Inflation kein Hinderungsgrund für Investments
Von Dr. Oliver Everling | 25.April 2022
Schon vor der Ukraine-Krise litten Schwellenlandanleihen unter Stress. Im Herbst 2021 begannen die großen Mittelabflüsse: „In den vergangenen sechs Monate wurden etwa 21 Milliarden US-Dollar aus der Assetklasse abgezogen, davon 14 Milliarden US-Dollar allein in diesem Jahr“, berichtet Bond-Spezialistin Denise Simon.bei Lazard Asset Management Aber nach vielen Monaten der Verkäufe sind die Bewertungen jetzt auf historisch attraktivem Niveau.
„Zum Ultimo März sahen wir einen Spread auf Indexebene von 465 Basispunkten bei einer Rendite über 7 Prozent. Diese Rekordwerte erzielten Schwellenlandanleihen nur während der Finanzkrise und zum Start der COVID-Pandemie. Aber zu diesen beiden Krisen war der makroökonomische Ausblick bedeutend schlechter und vor allem unsicherer als derzeit“, betont Simon. „Im Vergleich ist die aktuelle Situation weniger besorgniserregend. Auch wenn der Konflikt in Osteuropa ein großer und tragischer Schock ist, so wird der Effekt auf die Weltwirtschaft dennoch eher begrenzt sein. Für Investoren könnte es eine Gelegenheit sein, Marktverschiebungen zu nutzen.“ Die Bewältigung der Risiken und Chancen erfordert jedoch einen flexiblen Ansatz.
Inflation betrachtet die Expertin nicht als Hinderungsgrund für ein Investment: „Die gängige Meinung, dass Anleihen aus Schwellenländern in Zinserhöhungszyklen schlechter abschneiden, ist ein Trugschluss.“ In den letzten drei Zinserhöhungszyklen der Fed haben sich die Spreads der auf Dollar lautenden EM-Staatsanleihen tatsächlich verengt. „Das liegt zum einen daran, dass Zinserhöhungen oft schon vorab eingepreist sind. Zum anderen liegt es an der Begründung der Fed: Zinserhöhungen gegen die Inflation stärken das Wachstum und werden vom Markt positiv aufgenommen. Schließlich ist die Inflation im Augenblick das größere Problem als Zinserhöhungen“, erklärt die Expertin.
Die Zentralbanken der Schwellenländer sind der US-amerikanischen und der europäischen Notenbank um einiges voraus. Sie starteten bereits im vergangenen Jahr mit Zinserhöhungen. Daher lohnt sich auch an dieser Stelle ein differenzierter Blick auf die Schwellenländer, urteilt Denise Simon. „Länder wie Angola und Ecuador gehörten in den letzten Monaten zu den Outperformern. Unserer Meinung nach dürften Rohstoffexporteure, Hochzinsländer und konfliktferne Länder profitieren. Die Hauptfrage besteht darin, inwieweit der Konflikt das globale Wachstum insgesamt schwächt und das globale Finanzmarktumfeld beeinträchtig. Hier sind vor allem die Notenbanken gefragt.“ Staatsanleihen aus ausgewählten Schwellenländern in Hartwährungen sind aus ihrer Sicht attraktiv.
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FED: Bilanzverkürzung im Fokus
Von Dr. Oliver Everling | 25.April 2022
Die stagflationären Tendenzen der vergangenen Wochen haben sich verfestigt und belasten das generelle Investmentumfeld. Da mit einer weiteren Eskalation und einer längeren Dauer des russischen Angriffskrieges in der Ukraine gerechnet werden muss, bleibt der Aufwärtsdruck auf die Rohstoffpreise und damit die Inflationsraten vorerst hoch, warnt Dr. Eduard Baitinger, seit 2015 Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe.
Auch die Entwicklungen in China wirken stark inflationär. Die strikte Null-Covid-Politik der Regierung im Kampf gegen eine neuerliche Infektionswelle basiert auf rigorosen Lockdowns und der Schließung von Industriebetrieben oder Häfen. Damit kommt es erneut zu massiven Unterbrechungen von Liefer- und Wertschöpfungsketten, was sowohl die Preise nach oben treibt, so Eduard Baitinger, da sich das Güterangebot verknappt, als auch die Konjunktur bremst, weil globale Produktionsprozesse spürbar behindert werden. Die Erfahrung aus 2021 hat gezeigt, dass es Monate dauert, bis diese Störungen wieder behoben sind. Folglich müssen sich Investoren darauf einstellen, dass die Bedingungen für eine stagflationäre Entwicklung für eine ganze Weile bestehen bleiben.
„In der aktuellen Situation stehen die globalen Notenbanken, allen voran die US-amerikanische Notenbank FED, gewaltig unter Druck“, sagt Eduard Baitinger. Die hohen Inflationsraten erfordern einerseits eine spürbare geldpolitische Straffung, sonst droht der Kontrollverlust über die Inflationserwartungen und dadurch eine strukturelle Geldentwertung. Andererseits nehmen die Konjunkturrisiken stetig zu, wodurch der Spielraum für eine geldpolitische Normalisierung deutlich verkleinert wird.
