Gründerkrach der Globalwirtschaft
Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2009
Barbara A. Knoflach, Vorstandsvorsitzende, SEB Asset Management AG, Frankfurt, hebt die Bedeutung der Vertriebsstruktur eines Fonds für den Risikogehalt eines Fonds hervor. Knoflach diskutierte auf dem 19. IIR Jahresauftaktkongress der Immobilienwirtschaft, der CIMMIT 2009, mit Dr. Frank Pörschke, Sprecher des Vorstands, Eurohypo AG, Eschborn, Stephan Rind, CEO, Colonia Real Estate AG, Köln, und Dr. Holger Schmieding, Chefvolskwirt Europa, Bank of America, London. Die Vertriebsstruktur ist maßgeblich dafür verantwortlich, ob ein Fonds geschlossen werden müsse oder nicht.
Knoflach will von einem Vertrauensbruch nichts wissen, denn das Produkt des offenen Immobilienfonds sei stabil. Moderatorin Anja Kohl von der ARD spricht das Wesen des Offenen Fonds an, nämlich offen zu sein. Es sei kein Produkt-, sondern ein Liquiditätsthema, so Knoflach. Der Fonds könne nicht eine doppelte Rendite wie ein Sparbuch bieten bei gleicher Liquidität. Es gebe viele Anleger, die diese Stabilität schätzen, und lieber drei oder vier Monate auf ihr Geld warten würden, als Verluste wie bei Aktien hinzunehmen.
Die Beteiligungsverhältnisse bei der Eurohypo AG seien unverändert, sagt Pörschke auf die Frage, ob nun mehr staatlicher Einfluss auf die Geschäftspolitik seiner Bank zu spüren sei. Die Marktchancen seien heute deutlich besser, da das Produkt „Kapital“ knapper geworden sei und künftig teurer bezahlt werden müsse. Geld sei keine „commodity“, keine billige Massenware mehr. Bei der Vergabe von Krediten würden deutlich höhere Anforderungen gestellt. Um die Kredite noch ein Stück robuster zu machen, würden die Kriterien angepasst. Die Strukturierung von Krediten würde noch konservativer angegangen als bisher.
Die Situation an den Refinanzierungsmärkten erlaube zurzeit kein anderes Vorgehen. So müssten die staatlichen Hilfen in Relation zum Kreditbuch der Bank gesehen werden. Pörschke hebt die Rolle des Pfandbriefs hervor, dessen hervorragendes Rating auch weiterhin eine günstige Refinanzierung sichere.
Stephan Rind von der Colonia Real Estate AG spricht vom Personalabbau, der rund ein Viertel der Belegschaft erfasst habe. Wichtig sei, das Einnahmen zu stabilisieren. Da sich Wohnimmobilien moderat entwickelt hatten, sei hier der Korrekturbedarf relativ gering. Die Finanzierungsseite müsse durch Deleveraging geprägt sein. Man dürfe keine langfristigen Refinanzierungsthemen offen haben. Die Refinanzierung war schon letztes Jahr „nicht ganz einfach“, räumt Rind ein, und für 2009 werde es nicht leichter.
Schmieding bestätigt, dass eine fundamentale Neubewertung stattfinde. Schmieding sieht eine Parallele der heutigen Situation mit dem „Gründerkrach“ 1873. Dieser Börsenkrach gilt als Ende der Gründerzeit, und die nachfolgende Depressionsphase ist als Gründerkrise bezeichnet worden. Voraus gegangen war eine Überhitzung der Konjunktur, die in Deutschland vor allem durch den gewonnenen Krieg gegen Frankreich 1870/71, die daraus erworbenen Reparationszahlungen Frankreichs und die Reichsgründung begünstigt worden war.
Nach der Korrektur habe es aber eine ansehnliche Wachstumsphase gegeben, so Schmieding. Er sieht parallel dazu heute den Versuch des Weltmarktes, „mit der Globalisierung fertig zu werden“. Wie reagieren die Arbeitsmärkte und die Zentralbanken? Die Hälfte der Menschheit wird reicher. Die Chinesen seien als billige Arbeitskräfte, als Sparer und als Nachfrager von Maschinen erlebt worden, nicht aber als Konsumenten. „Wir haben eine Chance, nach der Krise relativ gute Wachstumsaussichten zu haben.“
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Erholungsbremse „Protektionismus“
Von Dr. Oliver Everling | 2.Februar 2009
„Die Frage nach Werten stellt sich neu“, führt Anja Kohl, Börsenmoderatorin der ARD („Börse im Ersten“) in den 19. IIR Jahresauftaktkongress der Immobilienwirtschaft ein, der CIMMIT 2009. „Dabei spreche ich nicht von den ethischen Werten, sondern auch die Frage nach den materiellen Werten stellt sich neu“.
