BaFin lässt auf sich warten
Von Dr. Oliver Everling | 9.März 2009
Als Nummer 3 im Weltmarkt für Kreditversicherungen, Nummer 6 im Weltmarkt für Factoring und Nummer 4 im Weltmarkt für Forderungsmanagement sieht Grit Becker, Geschäftsführerin der Coface Rating GmbH aus Mainz, bei den Kompetenzen der Coface mit einer statistischen Datenbasis über 419 Milliarden € Deckungsvolumen in der Kreditversicherung, verteilt auf 2 Millionen Risiken in 160 Ländern gute Voraussetzungen, um das Unternehmensrating der Coface Rating zu positionieren.
Die Coface können Informationen zu 50 Millionen Unternehmen auswerten, Track records zu Schäden in allen Ländern und Branchen über eine lange Zeit analysieren und die Ergebnisse aus 18.000 internen Bilanzratingverfahren p.a. weltweit auswerten.
Becker beobachtet, dass sich die Aufsichtsbehörden mehr mit den Banken, als mit den maßgeblichen Ratingagenturen befassen. Auch bei der Frage der Anerkennung von Ratingagenturen durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gibt es einen Rückstand. Man müsse den Eindruck gewinnen, dass die Anerkennung „Externer Bonitätsbeurteilungsinstitutionen“ nach Basel II bei der BaFin keine hohe Priorität genieße. In Frankreich seien die Behörden bereits fertig. Anträge auf Anerkennung des Basel II-fähigen „@rating Score“ wurden neben Deutschland auch in Portugal, Griechenland, Slowenien und Belgien gestellt.
Becker berichtet über die Aufrüstung der Coface im Knowhow der Mitarbeiter mit branchenspezifischen Kenntnissen in der Bilanz- und Unternehmensanalyse in der „Credit Line“. Das Rating der Coface bezieht sich ausschließlich für Unternehmen mit einer Gültigkeitsdauer für 12 Monate. Aktuell werde das System in einer Testphase auf die Probe gestellt. Schwerpunkte der Tests seien der Produktionsprozess, die Leistungsfähigkeit, Qualität, Fehler und Kosten.
Becker stellt eine Reihe von Nutzendimensionen des Ratings der Coface heraus. Gür große Unternehmen biete das Rating eine Möglichkeit, bestehende Ratings kritisch zu hinterfragen. Für kleine und mittlere Unternehmen biete das Rating Transparenz, ohne vertrauliche oder Finanzinformationen preisgeben zu müssen. Stakeholder erhielten durch das Rating Sicherheit bei der Bewertung ihrer Partner. Für das Management sei das unabhängige Rating ein Möglichkeit, Vertrauen zu stärken.
Banken liefere das Rating eine zweite Meinung und Objektivierung insbesondere für internationale Engagements, für die es keine eigenen Erfahrungswerte gibt. Beratungsgesellschaften hilft das Rating der Coface bei der Vorbereitung auf den Kreditvergabeprozess. Last but not least liefere das Rating der Coface den Kunden und Zulieferern eine bessere Auswertung von Informationen. Viele Nutzer, die neu hinkommen werden, das sei eine der Zielsetzungen der Coface. Mit diesem Antritt stelle sich die Coface Rating dem Markt.
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Interne und externe Ratings auf Augenhöhe
Von Dr. Oliver Everling | 9.März 2009
Vermeidung von Interessenkonflikten, keine Beratungstätigkeit durch Ratingagenturen, keine Bewertung von Finanzinstrumenten ohne fundierte Informationen, Offenlegung der den Rating zugrundeliegenden Modelle, Methoden, Annahmen, jährlicher Transparenzbericht – das sind alles Vorschläge der EU-Kommission zur Durchführungskontrolle und Aufsicht über Ratingagenturen, die die volle Unterstützung der Coface Deutschland AG finden, berichtet Norbert Langenbach aus dem Vorstand der Gesellschaft. Für Langenbach ist die Einrichtung einer internen Kontrollstelle für die Überwachung der Qualität der Ratings selbstverständlich. Auch sei zu fordern, dass mindestens drei unabhängige Mitglieder in Verwaltungs- und Aufsichtsorganen zu finden sind.
Was an Anforderungen an bankinterne Ratings gestellt werde, müsse auch für externe Ratings gelten. Langenbach setzt sich für objektive Qualitätskontrolle statt bloßer Durchführungskontrolle ein. Daher habe die Coface und der ECON eine Riehe von Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Eine effektive Regulierung müsse verhindern, dass eine Ratingagentur falsche Ratings ausstellt. Der ursprüngliche Vorschlag der EU Kommission reiche dazu nicht aus. Objektive statische Erfolgskontrolle der Qualität der Ratings sie erforderliche analog zu den Basel II-Regeln für bankinterne Ratings., z. B. statistische Auswertung nach 12 Monaten. Wie verhalten sich die Vorhersagen im Vergleich zur tatsächlichen Entwicklung und Performance des Unternehmens? Wie stark und in welchen Zeiträumen müsst e das Rating aufgrund der tatsächlichen Entwicklung angepasst werden.
Langenbach zieht das Fazit, dass die Richtigkeit der Bewertung einer Ausfallwahrscheinlichkeit mit objektiven Kriterien überprüft werden könne. Die Coface werde keine neue Ratingskala erfinden, sondern auch bei der Coface stünde ein AAA für die Bestnote, wie auch umgekehrt das D die bereits eingetretene Zahlungsstörung signalisiere.
Basel II-Vorschriften sehen zu bankinternen Ratings detaillierte statische Erfolgskontrollen und die Zustimmung der Aufsichtsbehörde (BaFin) vor, diese seien auch auf externe Ratings anzuwenden. Die statistische Kontrolle sollte vom CESR durchgeführt werden, so Langenbach, da es sich hier um eine unabhängige, übergeordnete Instanz handele, die ein objektives, einheitliches, faires und kostengünstiges Verfahren gewährleistet und als Ansprechpartner für amerikanische, japanische und andere Kontrollgremien fungiert. Die angestrebte Regulierung von Ratingagenturen nach qualitativen Kriterien werde auch die längst überfällige Veränderung des Ratingmarktes fördern, dass sich europäische Ratinganbieter etablieren und die Dominanz der drei großen amerikanischen Ratingagenturen aufgebrochen wird.