Eduard Baitinger sieht die Notenbanken folglich gezwungen, eine möglichst umfangreiche monetäre Straffung in möglichst kurzer Zeit vorzunehmen: „So dürfte die FED in den kommenden Monaten ausschließlich mit sogenannten doppelten Leitzinsschritten – Anhebungen in Höhe von jeweils 50 Basispunkten – agieren. Gleichzeitig plant die US-Notenbank spätestens im Juni ihre Bilanz zu verkürzen, wobei mittelfristig eine monatliche Reduktion um 95 Mrd. USD angestrebt wird. Das aktuelle Investmentszenario konfrontiert Anleger also mit einer ungünstigen Mischung aus konjunkturellen Risiken und restriktiver Geldpolitik. In dieser Konstellation erscheint das Risiko-Ertrags-Verhältnis von Aktien eher unattraktiv. Professionelle Investoren sollten daher die Aktienquote in ihrem Portfolio zurückfahren und stattdessen auf inflationsresistente Assets wie Gold und Rohstoffe setzen.“
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Shanghai veranlasst zur „Flucht in die Qualität“
Von Dr. Oliver Everling | 25.April 2022
Bereits seit vier Wochen versuchen dem die chinesischen Behörden mit der Abriegelung Shanghais gegen den Ausbruch der Variante Omicron BA.2 vorzugehen. Inzwischen sind auch andere Städte betroffen. Carlos Casanova, Senior Economist Asien bei Union Bancaire Privée (UBP), rechnet damit, dass die Abriegelungsmaßnahmen das Wachstum im 2. Quartal erheblich beeinträchtigen werden, obwohl die Zahlen für das 1. Quartal mit einem Plus von 4,8 % im Jahresvergleich stärker als erwartet ausfielen: „Der Inlandsverbrauch wird zu Rückgängen führen. Schließlich befinden sich aktuell Gebiete, die 17 % der chinesischen Wirtschaftsleistung repräsentieren im Lockdown. Allerdings ist ihr Anteil am nationalen Konsum wahrscheinlich viel höher, da sie die wichtigsten Verbrauchszentren sind. Einen ersten Eindruck davon haben wir bereits im März bekommen, als die Einzelhandelsumsätze um 3,5 % im Jahresvergleich schrumpften, die ersten negativen Daten seit Juli 2020. Für April und Mai erwarten wir einen noch stärkeren Rückgang.“
Gleichzeitig hält der Asien-Ökonom der UBPes für möglich, dass das chinesische Wachstum 2022 doch noch 5,0 % erreichen könnte, wenn der Konsum nach Juni wieder anzieht. Die etwas lockerere Haltung der chinesischen Notenbank und niedrigere Hypothekenzinsen würden sich positiv auswirken. Aber: „Die schlimmsten Monate liegen jedoch noch vor uns.“
Casanova zufolge haben die Märkte die Auswirkungen einer schwächeren Konjunktur im zweiten Quartal noch nicht eingepreist. „Wir rechnen mit zusätzlichem Druck auf die Aktienrenditen, wachsendem Stress für Unternehmensanleihen und einer Abwertung der Landeswährung, bis Konjunkturmaßnahmen eine Erholungsphase im zweiten Halbjahr einleiten können.“
Globale Anleger sollten sich weiterhin auf den Abbau von Risiken in ihren Portfolios konzentrieren, bis ein neues Gleichgewicht erreicht ist oder weitere Stimulierungsmaßnahmen der PBOC wirksam werden, was höchstwahrscheinlich gegen Ende des zweiten Halbjahres der Fall sein werde. Auch bei Unternehmensanleihen sei Vorsicht geboten. Das Tapering in den USA führt tendenziell zu einer Ausweitung der Zinsaufschläge für Unternehmensanleihen im Investment-Grade- und im High-Yield-Segment – in Phänomen, dass an den Finanzmärkten auch als „Flucht in die Qualität“ bezeichnet wird.
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Ein Fünftel der US-Städte und Landkreise betroffen
Von Dr. Oliver Everling | 24.April 2022
Eine „Request for Comment“-Ankündigung wirft ihren Schatten auf US-amerikanische Städte und Landkreise voraus: Die US-amerikanische Ratingagentur Moody’s Investors Service schlägt vor, eine neue Methode zur Bewertung von US-Städten und -Landkreisen einzuführen.
Moody’s Investors Service bittet Marktteilnehmer dazu um Feedback zu seinem Vorschlag, eine spezielle Methode zur Bewertung des Kreditrisikos von US-Städten und -Landkreisen zu verwenden. Sofern nach der Kommentierungsfrist keine Änderungen vorgenommen werden, wird diese Ratingmethode wie vorgeschlagen übernommen.
Gemäß Vorschlag würde Moody’s einen sektorbasierten Ansatz für das Rating von US-Städten und -Landkreisen einführen und aktualisieren, wie Schlüsselfaktoren der grundlegenden Kreditqualität einer Stadt oder eines Landkreises bewertet werden, um Emittentenratings zu vergeben. Moody’s würde auch die Anzahl der Notching-Faktoren reduzieren, die zur Beurteilung von Städten und Landkreisen verwendet werden, und Leitlinien für die Zuweisung von Instrumentenratings relativ zu einem Emittentenrating einführen.
Wenn die Methodik wie vorgeschlagen eingeführt wird, erwartet Moody’s, dass sich bei bis zu 20 % der bewerteten US-Städte und -Bezirke mindestens eine ihrer herausragenden Bewertungen ändern würde. Ungefähr die Hälfte aller Ratingänderungen wären Heraufstufungen und die andere Hälfte Herabstufungen. Die Mehrheit der Ratingänderungen würde um einen Notch erfolgen.