Holger Schmieding, Chief Economist Europe der Bank of America, braucht sich um die Lesbarkeit seiner Charts der Großveranstaltung nicht zu sorgen: Alle Indikatoren weisen nach unten, so dass die Schreckenslinien noch in der Reihe des großen Saals im Hilton Hotels deutlich zu erkennen sind. Ob schon 2009 der Aufschwung kommt, beantwortet Schmieding selbstkritisch mit dem für Volkswirte bekannten „Jein“.
Von August 2007 bis August 2008 sah es zunächst so aus, dass die Kreditkrise ohne einen wirklichen Zusammenbruch zu überstehen sei. Im September kamen nun eine Reihe weiterer Faktoren hinzu. Im März/April hatten die Märkte geglaubt, dass die Zentralbanken die Zinsen senken würden. Stattdessen gingen die Zinserwartungen um einen vollen Prozentpunkt nach oben, so dass die Banken in ihrem Normalgeschäft schwer Geld verdienen konnten – es fehlten die Transformationsbeiträge von „aus Kurz mach Lang“.
Bis August 2008 war man der Überzeugung, dass eine weiche Landung möglich sein würde. Im September wurde klar, dass der Weltwirtschaft die „harte Landung“ nicht erspart bleiben werde. „Der Wirkungskanal der Geldpolitik ist verstopft“, formuliert Schmieding. Er habe nun lange suchen müssen, um die Faktoren zu identifizieren, aus denen wieder ein Aufschwung hervorgehen könnte.
Zunächst befasst sich Schmieding weiter mit den Indikatoren: Deutlich zeichnen sich die Spuren der Subprime-Krise in der Zinsentwicklung ab. Bei den Hypothekenzinsen gebe es aber inzwischen wieder eine deutliche Entlastung. Zusätzliche Liquidität der Zentralbank werde nun auch erkennbar. Langsam öffne sich wieder der Wirkungskanal der Geldpolitik. Hilfreich sei auch die Entwicklung des Ölpreises.
Nach 1929 gab es eine Welle des Protektionismus, der die wichtigste Quelle des Wohlstands, die Weltwirtschaft, zum versiegen brachte. Viele Sektoren seien auf die eigene, nationale Volkswirtschaft konzentriert. Unternehmen, die Hilfe in Anspruch nehmen wollen, müssen sich vor nationalen Politikern rechtfertigen. Auch im Finanzgewerbe sei die Kreditvergabe im Inland weniger stark beeinträchtigt als international.
Die deutsche Wirtschaft werde „stärker einkrachen als die amerikanische“, sagt der Chefvolkswirt Europa der Bank of America. Die deutsche Wirtschaft sei stärker von offenen Weltmärkten abhängig als andere. Daher sei der Punkt, ob es einen neuen Protektionismus geben werde, sorgfältig zu beobachten.
In den USA und Großbritannien seien sowohl die Quote der Konsumentenkrediten als auch der Hypothekenfinanzierungen wesentlich höher. Dem müsse aber die höhere Verschuldung kontinentaleuropäischer Unternehmen gegenüberzustellen. Der Investitionsabschwung der Unternehmen werde daher mindestens so hoch sein wie in den USA. Obwohl deutsche Unternehmen relativ gut aufgestellt seien, wäre die Abhängigkeit von Exporten bzw. Auslandsnachfrage unübersehbar.
Schmieding legt seine Eurozone-Checkliste für den Aufschwung offen: Geldpolitik, geldpolitische Rahmenbedingungen, ZEW Indikator der Investorenerwartungen, Ifo Geschäftsklima, industrielle Aufträge und PMI Indices. Die Signale der Gelpolitik seien bereits gesichtet. Wann die anderen Indikatoren abgehakt werden können, sei die große Frage.
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Steinbrücks Staatskapitalismus bei HRE
Von Karl-Heinz Goedeckemeyer | 29.Januar 2009
Der Kapitalbedarf der Hypo Real Estate (HRE) wird immer dramatischer. Trotz der erheblichen Stützungsmaßnahmen des Staates, immerhin hat der Immobilienfinanzierer bis dato Garantien von 92 Mrd. Euro erhalten, wird weiteres Kapital in Milliardenhöhe benötigt. Um diesen Finanzierungsalptraum nun endlich zu beenden, soll der Lenkungsausschuss des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) am Freitag die Voraussetzungen für eine Mehrheitsübernahme der HRE durch den Staat prüfen.
