Assekuratas A für LSH

Von Dr. Oliver Everling | 17.Februar 2009

Die Landesschadenhilfe Versicherung VaG (LSH) hat sich erneut dem Assekurata-Rating-Prozess unterzogen und erhält insgesamt ein gutes Rating (A). Sowohl in 2007 als auch in 2008 konnte die LSH wieder eine sehr gute Ertragslage verzeichnen. In 2007 belief sich die versicherungstechnische Erfolgsquote auf 6,02 %. Vor dem Hintergrund der außerordentlichen Schadenbelastung im Zusammenhang mit dem Wintersturm Kyrill sei dieses Ergebnis besonders hervorzuheben, schreiben die Analysten der Ratingagentur in Köln. Für das Jahr 2008 erwartet das Unternehmen ebenfalls eine hohe versicherungstechnische Erfolgsquote. In diesen Ergebnissen bestätigt sich die aus Sicht von Assekurata sehr wirkungsvolle Rückversicherungsstrategie, mit der die LSH Schwankungen in der Schadenbelastung erfolgreich begegnet.

Der Großteil des insgesamt sehr guten Wachstums resultiert bei der LSH aus dem Vertrieb über freie Vermittler, Makler und Mehrfachagenten. Hierbei weitet das Unternehmen die regionale Geschäftstätigkeit zum einen in Richtung Westen und Niederrhein aus. Zum anderen wächst die LSH sehr stark in Schleswig Holstein. In 2007 stiegen die gebuchten Bruttoprämien um 3,44 %. Für das Geschäftsjahr 2008 rechnet das Unternehmen erneut mit einer Zuwachsrate, die deutlich über dem Markt liegt. Die wesentlichen Bestandszuwächse erzielt die LSH weiterhin in der landwirtschaftlichen Feuerversicherung.

„Ein wesentlicher Träger der sehr guten Unternehmenssicherheit der LSH ist die exzellente Eigenkapitalausstattung“, heißt es im Bericht der Assekurata. „Im gesamten Beobachtungszeitraum zeigt sich hier eine sehr positive Entwicklung. Aufgrund der positiven Ertragslage im abgelaufenen Geschäftsjahr erwartet Assekurata auch für 2008 eine weitere Verbesserung der Sicherheitsmittelausstattung.“ Darüber hinaus ist die LSH nach Auffassung von Assekurata mit einem sehr umfassenden und für die Größe des Unternehmens sehr weit entwickelten Risikomanagementprozess sowohl im Hinblick auf die Anforderungen des KonTraG als auch die zu erwartenden Anforderungen aus Solvency II bereits heute sehr gut aufgestellt.

Die Kundenorientierung der LSH bewertet Assekurata mit weitgehend gut. Das Unternehmen bietet dem Kunden einen sehr umfangreichen Service und hat einen bedeutenden Schritt zur Weiterentwicklung der Antrags- und Schadenprozesse mit der Bündelung verschiedener Arbeitsschritte in einem Backoffice eingeleitet. „Damit schafft die LSH die Voraussetzungen, einfache Geschäftsvorfälle schnell und effektiv abzuwickeln sowie komplexere Kundenanliegen von spezialisierten Mitarbeitern bearbeiten zu lassen“, argumentiert Rico Matthäus, Senior-Analyst Schaden-/Unfallversicherung bei der Assekurata. Diese Vorgehensweise dürfte sich nach Auffassung von Assekurata zukünftig noch positiver auf die Kundenbeziehung auswirken.

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DreBa schwindet aus der Skyline

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 16.Februar 2009

Die Commerzbank plant den Verkauf des Jürgen-Ponto-Hochhauses – der Zeitpunkt ist alles andere als günstig. Leere Bürotürme prägen jetzt schon das Stadtbild am Finanzplatz Frankfurt. Wegen der Finanz- und Bankenkrise dürfte sich die Lage noch verschärfen. In dieser Zeit beabsichtigt die Commerzbank das Jürgen-Ponto-Hochhaus zu verkaufen.

Wie ein Sprecher der Commerzbank kürzlich bekannt gab, werde die Fusion mit der Dresdner Bank Flächen frei setzen, daher prüfe die Commerzbank derzeit verschiedene Optionen, u.a. den möglichen Verkauf des 32-stöckigen und 166 Meter hohen Jürgen-Ponto-Hochhauses, das derzeit renoviert wird und leersteht. Laut die mit dem Vorgang vertraute Kreise haben bereits erste interessierte Mieter das Bürogebäude unter die Lupe genommen, hierzu soll auch die Deutsche Bahn (DB) gehören.

Dessen ungeachtet ist der Zeitpunkt alles andere als günstig, denn leere Bürotürme prägen das Bild der Stadt Frankfurt schon seit geraumer Zeit. Dabei ist das Ausmaß der Krise in der Bankenmetropole noch gar nicht abzuschätzen. Als sicher gilt, dass die damit für dieses Jahr erwartete stark sinkende Vermietungsleistung weiteren Leerstand produzieren wird. Gemäß Cushman & Wakefield blieb die Nachfrage nach Büros in Frankfurt bereits im Jahr 2008 9,1 Prozent unter der des Vorjahres, wo 500 000 Quadratmeter vermietet wurden. Derzeit stehen gemäß C&W rund 1,6 Millionen Quadratmeter Bürofläche in Frankfurt leer, was in etwa der Fläche von 219 Fußballfeldern entspricht.

