Woche der Regulierungsbefürworter

Von Dr. Oliver Everling | 17.November 2008

Der Zeitpunkt der Euro Finance Week in Frankfurt am Main konnte kaum günstiger sein, um aktuell in der Finanzkrise gewählte Maßnahmen zu diskutieren. Jörg Asmussen, Staatssekretär, Bundesministerium der Finanzen, Berlin, tritt für eine Überarbeitung von Basel II ein und schlägt dazu eine antizyklische Ausgestaltung der Eigenkapitalanforderungen vor. Asmussen will auch die Rolle der Ratingagenturen nach Basel II überdenken. Es müsse überprüft werden, ob eine zu große Abhängigkeit von den Ratings der Ratingagenturen entstanden sei. Asmussen unterstützt den von EU-Kommissar Charlie McCreey gewählten Weg, durch eine Verordnung für Ratingagenturen unmittelbar geltendes Recht in allen Mitgliedstaaten zu schaffen. Eine EU-Richtlinie dagegen würde erst eine Umsetzung in natoinales Recht erfordern.

Prof. Dr. Axel A. Weber, Präsident, Deutsche Bundesbank, Frankfurt a.M., warnt vor Schnellschüssen in der Regulierung des Finanzsektors. Gegenwärtig sei die Gefahr groß, dass eine Vielzahl von Maßnahmen eingeleitet werde, die über das notwendige Maß hinausgehen. Es werde immer wieder Regulierungsarbitrage und Regulierungslücken geben. Schlupflöcher, die sich im Laufe der Zeit zeigen, „müssen und werden wir schließen“, sagt Weber. Man könne aber nicht verhindern, dass Marktteilnehmer immer wieder Lücken finden würden. Weber warnt vor dem Regulierungsoptimismus: Wenn man einen Damm baue auf der Seite, auf der eine Flutwelle herkam, so komme die nächste nur von einer anderen Seite.

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“, führt Jochen Sanio , Präsident, Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn, zur Frage der Regulierung ein. Sanio sieht in den Ursachen der Krise nicht die Technik der Verbriefung an sich. Vielmehr seien minderwertige Vermögensgegenstände verbrieft worden, deren Risiken letztlich schlagend wurden. „Haben wir nicht langsam genug gescheiterte Selbstregulierungsansätze hinter uns?“ Wenn man das Vertrauen an den Finanzmärkten herstellen wollen, müsse man „Selbstregulierung pur“ zu den Akten legen. Man müssen auch die Hedgefonds und Off-shore-Zentren an den regulatorischen Kanthaken legen, betont Sanio.

Charlie McCreevy, Mitglied der Europäischen Kommission, Europäische Kommission, Brüssel, sieht nicht die Ratingagenturen als Verursacher der Kreditkrise. Dennoch seien auch Maßnahmen in Bezug auf die Ratingagenturen notwendig, denn ihre Funktionsweise trug zur Entwicklung der Krise bei. McCreevy wirbt daher für die Umsetzung der EU-Verordnung für Ratingagenturen.

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BdRA sieht Schritt zu mehr Verlässlichkeit von Ratings

Von Dr. Oliver Everling | 14.November 2008

Der Bundesverband der Ratinganalysten und Ratingadvisor (BdRA) begrüßt den Vorschlag der Europäischen Kommission, einen verlässlichen rechtlichen Rahmen für Ratingagenturen zu schaffen. Der Verband sieht darin geeignete Maßnahmen, die zur Bewältigung der Finanzkrise beitragen können, in dem wichtige Voraussetzungen geschaffen werden, um das Vertrauen des Marktes wiederherzustellen und den Anlegerschutz zu gewährleisten.

Seit Gründung des Vereins setzt sich der BdRA für die Einhaltung ethischer und fachlicher Mindestanforderungen durch Ratingagenturen und ihre Analysten sowie durch Ratingadvisor ein. Alle Mitglieder des Berufsverbands verpflichten sich schon im Rahmen ihrer Mitgliedschaft, seit 1999 gültige Grundsätze des Unternehmensratings anzuerkennen und einzuhalten. Diese stellen hohe qualitative Anforderungen an die Unabhängigkeit, Neutralität, Transparenz und Ordnungsmäßigkeit von Ratings.