Diese erwartete Auswirkung auf Ratings spiegelt nur die oben genannten methodischen Änderungen wider und berücksichtigt keine potenziellen Auswirkungen anderer Faktoren, einschließlich vorherrschender Marktbedingungen oder Faktoren, die für einen bestimmten Emittenten oder eine bestimmte Transaktion spezifisch sind, wie z. B. Finanzkennzahlen oder qualitative Überlegungen, die in der Analyse für das Rating relevant sein können.
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Sanktionen treffen nicht russische Unternehmen, sondern deutsche Sparer
Von Dr. Oliver Everling | 23.April 2022
Sanktionen gegen Russland treffen deutsche Sparer, die sich auf die Worte ihres Bundeskanzlers verließen und seinem Aufruf folgten.
„Mitarbeiterbeteiligung ist ein Weg, den arbeitenden Menschen ihren gerechten Anteil am erarbeiteten Wohlstand in den Unternehmen und in der Gesellschaft zu geben. Mitbestimmung und Beteiligung am Produktivvermögen tragen auch dazu bei, die rasanten Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft besser zu verstehen und auszuhalten“, sagte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) anlässlich der 50. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Partnerschaft in der Wirtschaft in seiner Rede zum Thema „Mitarbeiterbeteiligung -Aufbruch in das Dritte Jahrtausend“ am 28. März 2000.
Wer den Worten Glauben schenkte, hat heute das Nachsehen: „Was wir alle miteinander wollen müssen, ist,“ sagte der Bundeskanzler damals, „dass wir eine gesellschaftliche, eine wirtschaftliche Kultur in diesem Land bekommen, wo mehr und mehr Menschen auf diesen Aspekt bei der Alterssicherung, aber auch beim Vermögenserwerb nicht nur bauen, sondern sich aktiv daran beteiligen.“
Seine Worte klangen überzeugend: „Bei ist uns es immer noch so, dass die reichsten 10 % der Haushalte rund 50 % des Privatvermögens besitzen, während die untere Hälfte der Gesellschaft nur über rund 4 % am Privatvermögen verfügt. Ich sage das ohne einen Anflug von Neid und rate auch niemandem dazu. Ich rate nur jedem dazu, mitzumachen, das zu verändern.“
Wer nun mitgemacht hat und Aktien insbesondere von solchen Unternehmen kaufte, in denen der Bundeskanzler mit seinem Namen für Glaubwürdigkeit stand, hat nun das Nachsehen. Als Aufsichtsratsvorsitzender des Ostsee-Pipeline-Betreibers Nord Stream AG sowie des Mineralöl- und Gaskonzerns Rosneft (beides russische Staatskonzerne) stand die Reputation des deutschen Bundeskanzlers a.D. für die gute Governance dieser Unternehmen.
Noch am 4. Februar 2022 meldete die deutsche „tagesschau“: „Ex-Bundeskanzler Schröder hat bereits wichtige Posten bei der Nord Stream AG, der Nord Stream 2 AG – und beim russischen Energiekonzern Rosneft. Jetzt soll er auch in den Aufsichtsrat des Staatskonzerns Gazprom.“
Nun aber werden Bankkunden über die Illiquidität ihres angesparten Vermögens ausgerechnet in einer Zeit informiert, in der einerseits Kursrückgänge ihr Aktienvermögen dezimieren, andererseits die Inflationsrate auf das bisher höchste Niveau dieses neuen Jahrtausends gestiegen ist und immer mehr Menschen darauf angewiesen sein werden, auch an ihre Reserven zu gehen.
Zur realen Vermögensvernichtung durch Inflation kommt nun noch die Ausschaltung der Verwertungsmöglichkeiten hinzu. Da die Aktien nicht mehr gehandelt werden dürfen, fallen sie auch als Sicherheit für jede Art von Kredit aus. Als Sicherheit kann nur dienen, was von der Bank im Falle von Zahlungsschwierigkeiten auch verwertet werden kann.
Die Sanktionen gegen Russland und hier konkret gegen die Aktien, mit denen der Alt-Bundeskanzler die Deutschen zum Investieren in Produktivkapital animieren konnte, treffen zwar nicht die sanktionierten Unternehmen – Gazprom oder Rosneft merken davon nichts, ob ihre Aktien in Deutschland Depots wechseln oder nicht -, sehr wohl aber diejenigen, die ihre Ersparnisse im Vertrauen auf die Glaubwürdigkeit der deutschen Politik angelegt haben.
Es liegt im Wesen der Börse als Sekundärmarkt, dass aus den Transaktionen an der Börse den Unternehmen, deren Aktien gehandelt werden, nicht unmittelbar eine Zahlung zufließen kann. Wären die Sanktionen auf den Primärmarkt – also dem Markt für die Emission von Aktien – begrenzt, wäre zumindest der ökonomische Unfug dieser politischen Maßnahmen begrenzt, denn aus Erlösen am Primärmarkt fließt den emittierenden Gesellschaften tatsächlich auch Kapital zu.
