Grundlagen des Risikomanagements
Von Dr. Oliver Everling | 24.Januar 2009
Das Buch vom Vorstand der FutureValue Group AG, Dr. Werner Gleißner, „Grundlagen des Risikomanagements im Unternehmen“ aus dem Verlag Franz Vahlen München (www.vahlen.de, ISBN 978-3-8006-3458-3), führt in die Welt des Risikos ein. So heißt auch gleich das erste Kapitel des Buches, in dem es um grundlegende Begriffe, Nutzen des Risikomanagements, Risiko, Rating und Unternehmenswert, Entscheidungen bei Unsicherheit und Risiko und die rechtlichen Rahmenbedingungen des Risikomanagements geht – KonTraG, Prüfung des Risikomanagements durch den Wirtschaftsprüfer, Bilanzrechtsreformgesetz, Corporate Governance Kodex, Sarbanes Oxley Act, DRS 5 bzw. 15, die Risikoberichterstattung gemäß IFRS und Risikomanagementnormen.
Gleißner kommt auf die Rolle von Risikopolitik, Risikokultur und die Zusammenhänge der Unternehmensstrategie zu sprechen. Sein Hauptanliegen ist aber die Risikoanalyse, angefangen bei der Risikoidentifikation, der Beschreibung der einzelnen Risikofelder über die Risikobewertung bzw. Risikoquantifizierung bis zur Erstellung eines erweiterten Risikoinventars, von Risk-Maps und Risikoportfolios. Seinen Begriff der „Risikobewältigung“ verwendet Gleißner offenbar als Oberbegriff risikopolitischer Maßnahmen, denn anders als in anderen Titeln gliedert er nicht nach Maßnahmen der Risikovermeidung, Risikoreduzierung, Risikoumverteilung, Risikoteilung, Risikozerfällung, Risikoabgeltung, Risikobegrenzung, Risikostreuung, Risikokompensation und Risikovorsorge.
In einem weiteren Hauptkapitel zur Risikoaggregation und zum Gesamtrisikoumfang macht Gleißner an einem Fallbeispiel seine Kritik an der Risikoanalyse mit Schadensklassen, mit Höchstschadenswerten (Worst-case-Analyse) und Schadenserwartungswert deutlich. Allein durch eine Betrachtung einzelner Risiken kann die Unternehmensleitung noch nicht die eigentlich interessierende Frage beantworten, nämlich, so Gleißner: „Wie wirken sich diese identifizierten Risiken insgesamt für das Unternehmen aus, und wie groß ist insbesondere die Bestandsgefährdung?“ Gleißner stellt diesen Ansätzen Monte-Carlo-Simulationen zur Risikoaggregation, Risikofaktorenmodelle und Abweichungsanalysen, aber auch die Fundamentalgleichung zur Abschätzung des Gesamtrisikoumfangs ohne Simulation gegenüber.
Das Buch zeigt Ansatzpunkte zur Risikobewältigung für ausgewählte Risikobereiche auf (strategische Risiken, Risiken des Absatz- und Beschaffungsmarktes, finanzwirtschaftliche Risiken usw.). Gleißner bleibt nicht bei theoretischen Überlegungen oder Modellierungen, sondern zeigt auch auf, welche Anforderungen an die Organisation des Risikomanagementsystems in der Praxis zu stellen sind und wie Risiken überwacht werden können. Bausteine und Regelungen eines Risikohandbuchs kommen ebenso zur Sprache wie Stellenbeschreibungen im Risikomanagement (Risikocontroller oder Risikomanager, Risikobeauftragter, Risikoverantwortlicher, Revision und Aufsichtsrat). Die Prüfung der Leistungsfähigkeit eines Risikomanagementsystems, das Projektmanagement zur Einführung eines solchen Systems sowie die IT-Systeme und Software zur Unterstützung komplettieren die Darstellung.
Im Kapitel zum „Risikomanagement, Rating und wertorientierte Unternehmensführung“ propagiert er zu Recht den Nutzen der Risikoaggregation zur Ratingprognose. Nach seiner Meinung „ist gerade der Unternehmenswert ein sinnvoller Erfolgsmaßstab eines Unternehmens, da in dieser Kennzahl zukünftig erwartete Erträge (bzw. Cashflows) und Risiken erfasst werden.
Gleißner setzt sich mit Rappaport u.a. auseinander, die den „Unternehmenswert“ – Shareholder-Value – als Erfolgsmaßstab und Steuerungsgröße für Unternehmen etablierten. Für kleine und mittlere Firmen, insbesondere Familienunternehmen, reduziert sich das Wertempfinden in vielen Fällen nicht auf einen diskontierten und risikoadjustierten Zahlungsstrom. Gleißner stellt sich daher der reinen Kapitalmarktorientierung entgegen und grenzt diese gegen Wertorientierung ab.
Die minimalisierenden Modelle US-amerikanischer Theoretiker werden der Pluralität unternehmerischer Ziele im europäischen Kulturraum nicht gerecht. Sie gehen von der Fiktion vollkommener Kapitalmärkte aus. Speziell vernachlässigen sie, dass Familienunternehmen Risikoumfang und Insolvenzwahrscheinlichkeit beschränken möchten. Eine Unternehmensplanung muss damit unter Berücksichtigung von Risiken zugleich aus Perspektive der Eigentümer (Wert) und der Gläubiger (Rating) beurteilt werden. Diese Verbindung von Wert, Rating und Risiko zu zeigen, ist ein besonders Anliegen des Buchs.
Auch für börsennotierte Unternehmen erscheint fraglich, ob diese gut beraten sind, in ihren Entscheidungen den chaotischen Unternehmensbewertungen zu folgen, die ihnen durch die Börsenkurse signalisiert werden. So fordert Gleißner gut begründet, sich am strategischen Oberziel und als Erfolgsindikator am (berechenbaren) nachhaltig geschaffenen Unternehmenswert zu orientieren, der die tatsächliche Risikosituation erfasst und nicht die oft verzerrte Risikoeinschätzung des Kapitalmarkts.
