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Auflösung statt Öffnung

Von Dr. Oliver Everling | 22.Oktober 2010

Der offene Immobilienfonds Degi Europa wird, anders als bisher angestrebt, nicht bis 30. Oktober wieder geöffnet, sondern aufgelöst. Nach eingehender Prüfung kann nicht garantiert werden, dass die Liquidität von über 30 Prozent für die Bedienung der Rückgabewünsche ausreicht. Das ist unter anderem auf das angespannte Marktumfeld zurückzuführen: In den vergangenen Wochen haben zwei weitere Fonds (ein offener Immobilienfonds und ein Dachfonds, der überwiegend in offene Immobilienfonds investiert) vorübergehend die Anteilscheinrücknahme ausgesetzt, ein offener Immobilienfonds hat seine Auflösung angekündigt. Ebenfalls eine Rolle spielt, dass seit Schließung des Fonds Anteile im Wert von knapp 400 Millionen Euro zu überdurchschnittlichen Abschlägen an der Börse gehandelt wurden. Es musste davon ausgegangen werden, dass diese Börseninvestoren bei Öffnung des Fonds ihre Anteile zur Rückgabe vorlegen würden. Das Nettofondsvermögen beträgt aktuell rund 1,3 Milliarden Euro.

Aberdeen wird daher halbjährliche Rückzahlungen an die Anleger vornehmen. Eine erste größere Tranche wird voraussichtlich im Januar 2011 an die Anleger ausgezahlt. Diese Methode ist der einzige und fairste Weg, sowohl professionellen wie auch Privatanlegern geordnet Rückzahlungen zu gewähren. Alle Anleger erhalten pro Anteilschein einen bestimmten Betrag ihres Investments zurück, gleichzeitig sinkt der Anteilpreis ihrer Anlage entsprechend. Diese Methode wiederholt sich halbjährlich bei entsprechenden Veräußerungserlösen über den Zeitraum der gesamten Auflösung bis zum 30. September 2013. Dabei werden für alle Anleger der gleiche Preis und die gleiche Auszahlungsquote gewährleistet. Großverkäufen wird hiermit vorgebeugt, die Gleichbehandlung aller Anlegergruppen und der Anlegerschutz gewahrt.

Dr. Hartmut Leser, Vorstandsvorsitzender der Aberdeen Asset Management Deutschland AG, kommentiert die Entscheidung: „Anlegerschutz hat für uns höchste Priorität. Aufgrund aktueller Berechnungen können wir mit der jetzigen Liquiditätsquote von über 30 Prozent nicht gewährleisten, dass alle rückgabewilligen Anleger bei Wiedereröffnung des Degi Europa ihre Anteile zurückgeben können. Aberdeen hat sich für das Modell der halbjährlichen Rückzahlungen entschieden, um die Gleichbehandlung aller Anlegergruppen zu garantieren.“

Der 1,3 Milliarden Euro schwere Degi Europa weist per Ende September 2010 eine Wertentwicklung von minus 23,7 Prozent auf. Seit Auflegung des Fonds im Jahr 1972 beträgt die Wertentwicklung jedoch 550 Prozent bzw. durchschnittlich 5,1 Prozent p.a. Der 38 Jahre alte Degi Europa galt lange Jahre als erfolgreicher Klassiker unter den offenen Immobilienfonds in Deutschland.

Seit Rücknahmeaussetzung im Oktober 2008 sind bis heute Immobilien im Wert von 423 Millionen Euro veräußert worden. Aberdeen ist nach wie vor in intensiven Gesprächen mit unterschiedlichen Investoren, um die Immobilien zu bestmöglichen Preisen zu veräußern. Darüber hinaus hat das Fondsmanagement umfangreiche Risikovorsorge getroffen und dazu Rückstellungen gebildet. Es ist geplant, mit einem Teil der bestehenden Liquidität Kredite zurückzuführen, um die aktuelle Kreditquote zu senken.

Themen: Fondsrating, Immobilienrating | Kein Kommentar »

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