Beispiel Commerzbank, diese schreibt am 22. April 2022 an ihre Kunden: „wir möchten Sie darüber informieren, dass folgende in Ihrem Depot verbuchten Wertpapierbestände von Sanktionen im Zusammenhang mit der russischen Invasion in die Ukraine betroffen sind“. Es folgt eine Aufzählung der Wertpapierbestände mit Depot-Nr., ISIN und Wertpapierbezeichnung. Gazprom PJSC (US3682872078) und Rosneft Oil Company (US67812M2070) gehören dazu. So aber bleibt es nur beim Schaden für deutsche Sparer und die Russen bleiben unbehelligt.
Der Bundeskanzler sprach einst von der ungleichen Vermögensverteilung: „Man kann es verändern, und zwar nicht zuletzt durch die Beteiligung am Produktivkapital. Produktivkapital meint hier übrigens nicht nur die produzierenden Betriebe, sondern die dienstleistenden in gleicher Weise. Vor allem beim Produktivvermögen gibt es noch einen riesigen Aufholbedarf für die privaten Haushalte: Nur 11 % der Arbeiterhaushalte und 18 % der Angestelltenhaushalte in Westdeutschland besitzen Aktien“, rechnete der Bundeskanzler vor.
Wer seinen Worten Taten folgen ließ, hat nun de-facto „Nonvaleurs“ im Depot, denn die Aktien dürfen nicht mehr verkauft werden, sondern dienen nun dazu, Politik gegen Russland zu machen.
Die Commerzbank schreibt: „Infolge der Sanktionsmaßnahmen sind die betroffenen Wertpapiere zurzeit nicht mehr handelbar. Daher ist es der Commerzbank aktuell nicht möglich, Aufträge im Zusammenhang mit den betroffenen Wertpapieren auszuführen.“
Welches Unheil sich hier für gutgläubige Aktionäre anbahnte, konnten diese schon am 15. März 2022 erahnen. Da wurden nämlich von der Commerzbank die Erträgnisgutschriften wieder zurück gebucht, die den Aktionären des Mineralöl- und Gaskonzerns Rosneft zustanden und rechtmäßig ausgezahlt waren. Erträge, die am 12. November 2021 bereits den Konten der Sparer gutgeschrieben worden waren, wurden von der Commerzbank wieder eingezogen – gleichgültig, ob Deckung auf dem Konto vorhanden war oder nicht.
„Die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand bringt uns jener Teilhabegesellschaft näher, die gerade wir Sozialdemokraten anstreben“, sagte der Bundeskanzler, als er noch im Amt war.
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Zieldatumsfonds – Target Date Funds
Von Dr. Oliver Everling | 23.April 2022
Warum entscheiden sich Berater für die personalisierten Portfolios von Morningstar gegenüber anderen auf dem Markt? Welche proprietären Datensätze verwendet Morningstar, um diese personalisierten Portfolios zu erstellen, die andere nicht einfach replizieren können?
Auf diese Fragen gibt Morningstar eine ausführliche Antwort, die Einblick in die Sichtweise dieser Ratingagentur gibt: „Wir sehen weiterhin wichtige Trends in Richtung Personalisierung auf dem Markt, da Anleger nicht nur nach personalisierter Beratung, sondern nach ihren Präferenzen zugeschnittenen Portfolios suchen.“
Ein Schlüsselfaktor dazu ist, glaubt Morningstar, „dass unsere unabhängige Forschung, proprietäre Daten und Technologieplattformen Anlegern helfen werden, ihre Ziele zu erreichen.“
Morningstar gibt zwei aktuelle Beispiele für die differenzierten Angebote von Morningstar sind die Bemühungen des Unternehmens in den Bereichen Direktindexierung und Zieldatumsfonds: „Innerhalb von Investment Management entwickeln wir derzeit unsere proprietäre direkte Indexierungslösung für Berater, die im zweiten Quartal 2022 in der Beta-Phase eingeführt wird. Diese Funktionen werden ESG-Risiko, Produktbeteiligung und Auswirkungskennzahlen von Morningstar Sustainalytics sowie Marktkennzahlen von institutionellem Kaliber umfassen – indexbasierte und thematische Indizes von Morningstar auf der Grundlage von Research und Daten von Morningstar.
„In Workplace haben wir gerade einen neuen Zieldatumsdienst, Zieldatum Plus, mit Capital Group angekündigt. Diese innovative Lösung bietet eine personalisierte Zuteilungsberatung, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Ziele eines Rentensparers zugeschnitten ist.“ Der von Morningstar Investment Management betriebene Service bietet den Teilnehmern von Pensionsplänen über seine Benutzeroberflächen und das Netzwerk integrierter Datenverwalter eine personalisierte Anlageberatung.
Der Service, den Arbeitgeber als qualifizierte Standardinvestitionsalternative nutzen können, kombiniert die American Funds Target Date Retirement Series mit der Erfahrung von Morningstar bei der Bereitstellung von Online-Anlageberatung über seine Benutzeroberflächen und ein riesiges Netzwerk integrierter Datenverwalter. „Wir glauben,“ so Morningstar, „dass dies ein bedeutender Fortschritt in der Personalisierung von Zieldatumsfonds ist und für Anleger attraktiv sein wird.“
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Digital bezahlt wie digitale Post
Von Dr. Oliver Everling | 21.April 2022
Der neue Experian Global Insights Report kommt zu dem Schluss, dass digitale Online-Ausgaben weiter an Stärke gewinnen werden, selbst wenn die Verbraucher aus dem Lockdown herauskommen und zu persönlichen Transaktionen zurückkehren.
