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Warum Privatanleger keine ETF kaufen?

Von Dr. Oliver Everling | 3.September 2011

Warum ziehen Privatanleger nach wie vor teure aktiv gemanagte Fonds den ETFs vor? Mit dieser Frage beschäftigt sich Martin Krebs, Mitglied des Vorstandes der ING-DiBa AG, anlässlich der Buchneuerscheinung „Exchange Traded Fund-Rating – Marktüberblick, Einsatzkriterien und Praxiseinsatz“ (herausgegeben von Dr. Oliver Everling und Götz Kirchhoff, Art.-Nr. 22.472-1100 Bank-Verlag Medien GmbH, ISBN 978-3-86556-257-9) auf dem Presseworkshop „Risikoeinschätzung von Investmentfonds – Fondskennzahlen verstehen und richtig interpretieren“. Dazu stellte er fünf Thesen auf, die die Ursachen für die weiterhin geringe Nachfrage von Privatanlegern nach ETFs aufzeigen.

Nach der ersten These von Krebs konzentrieren sich die ETF-Anbieter auf die finanzstärkeren, institutionellen Anleger. Die ETF-Anbieter zeigen wenig Interesse am Privatanleger, es wird so gut wie keine Werbung für ETFs gemacht.

In seiner zweiten These erwähnt Krebs das fehlende Beratungsangebot. Berater bieten Kunden ETFs sehr zögerlich an, denn die ETFs verfügen praktisch über keine Gebühren, wie z.B. Aufgabeaufschläge oder Bestandsprovisionen, die in der Regel zur Bezahlung der Beraterleistung verwendet werden. Deswegen sind ETFs nach Krebs ausschließlich „für Honorarberater und deren Kunden ideal“.

Das unübersichtliche Angebot und die stark gewachsene Anzahl von ETFs spricht Krebs in seiner dritten These an. Es werden inzwischen Produkte angeboten, die auf dem ersten Eindruck ETFs sind, auf den zweiten Blick aber Anleihen und Anlagezertifikate. Dadurch unterliegen sie einem Emittentenrisiko. Laut Krebs kann der „Wildwuchs des Angebots dauerhaft keinem Nutzen“.

These vier bezieht sich auf das fehlende Verständnis und die Zumutbarkeit derivativer Konstruktionen. Die meisten ETFs erwerben nicht unmittelbar die Aktien, also die Eigentumsrechte an den Unternehmen, die sich in dem entsprechenden Index befinden, sondern bilden diese indirekt („synthetisch“) ab. Praktisch heißt das, dass sie die Kursschwankungen des entsprechenden Index über Derivate abbilden, die sie mit verschiedenen Banken abschließen. Das macht die ETFs undurchsichtiger. Nach Krebs ist aber „Transparenz und Einfachheit auch für ETF-Anbieter im Privatkundensegment Erfolgsvoraussetzung“.

Die letzte These von Krebs ist, dass das fehlende Wissen der Privatanleger über die Kosten aktiv gemanagter Fonds deren Vertrieb begünstigt. Die laufenden Kosten der klassischen Aktienfondsanlagen liegen inzwischen über 1,5 % pro Jahr. Bei ETF liegt diese Belastung zwischen Null und 0,5 Prozent! Nach Krebs, schaffen es nur „wenige aktiv verwaltete Fonds den entsprechenden ETF zu schlagen, und leider weiß man nicht vorher, welcher.“

Themen: ETF-Rating, Fondsrating | Kein Kommentar »

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