Grundlagen der Schiffsfinanzierung

Von Dr. Oliver Everling | 28.Dezember 2007

Wer schon einmal unter Reeder und andere Unternehmer der Schifffahrtswirtschaft und ihre Finanzierer geraten ist, weiß, wie schnell der Laie angesichts einer Fülle von Fachbegriffen den Gesprächsfaden verlieren kann. Für alle, die bei der Schiffsfinanzierung einmal mitreden wollen, ist das Herausgeberwerk von Henning Winter, Christian Hennig und Markus Gerhard „Grundlagen der Schiffsfinanzierung“ ein Gewinn. Der 956 Seiten starke Wälzer ist im Bankakademie-Verlag der Frankfurt School of Finance & Management erschienen (978-3-937519-59-3, www.verlag.bankakademie.de).

Wer das Buch durchgeackert hat, für den sind die Schiffstypen von Stückgutschiffen über Balk Carrier, RoRo Schiffen bis hin zu Schwimmdocks ebenso selbstverständlich wie schiffstechnische Begriffe wie die schwedischen Eisklassen oder die des Germanischen Lloyd. Die Implikationen der Chartertypen wie Zeitcharter, Bareboat Charter oder Tramp-/Reise-Charter und Linienfahrt werden ebenso klar wie die Bedeutung maßgeblicher internationaler Organisationen wie der International Maritime Organization (IMO), International Labour Organization (ILO) oder nationaler Schifffahrtsbehörden und Hafenstaatkontrollen.

Die Beiträge des Buches gehen auch auf geografische Aspekte und statistische Entwicklungstendenzen ein, zum Beispiel bei den Flottenstrukturen. So werden die Größenklassensegmente analysiert wie Handymax-Bulker, Panamax-Bulker oder Capesize-Bulker. Um die Grundlagen des kommerziellen Managements zu vermitteln, werden der Ankauf von Second-Hand-Tonnage und Neubauverträge, Finanzierung und Liquiditätssteuerung aus Sicht des Schiffsmanagers, Vercharterung und Berichtswesen erläutert. Dem Leser wird die Bedeutung technischer und nautischer Inspektionen ebenso klar wie die der Kalkulation eines optimalen Anti-Fouling-Systems oder eines ausgeklügelten Lashing-Systems auf Containerschiffen.

Bei den Beteiligten am Versicherungsvertrag ist die Bonität der Versicherer zu beachten. In einem Beitrag über Schiffsversicherungen (Haftpflichtversicherung, Seekaskoversicherung, Versicherung des Schiffsgläubigerinteresses) wird auf diesen und weitere Aspekte der Beteiligten am Versicherungsvertrag hingewiesen – spezialisierte Makler, Mitversicherungsgemeinschaften, Assekuradeure und der Verein Hanseatischer Transportversicherer.

Während der Entwicklung des Weiterbildungsstudiengangs „Ship Financing“ an der Frankfurt School of Finance & Management entstand frühzeitig die Idee, schreiben die Herausgeber, die Lücke in der Literatur zur Schiffsfinanzierung zu schließen. Das Werk ist offizielles Begleitbuch des Zertifikatsstudiums. Diesem Studium dürfte es ausgezeichnete Dienste leisten, da es vorbildlich durchstrukturiert und in angemessenem Umfang mit Grafiken, Tabellen und Auflistungen versehen ist. Das Lernen wird hier leicht gemacht, da es im richtigen Umfang mit Fettdruck und Hervorhebungen arbeitet, die das Auffinden von Textstellen vereinfachen.

Gemessen daran, dass das Buch in der Lehre Verwendung finden soll, könnte man sich zu jedem Kapitel noch Zusammenfassungen, Merksätze, Übungsfragen und Lösungsskizzen sowie am Ende des Buches ein Glossar (es findet sich nur ein eingestreutes Glossar von wenigen Seiten zu einem einzelnen Beitrag) und ein Stichwortverzeichnis vorstellen, das den schnellen Zugriff auf Textstellen erlauben würde, in denen die in der Schifffahrt zahlreichen Fachbegriffe eingehender erläutert werden. Das Werk wäre dann allerdings noch umfangreicher – und noch schwerer, schon jetzt wiegt es mehr als das Notebook in der Tasche des Studenten.