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Coface stellt sich der Ratingkontrolle
Von Dr. Oliver Everling | 9.März 2009
Die drei großen US-amerikanischen Ratingagenturen haben erheblich zur Krise beigetragen. Die Finanzkrise wäre ohne deren massenhaften Triple A-Bewertungen für komplexe und toxische Finanzprodukte nicht eingetreten, mach Benoit Claire, Vorstandsvorsitzender der Coface Deutschland AG, im Pressegespräch in Frankfurt am Main klar. Eine Selbstverpflichtung der Ratingagenturen, wie sie vor der Krise bereits angestrebt war, reicht nicht aus. Es nütze nichts, wenn man weiß, dass die Verfahren korrekt waren, aber die Ergebnisse falsch. Deshalb muss auch eine statistische Erfolgskontrolle eingeführt werden, die es bislang nicht gibt.
Claire tritt auch der Auffassung entgegen, dass Rating nicht reguliert werden könnten, weil Rating nur eine Meinungsäußerung sei. Um solche Folgen der Krise künftig auszuschließen, müssen alle Ratingagenturen stärker reglementiert werden. Die Ratingagenturen sind weit weniger reglementiert als zum Beispiel Versicherer, obwohl ihre Bewertungen erhebliche Auswirkungen auf den Finanzmarkt haben.
Claire tritt dafür ein, dass die Agenturen nachweisen, dass sie die Objekte, die sie bewerten, auch verstehen. Das war bei vielen Verbriefungsprodukten nicht der Fall. „Coface wird sich deshalb auch rein auf Unternehmensratings beschränken,“ sagt Claire, „wir werden keine Finanzprodukte bewerten.“ für jede Ratingkategorie (Unternehmen, Banken, Finanzprodukte, Staaten) müsse sich die Agentur, die hier agieren wolle, registrieren lassen.
„Wenn es, wie jetzt absehbar, eine Einsicht in die Notwendigkeit gibt, können auch globale Märkte reguliert werden. Die EU sie hinsichtlich der Ratingagenturen auf einem guten Weg und aktiv bestrebt, dies auch global auszuweiten. Es wäre nicht nachvollziehbar, so Claire, wenn die USA nicht mitziehen würden. Dies würde ein weiteres Vertrauensproblem auslösen, warnt der Vorstandschef des Kreditversicherers. „Auch die Agenturen selbst können sich dem schlecht verweigern. Wir, Coface, stellen uns diesen Anforderungen.“
Der Ratingmarkt muss offener werden, um über den Wettbewerb das derzeitige Oligopol aufzubrechen. Unternehmensratings können deutlich preiswerter erstellt und damit für viel mehr Unternehmen nutzbar werden, kündigt Claire an.
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Reformbedarf für Bankwesen und Finanzmarktordnung
Von Dr. Oliver Everling | 7.März 2009
„Wir erleben hier Staatsversagen“, sagt Frank Schäffler, MdB und Mitglied des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages. Mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sollte die deutsche Finanzaufsicht auf internationales Niveau führen. Man habe damals, als sie geschaffen wurde, beabsichtigt, eine schlagkräftige Organisation zu schaffen. Da die Branche die Kosten dieser Aufsicht zu tragen hat, wurde ein Verwaltungsrat eingerichtet. Der Präsident der BaFin ist berechtigt, Bankvorstände abzusetzen oder Unterlagen zu beschlagnahmen. Da er selbst aber von einem Verwaltungsrat kontrolliert wird, in dem die Branchenvertreter ihren Platz nehmen, bewegt sich die BaFin in einem besonderen Spannungsfeld der Interessenkonflikte.
Schäffler macht die Eigendynamik deutlich, die mit der Schaffung einer neuen Bundesanstalt wie der BaFin verbunden ist. Die IKB, nahezu alle Landesbanken und nun auch Hypo Real Estate hätten ungehindert ihre Fehlinvestitionen tätigen können. In keinem Fall sei die BaFin eingeschritten. Die schwerwiegendsten Schieflagen des deutschen Bankwesens wurden sehenden Auges durch die BaFin hingenommen, deren Rolle es doch ist, Stabilität und Funktionieren des Finanzwesens sicherzustellen. Schäffler macht aus der Tatsache, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zu einer deutschen Fehlkonstruktion geriet, kein Geheimnis.
Regulierung und Aufsicht habe ausgerechnet in den hoch regulierten Bereichen versagt. Der Anspruch der Politik sei es, dass keine Produkte mehr auf den Markt kommen, die nicht beaufsichtigt würden. Die Schieflagen seien aber ausgerechnet in den regulierten Bereichen zu verzeichnen gewesen. Die spanischen Banken, so Schäffler, hätten bisher keine Schwierigkeiten mit Zweckgesellschaften wie bei der IKB zu verzeichnen, da sich hier die spanische Bankenaufsicht hier eingeschaltet und die hoch spekulativen Geschäfte untersagt habe. „Es gab also Aufsichtsbehörden, die von ihren Möglichkeiten Gebrauch gemacht haben“, so Schäffler.
„Dass es kein unreguliertes Produkt mehr auf der Welt geben wird, ist völliger Quatsch“, so Schäffler. Er sieht vielmehr in der Inflation des Geldwesens die tiefere Ursache der Krise, insbesondere im ungeheuren Wachstum der Geldmenge. Die Menschen würden dadurch nicht reicher, denn die Werte, die dahinter stünden, blieben real die gleichen. Es würde aber zu einer Vermögensillusion führen, die Investitionen auslöse, die sonst nicht vorgenommen worden wären.