Nach Informationen aus Finanzkreisen werde nach Wegen gesucht, wie der Bund am besten die Mehrheit bekommen und sich dadurch Gestaltungsmöglichkeiten für eine grundlegende Sanierung des Unternehmens sichern lassen kann. Gleichzeitig werde darüber nachgedacht, Wege zu finden, um die krisengeschüttelte Tochter Depfa vom Kerngeschäft der HRE abzuspalten. Allerdings begrenzt das Finanzmarktstabilisierungsgesetz direkte Staatsbeteiligung ohne Zustimmung der Altaktionäre bisher auf 33 Prozent. Da eine ordentliche Hauptversammlung als zu kompliziert und langwierig erscheint werde auch in Betracht gezogen, die Altaktionäre, wozu auch der US-Finanzinvestor J.C. Flowers mit einem Anteil von knapp 25 Prozent gehört, zu enteignen. Wie das Handelsblatt (Dienstagausgabe) berichtete seien sich Union und SPD einig, dass der Bund eine Beherrschungsmehrheit von 50 Prozent plus einer Aktie übernehmen solle. Falls der Soffin am Freitag sich für eine Mehrheitsbeteiligung des Staates entscheidet, könnte das Kabinett nächste Woche die Gesetzesänderungen beschließen. Wenn dann noch der Bundestag dieser Gesetzesänderung zustimmt, ist es auch rechtlich möglich, dass der Bund der HRE das notwendige Kapital überweist. Da davon auszugehen ist, dass der Sofin den Weg für eine Kapitalspritze freimacht, greift der Bund einer maroden Bank mit fast 100 Mrd. Euro unter die Arme, die an der Börse mit rund 350 Mio. Euro bewertet wird.
Allerdings bleibt abzuwarten, ob der Bund daraus die Konsequenzen zieht und Entscheidungen vorbereitet wie der Finanzsektor verkleinert werden kann, damit Pleitebanken wie HRE frühzeitig vom Markt verschwinden und nicht endlos auf dem Rücken der Steuerzahler gestützt werden. Auch mit Blick auf die Nachbarländer drängt sich der Eindruck auf, dass seit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers weltweit keine Bank mehr in die Insolvenz fallen darf, weil dies die Finanzmärkte und damit einhergehend auch den gesamten Bankensektor erschüttern würde. Wenn das jedoch der Fall ist, dann können Bankmanager auch künftig weiterhin ein großes Rad drehen, in der Gewissheit, dass der Staat schon für das Missmanagement der Banker gerade stehen wird. Höhere Eigenkapitalquoten, eine stärkere Haftung und eine Aufsicht, die den gestiegenen Anforderungen gewachsen der komplexer werdenden Finanzmärkte ist, sind somit unabdingbar, um weitere Krisen im Finanzsektor zu vermeiden.
Doch mit Blick auf das schlechte Krisenmanagement von Finanzminister Peer Steinbrück im Fall der HRE sei vor allzu großem Optimismus, nicht zuletzt was das Zusammenspiel von Aufsicht und Bundesregierung angeht, gewarnt. Um diesen Fall jedoch richtig zu verstehen, lohnt ein Blick auf den 29. September 2008, der Tag, an dem die Krise mit voller Wucht ausbrach.
Der Auslöser der Krise waren nicht toxischen Wertpapiere, sondern die bei der Tochter Depfa aufgetauchten Refinanzierungsschwierigkeiten. Minister Steinbrück will damals keine Ahnung von den Schwierigkeiten bei der irischen DEPFA gehabt haben. Der Presse erklärt er: „Wenn eine Bank wie die Depfa in Irland in Schwierigkeiten gerät und ihre deutsche Mutter HRE in sehr ernste Schwierigkeiten bringt, kann die deutsche Bankenaufsichsicht eingreifen.�??
Laut Recherchen des Magazins „Report München�?? in dieser Woche sollen im Deutschen Bundestag Dokumente lagern, die das Gegenteil dessen beweisen, was der Finanzminister behauptet. Gemäß einen dem Magazin zugespielten brisanten Papier, das auf ein Bericht der deutschen Finanzaufsicht BaFin über die Prüfung irischen Depfa beruht, ist darin von einer als kritisch anzusehenden Refinanzierung die Rede, die für die Liquidität der Depfa Bank schwerwiegende Folgen haben kann. Offensichtlich hat die Aufsicht die Brisanz der Depfa-Krise völlig unterschätzt.
Schon am 27. Februar 2008 soll nach Recherchen von „Report�?? eine Gruppe Bundesbanker der Außenstelle München im Auftrag der deutschen Bankenaufsicht für zwei Wochen nach Dublin gereist sein. Infolge dessen hätte die Warnung über Liquiditätsengpässe auch beim Finanzministerium in Berlin an kommen müssen. Für den Obmann der FDP-Bundestagsfraktion im Finanzausschuss Volker Wissing ist das ein Riesenskandal: „Ich habe auch damals immer zu ihm gesagt, Herr Steinbrück, warum hat die BAFIN denn nicht versucht mit irischen Behörden Kontakt aufzunehmen, um doch eine Prüfung zu ermöglichen und er hat das als abwegig bezeichnet. Und genau das hat stattgefunden, d.. h. es war eine totale Desinformation des Bundesfinanzministers.“ Steinbrück korrigierte sich später mit dem Hinweis, dass der Prüfbericht beim Ministerium eingegangen sei, gelesen habe er ihn aber nicht, stattdessen hätte die Fachabteilung diesen Bericht „abgelegt�??.