Wie dieser unter Bedingungen externer Schocks und erratischer Kursschwankungen zu bestimmen ist, bedarf weiterer Forschung. Im Buch wird die Kernidee aktueller Forschung zu tatsächlich wertorientierten Steuerungsansätzen einfach zusammengefasst: Mehr Risiko führt zu höheren potentiellen Verlusten (negativen Planabweichungen) und höheren Bedarf an teurem Eigenkapital. Sie führen zu einem schlechteren Rating und höheren Kapitalkosten, damit niedrigeren fundamentalen Werten – unabhängig von aktuellen Börsenkursschwankungen.
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Zahlungsausfälle steigen dramatisch
Von Dr. Oliver Everling | 22.Januar 2009
Die Zahlungsausfälle für Unternehmen sind 2008 stark angestiegen und werden nach Ansicht von Coface noch weiter steigen. Als Folge dieser weltweiten Entwicklung hat der internationale Forderungsspezialist jetzt in seinem Rating 22 Länder herabgestuft oder auf die negative Beobachtungsliste gesetzt. Darunter sind mit China und Russland zwei der großen aufstrebenden Wirtschaftsnationen. Nach Angaben von Coface haben die Zahlungsausfälle bei Geschäften zwischen Unternehmen weltweit um 47 Prozent zugenommen. In einzelnen Ländern, insbesondere in denen im „Epizentrum der Kreditkrise“, liegen die Ausfallraten noch wesentlich höher. Am deutlichsten hat sich die Lage in Spanien mit einem Plus um 131 Prozent zugespitzt. Auch die USA leiden unter einem heftigen Anstieg der Ausfälle (plus 66 Prozent), Deutschland liegt bei plus 25 Prozent.
Das Länderrating von Coface misst das durchschnittliche Ausfallrisiko für Unternehmen bei kurzfristigen Geschäften mit Unternehmenskunden in den einzelnen Ländern. Darin unterscheidet sich das System von den Länderratings anderer Agenturen, die in der Regel die Staatsbonität oder Sicherheit von Anleihen zum Gegenstand haben. Die Coface-Länderratings sind insbesondere aufgrund der Auswertung der Zahlungserfahrungen der weltweit 130.000 Kunden ein Indikator für die Sicherheit von B2B-Geschäften. „Es ist aber zu beachten, dass wir bei der Entscheidung über Risikoübernahmen in der Kreditversicherung oder beim Factoring immer die konkrete Abnehmerstruktur unserer Kunden betrachten“, erklärt der Vorstandsvorsitzende von Coface Deutschland, Benoît Claire.
Nach Erkenntnissen von Coface sind die Auswirkungen der Finanzkrise in den Ländern am höchsten, in denen die Blase zuerst geplatzt ist und die in den Jahren zuvor ein starkes Wirtschaftswachstum hatten: Neben den USA und Spanien sind das Großbritannien, wo die Zahlungsausfälle um 64 % zunahmen und Irland (70 %). Etwas abgemildert und mit zeitlicher Verzögerung waren und sind dann Frankreich (42 %), Japan (40 %), Italien (36 %) und auch Deutschland betroffen. Diese Länder verzeichneten zuletzt ein weniger starkes Wirtschaftswachstum. „Je stärker das Wachstum zuvor, desto heftiger die Auswirkungen der Krise auf das Zahlungsverhalten von Unternehmen“, stellt Yves Zlotowski fest. Der Coface-Chefökonom geht davon aus, dass die Krise noch mindestes ein bis eineinhalb Jahre dauern wird.
Die erhöhten Zahlungsausfallrisiken lösen, zusammen mit den aktuellen und prognostizierten volkswirtschaftlichen Daten, ein Vielzahl von Ratingabstufungen aus. Dabei ist zu erkennen, dass nunmehr keine Region mehr von der Krise verschont ist und dass sie auch die BRIC-Staaten erfasst hat. Die jüngsten Abwertungen betreffen Australien, Neuseeland, Taiwan, Hongkong (alle von A1 in A2) und Mexiko (A3 in A4). Gravierender erscheint indes die Liste der Länder, denen eine Abwertung bevorstehen könnte: Unter den A1-Ländern sind das Deutschland, Frankreich, Kanada, Japan, Singapur, Belgien, Dänemark und Slowenien. In A2 stehen mittlerweile Spanien, Italien, Griechenland, Portugal und Chile auf der negativen Watchlist. A3 mit negativem Ausblick haben China, Ungarn und Litauen; den zuletzt positiven Ausblick für Polen (A3) hält Coface nicht mehr aufrecht.
Bulgarien, Kroatien und Rumänien könnten aus A4 und damit aus den Investmentgrades vergleichbaren Einstufungen herausfallen und in B abgestuft werden. In den Gruppen mit noch deutlich höherem Risiko, Zahlungsausfälle zu erleiden, stehen Russland und Vietnam (beide B), Ukraine, Ekuador und Pakistan (alle C) vor einer Abstufung.
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Länder im Boot der Weltwirtschaft
Von Dr. Oliver Everling | 21.Januar 2009
Anfang 2008 glaubten viele, dass zwar die US-Krise sehr gravierend wäre, aber Europa die gravierendsten Konsequenzen der Krise erspart bleiben könnten. Dies beeinflusste die weitere Entwicklung und auch die Beurteilung der Kreditwürdigkeit von Staaten. In 2008 drehte sich das Rating von Ländern ins Negative, mehr Herabstufungen als Heraufstufungen sind die logische Konseqeunez der Krise.