2009 wird ein schwieriges Jahr für die Mainmetropole: Auch Atisreal geht davon aus, dass der Investmentumsatz 2009 stärker durch externe Faktoren, vor allem durch die Entwicklung der Finanzierungs- und gesamtwirtschaftlichen Situation, bestimmt werde, als durch das grundsätzliche Investoreninteresse, das nach wie vor in großem Umfang vorhanden sei. Zudem hänge das Marktumfeld von der Preisentwicklung ab. Sollten die Renditen weiter steigen, könnte sich dies positiv auf das Transaktionsvolumen auswirken. Eine seriöse Prognose zum Investmentumsatz sei aus heutiger Sicht aber nicht möglich.

Wie groß die Probleme an den Gewerbeimmobilienmärkten sind, lässt sich am besten am Frankfurter Opernturm, der Vorzeigebau unter den deutschen Gewerbeimmobilien schlechthin, ablesen. Wegen des Zusammenbruchs an den Investmentmärkten und der Liquiditätsnöte der kriselnden Immobilienfonds braucht der Käufer ein gut gefülltes Portemonnaie. Hinzu kommen die Sorgen über die Nachhaltigkeit von Mietverträgen. Im Falle des Opernturms ist die angeschlagene Schweizer UBS der Ankermieter. Immerhin stand das Institut im vergangenen Jahr kurz vor der Insolvenz. Nur Dank der Notenbank und des Steuerzahlers konnte die UBS überleben. Der Rest des Opernturms fällt sich nur zäh, die Spitzenmiete mit 40 Euro pro Quadratmieter dürfte in der derzeitigen Krise viele Mietinteressenten abschrecken, die Suche nach solventen Mietern dürfte für den Bauherren kein leichtes Unterfangen werden.

Ob sich für das als „Silberturm�?? bekannte Jürgen-Ponto-Hochhaus so schnell einen Käufer finden lässt, bleibt somit abzuwarten. Trotz der derzeit laufenden Modernisierung müsste der Verkäufer angesichts der sich zuspitzenden Wirtschaftskrise wohl hohe Preiszugeständnisse machen. Einem „Handelsblatt“-Bericht zufolge schätzen Immobilienexperten den Wert des Gebäudes auf mehr als 200 Millionen Euro.

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Ökonomisches Kapital

Von Dr. Oliver Everling | 14.Februar 2009

Mit dem „Handbuch Ökonomisches Kapital“ von Axel Becker, Dr. Volker Gehrmann und Prof. Dr. Hermann Schulte-Mattler aus dem Fritz Knapp Verlag, Frankfurt am Main (www.knapp-verlag.de, ISBN 978-3-8314-0818-4), taucht der Leser zunächst kaum merklich in die Welt der Stochastik ein. Im ersten Kapitel geht es um die Konzepte und Anwendungen des ökonomischen Kapitals, danach widmen sich zwei Beiträge der Allokation des ökonomischen Kapitals auf Geschäftseinheiten und schließlich geht es um die Berechnung des ökonomischen Kapitals für spezifische Risiken.

Die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik stehen stets Pate bei den so genannten „Value-at-Risk“-Modellen, deren Gedankengut auch aufsichtsrechtlich in der Solvabilitätsverordnung und in den Mindestanforderungen an das Risikomanagement der Kreditinstitute Verankerung fanden. Kernvoraussetzung ist hierbei, praktisch alle Wertänderungen, mit denen es eine Bank zu tun hat, in der Art von Zufallsvariablen modellieren zu können. Risikomessmodelle schätzen das Verlustpotential eines Portfolios anhand der Kennzahl „Value at Risk“ (VaR). Der VaR gibt die für eine vorgegebene Wahrscheinlichkeit bestehende, in Geldeinheiten ausgedrückte Verlustoberschranke an.

Die VaR-Modelle haben die Aufgabe, das Verlustpotential eines Portfolios von Finanzinstrumenten – hierzu zählen die Autoren auch unverbriefte Kreditforderungen – monetär zu quantifizieren. Sie basieren bei der parametrischen Modellklasse „Varianz-Kovarianz-Ansatz“ auf der Portfolio-Selection-Theorie von Harry Markowitz. Die Bestimmung der erwarteten Rendite eines Portofolios ergibt sich als die Addition der mit den jeweiligen Portfolioanteilen gewichteten Einzelrenditen.

Die Komplexität des Themas resultiert dann aus den Aspekten ökonomischer Kapitalsteuerungsmodelle zur Gewinnung angemessener Risikomesszahlen, der Integration des Marktrisikos im ökonomischen Kapital, der Quantifizierung operationeller Risiken als Bestandteil der ökonomischen Kapitalsteuerung, des Risikomanagements mit spektralen Risiko- und Allokationsmaßen, den Stress-Szenarien im Rahmen der Risikotragfähigkeitsrechnung sowie aus der Berechnung des ökonomischen Kapitals für Beteiligungsportfolios und für das Liquiditätsrisiko in Instituten.

