Vertriebsstart für Immobilien-Dachfonds

Von Dr. Oliver Everling | 10.März 2009

Der am 16. November 2007 in Luxemburg aufgelegte Immobilien-Dachfonds Wallberg Real Estate (WKN: A0M1Y7 / A0M1Y6) ist nun auch in Deutschland zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Bereits im vergangenen September überstieg das Mittelaufkommen des Fonds die Grenze von 100 Mio. EUR. Mit einer stetig positiven Ertragsentwicklung von 3,72 Prozent (I-Tranche: 4,41 Prozent) seit Auflage, behauptet sich der Fonds durch Stabilität im turbulenten Börsenumfeld.

Zusammen mit den Anlageberatern vom Bankhaus Reuschel & Co. KG hat Manager Stefan Thomas-Barein den Wallberg Real Estate nach eigenen Angaben sehr defensiv ausgerichtet. Der Anlageschwerpunkt liegt in Offenen Immobilienfonds. Die hohe Gewichtung von semi-institutionellen und institutionellen Immobilienfonds ermöglicht zusätzlich eine optimierte Rendite-/Risiko-Relation.

„Indirekte Immobilienanlagen haben sich bereits in vergangenen schwierigen Börsenzeiten als wertstabile und solide Anlageform erwiesen“, erklärt Thomas-Barein den aktuellen Fokus. Auch für die weitere Entwicklung im Jahresverlauf sieht er gute Chancen für Immobilienfonds: „Viele Immobilienmärkte haben bereits stark korrigiert, sodass sich mittlerweile gute Kaufgelegenheiten bieten. Für eigenkapitalstarke Investoren, wie Offene Immobilienfonds, sehen wir in diesem Jahr ein ideales Umfeld, um gute Einkaufsrenditen zu erzielen.“

Für sicherheitsorientierte Anleger soll der Wallberg Real Estate eine Alternative zu einzelnen Immobilienfonds bieten. Durch die Streuung über verschiedene Immobilienanlageformen und globale Immobilienmärkte könnte der Dachfonds unterschiedliche Markt- und Wirtschaftszyklen optimal ausnutzen und insbesondere in der Nachsteuerbetrachtung eine interessante und stabile Rendite bei geringem Risiko realisieren. Die umsichtige Anlagepolitik wurde im August 2008 von der unabhängigen Ratingagentur Telos mit der Note AA- bewertet.

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IVG Comeback 2009 ungewiss

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 10.März 2009

Die IVG ist im vergangenen Jahr erwartungsgemäß tief in die roten Zahlen gerutscht. Nach vorläufigen, untestierten Zahlen für das Jahr 2008 musste das Bonner Immobilienunternehmen allein im vierten Quartal wegen der sich verschärfenden Krise Wertkorrekturen von 944,4 Mio. Euro vornehmen, wovon 671,2 Mio. Euro auf nicht zahlungswirksame, negative Marktwertänderungen des Investmentportfolios zurückzuführen sind. Laut der IVG würden diese Werte auf der Bewertung der einzelnen Immobilien durch unabhängige Gutachter beruhen. Zudem wirkten sich nicht zahlungswirksame Belastungen aus marktbedingten Bewertungsänderungen der Development-Pipeline von -215,1 Mio. Euro negativ auf das Ergebnis aus. Ebenfalls im Minus lag das Finanzergebnis mit -398,5 Mio. Euro, der Vorjahreswert belief sich auf -115,8 Mio. Euro. Dies wird auf das deutlich erhöhte Finanzierungsvolumen und negative Wertänderungen von -123,8 Mio. Euro zurückgeführt. Unterm Strich verbleibt ein deutliches Minus von 451,7 Mio. Euro, nach einem Plus von 301 Mio. Euro im Jahr zuvor. Der höher als erwartete Verlust lässt den Schluss zu, dass die Bonner offenbar die Krise genutzt haben, um ihre von Abwertungen bedrohten Portfolios frühzeitig zu bereinigen.

Das unbefriedigende Ergebnis kann auch nicht mehr durch erhöhte Nettomieten im Geschäftsbereich IVG Investment, die sich von 216,4 Mio. Euro auf 321,0 Mio. Euro erhöht haben und durch gestiegene Assets im Segment IVG Funds, gerettet werden. Positiv ist immerhin anzumerken, dass die IVG Funds mit 257 Mio. Euro platziertem Eigenkapital auch 2008 an der Spitze bei den geschlossenen Immobilienfonds (Quelle: Feri-Gesamtmarktstudie) blieb. Auch die Tatsache, dass der Development-Tochter Immobilien im wert von 425 Mio. Euro verkaufen konnte, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei den Projektentwicklungen mit weiteren Wertberichtigungsbedarf im laufenden Jahr zu rechnen ist. Zwar ist positiv anzumerken, dass die IVG keine spekulativen Neubauprojekte mehr beginnen wolle. Klare Aussagen zum Stand des Frankfurter Airrail-Centers unterließ das Management, bei der Bilanzpress- & Analystenkonferenz Ende März jedoch wird IVG-Chef Niesslein Stellung beziehen müssen, wie es mit der Finanzierung dieses Objekts weitergeht.