Wie umfangreich und komplex die Materie der Schiffsfinanzierung geworden ist, lässt sich daran ermessen, dass mit dem mehr als 5 cm dicken Buch lediglich Grundlagen vermittelt werden. So reicht der Platz nicht aus, um auch noch ein generelles Kapitel über das Schiffsrating aufzunehmen, geschweige denn, spezifischer auf das Rating einzelner Beteiligter einzugehen.

Die Relevanz von Ratings tritt jedoch an verschiedenen Stellen deutlich hervor: „Von entscheidender Bedeutung ist ersichtlich auch die Bonität des Charterers, denn nur bei vertragstreuer Beschäftigung des Schiffs und Zahlung der vereinbarten Chartererraten ist die Rückzahlung der Kredite gesichert.“ Der Schiffseigentümer habe gegen den Charterer regelmäßig keinen Anspruch auf Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse, schon gar nicht in dem Umfang, der es einer Bank ermöglicht, eine umfassende Kreditwürdigkeitsprüfung durchzuführen.

„Sowohl der Eigner als auch die finanzierende Bank muss sich zumeist damit zufrieden geben, wenn dem Charterer der Ruf vorausgeht, vertragstreu zu sein. Hierfür kann sich der Reeder oder auch die Bank eine Auskunft einholen, die jedoch noch nicht einmal ansatzweise einen zuverlässigen Einblick (etwa vergleichbar einem Kapitalmarktrating) in die wirtschaftlichen Verhältnisse des Marktteilnehmers gibt. Häufig beruhen Auskünfte wie beispielsweise die des Anbieters Dynamar auf Selbstauskünften des Charterers und enthalten kaum nachvollziehbare Unternehmensziffern.“

Wer im Beitrag über die Aufgaben und Tätigkeitsfelder von Klassifikationsgesellschaften mehr über die Arbeit von Ratingagenturen erwartet, wird mit einer ganz anderen Art von Klassifizierung als Kreditrating vertraut gemacht: Klassifikationsgesellschaften, die ihre frühesten Wurzeln im 18. Jahrhundert finden, setzen Standards für Sicherheit und Umweltschutz und liefern objektive Informationen über die Wirtschaftlichkeit, Rentabilität und die laufende Rendite von Schiffen.

„Zunächst arbeiteten die Klassifikationsgesellschaften unabhängig voneinander. Jede Gesellschaft entwickelte ihr eigenes Regelwerk und setzte es um. Treffen unter den verschiedenen Klassifikationsgesellschaften fanden, wenn überhaupt, lediglich auf informeller Ebene statt. Erst sehr viel später, im 20. Jahrhundert, setzte sich die Einsicht durch, dass die Koordination ihrer Arbeit und die Verständigung auf ein einheitliches Regelwerk ihren Einfluss auf die technische Sicherheit in der Schifffahrt nur vergrößern würden“ – eine Einsicht, die bei den führenden US-amerikanischen Ratingagenturen noch auf sich warten lässt.

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Private Equity – Finanzierungsinstrument und Anlagemöglichkeit

Von Dr. Oliver Everling | 28.Dezember 2007

Mit dem Titel „Private Equity – Finanzierungsinstrument und Anlagemöglichkeit�?? legen Matthias Gündel und Björn Katzorke, Gündel & Katzorke Rechtsanwaltsgesellschaft (www.gk-law.de), in der Bank-Verlag Medien GmbH (www.bank-verlag.de) ein unspektakuläres Buch vor, das in die Welt des Private Equity einführt: Von den Grundlagen der Unternehmensfinanzierung, Begriffsbestimmungen und typische Merkmale einer Private-Equity-Finanzierung, den Private-Equity-Zyklus, Ursprung und Geschichte bis hin zur aktuellen Marktsituation.

Dr. jur. Matthias Gündel (Jahrgang 1973) studierte an der Universität Göttingen Rechtswissenschaft und promovierte am Lehrstuhl von Prof. Dr. Spindler. Einen Schwerpunkt seines Studiums bildete das Handel-, Gesellschafts- und Bankrecht. Seit 1999 ist er zunächst als wissenschaftlicher Assistent und dann als Wirtschaftsanwalt tätig.

