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China leuchtet nach der Olympiade weiter

Von Dr. Oliver Everling | 19.August 2008

„Drei Dinge, die nicht mit der Realität übereinstimmen“ – mit diesen eröffnet Dr. Rainer Schäfer, Head of Emerging Market and Country Risk Research vom Allianz Dresdner Economic Research seine Ausführungen anlässlich des Scope Presse-Roundtable „China-Zertifikate im Check“: „China ist an allem Schuld“, „an der Küste geht die post ab“,“ glänzende Augen westlicher Unternehmer“. Die Statistik spricht gegen diese Vorurteile, so sei beispielsweise der Anteil Chinas beim Verbrauch der meisten Rohstoffklassen noch gering..

Migration von Arbeit und Kapital, Bildung, Wirtschaftspolitik, Kapitalbildung und Finanzmarkt sprechen für die starken Wachstumsfaktoren Chinas. Gegen die Fortsetzung des hohen Wachstums sprechen die Demographie, Umweltfragen und der Weltmarkt, beleuchtet Schäfer die wichtigsten Faktoren. Die gesamtwirtschaftliche Sparquote liege bei über 50 %, damit liege China nach wie vor an der Spitze aller Schwellenländer. Aus Angst würde immer noch sehr viel gespart, wer in Shanghai zum Arzt gehe, gibt Schäfer ein Beispiel, zahle immer noch 85 % selbst. Am Finanzmarkt liege China noch Jahre hinterher, hier bestehe ein Nachholbedarf, von dem wesentliche Wachstumsimpulse ausgehen könnten.

Jahrelang blieb die Inflation in China trotz des hohen Wirtschaftswachstums relativ niedrig. Unter anderem verhinderten Kapazitätsüberhänge im Verarbeitenden Gewerbe sowie die staatlich fixierten Preise z. B. für Benzin einen stärkeren Preisdruck. Seit Sommer 2007 hat sich der Preisauftrieb beschleunigt und erreichte mit 8,7 % im Februar 2008 einen Höchststand seit zwölf Jahren. Dazu habe insbesondere die Verteuerung der Lebensmittel um über 20 % beigetragen, berichtet Schäfer.

„Vieles spricht für eine deutliche Konjunkturberuhigung in China“, sagt Schäfer. Das sehr hohe Wachstum habe zu einer Menge „Bottle-necks“ geführt, die zu eigenen Problemen führten. Dies habe die Regierung erkannt und dämpfe daher das Wachstum, so dass Schäfer von ca. 8,5 % für das nächste Jahr ausgeht.

In China herrsche Anlagenotstand, da zwar in Hongkong, aber nicht sonst im Ausland investiert werden könne. Die Anlagerestriktionen führen zu enormen Kursdifferenzen, die aufgrund der rechtlichen Voraussetzungen nicht durch Arbitrage ausgeglichen werden können. Der chinesische Aktienmarkt leide auch darunter, dass er nur einen kleinen Ausschnitt der chinesischen Unternehmen repräsentiere. Der Freefloat sei ca. 30 %, der Staat sei in der Regel Mehrheitsaktionär. Auch bei Property sei der Anlagenotstand groß, so dass in einzelnen Städten die Preise unglaublich in die Höhe schießen würden.

Die Wirtschaftspolitik sei durch einen pragmatischen Ansatz gekennzeichnet, aber in der Geld- un Wechselkurspolitik seien hoch negative Realzinsen, Schwierigkeiten in der Koordination der Zinspolitik, Überhitzung des Immobilienmarktes die wichtigsten Herausforderungen. Ein wichtiges Instrument sei die Kreditsteuerung. In der Wechselkurspolitik erwartet Schäfer kurzfristig wenig [Ä]nderung, außerdem werde sie in den Dienst des Arbeitsmarktes gestellt.

Die Fiskalpolitik sei durch die starke Zunahme der Ausgaben u. a. durch den Wiederaufbau (Sichuan-Erdbeben) und Zunahme der Subventionen für die Landwirtschaft (Nahrungsmittel) gekennzeichnet. Vieles sei im Budget nicht enthalten (z. B. Benzinpreis). Schäfer erwartet ein moderates Defizit und sieht noch einen guten Spielraum für höhere Infrastrukturausgaben. „Wir galuben nicht, dass nach der Olympiade die Lichter ausgehen“, fasst Schäfer zusammen. Kurzfristig geht es etwas nach unten, langfristig gehe es weiter nach oben, ist sich Schäfer sicher.

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