Der Bundesverband hat sich stets für das Prinzip der Freiwilligkeit eingesetzt, sich den strengen Grundsätzen im Rating zu unterwerfen. In gleicher Überzeugung hat auch die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden, IOSCO, gehandelt, indem sie einen internationalen, freiwillig einzuhaltenden Verhaltenskodex aufgestellt hat. Diese Form der Regulierung führte aber im Ergebnis nicht dazu, dass die Ratingagenturen die Investoren über die tatsächlichen Risiken informierten. Dies ist insbesondere auf methodische Schwächen bei der Einschätzung künftiger Risiken zurück zu führen. Aus diesem Grund schreibt die Europäische Kommission den beteiligten Ratingagenturen Mitverantwortung für das Entstehen und das Ausmaß der Finanzkrise zu.

Die von den nationalen Regierungen erwartete und von der EU-Kommission angestrebte gesetzliche Regulierung von Ratingagenturen erscheint daher auch dem Bundesverband als unvermeidbare Konsequenz auf die offen gelegten Schwächen. Schließlich möchte und kann sich keine Regierung – und auch nicht die EU-Kommission – „Sorg- und Verantwortungslosigkeit“ vorwerfen lassen, wenn später einmal neue Probleme im Zusammenhang mit der Bewertung von Kreditrisiken auftreten sollten. Andererseits zeigen die hohe Entschlossenheit der EU-Kommission und die Art ihrer Vorschläge, dass Ratings heute am Kapitalmarkt als schützenswertes, ja unverzichtbares Instrument zur Beurteilung von Kreditrisiken angesehen werden.

Der Bundesverband ist der Überzeugung, dass sich verlässliche Ratings in den nächsten Jahren zunehmend stärker auch außerhalb von Kapitalmarktfinanzierungen im Mittelstand durchsetzen werden, um z. B. Geschäftspartnern gegenüber die Bonität des Unternehmens nachzuweisen.

Der BdRA unterstützt daher das Anliegen der Kommission sicherzustellen, dass die in der EU verwendeten Ratings unabhängig, objektiv und erstklassig sind. Ein gemeinsamer, gleich anzuwendender rechtlicher Rahmen in allen Mitgliedstaaten für alle in der EU tätigen Ratingagenturen ist von entscheidender Bedeutung, um das Vertrauen in die Finanzmärkte wiederherzustellen und Finanzierungsmöglichkeiten für die breitere Wirtschaft offen zu halten.

Dem Berufsverband ist die Qualifikation der Ratinganalysten ein besonderes Anliegen. Ratings sind qualitativ nur so gut wie die Analysten, von denen sie erstellt werden. Daher kommt es auf die Qualifizierung und Prüfung von Ratinganalysten an. Der BdRA setzt sich daher dafür ein, für besonders geprüfte Ratinganalysten eine gesetzlich geschützte Bezeichnung „Certified Rating Analyst“ als europaweites Gütesiegel zu schaffen.

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EU-Verordnung über Ratingagenturen

Von Dr. Oliver Everling | 12.November 2008

Europäische Kommission hat einen Verordnungsvorschlag über Ratingagenturen als Teil eines Maßnahmenpakets vorgelegt, mit dem der Finanzkrise entgegengewirkt werden soll. Die neuen Vorschriften sollen erstklassige Ratings gewährleisten, die nicht durch die im Ratinggeschäft unvermeidlichen Interessenkonflikte beeinflusst werden.

Dazu das für Binnenmarkt und Dienstleistungen zuständige Kommissionsmitglied Charlie McCreevy: „Ich möchte, dass Europa auf diesem Gebiet eine federführende Rolle spielt. Unser Vorschlag geht weit über die Vorschriften anderer Länder hinaus. Diese außerordentlich strengen Regeln sind unumgänglich, will man das Vertrauen des Marktes in die Tätigkeit der Ratingagenturen in der Europäischen Union wieder herstellen.“

Im Vorschlag werden Bedingungen für die Abgabe von Ratings festgeschrieben, die zur Wiederherstellung des Vertrauens der Märkte und zur Steigerung des Anlegerschutzes unabdingbar sind. Mit der Verordnung soll ein Registrierungsverfahren für Ratingagenturen eingeführt werden, das die europäischen Aufsichtsbehörden in die Lage versetzt, die Tätigkeit von Ratingagenturen zu kontrollieren, deren Ratings von Kreditinstituten, Wertpapierhäusern, Lebens-, Nichtlebens- und Rückversicherern, Organismen für gemeinsame Anlagen und Rentenfonds in der Gemeinschaft verwendet werden.

