Deutsche Bank Performance in schwieriger Zeit
Von Dr. Oliver Everling | 31.Juli 2008
Die Deutsche Bank hat am heutigen Morgen ihre Zahlen für das zweite Quartal veröffentlicht. Bereinigt um Wertberichtigungen in Höhe von 2,3 Mrd. Euro sowie einem außerordentlichen Gewinn von 245 Mio. Euro aus dem Verkauf von Industriebeteiligungen (Daimler, Allianz und Accor) sowie einem weiteren Erlös von 19 Mio. Euro aus dem PBC-Segment lag der operative Gewinne der Deutsche Bank bei 2,68 Mrd. Euro – ein respektables Ergebnis angesichts der schwierigen Marktbedingungen, urteilt Finanzanalyst Karl-Heinz Goedeckemeyer. Die Konsensschätzungen lagen bei 2,49 Mrd. Euro. Ausgewiesen hat die Deutsche aber einen Gewinn von 645 Mio. Euro vor Steuern oder einem Gewinne je Aktie von 1,27 Euro, nach 1,8 Mrd. bzw. 3,60 Euro je Aktie im Vorjahresquartal.
„Hervorzuheben ist vor allem“, so Goedeckemeyer, „das überraschend gute Resultat im Investmentbanking, CB&S-Division.“ Die Wertanpassungen im Zusammenhang mit verbrieften Wohnungsbaukrediten (größtenteils Alt-A), so genannten Monoline-Versicherern, gewerblichen Immobilien, Krediten und Kreditzusagen im Leveraged-Finance-Geschäft herausgerechnet, CB&S hätte im zweiten Quartal einen operativen Gewinn von rund 2,0 Mrd. Euro generiert. Zum Vergleich, so Goedeckemeyer: Konkurrent Credit Suisse konnte in der Investmentbankingsparte im gleichen Zeitraum nur einen operativen Gewinn 650 Mio. -ex Abschreibungen 281 Mio. – Franken ausgewiesen.
Innerhalb dieser Sparte konnte die Deutsche Bank vor allem im Anleihegeschäft (Sales & Trading Debt) mit einem nach Ansicht von Goedeckemeyer guten Ertragsverlauf aufwarten. Unbereinigt um die Wertanpassungen hätten sich die Erträge im 2Q bei 2,7 Mrd. Euro, statt bei 602 Mio. Euro belaufen – und damit nur geringfügig unter dem guten Ergebnis im zweiten Quartal 2007. Schwächer indes verlief das Aktiengeschäft (S&T Equity), wo die Erträge um 41% auf 830 Mio. Euro sanken. Recht positiv verlief auch die Entwicklung in den anderen Divisionen – Private & Business Clients sowie Asset & Wealth Management. Während der Gewinn im PBC-Segment einen bereinigten Operativen Gewinn von 309 Mio. Euro generierte – und damit oberhalb der letzten fünf Quartale, lag der Gewinn im AWM-Segment nur 17% unter dem Vorjahresergebnis. Positiv ist des Weiteren, dass der Deutschen Bank im 2Q Neuzuflüsse von 8 Mrd. Euro (annualisiert 4,6%) verbuchen konnte, davon 6 Mrd. im Private & Wealth Management. Allerdings zogen deutsche Kunden im 2Q Gelder ab, während die Bank in den Americas neue Gelder zuflossen. Mit diesen Zuflüssen steht die Deutsche aber immer noch im Schatten der Credit Suisse, die im 2Q Neuzuflüsse im Privat Banking von 15,4 Mrd. Franken – was einer annualisierten Wachstumsrate von 8,2% entspricht – verbuchen konnte. Trotz der guten operativen Performance ist die Deutsche Bank noch immer stark vom Investmentbanking (ca. 50% der Gewinne) und hier vor allem vom Anleihegeschäft (zwei Drittel der Erträge) abhängig. Ziel der Bank muss es sein, die Erträge stärker zu diversifizieren und die Gewinnqualität zu erhöhen.