Die im Rahmen der Promotion erworbenen Kenntnisse im Aktien-, Kapitalmarkt- und Europarecht nutzte Rechtsanwalt Dr. Gündel, um sich auf das Aktien-, Umwandlungs- und Kapitalmarktrecht zu spezialisieren. Schwerpunkte seiner Tätigkeit bilden neben der Emissionsberatung die Entwicklung von langfristigen Finanzierungs- und Umwandlungsstrategien für mittelständische Unternehmen.

Björn Katzorke (Jahrgang 1974) studierte an der Universität Halle (Saale) Rechtswissenschaften. Bereits während seiner universitären Ausbildung setzte er einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf die Bereiche des Handels- und Gesellschaftsrechtes. In der Zeit seines Referendariates in Hessen arbeitete er in einem namhaften Kasseler Notariat und war unter anderem mit der Erstellung von Gesellschafts- und Unternehmensverträgen betraut. Herr Rechtsanwalt Katzorke ist seit 2003 Wirtschafts- und Steueranwalt in der Gündel & Katzorke Rechtsanwaltsgesellschaft mbH. Zu den Schwerpunkten seiner anwaltlichen Tätigkeit gehört die Beratung zur gesellschafts- und steuerrechtlichen Strukturoptimierung von mittelständischen Unternehmensgruppen sowie in Fragen des Aufsichtsrechts.

Private Equity stellen die Autoren in den Kontext der Unternehmensfinanzierung, skizzieren den Ablauf einer Private-Equity-Finanzierung, stellen Private Equity als Asset-Klasse und Anlageform dar und gehen auf die Rahmenbedingungen für Private Equity ein. Die Autoren haben hier alles zusammengeschrieben, was der Neuling benötigt, um eine übersichtliche Einführung ins Thema zu erhalten.

Gündel und Katzorke kommen auch auf die Ratingaspekte zu sprechen: „Im Hinblick auf das Portfolio von Mezzanine-Titeln verlangen die Investoren, dass zumindest ein Bonitätsrating – beispielsweise Moody�??s KMW für deutsche Mittelstand – für die Einzelrisiken eingesetzt wird, das international anerkannt ist bzw. eine Vergleichbarkeit mit anderen Finanztiteln ermöglicht.�?? Eine interne Ratingeinschätzung der Hausbank biete zusätzliche Sicherheit.

Mit dem Buch liefern die Autoren eine handwerklich ordentliche Arbeit ab, die gut durchstrukturiert schnell einen Überblick verschafft und es ermöglicht, sich gezielt in einzelne Aspekte der Materie einzulesen, Begriffe und Zusammenhänge besser zu verstehen und elementare Entscheidungskriterien kennen zu lernen.

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Bearbeitungs- und Prüfungsleitfaden für Ratingsysteme und -prozesse

Von Dr. Oliver Everling | 28.Dezember 2007

Das Buch von Axel Becker, Dominik Förschler und Jochen Klein (Herausgeber) „Rating-Systeme und -Prozesse – Bearbeitungs- und Prüfungsleitfaden�?? aus dem Bankakademie-Verlag der Frankfurt School of Finance & Management (ISBN 978-3-937519-72-2) ist ein Beweis dafür, wie lange es dauert, bis die Umfirmierung einer Ratingagentur auch von allen Spezialisten der Branche verinnerlicht wird. So bezeichnen die Autoren die drittgrößte Ratingagentur der Welt noch als „Fitch IBCA�?? und berücksichtigen noch nicht deren Umbenennung in „Fitch Ratings�?? vor sieben Jahren.

Um das Rating unabhängiger Agenturen geht es in dem Buch auch nicht, sondern um die regulatorischen Aspekte der Prüfung von bankinternen Risikoklassifizierungsverfahren, um die fachseitige Implementierung, Self Assessment und den praktischen Einsatz im Kreditgeschäft sowie und die Prüfung von Risikoklassifizierungsverfahren aus Sicht der Internen Revision.