Für die Entwicklung der Studie befragte Experian 6.000 Verbraucher und 2.000 Unternehmen in 20 Ländern , einschließlich Australien, Brasilien, Chile, China, Kolumbien, Dänemark, Deutschland, Indien, Indonesien, Irland, Italien, Malaysia, Niederlande, Norwegen, Peru, Singapur, Südafrika, Spanien, Vereinigtes Königreich und Vereinigte Staaten, zu Verbrauchereinblicken und betriebswirtschaftliche Aussichten, finanzielles Wohlergehen, Online-Verhalten und mehr. Dieser Bericht ist die neueste Studie in einer Reihe, die die signifikanten Veränderungen bei den digitalen Präferenzen der Verbraucher und der Geschäftsstrategie in den letzten sieben Jahren untersucht.
Verbraucher beschäftigen sich ebenso mit digitalen Zahlungen wie mit E-Mails. Die Wachstumskurve der Online-Ausgaben hat die Nutzung mobiler Geldbörsen erhöht, die nun mit traditionellen Zahlungsmethoden konkurrieren.
Der neueste Bericht zeigt, dass 62 Prozent der Befragten angeben, derzeit mobile Geldbörsen zu verwenden, während 63 Prozent traditionelle Zahlungsmittel verwenden. Die Verbraucher gaben an, dass sie schnelle, reibungslose und sichere Transaktionen wünschen, wobei 81 Prozent sagten, dass ein positives digitales Erlebnis sie dazu bringt, die Marke höher einzuschätzen als ein traditionelles stationäres Erlebnis.
Dieser Trend ist auch für Unternehmen günstig. Es zeigt, dass 53 Prozent der befragten Verbraucher ihre Ausgaben und Transaktionen auf digitalen Kanälen in den letzten drei Monaten erhöht haben, wobei 50 Prozent der Befragten sagen, dass dies in den nächsten drei Monaten wahrscheinlich zunehmen wird.
David Bernard, EVP of Strategy and Operations for Global Decision Analytics bei Experian, spricht über die im Bericht gezeigten Trends in Bezug auf die Pandemie. „Die Ergebnisse unserer jüngsten Umfrage zeigen, dass sich viele Verbraucher heute mehr Sorgen um die Sicherheit ihrer Online-Transaktionen und -Aktivitäten machen als noch vor einem Jahr, wobei es regionale Unterschiede in der Art ihrer Hauptanliegen gibt“, sagte Bernard. „Die letzten zwei Jahre sind einem digital versierten Verbraucher gewichen, der ein wachsendes Bewusstsein und Verständnis für fortschrittliche, reibungslose Sicherheitsmethoden hat. Verbraucher möchten ihre Arbeit und ihr Leben einfacher und sicherer machen.“
Der Bericht verdeutlicht auch, dass Verbraucher beim Einrichten neuer Konten eine Präferenz haben, wobei Banken-Websites, Einzelhandels- und mobile Apps von Kreditkartenunternehmen führend sind. Digital versierte Verbraucher vertrauen Zahlungsdienstleistern, Kreditkartenunternehmen, Technologie- und Streaming-Media-Unternehmen am meisten. Ein zusätzlicher Geschäftsvorteil mit dem Aufkommen und der Reichweite neuer Zahlungsmethoden wie Mobile Wallets, Peer-to-Peer (P2P) und Buy Now Pay Later (BNPL) besteht darin, dass Unternehmen auch Optionen für eine bessere finanzielle Inklusion finden können.
In den USA und Großbritannien sagen 60 Prozent, dass sie genau das mit Programmen wie BNPL tun. In den USA verwenden 4 von 5 Verbrauchern BNPL, um Kreditkartenschulden zu vermeiden, während 7 von 10 Verbrauchern in Großbritannien dasselbe sagten. Darüber hinaus sagen 57 Prozent der Befragten, dass BNPL ihre traditionelle Zahlungsmethode ersetzen könnte.
Unternehmen haben noch Luft nach oben, um die Erwartungen der Kunden an das digitale Erlebnis zu erfüllen: 23 Prozent der befragten Verbraucher geben an, dass ihre Erwartungen an das digitale Erlebnis nur teilweise oder gar nicht erfüllt wurden. Dieser Prozentsatz ist von 30 Prozent im vierten Quartal 2021 zurückgegangen. Nur 23 Prozent der Verbraucher sind sehr zuversichtlich, dass die Unternehmen ihre Online-Sicherheitsbedenken angehen werden.
Das Blatt hat sich auch gedreht, da 73 Prozent der Verbraucher Unternehmen die Verantwortung übertragen, sie online zu schützen. Auch sind sich die befragten Verbraucher des Wertes ihrer Daten bewusster. 90 Prozent der Kunden möchten vollständige oder teilweise Kontrolle darüber, wie ihre Daten verwendet werden, wobei 57 Prozent bereit sind, Daten zu teilen, wenn dies für mehr Sicherheit sorgt oder Betrug verhindert.
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Eine Schlacht gewonnen, ein Krieg verloren
Von Dr. Oliver Everling | 21.April 2022
Der Krieg in der Ukraine könnte aus der Perspektive des Nachhaltigkeitsratings zu einem Pyrrhussieg führen, wenn die Ukraine zwar verteidigt, Russland aber von der Weltgemeinschaft der Staaten abgekoppelt wird.
