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Axel Weber fordert umfassendere Technologiediskussion

Von Dr. Oliver Everling | 1.September 2016

Die Voraussetzungen für den Vortrag von Prof. Dr. Axel Weber, Verwaltungsratsvorsitzender der UBS, auf der 21. Handelsblatt Jahrestagung „Banken im Umbruch“ könnten nicht günstiger sein. So hat sich Weber inzwischen nicht nur als Wissenschaftler und Professor, als konsequenter Präsident der Deutschen Bundesbank und Mitglied des Rates der Europäischen Zentralbank, sondern nun auch bei der UBS Ansehen verschafft.

Weber sieht die Bankenwelt weiterhin im Umbruch. Allerdings sehe er sich nicht als typsichen Refferenten zum Thema Fintechs, wie sie zurzeit diskutiert würden, denn die UBS seit schon lange auf dem Weg zu einem Technologiekonzern in dem Sinne, dass Technologie die Basis ihrer Tätigkeit liefere.

Seit den 1980er Jahren sei der risikofreie Zinssatz um etwa 450 Basispunkte weltweit heruntergegangen. „Ich rede von globalen Realzinsen, nicht Nominalzinsen.“ Einige Veränderungen würden direkt und indirekt durch Technologie getrieben. Der primäre Kanal sei die demografische Veränderung. Früher waren demografische Veränderungen so langsam wie Gletscher, das habe sich aber geändert. Das Erwerbskräftepotential zeige einen enormen Swing von 1,2 Prozentpunkten, der die Konjunkturdynamik beeinflusse.

Der Rückgang habe einen direkten Efffekt auf die Wirtschaftskraft. Der Rückenwind seit dem Zweiten Weltkrieg habe sich in einen Gegenwind von Orkanstärke verwandelt. Geburtenstarke Jahrgänge scheiden aus dem Arbeitsleben und die Zahl der Personen im Rentenalter steigt. Statt 6 Arbeitnehmer auf einen Rentner sind es heute nur noch zwei.

Die implizite Staatsverschuldung stehe in einem groben Missverhältnis zum BIP. Weber spult eine Fülle von statistischen Daten und Fakten ab. Global sei der Rückgang der Realzinsen mit einer Erhöhung der Sparquote einhergegangen. Zugleich kam es zu eiinem Rückgang der Investitionstätigkeit. Die Investitionsschwäche sei mit einer deutlich höheren Sparquote gekoppelt.

„Die jetzige Notenbankpolitik ist der Versuch, mit einem ungeeigneten Instrument, nämlich der Geldpolitik, die fehlenden Reformen in der Fiskalpolitik und Strukturpolitik auszugleichen“, warnt Weber. Das Kernargument, die Geldpolitik einzusetzen, sei, dass man in der jetzigen Situation jedes Instrument nutzen müsse. it diesem Argument werde der Blick von den Kernfragen abgelenkt.

Die Fortschritte in der Medizin führe jedes Jahr um eine zwei Monate verlängerte Lebenszeit. Länger Arbeiten und mehr Sparen sei die notwendige Konsequenz. Der medizintechnische Fortschritt habe Rückwirkungen auf die Pensionssysteme.

Innovation, die neue vierte industrielle Revolution, Digitalisierung, Automatisierung und Künstliche Intelligenz verändere die Jobwelt der Zukunft. Mehr Ungleichheit sei die Konsequenz, denn die gut ausgebildeten Arbeitskräfte würden einen größeren Beitrag zu dieser Entwicklung leisten können. Außerdem werden die Reichen mehr sparen als die Armen, so dass es auch deshalb zu einer Verschiebung kommen werde.

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