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Coface sieht gute Chancen für Photovoltaik

Von Dr. Oliver Everling | 21.Oktober 2015

Obwohl chinesische Unternehmen den Markt beherrschen, ist die Solarenergie mittelfristig ein aussichtsreicher Markt für europäische Unternehmen. Diese Ansicht vertritt der internationale Kreditversicherer Coface in einem neuen Branchen-Panorama. Zugleich steigen die Risiken in mehreren Branchen. Im dritten Quartal hat Coface deshalb die Bewertungen einiger Branchen aktualisiert, darunter Automobil und Energie.

Der Abschwung in der europäischen Solarenergie kam so überraschend wie ihr Aufschwung. Das Platzen der Blase zeichnete sich mit dem Ende der nationalen und europäischen Subventionen ab. Die aufeinander folgenden Wirtschaftsprobleme schwächten Unternehmen, deren Gewinne schwanden. Schließlich fiel Europa, das den Photovoltaik-Markt aufgrund der politischen Festlegung und der Zahl der Anlagen lange dominiert hatte, hinter Asien zurück. Dort sind nun 60 Prozent der weltweiten Anlagen.

Die Coface-Volkswirte halten diesen Abschwung in der europäischen Photovoltaik-Industrie aber für vorübergehend und bleiben optimistisch, was die mittelfristige Rolle im europäischen Energiemix angeht. Denn mittelfristig dürfte sich der Photovoltaiksektor wieder erholen, hauptsächlich durch eine europäische Energieintegration. “Für Unternehmen bieten die guten Aussichten der Branche Möglichkeiten im Bereich der Installation und Wartung der Solar-Panels. Die Herstellung der Panels wird dagegen ganz überwiegend in ausländischer Hand bleiben“, erklärt Coface-Economist Khalid Aït Yahia.

Derzeit sieht Coface für den Energie-Sektor insgesamt erhöhte Risiken, sowohl in Nordamerika, Asien als auch in Westeuropa. Diese drei Regionen untersucht der Kreditversicherer regelmäßig für seine Branchenbewertungen. Wegen des erneuten Preisrückgangs für Öl hat Coface die Energiebranche in allen drei Regionen in „hohes Risiko“ herabgestuft. Die führenden Ölgesellschaften reduzieren ihre Investitionen und schwächen damit auch die in der Produktionskette nachfolgenden Unternehmen. Nordamerika ist am stärksten von den fallenden Ölpreisen betroffen. Neben den drastischen Investitionskürzungen müssen die Öl-fördernden und –produzierenden Unternehmen hohe Schulden und Abwärtsdruck auf die Preise verkraften. In Westeuropa wurde die Branche in einigen Ländern von den Problemen mit der schleppenden Entwicklung der Schiefergasindustrie und vom Einbruch des Ölpreises getroffen. Unternehmen reduzieren ihre Investitionen. In den aufstrebenden Ländern Asiens halten sich die Auswirkungen der Ölproblematik in Grenzen. Denn die großen Ölgesellschaften sind staatlich kontrolliert und werden entsprechend gestützt. Allerdings dürfte es auch hier Nachwirkungen geben, etwa beim Zugang zu Finanzierungen.

Die Automobilindustrie durchläuft derzeit einige Veränderungen. In Nordamerika läuft es gut, vor allem auch wegen der steigenden Verkaufszahlen bei Luxusautos. In Westeuropa ist die Branche nach vielen strukturellen, auf Kostenreduktion zielenden Anpassungen wieder auf Wachstumskurs. Allerdings könnte der VW-Skandal das Bild trüben, besonders in Deutschland und Mittel- und Osteuropa. Schwierig ist die Situation in den aufstrebenden Ländern Asiens. Dort hat Coface die Branche auf „mittleres Risiko“ herabgestuft. In China legte der Absatz in den ersten acht Monaten nur um 2,6 Prozent zu. Die allgemeine Verlangsamung des chinesischen Wachstums und zunehmender Wettbewerb wirken sich auf die Hersteller aus. Sie müssen sich auf neue Wachstumsdimensionen einstellen, weit unterhalb der gewohnten zweistelligen Raten.

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