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Commerz Real setzt auf Shopping in Izmir
Von Dr. Oliver Everling | 30.Juli 2008
Die Commerz Real AG beabsichtigt eine Erweiterung des in ihrem Offenen Immobilienfonds hausInvest global befindlichen Shopping-Centers „Forum Bornova“. Die Fertigstellung des Projekts erfolgt voraussichtlich im ersten Quartal 2009. Das offen gestaltete Einkaufszentrum liegt in der türkischen Großstadt Izmir. Es wurde im Jahr 2006 eröffnet und ist vollständig vermietet. Mit der Erweiterung des Objekts um ca. 3.000 m² reagiert das Unternehmen auf die hohe Nachfrage von Mietinteressenten, berichtet die Commerz Real AG. Nach dem Ausbau wird die Immobilie über eine Gesamtmietfläche von ca. 65.000 m² sowie rund 3.000 Parkplätze verfügen.
„Das �??Forum Bornova‘ hat sich mit jährlich ca. sieben Millionen Besuchern im Einzugsgebiet von Izmir sehr gut etabliert“, sagt Hans-Joachim Kühl, im Vorstand der Commerz Real AG verantwortlich für die Immobilienakquisition. „Mit dem Ausbau der Mietflächen erweitern wir die Angebotspalette für unsere Kunden und stärken die Position des Centers im Wettbewerb. Somit schaffen wir die Voraussetzungen für einen weiter wachsenden Beitrag zur Fonds-Performance.“
Die Ansätze zur zutreffenden Beurteilung von Einzelhandelsimmobilien gewinnen für offene Immobilienfonds immer stärker Bedeutung. Mehr zum Thema in Oliver Everling, Olaf Jahn und Elisabeth Kammermeier (Herausgeber): Rating von Einzelhandelsimmobilien, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden, http://www.gabler-verlag.de, gebundene Ausgabe, 1. Auflage 2008, ca. 500 Seiten, ISBN 978-3-8349-0912-1.
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Vertriebs-Exzellenz im Asset Management
Von Dr. Oliver Everling | 30.Juli 2008
Die ersten Wellenschläge der Subprime-Krise traf insbesondere die Portfolien institutioneller Investoren, die verzinsliche Anlagen in vermögensgedeckten Wertpapieren unterhielten. CDOs, CLOs, RMBS und ABS sind kaum in den Depots privater Haushalte zu finden und gelangten selten ins Retailgeschäft der Kreditinstitute. Die dramatischen Konsequenzen der Krise für manche Banken und andere institutionelle Anleger resultieren u. a. aus den spezifischen Bedingungen, unter denen diese ihre Portfolien auf- und ausbauen.
Nur vor dem Hintergrund der speziellen Bedingungen, unter denen institutionelle Anleger agieren, ist es zu erklären, warum Ratingagenturen wie Standard & Poor’s und Moody’s Investors Service, so einen erheblichen Einfluss auf die internationalen Kapitalströme erlangen konnten, obwohl diese Agenturen mit ihren Dienstleistungen kaum die direkte Ansprache privater Anleger suchen. Die Hebelwirkungen ihrer Ratings liegen in den erheblich größeren Summen, die bei jeder, durch ihre Ratings induzierten oder flankierten Transaktion bewegt werden.
Die Transmission der Krise vom Markt für US-amerikanische Wohnimmobilien in die Finanzwirtschaft und von dort wieder zurück in die Realwirtschaft ist unverkennbar. Die Kreditkrise hat nicht nur die realwirtschaftliche Relevanz der Ratingagenturen vor Augen geführt, sondern auch die Bedeutung institutioneller Investoren.
Das neue „Handbuch Vertriebs-Exzellenz im Asset Management“ aus dem Uhlenbruch Verlag 2008 (ISBN 978-3-933207-65-4) von den Herausgebern Marc Herzog, Lutz Johanning und Maik Rodewald gibt einen einzigartigen Einblick in die Welt des institutionellen Asset Managements. Hier werden die Rahmenbedingungen wie auch die institutionellen Kunden und deren Präferenzen skizziert. Das Handbuch umfasst alle wesentlichen Bereichen des Vertriebs- und Marketingmanagements: Vertriebsorganisation, operatives Vertriebsmanagement, Marketingsmanagement bis hin zu Fragen nach den Kernkompetenzen und Schlüsselqualifikationen von Mitarbeiterin im institutionellen Vertrieb und der Führung und Vergütungsmodelle. Einen weiteren Schwerpunkt des Handbuchs sind Darstellungen zu den Vertriebsstrategien. Es geht um Best Practices und Branchenvergleich.
