der Rolle von Kreditderivaten und Bonitätseinstufungen in diesem Prozess. Die in Rede stehenden Kreditderivate machen das Ausfallrisiko eines Kredits isoliert handelbar, und dürfen nicht mit den – Privatanlegern mehr vertrauten -Optionsscheinen und Zertifikaten auf Aktien oder Indizes verwechselt werden. Der Handel mit Kreditderivaten ist aber im Prinzip unerlässlich, damit Kreditgeber sich absichern und auch solche Finanzierungen vornehmen können, die volkswirtschaftlich wünschenswert und sinnvoll sind, ohne die die Möglichkeit einer Aufteilung des Risikos auf verschiedene Schultern aber u. U. nicht zustande kommen kann.

Gerade auch hierdurch erlangen Ratingagenturen eine steigende Bedeutung, weil das Rating an die Stelle der früheren Schwarz-Weiß Betrachtung der Kreditwürdigkeit eines Schuldners tritt und eine breite Palette an Nuancierungen möglich macht. Problematisch ist aber, dass der Ratingmarkt von zwei großen Anbietern dominiert wird, was das Risiko von Interessenkollisionen erhöht. Erst ein Aufbrechen des Duopols von „Standard & Poor’s“ und „Moody’s“ kann jenes Maß an Konkurrenz der Meinungen erzeugen, welches eine Kontrolle des Ratingmarktes durch Pluralität möglich macht. Eine Verstaatlichung der Ratingagenturen würde hingegen alle Meinungen auf eine einzige reduzieren und damit das Risiko von Fehleinschätzungen nicht etwa vermindern, sondern im Gegenteil in unverantwortlicher Weise erhöhen.

In diesem Zusammenhang müssen vor allem mittelständische Unternehmen in Zukunft ihrer Finanzierung eine größere Aufmerksamkeit widmen, da bankinterne Veränderungen im Kreditgewährungsprozess, die u. a. mit der zunehmenden Bedeutung des Ratings einhergehen, einen intensiveren Dialog mit der eigenen Bank genauso erforderlich machen werden wie Überlegungen hinsichtlich alternativer Finanzierungswege.

Die aktuellen Konjunkturprogramme sind problematisch. Der Zuspruch, den diese in Teilen von Politik und Öffentlichkeit erhalten, ist vor dem Hintergrund der Erfahrungen, die man über die Jahrzehnte hinweg mit der keynesianischen Makrosteuerung gemacht hat, eigentlich unverständlich. Da der Staat mittels direkter antizyklischer Ausgaben in erster Linie bauen kann, die Bauwirtschaft aber noch immer recht gut ausgelastet ist, drohen Verteuerung und Verschwendung mit dem Ergebnis der bekannten stagflationären Tendenzen. In der Folge werden dann Steuererhöhungen auf Bürger und Unternehmen zukommen. Demgegenüber könnte der Mittelstand von Steuersenkungen profitieren, weil dann die Nachfrage der privaten Haushalte sich über eine ganze Reihe von Branchen verteilen und nicht nur einzelnen zugute kommen.

Angesichts der Ursachen der Krise ist wenig Hilfe von fortdauernden Interventionen des Staates in den Markt zu erwarten. In Deutschland beweist das Versagen der von der Politik maßgeblich mitbestimmten Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), dass es eine Illusion ist, sein Heil in immer neuen Regulierungen zu suchen. Demgegenüber wäre eine breit angelegte Steuerentlastung über eine strukturelle Vereinfachung und Modernisierung des Steuerrechts richtig. Die Bürger könnten dann selbst entscheiden, wie sie dieses zusätzliche Einkommen einsetzen. Sparen die Bürger das Geld, so stellen sie dem Kapitalmarkt zusätzliche Mittel zur Verfügung und verbilligen bei den Banken die Refinanzierung. Konsumieren sie stattdessen, werden Wachstumsimpulse für den Standtort Deutschland erzeugt – ohne in Protektionismus zu verfallen.