Laut Niesslein spiegeln die hohen negativen Marktwertänderungen die insgesamt schwache Entwicklung der Immobilienmärkte wider. Abzuwarten bleibt, ob es dem neuen Management gelingt, sich den Herausforderungen der widrigen Marktbedingungen anzupassen. Des Weiteren wird vieles davon abhängen, ob die für 2009 anstehende Finanzierungsrunde  gelingt, zumal innerhalb der nächsten 12 Monate Bankkredite in Höhe von rund einer Milliarde Euro auslaufen. Zwar beteuert Niesslein, dass die IVG frühzeitig mit den finanzierenden Banken Gespräche aufgenommen habe, um unter anderem die im Jahr 2009 auslaufenden Linien in Höhe von rund 900 Mio. Euro zu prolongieren. Der gesunkene Leitzins spielt dem Management sicherlich in die Hände, da die IVG traditionell für ein Drittel ihres Kreditbedarfs variable Zinsen vereinbart. Dafür werden die Banken wegen der Prolongationen aber höhere Margen für die Kredite verlangen, so dass sich die Finanzierungskosten nur unwesentlich ermäßigen werden. Unklar ist ferner, ob die vom Management anvisierten Immobilienverkäufe durchgeführt werden können, denn der Schuldenberg der IVG von rund 5,5 Mrd. Euro wird sich aufgrund der bisher getätigten Verkäufe nicht wesentlich verringern. Letztlich hängt vieles davon ab, inwieweit die Hauptaktionäre den weiteren Weg der IVG mittragen werden. Denn wenn das Comeback in diesem Jahr nicht gelingt, kommen harte Zeiten auf das Unternehmen zu. Investoren werden auf einen deutlichen Kostenabbau und in letzter Konsequenz auf eine Zerschlagung drängen.

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Multidimensionale Skalierbarkeit entscheidet

Von Dr. Oliver Everling | 9.März 2009

In Kalifornien 1979 gegründet, erwirtschaftet Teradata heute fast 1,8 Mrd. US$ weltweit. Data Warehousing ist die Kernkompetenz der Gesellschaft, die über namhafte Referenzen weltweit verfügt, zeigt Andreas Geissler, Leiter Geschäftsbereich Banken, anlässlich seines Vortrags im MontagsMeeting des Europäischen Finanz Forums. Beim Aufbau von Data Marts entstehen fragmentierte Daten, höhere Kosten, wenig fundierte Entscheidungen und sogar Reputationsrisiken durch fehlende Datensicherheit. Integrierte Daten garantieren die Konsistenz von Daten, geringere Kosten, gute Entscheidungen und höhere Sicherheit durch einen zentralen Datenschutz.

Die Fragestellungen werden komplexer, das Datenvolumen wächst, die Historie wächst, wie auch die Anzahl der Benutzer und die Erwartungen wachsen. Diese Anforderungen müssen bezüglich Komplexität und Bedeutung (Wert) betrachtet werden. Messen, Verstehen, Optimieren und Ausführen sind die wesentlichen Stichworte: Was ist passiert? Warum ist es passiert? Was wird passieren ? Was passiert aktuell? Die Beschleunigung operativer Geschäftsentscheidungen ist wichtig, während der Kunde in der Filiale im Gespräch ist, während der Kunde an der Kasse wartet, während der Kunde mit einem Service-Mitarbeiter spricht, während der Kunde einen Geldausgabeautoamt benutzt oder eine Web-Seite nutzt.

Datenaktualität, Abfragefreiheiten, abgefragtes Datenvolumen, Entwicklungsstand des Modells, Abfragekomplexität, konkurrierende Abfragen, gespeichertes Datenvolumen und Mixed Workload müssen nach ihrer multidimensionalen Skalierbarkeit beurteilt werden. Hierin liegt die Positionierung von Teradata.

Dr. Georg Loepp, Solution Architect Banken, zeigt auf, was man bezüglich „Risiko“ für die Zukunft lernen kann. Optimierung bestehender Systeme und erweiterte Risikoanalysen werden nur durch Datenintegration möglich. „Unsere Lösung ist linear skalierbar“, sagt Loepp. Zugriffszeiten z. B. seien dieselben, auch wenn der Datenbestand verdoppelt werde. Die Reduktion der Reaktionszeit im Unternehmen liefert den Mehrwert, zeigt Loepp auf. Für Beratung, Business Intelligence, analytische Applikationen, Datenarchitektur und Data Management Infrastructure positioniert sich Teradata mit strategischen Partnern.

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Coface für strengere Regeln bei Ratingagenturen

Von Dr. Oliver Everling | 9.März 2009

Coface fordert von der Europäischen Union, bei der anstehenden Regulierung von Ratingagenturen stärker auf die statistische Qualität der Ratings zu achten. Nur die Verfahren zu regeln, reiche nicht aus, sagte der Vorstandsvorsitzende von Coface Deutschland, Benoît Claire, bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Es müsse auch eine Erfolgskontrolle geben. Coface reagiert damit einerseits auf die Rolle von Ratingagenturen bei der Ausbreitung der aktuellen Finanzkrise. Andererseits werden die neuen Regeln, so sie von der EU beschlossen werden, auch für Coface selbst gelten. „Wir kommen mit einem neuen Unternehmensrating auf den Markt“, kündigte Claire an.

Nach Ansicht nicht nur von Coface gehören die großen Agenturen zu den Hauptverantwortlichen für die Finanzkrise. Sie hätten komplexe und hochriskante Finanzprodukte massenhaft mit Bestnoten versehen und so den Eindruck vermittelt, sie seien sicher. Ohne diese Bewertungen wäre die globale Ausbreitung der Krise nicht erfolgt. „Die Agenturen waren so ein Katalysator der Krise“, sagte Claire. „Zuverlässige Finanzratings sind aber für das Vertrauen in einer Marktwirtschaft von größter Wichtigkeit.“ Durch die Ausbreitung toxischer Wertpapiere, die unter dem Siegel guter Ratings in alle Welt verkauft wurden, sei nicht nur das Bankensystem gefährdet worden. Auch das Vertrauen zwischen den Banken und zwischen den Unternehmen sei so extrem in Mitleidenschaft gezogen worden. „Die konkreten Risiken der Papiere wurden völlig falsch eingeschätzt“, sagte Claire. „Und das hat dann dazu geführt, dass das Risikobewusstein insgesamt stark nachließ.“

In diesem Zusammenhang hat die Kommission dem Europäischen Parlament einen Regulierungsentwurf zu den Kredit-Ratingagenturen vorgelegt. Coface hat eine Verschärfung der Bestimmungen im ersten Entwurf angeregt. „Dabei geht es insbesondere darum, dass die Ratings einer Erfolgskontrolle unterzogen werden“, sagte Norbert Langenbach. Das Vorstandsmitglied von Coface Deutschland verwies darauf, dass die im ersten Regulierungsentwurf enthaltenen Verpflichtungen weitgehend den derzeitigen Verhaltenskodex der drei großen Agenturen reproduzierten. Dies habe lediglich die Steigerung der Kosten für Ratings ohne gleichzeitige Qualitätsverbesserung zur Folge.