Nun stehe man in der schwerwiegendsten Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg, begründet Brian Coulton, Head of Global Economics von Fitch Ratings, die Herabstufungen beim Fitch Ratings Seminar Sovereign Hotspots 2009. In den letzten 25 Jahren hätten auch die Schwellenländer keinen schwerwiegenderen Schock erlebt als in der gegenwärtigen Krise. Viele Länder seien sehr nah an den Faktoren, die die Krise treiben würden. Das Fremdwährungsrisiko sei in vielen Schwellenländern im privaten Sektor nicht gut gemanagt worden.
„Ich will nicht vollständig negativ sein“, sagt Coulton. Hätte die Finanzkrise die Schwellenländer auch nur fünf Jahre früher erfasst, wären diese Länder noch schlechter vorbereitet gewesen und die Konsequenzen wäre noch tiefgreifender gewesen, urteilt Coulton. Deutlich zeigt sich aber heute die Gleichförmigkeit der weltweiten Wirtschaftsentwicklung. Während noch Anfang der 1990er Jahre sich die Wachstumsraten in verschiedenen Ländern voneinander abkoppeln konnten, so liegen heute die Wachstumspfade praktisch auf Parallelen, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau.
Die Kreditcrunch sei nun klar in der Realwirtschaft erkennbar, belegt Coulton. Kredite für den privaten Sektor seien klar rückläufig, nicht nur in den USA, sondern auch in Großbritannien und in Europa. In den 1990er Jahren sei die Sparquote in den USA zusammengebrochen und die Nettoverschuldung nahm rasch zu. In den letzten drei Quartalen sei in den USA ein dramatischer Umschwung vollzogen worden. Erstmals würden amerikanische Haushalte netto Kredit zurückbezahlen und beginnen, im Durchschnitt auch Ersparnisse zu bilden.
„Man kann sich nirgends verstecken“, überschreibt Coulton seine Darstellung zum Einbruch der Industrieproduktion. In allen G7-Staaten gehe die Beschäftigung zurück. Die hohe Liquidität, die von den Zentralbanken zur Verfügung gestellt werde, wie auch die rückläufigen Rohstoffpreise entlasten zurzeit die Krise. Das Refinanzierungsproblem der Banken sei nach den staatlichen Garantieren nicht mehr in derselben Dramatik zu sehen wie noch vor wenigen Monaten.
Coulton weist auf die hohen externen Refinanzierungsrisiken des privaten Sektors hin, angefangen bei den hohen Volumina in Russland, die 2009 zur Refinanzierung anstünden. Coulton weist auf die Problematik hin, Zahlungsbilanzdefizite durch Exporte zu schließen. Wenn dieser Anteil gering sei, wäre es umso schwieriger, ein vergleichsweise hohes Defizit abzubauen. Eine besondere Herausforderung stelle sich für diejenigen Länder, die ein hohe „Dollarisierung“ in dem Sinne aufweisen, dass ein hoher Anteil der Einlagen in Fremdwährungen gehalten würden. Dazu zählen nach Erhebungen von Fitch Ratings zum Beispiel Serbien, Ukraine und Rumänien, wo die Hälfte oder mehr der Einlagen in Fremdwährungen denominiert seien.
Der Markt könne sehr gut zwischen öffentlichen und privaten Emittenten unterscheiden. Daher sei die Emissionstätigkeit der öffentlichen Emittenten nicht in gleichem Maße betroffen gewesen wie die privater Emittenten. Im Durchschnitt halten sich die 30 wichtigsten Schwellenländer noch auf dem Niveau der Anlagequalität („investment grade“) und damit besser als noch im Zeitraum 1998 bis 2003, als sie im Durchschnitt nur BB+ erreichten.
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A+ für NÜRNBERGER Krankenversicherung AG
Von Dr. Oliver Everling | 20.Januar 2009
Die NÜRNBERGER Krankenversicherung AG (NKV) erhält im Folgerating 2008 bereits zum siebten Mal in Folge von der ASSEKURATA Assekuranz Rating-Agentur ein sehr gutes Urteil (A+). In drei der fünf untersuchten Teilqualitäten kann die Gesellschaft sogar eine exzellente Beurteilung erreichen.
Im Geschäftsjahr 2007 hat die NKV ihre Eigenmittelausstattung um 3,5 Mio. € auf 15,1 Mio. € erhöht. Damit trägt die Gesellschaft dem starken Beitragswachstum Rechnung und weist eine exzellente Sicherheitslage auf. In der von Assekurata durchgeführten Value-at-Risk Betrachtung erreicht das Unternehmen mit knapp 270 % zudem eine deutliche Überdeckung der benötigten Kapitalanforderung, so dass von einer exzellenten Risikotragfähigkeit gesprochen werden kann. Daneben überzeugt der professionelle Risikomanagementprozess der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe, in den die NKV integriert ist.
Die exzellente Erfolgssituation der Gesellschaft wird nach Ansicht der Analysten in Köln überwiegend durch die vielfältigen Ergebnisquellen im Versicherungsgeschäft sichergestellt. Die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote liegt mit 12,52 % im Vierjahresdurchschnitt deutlich über dem Marktniveau von 10,53 %. Die stabilen und hohen Ergebnisse zeugen von der sicherheitsorientierten Kalkulation der Gesellschaft. Die auf ordentliche Erträge ausgerichtete Kapitalanlage trägt mit einer Rendite von 4,57 % im Vierjahresdurchschnitt in angemessener Weise zum Gesamterfolg der Gesellschaft bei. Dieser liegt mit einer Rohergebnisquote von 14,33 % in 2007 knapp einen Prozentpunkt über dem Marktdurchschnitt.
Daraus resultierend zeichnet sich die NKV nach Feststellungen der Assekurata auch durch eine exzellente Beitragsstabilität aus. Das Unternehmen verwendet stets sehr solide und sicherheitsorientierte Rechnungsgrundlagen in der Beitragskalkulation. „Dies lässt sich unter anderem an der durchschnittlichen Beitragsanpassung im Bestand der letzten sechs Jahre ablesen“, schreiben die Analysten der Assekurata.
