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Rating von Oldtimern

Von Dr. Oliver Everling | 14.April 2014

„Oldtimer – ein nachhaltig lohnendes Investment?“ Dieser nicht neuen Fragen, wie Udo Zietsch aus dem Regionalvorstand des eff European Finance Forum in Frankfurt am Main bemerkt, geht Referent Klaus Flettner, Geschäftsführer der KFP Five Star Conference Service GmbH und Klassik Garage Kronberg im MontagsMeeting nach. Seit über dreißig Jahren beschäftigt sich Flettner mit Oldtimern.

Emotion steht am Anfang dieser Sammelleidenschaft, so auch am Anfang des Vortrags von Flettner mit einem Film historischer Aufnahmen von Autos. „Nun haben wir schon für mehrere hundert Millionen €uro Autos gesehen“, scherzt Flettner nachdem einige Automobile über die Leinwand gingen.

„53 % der Deutschen sagen (fast zwei Drittel der männlichen Pkw-Fahrer) freuen sich, wenn sie Oldtimer auf der Straße sehen.  Für 36 % der Deutschen wird das Ansehen einer Marke gestärkt, wenn diese eine lange Tradition hat. 15 % der Deutschen würde gerne einen Oldtimer besetzen und für mehrmals die Hälfte der Deutschen sind Oldtimer ein technisches Kulturgut, berichtet Flettner aus repräsentativen Befragungen.

420.000 zugelassene Oldtimer sind in Deutschland über 30 Jahre alt. 290.000 Fahrzeuge haben ein H-Kennzeichen. 210.000 Pkw, fahren mit 07er Wechselkennzeichen. Darüber hinaus gibt es schätzungsweise 400.000 nicht zugelassene Oldtimer.

Volkswagen, Daimler, Opel Ford unbedingt BMW führen in Deutschland die Oldtimer nach Anzahl an, gefolgt von Fiat, Porsche, Audi, Sachsenring, Alfa Romeo, Citroen, Triumph usw. „Massiv treten inzwischen asiatische Käufer auf. Die wollen die Fahrzeuge einfach haben“, sagt Flettner. Viele Asiaten würden bei den Auktionen nicht persönlich auftreten, sondern per Telefon mitsteigern. „Aber ich begegne auch einem Chinesen, der von einer Auktion 15 Autos für sich mitnimmt.“ Die Nachfrage sei deutlich über dem Angebot.

Flettner stellt den Markt der Oldtimer als Wachstumsmarkt zwischen Ratio und Emotion dar. Seit etwa 10 Jahren mache man sich nur noch über die Ratio Gedanken, vorher sei es eine reine Emtionsgeschichte gewesen. „Denken Sie über Oldtimer nie über reine Investments nach“, warnt Flettner. „Es fährt sich am besten, wenn man Ratio und Emotion miteinander verbindet.“

Der Anlagenotstand treibt die Oldtimerpreise in die Höhe, sei in der Presse zu lesen. Welche Oldtimer ein lohnendes Investment sind, werde in der Presse oft sehr pauschal beantwortet. „Traumrenditen mit Traumautos“, so werden in den USA schon mehr als 2 Mio. US$ bezahlt. DOX statt DAX: Der Deutsche Oldtimer Index schlägt den Deutschen Aktienindex und sei zudem weniger volatil. „Aber es gibt auch Fahrzeuge, die haben sich bei weitem nicht so entwickelt. Die entwickeln sich seitwärts.“

Flettner macht u.a. auch die Unterhaltungskosten für bestimmte Oldtimer dafür verantwortlich, dass nicht alle Preise gleichermaßen steigen. Die deutlich höhere Nachfrage – national wie international – die einem begrenzten und nicht ausweitbaren Angebot gegenüber steht, spreche gegen das Platzen der Blase.

„Aber es gibt wichtige Regeln und Rahmenbedingungen“, klärt Flettner auf. Die Qualität sei entscheidend, gleich ob Käfer oder Ferrari. Auf der Messe werde viel gekauft, was man gerade sieht und schön finde. „Die Enttäuschung ist oft relativ groß, wenn nicht genauer hingeschaut wird.“ Auch die Unterhaltskosten würden oft vernachlässigt, so dass allein mit Kauf- und Verkaufspreis argumentiert werde, wenn es um den Erfolg der Anlage in einen Oldtimer gehe. Eine Inspektion könne durchaus 20.000 € Kosten. Inspektionsintervalle mit 2.500 km würden ebenfalls viele überraschen.

„Rechnen Sie mal mit mindestens 3.000 € jedes Jahr, die Sie in einen Oldtimer hineinstecken müssen.“ Ersatzteile seien schwer zu beschaffen und bei manchen müsse man „beten, um überhaupt noch ein Ersatzteil zu bekommen“, warnt Flettner.

Im Februar 2014 wurde dieser Wagen für 2.685.422 €uro verkauft: Im Bauhar gewann der 166 MM in seiner Klasse die Rallye Liege-Rom-Liege. Das Modell mit der Chassis-Nr. 0300 M besitzt noch den originalen Motor und das erste Fahrgestell.

Aktien, Wein, Uhren, Kunst – Flettner zählt die Sammelleidenschaften auf. „Es gibt Weinsammler, die trinken ihren Wein nicht. Komisch. Ich finde es mit den alten Autos sinnvoller“, sagt Flettner.

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