Während Bücher zum Bankmarketing im Privatkundengeschäft bereits Regalwände füllen, ist die Literatur zum institutionellen Marketing spärlich gesät. Nur selten haben Praktiker bisher so umfassend offen gelegt, wie sie im Asset Management institutionelle Anleger gewinnen und binden. Die Leserschaft des Buches dürfte sich im deutschsprachigen Raum aufgrund der spezialisierten Profession begrenzen; in dieser Zielgruppe dürfte das Handbuch dafür aber bald einen hohen Durchdringungsgrad erreichen.
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Billigflieger wegen steigenden Kerosinpreise unter Druck
Von Dr. Oliver Everling | 29.Juli 2008
Steigende Kerosinkosten bringen Billigflieger zunehmend unter Druck. Europas größter Billigfluggesellschaft Ryanair musste im ersten Quartal wegen des teuren Treibstoffs und einer Abschreibung auf die Beteiligung an Air Lingus einen Nettoverlust von knapp 91 Mio. Euro hinnehmen, nach einem Gewinn von 139 Mio. Euro im Vorjahresquartal. Die Erwartungen der Analysten haben sich auf einen Verlust bei 21 Mio. Euro belaufen. Operativ erwirtschaftete die Airline ein Ergebnis von 26 Mio. Euro, statt der erwarteten 88 Mio. Euro. Im Jahr zuvor wurden 158 Mio. Euro erzielt.
Ryanair konnte seinen Umsatz im ersten Quartal zwar um zwölf Prozent zum Vorjahr steigern, die Zahl der Passagiere legte sogar um 19 Prozent auf 15 Mio. zu. Im gleichen Zeitraum verdoppelten sich aber die Treibstoffkosten auf 367 Mio. Euro. Ryanair erwartet für das gesamte Jahr bestenfalls break-even. Angesichts weiter fallender Preise die laut Ryanair bis März 2009 in etwa um 5 % weiter sinken werden, ist eher von einem Verlust von bis zu 60 Mio. Euro auszugehen, berichtet Finanzanalyst Karl-Heinz Goedeckemeyer. Dieses Statement liegt im scharfen Kontrast zu der früheren optimistischen Voraussagen des Managements, wonach die Konkurrenz die Preise infolge der steigen Ölpreise erhöhen werden müsse und daher die Preise weiter steigen würden.
„Somit verwundert es nicht,“ urteilt Goedeckemeyer, „dass die durchschnittlichen Ticketpreise um 8% gefallen sind, zuvor ist das Management noch von einem Anstieg von 0 – 5% ausgegangen.“ Im laufenden Quartal habe sich Ryanair gegen einen steigenden Ölpreis wiederum gehedgt (129 USD/bbl).
Es ist nach Goedeckemeyer davon auszugehen, dass Ryanair die Preise weiterhin absichtlich niedrig lässt, um den Druck auf schwächere Anbieter in der Branche zu erhöhen. Immerhin sind derzeit in Europa mehr als 20 Billig-Airlines unterwegs, der Großteil von denen ist es bislang nicht gelungen, ihr Geschäft profitabel zu gestalten. „Infolge dessen dürfte einigen in den nächsten Monaten die Puste ausgehen und sich aus dem Geschäft verabschieden.“
Falls die Ölpreise jedoch auf dem hohen Niveau verharren, wird Ryanair langfristig nicht herumkommen, die Preise zu erhöhen. Ob damit jedoch das Geschäftsmodell des Billigfliegers hinfällig ist, bleibt abzuwarten, denn große Player wie Ryanair und easyJet dürften zu den Gewinnern der anstehenden Konsolidierung in dieser Branche zählen.
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Feri Fondsratings für Italien und Schweden
Von Dr. Oliver Everling | 29.Juli 2008
Die Bad Homburger Feri Rating & Research AG hat sein Ratinguniversum um Italien und Schweden erweitert. Feri ist damit der Zielsetzung, das eigene Ratinggeschäft zu europäisieren, ein wichtiges Stück näher gekommen. Bis Ende des Jahres sollen neben Frankreich weitere europäische Fondsmärkte hinzukommen.