„Finanzratings sind aber nicht einfach nur eine subjektive Meinung ohne Konsequenz“, sagte Norbert Langenbach. „Sie sind eine Einschätzung der Wahrscheinlichkeit der Zahlungsunfähigkeit, die sich nach objektiven Kriterien prüfen lässt.“

Eine statistische Kontrolle der Bewertungen hält Coface für unbedingt erforderlich. „Es wäre paradox, wenn den Banken im Rahmen von Basel II eine solche Überprüfbarkeit für interne Ratings abverlangt wird, nicht aber den Ratingagenturen für veröffentlichte Ratings“, sagte Benoît Claire. „Nur Leistungskontrolle kann es unmöglich machen, dass sich eine finanzielle Katastrophe, wie die AAA-Ratings toxischer Verbriefungen, wiederholt.“

Wichtig sei auch, dass Agenturen nur das bewerteten, von dem sie auch etwas verstehen. „Deshalb werden wir uns auf die Bewertung der Bonität von Unternehmen beschränken und nicht auf Finanzprodukte ausweiten“, sagte Claire. Deshalb ist eine weitere Forderung an die Regulierungsgremien, dass die Agenturen einen Nachweis über ihre Kompetenz auf dem jeweiligen Ratingsektor erbringen müssten.

Dies sieht Coface für sich selbst als gegeben. Das Unternehmen will weltweit als neuer Anbieter von Unternehmensratings antreten und mit einem deutlich preiswerteren Financial Rating auch den großen Agenturen partiell Konkurrenz machen. Basis dafür ist die Kompetenz des weltweit agierenden Forderungsspezialisten in der Beurteilung von Kreditrisiken. „Wir beobachten kontinuierlich die Finanzlage von über 50 Millionen Unternehmen in aller Welt“, sagte die Geschäftsführerin der Coface Rating GmbH, Grit Becker. Bei Coface Rating ist das neue System angesiedelt. „Diese Informationen sind die Entscheidungsgrundlage insbesondere für die Übernahme von Ausfallrisiken in der Kreditversicherung und für den Ankauf von Forderungen durch Factoring“, erläuterte Becker. Dazu erstelle das Unternehmen bereits jetzt jährlich fast 18.000 interne Ratings, die als komprimierte Bonitätsaussagen auch schon als „@rating Service“ verkauft werden.

„Die komplexen internen Ratings dienen als Basis für das neue Rating. Zudem seien bereits etliche Mitarbeiter zu Ratinganalysten aus- und weitergebildet worden. Ihre Aufgabe wird es sein, bei den Unternehmen die weiteren erforderlichen Informationen zu erheben und auszuwerten. Zusammen mit den vorliegenden Daten und in Kooperation mit den Spezialisten in der Kreditprüfung könne so mit überschaubarem Aufwand ein aussagefähiges Rating erstellt werden. „Die Tatsache, dass wir bereits über einen umfassenden aktuellen und aufbereiteten Datenbestand verfügen, erlaubt es uns, deutlich günstiger anzubieten als der Wettbewerb“, sagte Becker. Der Einstiegspreis werde voraussichtlich bei ca. einem Drittel des Standardpreises der großen drei Agenturen liegen. Derzeit werde das Verfahren und die Akzeptanz am Markt intensiv getestet, sagte die Geschäftsführerin.

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BaFin lässt auf sich warten

Von Dr. Oliver Everling | 9.März 2009

Als Nummer 3 im Weltmarkt für Kreditversicherungen, Nummer 6 im Weltmarkt für Factoring und Nummer 4 im Weltmarkt für Forderungsmanagement sieht Grit Becker, Geschäftsführerin der Coface Rating GmbH aus Mainz, bei den Kompetenzen der Coface mit einer statistischen Datenbasis über 419 Milliarden € Deckungsvolumen in der Kreditversicherung, verteilt auf 2 Millionen Risiken in 160 Ländern gute Voraussetzungen, um das Unternehmensrating der Coface Rating zu positionieren.

Die Coface können Informationen zu 50 Millionen Unternehmen auswerten, Track records zu Schäden in allen Ländern und Branchen über eine lange Zeit analysieren und die Ergebnisse aus 18.000 internen Bilanzratingverfahren p.a. weltweit auswerten.

Becker beobachtet, dass sich die Aufsichtsbehörden mehr mit den Banken, als mit den maßgeblichen Ratingagenturen befassen. Auch bei der Frage der Anerkennung von Ratingagenturen durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gibt es einen Rückstand. Man müsse den Eindruck gewinnen, dass die Anerkennung „Externer Bonitätsbeurteilungsinstitutionen“ nach Basel II bei der BaFin keine hohe Priorität genieße. In Frankreich seien die Behörden bereits fertig. Anträge auf Anerkennung des Basel II-fähigen „@rating Score“ wurden neben Deutschland auch in Portugal, Griechenland, Slowenien und Belgien gestellt.