Wissing entgegnet dem, dass er die Aussage für unglaubwürdig hält „weil sich ein Land, wie die BRD so etwas wirklich nicht erlauben kann. Wissing weiter: ich halte das für absurd, dass man erst die Deutsche Bundesbank nach Irland schickt, die Depfa zu prüfen, dann dort große systemische Risiken feststellt, dieses dann dem Bundesfinanzminister mitteilt, und das dann angeblich abgeheftet wird. Selbst, wenn es so wäre, was ich für absolut unglaubwürdig halte, wäre das ein Skandal Sondergleichen, denn die Auswirkungen, und das ist doch das Ernste an der Sache, sind doch dramatisch für unser Volk.“
Weitere Recherchen des Magazins haben ergeben schlummern im Münchner Handelsregister Belege für die Verschleierung der Krise. Diese Unterlagen gehen bis auf das Gründungsjahr der HRE im Jahr 2003 zurück. Damals wurde das Immobiliengeschäft der Hypo Vereinsbank abgespalten und auf eine neue Bank übertragen, die Geburtsstunde der HRE. Man beachte dabei das Datum: Der 29.09.2003. Fast auf den Tag genau fünf Jahre später informierte Minister Steinbrück die Öffentlichkeit von der Krise bei der HRE. Ein Blick ins Umwandlungsgesetz genügt um festzustellen, dass für Schadenersatzansprüche eine Verjährungsfrist von fünf Jahren gilt.
Am Tag der Bekanntmachung der Krise war die Frist genau einen Tag abgelaufen. Steinbrück war zumindest was die Verjährungsfrist offensichtlich im Bilde, sonst hätte der schon einige Tage früher das Problem offen legen können. Stellungnahmen des BMF wurden „mit Hinweis auf das laufende Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München�?? abgelehnt.
Es hat Zeit, dass der Steuerzahler endlich die Wahrheit über den Krisenverlauf der HRE erfährt. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Wissing hat recht, wenn er verlangt, dass der Bundesfinanzminister endlich die Fakten auf den Tisch legen muss. Es könne so Wissing nicht hingehen, dass Milliarden Steuergelder eingesetzt werden, und wichtige Informationen hinter verschlossenen Türen verwahrt werden. „Wir werden auch alle parlamentarischen Möglichkeiten nutzen, um diese Informationen zu bekommen.“
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Markt für Einzelhandelsimmobilie in Mainz
Von Dr. Oliver Everling | 29.Januar 2009
Die DEGI, Teil von Aberdeen Property Investors, hat aus dem Bestand ihres Offenen Immobilienfonds DEGI EUROPA eine Einzelhandelsimmobilie in Mainz, Am Brand, an die Aachener Grundvermögen Kapitalanlage GmbH, Köln, verkauft. Die Immobilie war 1973 als Quelle-Haus von der DEGI erworben worden und wurde in den Jahren 2005 bis 2007 als Projektentwicklung im Bestand umfassend modernisiert. Das Objekt ist vollständig vermietet, Mieter sind unter anderem Saturn, Zara und Esprit.
Durch den Verkauf platziert die DEGI trotz des schwierigen Marktumfeldes entsprechend ihrer mit der Neupositionierung verabschiedeten Strategie erfolgreich diese Immobilie im Markt. Für den Käufer ist die Akquisition eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Portfolio. So hatte die Aachener Grundvermögen Mitte vergangenen Jahres die Mehrheit der Einzelhandelsfläche im Dom-Rathaus-Zentrum Mainz erworben. Der Kaufpreis für das Gebäude Am Brand, in 1a-Innenstadtlage der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, entspricht dem Verkehrswert.
Wie Bärbel Schomberg, Vorsitzende der DEGI-Geschäftsführung, erklärte, sei die Veräußerung zum Verkehrswert ein Beleg für die hohe Qualität und marktgerechte Bewertung der Immobilien. „Im Fondsmanagement nutzen wir alle Instrumente zur Optimierung der Ergebnisse, insbesondere auch aktives Portfoliomanagement“, so Schomberg weiter.
Oliver Everling, Olaf Jahn und Elisabeth Kammermeier (Herausgeber): Rating von Einzelhandelsimmobilien, Qualität, Potenziale und Risiken sicher bewerten, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden, http://www.gabler-verlag.de, gebundene Ausgabe, 1. Auflage 2009, 580 Seiten, ISBN 978-3-8349-0912-1.
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Obama macht US-Anleihen attraktiver
Von Dr. Oliver Everling | 28.Januar 2009
„Wenn Präsident Obama ernst macht mit seinen Ankündigungen, dann werden Anleihen der USA auch für nachhaltig orientierte Investoren zunehmend interessant“, resümiert Oliver Rüdel, Research Director bei der Nachhaltigkeitsrating-Agentur oekom research, die Ergebnisse des aktuellen Länderrankings. Derzeit landen die USA weit abgeschlagen auf Platz 40 von insgesamt 50 analysierten Staaten. Als Vorreiter schnitten wie in den Jahren zuvor Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark ab.