„Die Akzeptanz im deutschen Markt bestärkt uns in der Einschätzung, dass wir mit unseren Ratings auch für Investoren in anderen europäischen Ländern einen echten Mehrwert generieren können“, so Dr. Tobias Schmidt, Leiter Capital Markets & Funds. „Prognosegüte und Transparenz unseres Ratings haben im deutschsprachigen Raum dazu geführt, dass sowohl Privatanleger als auch institutionelle Investoren das Feri Fondsrating als wichtige Entscheidungshilfe bei der Fondsselektion nutzen.“
Italienische und schwedische Fondsanleger können seit dem 16.07.2008 über die Feri Fondsrating-Plattform (www.feri-rating.de) sämtliche in ihren Ländern zugelassene Fonds analysieren. Neben detaillierten Ratingberichten enthält die Feri Fondsplattform Watch-Lists, Fondsfact Sheets und Fondsprospekte.
Grundlage des Feri-Ratings ist ein mehrdimensionales Bewertungsmodell, in das sowohl die Bewertung von Performance- als auch von Risiko-Kriterien einfließen. Die Fonds werden dabei in Relation zu ihren jeweiligen Vergleichsgruppen bewertet. Je nach Fondshistorie werden die einzelnen Kriterien vorwiegend qualitativ oder vorwiegend quantitativ bewertet. Während beim Performance-Indikator (70 % Gewichtung) relative Performance, langfristige Ertragskraft und Stabilität der Fondsperformance im Vordergrund stehen, werden beim Risiko-Indikator (30 % Gewichtung) insbesondere Timingrisiko, Verlustrisiko und Verhaltensrisiko bewertet. Nach Zusammenfassung der Kriterien für die einzelnen Komponenten und einer Gesamtbewertung des Fonds wird die erreichte Punktzahl einer von fünf Bewertungsklassen zugeteilt, die von A („sehr gut“) bis E („schwach“) reichen.
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Aufstrebende Länder unter Beobachtung
Von Dr. Oliver Everling | 19.Juli 2008
Das Länderrating von Südafrika (A3) und Vietnam (B) wird von Coface unter negativer Beobachtung gestellt. Die Wirtschaft der beiden Länder wird nach Jahren starken Wachstums durch Überhitzung und Inflation beeinträchtigt. In noch stärkerem Maße gilt dies für die beiden baltischen Republiken Estland und Lettland. Coface stuft sie deshalb von A2 auf A3 bzw. von A3 auf A4 ab. Die BRIC-Staaten – Brasilien, Russland, Indien und China – werden indessen von der Krise bislang verschont, da sie von einer starken Inlandsnachfrage und einer dennoch eher ungetrübten Leistungsbilanz profitieren.
„Die Ausfallrisiken verstärken sich besonders in den wirtschaftlich noch nicht so stabilen Schwellenländern“, erklärt Yves Zlotowski, Chefvolkswirt von Coface. Unternehmen aus Südafrika, Vietnam und den baltischen Republiken Estland und Lettland litten besonders unter einer übermäßigen Auslandsverschuldung, der überhitzten Konjunktur und zunehmenden Inflation. Bei dem derzeitigen Geschäftsklima seien diese Entwicklungen nicht länger zu verkraften.
In Südafrika bereitet zudem die Volatilität der Landeswährung Rand den Unternehmen Schwierigkeiten. In Vietnam haben sowohl die privaten Haushalte und als auch die Unternehmen beträchtliche Fremdwährungsschulden. Das Land läuft daher Gefahr, in eine schwerwiegende Wechselkurskrise zu rutschen. In Estland und Lettland ist mit einer harten Landung im Wirtschaftsleben zu rechnen. In allen vier Ländern verzeichnet Coface demzufolge eine deutliche Zunahme an Zahlungsausfällen.