Die NKV erhöhte demnach – unter Einbeziehung der Beitragsentwicklung in 2009 – ihre Beiträge in der Krankheitskostenvollversicherung um durchschnittlich 4,9 % pro Jahr, was aus Sicht von Assekurata einen sehr guten Wert darstellt. Mit einer Rückstellung für Beitragsrückerstattung in Höhe von 35,09 % der verdienten Bruttobeiträge verfügt das Unternehmen zudem über marktüberdurchschnittliche Stabilisierungsmittel, um künftige Beitragsanpassungen abzumildern (Markt: 32,90 %). Durch die Anhebung der Beitragsrückerstattungsregelung im Tarif TOP verstärkt die NKV zudem die Anreize zu kostenbewusstem Verhalten, was sich stabilisierend auf die Beiträge auswirkt.
In puncto Kundenorientierung ist die sehr moderne IT-Architektur der NKV hervorzuheben. Diese bietet sowohl im Antrags- als auch im Leistungsbereich die Möglichkeit zu einem durchgehenden Arbeitsablauf und damit zu einer besonders effizienten Bearbeitung der Kundenanliegen, analysiert Assekurata. Dies führt einerseits dazu, dass Vorgänge schnell und fehlerfrei bearbeitet werden können und schafft andererseits Freiräume für die Mitarbeiter, um den personellen Kundenservice zu forcieren. Zusammen mit sehr guten, weil flexibel und bedarfsgerechten, Produkten und einem ebenfalls sehr guten Beschwerdemanagementsystem erzielt die NKV damit nach Meinung von Assekurata insgesamt eine gute Kundenorientierung.
Das Personenwachstum der NKV ist im Jahr 2007 aufgrund der allgemein schwierigen Marktsituation zwar deutlich zurück gegangen, berichtet Assekurata, allerdings übertrifft die Gesellschaft mit einer Zuwachsrate vollversicherter Personen von 1,28 % weiterhin das Marktwachstum von 0,71 %. Das mittlere Personenwachstum der vergangenen vier Jahre ist mit 9,61 % sehr hoch und sichert der Gesellschaft die sehr gute Bewertung in der Teilqualität Wachstum. Eine besonders positive Entwicklung zeigt die NKV in der Ergänzungsversicherung, in der sie ihren Versichertenbestand im Jahr 2007 um knapp 31 % erhöhen konnte. Aufgrund der im Wettbewerb attraktiv positionierten Tarife und der fortlaufend gezielten Strukturierung der Vertriebskanäle sind bei der NKV auch für die Zukunft umfassende Wachstumschancen vorhanden.
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Zahlungsmoral steigt in der Krise
Von Dr. Oliver Everling | 20.Januar 2009
Das Zahlungsverhalten deutscher Unternehmen hat sich Ende 2008 leicht verbessert. Trotz Finanzkrise und drohender Wirtschaftsflaute zahlten im 4. Quartal 2008 knapp 80 Prozent aller Firmen in Deutschland ihre Rechnungen vereinbarungsgemäß. Die im Rahmen des D&B DunTrade® Programms jährlich ausgewerteten 540 Millionen Rechnungen belegen, dass trotz Finanzkrise, Autokrise und Rezessionsängsten die Liquidität der Unternehmen in den letzten drei Monaten gesichert war. „Die viel zitierte Zurückhaltung der Banken bei der Vergabe von Krediten hat aktuell keinen spürbaren Einfluss auf die Zahlungsmoral deutscher Unternehmen“, erläutert Thomas Dold, Geschäftsführer D&B Deutschland. „Im Schnitt bezahlte die deutsche Wirtschaft ihre Rechnungen 8,9 Tage zu spät. Damit liegt Deutschland beispielsweise deutlich vor der Schweiz mit durchschnittlich 17,3 Tagen Zahlungsverzug.“
Die Auswirkungen der Finanzkrise sind jedoch auch bei der Zahlungsmoral spürbar. Unternehmen nutzen verstärkt Lieferantenkredite, um die eigene Liquidität zu erhalten. Sie handeln in diesem Zusammenhang bei Geschäftspartnern längere Zahlungsziele aus. Dieses Phänomen ist derzeit vor allem in Branchen festzustellen, berichtet D&B, die wirtschaftlich stark angeschlagen sind, wie beispielsweise die Automobilindustrie und deren Zulieferer.
In 9 von 12 untersuchten Branchen verbesserte sich die Zahlungsmoral gegenüber dem 3. Quartal – trotz Krise. An der Spitze liegen nach wie vor Pharmaunternehmen und Banken, auch wenn beide Branchen kleine Einbußen hinnehmen mussten. Mit mehr als 94 und 87 Prozent vereinbarungsgemäß bezahlter Rechnungen liegen sie aber immer noch weit über dem deutschen Durchschnitt. Dritte Branche mit Verlusten im 4. Quartal war die Verlagswirtschaft. Hier war die Veränderung von 82 auf 80,5 Prozent mit Abstand am größten.
Die größten Veränderungen bei den ernsthaften Beanstandungen gab es nach Feststellungen von D&B bei Verlagen, Banken, Versicherungen und der Automobilindustrie – Branchen, die aktuell schon von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen sind. Allein für die Automobilbranche hat sich die Zahl der ernsthaften Beanstandungen in den vergangenen 12 Monaten verdoppelt. Das unterstreicht auch die Insolvenzquote im Automobilbereich. Mit 1,45 Prozent liegt sie weit über dem Durchschnittswert der deutschen Wirtschaft (1,18 Prozent).