Für eine Reform der Finanzmarktordnung sollte langfristig die Weichen gestellt werden: nach den Prinzipien einer waren- und goldbasierten Währung, der Transparenz des Kapitalverkehrs und der strikten Regelung des Bilanzrechts, der anreizkompatiblen Produkt- und Produzentenhaftung der Banken und Finanzinstitute und im Rahmen klarer Banken- (und Staats-) Insolvenzregeln, die nach Kriterien der Ordnungspolitik (und nicht der Gefälligkeitspolitik) auszurichten sind.

Mit Blick auf die politische Situation im Wahljahr ist die gegenwärtige öffentliche Debatte in Deutschland um Finanz- und Wirtschaftskrise als weitgehend verkürzt und moralisierend einzustufen. Das große Wort in den Medien führen die unkritischen Vertreter eines offensiven Etatismus, die glauben, nun gegen das vermeintliche Scheitern des Neoliberalismus zu Felde ziehen zu können, indem sie die Krise zum Marktversagen stilisieren und ihre zentralen Ursachen ignorieren. Eine solche Uminterpretation der realen Vorgänge wird bei einem Teil der deutschen Öffentlichkeit verfangen, weil diese in hegelianischer Manier dem Staat unbefragt eine höhere Einsichtsfähigkeit und Handlungskompetenz zuschreibt als dem Markt. Ein liberaler Problemlösungsansatz besteht demgegenüber aber darin, im Hayek’schen Sinne notwendige rechtliche Regelungen kontinuierlich weiter zu entwickeln, um den Markt zu stärken, und nicht den Weg in die Staatswirtschaft zu ebnen, der erfahrungsgemäß am Ende die Krise zur Dauereinrichtung macht.

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Risikomanagement und MaRisk

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2009

„Risikomanagement und MaRisk“, so lauten die Kernthemen des Kompaktseminars, das am 30. April 2009 in Bonn bei der VÖB Service GmbH stattfindet. Schon bisher war diese Veranstaltung ein voller Erfolg, wie die äußerst positive Resonanz zeigt. Referent ist Dr. Alexander Suyter, Inhaber Risk & Management Consultancy München.

Suyter sagt dazu: „Die Themen sind angesichts der Finanzkrise aktueller denn je. Zum einen dauert die Krise länger als erwartet, zum anderen präsentiert der S&P’s 500 in 2008 eine negative Performance, die am ungünstigsten Ende der Wahrscheinlichkeitsverteilung liegt, wie in der Weltwirtschaftskrise anno 1931. Selbst für Staatsanleihen sind die Risikoprämien deutlich nach oben gegangen. Dass sich die Spreads in der Refinanzierung der Banken deutlich auseinander entwickeln, ist daher nicht weiter verwunderlich.

Im Zuge dieser Verwerfungen ändern sich nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen, auch neue Institutionen wie die Finanzmarktstabilisierungsanstalt wurden geschaffen. Diese Entwicklungen beeinflussen die interne Risikosteuerung im Sinne der ganzheitlich angelegten MaRisk erheblich, und die regulatorischen Entwicklungen bzw. die neuen EU Richtlinien und Basel sind – etwa bei Stresstests – maßgeblich betroffen. Eine sich dramatisch verändernde Finanzordnung kann dabei Themen wie Good Governance nicht außer Acht lassen. Auch diese fließen in die Gestaltung der neuen MaRisk 2009 mit ein.“

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Zertifikaterating der Feri EuroRating Services