Becker berichtet über die Aufrüstung der Coface im Knowhow der Mitarbeiter mit branchenspezifischen Kenntnissen in der Bilanz- und Unternehmensanalyse in der „Credit Line“. Das Rating der Coface bezieht sich ausschließlich für Unternehmen mit einer Gültigkeitsdauer für 12 Monate. Aktuell werde das System in einer Testphase auf die Probe gestellt. Schwerpunkte der Tests seien der Produktionsprozess, die Leistungsfähigkeit, Qualität, Fehler und Kosten.

Becker stellt eine Reihe von Nutzendimensionen des Ratings der Coface heraus. Gür große Unternehmen biete das Rating eine Möglichkeit, bestehende Ratings kritisch zu hinterfragen. Für kleine und mittlere Unternehmen biete das Rating Transparenz, ohne vertrauliche oder Finanzinformationen preisgeben zu müssen. Stakeholder erhielten durch das Rating Sicherheit bei der Bewertung ihrer Partner. Für das Management sei das unabhängige Rating ein Möglichkeit, Vertrauen zu stärken.

Banken liefere das Rating eine zweite Meinung und Objektivierung insbesondere für internationale Engagements, für die es keine eigenen Erfahrungswerte gibt. Beratungsgesellschaften hilft das Rating der Coface bei der Vorbereitung auf den Kreditvergabeprozess. Last but not least liefere das Rating der Coface den Kunden und Zulieferern eine bessere Auswertung von Informationen. Viele Nutzer, die neu hinkommen werden, das sei eine der Zielsetzungen der Coface. Mit diesem Antritt stelle sich die Coface Rating dem Markt.

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Interne und externe Ratings auf Augenhöhe

Von Dr. Oliver Everling | 9.März 2009

Vermeidung von Interessenkonflikten, keine Beratungstätigkeit durch Ratingagenturen, keine Bewertung von Finanzinstrumenten ohne fundierte Informationen, Offenlegung der den Rating zugrundeliegenden Modelle, Methoden, Annahmen, jährlicher Transparenzbericht – das sind alles Vorschläge der EU-Kommission zur Durchführungskontrolle und Aufsicht über Ratingagenturen, die die volle Unterstützung der Coface Deutschland AG finden, berichtet Norbert Langenbach aus dem Vorstand der Gesellschaft. Für Langenbach ist die Einrichtung einer internen Kontrollstelle für die Überwachung der Qualität der Ratings selbstverständlich. Auch sei zu fordern, dass mindestens drei unabhängige Mitglieder in Verwaltungs- und Aufsichtsorganen zu finden sind.

Was an Anforderungen an bankinterne Ratings gestellt werde, müsse auch für externe Ratings gelten. Langenbach setzt sich für objektive Qualitätskontrolle statt bloßer Durchführungskontrolle ein. Daher habe die Coface und der ECON eine Riehe von Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Eine effektive Regulierung müsse verhindern, dass eine Ratingagentur falsche Ratings ausstellt. Der ursprüngliche Vorschlag der EU Kommission reiche dazu nicht aus. Objektive statische Erfolgskontrolle der Qualität der Ratings sie erforderliche analog zu den Basel II-Regeln für bankinterne Ratings., z. B. statistische Auswertung nach 12 Monaten. Wie verhalten sich die Vorhersagen im Vergleich zur tatsächlichen Entwicklung und Performance des Unternehmens? Wie stark und in welchen Zeiträumen müsst e das Rating aufgrund der tatsächlichen Entwicklung angepasst werden.

Langenbach zieht das Fazit, dass die Richtigkeit der Bewertung einer Ausfallwahrscheinlichkeit mit objektiven Kriterien überprüft werden könne. Die Coface werde keine neue Ratingskala erfinden, sondern auch bei der Coface stünde ein AAA für die Bestnote, wie auch umgekehrt das D die bereits eingetretene Zahlungsstörung signalisiere.

Basel II-Vorschriften sehen zu bankinternen Ratings detaillierte statische Erfolgskontrollen und die Zustimmung der Aufsichtsbehörde (BaFin) vor, diese seien auch auf externe Ratings anzuwenden. Die statistische Kontrolle sollte vom CESR durchgeführt werden, so Langenbach, da es sich hier um eine unabhängige, übergeordnete Instanz handele, die ein objektives, einheitliches, faires und kostengünstiges Verfahren gewährleistet und als Ansprechpartner für amerikanische, japanische und andere Kontrollgremien fungiert. Die angestrebte Regulierung von Ratingagenturen nach qualitativen Kriterien werde auch die längst überfällige Veränderung des Ratingmarktes fördern, dass sich europäische Ratinganbieter etablieren und die Dominanz der drei großen amerikanischen Ratingagenturen aufgebrochen wird.

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Coface stellt sich der Ratingkontrolle

Von Dr. Oliver Everling | 9.März 2009

Die drei großen US-amerikanischen Ratingagenturen haben erheblich zur Krise beigetragen. Die Finanzkrise wäre ohne deren massenhaften Triple A-Bewertungen für komplexe und toxische Finanzprodukte nicht eingetreten, mach Benoit Claire, Vorstandsvorsitzender der Coface Deutschland AG, im Pressegespräch in Frankfurt am Main klar. Eine Selbstverpflichtung der Ratingagenturen, wie sie vor der Krise bereits angestrebt war, reicht nicht aus. Es nütze nichts, wenn man weiß, dass die Verfahren korrekt waren, aber die Ergebnisse falsch. Deshalb muss auch eine statistische Erfolgskontrolle eingeführt werden, die es bislang nicht gibt.

Claire tritt auch der Auffassung entgegen, dass Rating nicht reguliert werden könnten, weil Rating nur eine Meinungsäußerung sei. Um solche Folgen der Krise künftig auszuschließen, müssen alle Ratingagenturen stärker reglementiert werden. Die Ratingagenturen sind weit weniger reglementiert als zum Beispiel Versicherer, obwohl ihre Bewertungen erhebliche Auswirkungen auf den Finanzmarkt haben.