Strebt ein Kreditinstitut für sich beispielsweise ein „AA-Rating“ einer externen Ratingagentur an, wählt es ein statistisches Vertrauensintervall in Höhe von 99,97 %, das mit der Ausfallwahrscheinlichkeit eines Schuldners mit einem Rating von AA korrespondiert. Beim ökonomischen Kapital wird bei der Quantifizierung des Risikos von den Instituten in der Regel ein Zeithorizont von einem Jahr (genauer: 250 Arbeitstage) und ein Vertrauensintervall in Abhängigkeit von dem Rating des Instituts unterstellt.

Eine Abweichung sollte dann, das sagen die Stochastiker, nicht wahrscheinlicher sein als durch das Vertrauensintervall vorgegeben. Rechnen die Verantwortlichen in den Banken einmal nach, haben die meisten ihr Vertrauensintervall wohl für die nächsten eintausend Jahre bereits ausgeschöpft. Die Verlustüberschreitungen, die in den reihenweisen Schieflagen der Banken in der Finanzkrise zum Ausdruck kamen, sollten nach den Modellen ja mit einer Wahrscheilichkeit von mehr als 99,9 % ausgeschlossen worden sein.

Das Buch von Becker, Gehrmann und Schulte-Mattler ist nicht nur Studierenden, sondern auch Bankpraktikern dringend zu empfehlen, die sich mit den theoretischen Voraussetzungen ihrer Modellierungen vor dem Hintergrund der Finanzkrise erneut befassen wollen. So vermochte Dr. Josef Ackermann von der Deutschen Bank bereits bei der Euro Finance Week 2008 festzustellen, dass in der Praxis nicht funktionieren kann, was schon in der Theorie nicht funktioniere.

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DSGV macht Ratings der Gruppe und Institute transparent

Von Dr. Oliver Everling | 14.Februar 2009

„Tue Gutes und rede darüber“ – dieser bewährten Maxime folgt die Veröffentlichung des Buches „Das Rating der Sparkassen-Finanzgruppe und ihrer Institute“ im Deutschen Sparkassenverlag (ISBN 978-3-09-305133-9, www.sparkassenverlag.de). Während bei manchen Instituten außerhalb des Sparkassensektors die Ratings nur noch verstohlen in den Tiefen ihrer Websites oder gar nicht mehr als Gegenstand ihrer Öffentlichkeitsarbeit zu finden sind, brauchen sich die Sparkassen mit ihren Top-Ratings nicht zu verstecken. Folgerichtig also, wenn sich Dr. Thomas Keidel, Direktor und Leiter der Abteilung Financial Market Relations im DSGV, sowie Barbara Schwab, Inhaberin der BS Advisory & PR Services, zusammentun, um ein Buch zu diesem Thema herauszugeben.

Es handelt sich um das erste derartige Werk in deutscher Sprache. Keine andere Bankengruppe hat es bisher „gewagt“, aus der passiven Rolle des Beurteilten herauszutreten und aktiv mit ihren guten Noten auch in Form einer ausführlichen Buchpublikation zu werben und damit das Wissen um die Beweggründe für die Durchführung von Ratingprozessen, die Verfahrensweisen, die zur Anwendung kommenden Systeme und Kriteriologien der Öffentlichkeit vorzustellen. Das Buch von Keidel und Schwab eröffnet den Blick auf Interna des Ratingprozesses im DSGV, das Rating als Element der Finanz- und Kapitalmarktkommunikation der Sparkassen-Finanzgruppe, den Nutzen der Ratings für Sparkassen bei der Begleitung mittelständischer Unternehmen in das Ausland bis hin zum Rating Advisory als Dienstleistungsangebot für Institute der Sparkassen-Finanzgruppe.

Die Stadtsparkasse Düsseldorf, die Sparkasse Aachen, die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee wie auch Autoren aus anderen Häusern der Institutsgruppe geben Einsichten preis in die Beweggründe und Entscheidung für das individuelle Rating des Instituts, die Vorbereitung des Ratingverfahrens, die Relation von Aufwand und Ertrag bis hin zu den Konsequenzen für das Risikomanagement. Das Verbundrating wie auch das Floor-Rating der Bankengruppe werden ausführlich argumentiert und nachvollziehbar gemacht.

Wenn ein typischer deutscher Mittelständler nach einer IHK Umfrage aus dem Jahre 2007 im Durchschnitt auf 16 Auslandsmärkten aktiv ist, kann es nicht egal sein, mit welchem Standing die örtliche Sparkasse ihren Kunden auch international zu begleiten vermag. Nur diejenigen Sparkassen, die mit Ratings über international akzeptierte „Visitenkarten“ ihrer Finanzkraft verfügen, verschaffen auch ihrem Kunden einen positiven Imageeffekt für Geschäftsverbindungen ins Ausland. So öffnen beispielsweise Christoph Holzem und Klaus Bleibaum in ihrem Artikel jedem Leser die Augen dafür, wie vielfältig die Nutzenaspekte des Ratings der Sparkassen-Finanzgruppe für ihre Firmenkunden sein können.

