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Treuhandmodelle mit Ratingpotential

Von Dr. Oliver Everling | 27.Januar 2011

Beim Mayer Brown LLP Seminar „Treuhand, insbesondere Contractual Trust Arrangements – ein Modell mit Potential“ geht es um Treuhandmodelle als Instrumente der insolvenzsicheren Auslagerung von Vermögensgegenständen. Die Ausfinanzierung von Versorgungsverpflichtungen aus Direktzusagen und die Insolvenzsicherung von Verbindlichkeiten aus Arbeitszeitkonten sind nur zwei der gängigen Einsatzmöglichkeiten dieser Konstruktionen, berichten Dr. Marco Wilhelm und Dr. Nicolas Rößler von Mayer Brown LLP, Partner aus den Bereichen Restructuring/ Bankruptcy/ Insolvency und Employment/ Benefits.

„Die Bedeutung von Treuhandkonstruktionen erschöpft sich aber nicht in ihrer personalpolitischen Dimension. Richtig eingesetzt“, sagt Rößler, „sind Treuhandmodelle wichtige Sicherungs- und Corporate Finance Instrumente.“ Wilhelm zeigt die rechtlichen Grundlagen und Einsatzmöglichkeiten von Treuhandkonstruktionen im Allgemeinen auf, während sich Rößler mit Contractual Trust Arrangements (CTAs) im Besonderen befasst.
Nach Wilhelm sind Treuhandmodelle „mehr als nur Insolvenzsicherung“. Treuhandmodelle werden zur Erleichterung der Verwertung von Sicherheiten außerhalb der Insolvenz und zur Gestaltung der Bilanz genutzt. Ein Contractual Trust Arrangement (kurz CTA) vereinigt viele dieser Aspekte, wie die Partner von Mayer Brown LLP aufzeigen. Wilhelm aus dem Bereich Restructuring/ Bankruptcy/ Insolvency beleuchtet die übrigen Einsatzfelder von Treuhandmodellen, ihre Vor- und Nachteile sowie ihre betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Wirkungsweisen.

Ulrich Mix, Deutsche Pensions Group, Vorstand des KarstadtQuelle Mitarbeitertrust e.V., sprach über „Das CTA aus Sicht des Treuhänders – Praktische Erfahrungen bei der Einrichtung, Verwaltung und im Ernstfall“. Mix sieht Treuhandstrukturen in der Form eines CTA von ihrem Ursprung her vielfach in bilanziellen Überlegungen. Mittlerweile werde das CTA aber auch aus anderen Gründen genutzt. Nicht nur die Motivlage sei vielfältig und komplex. Auch die Erfahrungen mit den CTA in der Verwaltung zeigten, dass die Einrichtung und der Betrieb besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.

Bislang erfolgte die Gestaltung von CTA-Strukturen ohne Erfahrung mit dem Ernstfall, denn große Sicherungsfälle gab es nicht. Dies ist nun durch die Insolvenz von Arcandor (vormals KarstadtQuelle) anders geworden. Mix zeigt die Vorteile des CTAs explizit auch unter Ratingaspekten auf.

Der CTA sei als Instrument flexibel, so Mix. Die Flexibilität könne in der Kapitalanlage voll genutzt werden. „Verkäufe und Umschichtungen verändern die Allokation positiv“, fügt Mix hinzu. Die Insolvenzdiskussion führt zu Konsequenzen, berichtet Mix und kommt auf die wesentlichen Stichwort zu sprechen: Professionalisierung als Teil guter Corporate Governance /Aufhebung Personenidentität, Ausgliederung der bAV-Administration zur Sicherung des Insolvenzschutzes und Weiterentwicklung des Treuhandvertrags zur Vermeidung von Haftungsrisiken.

Bilanzielle Abbildung, Betriebsprüfungen, Ersatzleistungsmanagement, Umstrukturierungen und Kapitalanlage/Risikomanagement stellen hohe Anforderungen an die Verwaltung des CTA, berichtet Mix aus der Sicht des Treuhänders.

Der Sicherungsfall sei der „Stresstest“, sagt Mix – schon die operativen Themen seien anspruchsvoll: Mehr als 500 Anrufe täglich von Anspruchsberechtigten, umfassender Zwang zu Public Relations, monatliche Auszahlung von 46.500 Rentnern in 47 Ländern und Bearbeitung von nahezu 1.000 Einzelfällen auf Anspruchsberechtigung sind Eckdaten dieser Herausforderung. Ein Team aus über 30 Personen war mit der Abwicklung betraut, berichtet Mix aus der Praxis. „PSV, Insolvenzverwalter und Mitarbeiter fordern und üben Druck auf den Vorstand aus. Vermögenswerte mit Konzernbeziehungen zu sichern, Verkaufsprozesse organisieren und managen.“

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