In den USA habe man ein Art von Sozialpolitik vertreten, nach der sich jeder eine Immobilie leisten können sollte. In Amerika hafte man nur mit der Immobilie für einen Hypothekarkredit, nicht aber auch persönlich. Wenn die Immobilienpreise steigen, konnten sich Schuldner über die Immobilie hinaus sogar weiteren Luxus leisten, allein weil die Kreditrückzahlung aus dem Wertgewinn erwartet wurde. Variable Zinssätze, die schließlich angehoben wurden, führten letztlich zur Korrektur der Finanzmärkte. „Die Korrektur zum Normalen hin findet derzeit statt“, so Schäffler. Der Fischer ist nicht für die überfütterten Fische schuldig, die er im gefluteten Teich fängt, warnt er vor der einseitigen Schuldzuweisung zu den Banken.
„Wir erleben derzeit eine dramatische Entwciklung bei der Staatsverschuldung“, sagt Schäffler und liefert die relevanten Zahlen. Schon vor dem Obama-Paket sei die Neuverschuldung in den USA dramatisch angehoben worden. „Die USA gehen hier sehr, sehr schwierigen Zeiten entgegen“, warnt Schäffler. Der Finanzminister Peer Steinbrück habe es in der Hand gehabt, endlich wieder eine schwarze Null in der Neuverschuldung zu schreiben. Da diese vor der Finanzmarktkrise nicht erreicht wurde, sei die Belastung nun besonders hoch.
Schäffler streitet dafür, den Inflationsbegriff neu zu setzen, da es nicht nur um Konsumgüter gehe. Auch der Bereich der Aktien und Immobilien spiele zur Analyse der Geldpolitik eine Rolle. Vermögensgüter müssten ebenfalls betrachtet werden. Mit der Inflationsrate würden ohnehin für die meisten Menschen irrelevante Warenkörbe abgebildet. Anhand einer solchen Inflationsrate zu steuern, könne daher nicht sinnvoll sein. Schäffler spricht sich dafür aus, auch die Geldmenge zu betrachten. Nur wenn das Augenmerk auf der Geldmenge liege, könne man die Folgen ihrer drastischen Ausweitung abschätzen.
„Sparen ist nichts böses“, so Schäffler. Sparen dürfe nicht diskriminiert werde. Wer heute spart, werde dafür bestraft. Die Priorität der Politik liegt auf dem Konsum. Schäffler streitet nicht ab, dass der Konsum die Beschäftigung kurzfristig anzuheizen vermöge. Wer Fremdkapital einsetze, werde auch als Unternehmer durch die Abzugsfähigkeit der Kosten belohnt.
Mit einer durchschnittlichen Eigenkapitalquote von 4,7 % im Jahr 2007 seien die deutschen Banken in die Krise gegangen. „Das ist der Brandbeschleuniger in der Krise“, sagt Schäffler. Es sei daher wichtig, Anreize zu stärken, Eigenkapital zu bilden. „Diese gibt es zu wenig, da muss man weiterkommen“, sagt der Experte aus dem Finanzausschuss. Die Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns und des Eigentums müssten gestärkt werden, so seine Analyse.
Schäffler weist darauf hin, dass auch die Vergütungsmodelle in den Vorständen von den Aufsichtsratsmitgliedern der „Deutschland AG“ sowie von Gewerkschaftlern bestimmt würden, nicht aber von den Eigentümern der Gesellschaften. Schäffler ist überzeugt, dass sich auch an den Vergütungen einiges ändern würde, wenn die Aktionäre mitbestimmen könnten, indem diese z. B. in der Hauptversammlung über die Vergütungen abstimmen würden. „Das Unternehmen gehört den Aktionären und nicht mehrheitlich den paritätisch besetzten Aufsichtsräten.“
„Um die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören, muss man sein Geldwesen verwüsten“, habe schon Lenin gewusst, so Schäffler. Er warnt daher davor, die Bedeutung eines gut funktionierenden Geldwesens zu unterschätzen. Schäffler befürchtet, dass die Kanzlerin unsolide Haushaltspolitik unter dem Vorwand europäischer Solidarität nivellieren werde. Zu einer europäischen Wirtschaftspolitik sei der Weg dann nicht mehr weit. Die wirtschaftspolitische Eigenständigkeit werde dann aus der Hand gegeben.
Schäffler stellt sich klar gegen die derzeitige Leitlinie der Politik, das Sparen generell zu bestrafen. Die heute vom Gesetzgeber installierte Grundsicherung im Alter führe z.B. auch zur Entsolidarisierung der Familie. Angestrebt sei zwar, die Altersarmut zu verhindern. Der Effekt sei aber, dass rechtzeitig Vermögen umgeschichtet oder konsumiert werde. Der Staat sollte sich hier heraushalten, da die Abhängigkeit vom Staat für immer mehr Menschen zwangsläufig sei. Der „starke Partner“ Staat habe die allermeisten Schulden“, so Schäffler.
„Wenn schon der Aufsichtsrat einer Bank die Qualität eines Risikomanagementsystems nicht beurteilen könne, dann dürfe dies auch für Beamte gelten“, so Schäffler. Banken hätten in der Folge von Basel II eigene Risikomanagementsysteme entwickelt, um mit diesen eine niedrigere Eigenmittelunterlegung zu begründen. Wenn ein Beamte r nun diese akzeptiere, würde auf die internen Modelle noch ein staatliches Gütesiegel gesetzt. All dies schaffe eine Regulierungsillusion nach dem Motto „Stempel drauf, dann funktioniert’s“.
„Die führenden Ratingagenturen sind satt“, sagt Schäffler. Wer eine so hohe Eigenkapitalrendite habe, wie diese US-Agenturen, der könne keine Veränderung wollen. Es sei daher absehbar, dass sich die US-Agenturen gegen [Ä]nderungen der Strukturen stemmen würden. „Wir setzen alles daran, diese Strukturen aufzubrechen“, sagt Schäffler mit Blick auf die anstehende Regulierung der Ratingagenturen in Europa.
Es werde zurzeit viel über Manager in den Medien geredet, bemerkt Schäffler. „Wir haben es aber mit einem Politikversagen zu tun“, stellt der Bundestagsabgeordnete klar. Er gibt das Beispiel der Landesbanken: Mit dem Wegfall der Anstaltslast und Gewährträgerhaftung hätten diese ihre existentielle Grundlage verloren, für günstige Refinanzierung zu sorgen.