Die Autoren zeigen u. a. die Unterschiede zwischen den Anforderungen an Risikoklassifizierungsverfahren versus internen Ratingsystemen auf, erläutern die Entwicklung, Implementierung und Pflege (aufbauorganisatorische Anforderungen, Anforderungen an die Entwicklung, An- und Einbindung in die IT-Infrastruktur, Dokumentation und Pflegeanforderungen) und den Praxistest nach Einbettung in die Kreditprozesse und die Gesamtbanksteuerung.

Das Buch ist auf die absoluten Mindestanforderungen ausgerichtet, die an die bankinterne Risikoklassifizierung und Rating zu stellen sind. Daher enthält es beispielsweise keine Diskussionen darüber, ob durch die von der Bankenaufsicht gestellten Anforderungen tatsächlich eine hohe Evidenz von Ratings geprüft und sichergestellt werden kann. Zahlreiche Tabellen und Checklisten helfen bei der Prüfungsarbeit.

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Die Sprache der Banken

Von Dr. Oliver Everling | 19.Dezember 2007

Bücher werden nicht nur bei Amazon benotet. So erteilt sich „Das Buch Druck Haus“ für seine Bücher aus Deutschland die Note „sehr gut (1,0)“ und klebt ein entsprechendes Siegel auf jede Schutzhülle. „Printed in Germany“ – ein Gütesiegel in den deutschen Nationalfarben, das an die Zeit des „Made in Germany“ erinnert. So auch bei dem Buch von Rainer Langen im Rosenberger Fachverlag (www.rosenberger-fachverlag.de, 244 Seiten, ISBN 978-3-931085-67-4), das 2007 rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft erschien: „Die Sprache der Banken – Erfolgsrezepte für eine überzeugende Kommunikation mit Kapitalgebern“. Gebunden in Dispersion „für ein optimales Aufschlagverhalten der Bücher und mehr Lesefreude“, so wird das Rating erklärt. Tatsächlich ist das Buch von Langen ein Tipp für diejenigen, die mittelständischen Unternehmern keine Belletristik, sondern einen nützlichen Ratgeber unter den Weihnachtsbaum legen wollen.

Autor Langen, Jahrgang 1957 machte seine Karriere bei der Dresdner Bank bis 2002, war dann vier Jahre bei der KPMG Advisory in Frankfurt am Main, bevor er sich selbständig machte und bei Rainer Langen & Partner Mittelstandsfinanzierung in Kronberg u. a mit Dr. Bernd F. Pelz zusammenarbeitet (www.langenpartner.de).

Das Buch befasst sich mit neuen Wegen in der Finanzierungskommunikation, der Kommunikation mit Kapitalgebern, mit den erforderlichen Informationen und Sicherheiten und schließlich „Erfolgsrezepten“. Schon auf dem Umschlag findet das Buch das Lob der Wirtschaftsjournalistin im Hessen Rundfunk/ARD, Ulla Herrmann: „Die eine oder andere Zauberformel aus diesem Buch lässt sich auch auf jede andere Branche und jeden Kunden in der Geschäftswelt anwenden. Insofern ein weiser Ratgeber für jeden, der finanziellen Erfolg haben will.“

Das Buch bietet eine kurzweilige Lektüre, da es gut durchstrukturiert, nicht populistisch, aber leicht verständlich formuliert, mit vielen Praxisbeispielen und Praxistipps, Checklisten und Selbsttests eine Fülle von Anregungen gibt. Das Buch ist zu einem gewissen Grade eine Folge des Strukturwandels in der Bankenwelt, den der Autor beschreibt, Basel II und MaRisk sind hier die Stichworte: „Was folgte, war eine gravierende Veränderung in der Qualität der Beziehung zwischen Bank und Unternehmen. Früher war diese vielfach von stillschweigenden Übereinkünften, einer zurückhaltenden Informationspolitik und einer oftmals auch ohne wesentliche Sicherheiten erfolgenden Kreditvergabe gekennzeichnet.“