Claire tritt dafür ein, dass die Agenturen nachweisen, dass sie die Objekte, die sie bewerten, auch verstehen. Das war bei vielen Verbriefungsprodukten nicht der Fall. „Coface wird sich deshalb auch rein auf Unternehmensratings beschränken,“ sagt Claire, „wir werden keine Finanzprodukte bewerten.“ für jede Ratingkategorie (Unternehmen, Banken, Finanzprodukte, Staaten) müsse sich die Agentur, die hier agieren wolle, registrieren lassen.

„Wenn es, wie jetzt absehbar, eine Einsicht in die Notwendigkeit gibt, können auch globale Märkte reguliert werden. Die EU sie hinsichtlich der Ratingagenturen auf einem guten Weg und aktiv bestrebt, dies auch global auszuweiten. Es wäre nicht nachvollziehbar, so Claire, wenn die USA nicht mitziehen würden. Dies würde ein weiteres Vertrauensproblem auslösen, warnt der Vorstandschef des Kreditversicherers. „Auch die Agenturen selbst können sich dem schlecht verweigern. Wir, Coface, stellen uns diesen Anforderungen.“

Der Ratingmarkt muss offener werden, um über den Wettbewerb das derzeitige Oligopol aufzubrechen. Unternehmensratings können deutlich preiswerter erstellt und damit für viel mehr Unternehmen nutzbar werden, kündigt Claire an.

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Reformbedarf für Bankwesen und Finanzmarktordnung

Von Dr. Oliver Everling | 7.März 2009

„Wir erleben hier Staatsversagen“, sagt Frank Schäffler, MdB und Mitglied des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages. Mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sollte die deutsche Finanzaufsicht auf internationales Niveau führen. Man habe damals, als sie geschaffen wurde, beabsichtigt, eine schlagkräftige Organisation zu schaffen. Da die Branche die Kosten dieser Aufsicht zu tragen hat, wurde ein Verwaltungsrat eingerichtet. Der Präsident der BaFin ist berechtigt, Bankvorstände abzusetzen oder Unterlagen zu beschlagnahmen. Da er selbst aber von einem Verwaltungsrat kontrolliert wird, in dem die Branchenvertreter ihren Platz nehmen, bewegt sich die BaFin in einem besonderen Spannungsfeld der Interessenkonflikte.

Schäffler macht die Eigendynamik deutlich, die mit der Schaffung einer neuen Bundesanstalt wie der BaFin verbunden ist. Die IKB, nahezu alle Landesbanken und nun auch Hypo Real Estate hätten ungehindert ihre Fehlinvestitionen tätigen können. In keinem Fall sei die BaFin eingeschritten. Die schwerwiegendsten Schieflagen des deutschen Bankwesens wurden sehenden Auges durch die BaFin hingenommen, deren Rolle es doch ist, Stabilität und Funktionieren des Finanzwesens sicherzustellen. Schäffler macht aus der Tatsache, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zu einer deutschen Fehlkonstruktion geriet, kein Geheimnis.

Regulierung und Aufsicht habe ausgerechnet in den hoch regulierten Bereichen versagt. Der Anspruch der Politik sei es, dass keine Produkte mehr auf den Markt kommen, die nicht beaufsichtigt würden. Die Schieflagen seien aber ausgerechnet in den regulierten Bereichen zu verzeichnen gewesen. Die spanischen Banken, so Schäffler, hätten bisher keine Schwierigkeiten mit Zweckgesellschaften wie bei der IKB zu verzeichnen, da sich hier die spanische Bankenaufsicht hier eingeschaltet und die hoch spekulativen Geschäfte untersagt habe. „Es gab also Aufsichtsbehörden, die von ihren Möglichkeiten Gebrauch gemacht haben“, so Schäffler.

„Dass es kein unreguliertes Produkt mehr auf der Welt geben wird, ist völliger Quatsch“, so Schäffler. Er sieht vielmehr in der Inflation des Geldwesens die tiefere Ursache der Krise, insbesondere im ungeheuren Wachstum der Geldmenge. Die Menschen würden dadurch nicht reicher, denn die Werte, die dahinter stünden, blieben real die gleichen. Es würde aber zu einer Vermögensillusion führen, die Investitionen auslöse, die sonst nicht vorgenommen worden wären.

In den USA habe man ein Art von Sozialpolitik vertreten, nach der sich jeder eine Immobilie leisten können sollte. In Amerika hafte man nur mit der Immobilie für einen Hypothekarkredit, nicht aber auch persönlich. Wenn die Immobilienpreise steigen, konnten sich Schuldner über die Immobilie hinaus sogar weiteren Luxus leisten, allein weil die Kreditrückzahlung aus dem Wertgewinn erwartet wurde. Variable Zinssätze, die schließlich angehoben wurden, führten letztlich zur Korrektur der Finanzmärkte. „Die Korrektur zum Normalen hin findet derzeit statt“, so Schäffler. Der Fischer ist nicht für die überfütterten Fische schuldig, die er im gefluteten Teich fängt, warnt er vor der einseitigen Schuldzuweisung zu den Banken.

„Wir erleben derzeit eine dramatische Entwciklung bei der Staatsverschuldung“, sagt Schäffler und liefert die relevanten Zahlen. Schon vor dem Obama-Paket sei die Neuverschuldung in den USA dramatisch angehoben worden. „Die USA gehen hier sehr, sehr schwierigen Zeiten entgegen“, warnt Schäffler. Der Finanzminister Peer Steinbrück habe es in der Hand gehabt, endlich wieder eine schwarze Null in der Neuverschuldung zu schreiben. Da diese vor der Finanzmarktkrise nicht erreicht wurde, sei die Belastung nun besonders hoch.