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2009

Was lange währt, wird endlich gut: Die Feri EuroRating Services AG veröffentlicht ab sofort Zertifikateratings. Nachdem erste Versuche eines Zertifikateratings schon von anderen Agenturen veröffentlicht wurden, wurde das Zertifikaterating der Feri EuroRating Services bereits lange erwartet. Bewertet werden zunächst Bonus-, Discount-, Garantie- und Indexzertifikate. Die Ergebnisse von rund 52.000 Bewertungen sind bereits unter www.feri-zertifikaterating.de zu finden. Ziel dieser Ratings ist es, private und institutionelle Anleger sowie Bankberater und Vermögensverwalter bei der Selektion von Zertifikaten zu unterstützen. „In der derzeitigen Marktphase – gerade auch nach den Erfahrungen mit Lehman Brothers – sind viele Investoren verunsichert“, sagt Dr. Tobias Schmidt, Partner und Vorstand bei der Feri EuroRating Services AG. „Unterstützung bei der Anlageentscheidung wird daher mehr denn je gebraucht. Das Feri Zertifikaterating soll mehr Transparenz schaffen und dadurch die Produktauswahl erleichtern.“

Das neue Zertifikaterating wird täglich berechnet und berücksichtigt sowohl die Produkt- als auch die Emittentenqualität. Die Bewertung der Produktqualität erfolgt auf Basis eines aufwendigen Simulationsverfahrens und geht mit 70 Prozent in das Gesamtrating ein. Die Bewertung eines Zertifikats wird jeweils innerhalb einer Vergleichsgruppe (Peergroup) durchgeführt. Die Vergleichsgruppen werden nach Typ und Underlying (DAX, adidas, Gold usw.) abgegrenzt. Bei der Ermittlung der Emittentenqualität, die mit 30 Prozent in das Gesamtrating eingeht, fließen die Kriterien Erfahrung, Fairness und Stabilität des emittierenden Hauses in die Bewertung ein (vergleiche Schaubild im Anhang). Sowohl das Gesamtrating als auch die beiden Teilkomponenten werden einer von fünf Ratingklassen zwischen A (sehr gut) und E (schwach) zugeordnet. Alle drei Noten werden immer gemeinsam ausgewiesen.

Voraussetzungen für das Rating eines Zertifikats durch die Feri EuroRating Services AG sind die Zulassung des Produktes zum Handel bei Scoach oder EUWAX, das Vorliegen aktueller Kurs- und Emittenteninformationen, eine Mindestrestlaufzeit des Zertifikates von 180 Tagen sowie das Vorhandensein einer Gruppe von mind. 20 vergleichbaren Produkten (Peergroup).

Werden diese Voraussetzungen nicht erfüllt, kann – ähnlich wie beim Feri Fondsrating – ein Rating im Auftrag des Emittenten durchgeführt werden. Dieses umfasst sowohl quantitative als auch qualitative Bewertungskomponenten. „Mit unserem zwar aufwendigen, aber dennoch transparenten Ratingansatz wollen wir einen Beitrag zur Wiederherstellung des Anlegervertrauens in den Zertifikatemarkt leisten“, so Schmidt.

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BBV gibt Anlass zum Watchlisting

Von Dr. Oliver Everling | 19.März 2009

Die Assekurata Rating Agentur GmbH setzt das im Mai 2008 getroffene Unternehmensrating der Neue Bayerische Beamten Lebensversicherung AG auf die Watchlist.

Die jüngsten Verlautbarungen über mögliche Abschreibungen bei der Bayerischen Beamten Versicherung a.G. aus Finanzbeteiligungen bei der Aarealbank veranlassen Assekurata, das Rating der Tochtergesellschaft Neue Bayerische Lebensversicherung AG auf ihre Watchlist zu setzen. Damit wird das im Mai 2008 getroffene Unternehmensurteil A (gut) zunächst unter Vorbehalt gestellt.

Die mittelbaren Auswirkungen durch die Ertragsbelastungen bei der Mutter BBV a.G., insbesondere auf die Sicherheits- und Erfolgslage der Tochter Neue Bayerischen Beamten Lebensversicherung AG, werden von Assekurata überprüft. Assekurata steht in Kontakt mit dem bayerischen Versicherer und behält sich eine [Ä]nderung des getroffenen Ratings vor.

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DATEV eG genießt Vertrauen der Cortal Consors S.A.