D&B konnte im 4. Quartal 2008 für Unternehmen aller Bundesländer eine Verbesserung der Zahlungsmoral verzeichnen. Über 82 Prozent aller Zahlungen leisteten die Bayern vereinbarungsgemäß. Damit belegt Bayern wieder Platz 1 dicht gefolgt von Baden-Württemberg. Sachsen konnte mit knapp 80 Prozent Platz 3 weiter festigen und liegt damit unangefochten an der Spitze der ostdeutschen Bundesländer. Bremen ist mit einer Verbesserung um acht Plätze der Aufsteiger 2008. Bei einem Zahlungsverzug von nur 7,9 Tagen hat Bremen sogar die beste Quote aller Bundesländer.
Am anderen Ende der Rangliste rangieren wie im Quartal zuvor die Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Berlin bleibt das Schlusslicht. Hier zahlen nur 72 Prozent der Unternehmen ihre Rechnungen fristgerecht. Damit ist das Zahlungsverhalten Berliner Unternehmen das erste Mal seit zwölf Monaten wieder gestiegen.
Die D&B Studie lässt den Schluss zu, dass trotz Finanzkrise und schwächelnder Weltwirtschaft Unternehmen in Deutschland offenbar weiterhin über ausreichend Liquidität verfügen. Auswirkungen der Krise werden erst 2009 ihre Spuren bei der Zahlungsmoral hinterlassen. „Wie robust sich die Zahlungsmoral zeigt, ist hierbei abhängig von vielen Faktoren. Für Deutschland wird sich zeigen, wie effektiv die derzeit geplanten Konjunkturpakete der Bundesregierung greifen“, so die Einschätzung von Thomas Dold. „Auch die äußeren Einflüsse, wie der Ölpreis, die wirtschaftliche und politische Entwicklung in den USA oder das Vertrauen in die Finanzwirtschaft weltweit, werden auf die Konjunktur 2009 in Deutschland und somit auch die Zahlungsmoral wirken.“
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Nachhaltigkeit zählt in der Finanzkrise
Von Dr. Oliver Everling | 20.Januar 2009
Goldman Sachs Asset Management Management (GSAM) gibt die Markteinführung des GS Sustain Portfolios bekannt. Dieser innovative globale Aktienfonds konzentriert sich auf die strukturellen Veränderungen, die der Weltwirtschaft ein neues Gesicht geben, und soll Anlegern den Zugang zu Anlagechancen ermöglichen, die sich aus dieser Entwicklung ergeben.
Der Klimawandel, das Bevölkerungswachstum, die Rohstoffknappheit und das immer schnellere Wachstum in den neuen Volkswirtschaften gehören zu den Trends, die das Wettbewerbsumfeld aller Branchen und Unternehmen weltweit verändern, argumentieren die Analysten des Goldman Sachs Asset Management, der Vermögensverwaltungssparte der The Goldman Sachs Group, Inc. Das alles sind Trends, mit denen sich die Ratingagentur oekom research AG in München seit mehr als einem Jahrzehnt auseinandersetzt. Ihre Nachhaltigkeitsbeurteilungen stellt die Agentur im Form von Ratings zur Verfügung (www.oekom-research.com).
Das GS Sustain Portfolio investiert in Unternehmen, die gute Aussichten haben, von diesen Trends zu profitieren, und in der Lage sein sollten, langfristig Erträge zu generieren. Bei der Auswahl dieser Unternehmen nutzt das von Sarah Forrest geleitete GS Sustain-Team ein firmeneigenes Verfahren, das die relative Positionierung von Unternehmen anhand dreier Kriterien für nachhaltig gute Ergebnisse vergleicht: Kapitalrendite, Branchenpositionierung und allgemeine Managementqualität in den Bereichen Umwelt, Soziales und Corporate Governance. Im Anschluss stellt das Team ein Portfolio aus 90-120 Titeln unterschiedlicher Marktkapitalisierung und Herkunft aus Industrie- und Schwellenländern zusammen, deren Aussichten als besonders zuverlässig eingestuft werden.
Das GS Sustain-Team ist Teil der Goldman Sachs Global Investment Research (GIR) Abteilung. Sie bündelt die Kenntnisse und Fähigkeiten von mehr als 200 Researchanalysten, die über 3.200 Aktien in 50 unterschiedlichen Ländern verfolgen. Das GS Sustain-Team nutzt darüber hinaus auch das Wissen der weltweit insgesamt 50 Goldman Sachs-Volkswirte, die mehr als 50 individuelle Volkswirtschaften verfolgen.
Michael Grüner, Leiter Third Party Distribution Deutschland und Österreich, GSAM, sagte dazu:
„Gerade in schwierigen Zeiten lohnt die Rückbesinnung darauf, dass die größten globalen Herausforderungen oft auch die größten Anlagechancen bieten.“ Dieser Fonds ist im wahrsten Sinne des Wortes innovativ und verfolgt über die Bündelung aller wichtigen globalen Branchentrends in einem Portfolio einen neuen Anlageansatz. Heraus kommt ein zielgerichtetes globales Aktienportfolio, das über Engagements sowohl in den alten als auch in neuen Branchen langfristiges Wachstum anstrebt.
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Börsen-Zeitung rückt weiter auf
Von Dr. Oliver Everling | 20.Januar 2009
Im alljährlichen Medien-Ranking des Branchenmagazins „Wirtschaftsjournalist“ schneidet die Börsen-Zeitung wieder, wie auch schon in den letzten Jahren, sehr gut ab. In einer Umfrage wurden die Kommunikationschefs der 300 wichtigsten Unternehmen in Deutschland um Wertung gebeten.
Die Börsen-Zeitung belegt nach den Ergebnissen über alle Mediengattungen hinweg wieder den 1. Platz in der Kategorie „Sachliche Exaktheit“ und eroberte den 1. Platz in der Kategorie „Fairness“, verwies somit den Vorjahresersten „F.A.Z.“ auf Platz 2. In der Gesamtbewertung aller Wirtschaftszeitungen belegt die Börsen-Zeitung den 2. Platz, vor FTD und Wall Street Journal. Der Chefredakteur des Magazins „Wirtschaftsjournalist“ Markus Wiegand sagte: „Heimlicher Sieger ist auch in diesem Jahr die Börsen-Zeitung“ (Originalbericht „Scharfer Wettbewerb“ unter http://www.boersen-zeitung.de/index.php?li=313).