Die Ratingagenturen werden strenge Regeln befolgen müssen, die gewährleisten, dass i.) die Ratings nicht durch Interessenkonflikte beeinflusst werden, ii.) die Agenturen stets über die Qualität ihrer Ratingmethode und ihrer Ratings wachen, und iii.) die Tätigkeiten von Ratingagenturen transparent sind. Auch wird mit dem Vorschlag ein wirksames Aufsichtssystem für die Überwachung der Ratingagenturen durch die europäischen Regulierungsbehörden eingeführt.

Künftig dürfen Ratingagenturen dürfen keine Beratungsdienstleistungen mehr erbringen, keine Finanzinstrumente bewerten, wenn sie nicht über genügend fundierte Informationen als Grundlage für die Ratings verfügen, und müssen Modelle, Methoden und grundlegende Annahmen veröffentlichen, auf die sie ihre Ratings stützen. Darüber hinaus wird ein jährlicher Transparenzbericht erwartet und sie müssen eine interne Kontrollstelle für die Überwachung der Qualität ihrer Ratings schaffen.

Anerkannte Ratingagenturen müssen mindestens drei unabhängige Mitglieder in ihr Verwaltungs- oder Aufsichtsorgan bestellen, deren Honorare vom Unternehmensergebnis der Ratingagentur unabhängig zu sein haben. Diese Mitglieder werden für die Dauer eines einzigen Mandats ernannt, das fünf Jahre nicht überschreiten darf. Sie können lediglich im Falle beruflichen Fehlverhaltens entlassen werden. Bei zumindest einem Mitglied muss es sich um einen Experten für Verbriefung und strukturierte Finanzinstrumente handeln.

Einige der vorgeschlagenen Bestimmungen stützen sich auf die Standards des Kodexes der International Organisation of Securities Commissions (IOSCO). Durch den Vorschlag werden diese Standards rechtsverbindlich. In den Fällen, in denen die IOSCO-Standards zur Wiederherstellung des Marktvertrauens und zur Gewährleistung des Anlegerschutzes nicht ausreichen, hat die Kommission strengere Regeln vorgeschlagen.

Im Oktober 2007 einigten sich die EU-Finanzminister auf Schlussfolgerungen zur Krise (den sogenannten „ECOFIN-Fahrplan“) und schlugen u.a. vor, die Rolle der Ratingagenturen zu bewerten und etwaige Mängel zu beheben. Am 20. Juni und 16. Oktober 2008 forderte der Europäische Rat einen Legislativvorschlag zur Stärkung der Vorschriften für Ratingagenturen und ihre Überwachung auf EU-Ebene, dem er im Hinblick auf die Wiederherstellung des Vertrauens und der reibungslosen Funktionsweise des Finanzsektors höchste Priorität einräumte.

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FDP fordert mehr Wettbewerb

Von Dr. Oliver Everling | 11.November 2008

In Deutschland sind überproportional stark Kreditinstitute in öffentlicher Trägerschaft oder mit hoher staatlicher Beteiligung von der Finanzkrise betroffen, also verschiedene Landesbanken sowie IKB und KfW. „In Ermangelung eines tragfähigen Geschäftsmodells haben diese Institute auf Produkte gesetzt, deren Komplexität und Risiko sie nicht seriös einschätzen konnten“, heißt es dazu in einem vom Landesparteitag der FDP in Nordrhein-Westfalen beschlossenen Antrag. „Die Risikobereitschaft dieser Banken ist durch die Staatsbürgschaften offenbar unkontrolliert erhöht worden. Sie verließen sich auf die unverbindlichen Ratings von Agenturen, die gleichzeitig Emittenten wie Investoren beraten und damit zweifellos in einem Interessenkonflikt stehen. Der öffentliche ist dem privaten Finanzsektor also nicht überlegen.“