Gerade beim Bankenrating haben sich die Analysten der US-Ratingagenturen selten der Mühe unterzogen, ihre Ratingberichte auch in deutscher oder sogar in – für jeden kaufmännisch vorgebildeten Leser – verständlicher Sprache zu schreiben. So ist es das Verdienst der Autoren, hier auf hohem fachlichem Niveau für geradezu unterhaltsame Abhilfe gesorgt zu haben.

Für die meisten der fast 2.000 zugelassenen Kreditinstitute in Deutschland dürfte das Buch von Keidel und Schwab interessant sein, da es gerade nicht nur auf die Sondersituationen bei den wenigen Großbanken eingeht, sondern auch die Verhältnisse bei kleineren und mittleren Instituten berücksichtigt. Die wichtigste Zielgruppe dürften Verlag und Herausgeber aber in der eigenen Sparkassenorganisation sehen, wo es teils noch am Detailverständnis für die Unterschiede zwischen Verbundrating und Floor-Rating oder an der Einsicht fehlen mag, warum sich auch eine Sparkasse auf dem Lande an internationalen Maßstäben messen lassen sollte.

Für die verbundinterne Zielgruppe spricht auch der Autorenkreis, der ausnahmslos bei der Sparkassen-Finanzgruppe, sei es beim Verband, den Landesbanken oder den Sparkassen, unter Vertrag steht. Mit einem solchen Autorenkreis kann man intern „punkten“, für Leser jenseits der Sparkassenorganisation bleibt ein Beigeschmack, ähnlich einer Imagebroschüre. Dass die Herausgeber nicht den Mut fanden, auch Referenzen außerhalb der Zensurhoheit des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands einzuholen, muss erstaunen. Es wird doch gerade angestrebt, Transparenz zu beweisen, wie DSGV-Präsident Heinrich Haasis in seinem Vorwort schreibt.

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Mehr Aufsicht oder mehr Eigenverantwortung?

Von Dr. Oliver Everling | 14.Februar 2009

Während die Rufe der Politik nach mehr Regulierung angesichts der Lücken im Risikomanagement vieler Banken immer lauter werden, gibt es auch zahlreiche Stimmen aus der Wirtschaft, die einen anderen Weg ein schlagen: Sie fordern eine Optimierung des internen Risikomanagements statt mehr Bürokratie – schließlich gibt es bereits eine Vielzahl an Regelungen und Prinzipien.

Auf dem Seminar „Aufsichtsrecht & Risikosteuerung“ am 9. bis 10. März 2009 in München erfahren die Teilnehmer, welche aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen es gibt und wie Risiken durch ein optimiertes Controlling erfasst und gesteuert werden können. Selbstverständlich wird dabei auch auf aktuelle aufsichtsrechtliche Diskussionen und die Ergebnisse des Weltfinanzgipfels eingegangen.

Im Rahmen von Praxisberichten berichten EUROHYPO und Xchanging Transaction Bank über den Umgang mit Zins-, Marktpreis- und Liquiditätsrisiken, operationalen Risiken sowie mit dem Thema Outsourcing. Die Veranstaltung bietet zudem die Möglichkeit zur Diskussion und intensivem Erfahrungsaustausch mit den Referenten und den anderen Teilnehmern – das Risikomanagement der Teilnehmer wird davon profitieren. Weitere Infos unter www.as-rimc.de unter der Rubrik „Veröffentlichungen“.

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Feri EuroRating Services verschenkt nichts

Von Dr. Oliver Everling | 13.Februar 2009

Die Berliner POLIS Immobilien AG (ISIN: DE0006913304) hat im Geschäftsjahr 2008 zwar operativ erfolgreich gewirtschaftet und gute Ergebnisse beim Verkauf von Objekten erzielt, dennoch ihre Ergebnisprognose verfehlt, berichtet die Gesellschaft.

Nach vorläufigen Zahlen hat der Spezialist für Büroimmobilien die Mieterträge um rund 53 Prozent auf rund 15 Mio. Euro gesteigert (Vorjahr: 9,8 Mio. Euro). Das Ergebnis aus laufender Immobilienbewirtschaftung legte 2008 ebenfalls um rund 49 Prozent zu auf rund 12,7 Mio. Euro (Vorjahr: 8,5 Mio. Euro). Diese positive Entwicklung spiegele sich jedoch nicht im Ergebnis der Neubewertung von Immobilien durch die Feri EuroRating Services AG wider, das mit rund 1,9 Mio. Euro negativ war. POLIS war davon ausgegangen, dass sich die Modernisierungsaufwendungen und Vermietungserfolge in Bewertungsgewinnen in Höhe von rund sieben Mio. Euro niederschlagen.