Mikhail Sukhov, Generaldirektor von Analytical Credit Rating Agency (ACRA), wird auf der Plenarsitzung der Kommersant Publishing House-Konferenz „ESG-Wiedervereinigung: Neue Prioritäten für eine nachhaltige Entwicklung unter Einschränkungen“ sprechen, meldet die russische Ratingagentur aus Moskau. Kommersant ist eine russische Tageszeitung, die dem Oligarchen Alischer Usmanow gehört.
Die Agenda der Konferenz ist bemerkenswert, da sie eine Abkopplung Russlands von den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen andeuten könnte. Immerhin sprechen zu diesem Thema Pavel Sorokin, erster stellvertretender Energieminister der Russischen Föderation, Ilya Torosov, erster stellvertretender Minister für wirtschaftliche Entwicklung der Russischen Föderation, Vladimir Senin, Vorsitzender des Expertenrates für nachhaltige Entwicklung und grüne Finanzierung der Staatsduma der Russischen Föderation oder auch Maria Vasilkova, Abgeordnete der Staatsduma der Russischen Föderation, Mitglied des Ausschusses der Staatsduma der Russischen Föderation für Industrie und Handel.
„Vor dem Hintergrund der Sanktionsbeschränkungen wird die bis vor kurzem an westlichen Standards orientierte Agenda für nachhaltige Entwicklung überarbeitet“, berichtet ACRA. „Aber die Prinzipien und Ziele nachhaltiger Entwicklung sind zu tiefgreifend und vielschichtig, um selbst bei einer gebrochenen Integration mit westlichen Standards zunichte gemacht zu werden. Gerade jetzt sind diese Prinzipien von besonderer Bedeutung und werden auf ihre Festigkeit getestet. Die Unternehmenslenker müssen gemeinsam mit Staat und öffentlichen Institutionen nicht nur die aktuellen Prioritäten im Bereich der nachhaltigen Entwicklung vor dem Hintergrund sich entwickelnder Krisentrends bestimmen, sondern auch die Quellen und Instrumente für ihre Finanzierung.“
An die Stelle des Schockzustands der Wirtschaft trete eine Zeit der Anpassung und neuer Entwicklungsmöglichkeiten. Auf der Konferenz sollen folgende und weitere Fragen beantwortet werden: „Was ist erforderlich, um das russische ESG-Modell neu aufzubauen und neu zu starten? Welche Vision haben Unternehmen und Regulatoren von einer solchen Zukunft? Wer finanziert den erklärten Kurs der Großkonzerne in Richtung Dekarbonisierung und technologische Umrüstung? Wie wird das neue Modell der nachhaltigen Unternehmensentwicklung dazu beitragen, die Bemühungen zu synchronisieren, um die akute Phase der Wirtschaftskrise zu überstehen, die Wirtschaft an neue Realitäten anzupassen und ein Erholungswachstum einzuleiten? Welche Maßnahmen sollten Regulierungsbehörden, Unternehmensleitungen und ihre Mitarbeiter ergreifen, um die Risiken des Kontrollverlusts über Organisationen, Umweltbelastungen und Destabilisierung der Gesellschaft zu minimieren?“
Während sich die Teilnehmer der Konferenz zwar offenbar um Schadensbegrenzung bemühen, stellt sich die Frage, ob eine vom Westen gewonnene politische Schlacht um die Ukraine einen verlorenen ökologischen Krieg um das Weltklima bedeuten könnte.
Der Bruch der Bundesministerin des Auswärtigen, Annalena Baerbock, mit den Idealen ihrer Partei Bündnis 90/Die Grünen und ihrer Fraktion („Wir stehen für Frieden, Abrüstung und kooperative Sicherheit“), könnte daher wesentlich mehr bedeuten als lediglich eine Hinwendung zur Militarisierung der Politik und hin zur Aufrüstung: Zu Russland und zu Russen werden unter deutscher Federführung vielfältige Beziehungen gekappt, obwohl gerade der Klimawandel konzertiertes Handeln erfordert.
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Entlassung heißt nicht Entlastung
Von Dr. Oliver Everling | 21.April 2022
Die Entlassung ist normalerweise das Ende des Personalmanagements eines Mitarbeiters, aber nicht unbedingt das Ende des Lebenszyklus der persönlichen Informationen („PI“) eines Mitarbeiters. Die Entlassung bedeutet nicht die Entlastung des Arbeitgebers von seinen Pflichten mit Blick auf den Datenschutz. Im Austrittsprozess oder sogar nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses muss der Arbeitgeber möglicherweise noch die personenbezogenen Daten des Arbeitnehmers verarbeiten.
Ying Wang, James Gong und Susie Wang, alle bei Bird & Bird, beschreiben in ihrem Artikel in ihrer Reihe zum Schutz von Arbeitnehmerdaten die typischen Probleme bei der Verarbeitung personenbezogener Daten, mit denen Arbeitgeber während und nach Beendigung oder Beendigung eines Arbeitsverhältnisses konfrontiert sein können.
Gemäß Artikel 19 des Gesetzes zum Schutz personenbezogener Daten (das „PIPL“) ist die Aufbewahrungsfrist von PI die Mindestdauer, die zum Erreichen des Verarbeitungszwecks erforderlich ist, sofern keine Gesetze oder Verwaltungsvorschriften etwas anderes vorschreiben.