Inhaltlich reicht das Themenspektrum der Börsen-Zeitung von börsennotierten Unternehmen über die Kredit- und Versicherungswirtschaft, internationale Finanzierungsinstitute, deutsche und internationale Kapitalmärkte bis hin zur Geldpolitik sowie der Wirtschafts- und Finanzpolitik.
Die Ergebnisse belegen, dass die aktuelle und kompetente Berichterstattung der Börsen-Zeitung bei ihren Lesern ein hohes Ansehen genießt und eine hohe Reichweite innerhalb des Finanz- und Kapitalmarkts, bei Banken, bei institutionellen und privaten Anlegern sowie im Management der deutschen Industrie besteht.
Für viele Zeitungen geht die Strategie nicht auf, im Wettbewerb mit dem Internet sich mit kostenlos verbreiteten Exemplaren und mit Blick auf wichtige Inserenten und Abonnenten mundgerecht formulierten Inhalten bliebt zu machen. Statt dessen degenerieren sie zu Anzeigenblättern ohne Anzeigen, die nicht nur den Umfang kürzen müssen, sondern auch an der inhaltlichen Qualität Abstriche machen. Der Leser ist in der Regel auf unabhängigen Blogs und anderen Internetauftritten von Informationsanbietern aktueller und objektiver informiert als durch die traditionsreichen Tageszeitungen, die um Anzeigenkunden buhlen.
Die Börsen-Zeitung war und ist unter den Zeitungen eine Ausnahmeerscheinung, da sie sich einem spezialisierten Leserpublikum mit hohem fachlichen Anspruch auf der Ebene von Entscheidungsträgern verpflichtet fühlt. Für diese zählen nicht bunte Bildchen, Feuilleton und Sportteil, sondern die Entscheidungsrelevanz des Wissens. Für die Börsen-Zeitung wird Wissen erst durch den Entscheidungsbezug zur Information.
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Feri-Ratings für SEB-Fonds
Von Dr. Oliver Everling | 20.Januar 2009
Die Feri EuroRating Services AG hat zum Stichtag 31. Dezember 2008 den SEB Total Return Bond Fund (DE0008473414) und den SEB deLuxe balance (LU0122754046) jeweils mit der Ratingnote „B“ (gut) ausgezeichnet.
Die gute Bewertung des aktiv gemanagten Rentenfonds SEB Total Return Bond Fund liegt u.a. in dem erfahrenen Fondsmanagement unter Leitung von Jürgen Dreier begründet. Dreier verwaltet den Fonds seit Juni 2007. Als Portfoliomanager blickt er auf mehr als 20 Jahre Berufserfahrung zurück. Der Fonds setzt auf den Euroland-Rentenmarkt und investiert in ausgewählte Rentenpapiere in- und ausländischer Emittenten mit Sitz im Euroland. Das Portfolio umfasst das gesamte Laufzeitenspektrum. Je nach Marktlage wird die Laufzeitengewichtung entsprechend verändert. Das Basisportfolio des Fonds bilden Staatsanleihen und Pfandbriefe hoher Bonität und kurzer Restlaufzeiten. Daneben kommen Spread- und Credit-Produkte zum Einsatz. Ferner wird, je nach Attraktivitätsgrad, in Unternehmensanleihen (Investment-Grade) investiert. Der Investmentprozess vollzieht sich sowohl nach dem „Top-Down“- als auch nach dem „Bottom-Up“-Ansatz. Die Umsetzung erfolgt auf Basis eines quantitativen Trendanalyse-Modells. Insgesamt ist der Investmentprozess von der Konstruktion bis zur Umsetzung effizient und stringent gestaltet. Auch im Hinblick auf die Risiko Indikatoren, die sich aus den Subkategorien Timingrisiko, Verhaltensrisiko und Verlustrisiko zusammensetzen, fiel die Bewertung des Fonds positiv aus. Der SEB Total Return Bond Fund wird aufgrund seines Anlageschwerpunktes der Feri Peergroup „Renten Euro“ zugeordnet, in der per Ende Dezember 2008 116 geratete Fonds enthalten waren.
Der weltweit anlegende flexible Mischfonds SEB deLuxe balance wurde ebenfalls mit einem Feri B-Rating ausgezeichnet und überzeugt durch einen disziplinierten Investmentprozess. Das Fondsmanagement setzt hier auf eine Multi Asset Total Return Strategie, die auf einem quantitativen Modell beruht. Dabei werden die langfristigen Renditeerwartungen der verschiedenen Anlagekategorien unter Berücksichtigung kurzfristiger Marktrisiken und Korrelationen zueinander in die Entscheidungsprozesse einbezogen. Der Fonds kann in Aktien-, Renten-, Unternehmensanleihen-, Geldmarkt-, Rohstoff- und Hedgefonds investieren. Offene Immobilienfonds können zu maximal zehn Prozent beigemischt werden. Das Management setzt jedoch aus Kostengründen fast ausschließlich auf passive Produkte. Wenn kein passives Investmentvehikel für eine Anlagekategorie existiert, erfolgt die Auswahl eines aktiv gemanagten Fonds über einen stringenten und detaillierten Analyseprozess. Ebenfalls einen positiven Beitrag steuert das qualifizierte dreiköpfige Fondsmanagementteam bei. Die Risiko Indikatoren des Fonds erhielten insgesamt eine gute Bewertung. Der SEB deLuxe balance wurde in die Feri Peergroup „Mischfonds Global flexibel“ eingestuft. Diese bestand zum Bewertungszeitpunkt aus 157 gerateten Fonds.