Für 2008 hatte die Immobilien-Gesellschaft ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von neun bis elf Mio. Euro prognostiziert. Dabei war POLIS unter anderem von zwei Faktoren ausgegangen: einem geplanten Portfolioausbau auf 350 Mio. Euro und einem Ergebnis aus Neubewertung und Verkauf von Objekten in Höhe von rund sieben Mio. Euro. Tatsächlich beläuft sich das EBT auf voraussichtlich rund 1,2 Mio. Euro. Gründe hierfür sind zum einen der bewusst verlangsamte Portfolioausbau (aktuell: rund 278 Mio. Euro) aufgrund der Entwicklungen im Kredit- und Kapitalmarkt und die damit verbundenen um rund zwei Mio. Euro geringeren Mieterträge. Zum anderen schlug das Ergebnis aus der Neubewertung von Immobilien und Zinsderivaten wesentlich zu Buche. Die Abschreibung auf Zinsderivate in Höhe von rund 2,5 Mio. Euro beruht auf dem starken Zinsverfall zum Jahresende. Dies wirkt sich auch auf den HGB-Abschluss der Gesellschaft aus, der Grundlage für eine Ausschüttung und deren Bemessung ist. Für 2008 hatte POLIS die Zahlung einer Dividende in Aussicht gestellt, die nun aufgrund des nach HGB negativen Ergebnisses entfällt.

POLIS sei es im Berichtszeitraum gelungen, schreibt die Gesellschaft, beim Verkauf von zwei Anlageobjekten Wertsteigerungen zu realisieren und ihr Geschäftsmodell zu bestätigen. Bei einem Erlös von insgesamt rund 35,4 Mio. Euro erzielten die Immobilien-Spezialisten einen Gewinn von 2,4 Mio. Euro. Im Rahmen ihres Finanzmanagements hat die Immobiliengesellschaft die durchschnittliche Laufzeit ihrer Fremdfinanzierung auf 4,8 Jahre verlängert. Mit einer Eigenkapitalquote von 49 Prozent zum 31. Dezember 2008 ist POLIS weiterhin solide finanziert und verfügt zudem über ausreichend Spielraum für die Aufnahme von Fremdkapital zu attraktiven Konditionen.

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Wie profitabel ist Ihr Kreditgeschäft?

Von Dr. Oliver Everling | 13.Februar 2009

„Wie profitabel ist Ihr Kreditgeschäft?“ – so lautet das Thema der Fachkonferenz „Kreditgeschäft“, die parallel mit 3 weiteren Konferenzen im Rahmen des Bankenkongresses Kurs 2009 am 1. und 2. April 2009 in Wien stattfindet. Ein gemeinsames Plenum mit bekannten Persönlichkeiten der österreichischen Bankenlandschaft eröffnet die Kurs 2009. Diskutiert wird über das Versagen der Kontrollen, das Fehlen der Kompetenzen und die Erkenntnisse, welche die Branche gezwungener Maßen aus den aktuellen Ereignissen ziehen muss.

Dr. Alexander Suyter, Inhaber Risk & Management Consultancy in München (www.AS-RiMC.de), der neben seinem Fachvortrag auch dieses Jahr Vorsitzender und Moderator der Tagung „Kreditgeschäft“ ist, sagt hierzu: „Die andauernde Finanz-, Wirtschafts- und Vertrauenskrise macht die Themen der Kurs 2009 hochaktuell, greifen die in Wien referierenden Experten doch Themen der internen Banksteuerung, des Risikomanagements und neuer regulatorischer Entwicklungen auf. All dies steht vor dem Hintergrund einer sich erheblich verändernden Weltwirtschafts- und Finanzordnung bei gleichzeitiger Diskussion über grundlegende Werte wie etwa Good Governance.“

Im Bereich des Kredit- und Kreditersatzgeschäftes dreht sich mehr denn je alles um die Thematik der Liquidität. Der richtige „Liqui-Spread“ – nach dem fieberhaft gesucht wird – die Grenzen von Stresstests, die nachhaltige Bewertung von Modell- und Metarisiken werden neben den Thematiken der neuen EU Kapitaladäquanzregelung und dem offensichtlichen Ende der Fremdwährungskredite von unterschiedlichen Blickwinkeln erörtert und diskutiert.

Die optimale Ergänzung bieten die Perspektiven einer Ratingagenur als „lessons learned“. Auch das vielfach als abgenutzt geltende Prinzip „know your customer“ wird revitalisiert und den Anforderungen der heutigen Zeit entsprechend neu interpretiert: Was der Kunde von heute will – und was nicht – ist ein markanter Knackpunkt im Retailgeschäft, genauso wie auch die klage- und anfechtungsfeste Gestaltung von Kreditverträgen. Experten aus dem Bereich Rating, Kundenbetreuung und Recht geben Ihr Know-how weiter.

Nähere Details zum Programm erhalten Sie bei Nikolett Kaderschabek-Gosztola, Conference Manager, IIR Österreich GmbH, Linke Wienzeile 234, A-1150 Wien, Telefon +43 (1) 891 59 – 612 Fax +43 (1) 891 59-600, mailto: nikolett.kaderschabek-gosztola@iir.at.