Der durch die Relativierung des Bonitätsrisikos durch Rating gegebene, entscheidende Unterschied zu früher stellt der Autor jedoch nicht deutlich heraus. Vielmehr erscheint es stellenweise so, als ob früher in den Banken über Bonitätsrisiken lediglich nicht richtig nachgedacht worden sei: „Mit einem Mal sind zum Beispiel die Marktaussichten eines Investitionsvorhabens sowie ein nachvollziehbarer Verwendungszweck wichtig. Und jetzt werden Sicherheiten gefordert, deren Erlöse im Krisen- und Verwertungsfall auch die ausgereichten Kredite abdecken sollen.“

In diesen Aspekten ist nicht der entscheidende Unterschied zur Zeit vor Basel II zu sehen. Vielmehr besteht dieser darin, dass nach Basel II eine Kreditwürdigkeitsprüfung mit dem Ergebnis „gut“ oder „schlecht“ nicht mehr ausreicht, sondern stets eine genaue Nuancierung der Ausfallwahrscheinlichkeiten vorgenommen werden muss. Für den Herausgeber des Buches „Rating – Chance für den Mittelstand nach Basel II“ (2001) ist es bedauerlich zu lesen, dass selbst sechs Jahre nach der damaligen Erstveröffentlichung noch immer die Diskussion über das „Schreckgespenst“ und die „Kreditklemme“ Seiten füllen.

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Chinas Drachenflug

Von Dr. Oliver Everling | 19.Dezember 2007

Wer Rainer Rau kennt, den früheren Chef der Feri in Bad Homburg, weiß um seine Fähigkeit, scharf zu analysieren und – falls berechtigt – auch zu kritisieren. Umso bemerkenswerter dann, wenn es jemand schafft, sein uneingeschränktes Lob zu ernten – und dies auch noch vor dem hochkarätigen Publikum der Feri Herbsttagung 2007. So geschehen mit den Autoren des Buches „Drachenflug – Wirtschaftsmacht China quo vadis?“, Helmut Becker und Niels Straub, die im Springer-Verlag Berlin Heidelberg (www.springer.de, ISBN 978-3-540-71170-4) auf 295 Seiten Chinas langen Marsch durch die Weltgeschichte, seine Gesellschaft im Umbruch und den Aufstieg des „Drachens“ zur Wirtschaftsmacht dokumentieren.

Wer sich noch nicht mit China eingehend befasst hat, für den wird es jetzt Zeit: China ist nach Kaufkraftparitäten zur zweitgrößten Wirtschaft der Welt aufgestiegen. Gleich, nach welcher statistischen Berechnung, die wirtschaftliche Bedeutung Chinas und das dort zu verzeichnende Wachstum überholt fast alle anderen Staaten der Welt. Das Buch von Becker und Straub ist das beste, das 2007 in deutscher Sprache für den „China-Einsteiger“ geschrieben wurde. Es findet fachlich seinen Platz neben dem Beststeller von dem Wirtschaftsjournalisten Frank Sieren („Der China Code“), der zum Buch „Drachenflug“ sein Geleitwort gab.

Durch seine bessere Durchstrukturierung und prägnantere Formulierung zwingt das Buch den Leser nicht dazu, es wie einen Roman von vorne bis hinten zu lesen, sondern der Leser kann – je nach Vorkenntnissen – besser nach seinen Interessen selektieren. Wer das heutige China und seine aktuelle Situation aber verstehen will, für den lohnt es sich, ganz vorne anzufangen: Den Autoren gelingt es, obwohl sich nur auf harte Fakten stützend, eine packende Geschichte zu erzählen. Hier erweist sich, dass selbst nüchterne Zahlen die ganze Aufmerksamkeit des Lesers zu binden wissen, wenn sie im richtigen Kontext präsentiert, historisch eingeordnet und zur Basis von Prognosen bis 2015 und darüber hinaus gemacht werden.

Die lokalen Aufstände, die in China immer wieder vorkommen und von denen in westlichen Medien zunehmend berichtet wird, „richten sich meist gegen lokale Missstände, nicht gegen das zentrale System und sie werden auch in näherer Zukunft durch die Parteiführung mit autoritären Mitteln relativ leicht zu unterdrücken sein“, prognostizieren die Becker und Straub. „Demokratie ist dem Wesen der Chinesen seit Jahrtausenden fremd.“ Die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich stelle in China so lange kein Problem für die Stabilität der Gesellschaft dar, solange die armen Teile der Bevölkerung genügend zu Essen haben und am wirtschaftlichen Fortschritt des Landes zumindest bescheiden partizipieren. Wichtig ist daher die Schlussfolgerung der Autoren, dass die chinesische Führung vor allem vor wirtschaftlichen Herausforderungen zur Sicherung der inneren Stabilität des Landes stehe.