Von Dr. Oliver Everling | 17.März 2009

Die DATEV eG verarbeitet für Cortal Consors S.A. in ihrem Druck- und Versandzentrum in Nürnberg zukünftig vertrauliche Unterlagen. Die nicht alltägliche Kooperation der beiden Unternehmen aus der Metropolregion Nürnberg kam zu Stande, weil die international aufgestellte Direktbank für Kontoauszüge und sonstige Unterlagen ihrer Kunden einen Druckdienstleister benötigt, der ein breit gefächertes Angebot bietet und gleichzeitig den höchsten Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit gerecht wird. Dies gilt für die DATEV als Organisation der steuerberatenden Berufe seit jeher. Weil sie für Steuerberater und deren mittelständischen Mandanten monatlich unter anderem mehr als 9,5 Millionen Lohn- und Gehaltsabrechnungen verarbeitet, unterhält sie neben ihrem Rechenzentrum eines der großen Digitaldruck- und Versandzentren in Europa.

Für Cortal Consors druckt und versendet DATEV Kontoauszüge, Verträge, Mahnschreiben, Einladungen zu Hauptversammlungen und ähnliche Dokumente, die noch am Drucktag an die Kunden verschickt werden müssen. Die darin enthaltenen Kundendaten erfordern für die gesamte Prozesskette von der digitalen Datenübernahme, über die Produktion und Weiterverarbeitung bis zum Versand und der Dokumentation des Postausgangs höchste Qualitäts- und Sicherheitsstandards.

Die Kapazitäten des Druck- und Versandzentrums der DATEV sind an den termingebundenen Arbeitsspitzen ihres Kerngeschäfts orientiert, beispielsweise den Lohnabrechnungen. Zu anderen Zeiten sind zusätzliche Auslastungen durch Fremdaufträge mit hohen Qualitätsanforderungen möglich. Die Anlagen können deshalb nicht nur von den Mitgliedern der Genossenschaft in Anspruch genommen werden, sondern auch von anderen Unternehmen, wie etwa Cortal Consors. Dadurch lassen sich die vorhandenen Kapazitäten betriebswirtschaftlicher nutzen.

Für den Consors-Auftrag werden bei DATEV unter anderem knapp fünf Millionen DIN A 4 Seiten bedruckt und über eine Million Kuvertierungen vorgenommen. Die Kooperation profitiert natürlich auch von den kurzen Wegen zwischen den beiden Standorten in Nürnberg. Von der Entscheidung bis zur Prozessimplementierung in diesen Tagen vergingen unter anderem deshalb nur knapp drei Monate.

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Finanzkrise als Lackmustest zum Nachhaltigkeitsrating

Von Dr. Oliver Everling | 17.März 2009

„Die aktuelle Finanzkrise wird zum Lackmustest dafür, wie ernst es die Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit wirklich meinen“, bringt Robert Haßler, CEO von oekom research, die aktuelle Situation im Bereich Corporate Responsibility auf den Punkt. Die Studie bescheinigt den Unternehmen insgesamt zwar wachsendes Engagement und bessere Transparenz in sozialen und ökologischen Fragestellungen. Allerdings sehen die Analysten große Unterschiede bei der Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsanstrengungen der Unternehmen. Die Reaktion der Unternehmen auf die Finanzkrise könnte dies noch offenkundiger machen: Für wen ist das Thema Nachhaltigkeit nur ein kommunikativer Luxus, der nun aus Kostengründen reduziert wird? Und wer nutzt das Leitbild der Nachhaltigkeit als strategische Orientierung?