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Verschleierungen, Sammelklagen und Insiderhandel bei HRE

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 12.Februar 2009

Um die Krise bei der HRE in all seinen Facetten zu verstehen, lohnt ein kleiner Rückblick in die Vergangenheit. Mit der Übernahme der Depfa Bank PLC am 23. Juli 2007 ging der Fokus der HRE als Spezialfinanzierer in der gewerblichen Immobilienfinanzierung verloren. Mit der Übernahme änderten sich nicht nur die Geschäftsmodelle beider Banken, sondern und deren Risikogehalt, diese sind in der Staats- und Immobilienfinanzierung recht unterschiedlich. Bereits zu dieser Zeit hat sich niemand daran gestört, dass sich die Bilanz der HRE infolge der Depfa-Übernahme von 162 Mrd. auf 400 Mrd. Euro mehr als verdoppelt hat. Doch das Risikoexposure der HRE hat sich bereits mit der Abspaltung von der Hypo-Vereinsbank im Jahr 2003 erhöht. Gemäß den Zwischenberichten stiegen die Risikoaktiva von 54 Mrd. Euro im Q3 2003 auf 96 Mrd. Euro im Q3 2008, während sich die Eigenmittel im gleichen Zeitraum nur von 6,2 auf 9,3 Mrd. Euro erhöht haben.

Im April 2007 bestand das Funding der Depfa noch je zur Hälfte aus kurzfristigen und langfristigen Forderungsmitteln. Dabei strebte die Depfa an, stets 75% über langfristige und/oder besicherte Verbindlichkeiten zu refinanzieren. Bei der HRE (gewerbliche Immobilienfinanzierung) belief sich der Anteil der langfristigen Verbindlichkeiten bei 68%), während das Kreditportfolio laufzeitenkongruent refinanziert werden sollte. Diese Struktur lief aber bereits im Jahresverlauf 2007 aus dem Ruder, als das Volumen der Interbankenkredite von 24,6 Mrd. in 2006 auf 111,2 Mrd. in 2007/+352% gestiegen war. Zugleich haben sich die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten von knapp 25 Mrd. Euro im Jahr 2006 auf 111 Mrd. Euro in 2007 erhöht, 75 Mrd. davon mit einer Laufzeit von bis 3 Monaten. Bis zum dritten Quartal 2008 kletterten die Verbindlichkeiten auf 393 Mrd. Euro. Dabei fällt vor allem der hohe Anteil der kurzfristigen Refinanzierung in Höhe von 45 Mrd. Euro auf. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde deutlich, dass die HRE den Interbankenmarkt und andere kurzfristige, unbesicherte Refinanzierungsmöglichkeiten, wie insbesondere Einlagen von US-amerikanischen Geldmarktfonds, in signifikantem Maße genutzt hat. Zwar verfügte die HRE auch über Repo-Geschäfte (70 Mrd.), die Inanspruchnahme dieser Finanzierungslinie wurde aber wegen der höheren Haircut-Anforderungen schwieriger. Daher konnte nicht überraschen, dass sich die HRE am 29. September 2008 dazu genötigt sah, sich eine umfangreiche Finanzierungslinie zu sichern.

Laut Vorstandsvorsitzendem Georg Funke sollte deren Umfang den Refinanzierungsbedarf der Gruppe auf absehbare Zeit abdecken. Trotz dieser Bekundungen hat am 29. September Bo Heide-Ottosen, Mitglied des Vorstands der HRE Holding AG und Director des Boards der DEPFA Bank Plc in Dublin seine Mandat mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Ottosen war zuständig für das Long-Term Funding und Treasury der DEPFA. Auch Paul Leatherdale, Director des Boards der DEPFA Bank Plc verließ die Gruppe mit sofortiger Wirkung. Wenn also der Refinanzierungsbedarf zu diesem Zeitpunkt noch gesichert war, warum denn diese Rücktritte? Sind diese möglicherweise auf die Prüfberichte der BaFin zurückzuführen, die zwischen März und August 2008 beim Bundesfinanzministerium eingegangen sind und von deren Erscheinen der Finanzminister Steinbrück nichts gewusst haben will?

Bedenklich stimmt auch, dass just ein Monat (11.04.2008) nach Eingang des ersten negativen Prüfberichtes der Bafin auf den Cayman Islands die HRE Investment Holding L.P. von J. Christopher Flowers gegründet wurde, zum Zweck des Erwerbs von 24,9 % der Aktien. Da bereits die Staatsanwaltschaft überprüft, ob am 15. Januar 2008 Insidergeschäfte stattgefunden haben, würde es nicht verwundern, wenn Flowers nur abwartet, ob die bisher eingegangenen Sammelklagen vor Gericht gewinnen, damit er weniger Rechtsstreitkosten bezahlen muss, und so einen erheblicheren Profit aus der Sache schlagen könnte (J.C. Flowers & Co. LLC berät eine Investorengruppe, die sich vor allem aus Pensionsfonds, Stiftungen, Staatsfonds und Finanzinstitutionen zusammensetzt, darunter auch zahlreiche deutsche Investoren. Diese Investorengruppe hält aktuell 17 % an der HRE. Ferner werden davon unabhängig 6,7 % an der HRE von Fonds gehalten, die von Grove International Partners LLP beraten werden).

In diesem Kontext ist darauf hinzuweisen, dass am 13. Januar 2009 eine Sammelklage am Münchner Gericht über insgesamt 5 Mio. Euro eingegangen ist, weil die HRE Group noch 2007 beteuert hatte, nicht in der Finanzkrise zu stecken und am 15. Januar 2008 die Abschreibung der CDO´s einräumen musste. Mit dieser Warnung wurde der Kursverfall der Aktie eingeläutet. Jeder Aktionär, der zwischen 02. August 2007 und 28. September 2008 Aktien der HRE Group gekauft hatte, kann bis einschließlich 28. September 2009 eine Klage einreichen, da bis zu dem Zeitpunkt die Verjährungsfrist, aufgrund der Tatsache, dass am 29. September 2008 die HRE Group die existenzielle Liquiditätskrise bei der DEPFA einräumen musste, noch gilt, und so Schadensersatzansprüche nach dem Wertpapierhandelsgesetz gegen die HRE Group geltend machen.

