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Weitere Verluste und Abschreibungen bei der UBS

Von Dr. Oliver Everling | 12.August 2008

Die UBS hat im zweiten Quartal einen Verlust von 358 Mio. Franken (221 Mio. Euro) ausgewiesen. Im Vorfeld hatte das Management ein voraussichtlich ausgeglichenes bis leicht negativ Ergebnis angekündigt. Dass der Verlust nicht höher ausgefallen ist, ist einer Steuergutschrift wegen vorangegangener Verluste von etwa 3,8 Mrd. Franken (1,87 Mrd. Euro) zu verdanken, berichtet Finanzanalyst Karl-Heinz Goedeckemeyer. Der Vorsteuerverlust beträgt 4,1 Mrd. Franken, und damit höher als die Konsensschätzung der Analysten von 3,8 Mrd. Franken.

Das Ergebnis wurde wiederum durch realisierte und nicht realisierte Verluste von 5,1 Mrd. USD auf Risikopositionen in Verbindung mit Engagements mit Bezug zum US-Wohnimmobilienmarkt und anderen Kreditpositionen belastet, analysiert Goedeckemeyer: „Zwar ist es dem Management gelungen, hohe Risikopositionen abzubauen, die größte Transaktion war der Verkauf von US-amerikanischen Residential Mortgage-Backed Securities an einen von BlackRock verwalteten Fonds. Dennoch belaufen sich die Positionen bei US Residential Mortgages auf rund 30 Mrd. USD. Des Weiteren bestehen so genannte andere Risiken in der Größenordnung von etwa 23 Mrd. USD per Ende Juni 2008.“

Zu den wenigen positiven Elementen, die das Management den Analysten während der Konferenz am 12. August 2008 präsentierte, war die Kapitalausstattung. Mit einem Tier 1-Ratio von 11,6 % besteht nach der erfolgten Kapitalerhöhung von 15,6 Mrd. CHF kein weiterer Kapitalbedarf. Recht positiv verlief auch das Private Banking-Geschäft, hier gingen die Gewinne gegenüber dem Vorjahr um 11 % zurück. Allerdings sanken die Kosten nur um 2%, während die Erträge um 6% fielen.

Enttäuschend dagegen waren die hohen Mittelabflüsse. Im 2Q zogen Schweizer Geschäftskunden zwei Milliarden Franken ab, in der Vermögensverwaltung flossen 17,3 Mrd. Franken und in der globalen Vermögensverwaltung 24,5 Mrd. Franken ab. Insgesamt betrug der Nettomittelabfluss rund 44 Mrd. Franken, die Schätzungen hätten einen Abfluss von 23 Mrd. CHF erwarten lassen. Schlechter als der Konsens fiel auch das Ergebnis im Investmentbanking aus. Negativ ist zu bewerten, dass starke Einbruch im Aktiengeschäft (-42% yoy) und der höhere Verlust in der FICC-Sparte mit 4,2 Mrd. CHF. Auch im klassischen Investmentbanking halbierten sich die Erträge auf rund einer Milliarde Franken im Vergleich zum Vorjahr. Die Risikopositionen ermäßigten sich um 34 % auf 54 Mrd. CHF.

VR-Präsident Peter Kurer ließ auf der Analystenkonferenz verlauten, berichtet Goedeckemeyer, dass die Bank ein umfassendes Programm zur Reorganisation des Unternehmens einleiten werde. Künftig werde die UBS als Konzern mit selbständigen Geschäftsbereichen geführt. Mit diesem neuen Geschäftsmodell will UBS effizienter und rascher auf neue Entwicklungen in der Finanzbranche zu reagieren.

Das zweite Halbjahr dürfte für die UBS ähnlich herausfordernd werden wie die beiden ersten Quartale, prognostiziert Goedeckemeyer: „Trotz der vom Management angedeutete Reorganisation, der weiteren Kostenreduzierung insbesondere im Investmentbanking dürfte die Aktie weiterhin underperformen. Im Zuge der Finanzmarktkrise hat die UBS nicht nur Marktanteile, sondern auch wichtige Führungskräfte im Private- und Investmentbanking verloren. Infolge der vielen Baustellen im Konzern dürfte es dem Vorstand schwer fallen, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Zudem ist in der zweiten Jahreshälfte auch mit keinen graduellen Verbesserungen an den Kapitalmärkten zu rechnen.“

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