Die Coface-Länderbewertungen berücksichtigen insbesondere das Zahlungsverhalten der Unternehmen in den jeweiligen Ländern. Es fließen aber auch Daten zur wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Entwicklung eines Landes ein sowie zum dort vorzufindenden Geschäftsumfeld, wozu vor allem die Transparenz bei den Unternehmensbilanzen, der Gläubigerschutz und institutionelle Rahmenbedingungen gehören. Das Rating ist ein guter Indikator für Unternehmen, die mit oder in diesen Ländern Geschäfte machen. Die Bewertungen folgen einer ähnlichen siebenstufigen Skala wie die der Ratingagenturen: A1 bis A4 entsprechen Investmentgrades, B, C und D stehen für ein mittleres bis hohes Risiko.
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Steigendes Ausfallrisiko in Westeuropa
Von Dr. Oliver Everling | 18.Juli 2008
Das Ausfallrisiko in den Industrieländern insgesamt erhöhte sich Anfang des Jahres. „Die westeuropäischen Länder, zu Jahresbeginn noch kaum betroffen, ziehen jetzt nach“, sagt Norbert Langenbach, Vorstandsmitglied von Coface Deutschland. „In den beiden großen Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich bleibt die Lage zwar noch vergleichsweise stabil, doch registrierten wir im zweiten Quartal für die Region insgesamt bereits eine Steigerung des Risikos um 4,2 Prozent.“ Darauf müsse man sich einstellen. „Gerade die deutschen exportorientierten Unternehmen sollten jetzt auf ihr Risikomanagement besonders achten“, empfiehlt Norbert Langenbach.
In Spanien entfällt allein die Hälfte der Zahlungsvorfälle auf die Baubranche. Die Schwierigkeiten des bisherigen Wachstumsmotors bremsen sowohl die Investitionen als auch den inländischen Konsum. Aufgrund seiner Abhängigkeit vom Immobilienmarkt war das Land bereits im Herbst 2007 unter Beobachtung für eine Abwertung gestellt worden.
Von der schwachen spanischen Konjunktur wird auch das Zahlungsverhalten in Portugal in Mitleidenschaft gezogen. Hier macht sich ein Dominoeffekt bemerkbar, denn 30 Prozent der portugiesischen Exporte sind für den Nachbarn bestimmt sind. So haben sich die Zahlungsausfälle in Portugal seit Beginn des Jahres sogar verdoppelt. Die Coface-Bewertung des Landes mit A2 steht daher unter negativer Beobachtung.
Dies gilt auch für die Bewertung von Dänemark mit A1. Aufgrund seiner hohen Staatsverschuldung und der fragilen Situation seiner Baubranche ist das Land weitaus stärker von der Kreditkrise betroffen als seine skandinavischen Nachbarn. Die Unternehmen leiden vor allem unter einem Abschwung der Konjunktur und schrumpfenden Margen. Seit Jahresbeginn stieg die Zahl der Insolvenzen um 25 Prozent.
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Ratingabsteiger Spanien
Von Dr. Oliver Everling | 17.Juli 2008
Coface stuft das Länderrating für Spanien auf A2 herab. Damit reagiert der internationale Anbieter von Lösungen im Forderungsmanagement auf das erheblich verschlechterte Zahlungsverhalten der Unternehmen in dem Land. Seit Januar dieses Jahres stellt Coface bei den Überschreitungen des Zahlungsziels bei kurzfristigen, versicherten Forderungen in Spanien einen Anstieg um 66 Prozent fest. Im April hatte Coface die USA von A1 auf A2 abgestuft, doch die Auswirkungen der Kreditkrise sind jetzt auch deutlich in Westeuropa zu spüren. Betroffen von der aktuellen negativen Entwicklung sind auch Portugal und Dänemark sowie Schwellenländer auf der ganzen Welt, die wirtschaftlich noch nicht so stabil sind.
So registriert Coface eine deutliche Verschlechterung des Zahlungsverhaltens der Unternehmen weltweit. Verglichen mit demselben Zeitraum in 2007 stiegen die Zahlungsverzögerungen und -ausfälle der Unternehmen in den ersten vier Monaten des Jahres 2008 um 45 Prozent an.