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Investment- und Risikomanagement
Von Dr. Oliver Everling | 18.Januar 2009
Das einzig Bedauerliche an dem 1036 Seiten umfassenden Werk von Prof. Dr. Peter Albrecht und Prof. Dr. Raimond Maurer ist, dass es auch bei der 3. Auflage 2008 keinen quantitativ wie auch qualitativ ebenbürtigen zweiten Band gibt, der die Inhalte des vorliegenden Buches um eine entscheidende Dimension des Investment- und Risikomanagements für die Anlage- und Kreditpraxis erweitern würde. Dazu im folgenden mehr, zunächst aber zu dem durchweg empfehlenswerten Buch und ihren beiden Autoren (ISBN 978-3-7910-2827-9, www.schaeffer-poeschel.de).
Prof. Dr. Peter Albrecht, Diplom-Mathematiker und Aktuar DAV (Deutsche Aktuarvereinigung), ist an der Universität Mannheim Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Risikotheorie, Portfolio Management und Versicherungswirtschaft sowie Geschäftsführender Direktor des Instituts für Versicherungswissenschaft. Prof. Dr. Raimond Maurer ist an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Inhaber des Lehrstuhls für Investment, Portfolio Management und Alterssicherung.
Der Aufbau des Buches erinnert an Standardwerke aus dem angelsächsischen Sprachraum und ergänzt sich in der 3. Auflage um Modelle und Ansätze, die wissenschaftlich wie auch in der Praxis international Beachtung fanden. Im ersten Teil geht es um institutionelle und methodische Grundlagen – was sind überhaupt Aktien, Gläubigertitel, Anteile an Investmentfonds, Optionen usw. Mit den grundlegenden Methoden der Investitionsrechnung werden didaktisch geschickt zugleich auch Investments unter Sicherheit, unter Risiko in Ein- und Mehrperiodenmodellen sowie Fragen der Marktbewertung dargestellt.
Der zweite Teil widmet sich dem Investment- und Risikomanagement primärer Finanztitel. Hier werden nach bewährtem Muster Investments in Aktien und in Zinstiteln unterschieden. Dem Leser werden zu beiden Kategorien von Finanztiteln sowohl Grundlagen als auch Vertiefungen präsentiert. Dies erlaubt es, sich je nach Zeitbudget jeweils nur den Grundlagen zu widmen, um sich später den anspruchsvolleren Modellen zuzuwenden.
Der dritte Teil betrifft folgerichtig das Investment- und Risikomanagement mit derivativen Finanztiteln – Forwards und Futures, Optionen, Swaps. Unter „weiterführenden und vertiefenden Fragestellungen“, so ist der vierte Teil betitelt, verstehen die Autoren Fragen zur Asset Allocation und internationale Investments, Immobilien und alternative Investments, aber auch Marktrisiken und Value at Risk, Kreditrisiken und operationelle Risiken.
Jedem Studierenden, der seine berufliche Zukunft ernsthaft im Bereich des Investment- und Risikomanagements sucht, ist das Buch von Albrecht und Maurer dringend zu empfehlen. Wer im Verständnis schon an den in diesem Buch dargestellten Modellen strauchelt, dürfte kaum je die Urteilssicherheit erreichen, die von Managern großer Vermögen erwartet wird. Zu leicht würde er in der Praxis bloß gestellt werden können, wenn ihm die hier vermittelten Modelle, Methoden und Anwendungen nicht vertraut sein sollten.
Das Buch ist allerdings zugleich auch ein trauriges Dokument des Forschungsdefizits nicht nur in Deutschland, sondern gerade auch im angelsächsischen Raum. Fast alle vermittelten Methoden und Modelle kneifen beim Kernproblem der Praxis, realwirtschaftliche Zusammenhänge in künftigen Zahlungsströmen abzubilden. Überall werden diskrete oder stetige Zufallsvariablen oder zumindest zentrale Momente von Wahrscheinlichkeitsverteilungen benötigt. Leider wird in der Praxis zu oft, wie nicht erst die Finanzkrise zeigt, die Mathematisierung als Feigenblatt eingesetzt, um Inkompetenzen zu überdecken – was natürlich den beiden Wissenschaftlern nicht vorzuwerfen ist.
Wer beispielsweise nach Ansätzen hungert, wie denn in der Praxis der unterschiedliche Risikogehalt von Finanztiteln jenseits abstrakter Annahmen und Prämissen über Verteilungsfunktionen klassifiziert werden könnte, findet dazu im Kapitel „16.2.2. Ratingsysteme“ nicht mehr als eine kümmerliche Fischgräte vor. Nicht einmal drei Seiten füllen die Darstellungen zu den Ratingsystemen, drei Seiten von eintausendundsechsunddreißig Seiten. Drei Seiten, auf denen alles vermittelt werden soll von den Ratingskalen, Ratingsymbolen, Ratingagenturen, Migrationsmatrizen bis hin zu den Problemen, die Ratings bergen. Die Darstellungen dazu würden einen weiteren Band füllen. Stattdessen geht es schon auf der nächsten Seite fröhlich weiter mit My und Sigma, als ob irgendjemand wüsste, welches My und welches Sigma die richtige Schätzung z. B. für das Kreditrisiko einer Bank wäre. Dies muss erstaunen, als doch auch den beiden Wissenschaftlern die unter Aspekten des Investment- und Risikomanagements interessante Finanzkrise mit ihrer Offenbarung zum Liquiditätsrisiko und zur zentralen Rolle der Ratingagenturen nicht verborgen geblieben sein dürfte.