Da es mehrere Zwecke für die Verarbeitung bestimmter personenbezogener Daten geben kann, gibt es in der Praxis keinen einheitlichen Standard für die erforderliche Mindestspeicherdauer. Bevor die offiziellen Richtlinien oder Durchführungsbestimmungen herausgegeben werden, sollten Arbeitgeber klare und detaillierte Zwecke der Verarbeitung von personenbezogenen Daten so weit wie möglich vor der Verarbeitung identifizieren, um die Mindestaufbewahrungsfrist festzulegen, fordern die Autoren.
Neben dem PIPL gibt es mehrere Gesetze und Verwaltungsvorschriften, die die Aufbewahrungsfrist bestimmter Personaldaten vorschreiben. Beispielsweise sollten gemäß Artikel 50 des Arbeitsvertragsgesetzes der VR China die Arbeitsverträge eines Mitarbeiters mindestens 2 Jahre nach Beendigung des Vertrags aufbewahrt werden; und gemäß Artikel 6 der vorläufigen Bestimmungen zur Zahlung von Löhnen sollte die Gehaltsabrechnung mindestens 2 Jahre lang aufbewahrt werden.
Insbesondere die von der National Archives Administration im Jahr 2012 herausgegebenen Bestimmungen über den Umfang der Sammlung und Aufbewahrungsfrist in Unternehmen zur Archivierung von Dokumenten (die „Bestimmungen“) sehen auch eine Aufbewahrungsfrist für bestimmte Beschäftigungsdokumente vor.
Im Austrittsprozess oder sogar nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses muss der Arbeitgeber möglicherweise noch die personenbezogenen Daten des Arbeitnehmers verarbeiten.
Ying Wang, James Gong und Susie Wang geben dafür konkrete Beispiele: Arbeitsverträge und Gehaltsabrechnungen von Mitarbeitern sind dauerhaft aufzubewahren, und disziplinarische Verwarnungen von Mitarbeitern sind 30 Jahre nach ihrer Ausstellung aufzubewahren.
Diese Bestimmung stammt aus der Zeit vor PIPL und scheint im Widerspruch zu der von PIPL bereitgestellten „erforderlichen Mindestfrist“ zu stehen, merken die Autoren an. Da die Bestimmungen jedoch immer noch in Kraft sind, empfiehlt Bird & Bird den Arbeitgebern, sie einzuhalten, bis weitere Auslegungen oder detaillierte Vorschriften für die Umsetzung etwas anderes vorsehen: „Wir schlagen vor, dass Arbeitgeber die Mitarbeiter über die Aufbewahrungsfrist relevanter personenbezogener Daten in der Datenschutzrichtlinie oder -mitteilung informieren.“ Die Rechtsentwicklung werde Bird & Bird genau beobachten und Mandanten auf dem Laufenden halten.
Art. 47 des PIPL verpflichtet den Arbeitgeber zur Löschung der personenbezogenen Daten eines Arbeitnehmers, wenn der Verarbeitungszweck erreicht wurde oder nicht erreicht werden kann oder die PI zur Erreichung des Verarbeitungszwecks nicht mehr erforderlich ist. Dies gilt nach Angaben von Ying Wang, James Gong und Susie Wang zum Beispiel, wenn der Arbeitgeber die Methode der Anwesenheitskontrolle von Gesichtserkennung auf Schlüsselkarte umstellt. Das Gesicht des Mitarbeiters ist zur Erkennung dann nicht mehr erforderlich, und der Arbeitgeber sollte daher alle zugehörigen personenbezogenen Daten löschen.
Wenn der PI-Verarbeiter die Bereitstellung des betreffenden Produkts oder der betreffenden Dienstleistung einstellt oder die Aufbewahrungsfrist abgelaufen ist, der Arbeitgeber beispielsweise den Abschluss einer Zusatzkrankenversicherung für Arbeitnehmer einstellt oder die zwischen dem Arbeitgeber und den Arbeitnehmern zu diesem Zweck vereinbarte Aufbewahrungsfrist abläuft, wird der Arbeitgeber die zuvor für den Abschluss einer Krankenzusatzversicherung gesammelten PI des Arbeitnehmers löschen.
Wenn die Einwilligung zur Verarbeitung auf der Grundlage der Einwilligung vom Arbeitnehmer widerrufen wird, also beispielsweise ein Arbeitnehmer seine Einwilligung zur Gesichtserkennung für die Anwesenheitsüberwachung widerruft, sollte der Arbeitgeber die Gesichtsinformationen löschen. Ying Wang, James Gong und Susie Wang berichten über weitere Anwendungsfälle.
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Lokale Behörden, Kommunen und Stadtplaner vor neuen Ratings
Von Dr. Oliver Everling | 21.April 2022
Die Pandemie hinterlässt aus unterschiedlichen Perspektiven ihre Spuren in Ratingsystemen. Berufstätige Familien tauschen die Stadt gegen das Leben auf dem Land: Die durch die Covid-19-Pandemie verursachten veränderten Arbeitsgewohnheiten und steigende Immobilienpreise haben dazu geführt, dass Haushalte den Städten den Rücken gekehrt haben, um nahe gelegene ländliche Orte zu finden. Es gibt Veränderungen auf den Immobilienmärkten, aber auch in den Verbraucherprofilen. Alle diese Änderungen müssen in den Kriterien der Ratingsysteme reflektiert und die Kriteriologie aktualisiert werden.