Dies ist aus Sicht des Finanzdienstleisters ein klares Zeichen für den Beginn einer Kreditkrise. Insbesondere das Zahlungsverhalten US-amerikanischer Firmen verschlechterte sich drastisch. Auch japanische Unternehmen hatten mit zunehmenden Schwierigkeiten zu kämpfen. Das Ausfallrisiko in den Industrieländern insgesamt erhöhte sich demzufolge Anfang des Jahres um etwa 23 Prozent.
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Mit TÜV-Zertifikat zur Coface
Von Dr. Oliver Everling | 16.Juli 2008
Coface Deutschland und TÜV Rheinland kooperieren im Kreditmanagement. Künftig erkennt der internationale Finanzdienstleister das vom TÜV Rheinland zertifizierte Kreditmanagement von Unternehmen für bestimmte Versicherungsverträge an. Um eine Excess of Loss-Police zu erhalten, müssen Unternehmen nachweisen, dass sie Risiken steuern und die Bonität von Kunden adäquat beurteilen können. Die Zertifizierung seitens des unabhängigen Prüfdienstleisters dient Coface Deutschland hierfür als Beleg.
„Hat ein Unternehmen eine Debitorenstruktur, in der ein Großteil des Umsatzes auf wenige Kunden entfällt, so empfiehlt es sich, diese gegen Ausfall abzusichern, auch wenn ansonsten Forderungsausfälle aus eigenen Mitteln kompensiert werden“, erklärt Stefan Brauel, Vorstandsmitglied von Coface Deutschland. Geraten die wichtigen Debitoren in die Insolvenz, so ist auch schnell die eigene Existenz gefährdet. Damit dies nicht geschieht, bietet Coface die sogenannte Excess of Loss Police (X/L-Police) an.
Versichert sind Groß- und Spitzenrisiken von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 25 Millionen Euro. Die Besonderheit der Police liegt darin, dass der Versicherte sein Kreditmanagement selbstständig weiterführt. Im Rahmen klassischer Kreditversicherungen schließt der Versicherer möglichst alle Debitoren ein und legt die Limite fest. Bei X/L-Policen bleiben hingegen die Bonitätsprüfungen, das Setzen der Kreditlimite sowie der Forderungseinzug beim Versicherungsnehmer.
Dies hat für den Kunden eine Reihe von Vorteilen. Es müssen beispielsweise keine separaten Kreditanträge gestellt werden. Ebenso gibt es keine Vorgaben, Reduzierungen von Limiten oder Ausschlüsse von Kunden durch den Versicherer. Ein Kontakt zum Versicherer ist nach dem Vertragsabschluss eigentlich nur noch im Schadenfall notwendig. „Ein effizientes Kreditmanagement auf Seiten des Versicherungsnehmers ist somit unumgänglich. Insbesondere die zuverlässige Risikoklassifizierung und Bonitätsprüfung müssen gewährleistet werden“, sagt Produktspezialist Christian Haas aus der Abteilung Financial Services von Coface Deutschland.
TÜV Rheinland entwickelte mit dem Verein für Credit Management „Mindestanforderungen an das CreditManagement“ (MaCM). Die Einhaltung dieser Qualitätsstandards garantiert unter anderem eine effektive Planung, Steuerung und Überwachung des Kreditmanagements. „Das zertifizierte Unternehmen kann so eine Bestandsanalyse seines Kreditmanagements durchführen und darauf aufbauend Optimierungspotentiale aufdecken“, sagt Wolfgang Rempe, Branchenleiter für Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister bei TÜV Rheinland. „Darüber hinaus dient die Zertifizierung auch außerhalb des Unternehmens als Nachweis eines qualifizierten Kreditmanagements, welches aktiv zur Gewinnsteigerung und maßgeblich zur Beherrschung von Kreditrisiken beiträgt.“ Das sieht auch Coface Deutschland so und erkennt das von TÜV Rheinland zertifizierte Kreditmanagement als maßgeblichen Vertragsbestandteil und wichtigste Obliegenheit für die Vergabe von X/L-Policen an.