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POLIS konsequent mit Rating weiter

Von Dr. Oliver Everling | 19.Dezember 2007

Die POLIS Immobilien AG (ISIN: DE0006913304/ WKN: 691330), ein Spezialist für die Modernisierung und Verwaltung von Büroimmobilien in innerstädtischen Lagen Deutschlands, setzt ihren Expansionskurs fort: Die Berliner Gesellschaft hat für insgesamt rund 7,5 Millionen Euro ein weiteres Geschäftshaus in der Kölner Innenstadt gekauft und damit den Wert ihres Immobilien-Portfolios auf mehr als 249 Millionen Euro gesteigert. Verkäufer ist eine große ausländische Beteiligungsgesellschaft für Immobilien in Deutschland.

Das Büro- und Geschäftsgebäude, das unter Ensembleschutz steht, ist zu 98 Prozent vermietetet und wurde von Feri Rating & Research mit einem „A�??-Rating (= sehr gut) bewertet. Es liegt direkt am Neumarkt, einem prominenten Kölner Einkaufsbereich in der Büromarktzone City und damit mitten im Herzen von Köln. Das siebengeschossige Gebäude wurde 1956 gebaut und verfügt über eine effizient aufgeteilte Mietfläche von rund 3.450 Quadratmetern. Der Hauptmieter mit rund 2.600 Quadratmetern Bürofläche ist eine private Krankenversicherung. Die Immobilie erzeugt einen gesicherten Cashflow und passt optimal in das Portfolio der POLIS: Neben der attraktiven Lage und des effizient gestalteten Grundrisses tragen die bonitätsstarken Mieter zur Sicherheit des Anlageportfolios der börsennotierten Gesellschaft bei. Die Immobiliengesellschaft erzielt mit dem Erwerb eine Nettoanfangsrendite von 6,2 Prozent (annualisierte Ist Miete / Bruttokaufpreis).

Die Kölner Innenstadt ist für POLIS ein bevorzugter Standort: Das moderate Mietpreisniveau befindet sich derzeit in einer Aufwärtsbewegung. Vor allem in den zentralen Büromarktlagen ist ein Anziehen der Mietpreise zu verzeichnen. Da moderne, kurzfristig verfügbare Neubauflächen in den Bürozentren knapp werden, ist zu erwarten, dass die Mieten vor allem in diesem Marktsegment weiter ansteigen werden.

„Seit unserer Gründung 1998 sind wir auf ein Marktsegment fokussiert und erwerben ausschließlich Büroimmobilien in innerstädtischen Lagen an den wichtigsten deutschen Bürostandorten�??, sagt Dr. Alan Cadmus, Vorstandssprecher der POLIS Immobilien. „Wir setzen auf Gebäude mit hoher Qualität in etablierten Lagen, weil hier die nachhaltige Vermietbarkeit gewährleistet ist. Der eindeutige Fokus bietet unseren Anlegern die Chance auf eine attraktive Rendite bei kalkulierbarem Risiko.�??

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Preisanpassungen für höhere Risiken in der Kreditversicherung

Von Dr. Oliver Everling | 19.Dezember 2007

Coface Kredit und Coface Finanz erhöhen die Prämien für die Kreditversicherung und die Gebühren für Factoring. Wie Coface Deutschland mitteilt, betrifft die Anhebung um durchschnittlich zehn Prozent ab sofort Neuverträge für alle Produkte in der Kreditversicherung und im Factoring. Als Hauptgrund nannte Coface Deutschland die wieder anziehende Risikosituation. „Wir wollen nicht die Versicherungskapazitäten reduzieren, das heißt weniger Risiken übernehmen“, sagte Vorstandsvorsitzender Benoît Claire. „Wir wollen und brauchen aber einen adäquaten Preis für die Risiken.“

Den hat es zuletzt in der Kreditversicherungsbranche kaum noch gegeben. Alle Anbieter beklagen einen Rückgang in den Prämiensätzen. Die Ursache dafür liegt in den zuletzt niedrigen Schadensquoten. Kunden, die nur wenige Schäden verursachten, drängten mit Erfolg auf Preisnachlässe. Da das Kreditversicherungsgeschäft aber erfahrungsgemäß stark zyklisch verläuft und zudem die aktuellen Risikoaussichten eher negativ sind, ist mit einer Umkehr der Schadenentwicklung zu rechnen.