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Versicherungspleiten trotz oder wegen Bankenrettung
Von Dr. Oliver Everling | 5.März 2009
Selbst wenn die Banken durch den Staat gerettet werden, müssen es womöglich die Lebensversicherer mit der eigenen Insolvenz bezahlen, meint der Münchner Rechtsanwalt Dr. Johannes Fiala. Zumindest aber drohe die Reduzierung der Überschüsse, und damit eine geringere Altersversorgung für Privatversicherte. In den Portfolios der Versicherer befinden sich nämlich auch hochriskante Ausleihungen an Banken, die bei den Versicherern bisher noch als „sichere festverzinsliche Papiere“ gewertet werden.
Auch der größte Rückversicherer hat das Problem im Kern erkannt: Fehlendes Risikomanagement, mangelhafte Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Risiko zu Rendite, und neue Bilanzierungsregeln als Einladung zur Intransparenz. Der Spekulation auf immer steigende Aktienkurse durch Versicherer folgte 2002 die Bilanzregel der „stillen Lasten“ – damit wurden die Verluste fast unsichtbar gemacht – und man konnte Gewinne ausschütten, die man gar nicht hatte. Die politische Antwort 2008 auf neue Verluste aus „strukturierten Papieren“ in den Finanzhäusern war die faktische Abschaffung der Insolvenz bei Überschuldung. Solche Vernebelung aber untergräbt nach Dr. Fiala das Vertrauen der Anleger und Kreditgeber.
Erst wenn die Kapitalanlagen mehr als 25 % über ihrem tatsächlichen Wert in der Bilanz stehen, will die Finanzaufsicht diese Wertansätze dort erst einmal auf Nachhaltigkeit prüfen. Was aber dieser tatsächliche Wert sein mag, orientiert sich mit Zustimmung des Wirtschaftsprüfers künftig nicht mehr am Börsenwert, sondern kann bis zu mehr als das dreifache betragen. Im „Special zur Finanzkrise“ weist der „map-Report“ auf die geringe Quote bei amerikanischen Schrotthypotheken und Aktien in den Finanzanlagen der Lebensversicherer hin: „Besorgnis ist unbegründet“.
Indes befindet sich das Risiko in nachrangigen Darlehen der Versicherer an Banken, welche im Vergleich zum denkbaren Totalausfallrisiko eine minimal höhere Verzinsung bieten. Strukturierte Schuldscheindarlehen und Nachranginvestments wurden gerne von Lebensversicherern gekauft, die mit diesen „sicheren festverzinslichen Papieren“ die erforderliche Rendite erwirtschaf-ten wollten, um neben dem Garantiezins auch noch eine Überschussbeteiligung zahlen zu können.
Auch der hohe Konzentrationsgrad in Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen deutscher Banken stellt für den Versicherungsanalysten der Société Générale in Frankfurt Zielke ein erhebliches Investitionsrisiko dar. Die „Beinaheinsolvenz“ der HRE habe gezeigt, dass die deutsche Einlagensicherung keine Garantie darstellt. Schuldscheine, die weitere rund 25 Prozent der Kapitalanlagen der Versicherer ausmachen, seien nach Zielke nicht als gesicherte Papiere anzusehen. Diese Anleihen setzten die Versicherer in ihrer Bilanz mit 100 Prozent an, weil wegen der impliziten Staatsgarantie kein Ausfallrisiko zu sehen sei und sie vor Endfälligkeit nicht liquidiert werden müssten – die bereits erheblichen stillen Lasten bei diesen Papieren müssten die Versicherer damit nicht interessieren.
Speziell die Nachranganleihen sind nach Feststellungen von Dr. Fiala im Mittel nur noch 20 Cent je Euro Nennwert und teilweise weniger wert, was die Versicherer aber nicht so bilanzieren müssten, solange die Zinsen gezahlt werden und die Papiere bis zum Ende gehalten werden können und dann am Ende von den Banken auch „vermutlich“ eingelöst werden. Das ist aber nicht einmal von den vorrangig zu bedienenden ebenfalls weitgehend ungesicherten sonstigen Bankschuldverschreibungen sicher. Diese auf Hoffnung basierende Bilanzierung begründen die Versicherer ganz legal damit, dass es (bisher) keinen Run der Versicherungskunden auf ihr Geld gibt und die Leistungen an Kunden – statt aus dem Verkauf von Papieren – ohne ernsthaftes Liquiditätsproblem aus der laufenden Beitragseinnahme gezahlt werden können, und dass außerdem die Banken gerettet werden.
Ob die Kunden es auf Dauer akzeptieren, dass ihr echtes frisches Beitrags-Geld gleich an andere ausgezahlt wird und sie dafür Anteile an inzwischen nahezu wertlosen Papieren erhalten, hält der auch Kunden beratende Versicherungsmathematiker Peter A. Schramm für fraglich – er erwartet einen weiteren Anstieg der Kündigungen und Rückkäufe wegen der Finanzkrise. Nun zeichnet sich ab, dass zwar die Banken allgemein gerettet werden, aber die Vorstandsgehälter und Dividenden gekürzt bzw. ausgesetzt werden und – zur Überraschung der Versicherer – auch die Nachranganlagen zunächst einmal nicht mehr mit Zinsen und Tilgungen bedient – und womöglich auch am Ende gar nicht eingelöst werden.
Bei der BayernLB z.B. hat sich bereits Brüssel eingemischt und genehmigt zwar die Staatshilfen, aber nur unter der Voraussetzung eines Ausschüttungsverbots für Nachrangdarlehen. Auch die irische DePfa – Tochter der HRE – will die Nachrangdarlehen nicht mehr bedienen. Gerade die Rettung der Banken führt mithin dazu, dass die Nachrangdarlehen (die ja fast nur von institutionellen Anlegern wie Versicherern gezeichnet wurden) womöglich nicht nur nahezu unverkäuflich, sondern auch ganz real ziemlich wertlos werden. Wenn aber ihre Tilgung nicht mehr anzunehmen ist, müssen sie auch gleich abgeschrieben werden, darauf weist Dr. Fiala hin.