Die FDP fordert mehr Wettbewerb beim Rating. „Bislang dominieren nur drei Agenturen diesen Markt. Eine staatliche Ratingagentur würde die Qualität nicht erhöhen“, urteilt Frank Schäffler, Mitglied des Deutschen Bundestages und des Finanzausschusses. „Vielmehr müssen die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass sich in Europa private Ratingagenturen – auch aus dem Mittelstand – am Markt bilden können.“ Dazu sei zu prüfen, ob bei der Emission von Wertpapieren nicht grundsätzlich die Ratings von zwei Agenturen vorliegen sollten. Um Interessenskollisionen zu vermeiden, sei – wie bei Wirtschaftsprüfern – das Beratungsgeschäft vom Ratinggeschäft eigentumsrechtlich zu trennen. Gleichzeitig müsse eine Haftungsregelung für Ratingagenturen geschaffen werden. Die FDP begrüßt ferner die bislang auf europäischer Ebene vorgeschlagenen Maßnahmen zur Regulierung von Ratingagenturen.

Zudem muss offensichtlich die Bankenaufsicht in Deutschland reformiert werden, folgert die FDP: „Es ist bezeichnend, dass die in Schieflage geratene Hypo Real Estate mit einer Bilanzsumme von gut 400 Milliarden Euro nicht der Finanzaufsicht unterliegt, da dieses Finanzunternehmen als Holding konstruiert ist.“ Lediglich ihre inländischen Tochtergesellschaften wurden beaufsichtigt. Ferner sei „skandalös, dass jeder mittelständische Kreditnehmer im Hinblick auf Eigenkapital und Risikobilanzierung nach den Regeln von Basel II durchleuchtet wird, aber eine verfehlte Geschäftspolitik der Banken aufgrund der Zersplitterung ihrer Aufsichten unerkannt blieb.“ Die Verbesserung der nationalen Aufsicht ist der Ausgangspunkt auch für die notwendige Weiterentwicklung der Bankenaufsicht auf europäischer und internationaler Ebene.

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Feri skeptisch bei Dachfonds

Von Dr. Oliver Everling | 11.November 2008

Dachfonds ermöglichen dem Anleger mit geringer Investitionsumme ein hohes Maß an Diversifikation. Indirektes Investment erfolgt in den Zielfonds in der Regel als Blindpool. Ein Multi-Manager Ansatz bietet Risikostreuung. Dem Anleger eröffnen Dachfonds den Zugang zu neuen, anderen Produkten, Assetklassen und kürzeren Laufzeiten.

Der direkte Verwaltungs- und Umschichtungsaufwand bleibt für den Anleger gering. Der Assetmanager übernimmt diese Funktion. Aber: Eine mehrstufige und überwiegend intransparente Kostenstruktur lassen solche Fonds im Vergleich zu Direktinvestments weniger attraktiv erscheinen, sagt Dr. Helmut Knepel, Vorstand der Feri EuroRating Services AG (www.feri.de) aus Bad Homburg auf der 21. Feri Herbsttagung in Frankfurt am Main.

Knepel erwartet einen Trend zurück zur Direktinvestition: Diese begründet er durch die große Verunsicherung der Anleger durch die aktuelle Marktsituation. Das Chancen-Risiko-Spektrum ist höher als bei Direktinvestments. Die Konstruktion der Dachfonds ist zu komplex und damit für den privaten Anleger nur schwer nachvollziehbar, warnt Knepel. Anleger in geschlossene Fonds sind derzeit tendenziell eher sicherheitsorientiert und setzten auf einen sicheren Cash-Flow.

Zu den Gewinnern der Krise gehören zurzeit „neue“ Assetklassen wie Wald und Forst. Geringe Korrelation mit traditionellen Wertpapiermärkten erlauben die Ausnutzung von Diversifikationseffekten. Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum lassen einen steigenden Bedarf erwarten bei gleichzeitig limitierter Zunahme der Anbauflächen.

Mit den NCREIF Timber Index (Total Return Index) lassen sich attraktive Renditen nachweisen: Von 1987 bis 2007 im Mittelwert +15,81 % (bis 2008 geschätzte 15,3 %). Initiatoren positionieren sich mit Produkten für Assetklassen, die vorher nur institutionellen und Großanlegern zugänglich waren, attraktiv für Investitionen in etablierte, funktionierende Märkte wie zum Beispiel in den USA.