Haßler sieht in der derzeitigen Krise eine enorme Chance für ein Umsteuern in Richtung nachhaltige Entwicklung: „Es existiert derzeit ein historisch einmaliger Konsens, dass eine zu einseitige Ausrichtung der Wirtschaft an einem kurzfristigen Shareholder Value in die Sackgasse führt. Jetzt stehen die Türen offen, uns neu zu orientieren, hin zu langfristig ausgerichtete Geschäftsaktivitäten, die neben dem monetären Unternehmenserfolg auch stärker die soziale und ökologische Verantwortung einschließen.“

Für immer mehr Investoren ist die Antwort auf die Frage „Luxus oder Chance?“ klar. Unternehmen, die sich im Bereich Nachhaltigkeit glaubwürdig engagieren, werden zunehmend interessant für Kapitalanleger. Vor allem institutionelle Investoren wollen ihr Engagement im Bereich nachhaltiger Kapitalanlagen ausbauen. Und das aus gutem Grund: „Wer nachhaltig investieren möchte, muss weder auf Rendite noch auf eine geeignete Auswahl an Investmenttiteln verzichten“, so Haßler. So erreichen bei oekom research derzeit knapp 500 Titel den so genannten „Prime“-Status, darunter sowohl large caps als auch kleine und mittelständische Unternehmen sowie nicht-börsennotierte Anleihenemittenten. Unternehmen die mit dem „Prime“-Status ausgezeichnet werden, erreichen die von oekom research definierten Mindestanforderungen in den Bereichen Ökologie und Soziales.

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HEUBECK-FERI Forum Risikomanagement 2009

Von Dr. Oliver Everling | 16.März 2009

Die Bedeutung und Komplexität des Risikomanagements erhöht sich permanent. „Insbesondere die Risiken der Kapitalanlage erscheinen – nicht nur im Zuge der Finanzmarktkrise – in neuem Licht“, heißt es in einer Pressemitteilung der HEUBECK-FERI Pension Asset Consulting GmbH. Viele Analyse- und Frühwarnsysteme müssen in Frage gestellt und manche internen oder auch externen Vorgaben für die Kapitalanlage möglicherweise sogar neu geregelt werden. Das Thema Risikomanagement, Risikobeurteilung und Sicherungsstrategien hat daher für institutionelle Anleger eine veränderte und inzwischen übergeordnete Priorität. Dies ist die Quintessenz des HEUBECK-FERI Forum Risikomanagement 2009, das die HEUBECK-FERI Pension Asset Consulting GmbH in der vergangenen Woche in Bad Homburg durchführte. An der Veranstaltung nahmen über 50 Vertreter von Versorgungswerken teil.

„Nur eine planmäßige Stabilitäts- und Sicherungspolitik für die Vermögenswerte einer Versorgungseinrichtung stellt sicher, dass die Versorgungsansprüche auch langfristig erfüllt werden können“, so Reiner Dietz, Geschäftsführer der HEUBECK-FERI Pension Asset Consulting GmbH. „Um ihren Verpflichtungen jederzeit nachkommen zu können, müssen die Verlustrisiken begrenzt und die Risikomanagementsysteme an die aktuellen extremen Bedingungen angepasst werden.“ Denn Wirkungszusammenhänge können sich ändern und auch die Interdependenzen zwischen den Anlageklassen und Märkten, den Aktiva und Passiva sind Veränderungen unterworfen. So steigt beispielsweise die Lebenserwartung in vielen Ländern stetig an, was gravierende Auswirkungen auf die Summe der Auszahlungen eines Versorgungswerks hat. Zudem erhöhen sich an den Kapitalmärkten in Krisenzeiten wie der jetzigen die Volatilitäten sowie die Korrelationen von einzelnen Anlageklassen signifikant. Dies hat bisher nicht beachtete Risiken bei der Kapitalanlage sichtbar gemacht, denen mit geeigneten Risikomanagementmaßnahmen zu begegnen ist.

Das Risikomanagement von Versicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds ist hoch-komplex. Es erstreckt sich u.a. auf die Bereiche Risikoidentifikation, -bewertung, -management und -tragfähigkeitskonzept sowie Funktionstrennung und interne Revision. Auch für andere Versorgungseinrichtungen müssen Risikomanagement-Systeme entwickelt werden, die auf die Spezifika der jeweiligen Einrichtungen abgestimmt sind.