Schäffler streitet dafür, den Inflationsbegriff neu zu setzen, da es nicht nur um Konsumgüter gehe. Auch der Bereich der Aktien und Immobilien spiele zur Analyse der Geldpolitik eine Rolle. Vermögensgüter müssten ebenfalls betrachtet werden. Mit der Inflationsrate würden ohnehin für die meisten Menschen irrelevante Warenkörbe abgebildet. Anhand einer solchen Inflationsrate zu steuern, könne daher nicht sinnvoll sein. Schäffler spricht sich dafür aus, auch die Geldmenge zu betrachten. Nur wenn das Augenmerk auf der Geldmenge liege, könne man die Folgen ihrer drastischen Ausweitung abschätzen.

„Sparen ist nichts böses“, so Schäffler. Sparen dürfe nicht diskriminiert werde. Wer heute spart, werde dafür bestraft. Die Priorität der Politik liegt auf dem Konsum. Schäffler streitet nicht ab, dass der Konsum die Beschäftigung kurzfristig anzuheizen vermöge. Wer Fremdkapital einsetze, werde auch als Unternehmer durch die Abzugsfähigkeit der Kosten belohnt.

Mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote von 4,7 % im Jahr 2007 seien die deutschen Banken in die Krise gegangen. „Das ist der Brandbeschleuniger in der Krise“, sagt Schäffler. Es sei daher wichtig, Anreize zu stärken, Eigenkapital zu bilden. „Diese gibt es zu wenig, da muss man weiterkommen“, sagt der Experte aus dem Finanzausschuss. Die Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns und des Eigentums müssten gestärkt werden, so seine Analyse.

Schäffler weist darauf hin, dass auch die Vergütungsmodelle in den Vorständen von den Aufsichtsratsmitgliedern der „Deutschland AG“ sowie von Gewerkschaftlern bestimmt würden, nicht aber von den Eigentümern der Gesellschaften. Schäffler ist überzeugt, dass sich auch an den Vergütungen einiges ändern würde, wenn die Aktionäre mitbestimmen könnten, indem diese z. B. in der Hauptversammlung über die Vergütungen abstimmen würden. „Das Unternehmen gehört den Aktionären und nicht mehrheitlich den paritätisch besetzten Aufsichtsräten.“

„Um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muss man sein Geldwesen verwüsten“, habe schon Lenin gewusst, so Schäffler. Er warnt daher davor, die Bedeutung eines gut funktionierenden Geldwesens zu unterschätzen. Schäffler befürchtet, dass die Kanzlerin unsolide Haushaltspolitik unter dem Vorwand europäischer Solidarität nivellieren werde. Zu einer europäischen Wirtschaftspolitik sei der Weg dann nicht mehr weit. Die wirtschaftspolitische Eigenständigkeit werde dann aus der Hand gegeben.

Schäffler stellt sich klar gegen die derzeitige Leitlinie der Politik, das Sparen generell zu bestrafen. Die heute vom Gesetzgeber installierte Grundsicherung im Alter führe z.B. auch zur Entsolidarisierung der Familie. Angestrebt sei zwar, die Altersarmut zu verhindern. Der Effekt sei aber, dass rechtzeitig Vermögen umgeschichtet oder konsumiert werde. Der Staat sollte sich hier heraushalten, da die Abhängigkeit vom Staat für immer mehr Menschen zwangsläufig sei. Der „starke Partner“ Staat habe die allermeisten Schulden“, so Schäffler.

„Wenn schon der Aufsichtsrat einer Bank die Qualität eines Risikomanagementsystems nicht beurteilen könne, dann dürfe dies auch für Beamte gelten“, so Schäffler. Banken hätten in der Folge von Basel II eigene Risikomanagementsysteme entwickelt, um mit diesen eine niedrigere Eigenmittelunterlegung zu begründen. Wenn ein Beamte r nun diese akzeptiere, würde auf die internen Modelle noch ein staatliches Gütesiegel gesetzt. All dies schaffe eine Regulierungsillusion nach dem Motto „Stempel drauf, dann funktioniert’s“.

„Die führenden Ratingagenturen sind satt“, sagt Schäffler. Wer eine so hohe Eigenkapitalrendite habe, wie diese US-Agenturen, der könne keine Veränderung wollen. Es sei daher absehbar, dass sich die US-Agenturen gegen [Ä]nderungen der Strukturen stemmen würden. „Wir setzen alles daran, diese Strukturen aufzubrechen“, sagt Schäffler mit Blick auf die anstehende Regulierung der Ratingagenturen in Europa.

Es werde zurzeit viel über Manager in den Medien geredet, bemerkt Schäffler. „Wir haben es aber mit einem Politikversagen zu tun“, stellt der Bundestagsabgeordnete klar. Er gibt das Beispiel der Landesbanken: Mit dem Wegfall der Anstaltslast und Gewährträgerhaftung hätten diese ihre existentielle Grundlage verloren, für günstige Refinanzierung zu sorgen.

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Versicherungspleiten trotz oder wegen Bankenrettung

Von Dr. Oliver Everling | 5.März 2009

Selbst wenn die Banken durch den Staat gerettet werden, müssen es womöglich die Lebensversicherer mit der eigenen Insolvenz bezahlen, meint der Münchner Rechtsanwalt Dr. Johannes Fiala. Zumindest aber drohe die Reduzierung der Überschüsse, und damit eine geringere Altersversorgung für Privatversicherte. In den Portfolios der Versicherer befinden sich nämlich auch hochriskante Ausleihungen an Banken, die bei den Versicherern bisher noch als „sichere festverzinsliche Papiere“ gewertet werden.