Als Reaktion der Versicherungswirtschaft drohte diese den Banken und indirekt auch dem Staat, die Refinanzierungsmöglichkeiten einzuschränken, wenn die Zins- und Tilgungszahlungen auf ihre Nachrangdarlehen nicht bedient werden. Außerdem würde die Altersvorsorge der Versicherungsnehmer vermindert werden, die der Staat gerade erst mit Milliarden Steuersubventionen auf eine vermehrte Kapitaldeckung umstellen will.
Obwohl – oder gerade weil – die Banken gerettet werden, sind speziell die nachrangigen Darlehen der Versicherer an Banken damit keinesfalls sicher und es fallen die Zins- und Tilgungszahlungen auf Nachrangdarlehen aus. Nach Ansicht des Versicherungsmathematikers Schramm wird sich wohl damit abfinden müssen, dass auch die Versicherten sich mit geringerer Altersversorgung an der Bankenrettung beteiligen werden. Schlimmer noch könne es außerdem noch einen Run auf Versicherer geben, der durch das daraus folgende Liquiditätsproblem letztlich doch noch den Verkauf der betreffenden wertgeminderten Papiere erzwingt.
Schramm weist darauf hin, dass die Aktuare der DAV derzeit einen konkreten Hin-weis erarbeiten, wie in einem solchen Fall z. B. eines Runs auf Versicherer in einer Finanzkrise die Rückkaufswerte zusätzlich gekürzt werden können. Gesetzlich ist dies nach § 169 (6) VVG – und ohnehin auch schon gemäß der für Altverträge geltenden Regelung über den Zeitwert – möglich. Der Wert von Lebensversicherungen als Kreditsicherheit wird dadurch aber nach Ansicht von Dr. Fiala zusehends fraglicher.
Das Überleben der Versicherer selbst sieht Aktuar Schramm derzeit nicht wirklich gefährdet – die künftigen Überschussbeteiligung, Ablaufleistungen und Gewinnrenten der Versicherten schon. Doch dank der Aktuare kann bei einem Run die Belastung zumindest auch durch Abschläge auf den Rückkaufswert auf die Kündiger verlagert werden und muss nicht nur von den vertragstreuen Kunden getragen werden.
Dr. Fiala weist darauf hin, dass solche Entwicklungen nach höchstrichterlicher Rechtsprechung selbst zur Kündbarkeit an und für sich vertraglich unkündbarer Verträge führen können, wie z. B. selbst von bereits laufenden Altersrenten. Dies könne das Liquiditätsproblem der Versicherer ebenso verschärfen wie ein Ausstieg des starken Zweitmarktes, wenn dessen Refinanzierungszins steigt und die Überschüsse auf die Lebensversicherungsanlagen zurückgehen – was diesen zu massenhafter Kündigung und Rückkauf der Verträge zwingen könnte.
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Vermögensschaden, Bewertung und Rating
Von Dr. Oliver Everling | 4.März 2009
Zur Vermeidung eines Vermögensschadens bei einem Immobilienportfolio ist zu klären, welche Strukturen im wirtschaftlichen Zusammenhang am Standort die Ertragsverläufe beeinflussen. „Strukturell bedeutet“, schreibt Mathilde Th. Stanglmayr von MSP Stanglmayr Projektmanagement GmbH (http://www.msp-stanglmayr.de/) in ihrem Beitrag zum Praxishandbuch „Rating von Immobilienportfolios“, herausgegeben von Oliver Everling und Raphael Slowik im Immobilien Manager Verlag, Köln 2009, http://www.immobilienmanager.de/, ISBN 978-3-89984-197-8, „die Ertragsentwicklung ist von der laufenden Bildung von Mustern in einem dynamischen Wirtschaftsprozess geprägt. Das Muster kann linear steigend oder wellenförmig sein, weil die Konjunktur einen Einfluss hat.“ Mit dem lange andauernden Strukturwandel haben sich jedoch andere Muster gebildet, weist Stanglmayr nach, „es gibt zu viele Immobilien mit stagnierenden und abnehmenden Ertragsverläufen. Deshalb führt eine Denkweise, die nur steigende und wellenförmige Muster kennt, zur systematischen Unterschätzung von Cash Flows und Assets.“
In den Wirtschaftswissenschaften und in der Soziologie sei man sich dessen bewusst, dass Strukturwandel zum Branchensterben führe, dass Regionen verarmen und Haushaltsgruppen ihr Einkommen und ihre Vermögen verlieren. „Es gibt keinen Zweifel daran,“ so Stanglmayr, „dass der Strukturwandel die Verteilung zwischen den Sektoren, den Regionen und den Haushalten verschiebt. Es gibt Gewinner und Verlierer in einem lange andauernden Prozess. Deshalb ist für Bewertung und Rating von erheblicher Bedeutung, wie stark die Ertragsentwicklung der Immobilien im Portfolio von Branchen, Unternehmen und privaten Haushalten abhängt, die zu den Verlierern des Strukturwandels gehören.“
Stanglmayr: „Nach 30 Jahren Strukturwandel können wir in Bewertung und Rating nicht davon ausgehen, dass es für Leerstände und Mindermieten in absehbarer Zeit einen konjunkturell bedingten Ausgleich gibt. Wenn die Bewertungsobjekte vom Strukturwandel erfasst sind, führen ungeprüfte Annahmen zum Muster des wirtschaftlichen Zusammenhangs zu nicht zutreffenden Ergebnissen.“ Die Vermögensschäden lassen sich nach Stanglmayr vermeiden, wenn der wirtschaftliche Zusammenhang am Standort erkannt und zutreffend in Bewertungen und Ratings abgebildet wird. Stagnierende oder abnehmende Ertragsverläufe kann man erkennen, wenn man das Wirkungsgefüge am Standort prüft, rät Stanglmayr.