Auch im Factoringmarkt haben sich die Preise zuletzt nach unten bewegt. Zwar ist die Nachfrage nach dem Finanzierungsprodukt in den letzten Jahren stetig und stark gestiegen. Im Kampf um Marktanteile machten die Anbieter aber auch hier Zugeständnisse. Hinzu kam, dass Unternehmen zuletzt wieder günstiger an den klassischen Bankkredit kamen.

Als Folge der Subprimekrise in den USA stehen aber einige große Fragezeichen am Finanzierungs- und Versicherungshorizont. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen wird nach Einschätzung von Experten nicht weiter so sinken wie in den letzten drei Jahren, sondern eher wieder ansteigen. Die Verbraucherinsolvenzen steigen weiter stark mit Auswirkungen auf die Binnenkonjunktur. Die Euro-Dollar-Relation, die Ölpreisentwicklung und die Konjunkturerwartungen in den USA mit Folgen für die Weltwirtschaft lassen schwierigere Rahmenbedingungen auch für die Exportwirtschaft erwarten. Coface selbst hat in den Länderratings bereits im Verlauf des Jahres die Risikoentwicklung prognostiziert und unter anderem die USA, Großbritannien, Spanien und Rumänien auf die negative Watchlist gesetzt.

„Aufgrund dieser klaren Indikatoren für höhere Unternehmensrisiken, die dann auch Versicherer und Factoringgesellschaften betreffen, müssen wir das Preis-Leistungsverhältnis kritisch betrachten“, begründete Stefan Brauel den unbequemen Schritt. Der Vertriebsvorstand von Coface Deutschland verwies darauf, dass die niedrigen Schadenquoten, von denen nicht nur der Versicherer, sondern auch die Kunden profitieren, kein Zufall seien. „Sie sind auch Ergebnis unseres Risikomanagements.“ So entstehe das Paradoxon, „dass die erfolgreiche Arbeit des Versicherers in der Risikoprüfung sich nicht in adäquaten Prämien widerspiegelt“.

Um nicht an der „Stellschraube Risikoübernahme“ drehen zu müssen und die Engagements zu reduzieren, was die Unternehmenskunden in ihrer Entwicklung beinträchtigen würde, sehen sich Coface Kredit und Coface Finanz zu einer Preisanhebung veranlasst. „Angesichts der Prämienreduzierungen in den letzten zwei Jahren fällt diese sogar sehr moderat aus“, sagte Stefan Brauel. Von 2005 bis 2007 gaben die Prämiensätze in der Kreditversicherung um 25 bis 30 Prozent nach. Zudem erstattete Coface Deutschland den Kunden 2006 rund 26 Millionen Euro an Schadenfreiheitsrabatten. Dagegen ist die Zeichnungsquote um fast zehn Punkte auf 80 Prozent gestiegen. Das heißt, dass 80 Prozent aller Kreditanträge von Kunden auf Versicherungsschutz angenommen wurden. So zeichnete Coface Kredit 2006 Risiken in Höhe von fast 100 Milliarden Euro, Coface Finanz kaufte Forderungen von rund 16 Milliarden Euro an.

