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Zyklische versus strukturelle Risiken

Von Dr. Oliver Everling | 1.Januar 2008

„Unsere Bankratings wollen über unterschiedliche zyklische Trends hinweg eine mittel- bis langfristige Bewertung eines Instituts bieten. [Ä]nderungen der Ratings allein aufgrund konjunktureller Veränderungen sollten daher eher die Ausnahme sein“, sagt Michael Dawson-Kropf aus dem Frankfurter Büro der anerkannten Ratingagentur DBRS. „So ist beispielsweise ein vorübergehender Rückgang der Erträge – ob für das Quartal, Halbjahr oder ganze Jahr – nicht unbedingt ein Grund für eine Herabstufung.“ Ratingänderungen seien dagegen erforderlich, wenn ein Rückgang der Erträge einer Bank die Folge einer strukturellen Verschlechterung ihrer Rahmendaten ist.

„Trotzdem wissen wir,“ so Dawson-Kropf weiter, „dass die Rahmendaten der meisten Banken von einem gravierenden Konjunkturrückgang nicht unberührt bleiben.“ Auch beeinflussen zyklische Trends die strukturelle Entwicklung, so dass ihre gründliche Analyse im Rahmen der Banken-Ratings der DBRS von großer Bedeutung ist. Dennoch liefern die Analysten von DBRS keine pro-zyklischen Ratings, die mit der Konjunkturentwicklung schwanken. „Stattdessen antizipieren wir zyklische Trends und ihre Auswirkungen auf die strukturellen Risiken einer Bank.“

DBRS verwendet für die Bewertung von Banken eine Methodologie, die zehn Analysebereiche umfasst und deshalb im Englischen nach deren Abkürzungen den Namen ERGOSFERES trägt. Die zehn Bereiche sind das operative Umfeld (environment), die regulatorischen Rahmenbedingungen, die Unternehmensführung (governance), die Eigentümerstruktur (ownership), die Strategie, das Franchise, die Ertragsfähigkeit, das Risikoprofil (Kredit-, Liquiditäts-, Finanzierungs-, ALM-, Markt-, operative, rechtliche und Reputationsrisiken, etc.) und Risikomanagement, das wirtschaftliche Kapital (economic capital) und die externe Unterstützung (support).

Die Analyseverfahren der DBRS gründen auf der Annahme, dass risikolose Bankaktivitäten nicht existieren und für Banken auch nicht erreichbar sind. Ein „Ende des Risikos“ ist für Finanzinstitute ebenso unwahrscheinlich wie das vor 15 Jahren ausgerufene „Ende der Geschichte“ – wie die Turbulenzen des Sommers 2007 so anschaulich belegen. Banker sprechen gerne davon, so heißt es bei DBRS, dass das Messen, Verwalten und Verkaufen von Risiko zunehmend ihre wichtigsten Aktivitäten sind. Risiken sind aufgrund der aktuellen Dynamik der Finanzmärkte, die in diesem Bericht beschrieben wird, mehr als je zuvor organischer Bestandteil des Bankgeschäfts.

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