Spekulation in Bewertungen und Ratings ist, wenn die objektiv feststellbaren dauerhaften Veränderungen des wirtschaftlichen Zusammenhangs am Teilmarkt ausgeblendet werden. Sie ist im wirtschaftlichen Zusammenhang nachweisbar, zeigt Stanglmayr in ihrem Beitrag für das Praxishandbuch „Rating von Immobilienportfolios“ des Immobilien Manager Verlags.
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Update für deutsche Lebensversicherer
Von Dr. Oliver Everling | 4.März 2009
Im Oktober 2007 hatte Fitch Ratings den Ausblick für die deutschen Lebensversicherer mit Hinweis auf die strukturellen Herausforderungen und eine erwartete erhöhte Volatilität an den Kapitalmärkten auf „negativ“ herabgestuft. Ein negativer Ausblick bedeutet nach der Notation von Fitch Ratings (http://www.fitchratings.com/), dass in den nächsten 12 bis 18 Monaten mehr Herab�?� als Heraufstufungen erwartet werden. Mit einer neuen Studie zur Finanz�?� und Kapitalsituation bestätigt Fitch den negativen Ausblick für die Branche.
Die Lebensversicherer sind als größte institutionelle Investoren am deutschen Kapitalmarkt erwartungsgemäß in erheblichem Ausmaß von der internationalen Finanzmarktkrise betroffen. Die Krise wird daher nachhaltige Spuren in den Jahresabschlüssen 2008 hinterlassen und zu einer deutlich niedrigeren Nettoverzinsung von unter 4 % führen (2007: 4,6 %). Fitch weist darauf hin, dass angesichts der Rückgänge an den Kapitalmärkten die Kapitalausstattung einzelner Versicherer deutlich zurückgehen könnte. „Gleichwohl erwartet die Agentur derzeit keine Insolvenzen“, sagt Tim Ockenga, einer der drei Analysten der Studie neben Dr. Christoph Schmitt und Axel Großpietsch.
Deutsche Versicherer scheinen im internationalen Vergleich noch relativ gut davonzukommen. Fitch geht davon aus, dass die Versicherer unrealisierte Verluste aus den Kapitalanlagen zu verzeichnen haben, dass diese Verluste jedoch geringer ausfallen werden als bei vielen Lebensversicherern in anderen Märkten weltweit. „Darüber hinaus“, fügt Ockenga hinzu, „stellt das Entstehen von erheblichen positiven Bewertungsreserven in festverzinslichen Wertpapieren aufgrund von sinkenden Zinsen ein besonderes Merkmal des deutschen Lebensversicherungsmarktes dar. Aus einer Bilanzperspektive gesehen gleichen diese Effekte Bewertungsverluste aufgrund von Spreadverschlechterungen aus.“ Fitch sieht aus einer ökonomischen Perspektive diese Bewertungsgewinne jedoch als nicht geeignet an, um tatsächlich die Verluste aus Spreadverschlechterungen auszugleichen. Darüber hinaus sieht Fitch das derzeitige Niedrigzinsumfeld im Hinblick auf die vergebenen Garantien als negativ an.
„Bisher ist es den Versicherern gelungen, sich in der Krise als weitgehend resistent zu zeigen“, fügt Großpietsch hinzu. Nach Ansicht von Fitch ist dies hauptsächlich in den aufsichtsrechtlich und vom Geschäftsmodell induzierten Besonderheiten der Assekuranz begründet. So sind deutsche Lebensversicherer sehr konservativ investiert. Nach Schätzung von Fitch beträgt die Aktienquote inklusive Genussrechten derzeit lediglich ca. 5�?�6%.
Desweiteren sind Lebensversicherer überwiegend in Anleihen und Darlehen mit sehr guter Bonität investiert, der Anteil an Unternehmensanleihen mit Ausnahme von meist extra besicherten Bankanleihen und -ausleihungen sowie „exotischen“ oder strukturierten Wertpapieren ist sehr gering. Die im Vergleich zu anderen Lebensversicherern weltweit sehr große Exposition gegenüber Finanzinstituten sieht Fitch derzeit nicht als großes Problem an, obgleich dieser Sektor stark unter Druck geraten ist. Dies ist darin begründet, dass die meisten Verbindlichkeiten der Banken unter Einlagensicherungssysteme fallen, welche letztlich von der Finanzstärke Deutschlands abhängen. Deutschland wird derzeit von Fitch AAA mit Ausblick Stabil bewertet.
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Konzentrische Kreise der Finanzkrise
Von Dr. Oliver Everling | 2.März 2009
Subprime-Krise und US-Immobilienkrise, globale Finanzkrise und Wirtschaftskrise: Der Steinwurf, der zum Frühsommer 2007 im so genannten Subprime-Segment der US-Finanzmärkte einschlug, zog rasch Wellen. Im Mittelpunkt standen die US-Immobilienmärkte, deren Überbewertungen und Fehleinschätzungen eine Vertrauenskrise auslöste. Eine globale Finanzkrise und die jetzige Wirtschaftskrise sind die Folge.
Stein des Anstoßes waren Ratings von in den USA ansässigen Ratingagenturen, die durch eine Flut von Bestnoten für riskante Wertpapiere US-amerikanischer Zweckgesellschaften Anleger in Sicherheit wogen. Anspruchsvolle mathematisch-statistische Methoden kamen auf Basis kaum praxiserprobter theoretischer Annahmen für die Analyse neuer Finanzinstrumente zur Anwendung, für die es keine historischen Beispiele oder Erfahrungswerte gab. Ein Rating „AAA“ steht für eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, dass der so beurteilte Emittent seinen Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt nachzukommen vermag. Daraus schlossen viele Anleger, dass diese Papiere keine Risiken bergen würden; sie übersahen die Liquiditätsrisiken, die sich noch nie zuvor wie in der jetzigen Finanzkrise gezeigt hatten.