Die USA sind weltweit einer der größten Bondemittenten. Dennoch haben institutionelle Investoren Bauchschmerzen bei einer Entscheidung für US-Staatsanleihen – vor allem dann, wenn sie bei der Auswahl ihrer Wertpapiere auf ökologische und soziale Kriterien Rücksicht nehmen möchten: Menschenrechtsverletzungen wie Folter, die Todesstrafe, hohe Ausgaben für Militär und die Ablehnung internationaler Klimaschutzabkommen machen die Wertpapiere für nachhaltig orientierte Investoren unattraktiv. Das könnte sich in absehbarer Zeit ändern. Der frisch vereidigte US-Präsident hat zahlreiche Maßnahmen versprochen, die im Falle der Umsetzung unmittelbaren Einfluss auf die Bewertung der US-Staatsanleihen im oekom Country Rating hätten. „Damit könnten die USA in unserem Nachhaltigkeitsranking einige Plätze gut machen“, so Rüdel. Seine Empfehlungsliste für eine deutlich bessere Plazierung deckt sich weitgehend mit Obamas angekündigtem Maßnahmenpaket: Schließung des Gefangenenlagers Guantánamo, Abschaffung der Folter, Rückzug aus dem Irak, Ratifizierung des Kyoto-Protokolls, Ausbau der erneuerbaren Energiequellen und Investitionen in die Infrastruktur.
Derzeit rangieren die USA im Ranking vier Plätze vor Russland (44), zwischen Mexiko (39) und der Türkei (41). Bei aller Zuversicht zeigt sich Rüdel jedoch skeptisch, dass die Vereinigten Staaten das Nachhaltigkeits-Niveau von Europa noch während der Amstzeit von Barack Obama erreichen werden (s. Tabelle im Anhang). Dennoch: „Obama kann heute wirksame Hebel in Bewegung setzten, die die Weichen hin zu einer zukunftsfähigen Entwicklung in den USA stellen.“
Das Länderrating von oekom research umfasst die OECD-Mitglieder sowie die wichtigsten Schwellenländer. Es dient in erster Linie Investoren und Finanzdienstleistern als Entscheidungsgrundlage für nachhaltige Kapitalanlagen. Die Rating-Agentur oekom research führt die Untersuchung seit 2001 jährlich durch und beleuchtet dabei 150 ökologische und soziale Analysekriterien.
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Feri Family Trust für UHNWIs
Von Dr. Oliver Everling | 27.Januar 2009
Nach der Umbenennung der Feri Rating & Research AG in Feri EuroRating Services AG gibt es wieder eine Umfirmierung aus dem zur MLP-Konzern gehörigen Gruppe zu melden. Die Feri Wealth Management GmbH firmiert seit Anfang des Jahres unter dem Namen Feri Family Trust. Mit dieser Umbenennung will das Unternehmen sein Profil als Berater großer Familienvermögen schärfen und die klare Fokussierung auf das Kundensegment ultra high net worth individuals (UHNWI) auch im Namen zum Ausdruck bringen. „Mit dem neuen Namen wird die Ausrichtung unserer Tätigkeit treffender beschrieben. Denn diese umfasst sowohl das klassische Wealth Management als auch Family Office Dienstleistungen“, sagt Michael Stammler, geschäftsführender Partner bei der Feri Family Trust. Zudem ist der Begriff Wealth Management nach Meinung der Feri mittlerweile stark verwässert.
Die Feri Family Trust GmbH hat zudem zum Ende des vergangenen Jahres ihre operative Führungsmannschaft erweitert und die langjährigen Mitarbeiter und Partner Thomas Hafner, Marcel Renné und Riklef von Schüssler zu Geschäftsführern ernannt. Alle drei werden weiterhin in der Mandantenbetreuung tätig sein. Hafner wird darüber hinaus künftig die Aktivitäten der Feri in der Schweiz verantworten, Renné die operative Leistungserbringung und von Schüssler die Mandantenbetreuung. Nachdem Frank Straatmann bereits 2007 zum Geschäftsführer ernannt wurde, ist die Erweiterung der operativen Geschäftsführung der Feri Family Trust damit abgeschlossen. Die strategische Ausrichtung des Unternehmens wird weiterhin von Michael Stammler verantwortet.
„Eine Erweiterung der Geschäftsführung war notwendig, um auch langfristig die Herausforderungen und die zunehmende Komplexität in den Bereichen Wealth Management und Family Office erfolgreich meistern zu können“, so Stammler. Feri hat sich in den vergangenen 20 Jahren mit einem langfristig stabilen und konsequent gelebten Geschäftsmodell im Markt etabliert. Ausschlaggebend für den bisherigen Erfolg der Feri Family Trust sind ihre Alleinstellungsmerkmale: die Unabhängigkeit von Banken und Produktgebern, das Research-basierte Arbeiten und die fundierte Erfahrung im Umgang mit sehr großen komplexen Vermögen.