In einer Gesamtbetrachtung müssen jeweils sowohl operationelle wie auch aktiv- und passivseitige Risiken erfasst werden. Auf der Passivseite sind insbesondere die biometrischen Risiken zu beachten, genauso wie die oft unterschiedlichen Leistungsgarantien und Unsicherheiten über die späteren Leistungshöhen. Auf der Kapitalanlageseite gibt es, wie die aktuelle Kapitalmarktkrise gezeigt hat, gravierende Risiken, für die es teilweise Absicherungsstrategien wie z.B. Asset-Liability-Management oder Overlaymanagement gibt. Hier besteht die Herausforderung, die verschiedenen Risikoaspekte genau zu erfassen und unter Berücksichtigung der besonderen Situation, der voraussichtlichen Entwicklung und der Zielvorgabe eines Versorgungswerks im Rahmen seiner normativen Regelungen in ein Gesamt-Risikomanagementsystem einzubinden.

Die Krise der Finanzmärkte hat die Welt und die Wahrnehmung von Risiken verändert. Die Altersversorgungseinrichtungen müssen darauf mit einem neuen, ihren jeweiligen Besonderheiten Rechnung tragenden Risikomanagement schnell und sachgerecht reagieren.

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Innovatives Revisionsmanagement

Von Dr. Oliver Everling | 15.März 2009

Mehrwertoffensive für das Gesamthaus – Effizienzgewinne – Erfüllung bankaufsichtlicher Vorgaben: Mit diesem Antritt legen Ralf Barsch, CIA, Revisionsleiter der Südwestbank AG in Stuttgart und Thomas Nolte, Revisionsleiter bei der Sparkasse Hannover als Herausgeber das Buch „Innovatives Revisionsmanagement“ im Verlag Finanz Colloquium Heidelberg (http://www.FC-Heidelberg.de/, ISBN 978-3-936974-88-1) vor. Obwohl 14 weitere Autoren zur Verwirklichung des Werkes beigetragen haben, liest es sich wie aus einem Guss, da nicht die Namensartikel, sondern die fachliche Durchgliederung die Optik des Buches bestimmen, das sich gut auch als Nachschlagewerk eignet.

Im ersten Abschnitt geht es um die Rolle der Internen Revision in der Coprorate Governance, im zweiten um externe Rahmenbedingungen, wie sie beispielsweise dadurch gegeben sind, dass die Interne Revision als zentraler Ansprechpartner der Bankenaufsicht im Supervisory Review Process (SRP) fungiert. Eine Reihe von weiteren Beiträgen widmen sich der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung der modernen Revision. Die Autoren setzen sich mit dem Status Quo der Internen Revision, der Standortbestimmung und der Notwendigkeit zur Neuausrichtung ebenso auseinander wie mit praxiserprobten Stellhebeln für eine leistungsfähige Revision. Das Buch gibt einen Überblick über Prüfungsansätze einer modernen Revision und die fortlaufende Performance-Steuerung mittels einer abteilungsspezifischen Balanced Scorecard.

Schließlich werden auch noch Erfahrungen aus der Unternehmensberatung weitergegeben. Wirschaftsprüfer Dr. Ulrich Theileis und Marijan Nemet, beide von der Deloitte & Touche GmbH, zum Beispiel skizzieren in ihrem Beitrag die Interne Revision im Spannungsverhältnis zwischen in- und externer Erwartungshaltung: „Die Interne Revision steht aufgrund der zunehmenden Komplexität der Finanzdiensleistungsprodukte sowie steigender regulatorischer Anforderungen verstärkt größeren Management-Herausforderungen gegenüber, so dass sie die in sie gesetzten Erwartungen nur unter erheblichen Anstrengungen erfüllen kann. Dabei steht sie aufgrund des nationalen und internationalen Wettbewerbs vor einem verstärkten Kostendruck“, argumentieren die beiden Autoren, „dem sie sich wegen der hohen qualitativen und quantitativen Anforderungen nur noch bedingt beugen darf.“

Durch eine gezielte und sachgerechte Unterstützung durch fachkompetente externe Dienstleister, die entsprechend den Anforderungen der MaRisk eng in das institutsspezifische Risikomanagementsystem integriert werden, kann dieser scheinbare Zielkonflikt und die drohende Erwartungslücke verringert werden, machen Theileis und Nemet in ihrem Beitrag deutlich. Im Rahmen ihres Beitrags werden aus unterschiedlichen Perspektiven die möglichen Nutzenpotentiale entsprechender Unterstütungsmöglichkeiten diskutiert: Out- und Co-Sourcing, Organsiationsberatung, Ressourcenmanagement, Qualitätsmanagement und schließlich Revisionsmanagement im engeren Sinne.