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Höhere Löhne steigern Konsum

Von Dr. Oliver Everling | 10.November 2008

„Nicht hohe, sondern höhere Lohnsteigerungen sind jetzt gefordert“, sagt Dr. Rainer Rau von der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg (www.feri.de). Die Lohnsteigerungen seien notwendig, um der Konjunktur auch Impulse aus dem Inland zu geben. Rau stützt sich bei seiner These auf die Entwicklung der Lücke zwischen in- und ausländischer Nachfrage. Der Beitrag der Außenwirtschaft schwanke um die Nulllinie. „Um herzustellen, was wir exportieren, müssen wir viel importieren“, sagt Rau.

Der Exportweltmeister profitiere nicht vom Export. Einen Nutzen lasse sich daraus kaum ziehen. „Man muss es behalten und weiter verfolgen, aber auch ein Gegengewicht schaffen, damit im Inland etwas dazukommt“, sagt Rau. Nach seinen Worten will er damit die Leistungen deutscher Unternehmen im Export nicht schmälern. Die Leistungen der Maschinenbauer usw. finden weltweit Anerkennung. Rau vermisst den Einzelhandelsumsatz, der nur durch höhere Löhne stimuliert werden könne.

„Ohne die Exporte wären wir ganz schlecht dran, aber wir sind einseitig strukturiert“, betont Rau. Die inländische Nachfrage setze sich aus zwei Komponenten zusammen, aus der Investitions- und der Konsumtätigkeit. Letztere bekomme man nur hoch, wenn man die Löhne erhöhe. Rau wendet sich gegen die einseitige Forcierung des Exports, der nur einen geringen Beitrag zum Wachstum in Deutschland leisten könne.

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Feri Herbsttagung diskutiert Bankenüberkapazitäten

Von Dr. Oliver Everling | 10.November 2008

„Die Aktienmarktkrise hat andere Ursachen als die Finanzmarktkrise“, sagt Dr. Rainer Rau von der Feri EuroRating Services AG aus Bad Homburg in seinem Vortrag anlässlich der 21. Feri Herbsttagung in Frankfurt am Main. Rau sprach über das Thema „Finanzmarktkrise und Rohstoffpreise bedrohen die Weltwirtschaft – Kommt die Depression?“ Rau wendet sich u. a. gegen die Vorstellung, dass es nur der wenig kreditwürdige Häuslebauer in den USA gewesen sei, der die Krise ausgelöst habe.

Tiefere Ursachen der Krise sieht Rau in den Überkapazitäten der Banken. Diese hätten neue Geschäftsfelder gesucht, mit denen sie höhere Renditen erzielen würden. „Die Alternative wäre gewesen: Wir lösen die Bank auf“, sagt Rau. IKB, KfW, SachsenLB, WestLB, BayernLB und LBBW wurden so von herben Verlusten aus riskanten Geschäften getroffen. Rau listet die größten Verlierer auf und gibt seiner Darstellung eine Überschrift aus Las Vegas: „Danke fürs Mitspielen, Ladies and Gentlemen.“

Alle Bankenpleiten seien in Märkten eingetreten, in denen deutliche Überkapazitäten bestanden. Seit vielen Jahren sei bekannt, dass die Finanzwirtschaft „das nächste Krisenkind“ sein würde. Die Überversorgung mit Liquidität sei in die falschen Kanäle gegangen. „Viel Geld – was machen wir mit dem Geld – warum verbrennen wir es nicht?“ Dieser oft in den Medien dargestellte Zusammenhang sei eine unzulässige Verkürzung des Problems.

Greenspan könne sich eigentlich zurücklehnen, da er seinen gesetzlichen Auftrag erfüllt habe, nämlich dahin gebracht habe, „wo sie hingehöre“. Der Seiteneffekt sei aber die Überversorgung mit Liquidität gewesen. Es könne aber nicht Aufgabe des Notenbankpräsidenten sein, sich mit den Nebeneffekten zu befassen. In der dualen Funktion der Geldpolitik, die zu billigem Geld geführt habe, sieht Rau eine der Ursachen der Finanzmarktkrise.

Rau spricht auch die Gier auf hohe persönliche Einkommen und Boni an, die bei Bankern zu kurzsichtigen Entscheidungen geführt hätten. Auch Leerverkäufe, die immer höheren finanziellen Hebel und – wie in der Herstadt-Pleite – kurzfristige Refinanzierung langfristiger Kredite waren wichtige Krisenverstärker.