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Sündengeiß bei US-Agentur S&P�??s
Von Dr. Oliver Everling | 27.Januar 2009
Die britische Zeitung „Guardian“ hat eine Liste von 25 prominenten Persönlichkeiten publiziert, die nach Meinung des Mediums ein ordentliches Maß an Schuld an der Entstehung und Entwicklung der aktuellen Finanzkrise trifft. Unter der Überschrift „Sündenböcke: 25 Schuldige an der Finanzkrise“ berichtet ein Online-Magazin für Investmentfondsberater (http://www.fondsprofessionell.at/) aus dem angelsächsischen Blatt („Twenty-five people at the heart of the meltdown …“, http://www.guardian.co.uk/business/2009/jan/26/road-ruin-recession-individuals-economy).
Nicht ganz überraschend wird unter den 25 Sündenböcken auch ein prominenter Vertreter einer Ratingagentur nominiert. Allerdings muss es hier „Sündengeiß“ heißen – denn es handelt sich um eine Frau, die sich nur relativ kurze Zeit an der Spitze der internationalen Ratingagentur hielt (2004 – 2007) und von Alliance Capital Management zu S&P’s gekommen war.
„Ein weiterer Sündenbock ist Kathleen Corbet, Ex-CEO von Standard & Poor’s,“ gibt FONDS professionell die Zeitung wieder, „da ihre Gesellschaft nicht vor den Risiken, die in MBS verpackt waren, warnte. Sie selbst ging im August 2007 von Bord, als die Kritik immer lauter wurde, und beeilte sich zu sagen, dass ihr Abgang bereits länger geplant gewesen wäre. Den Agenturen wurde neben Problemen bei den Bewertungsmodellen die Nähe zu den Firmen, deren CDO- und MBS-Produkte sie rateten, vorgeworfen.“
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Hofschranzenkapitalismus?
Von Dr. Oliver Everling | 27.Januar 2009
Commerzbank, Dresdner Bank, Schaeffler-Gruppe – Friedrich Kluge gibt in seinem Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Aufl.., bearbeitet von Elmar Seebold, de Gruyter, Berlin 2002, eine Deutung des seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlichen Begriffs „Hofschranze“ preis: Das Wort werde etymologisch hergeleitet aus dem mittelhochdeutschen Wort Schranz(e) „Riss, Schlitz“, auch „geschlitztes Gewand“, das dann metonymisch auf den Träger solcher seit dem Spätmittelalter als Requisit höfischer oder patrizischer Prachtentfaltung üblichen Gewänder übertragen und im Neuhochdeutschen als Kompositum „Hofschranze“ beibehalten worden sei.
Ob die abwertende Bezeichnung „Hofschranze“ für einen Höfling am Hof eines Fürsten auch auf heutige Manager passt, ist fraglich. Er impliziert negative Charakterzüge und Verhaltensweisen wie Gefallsucht, Schmeichelei und Heuchelei. Sicher ist aber, dass das Wort im heutigen Sprachgebrauch auch für Personen im nicht-höfischen Umfeld einer hochgestellten oder einflussreichen Persönlichkeit gebraucht wird.
Unter Kapitalismus wird eine Wirtschaftsordnung verstanden, die auf Privateigentum und Marktwirtschaft beruht. Um Hofschranzenkapitalismus handelt es sich dann, wenn sich der Ordnungsgedanken des Kapitalismus mit willkürlichen Eingriffen verbindet, die auf den Fähigkeiten „moderner“ Höflinge beruhen, sich in der Politik an maßgeblicher Stelle Gehör und Einfluss zu verschaffen – und letztlich durch die seit Jahrhunderten bekannten Charakterzüge und Verhaltensweisen die Gunst von Ministern und Ministerpräsidenten erschleichen. Die in der Beziehung der Kontiguität, das heißt der sprachlichen Nachbarschaft oder realen sachlichen Zusammengehörigkeit, liegende Metonymie im Wort „Hofschranzenkapitalismus“ sei daher erlaubt.
Für Ratinganalysten liegt im Hofschranzenkapitalismus ein ungeheure Herausforderung: Nicht wirtschaftliche Faktoren, sondern die Gunst von Politikern entscheidet darüber, welche Wirtschaftseinheiten in der Lage sein werden, ihren zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen stets vollständig und rechtzeitig nachzukommen. Akribische Analysen und detaillierte Auswertungen von Kennzahlen nutzen nichts, wenn ein charmantes Lächeln eine Staatsgarantie oder Bürgschaft bewirken kann. Wenn sinkende Eigenkapitalquoten, nachhaltige Verluste, überhöhte Kaufpreise durch Fehlspekulationen und Wertverfall keine Indikatoren für nahende Insolvenzen sind, stehen Ratings in der Gefahr, für Außenstehende ebenso unerklärlich zu erscheinen wie die Willkürakte der Politiker.