Auch der größte Rückversicherer hat das Problem im Kern erkannt: Fehlendes Risikomanagement, mangelhafte Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Risiko zu Rendite, und neue Bilanzierungsregeln als Einladung zur Intransparenz. Der Spekulation auf immer steigende Aktienkurse durch Versicherer folgte 2002 die Bilanzregel der „stillen Lasten“ – damit wurden die Verluste fast unsichtbar gemacht – und man konnte Gewinne ausschütten, die man gar nicht hatte. Die politische Antwort 2008 auf neue Verluste aus „strukturierten Papieren“ in den Finanzhäusern war die faktische Abschaffung der Insolvenz bei Überschuldung. Solche Vernebelung aber untergräbt nach Dr. Fiala das Vertrauen der Anleger und Kreditgeber.

Erst wenn die Kapitalanlagen mehr als 25 % über ihrem tatsächlichen Wert in der Bilanz stehen, will die Finanzaufsicht diese Wertansätze dort erst einmal auf Nachhaltigkeit prüfen. Was aber dieser tatsächliche Wert sein mag, orientiert sich mit Zustimmung des Wirtschaftsprüfers künftig nicht mehr am Börsenwert, sondern kann bis zu mehr als das dreifache betragen. Im „Special zur Finanzkrise“ weist der „map-Report“ auf die geringe Quote bei amerikanischen Schrotthypotheken und Aktien in den Finanzanlagen der Lebensversicherer hin: „Besorgnis ist unbegründet“.

Indes befindet sich das Risiko in nachrangigen Darlehen der Versicherer an Banken, welche im Vergleich zum denkbaren Totalausfallrisiko eine minimal höhere Verzinsung bieten. Strukturierte Schuldscheindarlehen und Nachranginvestments wurden gerne von Lebensversicherern gekauft, die mit diesen „sicheren festverzinslichen Papieren“ die erforderliche Rendite erwirtschaf-ten wollten, um neben dem Garantiezins auch noch eine Überschussbeteiligung zahlen zu können.

Auch der hohe Konzentrationsgrad in Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen deutscher Banken stellt für den Versicherungsanalysten der Société Générale in Frankfurt Zielke ein erhebliches Investitionsrisiko dar. Die „Beinaheinsolvenz“ der HRE habe gezeigt, dass die deutsche Einlagensicherung keine Garantie darstellt. Schuldscheine, die weitere rund 25 Prozent der Kapitalanlagen der Versicherer ausmachen, seien nach Zielke nicht als gesicherte Papiere anzusehen. Diese Anleihen setzten die Versicherer in ihrer Bilanz mit 100 Prozent an, weil wegen der impliziten Staatsgarantie kein Ausfallrisiko zu sehen sei und sie vor Endfälligkeit nicht liquidiert werden müssten – die bereits erheblichen stillen Lasten bei diesen Papieren müssten die Versicherer damit nicht interessieren.

Speziell die Nachranganleihen sind nach Feststellungen von Dr. Fiala im Mittel nur noch 20 Cent je Euro Nennwert und teilweise weniger wert, was die Versicherer aber nicht so bilanzieren müssten, solange die Zinsen gezahlt werden und die Papiere bis zum Ende gehalten werden können und dann am Ende von den Banken auch „vermutlich“ eingelöst werden. Das ist aber nicht einmal von den vorrangig zu bedienenden ebenfalls weitgehend ungesicherten sonstigen Bankschuldverschreibungen sicher. Diese auf Hoffnung basierende Bilanzierung begründen die Versicherer ganz legal damit, dass es (bisher) keinen Run der Versicherungskunden auf ihr Geld gibt und die Leistungen an Kunden – statt aus dem Verkauf von Papieren – ohne ernsthaftes Liquiditätsproblem aus der laufenden Beitragseinnahme gezahlt werden können, und dass außerdem die Banken gerettet werden.

Ob die Kunden es auf Dauer akzeptieren, dass ihr echtes frisches Beitrags-Geld gleich an andere ausgezahlt wird und sie dafür Anteile an inzwischen nahezu wertlosen Papieren erhalten, hält der auch Kunden beratende Versicherungsmathematiker Peter A. Schramm für fraglich – er erwartet einen weiteren Anstieg der Kündigungen und Rückkäufe wegen der Finanzkrise. Nun zeichnet sich ab, dass zwar die Banken allgemein gerettet werden, aber die Vorstandsgehälter und Dividenden gekürzt bzw. ausgesetzt werden und – zur Überraschung der Versicherer – auch die Nachranganlagen zunächst einmal nicht mehr mit Zinsen und Tilgungen bedient – und womöglich auch am Ende gar nicht eingelöst werden.

Bei der BayernLB z.B. hat sich bereits Brüssel eingemischt und genehmigt zwar die Staatshilfen, aber nur unter der Voraussetzung eines Ausschüttungsverbots für Nachrangdarlehen. Auch die irische DePfa – Tochter der HRE – will die Nachrangdarlehen nicht mehr bedienen. Gerade die Rettung der Banken führt mithin dazu, dass die Nachrangdarlehen (die ja fast nur von institutionellen Anlegern wie Versicherern gezeichnet wurden) womöglich nicht nur nahezu unverkäuflich, sondern auch ganz real ziemlich wertlos werden. Wenn aber ihre Tilgung nicht mehr anzunehmen ist, müssen sie auch gleich abgeschrieben werden, darauf weist Dr. Fiala hin.

Als Reaktion der Versicherungswirtschaft drohte diese den Banken und indirekt auch dem Staat, die Refinanzierungsmöglichkeiten einzuschränken, wenn die Zins- und Tilgungszahlungen auf ihre Nachrangdarlehen nicht bedient werden. Außerdem würde die Altersvorsorge der Versicherungsnehmer vermindert werden, die der Staat gerade erst mit Milliarden Steuersubventionen auf eine vermehrte Kapitaldeckung umstellen will.