Bei der Krise der Stahlindustrie habe man in einem vergleichsweise isolierten Sektor der Volkswirtschaft Überkapazitäten abbauen müssen. Bei den Banken wäre dies auch so, wenn nicht der Kapazitätsabbau so erhebliche Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft hätte, da Banken eine so zentrale Rolle für die Volkswirtschaft spielten. „Der Anpassungsprozess führt zu einer Reduzierung der Kapazitäten bei den Banken – und das ist gut so“, betont Rau. Eine von Greenspan gebilligte Kreditorgie sei letztlich auf die Überkapazitäten zurückzuführen, da die Banken das Geld, dass sie für sich verbuchten, eigentlich nicht verdienten.

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BB Rating für Autohaus Nord GmbH, Güstrow

Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2008

Die MAR Rating GmbH (www.mar-rating.de) hat die Autohaus Nord GmbH in Güstrow, unter anderem nominiert für den Großen Preis des Mittelstandes, mit der Note BB geratet.

Das 1999 übernommene Autohaus ist ein Kraftfahrzeug-Markenhändler im ländlichen Bereich Mecklenburg-Vorpommerns, südlich von Rostock und gehört mit zwei weiteren Tochterunternehmen zur Autohandelsgesellschaft Güstrow GmbH & Co. KG. Das Ratingergebnis BB ist für die Branche, vor allem im regionalen Marktumfeld Mecklenburg-Vorpommerns, ein außerordentlich gutes Ergebnis.

Die Autohaus Nord GmbH vertritt die Marken Volkswagen und Skoda, für die jeweils eigene Ausstellungsgebäude und gemeinsame Werkstatt- und Serviceräume zur Verfügung stehen. Hervorzuheben sind die gute Marktstellung im Geschäftsgebiet, das vom südlichen Rostock bis Schwerin reicht und der ausgesprochen gute Service. Besonders gut hat das Unternehmen in den Bereichen Personal, Controlling, Absicherung und Geschäftsleitung abgeschnitten.

Beim Autohaus Nord ist man mit dem Rating zufrieden. „BB ist für ein mittelständisches Unternehmen dieser Größenordnung in einem schwierigen Marktumfeld eine gute Bewertung“, sagt Geschäftsführer Herr Udo Hintze. „Durch das Rating haben wir unsere Stärken klarer erkannt – die differenzierten Ergebnisse des Ratings geben uns die Möglichkeit unsere Marktposition auszubauen. Auch unsere Hausbanken haben die Ergebnisse mit Interesse zur Kenntnis genommen.“

Weitere Informationen zur MAR sowie zu deren Verfahren und der detaillierten Ratingnotation finden sich unter www.mar-rating.de.

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[Ä]nderung politischer Anreizstrukturen gefordert

Von Dr. Oliver Everling | 9.November 2008

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist im öffentlichen Interesse tätig. „Ihr Hauptziel ist es,“ formuliert die BaFin in ihrer Selbstdarstellung, „ein funktionsfähiges, stabiles und integres deutsches Finanzsystem zu gewährleisten. Bankkunden, Versicherte und Anleger sollen dem Finanzsystem vertrauen können.“ Nach § 6 Absatz 2 des Kreditwesengesetzes – Gesetz über das Kreditwesen hat die Bundesanstalt Missständen im Kredit- und Finanzdienstleistungswesen entgegenzuwirken, welche die Sicherheit der den Instituten anvertrauten Vermögenswerte gefährden, die ordnungsmäßige Durchführung der Bankgeschäfte oder Finanzdienstleistungen beeinträchtigen oder erhebliche Nachteile für die Gesamtwirtschaft herbeiführen können. Das Versagen des BaFin in der aktuellen Finanzmarktkrise wirft grundsätzliche Fragen nach der Effizienz von Institutionen auf.