Wäre die Commerzbank schon im letzten Jahr ordnungsgemäß in die Insolvenz gegangen, nachdem sie sich mit der Übernahme der Dresdner Bank verhoben hatte, wäre es zur Schieflage bei der Schaeffler-Gruppe möglicherweise erst gar nicht gekommen: Das Missmanagement bei der Commerzbank wäre gestoppt worden, so dass es auch keine Kredithoffnungen für die Schaeffler-Spiele gegeben hätte. Längst wäre dann klar gewesen, dass Frau Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn nicht ohne weiteres mit Milliardenkrediten maroder Banken hätte rechnen können.
Ertrags- und wachstumsstarke Einheiten, die in der Commerzbank, in der Dresdner Bank wie auch in den Unternehmen der Schaeffler-Gruppe zu finden sind, werden durch die Spiele an den Unternehmensspitzen und die Willkürakte der Politik belastet. Ohne staatliche Garantien wären viele diese Einheiten einerseits attraktive Übernahmekandidaten für solide geführte Übernehmer, andererseits auch Kandidaten zum Beispiel für Management-Buyouts und damit Chancen für erfolgreiche Manager gewesen, in die Unternehmerrolle zu wechseln. Der Instrumentenkasten einer sozialen Marktwirtschaft umfasst weit mehr Sanierungs- und Restrukturierungsmöglichkeiten, als nur durch staatliche Garantien marode Herrschaftsstrukturen zu bewahren.
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Chancen für DVFA-Alumnis durch Netzwerk
Von Dr. Oliver Everling | 26.Januar 2009
Die DVFA – Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management – hat eine Alumni-Organisation gegründet. Mitglied in diesem Netzwerk sind Absolventinnen und Absolventen, Tutorinnen und Tutoren des CIIA/CEFA-Ausbildungsprogrammes. Der CIIA ist das internationale Flaggschiffprogramm der DVFA für Investment Professionals, der CEFA ist das europäische Vorläuferprogramm. In Deutschland wurden in den vergangenen 20 Jahren über 2.500 dieser beiden Berufsdiplome vergeben, in Europa über 15.000.
Mit dem neu gegründeten Alumninetzwerk setzt sich der Gedanke durch, dass neben der fachlichen Qualifikation das soziale Netzwerk wichtig für den beruflichen Erfolg ist (www.dvfa.de).
Zum Vorsitzenden der Alumni-Organisation wurde Olaf Liebeskind, Deutsche Bank AG, gewählt, zum stellvertretenden Vorsitzenden Andreas Deeng, HelabaTrust. „Die Alumni-Organisation passt hervorragend in unsere heutige Zeit. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass nach einer guten Qualifikation für den Erfolg in der Finanzwirtschaft ein entsprechendes Netzwerk gehört, um Kontakte und Verbindungen zu halten“, erklärt Dr. Peter König, Geschäftsführer der DVFA.
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Standards für nachhaltige Finanzmärkte
Von Dr. Oliver Everling | 24.Januar 2009
Im Buch „Standards für nachhaltige Finanzmärkte“ (ISBN 978-3-7255-5716-5, www.schulthess.com) versammelt Herausgeberin Brigitte Strebel-Ärni von der brigitte strebel gmbh (www.strebelconsulting.ch) namhafte Experten aus der Schweiz, um über die renovationsbedürftige Finanzarchitektur nachzudenken. Das Buch baut auf der Aufsatzsammlung vom Mai 2007 mit dem Titel „Internationale Finanzmärkte zwischen Effizienz und Sicherheit“, in der schon damals die Globalisierung und Rechtsetzung diskutiert wurden. Nun stehen die Wege aus der Krise im Vordergrund.
Das Buch von Brigitte Strebel-Ärni (Hrsg.) „Standards für nachhaltige Finanzmärkte“ gibt es unter ISBN 978-3-86556-223-4 jetzt auch im Bank-Verlag Medien Köln, 2008, Broschiert, 252 Seiten, für 69 Euro.
Wer aufgrund des Titels und des grünen Umschlags Standards in ethischer, ökologischer oder sozialer Hinsicht erwartet, ist fehl am Platze. Um Nachhaltigkeit, wie sie in den Standards der auf Nachhaltigkeitsratings spezialisierten Agenturen zum Ausdruck kommt, geht es in diesem Buch nicht, auch wenn das Wort „Ökologie“ immerhin einmal auf Seite 246 vorkommt, als Beispiele für Labels aufgezählt werden (ISO 14000 und folgende sowie humanitäre und soziale Standards wie SA 8000 8).
Prof. Dr. Heinz Zimmermann befasst sich mit Risiko und Repräsentation und schreibt über Krisen des Finanzsystems. „Dass die gegenwärtige Finanzkrise durch die Probleme des amerikanischen Immobilienmarktes oder strukturelle Mängel der Hypothekenverbriefung ausgelöst wurde, sollte nicht zum Anlass genommen werden, die Bemühungen zur Stabilisierung des Finanzsystems allzu eng auf die konkreten Faktoren auszurichten“, warnt Zimmermann und illustriert seine These an einem ebenso einprägsamen wie anschaulichen Beispiel des Risses einer gehäkelten Weste.