Laut diversen Zeitungsberichten prüft die Münchner Staatsanwaltschaft seit Februar 2008 auch den Verdacht auf verbotene Insider-Geschäfte. Denn vor der Gewinnwarnung am 15. Januar 2008 sollen hochrangige HRE-Manager im großen Stil Aktien verkauft haben. Damals hatte die Aktie der HRE innerhalb weniger Stunden ein Drittel an Wert verloren, nachdem das Institut völlig überraschend dreistellige Millionenabschreibungen angekündigt hatte. Der Konzern habe bis dahin jede nennenswerte Betroffenheit von der Finanzmarktkrise dementiert und stattdessen betont, gestärkt aus den aktuellen Verwerfungen des Finanzmarktes hervorzugehen. Parallel zu der Überprüfung wegen Insiderhandels untersucht die Anklagebehörde auch, ob die Führung des Konzerns die Lage auch später bewusst unrichtig dargestellt und ihre Vermögensbetreuungspflicht verletzt hat.

Bislang hat die HRE staatliche Garantien und Bürgschaften von über 100 Mrd. Euro erhalten. Bevor die Bundesbank der HRE weitere Liquiditätslinien zur Verfügung stellt, sollte die Bundesregierung auf eine größere Transparenz bei der HRE drängen, wenn die Bank infolge der Finanzkrise keine Mittel am Geld- und Kapitalmarkt aufnehmen kann. Auch sollte der Bund und die HRE darüber Auskunft geben, wie die geplante Zweckgesellschaft ausgestaltet werden soll, die als Besicherung für die Kreditlinien dienen soll und in der vor allem Staatskredite wie auch die Tochterbeteiligungen eingebracht werden. Ungeachtet dessen sollte der Bund unverzüglich darüber entscheiden, ob die HRE komplett verstaatlicht werden oder ob der Bund nur eine Kontrollmehrheit beanspruchen möchte.

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HRE-Pfandbrief-Rating droht Absturz

Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 12.Februar 2009

HRE in der Zwickmühle: Am Mittwoch stufte Moody�??s die Covered Bonds der irischen Depfa ACS Bank auf „Aa2�?? herab mit einem „Review for Possible Downgrade�??. Weiteres Ungemach droht der Hypo Real Estate, wenn man die Zwischentöne der Analysten richtig interpretiert. Zwar liegen die Hypothekenpfandbriefe der HRE derzeit noch bei „Aa3�??, die öffentlichen Pfandbriefe derselben und der Depfa Pfandbriefbank bei „Aaa�??. Um das Rating der beiden öffentlichen Pfandbriefe jedoch aufrecht zu erhalten,  hat die Agentur der Bankengruppe  ein nachhaltiges Bußopfer auferlegt. So soll die HRE die Überdeckung auf barwertige 8 % erhöhen und bei der Depfa Pfandbriefbank auf 10,5 %. Zum Ende des letzten Quartals lagen diese mit 7,1 % bzw. 9,6 % etwas darunter, heißt es.  Beide Bankentöchter hätten dreißig Tage Zeit dafür, ansonsten fährt das „Aaa�?? zur Hölle, heißt es.  Zusammengerechnet  müsste die einzuschießende Deckung zwischen 800 und 900 Mio. EUR liegen.

Die große Frage sei nun, ob eine Bank, die sich wie die Hypo Real Estate in einer Liquiditätskrise befinde, mit der vorhandenen Liquidität diese Deckung kaufen soll oder darf.  Immerhin wurde der SoFFin-Garantierahmen nochmals um 10 Mrd. Euro aufgestockt, was dafür spreche, dass die Bank beabsichtige, eine reine Pfandbriefbank  zu werden. Dazu müssten die Sicherheiten der Pfandbriefbesitzer aber gestärkt werden. Bei der derzeitigen Liquiditätssituation spreche aber wenig dafür, dass die HRE die SoFFIn-Hilfe für den Kauf öffentlicher Deckungswerte verwenden wird. Was wäre erreicht, wenn die HRE Refinanzierungsgarantien vom SoFFin erhält und die erhaltene   Liquidität in Deckungswerten,  z. B. staatsgarantierte Anleihen anlegt? Hier muss die Bank eine gute Balance zwischen den Interessen der Pfandbriefgläubiger und unbesicherten Gläubiger finden. Auch der neue Ratingansatz von S&P werde wohl dazu  führen, dass die „BBB�??-geratete Bankengruppe zukünftig Covered Bond Ratings zwischen „AA�?? und „A+�?? in Kauf nehmen müsse. Damit sei ein einheitliches „Triple-A�??-Rating ohnehin nicht mehr erzielbar. Vielleicht sei es im Sinne aller Gläubiger daher besser, auf den Deckungseinschuss zu verzichten.

