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Zeit der Selektion nach Charles Darwin

Von Dr. Oliver Everling | 2.Mai 2022

Schon 1838 entwickelte Charles Darwin seine Theorie der Anpassung an den Lebensraum durch Variation und natürliche Selektion und erklärte so die phylogenetische Entwicklung aller Organismen und ihre Aufspaltung in verschiedene Arten. Über 20 Jahre lang trug er Belege für diese Theorie zusammen.

Diese Evolutionstheorie scheint sich auch an den Finanzmärkten zu spiegeln. Innovative Unternehmen – also Variation – erfreuen sich zeitweilig übertriebenen Wachstums, um im Prozess der „natürlichen“ Selektion auf diejenigen Adressen reduziert zu werden, die auch der Willkür von Notenbanken standhalten.

„Zu Beginn des Jahres war die US-Notenbank Fed auf dem Weg, die Zinsen schrittweise wieder anzuheben. Doch angesichts der anhaltend hohen Inflationszahlen und des Marktes, der nach weiteren Erhöhungen verlangt, erleben wir eine deutliche Verschiebung hin zu mehr Aggressivität. Es wird erwartet,“ berichtet Matthew Benkendorf, CIO von Vontobel Quality Growth, „dass die Fed zum ersten Mal seit langer Zeit die Zinsen nicht nur um 25 Basispunkte, sondern um mindestens 50 oder möglicherweise sogar 75 Basispunkte anheben wird.“

Mit einem derart aggressiveren Vorstoß bei den Zinserhöhungen sieht es Matthew Benkendorf als sehr wahrscheinlich an, dass die Inflation allein durch den Jahresvergleich wieder zu sinken beginnt, selbst wenn sich die Konsumentenpreise nicht ändern. Nach der erwarteten Zinserhöhung durch die Fed in dieser Woche und wahrscheinlich einer weiteren danach, besteht zudem die Möglichkeit eines Stimmungsumschwungs an den Märkten.

Die Märkte werden nach seiner Ansicht vorerst weiter volatil bleiben, aber: „das, was wir im Rahmen der Berichtssaison für das erste Quartal bisher gesehen haben und im weiteren Verlauf des Jahres noch sehen werden, deutet darauf hin, dass robustere Unternehmen in der Lage sein werden, beständigere und stärkere Ergebnisse zu liefern. Gleichzeitig könnten und sollten einige der teureren Aktien auf dem Markt endlich im Preis sinken.“

Bei einigen der sogenannten „Lieblinge“ der Aktionäre sieht Matthew Benkendorf Probleme oder  diese Unternehmen beginnen, „schnell gegen eine Wand zu fahren. Dabei ist es wahrscheinlich,“ so der CIO weiter, „dass wir allmählich ein realistischeres Szenario sehen werden, in welchem sich die qualitativ hochwertigeren Unternehmen identifiziert lassen.“

Die so von ihm definierten Qualitätsunternehmen mit hohen Gewinnspannen können Kostensteigerungen und Inflation auffangen. „Anleger sollten sich daher auf Unternehmen mit einem breiten Burggraben, Vorteilen beim geistigen Eigentum (Intellectual property, kurz IP), starken Marken und soliden Bilanzen konzentrieren. Angesichts der steigenden Rohstoffpreise, der Lohninflation und Problemen bei den Lieferketten wird außerdem die Preissetzungsmacht wichtig sein.“

Themen: Aktienrating | Kein Kommentar »

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