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Basel III kann nur mehr Druck bedeuten

Von Dr. Oliver Everling | 9.April 2011

Die Fremdfinanzierung von mittelständischen Unternehmen unter Basel II und III unterliegt einem Veränderungsbedarf, zeigt Prof. Dr. Christoph J. Börner von der Heinrich-Heine -Universität in Düsseldorf auf (www.duesseldorf-business-school.de). Er ist Inhaber des Lehrstuhls für BWL, insbesondere Finanzdienstleistungen. Börner sprach auf der Tagung „Braucht unsere Wirtschaft auch zukünftig eine Kreditmediation und was hat der Mittelstand davon?“ auf der Theodor-Heuss-Akademie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (www.freiheit.org).

Börner geht von den Transformationsfunktionen der Banken aus, dem Ausgleich von Asymmetrien in Bezug auf Volumina, Fristen und Risiken wie auch von Informationsasymmetrien. Banken treten in Verträge ein (Depositen, Kredite), vermitteln Verträge (Emission, Wertpapieranlage) und tragen zur effizienten Kapitalallokation bei.

Banken übernehmen daher zwangsläufig Risiken, können ihre Funktion aber nur erfüllen, wenn sie hinreichend „sicher“ ist. Die Regulierung soll die Funktionsfähigkeit des Bankensystems gewährleisten. Bankenregulierung liegt im Interesse der Gläubiger, Kreditnehmer und er Banken selber. „Zu viel“ Regulierung schränkt das Transformationspotenzial des Bankensystems ein. Gute Regulierung erleichtert die Nutzung des Bankensystems, ohne dessen Transformationspotenzial mehr als notwendig einzuschränken.

In besonderem Maße ist auf Banken angewiesen, wer keine alternativen Finanzierungs- und Anlagemöglichkeiten hat, wie „kleine“ Sparer oder Kreditnehmer ohne Kapitalmarktzugang. Angesichts der großen Zahl mittelständischer Unternehmen betrifft dies die meisten Unternehmen.

„Mit Basel II sollte der Risikoappetit von Banken gebremst werden“, sagt Börner und skizziert den auf Ratings basierenden Ansatz, mit dem die Unterschiedlichkeit der Risiken im Kreditgeschäft der Banken bei der bankaufsichtsrechtlichen Eigenmittelunterlegung berücksichtigt werden sollte.

Börner berichtet von den Basel II-Erfahrungen: Die Kreditkonditionen und -anforderungen haben sich gespreizt. Die Unternehmen haben Rating akzeptiert und die Eigenkapitalquoten erhöht. Bisher konnte eine Kreditklemme nicht nachgewiesen werden, da es zwischen 2005 bis 2009 nicht zu einer signifikanten Zunahme der Kreditrationierung kam. Das „Normalmaß“ an Kreditrationierung ergibt sich aus Informationsasymmetrien zwischen Bank und Kreditnehmern. Die Wahrscheinlichkeit der Kreditablehnung für bonitätsschwache Unternehmen ist 16fach höher als für bonitätsstarke Unternehmen (Umsatzrentabilität, Eigenkapitalquote, Gesamtkapitalrentabilität).

Die Reform der Eigenmittelunterlegung bringt keine Änderung des risiko- bzw. ratingorientierten Ansatzes, wohl aber eine Änderung der Struktur und der Höhe des erforderlichen Eigenkapitals sowie die Einführung einer risikoungewichteten Leverage-Ratio. KMU-Kredite bleiben „hoch riskantes“ Asset. Es kommen die Verschärfung und Vereinheitlichung der Regeln zur kurzfristigen Liquidität und die Schaffung einer Norm zu Sicherung der strukturellen Liquidität hinzu.

Die erhöhte Stabilität des Bankensystems kommt den KMU zu Gute, sagt Börner, jedoch sei das Problem der Prozyklizität noch nicht hinreichend geklärt. Der antizyklische Kapitalpuffer (0 bis 2,5 %) liegt im nationalen Ermessen und die Nutzbarkeit ist fraglich wegen der Signalwirkung. Stärker zukunftsorientierte Ratings sind nur bei entsprechender Prognosevalidität möglich.

Basel III erschwert die Kreditfinanzierung von KMU. Die Eigenmittelunterlegung nach Basel III sei zwar kein Strukturbruch, verstärke aber die bestehenden Tendenzen. Die Liquiditätsregulierung (NSFR) sei strukturell neu. Entweder gelingt es den Banken, die Belastungen in den Konditionen weiterzugeben (mit der Konsequenz entsprechender Weiterbelastung im Mittelstand), oder die Banken verlieren weiter an Rentabilität.

Themen: Bankenrating, Mittelstandsrating, Unternehmensrating | Kein Kommentar »

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