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Politische Hoffnung versus wirtschaftliche Realität

Von Dr. Oliver Everling | 17.Oktober 2010

Ratings sind Methoden zur Bewertung von Märkten, Institutionen und Objekten. Ratings liefern dazu kompakte Bewertungen und dienen zur Herstellung von Markttransparenz. Ratings erfüllen Stabilisierungsfunktion. Dies machte Dr. Tobias Schmidt im Rahmen seines Vortrags „Länderratings: Politische Hoffnung versus wirtschaftliche Realität“ auf der Tagung „Europäische Ratingagentur: Was hat der Mittelstand davon?“ der Theodor-Heuss-Akademie der Friedrich-Naumann-Stiftung klar (http://www.freiheit.org/). Dr. Tobias Schmidt ist Vorstand der Feri EuroRating Services AG, Bad Homburg (http://www.feri.de/).

Beim Fondsrating gibt es fast keine Regulierung, obwohl sie private und institutionelle Investoren bei der Anlageentscheidung ebenso unterstützen wie Kreditratings die Gläubiger. Obwohl Ratings nicht direkt marktbeeinflussende Kauf- oder Verkaufsempfehlungen darstellen, hält Schmidt die exklusive Regulierung von Kreditratings für problematisch.

Schmidt macht klar, dass die Feri EuroRating Services nicht die Bedeutung und Marktstellung erlangt hätte, wenn die Ratingagentur den Begriff des Ratings nur im engeren Sinne als Kreditrating begriffen hätte. Feri folgt vielmehr einem breiteren Begriffsverständnis.

„Mit Rating kann man auch Bonität beurteilen, aber nicht nur“, sagt Schmidt und stellt den Gedanken in den Vordergrund, mit Rating eine systematische Vorgehensweise und Methode auf verschiedene Anwendungsbereiche Bezug zu nehmen.

Gemeinsam ist nach Urteil von Schmidt allen Ratingsystemen, dass sie von der Qualität und Aktualität von Daten abhängig sind. Trotz Sorgfalt sind Ratings mit Unsicherheiten schon durch die Reduktion der realen Komplexität und Prognoseunsicherheit behaftet. Auch im Länderrating von Griechenland spielte die Datenqualität nach Angaben von Schmidt eine Rolle.

Schmidt kritisiert die Rolle der Ratingagenturen als Auslöser und Verstärker der Krise. Die Regulierung ist die Konsequenz: Erhöhung der Transparenz, Reduktion von Interessenkonflikten, Stärkung der Kontrolle, Maßnahmen zur internen Führungsstruktur und Compliance-Anforderungen.

Aus den aktuellen Erfahrungen mit dem Registrierungsprozess berichtet Schmidt, dass mehr Regulierung für Ratingagenturen in Europa die Wahrscheinlichkeit einer Oligopolisierung durch US-Agenturen eher noch erhöht als reduziert.

Der Hoffnung auf eine europäische Ratingagentur als Gegengewicht zu den großen angelsächsischen Ratingagenturen warnt Schmidt, dass die Strukturen schwer aufzubrechen seien und angelsächsische Agenturen mit Größenvorteilen aufwarten. Eine staatliche Lösung sei kritisch. Mehr Wettbewerb und Forderung des Marktzugangs sei wünschenswert, aber schwer umsetzbar. Beispielsweise sei das Betreiben von Länderratings vergleichsweise unattraktiv.

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