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Behavioral Finance gibt Technischer Analyse Auftrieb

Von Dr. Oliver Everling | 11.März 2009

Technische Analyse (TA) ist als Konzept nichts Neues, sagt Dr. Gregor Bauer, Vorstandsvorsitzender des VTAD e.V. im DVFA Club. Charles Dow (1851 – 1902) stellt fest, dass sich Märkte in Trends bewegen. 1882 gründete er die Dow-Jones Company. Die Begründung der TA erfolgte durch eine Artikelserie im Wall Street Journal, erinnert Bauer. Die Dow Theorie umreißt die empirische Grundlage der TA.

Behavorial Finance (BF) liefert die psychologische Grundlage, nach der das Idealbild des rationalen Menschen aufgegeben wurde. Der Mensch verhält sich nur begrenzt rational. BF untersucht die Psychologie der Entscheidungsprozess, Informationsaufnahme, -verarbeitung und -bewertung. BF erklärt psycholgisch bedingte Irrationalitäten in der Wahrnehmung und Bewertung von Informationen. „Jede Investition ist ein Entscheidungsprozess“, unterstreicht Bauer. Daher komme es darauf an, diesen Prozess zu durchleuchten und zu verstehen.

Die wichtigsten Rationalitätsfallen liegen in Heuristiken zur Komplexitätsreduzierung (Verfügbarkeitsheuristik, selektive Wahrnehmung). Heuristiken werden aber auch verwendet, um die Urteilsfindung zu beschleunigen. Bauer zeigt auf, wie Verankerungsheuristik oder Repräsentativitätsheuristik zum Finden von Urteilen eingesetzt werden kann.

Bauer stellt die „prospect theory“ vor, die nicht aus der Kapitalmarktforschung stamme. Die Sensitivität der Bewertung nimmt mit der Entfernung vom Bezugspunkt ab. Darin liegt die Wertefunktion. Der Reflection Effect, der Dispositionseffekt und der Sunk-Cost-Effekt sind weitere Effekte, die nur psychologisch zu erklären sind. Eine Investition wird nach letzterem nicht danach beurteilt, wie gut die Zukunftsaussichten sind, sondern ob es im Gewinn oder Verlust ist. Gerade dieser Effekt ist in der gegenwärtigen Marktphase der Finanzkrise besonders interessant. Die Wertefunktion der prospect theory behauptet, dass ein Verlust stärker empfunden wird als ein Gewinn.

„Die BF hat nachgewiesen, dass Menschen nicht rational handeln“, sagt Bauer. Die Erkenntnisse der BF führen zu einer Neubewertung der (Informations-) Effizienzmarkthypothese und stellen damit bisherige Modelle wie CAPM, APT in Frage. Individuelles Verhalten wirkt sich auf die „Qualität“ der Marktpreise aus. Der Marktpreis unterliegt kognitiven Irrationalitäten der Marktteilnehmer. Worauf begründet sich dann aber der postulierte „faire Wert“? Damit werde auch die Prämisse der „Bewertungseffizienz“ hinterfragt. Die TA ist das ideale Werkzeug, um die BF für den Handel nutzbar zu machen. BF sieht Bauer als theoretisch-psychologisches Fundament der TA.

