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Prominenz verlässt Scope?

Von Dr. Oliver Everling | 29.Juni 2021

Die Scope SE & Co. KGaA, die Muttergesellschaft der in den Greensill-Skandal verwickelten Scope Ratings GmbH, lädt ihre Aktionärinnen und Aktionäre zur ordentlichen Hauptversammlung der Gesellschaft ein. Am Dienstag, dem 20. Juli 2021 sollen einige Entscheidungen fallen. Was nach Routine aussieht, wirft doch Fragen auf.

Geplant ist auch die Beschlussfassung über die Vergütung des Aufsichtsrates für das Geschäftsjahr 2020, nach der allein schon Georg Graf Waldersee, zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender der durch den Wirecard-Skandal krisengeschüttelten Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, 80.000 € für seine Tätigkeit als Vorsitzender des Aufsichtsrates im Jahr 2020 erhalten soll – auch wenn die kleine Unternehmensgruppe der Ratingagentur in den letzten fast zwei Jahrzehnten noch nie Gewinne erwirtschaftete.

„Der Aufsichtsrat der Gesellschaft besteht aus Herrn Georg Graf Waldersee, Herrn Carsten Dentler, Herrn Sebastian Canzler und Herrn Eberhard Vetter. Die Wahlperiode für die Vorbezeichneten endet mit dem Ablauf der Hauptversammlung vom 20. Juli 2021″, heißt es in der Einladung. Der Aufsichtsrat der Scope SE & Co. KGaA setzt sich (bisher) aus vier Mitgliedern zusammen.

Der Aufsichtsrat schlägt nun folgende Personen zur Wahl zu Mitgliedern des Aufsichtsrates vor: (1) Frau Inès de Dinechin, wohnhaft in Suresnes, Frankreich, von Beruf Senior Advisor Financial Markets, (2) Herrn Carsten Dentler, wohnhaft in Bad Homburg, von Beruf Geschäftsführer einer Beratungsgesellschaft für Beteiligungen im Infrastruktursektor, (3) Herrn Sebastian Canzler, wohnhaft in München, von Beruf Geschäftsführer einer Beteiligungsgesellschaft, und (4) Herrn Eberhard Vetter, wohnhaft in Nauheim, von Beruf Leiter Kapitalanlagen RAG-Stiftung.

Was ist aber mit Georg Graf Waldersee, der als Aufsichtsratsvorsitzender sowohl bei der Scope SE & Co. KGaA, als auch bei der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Verantwortung trägt? Dem Wortlaut der Einladung folgend steht seine Wiederwahl nicht an. Verlässt ein Prominenter die Scope SE & Co. KGaA ohne weiteren Kommentar?

Kommentarlos war auch schon Maurice Thompson, der Aufsichtsratsvorsitzende der Greensill Bank AG nach der Insolvenz gegangen, zugleich auch Investor und Beirat der Scope SE & Co. KGaA. Sein Foto, sein Name und seine Rolle bei der Ratingagentur wurden ohne jeden Dank oder Begründung von der Website der Agentur entfernt.

Nachdem in dem System der Scope SE & Co. KGaA aus Aufsichtsräten, Vorständen, Geschäftsführungen, Kuratorien, Beiräten und Botschaftern keine Frauen mehr zu finden waren, sollen nun wieder Frauen einziehen; zunächst nur eine, für eine zweite soll der Aufsichtsrat erst noch von vier auf sechs Mitglieder erweitert werden.

Der Charakter der Ratingagentur als ein lokaler Anbieter in Deutschland bleibt durch die Veränderungen unberührt. So bleibt die Kontrolle in Deutschland erhalten.

Für Kontrolle soll auch ein Wechsel in der Prüfungsgesellschaft sorgen. Der Aufsichtsrat schlägt vor, für das Geschäftsjahr 2021 die PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin, zum Abschlussprüfer der Gesellschaft und zugleich zum Konzernabschlussprüfer für deren Konzern zu wählen. Zuvor war die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, ebenfalls in Berlin, verantwortlich.

Themen: Ratings | Kein Kommentar »

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