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Neues Kommunales Finanzmanagement und Rechungswesen

Von Dr. Oliver Everling | 10.Februar 2009

Die Bundesrepublik Deutschland nutzt bis dato für sein Haushalts- und Rechnungswesen die so genannte Kameralistik. Da bei diesem System lediglich die Einnahmen und Ausgaben betrachtet werden, nicht aber die Erträge und Aufwendungen, wird Misswirtschaft dadurch kaum deutlich. Auf der Basis von Prognosen werden Planrechnungen erstellt. Soll- und Ist-Daten werden darin verglichen. Mittels dieser Rechnungen wird der Haushaltsplan des Bundes aufgestellt. Der heutige Bundeshaushalt umfasst rund 5.500 Ausgabetitel, wobei die 4.000 kleinsten Titel nur etwa 3,7 Prozent des Haushaltsvolumens ausmachen. Sie sind also haushaltspolitisch nicht relevant. Was politisch oder fachlich mit den Mitteln erreicht werden soll, bleibt unklar.

Die Kameralistik hat also Schwächen: Der Verbrauch wichtiger Ressourcen wird nur unvollständig erfasst. So verlieren beispielsweise Straßen durch Abnutzung jährlich an Wert. Ebenso wenig wie die Abnutzung von Sachvermögen werden die enormen Pensionslasten eingerechnet. Auf diese Weise gibt es keine zuverlässigen Daten über das Vermögen bzw. die Verschuldung des Bundes. Die jährliche Aufstellung des Haushaltsplans ist ein langwieriges und oft unergiebiges Verhandlungsverfahren von der Arbeits- bis zur Chefebene. Dieser „Bottom-Up-Ansatz“ macht es schwierig, haushaltspolitische Ziele zu verfolgen. Mit einer „Top-Down-Planung“ dagegen lassen sich vereinbarte Ziele vorab definieren und exakt und effektiv ansteuern.

Die Doppik überträgt sozusagen das kaufmännische Rechnungswesen der Privatwirtschaft auf die öffentlichen Haushalte. Sie umfasst die Ergebnis-, Vermögens- und Finanzrechnung. Statt der Ausgaben und Einnahmen stehen Aufwand und Ertrag im Mittelpunkt. In aller Regel wird auch eine Kosten- und Leistungsrechnung implementiert. Auf Basis der doppischen Daten wird üblicherweise ein Produkthaushalt aufgestellt, aber auch ein Titelhaushalt ist grundsätzlich weiterhin möglich. Um das Nettovermögen zu errechnen, werden alle öffentlichen Vermögenswerte wie etwa Gebäude, Brücken, Straßen, Wege und Plätze, Beteiligungen an öffentlichen Unternehmen etc. erfasst und bewertet. Gleichzeitig werden die Schulden und langfristigen Verbindlichkeiten, etwa für Pensionsrückstellungen für Beschäftigte und andere Sonderposten erfasst.

Das Bundesministerium für Finanzen sperrt sich jedoch gegen mehr Transparenz. Am 1. Oktober 2006 war die „Projektgruppe Modernisierung des Haushalts- und Rechnungswesens“ (MHR) ins Leben gerufen worden. Zwar sei eine Ressourcen- und Ergebnisorientierung durchaus wünschenswert. Aber der komplette Wechsel vom kameralen auf ein doppisches System würde große technische, organisatorische und finanzielle Risiken mit sich bringen, so das Fazit. Zudem weise der Bundeshaushalt eine stark von Transfer- und Zinsausgaben geprägte Struktur auf, bei der eine Umstellung von einem kameralen auf ein doppisches Rechnungswesen deutlich geringere positive Effekte bewirkt als etwa bei Landes- oder Kommunalhaushalten. Wichtig ist für den Bundeshaushalt im Übrigen nach wie vor die Steuerung der Nettokreditaufnahme und daher die unmittelbare Steuerung der Zahlungsströme. Deshalb soll auf Bundesebene das kamerale System in seinen Grundzügen erhalten und gleichzeitig um die Reform-Komponenten zur Ressourcenverbrauchserfassung und zur Ergebnisorientierung erweitert werden. Bei diesem Modell spricht man von der „Modernen (erweiterten) Kameralistik“. Derzeit wird an einem Feinkonzept gearbeitet.

Die meisten Kommunen stellen unterdessen bereits auf das neue Haushalts- und Rechnungswesen um. Gerade zur rechten Zeit erscheint daher das Buch von Prof. Dr. Falko Schuster von der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen mit Basiswissen zu NKF und NKR: „Neues Kommunales Finanzmanagement und Rechnungswesen“ im Oldenbourg Wissenschaftsverlag (ISBN 978-3-486-58437-0, www.oldenbourg.de).

Das Buch vermittelt die für das Verständnis des NKF notwendigen Grundbegriffe, stellt den neuen Haushaltsausgleich, das Drei-Komponenten-System als Basis des NKF sowie die Systembestandteile vor. Die NKF-Planungs-, Buchungs- und Abschlussebenen werden ebenso eingängig wie prägnant dargestellt wie spezielle NKF-Themen, wie beispielsweise die NKF-Eröffnungsbilanz, die Liquiditätssteuerung oder Budgetierung im NKF.

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