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Wirtschaftskrieg mit Bestnoten

Von Dr. Oliver Everling | 27.März 2014

Der Status der Krise und der Konjunktur beschäftigt Folker Hellmeyer, Financial Markets, Bermer Landesbank. Hellmeyer gibt einen Marktausblick mit dem Schwerpunkt „Währungsstabilität“ auf der BIT-Jahresauftakttagung in Frankfurt am Main. Hellmeyer sieht die Arbeit des Volkswirten darin, vorauszusehen, was Politiker, die nicht wissen, was sie tun sollen, tun werden. „Entscheidend ist normative Kraft des Faktischen“, so Hellmeyer.

Hellmeyer gibt anekdotische Evidenz über den Finanz- und Wirtschaftskrieg: Im Juli 2008 gab es bei einem Kurs EUR-USD 1,60 eine Diskussion über die Ablösung des USD als Weltwährung durch den Euro. Im September 2012 ist der Kurs EUR-USD 1,20 und eine aktuell abflauende, aber zwischen 2010 und Mitte 2012 dominierende Debatte über den Zerfall der Eurozone.

„Im Finanzsektor entwickelte sich eine global aufgestellte Finanzaristokratie (Oligopol), die im Interessendunst der Machtachse New York-London agiere. Ratingagenturen, im Eigentum der angelsächsischen und amerikanischen Finanzariktokratie, sind wesentliche Katalysatoren der Machtausübung („Dosenöffner“). Die angelsächsischen und amerikanischen Finanz- und Wirtschaftsmedien haben eine dominierende globale Stellung (Marketingool), warnt Hellmeyer.

Agressiv deregulierte Märkte (u.a. CDS – Kreditausfallversicherungen) bieten nach Hellmeyer bei geringem fnanziellen Aufwand hohe Reaktionspotenitale („Tool“). Die Finanzzentren in New York und London forcierten auf Kurzfristigkeit gepolte Bilanzierungsrichtlinien mit der Folge golbal homogenisierter BIlanzstrukturen bei überschaubarer Risikotrafghäikgeit (Folge einer erleichterten Mainuplierbarkeit) der Märkte (elementare Basis).

Hellmeyer sieht die Machtachsen im Umbruch: Naher Osten (Achse USA-Saudi Arabien, Status Iran und Syrien), Hotspot südchinesisches Meer und Ukraine. Die Wiedervereinigung Deutschlands sei unter der Auflage geschehen, dass es nicht zu einer NATO-Osterweiterung komme. Inzwischen stehe die NATO aber zu 50 % genau dort. Hellmeyer sieht Deutschland daher als Gefangenen im westlichen Boot. Das Wort sei nicht von Deutschland, sondern den USA gebrochen worden.

Hellmeyer spricht auch zu Griechenland Klartext. Die Reduktion der Neuverschuldung von 15,6 % per 2009 auf circa 4,1 % bei gleichzeitigem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 25 % sei ein klarer Erfolg und historisch einmalig. Hellmeyer meint hier Erfolge von Strukturreformen zu sehen. Griechenland habe Gas und Öl, so dass Hellmeyer auf positive Überraschungen ab 2018 hofft.

Hellmeyer analysiert die Länderratings der Standard & Poor’s. Großbritannien (AAA), USA (AA+) und Japan (AA-) würden mit Bestnoten versehen, während Länder Eurozone, die massive Erfolge aufzuweisen hätten, nahe dem „Ramschniveau“ oder im Falle Griechenlands mit CCC beurteilt würden. Das sei WIrtschaftskrieg.

„Schauen Sie sich diesen Turn-around an“, begeistert sich Hellmeyer an den Zahlen von Griechenland, Portugal, Spanien und Italien. In Griechenland hätten die Exporte um 24 %, Portugal um 50 % zugenommen. „Das ist Ausdruck wiedergewonnener Konkurrenzfähigkeit.“

Hellmeyer fordert mehr Faktencheck, auch beim Thema Targetsalden der Bundesbank. Diese sind noch mit 500 Mrd. € zu beziffern, nachdem mal 750 Mrd. €. Der Anteil Deutschlands liege bei 27 %. Hellmeyer: „Was aus diesen Zahlen einige Professoren gemacht haben, ist übelste Propaganda.“

Das Staatsdefizit in den USA sei nicht investiv, sondern konsumtiv. Hellmeyer sieht einen kläglichen Erfolg der US-amerikanischen Politik. „Rückblick 2013, Input: Neuverschuldung circa 6 %, Quantitative Easing in Höhe von 6 % = 12 % des BIP. Output: BIP-Wachstum circa 2 % des BIP.“ Hellmeyer wirft einen Blick auf das Chart für Neubaubeginne in den USA und fragt: „Was passiert, wenn MBS-Käufe stoppen?“

Seit 2011 würden von der EZB keine Staatspapiere mehr gekauft. Die Gewinne aus den gekauften Papieren würden zu 27 % Deutschland zukommen. USA und Japan würden dagegen weitermachen. „Die quantitative AUsstattung des ESM mit 50 0Mrd. € zuzüglich der nicht genutzten EFSF-Mittel in Höhe von circa 30 Mrd. € lassen keine mittelfristigen Ausfällle zu.

Hellmeyer sieht in der Entwicklung der Weltbevölkerung einen Steilpass für Wachstum. Die Frühindikatoren der Wirtschaft zeigen deutlich eine Trendwende, verweist Hellmeyer auf eine Statistik von Moody’s Economy. In den Ranglisten nach Composite Output Index liegen Irland, Deutschland usw. wieder vorne.

„Wir leben in Zeiten der dynamischsten Machtveränderungen seit 1945″, so das Fazit von Hellmeyer. „Die deutschsprachige Art, sich primär auf Risiken zu fokussieren, ist nicht zielführend! Es gilt, die mit den Risiken verbundenen Chancen zu erkennen und in der Anlage sachlich zu reflektieren.“

Die Eurozone sei besser als ihr Ruf und verdiene nachhaltige Solidarität. Die veränderte politische Landschaft erfordere auch neue Wege der Außenpolitik, wendet sich Hellmeyer an die Regierungen.

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