Viele Vorwürfe, die sich zunächst an die Adresse von Ratingagenturen richteten, erwiesen sich bei genauerer Betrachtung als haltlos. Analysten von Ratingagenturen waren willkommene Buhmänner, um von elementaren geld- und finanzpolitischen Fehlern abzulenken. Schon aus dem Altertum wird überliefert, dass Überbringer schlechter Nachrichten gehenkt worden sein sollen. Mit ihren Herabstufungen übernahmen die Ratingagenturen eine delikate Rolle. Ist die Lawine der Vertrauensverluste erst einmal losgetreten, gibt es kein Halten mehr. Hier setzt die Verantwortung der Politik an: In der Finanzkrise zeigte sich, wie Schutzdämme rissen und Finanzmarktteilnehmer von der vollen Wucht der Krise überrollt wurden. Die Rahmenbedingungen waren nicht so gesetzt, wie sie ein marktwirtschaftliches System für sein gutes Funktionieren erfordert.
Die „globale Finanzkrise“ ist inzwischen eine willkommene Entschuldigung von Regierungen, eigenes wirtschafts- und finanzpolitisches Versagen zu kaschieren. Wirtschafts- und finanzpolitische Kompetenz zeigt sich erst durch Expertise im Detail, Beispiel „Rating“: Die zentrale Rolle von Ratings an den Finanzmärkten und die weitreichenden Fehlsteuerungswirkungen ihrer Fehlinterpretationen wurden unterschätzt. Auf nationaler wie auch europäischer Ebene wurde es versäumt, sich der Funktionsweise des Ratingwesens anzunehmen. So konnte sich ein Meinungsmonopol bei zwei bis drei führenden Ratingagenturen etablieren, das zwar schon kurz vor Ausbruch der Krise durch das Reformgesetz über Kreditratingagenturen 2006 in den USA einer aufsichtsrechtlichen Kontrolle unterworfen wurde, aber zu spät, um langjährigen Missständen entgegenzuwirken. Erst nach den Wellenschlägen der Krise kam es auch in Europa zu ersten Regulierungsanstrengungen.
Wie ein System der Zentralverwaltungswirtschaft birgt auch eine Finanzmarktstruktur, die die Betätigung der Schleusen für die Geld- und Kapitalflüsse in die Hand von nur zwei oder drei Ratingagenturen legt, die Gefahr von Fehlsteuerungen. Die Konzentration von Befugnissen auf wenige Akteure steigert das Risiko katastrophaler Fehlallokationen. Wie der Wettbewerb unter den Unternehmen muss die Meinungspluralität unter Analysten dafür sorgen, dass sich die besseren Ideen und die verlässlicheren Urteile durchsetzen. Nicht mehr und nicht weniger, als den Rahmen dafür zu setzen, muss Aufgabe der Politik sein.
Folgt man den konzentrischen Ringen der Finanzkrise, liegen die Probleme der Beurteilung und Bewertung von Kreditportfolien für US-Immobilien in ihrem auslösenden Mittelpunkt. Die deutsche Immobilienwirtschaft erwies sich bis heute als vergleichsweise robust. Von einer Immobilienkrise wie in den USA kann in Deutschland nicht gesprochen werden. Den globalen Trend zur Internationalisierung der Immobilienvermögen wird die gegenwärtige Finanzkrise dennoch nicht brechen. Auf Manager von Immobilienportfolien kommt daher verstärkt die Herausforderung zu, Investments in Immobilien zu dokumentieren, zu analysieren, zu vergleichen und zu optimieren. Ratingansätze können dabei eine wichtige Stütze sein, Chancen und Risiken zu untersuchen und Anlagequalitäten zu klassifizieren.
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Liquiditätsvorsorge im Mittelstand
Von Dr. Oliver Everling | 27.Februar 2009
Noch ist eine „Kreditklemme“ in Deutschland kein volkswirtschaftliches Phänomen. Mittelständler sind jedoch gut beraten, wenn sie bereits jetzt überlegen, wie sie die Liquiditätsversorgung ihres Unternehmens sichern für den Fall, dass der Umsatz zurückgehen sollte oder bereits rückläufig ist. Dafür gibt es jetzt eine umfassende Checkliste im Internet.
Viele Mittelständler spüren glücklicher Weise noch keine Wirtschaftskrise und sehen daher auch keinen Handlungsbedarf. Diese Situation erlebt der Neusser UnternehmerBerater Carl-Dietrich Sander derzeit häufig. Problematisch aus seiner Sicht: „Viele dieser Mittelständler übersehen das Wörtchen „noch“ in Ihrer Situationsbeschreibung“. Sander empfiehlt dringend, sich gedanklich darauf vorzubereiten, dass der Umsatz um 5%, 10% oder mehr zurückgehen könnte. Ein „Plan B“ sollte in der Schublade liegen für diesen Fall. Außerdem gelte es, bereits jetzt einige Dinge anzuschieben, wenn aus Sicht des vorsichtigen Kaufmanns ein Umsatzrückgang nicht ausgeschlossen werden kann.
Dazu gehört aus Sanders Erfahrung in erster Priorität die Absicherung des steigenden Liquiditätsbedarfs bei einem Umsatzrückgang. Sollte eine Vorausschau ergeben, dass nicht genügend Reserven vorhanden sind, um einen steigenden Finanzierungsbedarf befriedigen zu können, gilt es, bereits jetzt (!) Maßnahmen zu ergreifen, um einerseits den Bedarf zu reduzieren, andererseits Finanzierungsmöglichkeiten zu sondieren.
Die Checkliste „Liquiditäts-Vorsorge“ führt Mittelständler konzentriert in vier Arbeitsschritten durch diesen Themenkomplex. Im ersten Schritt wird der voraussichtliche Liquiditätsbedarf ermittelt. Dabei werden bereits die innerbetrieblichen Potenziale mit betrachtet, diesen Bedarf zu reduzieren. Der zweite Arbeitsschritt führt den Mittelständler durch die möglichen Finanzierungsquellen. Sodann wird der Saldo aus Bedarf und möglichen Quellen berechnet und im vierten Schritt ein Aktivitätenplan festgelegt: welche Aufgaben sind jetzt zu erfüllen, um die Finanzierungsbasis abzusichern.