Die Zertifizierungsanforderungen an ein qualifiziertes Kreditmanagement umfassen die Bereiche Organisation, Mitarbeiter, Steuerung, Prozesse, Systeme und Auditierung. Hierdurch soll nachgewiesen werden, dass das Kreditmanagement durch die Planung, Steuerung und Überwachung sämtlicher Kreditvergaben einen eigenen Beitrag zur Realisierung des angestrebten Renditeziels leistet. „Aktives Kreditmanagement ist somit mehr als reines Forderungsmanagement“, so Wolfgang Rempe. Ist der Kunde am Abschluss eines X/L-Vertrages interessiert, stellt TÜV Rheinland Coface die Dokumentation sowie den Prüfungsbericht zur Verfügung.
Auf dieser Basis werden dann die konkreten Rahmenbedingungen festgelegt, nach denen das Kreditmanagement erfolgt, um die Voraussetzungen für den Versicherungsschutz zu erfüllen. Die Annahme, Policierung, Fakturierung und Betreuung der Police bleibt bei Coface Deutschland. Weiterer Vorteil für den Versicherungsnehmer: Beim Abschluss einer X/L-Police, übernimmt Coface 50 Prozent der Zertifizierungskosten. Denn der Kreditversicherer profitiert davon, dass er die Überprüfung des Kreditmanagements seitens des TÜV Rheinland durchführen lässt.
Für den nicht durch eine X/L-Police abgesicherten Teil des Debitorenportfolios empfiehlt Produktspezialist Christian Haas den Einsatz weiterer Coface-Lösungen. Insbesondere den @rating Service zur Überwachung der Bonität und somit der Leistungsfähigkeit der Geschäftspartner hält er für ratsam. Darüber hinaus kann dem unversicherten Risiko durch den Forderungseinzug von Coface begegnet werden.
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Konzentration auf FutureValue Group
Von Dr. Oliver Everling | 16.Juli 2008
Die FutureValue Group AG hat als Unternehmen mit Schwerpunkt im Bereich der Entwicklung betriebswirtschaftlicher Methoden und Instrumente den Geschäftsbereich „Risikomanagement“ deutlich erweitert. Mit der Beendigung der Geschäftsführertätigkeit von Dr. Werner Gleißner bei der RMCE RiskCon GmbH und der Übernahme der Analysten und Consultants durch die FutureValue Group AG wird das Unternehmen die erweiterten Kapazitäten nutzen, um mit Forschungsprojekten und der Entwicklung betriebswirtschaftlicher Methoden sowie zugehöriger Softwarelösungen die Etablierung eines entscheidungs- und wertorientierten Risikomanagements in europäischen Unternehmen zu fördern, heißt es aus Leinfelden-Echterdingen.
Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte betreffen dabei z.B. die Weiterentwicklung von Verfahren für Risikoquantifizierung und Risikoaggregation, die entscheidungsorientierte Aufbereitung von Risikodaten (z.B. für ein wertorientiertes Management) und die Entwicklung „robuster Risikomanagementverfahren“, die speziell auch die Unsicherheit hinsichtlich der Risikoeinschätzungen selbst („Meta-Risiken“) berücksichtigen. Im Bereich der Anwendung derartiger Verfahren und speziell im Consulting wird FutureValue Group AG zukünftig in einer strategischen Allianz für „High-End“-Risk-Management mit der Marsh GmbH, einem der weltweit führenden Dienstleister, zusammenarbeiten.
Die FutureValue Group AG (www.FutureValue.de) verbindet Wissenschaft und Managementpraxis, Methoden- und Softwareentwicklung sowie Consulting. Das Unternehmen konzipiert betriebswirtschaftliche Methoden, Instrumente und individuelle Software z.B. für Krisen-, Risiko- und Sanierungsmanagement, für Kapitalanlage- und Portfoliosteuerung und für wertorientiertes strategisches Management. Als Methodenentwickler für Industrie, Banken, Versicherungen, Private Equity- und Immobilien-Fonds, Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften umfassen die Kompetenzen Strategieentwicklung und Strategiebewertung, Risikomanagement und Portfoliomanagement, Advanced Controlling, Prognosesysteme, Frühwarnsysteme, strategische, wertorientierte Unternehmenssteuerungssysteme, Bewertungsverfahren, simulationsbasierte Ratingprognosen, Rating-Advisory und Finanzierungsplanung.
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