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Gesellschaftliches Engagement von Familienunternehmen

Von Dr. Oliver Everling | 19.Dezember 2007

Familienunternehmen sehen sich in der gesellschaftlichen Verantwortung und gehen sie aktiv an. In der Kommunikation ihres Engagements sind sie jedoch eher zurückhaltend. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Prof. Dr. Henry Schäfer vom Betriebswirtschaftlichen Institut der Universität Stuttgart im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen und der Bertelsmann Stiftung. „Während das gesellschaftliche Engagement von großen Publikumsgesellschaften durch Kampagnen unter dem Schlagwort �??Corporate Social Responsibility�?? in der öffentlichen Diskussion präsent ist, sind die Initiativen von Familienunternehmen bislang kaum Gegenstand der öffentlichen und wissenschaftlichen Betrachtung. Diese Lücke wollen wir schließen!�??, begründet Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen, den Studienauftrag.

Die Motive sind entscheidend: Die Studie gibt Aufschluss über das Ausmaß, die Strukturen und die Motive des in Deutschland gelebten gesellschaftlichen Engagements von Familienunternehmen. Rund 95 Prozent der befragten Familienunternehmer geben die eigenen Überzeugungen als Hauptantriebsfeder an, gefolgt von ethischen Aspekten (82 Prozent), dem Ziel, die Mitarbeiter zu motivieren oder die Arbeitsatmosphäre (63 Prozent) zu verbessern. Bemerkenswert ist die Nennung persönlich prägender Erlebnisse des Unternehmers selbst als Anstoß zu Initiativen und Aktivitäten.

Der hohe Stellenwert persönlicher Motive stellt einen deutlichen Unterschied zu der Ausrichtung von multinationalen Publikumsgesellschaften dar, deren Aktivitäten sich häufig an den Forderungen des Kapitalmarkts orientieren. Entsprechend spielen finanzielle, messbare Größen wie Kosten oder Erlöse mit nur 23 Prozent der Nennungen für das gesellschaftliche Engagement von Familienunternehmen eine untergeordnete Rolle.

Familienunternehmer engagieren sich häufig dort, wo die staatlichen Kapazitäten erschöpft sind oder bei Themen, die bisher nicht ausreichend in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Typisch ist, dass gesellschaftliches Engagement aus dem direkten Umfeld der Unternehmer geboren wird, betont der Leiter der Studie, Prof. Dr. Henry Schäfer. Entsprechend groß ist die Vielfalt der Maßnahmen. Obwohl viele Unternehmen international tätig sind, sind ihre Aktivitäten primär regional und national ausgerichtet. Die Pluralität der Maßnahmen sind groß – angefangen von der Förderung eines Technikmuseums über die Einrichtung eines Betriebskindergarten bis hin zum Neubau eines Gemeindehauses in der Stadt.

Familienunternehmer sind verkannte Bildungsförderer. Rund eine halbe Million Euro ist den untersuchten Familienunternehmen ihr Engagement im Mittel wert. Die Hälfte der Befragten wird ihr Engagement sogar noch ausweiten. Der Fokus liegt auf den Mitarbeitern und Beschäftigten, gefolgt von den Kunden und Lieferanten sowie dem Engagement für die Umwelt. „Überraschend ist für uns, dass dem Bildungssektor die höchste Bedeutung des gesellschaftlichen Engagements zukommt!�??, so der wissenschaftliche Leiter, Prof. Dr. Henry Schäfer, von der Universität Stuttgart. Mit 84,7 Prozent wurde hier ein Votum abgegeben. Konkret gefördert wurden Kooperationen mit Schulen, Universitäten und Museen sowie Aus- und Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter. An zweiter Stelle rangieren soziale Leistungen wie der Ausbau eines Betriebskindergartens (55,5 Prozent), gefolgt vom Umweltbereich (49,5 Prozent) und dem Tätigkeitsfeld „Gesundheit�?? (37,3 Prozent).

Umsetzung und Aktivitäten zum gesellschaftlichen Engagement sind den meisten Familienunternehmen wichtiger als die Kommunikation darüber. So antworteten mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmer. Der Einsatz von Dokumentationen sowie Umwelt-, Sozial- und Nachhaltigkeitsberichte (37,6 Prozent) wird am ehesten von Familienunternehmen genutzt, deutlich weniger setzt man auf Veranstaltungen (22,5 Prozent) oder das Internet (18,6 Prozent) als Kommunikationswege. Dieses Ungleichgewicht zwischen Aktivität und Vermarktung spiegelt die fast schon sprichwörtliche Zurückhaltung vieler Familienunternehmer wider.

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