Diese Aufgaben können reichen von betriebsinternen Aktivitäten wie z.B. Mahnwesen oder Lager optimieren bis zu Bankgesprächen oder der Prüfung neuer Finanzierungsalternativen wie z.B. Factoring. Entscheidend ist aus der Sicht von Sander ist, jetzt zu handeln, statt später wenn der Umsatzrückgang doch kommt, in der Engpass-Situation nur noch zu reagieren. Die Checkliste ist abrufbar unter http://www.checkliste.cd-sander.de/.
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Exzellentes Karriererating für DVAG
Von Dr. Oliver Everling | 26.Februar 2009
Im dritten Folgerating festigt die Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft (DVAG) ihre Unternehmensqualität und erzielt zum zweiten Mal ein exzellentes Urteil im Karriere-Rating der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur. Als erster Finanzvertrieb erreicht die DVAG in allen vier Rating-Teilqualitäten die Bestnote „exzellent“.
In der Teilqualität Vermittlerorientierung bestätigt die DVAG ihr exzellentes Urteil aus dem Vorjahr. Die Unterstützung der Vertriebsaktivitäten ihrer rund 35.000 haupt- und nebenberuflichen Vermögensberater ist eine Kernkompetenz des Unternehmens. Von der Aus- und Weiterbildung der Vermittler über die Beratung der Kunden bis zur Gestaltung des Karrieresystems fokussiert sich die DVAG ganz auf die Bedürfnisse der Vermögensberater. Dass die Qualifizierung der Berater einen hohen Stellenwert innerhalb des Unternehmens einnimmt, zeigen die Ausbildungsaufwendungen, die sich allein in 2007 auf insgesamt 39,3 Millionen Euro belaufen. Seit 2008 kooperiert das Unternehmen zudem mit der Fachhochschule Bergisch Gladbach, die qualifizierte Nachwuchskräfte für den Vertrieb ausbildet.
Im Bereich der Softwareausstattung können die Berater auf eine einheitliche Bedieneroberfläche zurückgreifen, unter der sämtliche relevanten Anwendungen zusammengefasst sind. Hierdurch können zudem die Geschäftsstellen auf einfache Weise den Bürobetrieb verwalten und einen engen Kontakt zur Frankfurter Zentrale pflegen. Mit ihrem transparenten Karrieremodell, den monetären Sonderleistungen sowie zahlreichen Incentives fördert die DVAG ihre Vermögensberater hinsichtlich eines substanziellen Unternehmensaufbaus. So ist es grundsätzlich jedem Mitarbeiter möglich, bei entsprechendem vertrieblichen Erfolg die höchste Karrierestufe zu erreichen. Vermittler, die nicht primär am Unternehmensaufbau interessiert sind, können alternativ den so genannten Praxisweg einschlagen, bei dem der Fokus auf der eigenen Vertriebsleistung liegt. Dass sich die DVAG auch finanziell stark für ihre Vermögensberater einsetzt, zeigt die überdurchschnittliche Abgabequote von 78,7 % im Vierjahreszeitraum. Demnach schüttet das Unternehmen den Großteil der jährlichen Provisionserlöse direkt oder indirekt in die Vermittlerstruktur aus.
In der Teilqualität Finanzstärke erreicht die DVAG unverändert ein exzellentes Ergebnis. Mit einer Eigenkapitalquote von 53,8 % verfügt das Unternehmen in 2007 über eine ausgesprochen solide Basis zur Deckung der Risiken aus dem Geschäftsbetrieb. Insgesamt stehen der DVAG damit Sicherheitsmittel in Höhe von 484,3 Millionen Euro zur Verfügung, was einem Deckungsgrad im Assekurata-Risikomodell von rund 236 % entspricht. Demnach sind die vorhandenen Eigenmittel 2,36-mal höher als die quantifizierten Risiken. Das Assekurata-Risikomodell bildet die Produkt-, Kapitalanlage- und Stornorisiken ab und setzt diese ins Verhältnis zur Eigenmittelbasis. Hierbei nicht berücksichtigte Einzelrisiken erfaßt die DVAG durch ein aus Sicht von Assekurata gutes Risikomanagement. Der Bereich Controlling und Revision fließt mit einem sehr guten Urteil in die Teilqualität ein.
Die Beratungs- und Betreuungskonzepte der DVAG bewegen sich unverändert auf einem exzellenten Niveau. Um eine umfassende Allfinanzberatung auf Basis individueller Kundenziele zu leisten, können die Vermögensberater auf ein umfangreiches Erhebungs- und Analyseinstrumentarium sowie standardisierte Beratungshilfen zurückgreifen. Bei der Kundenbetreuung unterstützt die DVAG ihre Berater mit Maßnahmen, die einen engen Kontakt zu den Bestandskunden vereinfachen. So bewertet Assekurata insbesondere die IT-Anwendungen im Rahmen der Kundenberatung und Kundenbetreuung sowie die zahlreichen Hilfestellungen zur Schaffung von Kundennähe exzellent. Die Zufriedenheit der Kunden lässt die DVAG in regelmäßigen Untersuchungen von externer Seite untersuchen. So bestätigt auch aktuell wieder eine repräsentative Kundenbefragung die hohe Qualität des Beratungs- und Betreuungsinstrumentariums und attestiert dem Unternehmen eine vergleichsweise hohe Kunden- und Servicezufriedenheit.
Die Teilqualität Wachstum bewertet Assekurata mit exzellent. Im ersten Halbjahr 2008 erzielt die DVAG mit Umsatzerlösen in Höhe von rund 625 Millionen Euro ihr bislang bestes Halbjahresergebnis in der Unternehmensgeschichte. Den Schwellenwert von 1 Milliarde Euro Provisionsvolumen übertraf das Unternehmen bereits im Geschäftsjahr 2007 mit einem Inlandsumsatz von insgesamt 1.004,4 Millionen Euro. Hierbei wurde lediglich der Umsatz durch organisches Wachstum berücksichtigt, die zwischenzeitlich von der AachenMünchener Versicherungen übernommenen Vertriebskapazitäten wurden noch nicht hinzugerechnet. Mit ihren bundesweit rund 35.000 haupt- und nebenberuflichen Vermögensberatern betreut die DVAG in Deutschland aktuell gut 5 Millionen Kunden.
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