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Unabhängigkeit zahlt sich für freie Ratinganalysten aus

Von Dr. Oliver Everling | 16.Januar 2023

Mit „Me-too-Produkten“ hatten Europäer im Wettbewerb mit führenden amerikanischen Anbietern meist keinen Erfolg. Gleich, ob Betriebssysteme für Computer – zu denken ist an Microsoft oder Apple -, Suchmaschinen wie Google oder sozialen Netzwerke wie Facebook, die bloße Kopie verspricht kaum Erfolg.

So verhält es sich auch bei den Versuchen, den US-amerikanischen Ratingagenturen mit europäischen Konkurrenten gleicher, mit Interessenkonflikten beladener Bauart Marktanteile abzunehmen. Wer nach dem gleichen Geschäftsmodell arbeitet und nicht wirklich neue Ideen einbringt, dem steht ein langer, mühsamer Weg bevor. Die Erhebungen der für die Aufsicht über Ratingagenturen zuständigen Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) beweisen es immer wieder: Die Marktanteile europäischer Wettbewerber, die wie Moody’s Investors Service, S&P Global Ratings oder Fitch Ratings über eine Anerkennung als „Credit Rating Agency“ nach der EU-Verordnung über Ratingagenturen verfügen, schrumpfen zugunsten der Amerikaner statt zugusten der Europäer zu steigen.

Eine kleine Erfolgsgeschichte gibt es dagegen aus der beschaulichen Schweiz zu erzählen. Bei Steve Jobs war es die Garage, bei Independent Credit View (I-CV) gehen die Anfänge auf eine 2-Zimmerkellerwohnung im beschaulichen Schweizer Bauerndorf Lengnau zurück. Zugegebenermaßen hinkt der Vergleich zum Weltunternehmen Apple etwas, aber der Weg zum größten dedizierten Kreditanalyseteam im deutschsprachigen Raum ist auch aller Ehren wert. Vor genau 20 Jahren gründeten Daniel Pfister und Peter Jeggli I-CV mit der Vision, das bisherige Zahlungsregime im Bereich Kreditratings und Unternehmens-Analysen zu revolutionieren.

„Uns ging es von Anfang an um die Abkehr vom Interessenkonflikt behafteten Issuer-pay hin zum reinen Investor-pay-Ansatz. Auch wenn es vermessen wäre, das von den Regulatoren geschützte Oligopol der Ratingagenturen oder die Marktmacht von ‘gratis’ Bankenresearch brechen zu können, gibt uns der Markterfolg recht. Unser Ansatz und Leitspruch ‘the view behind the rating’ hebt sich vom Mainstream ab und unsere prägnanten Analysen und Studien sind für viele professionelle Investoren unverzichtbar geworden. Unsere Philosophie, nur im Interesse der Investoren tätig zu sein mit Fokus auf die Kundenbedürfnisse und die Umsetzung von praxisnahen Lösungen, resultiert in einer Kundenretentionsrate, welche seit Jahren bei rund 98 Prozent liegt. Und die Assets under Advisory liegen Stand Ende 2022 bei über CHF 300 Milliarden. Ein weiterer Beleg, der das Bedürfnis nach unabhängigem Research untermauert“, so Gründer Daniel Pfister.

Von ehemals zwei Gründern, die gleichzeitig als Analysten fungierten, ist I-CV über die vergangenen 20 Jahre behutsam und kontinuierlich zu einem Team von über 20 Mitarbeitenden angewachsen. Sämtliche Aktien des Unternehmens sind dabei in Mitarbeiterhänden. Wichtige Meilensteine waren die Gewinnung der größten deutschen Pensionskasse im Jahr 2011 sowie langjährige Mandate für große Schweizer Versicherungen, Privatbanken und Pensionskassen. „Aber auch die Etablierung des Swiss Bond Congress, der alle zwei Jahre in Zürich stattfindet und im vergangenen Jahr zum zehnten Mal über die Bühne ging, sowie die regelmäßigen Länder- und Bankenstudien führten zu einem wachsenden Bekanntheitsgrad im deutschsprachigen Raum. So stammen unsere Kunden zu etwas über der Hälfte aus der Schweiz, gefolgt von 35 Prozent aus Deutschland und knapp zehn Prozent aus Liechtenstein und Luxemburg“, sagt Pfister.

Pfister ist dem Unternehmen bis heute erhalten geblieben und übergab das Ruder als CEO Ende 2021 an Christian Fischer, welcher bereits 2007 ins Unternehmen eintrat. Auch hier spiegelt sich die Kontinuität des Unternehmens wider. „Die Erfolgsgeschichte von unabhängigem und investorenbezahltem Research wird mittlerweile im Bereich ESG weitergeschrieben. Denn die Berücksichtigung von ESG-relevanten Faktoren im Analyseprozess ist zum unverzichtbaren Element geworden. Mit dem im Mai 2022 lancierten ESG Radar Tool bieten wir auch in diesem Bereich eine praxisnahe Lösung, welche sich von gängigen Mainstream-Anbietern unterscheidet und dem Kunden eine Beurteilung nach seinen eigenen Wertevorstellungen ermöglicht. Generell investieren wir kontinuierlich in neue Technologien und Automation zur Effizienz- und Qualitätssteigerung in der Analyse“, so Christian Fischer.

Der unabhängige Blick auf die Kreditfähigkeit von Unternehmen und Staaten erweist sich insbesondere in Krisenzeiten als unabdingbar. Denn gerade dann ist die Kompetenz des Analystenteams von höchster Bedeutung. „Es ist wichtig, sich nicht von geschönten Bilanzen oder falschen Versprechen blenden zu lassen. Unser Augenmerk liegt immer auf der objektiven Betrachtung und unsere ungeschminkten Einschätzungen konnten schon das eine oder andere Mal Kunden vor Fehlinvestments bewahren. Beispielsweise haben wir frühzeitig vor Einlagen bei der Greensill Bank oder vor Investitionen in Anleihen der Islandbanken, Argentinien oder auch Wirecard abgeraten. Wir sind uns sicher, mit unserem Investor-pay-Ansatz auch in Zukunft die ideale Lösung für professionelle Anleger anzubieten, um mit einem differenzierten Blick Anlageentscheidungen treffen zu können“, meint Fischer abschließend.

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