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Vertrauenskrise zwischen Banken und Industrie
Von Dr. Oliver Everling | 15.Januar 2009
Die Medien werden zurzeit beherrscht vom Thema der Vertrauenskrise unter den Banken. Damit ist die gegenwärtige Krise jedoch unzureichend umrissen. Dies wurde anlässlich der Podiumsdiskussion „Mehr Staat – weniger Markt“ beim „Topic of the Year 2009″ deutlich: Zu diesem Thema diskutiereten Robert J. Koehler, Vorsitzender des Vorstandes, SGL Carbon AG, Günter Verheugen, Vize Präsident, Europäische Kommission, im Gespräch mit Dieter Balkhausen, Wirtschaftsjournalist und Mitglied der The Group of 20 + 1, wie auch Klaus Dieter Oehler, Stuttgarter Zeitung.
Koehler skizziert die Vertrauenskrise, die nicht nur zwischen den Banken, sondern auch zwischen Banken und Industrie bestehe. Er spricht von den „Schleifspuren“, die das Verhalten der Banken in der Industrie hinterlassen habe. Jahrelang wurden mit dem Hinweis auf das Rating dem Mittelstand dringend benötigte Kredite verweigert, um die Mittel stattdessen in hoch riskanten Papieren zu investieren. Koehler kritisiert die Leichtfertigkeit, mit der die Banken auf die Qualität von Zertifikaten und anderen Finanzinstrumenten vertraut hätten. Dieses Verhalten der Kreditinstitute würde insbesondere der Mittelstand nicht so schnell vergessen.
Koehler wirft aber auch das Verhältnis von Politik und Wirtschaft in der Diskussion auf. „Es gibt kein Land, wo eine derartige Gegenposition aufgebaut wird zwischen Politik und Wirtschaft wie in Deutschland“, sagt Koehler. „Wir machen uns lächerlich, wie wir das in der Öffentlichkeit diskutieren“, sagt Koehler, „das kann nicht sein in der gegenwärtigen Krise“. Verheugen weist darauf hin, dass eine marktwirtschaftliche Ordnung auf unternehmerischer Initiative beruhe. Wenn diese entmutigt und destabilisiert werde, dann sei die Marktwirtschaft in Frage.
Der Markt sei der beste Regulator, um herauszufinden, wer wirtschaftlich der Stärkste ist. Er ist aber nicht der beste Regulator, um auch gesellschaftliche Ziele zu verfolgen, unterstreicht Verheugen. Der Ordnungsrahmen sei Aufgabe der Politik und sei in einem bereiten demokratischen Konsens zu entwickeln. Das habe man eigentlich in Deutschland gelernt. Verheugen kritisiert die „Meinungsbeeinflussungskampagne“, die durch eine bestimmte Schule geprägt sei.
Der Staat kann kein Unternehmer sein, urteilt Koehler. Unternehmerische Freiheit und Geschwindigkeit lasse sich durch den Staat nicht darstellen. Bei Rohstoffen, Energien, Kapital usw. habe man in Deutschland keine Vorteile gegenüber den Emerging Markets. Der Erfindergeist, die unternehmerischen Ideen und Kreativität seien die wichtigste Grundlage. „Wenn diese gefesselt werden, dann gute Nacht Europa“, prophezeit Koehler.
Verheugen warnt davor, für jeden Unternehmenskredit staatliche Garantien zu erwarten. Koehler hält dem entgegen, dass die Kreditkrise existiere: Das Geld, dass den Bank zufließe, komme im Mittelstand nicht an. Koehler unterstreicht, dass das Geld, dass der Staat oben hineinpumpe, unten nicht ankomme. Die Banken würden sich das Liquidität bei den Zentralbanken besorgen und sie gleich wieder dort ablegen. Damit ließen sich aber keine Impulse für die Wirtschaft geben.
Oehler mahnt an, dass die Vertreter der Bundesregierung im Aufsichtsrat der Commerzbank ihren Einfluss geltend machen sollten, für die Durchreichung der Kredite zu sorgen. „Die Kreditversorgung funktioniert nicht“, sagt Koehler. Er erhärtet seine These damit, dass auch andere Experten nicht davon ausgehen würden, dass sich an der Kreditversorgung der Wirtschaft in den nächsten drei Monaten entscheidendes ändern werde.
Die größten Exporteure in China seien amerikanische, japanische, koreanische und ein finnisches Unternehmen, kommentiert Verheugen. Freier Waren- und Kapitalverkehr sei eine Forderung des Westens gewesen. Die Vernetzung der Wirtschaft weltweit sei die Konsequenz. Die Krise beruhe unter anderem auch auf dieser Abhängigkeit von wirtschaftlichen Entwicklungen weltweit.
Koehler mahnt an, dass sich die Banken wieder auf ihre eigentliche Aufgaben konzentrieren müssten, nämlich, „wie versorgen wir den Markt mit Geld“. Die Amerikaner greifen ein: Die Konsequenz sei, es werde mehr Protektionismus geben. Wie sich die Unternehmen auf diese globale Tendenz einstellen werden, sei eine große Herausforderung. „Der Exportweltmeister Deutschland ist passé“, stellt Koehler fest.
Verheugen ist optimistisch, dass sich mit steigendem Wohlstand auch die Schwellenländer auf Wettbewerbsregeln und Regeln über staatliche Beihilfen usw. einlassen werden. „Wir nennen das level playing field“, fügt Verheugen neudeutsch hinzu. Verheugten teilt Koehlers Sorge des Rückfalls in den Protektionismus. Auf Europa bezogen hebt Verheugen hervor, dass das Prüfverfahren europarechtlich zu durchlaufen sei. Die Kommission kann die Genehmigung von Schutzmaßnahmen verweigern. Es seien keinerlei Regeln geändert worden. 27 Kommissare würden keinerlei Möglichkeiten bieten, europäisches Recht zu beugen. „Die Regeln geben genügend Flexibilität, um Feuerwehreinsätze zu erlauben“, diese dürften nun nicht wegen einer Krise in Frage gestellt werden.
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