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„Durchwursteln“ bleibt Heises Hauptszenario

Von Dr. Oliver Everling | 13.November 2012

„Im nächsten Jahr könnte eine Stabilisierung der Konjunktur anstehen. Der Euro hat kräftig abgewertet, wenn man mal nicht auf den US-Dollar schaut. Die Abwertungen helfen dem Export. Der Rückgang der Anleihezinsen hat die Finanzierungsbedingungen verbessert. Zwar klagen die Italiener immer noch. Jeder Kioskbesitzer in Italien weiß inzwischen, was ein Spread ist“, berichtet Prof. Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt/Leiter Economic Research & Corporate Development der Allianz SE. Heise spricht auf der Morningstar Investment Konferenz in Frankfurt am Main.

Die deutsche Konjunktur stemme sich gegen die Krise, zeigt Heise am realen Bruttoinlandsprodukt. „Ein riesen Erfolg der deutschen Wirtschaft, den starken negativen Impuls aus den USA abzufedern. Eigentlich sind die Investitionsbedingungen gut, aber die Unternehmen investieren trotzdem nicht, weil die Eurokrise so stark verunsichert. Wir müssen wieder eine Standortdebatte bekommen, die Vorteile Deutschlands herauszustellen.“

Heise tritt der Vorstellung entgegen, sich angesichts der Erfolge nun zurücklehnen zu können und sich höhere Löhne leisten zu können usw. Steigende real verfügbare Einkommen, niedrige Kapitalmarktzinsen, kräftiger Wohnungsbau und schwächerer Euro sieht Heise als positive Impulse, „kräftige Impulse“, unterstreicht Heise.

Für den Euro sieht Heise eine engere Koordination der Wirtschafts- und Finanzpolitik mit begrenzter gemeinschaftlicher Haftung und einer rudimentären Bankenunion, sehr expansiver Geldpolitik, anhaltendem Schuldenabbau und Konsolidierung in der Peripherie wirken deflationär.

Insgesamt geht Heise von einem instabilen Gleichgewicht zwischen inflationären und deflationären Kräften aus. „Das Durchwursteln ist das Prinzip Europas. Von unterschiedlichen Interessen und Meinungsverschiedenheiten geprägt, ein langwieriger Prozess.“ Viele Kommentatoren im Ausland hätten prozphezeit, dass es mit dem „Durchwursteln“ nun vorbei sei. Statt großer Durchbrüche sei es aber beim Durchwursteln geblieben.

Man müssen aufhören, Europa nur unter finanziellen Aspekten zu diskutieren. Die politische Union berge große Chancen. Die institutionelle Struktur in Europa müsse weiter verbessert werden. Heise fordert dazu auf, stärker auch die politischen Impulse zu sehen, die vom Euro hin zu mehr europäischer Integration ausgehen.

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