Zimmermann zeigt auf, wie der wissenschaftliche Experte von Consultants verdrängt wurde und damit dieses Wissen nicht mehr öffentlich-zugänglich und einem wissenschaftlichen Diskurs unterworfen wurde. Seine Überlegungen sind insbesondere auch deshalb von Bedeutung, da gerade die führenden Ratingagenturen für ihre Wissensanhäufung und Anwendung ihres Wissens in der Art einer „Black Box“ oftmals kritisiert wurden. Ratingagenturen aber in „guter Gesellschaft“ mit führenden Consulting-Unternehmen, die das gleiche tun.
Fehlentwicklungen gibt es aber auch in der Wissenschaft, legt Zimmermann offen: „Die Risikomodelle wurden im Laufe der Jahre immer größer, rigoroser, umfassender, widerspruchsfreier, in formaler Hinsicht schöner – ein Bewährungstest blieb aufgrund der phantastischen Entwicklung der Märkte weitgehend erspart. Schließlich führt der Publikationsdruck“, schreibt Zimmermann, „zu einer Flut technischer Einzelergebnisse, welche den Anschein eines riesigen, für die Zwecke des Risikomanagements geeigneten Wissens vermitteln.“ Der Beitrag von Zimmermann wie auch Artikel von anderen Autoren dieses Buches ist dick bepackt mit anregungsreichen Metaphern und Denkanstößen.
Der Aufsatz von Dr. Gianni de Nicolò dreht sich um die Auswirkungen der wirtschaftlichen Integration auf die Finanzstabilität und kommt zu dem Schluss, dass die gestiegene reale Synchronisierung und Fortschritte in der finanziellen Integration nicht zwangsläufig zu einer höheren Finanzstabilität geführt haben. Bundesrat Dr. Hans-Rudolf Merz befasst sich mit der Rolle der Finanzmarktpolitik als Transformer für Standard Setting.
Prof. Dr. Peter Nobel fragt, wieviel Regulierung und wieviel globale Standards im Spannungsfeld globaler Finanzmärkte versus nationaler Gesetzgebung und Aufsichtsbehörden erforderlich sind. „Die Ratingagenturen haben im Rahmen von Basel II eine noch wesentlichere Rolle zu spielen begonnen und die Aufsichtsbehörden wagten es nicht, hier eine klare Ordnung zu schaffen“, stellt Nobel die Fakten klar. „Einen außen stehenden Betrachter stimmt das verdächtig, denn die Interessenkonfliktsituation der Ratingagenturen war längst bekannt.“
Prof. Dr. Peter Leibfried setzt sich mit der Frage auseinander, inwieweit die Rechnungslegung zum Mitverursacher der Krise wurde. Prof. Dr. Dieter Pfaff und Dr. Manuela Möller führen das Thema weiter hinsichtlich der Fair-Value-Bewertung und Josef Willimann zeigt den Weg von der Buchhaltung zum Rechnungswesen auf.
Prof. Dr. Axel P. Lehmann fragt provokant: „Riskantes Risikomanagement!?“ Lehmann geht den Ansatzpunkten für ein zukunftgerichtetes Risikomanagement in der Versicherungswirtschaft nach. „Für die führenden Ratingagenturen ist zum Beispiel das Enterprise Risk Management ein wichtiger Faktor in der Bewertung von Versicherungsunternehmen. Insbesondere werden von Standard & Poor’s die Risikomanagement-Kultur, die Risiko-Kontrollprozesse, das Management von extremen Ereignissen, Risiko- und Kapitalmodelle sowie das strategische Risikomanagement als eigeständige Bewertungsdimension berücksichtigt.“ Vor diesem Hintergrund skizziert er den Ansatz bei der Zurich.
Prof. Dr. Peter Meier zeigt den Zwiespalt der Hedgefonds als Enfants Terrible oder Stabilisatoren der Finanzmärkte auf. PD Dr. Markus Will und Dr. Bettina Hoffmann fordern für gute Kommunikation „gute Standards“. Die Bedürfnisse der Investoren sprechen Dr. Doris Schönemann und Dr. Frederic J. Methlow hinsichtlich der Ansprüche institutioneller Investoren an die Nachhaltigkeit der Kapitalmärkte an, während Prof. Dr. Hans Geiger die Zusammenhänge von Vertrauen und Systemstabilität eruiert. Dr. Alfredo Gysi tritt für die Auslandsbanken als Stabilitätsfaktor des Finanzplatzes Schweiz ein.
Mit neuer Strategie zur Nachhaltigkeit: Marc Zahn sieht Stabilisierung durch Börsenfähigkeit von strukturierten Produkten, Roger Studer in grenzüberschreitenden Vereinbarungen einen Weg für mehr Transparenz und Verständlichkeit bei strukturierten Produkten und Jack Hertach sieht einen stabilisierenden Einfluss des Transaction Bankings auf das Finanzsystem. Abschließend formuliert Michael Jaeggi operationelle Standards als Instrument des Risikomanagements.
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