„Orientierung durch Technische Analyse – ja, bin ich sehr dafür“, sagt Michael Schubert, Leiter Asset Management Research der Landesbank Berlin AG und langjähriges Mitglied im Vorstand des DVFA e.V. „Ich will die Technische Analyse daher weiter verbreiten“, sagt er. „Der dümmste Grund eine Aktie zu kaufen ist, dass der Kurs steigt“, zitiert Schubert den Großinvestor Warren Buffett und stellt ihn gleich auch in Frage. Die Fundamentalanalyse (FA) mache Aussagen zur begründeten Selektion, aber keine Aussagen zum Timing. Es bestehe eine Tendenz zur Unternehmensbewertung. Zeitaufwand, Komplexität, Insiderprobleme, u. U. divergierende Analyseergebnisse, Meinungen und Gerüchte sind Schlagworte für die vielen Fragezeichen, die im Gegensatz zur TA an die FA zu setzen seien.

Korrelogramm und 99%-Konfidenzband der Dax-Renditen, Tagesrenditen von 10/1982 bis 12/2008 zeigen deutlich, dass kurzfristige Ausreißer zu identifizieren sind, es aber Trends gibt. Das Ziel der Analyse müsse daher sein, Aussagen über die Stärke und/oder Richtung zukünftiger Kursbewegungen zu machen. Es werden nur vergangene Kurse, Umsätze und Open Interest betrachtet. Die Prämissen: Kurse bewegen sich in Trends, Trendwechsel kündigen sich an. Schubert weist auf die nonverbale Kommunikation hin, die hier zwischen den Marktteilnehmern stattfinde.

Die Aufdeckung von Marktineffizienzen und Anomalien sowie statistisch signifikanten Korrelationen ab 1985 brachten schließlich auch die Vertreter der Random-Walk-Hypothese zum Einlenken. Schubert räumt ein, dass man in der Praxis Kombinationen aus verschiedenen Indikatoren betrachte. Stets werden mehrere Indikatoren beachtet. Anlageentscheidungen sind immer im Zusammenhang mit fundamentalen Aspekten zu treffen.

Schubert unterstreicht seine Überzeugung, dass den Informationsbeitrag einer handwerklich sauber gearbeiteten TA für sehr hoch hält und dass für ihn die Kombination mit anderen analytischen Methoden im Vordergrund steht, fundamentale und technische Methoden sich also eher ergänzen als zueinander im Widerspruch stehen.

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SolvV und MaRisk kompakt

Von Dr. Oliver Everling | 11.März 2009

„Solvabilität und Risikomanagement“, so lauten die Kernthemen des Seminars, das am 28.-29. April 2009 in Bonn bei der VÖB Service GmbH stattfindet. Schon bisher war diese Veranstaltung ein voller Erfolg, wie die äußerst positive Resonanz zeigt. Referent der beiden Tage ist Dr. Alexander Suyter, Inhaber Risk & Management Consultancy München.

„Die Themen sind angesichts der Finanzkrise aktueller denn je“, stellt Suyter dazu fest. „Zum einen dauert die Krise länger als erwartet, zum anderen präsentiert der S&P’s 500 in 2008 eine negative Performance, die am ungünstigsten Ende der Wahrscheinlichkeitsverteilung liegt, wie in der Weltwirtschaftskrise anno 1931. Selbst für Staatsanleihen sind die Risikoprämien deutlich nach oben gegangen.

Dass sich die Spreads in der Refinanzierung der Banken deutlich auseinander entwickeln, sei daher nicht weiter verwunderlich. Im Zuge dieser Verwerfungen ändern sich nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen, auch neue Institutionen wie die Finanzmarktstabilisierungsanstalt wurden geschaffen. Diese Entwicklungen beeinflussen die interne Risikosteuerung im Sinne der ganzheitlich angelegten MaRisk erheblich, und die regulatorischen Entwicklungen um die SolvV bzw. die neuen EU Richtlinien und Basel sind – etwa bei Stresstests – maßgeblich betroffen. Eine sich dramatisch verändernde Finanzordnung kann dabei Themen wie Good Governance nicht außer Acht lassen.“ Infos über www.as-rimc.de.

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