Obwohl – oder gerade weil – die Banken gerettet werden, sind speziell die nachrangigen Darlehen der Versicherer an Banken damit keinesfalls sicher und es fallen die Zins- und Tilgungszahlungen auf Nachrangdarlehen aus. Nach Ansicht des Versicherungsmathematikers Schramm wird sich wohl damit abfinden müssen, dass auch die Versicherten sich mit geringerer Altersversorgung an der Bankenrettung beteiligen werden. Schlimmer noch könne es außerdem noch einen Run auf Versicherer geben, der durch das daraus folgende Liquiditätsproblem letztlich doch noch den Verkauf der betreffenden wertgeminderten Papiere erzwingt.

Schramm weist darauf hin, dass die Aktuare der DAV derzeit einen konkreten Hin-weis erarbeiten, wie in einem solchen Fall z. B. eines Runs auf Versicherer in einer Finanzkrise die Rückkaufswerte zusätzlich gekürzt werden können. Gesetzlich ist dies nach § 169 (6) VVG – und ohnehin auch schon gemäß der für Altverträge geltenden Regelung über den Zeitwert – möglich. Der Wert von Lebensversicherungen als Kreditsicherheit wird dadurch aber nach Ansicht von Dr. Fiala zusehends fraglicher.

Das Überleben der Versicherer selbst sieht Aktuar Schramm derzeit nicht wirklich gefährdet – die künftigen Überschussbeteiligung, Ablaufleistungen und Gewinnrenten der Versicherten schon. Doch dank der Aktuare kann bei einem Run die Belastung zumindest auch durch Abschläge auf den Rückkaufswert auf die Kündiger verlagert werden und muss nicht nur von den vertragstreuen Kunden getragen werden.

Dr. Fiala weist darauf hin, dass solche Entwicklungen nach höchstrichterlicher Rechtsprechung selbst zur Kündbarkeit an und für sich vertraglich unkündbarer Verträge führen können, wie z. B. selbst von bereits laufenden Altersrenten. Dies könne das Liquiditätsproblem der Versicherer ebenso verschärfen wie ein Ausstieg des starken Zweitmarktes, wenn dessen Refinanzierungszins steigt und die Überschüsse auf die Lebensversicherungsanlagen zurückgehen – was diesen zu massenhafter Kündigung und Rückkauf der Verträge zwingen könnte.

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Vermögensschaden, Bewertung und Rating

Von Dr. Oliver Everling | 4.März 2009

Zur Vermeidung eines Vermögensschadens bei einem Immobilienportfolio ist zu klären, welche Strukturen im wirtschaftlichen Zusammenhang am Standort die Ertragsverläufe beeinflussen. „Strukturell bedeutet“, schreibt Mathilde Th. Stanglmayr von MSP Stanglmayr Projektmanagement GmbH (http://www.msp-stanglmayr.de/) in ihrem Beitrag zum Praxishandbuch „Rating von Immobilienportfolios“, herausgegeben von Oliver Everling und Raphael Slowik im Immobilien Manager Verlag, Köln 2009, http://www.immobilienmanager.de/, ISBN 978-3-89984-197-8, „die Ertragsentwicklung ist von der laufenden Bildung von Mustern in einem dynamischen Wirtschaftsprozess geprägt. Das Muster kann linear steigend oder wellenförmig sein, weil die Konjunktur einen Einfluss hat.“ Mit dem lange andauernden Strukturwandel haben sich jedoch andere Muster gebildet, weist Stanglmayr nach, „es gibt zu viele Immobilien mit stagnierenden und abnehmenden Ertragsverläufen. Deshalb führt eine Denkweise, die nur steigende und wellenförmige Muster kennt, zur systematischen Unterschätzung von Cash Flows und Assets.“

In den Wirtschaftswissenschaften und in der Soziologie sei man sich dessen bewusst, dass Strukturwandel zum Branchensterben führe, dass Regionen verarmen und Haushaltsgruppen ihr Einkommen und ihre Vermögen verlieren. „Es gibt keinen Zweifel daran,“ so Stanglmayr, „dass der Strukturwandel die Verteilung zwischen den Sektoren, den Regionen und den Haushalten verschiebt. Es gibt Gewinner und Verlierer in einem lange andauernden Prozess. Deshalb ist für Bewertung und Rating von erheblicher Bedeutung, wie stark die Ertragsentwicklung der Immobilien im Portfolio von Branchen, Unternehmen und privaten Haushalten abhängt, die zu den Verlierern des Strukturwandels gehören.“

Stanglmayr: „Nach 30 Jahren Strukturwandel können wir in Bewertung und Rating nicht davon ausgehen, dass es für Leerstände und Mindermieten in absehbarer Zeit einen konjunkturell bedingten Ausgleich gibt. Wenn die Bewertungsobjekte vom Strukturwandel erfasst sind, führen ungeprüfte Annahmen zum Muster des wirtschaftlichen Zusammenhangs zu nicht zutreffenden Ergebnissen.“ Die Vermögensschäden lassen sich nach Stanglmayr vermeiden, wenn der wirtschaftliche Zusammenhang am Standort erkannt und zutreffend in Bewertungen und Ratings abgebildet wird. Stagnierende oder abnehmende Ertragsverläufe kann man erkennen, wenn man das Wirkungsgefüge am Standort prüft, rät Stanglmayr.

Spekulation in Bewertungen und Ratings ist, wenn die objektiv feststellbaren dauerhaften Veränderungen des wirtschaftlichen Zusammenhangs am Teilmarkt ausgeblendet werden. Sie ist im wirtschaftlichen Zusammenhang nachweisbar, zeigt Stanglmayr in ihrem Beitrag für das Praxishandbuch „Rating von Immobilienportfolios“ des Immobilien Manager Verlags.

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