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US-Wirtschaft sticht hervor

Von Dr. Oliver Everling | 21.Februar 2024

Der Schweizer Privatbank UBP zufolge dürfte das Wachstum in den Industrieländern dieses Jahr 1,3% betragen. Es gebe aber je nach Land große Unterschiede. Deutschland habe Mühe, sich aus der Rezession zu befreien, während Spanien (1,5%) innerhalb der EU-Länder (0,6%) am besten abschneiden sollte. Japan dürfte um 0,8% wachsen. „Einmal mehr dürften die USA 2024 ein höheres Wachstum als die anderen Industrienationen verzeichnen“, bringt es Michaël Lok, UBP Group CIO und Co-CEO UBP Asset Management, auf den Punkt. Dem aktuellen Marktbericht der UBP zufolge dürfte die US-Wirtschaft 2024 um 2,2% wachsen. Mehrere Faktoren wirken sich positiv aus. Zum einen die widerstandsfähige Nachfrage im Inland, die auf den Konsum, die große Anzahl neu geschaffener Arbeitsstellen, Investitionen in neue Technologien sowie die Verlagerung von Industriestandorten zurückzuführen ist. Darüber hinaus ist der Häusermarkt dank der Senkung der langfristigen Zinsen wieder erstarkt.

„Die gute Wirtschaftsleistung ist kein Zufall innerhalb des Zyklus, sondern das Ergebnis von Fundamentaldaten, die von einer nachhaltigeren Wachstumsbasis als in Europa und Japan profitieren“, schreibt Michaël Lok. Vier Faktoren unterscheiden die US-Wirtschaft in Bezug auf Stärke und Beständigkeit von den anderen: Zuwanderung und Arbeitskräfte, Förderung von Technologie, Unterstützung für Innovationen, viel verfügbares Privatkapital sowie öffentliche Subventionsprogramme in strategischen Bereichen (Technologie, Verteidigung und Medikamente). Aus historischer Perspektive seien diese Faktoren dynamischer als in Europa. Auch seien die Investitionsraten in den USA proportional zum BIP 1,5- bis 2-Mal höher als in Europa, besonders in den Bereichen neue Technologien sowie Forschung & Entwicklung. „Sie verschaffen den USA wichtige Wettbewerbsvorteile gegenüber den anderen Industrieländern, die es ihnen erlauben, es mit China aufzunehmen, das sich in strategischen technologischen Sektoren positioniert hat. Die US-Wirtschaft verfügt über eine starke Wachstumsbasis, weist eine hohe Produktivität aus und ist in der Lage, sich schneller als Europa zu erholen.“

Lok geht davon aus, dass die geldpolitische Wende das Szenario einer sanften Landung und einer Normalisierung in den USA bestätigen wird, während diese Entwicklungen in den anderen Industrieländern mehr Zeit beanspruchen werden. „Die Inflation dürfte in den USA bis Jahresende auf 2,3% sinken. Die Kern- und Gesamtinflationsraten sollten Ende des ersten Halbjahres in Richtung 2,5% konvergieren und so die Erwartungen im Hinblick auf die Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed bestätigen. Diese Entwicklungen dürften allerdings graduell vor sich gehen. Die Gesamtinflation sollte sich zwischen Februar und Mai knapp unter 3% zurückbilden. Dies erklärt die abwartende Haltung der Fed an ihrer Januarsitzung. Die Zinssenkungen lassen sich mit einem Szenario einer rückläufigen Teuerung vereinbaren, aber Zinsreduktionen durch die Fed um 100 Basispunkte in 2024 machen durchaus Sinn“, so der CIO von UBP.

Trotz der jüngst kräftigen Rallys sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen, hält die UBP angesichts der im Januar veröffentlichten robusten makroökonomischen US-Zahlen an ihrem Engagement in risikoreichen Werten fest. Der Konsens gehe nun von einer weichen Landung aus. Möglicherweise könnte die US-Wirtschaft sogar überhitzen. Dies könnte den jüngsten Zinsrückgang verlangsamen und kurzfristig für eine Pause in der Anleihen-Rally sorgen. Noch wirke sich das Marktumfeld günstig auf die Aktienmarktentwicklung aus, denn die Unternehmen könnten von einer überraschend gesunderen Wirtschaftslage profitieren. „Wir sind weiterhin von US-Technologie und US-Software sowie japanischen Aktien überzeugt“, führt Michaël Lok aus. Aufgrund der beschränkten Visibilität in Bezug auf die Entwicklung der Unternehmensgewinne bleibe man bei einer Basis-Allokation in Europa und in den Schwellenländern. Die Aktienquote belässt die UBP unverändert. „Wir werden sie erst im Fall einer Aktienkorrektur erhöhen. Bis dahin werden wir uns in Geduld üben“, so Lok.

Auch im festverzinslichen Segment nehme man keine Änderung in der Allokation vor. „Investment-Grade-Anleihen mit mittlerer Laufzeit und hochverzinsliche Papiere mit kurzer Laufzeit überzeugen uns am meisten. Wir führen unsere Engagements weiter, ist doch das Carry noch ausreichend attraktiv, um eine Stabilisierung der Zinsen aufzufangen, falls die US-Wirtschaft weiterhin resilient bleibt.“ Gold verzeichnete 2023 eine Seitwärtsphase, obwohl die geopolitischen Risiken stiegen (Zentralbankkäufe in Schwellenländern, US-Wahlen) und sich die Haushaltsdefizite in den Industrieländern ausweiteten. Grund dafür könnte in erster Linie die Stärke der US-Wirtschaft sein, was die Fed veranlassen könnte, ihre erste Zinssenkung in 2024 zu verschieben sowie ihre Bilanz abzubauen. Lok: „Jegliches Zeichen einer nachlassenden Inflation und einer Pause im Zinsstraffungszyklus der Fed könnten eine Aufwertung beim Gold triggern.“

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