Die 2008 veröffentlichte Dissertation von Dr. Olaf Labitzke liefert dazu elementare Antworten. Effiziente Institutionen stellen einen entscheidenden Faktor für einen Staat im globalen wirtschaftlichen Wettbewerb dar. Infolge von internen und externen Entwicklungen, die sich unmerklich aber auch unvermittelt vollziehen, besteht die Notwendigkeit, das institutionelle System laufend an die veränderten Umstände anzupassen. Dies stellt hohe Anforderungen an das politische System und dessen Fähigkeiten im Gesetzgebungsprozess, den Wandel der institutionellen Rahmenbedingungen voranzutreiben und in die „richtige“ Richtung zu lenken. In der deutschen Öffentlichkeit herrscht allerdings oft die Wahrnehmung vor, dass Reformmaßnahmen zu spät oder unzureichend bzw. nicht zielführend für die Lösung von Problemen sind. Im Ergebnis blieben Wachstumsmöglichkeiten ungenutzt und die wirtschaftliche Entwicklung würde beeinträchtigt.

Die Doktorarbeit von Dr. Olaf Labitzke „Institutionen, Akteurskonstellationen und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands – Eine institutionenökonomische Analyse“ im Verlag Dr. Kovac (ISBN 978-3-8300-3748-4) untersucht die Art und Richtung der Entscheidungsfindung im politischen System – welche Akteure in den verschiedenen Phasen des politischen Prozesses überhaupt relevant sind, welche Interessen und Zielsetzungen sie jeweils verfolgen und zu welchen Ergebnissen ihre Interaktionen im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland führen. Labitzke studierte an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz, ist Diplom-Volkswirt, Politologe M.A., und ist inzwischen mit Aufgaben der Branchenanalyse in der Commerzbank AG bin Frankfurt am Main befasst.

Auf Basis der Neuen Institutionenökonomik entwirft Labitzke ein umfassendes Modell des politischen Systems, das die Darstellung und Herleitung der Handlungsweisen der für die Gestaltung der formalen staatlichen Institutionen relevanten politischen Akteure aus der Anreizstruktur der institutionellen Rahmenbedingungen ermöglicht. Dabei stehen die Interaktionen von Regierung, Bürokratie und Interessengruppen als maßgebliche politische Akteure im Zentrum der Untersuchung. Zudem werden auch Veto-Player wie Bundesrat und Bundesverfassungsgericht in das Modell mit eingebunden.

Aufgrund der herrschenden Anreizstruktur in Deutschland wird nach Erkenntnis von Labitzke bei den politischen Akteuren Verhaltens- und Handlungsweisen gefördert, die im Ergebnis einen negativen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung in Form von niedrigeren Wachstumsraten haben. „Der von den politischen Akteuren initiierte institutionelle Wandel ist nicht primär auf das Gemeinwohl ausgerichtet,“ so Labitzke, „sondern dient zumeist der Erfüllung der jeweiligen Zielsetzungen. Um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands zu erhöhen, sind folglich die institutionellen Rahmenbedingungen für die Akteure derart zu verändern, dass diese einen Anreiz zur Schaffung von wachstumsfördernden Institutionen haben.“

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Sander: Rezession, was tun?!

Von Dr. Oliver Everling | 7.November 2008

Die Finanzmarktkrise wird in der Realwirtschaft ankommen. In der einen Branche schnell, in der anderen verzögert. Für Mittelständler bedeutet das, sich heute vorzubereiten, damit sie jetzt agieren können – und nicht erst reagieren, wenn die Engpässe bereits da sind. Dazu bietet eine neue Internetseite konkrete Unterstützung.

„Die Kernfrage lautet: wie komme ich mit einem Umsatzrückgang von 5 %, 10 % oder gar 20% im Jahr 2009 zurecht?“ Welche betrieblichen Bereiche muss ich mir ansehen, prüfen und ggf. jetzt handeln?

Auf der Internetseite www.rezession-was-tun.de werden jeden Montag zu einem der wichtigen betrieblichen Teilbereiche Fragen, Hinweise und Tipps gegeben. Diese Initiative stellt der Neusser UnternehmerBerater Carl-Dietrich Sander auch als Newsletter bereit.

Die Themenreihe reicht von den eigenen Kunden bis zur Finanzierung. Wie werden die Kunden des Unternehmens vom Konjunkturabschwung betroffen sein? Und wann und wie wird sich das im eigenen Umsatz negativ bemerkbar machen? Wie kann ein Unternehmen gegensteuern? Wie kann ein Unternehmen den mit einem Umsatzrückgang wachsenden Finanzierungsbedarf im heutigen Bankenumfeld sichern?

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