Eine neue Experian-Analyse zeigt eine grundlegende Veränderung in Bezug darauf, wo Familien und Hausbesitzer ihr Leben aufbauen wollen:
Der durchschnittliche Hauspreis in Großbritannien liegt laut Zahlen von Experian jetzt bei 275.000 £ und in London bei 521.146 £. Diese Kosten, gepaart mit vielen Berufstätigen, die jetzt zumindest einen Teil der Arbeitswoche von zu Hause aus arbeiten, haben die Menschen dazu veranlasst umzuziehen, um eine gesündere Work-Life-Balance zu finden.
Viele haben die städtischen Hauptstandorte ihrer Region in benachbarte Städte und Dörfer verlassen. Der ländliche Bezirk Harborough in den Midlands verzeichnete einen Zustrom aus Leicester, während die Marktstadt Selby in North Yorkshire – berühmt für ihre mittelalterliche Abtei – Ankünfte aus den nahe gelegenen Städten Leeds, Bradford und York verzeichnete.
Die malerische Stadt Tewkesbury in den Cotswolds ist zu einem begehrten Ort für diejenigen geworden, die Cheltenham verlassen möchten, und der Trend setzt sich auch nördlich der Grenze fort, wobei East und Midlothian jetzt die Heimat für diejenigen sind, die die Hauptstadt Edinburgh verlassen.
Zu den Orten, die einen erheblichen Rückgang verzeichnet haben, gehören die Londoner Bezirke Camden und Brent sowie Oxford und Cambridge – Städte, die von einer ikonischen englischen Landschaft umgeben sind, aber immer noch für Pendler erreichbar sind, die in diese Gebiete ziehen.
London verzeichnete den größten Anteil, die ihre Region verließen, wobei 12 % zu Standorten im Südosten aufbrachen und 8 % weiter in die östliche Region abwanderten. Aus diesen Beobachtungen leitet Experian eine Reihe von Vorhersagen ab:
Der Wechsel wird sich nicht nur auf die Umziehenden auswirken, die einen umweltfreundlicheren und ausgewogeneren Lebensstil anstreben, sondern auch auf die Gemeinden, in die und aus denen sie ziehen. Dass diese Veränderungen auch Auswirkungen auf die Kommunalratings haben werden, liegt daher auf der Hand.
Zuverlässige Verkehrsanbindungen und billigerer Wohnraum treiben die Nachfrage an, während Unternehmen, Organisationen und Planer sich der Veränderungen bewusst sein müssen, um den Anforderungen dieser sich entwickelnden demografischen Entwicklung gerecht zu werden.
Der Trend wird wahrscheinlich auch die Veränderungen beschleunigen, die in den britischen Hauptstraßen im letzten Jahrzehnt bereits zu beobachten waren, da neue Einzelhändler und Dienstleistungen eröffnet werden, um den Bedürfnissen der Neuankömmlinge gerecht zu werden.
Colin Grieves, Geschäftsführer von Experian Marketing Services, sagte: „Die Pandemie hat die Menschen dazu veranlasst, ihre Prioritäten zu überprüfen, und viele haben sich entschieden, die Vorteile von kostengünstigerem Wohnraum und mehr Grünflächen zu nutzen und gleichzeitig ihre Karriere fortzusetzen. Flexibles Arbeiten bedeutet, dass Menschen nicht mehr an ihr Büro gebunden sein müssen, wobei ein längerer gelegentlicher Arbeitsweg ein akzeptabler Kompromiss ist.
„Nur wenn diese tiefgreifende Veränderung verstanden wird, können lokale Behörden, Stadt- und Stadtplaner und andere Organisationen anfangen, anders zu denken und zu planen. Beispielsweise ist die Sicherstellung ausreichender Transportdienste zur Deckung der Nachfrage nur ein Bereich, der einen neuen Ansatz erfordert“, sagt Colin Grieves.
„Für Einzelhändler und Vermarkter ist es entscheidend, dass sie diese neuen Möglichkeiten nutzen. Die Hauptstraßen des Landes entwickeln sich aufgrund des Anstiegs des Online-Shoppings, aber damit bietet sich die Chance, die Konsumgewohnheiten dieser neuen Gruppen widerzuspiegeln, die die Stadt gegen das Land getauscht haben. Auch die Planung der Lieferinfrastruktur bei steigender Nachfrage ist keine leichte Aufgabe.“
Flexibles Arbeiten hat einen Großteil dieses Wandels ermöglicht und ist auch den Arbeitgebern zugute gekommen, indem der Trend einen breiteren Zugang zu Talenten ermöglichte, als dies zuvor möglich war, als die Mitarbeiter durch ihren Arbeitsweg eingeschränkt waren.
Dies wiederum hat das Potenzial, die Wirtschaft weg von einigen städtischen Gebieten wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die britische Regierung hat ihre „Leveling-up“-Agenda priorisiert, und Jobs, die möglicherweise nur in Großstädten zugänglich waren, können jetzt aus der Ferne erledigt werden. Das trägt dazu bei, die wirtschaftlichen Vorteile im ganzen Land zu verbreiten.
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